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Editorial | Rassismus und Diskriminierung | bpb.de

Rassismus und Diskriminierung Editorial Anmerkungen zur Rassismus-Debatte Rassismus (nicht) beim Namen nennen Ethnische Diskriminierung – Störfaktor im Integrationsprozess Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz: Zwischenbilanz eines brüchigen Konsenses Identität, Repräsentation und Community-Empowerment Repräsentationspolitik in der postmigrantischen Gesellschaft Empowerment-Landkarte

Editorial

Asiye Öztürk

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In den vergangenen Jahren kritisierten sowohl die Vereinten Nationen als auch der Europarat den Umgang mit Rassismus in Deutschland. Angemahnt wurden unter anderem Reformen im Strafrecht, um rassistisch motivierte Taten besser zu erfassen und strenger zu ahnden, sowie eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Auch die Zivilgesellschaft wurde implizit stärker in die Pflicht genommen, offensiver und konsequenter gegen Rassismus vorzugehen: So "bedauert" der Europarat, "dass durch (…) Rassismus angefeuerte Hassreden selbst in öffentlichen Debatten auftauchen, ohne dass sie immer eindeutig verurteilt werden".

Der Vorwurf des Rassismus wiegt schwer: Er besagt nichts Geringeres als die Missachtung des humanistischen Kerns moderner Gesellschaften – das Axiom der vorbehaltlosen Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen. Kritisiert wird dabei, dass Menschen entlang biologischer, religiöser, kultureller oder anderer Merkmale in homogene Gruppen eingeteilt und die als negativ bewerteten Eigenschaften zu unveränderbaren "Wesens- und Charakterzügen" der jeweiligen Gruppen erklärt werden. Dieser Zuschreibungsprozess (Rassialisierung) findet unabhängig vom tatsächlichen Verhalten der Menschen statt; vielmehr sind gesellschaftliche Kontexte ausschlaggebend dafür, ob es zu einer Ungleichbehandlung aufgrund der Hautfarbe, des Geschlechts, des Aussehens oder anderer Merkmale kommt.

Rassistische Ausschlüsse dienen unter anderem der Legitimation bestehender oder erzeugen neue Ungleichheiten. Opfern von Rassismus werden Teilhabechancen vorenthalten, nicht wenige bezahlen gar mit dem Tod: Trauriger Höhepunkt dieses Teils der deutschen Nachkriegsgeschichte sind die Morde des "Nationalsozialistischen Untergrunds". Vor diesem Hintergrund gilt es, beim Erkennen und Benennen von Rassismus mit Sorgfalt vorzugehen. Wo fängt Rassismus an, und welche Formen gibt es? Welche individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen sind mit ihm verbunden? Welche Möglichkeiten haben Betroffene, ihre Erfahrungen sichtbar zu machen? Wie können rassistische Diskriminierungen gemessen und bekämpft werden?

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