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Editorial | Müll | bpb.de

Müll Editorial Deponierte Schätze. Archäologien des Mülls als Spiegel der Gesellschaft Was passiert mit unserem Müll? Nationaler Müllkreislauf und internationale Müllökonomie Müllgovernance in Deutschland und Europa Zur falschen Zeit am falschen Ort. Müll als Ressource Müll als Strukturfaktor gesellschaftlicher Ungleichheitsbeziehungen Recycelte Sprachbilder. Kleine Geschichte deutscher Abfalldiskurse bis 1990 Zero Waste. (K)ein Ding der Unmöglichkeit?

Editorial

Johannes Piepenbrink

/ 2 Minuten zu lesen

Der Lebensstil in den von Massenkonsum geprägten Gesellschaften geht einher mit der Produktion unfassbarer Mengen an Müll. Je nach Quelle und Abfalldefinition unterscheiden sich die Mengenangaben zwar erheblich, aber der grundsätzliche Befund bleibt immer derselbe: Wir erzeugen zu viel Müll; weitere Bemühungen zur Abfallvermeidung sind unumgänglich. Die Problematik fällt nicht nur zu Weihnachten auf, sie ist zu einem Dauerthema geworden: Insbesondere über die Zunahme von Verpackungsmüll und die fortschreitende Verschmutzung der Weltmeere durch Mikroplastik wird regelmäßig berichtet und politisch diskutiert.

Deutschland ist einer der größten Müllproduzenten in Europa. Das ist kein Zufall, gilt Hausmüll doch als zuverlässiger Wohlstandsindikator. Dabei ist Müll keineswegs eine statische Kategorie: Was die einen wegwerfen, ist für die anderen oft etwas wert. Dies gilt auch für die globalisierten Abfallströme: Unter anderem getrieben durch den seit den 1990er Jahren etablierten Recycling-Ansatz ist Müll zu einem weltweit gehandelten und begehrten Wirtschaftsgut geworden. So wird über ein Zehntel des in Deutschland anfallenden Kunststoff-Verpackungsmülls exportiert und im Ausland, vor allem in Asien, verwertet. Dass ökologische Erwägungen bei dieser Art von "Entsorgung", wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielen, liegt auf der Hand.

Längerfristig erscheint es indes nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch vielversprechender, statt auf den Export des Mülls auf die Wiedergewinnung genutzter Rohstoffe zu setzen. In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland wäre es geradezu fahrlässig, das in dieser Hinsicht vor allem in Elektromüll schlummernde Potenzial, etwa an Metallen und Seltenen Erden, nicht auszuschöpfen. Hierbei sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt: Schätzungen zufolge lagern über 120 Millionen ausgemusterte Althandys in deutschen Haushalten.