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Presseschau vom 23.5. | bpb.de

Presseschau vom 23.5.

Erik Meyer

/ 6 Minuten zu lesen

Falsche Profilbildung

Mehrere Beiträge beschäftigen sich mit irreführenden Aktivitäten zur Unterstützung von Inhalten der AfD bei Twitter: "Erster Schritt dieser neuerlichen Recherche zu den Twitter-Aktivitäten der AfD waren auffällige Accounts, welche die Partei unterstützten und offenbar für die Europawahl 2019 angelegt waren. Diese Accounts mit Namen wie @Franzoesinnen, @Griechinnen, @Polinnen, @Zypriotinnen oder @AfD_Bulgaria, @AfD_Polska, @AfD_Ungarn wurden in einem Blogbeitrag der Journalistin Andrea Becker beschrieben und waren Ausgangspunkt der Recherche", schreibt Markus Reuter beim Blog "Netzpolitik":

Externer Link: netzpolitik.org
Fälschen, züchten und verstärken: Fragwürdige Twitter-Tricks bei der AfD

Auf Twitter haben die AfD und ihr Umfeld fragwürdige Methoden und Tricks genutzt, um die Partei größer aussehen zu lassen. Eine gemeinsame Recherche von netzpolitik.org und t-online.de ist auf zahlreiche Fälle gestoßen, in denen mit eigens dafür erstellten Accounts Stimmung für die Partei und über koordinierte Retweets Abgeordneten künstlich Relevanz zugesprochen wird.

Was an den Praktiken aus der Perspektive der Meinungsbildung problematisch ist, formuliert der Autor in diesem Tweet:

Externer Link: Tweet von Markus Reuter (© Screenshot: twitter.com)

Im betreffenden Bericht von Lars Wienand bei t-online.de wird auch der mögliche Effekt der Manipulationen reflektiert: "Der Politikberater, Blogger und Autor Martin Fuchs hat Einblick in die Rechercheergebnisse bekommen und wundert sich: 'Ich frage mich auch, warum das gemacht wird. Die Effekte für die Wahlmobilisierung erscheinen mir äußerst gering, die Gefahr der Aufdeckung und Skandalisierung aber extrem hoch.'"

Externer Link: t-online.de
Wie die AfD auf Twitter täuscht und trickst

Exklusive Recherche Wie die AfD auf Twitter täuscht und trickst Von Lars Wienand Wundersame Wandlungen: Wie die AfD ihre Twitter-Accounts instrumentalisiert AfD-Accounts auf Twitter: Die Profile von Kampagnen und Politikern der Partei wechseln munter ihren Namen und ihren Zweck und lassen den Nutzer gezielt im Dunkeln.

Eine Variante der thematisierten Vorgehensweise beschreibt Patrick Gensing beim ARD-faktenfinder unter anderem an diesem Beispiel "Auch das Konto 'Emma Richter' verkleidet sich mit einem gestohlenen Profilbild und twittert politisch im Sinne der AfD. Hier werden - wie auf ähnlichen Accounts - recht aufwändig Inhalte erstellt, die von mutmaßlichen Fake-Profilen, aber auch realen Personen weiterverbreitet werden."

Externer Link: tagesschau.de
Wahlkampf auf Twitter: Fake-Profile für die AfD

Im Europawahlkampf sind auf Twitter anonyme Konten aktiv, die Zehntausende Tweets für die AfD absetzen. Viele geben sich als Frauen aus, die Profilbilder wurden im Netz geklaut. Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder Jung, weiblich, hyperaktiv - so treten auf Twitter diverse Konten auf, die Tausende von Tweets im Sinne der AfD veröffentlichen.

Die britische Monitoring-Initiative "Who targets me" hat ein Ranking der EU-Mitgliedsstaaten im Hinblick auf die Ausgaben für politische Werbung bei Facebook im Vorfeld der Europawahl vorgelegt. Zur Relevanz im Kontext der Diskussion um digitale Desinformation wird angemerkt: "'Highly targeted advertising allows political groups to spread different messages to different groups of voters - entirely individual to the voter’s feed and taking place beyond public scrutiny,' says Louis Knight-Webb of Who Targets Me. You can be advertised to based on your age, gender, likes and dislikes, behaviours and attitudes, appealing to your interests or playing off your prejudices. All the while your neighbour can receive an entirely different campaign.'”

Externer Link: Beitrag von medium.com (© Screenshot: medium.com)

Johannes Kuhn hat sich für die Süddeutsche Zeitung mit aktuellen Studien zu problematischen Inhalten und Profilen auf den Plattformen befasst. In seinem Beitrag wird auf ein relevantes Defizit der Datenanalysen hingewiesen: "'Nur explizit öffentliche Postings können über Programmierschnittstellen erfasst werden. Geschlossene und private, egal wie viele Tausend Menschen sie nutzen, können nicht automatisiert erfasst werden', so der Social-Media-Analyst Luca Hammer. 'Ein Gesamtbild gibt es also nicht, immer nur Annäherungen.'"

Externer Link: sueddeutsche.de
Müllnachrichten für die Eurosphäre

Desinformation vor den Europawahlen? Auf den ersten Blick kommen zwei Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Analyse der Meinungsbildung auf Social Media wird schwieriger - aus Datenschutzgründen, aber auch durch die Standards der Plattformen. Das Transparenzregister für politische Werbung weist deutliche Lücken auf.

Auch Natasha Lomas hat sich für das Online-Magazin Techcrunch mit dem Avaaz-Report über europäische Fake-Profilen und Desinformation bei Facebook auseinandergesetzt und ist entsetzt über die Plattform: "The bottom line is that even if Facebook dedicates far more resource (human and AI) to rooting out ‘election interference’ the wider problem is that a commercial entity which benefits from engagement on an ad-funded platform is also the referee setting the rules. Indeed, the whole loud Facebook publicity effort around 'election security' looks like a cynical attempt to distract the rest of us from how broken its rules are. Or, in other words, a platform that accelerates propaganda is also seeking to manipulate and skew our views."

Externer Link: TechCrunch
Facebook found hosting masses of far right EU disinformation networks

A multi-month hunt for political disinformation spreading on Facebook in Europe suggests there are concerted efforts to use the platform to spread bogus far right propaganda to millions of voters ahead of a key EU vote which kicks off tomorrow. Following the independent investigation, Facebook has ...

Bei Spiegel Online berichten Markus Becker und Patrick Beuth ergänzend über die Reaktion der Plattform, wo eine Reihe von Konten im Anschluss gelöscht wurden: "Doch einige andere Beispiele, die im Avaaz-Bericht beschrieben sind, stellen nicht zwingend einen Verstoß gegen Facebooks Richtlinien dar. Das Unternehmen hat nach Angaben der Sprecherin auch keinen Hinweis auf 'coordinated inauthentic behavior' gefunden, also eine gezielte Vernetzung mehrerer Nutzer unter falscher Identität. Das war bisher jener Ansatz, über den das Unternehmen Desinformations-Netzwerke lahmlegte, unabhängig von den verbreiteten Inhalten."

Externer Link: spiegel.de
Bürgerbewegung Avaaz warnt Facebook vor rechter Propaganda-Flut

"Europa ertrinkt vor den Europawahlen in Falschnachrichten" - das ist das Urteil von Avaaz nach einer groß angelegten Untersuchung auf Facebook. Die Online-Plattform hat nach eigenen Angaben mehr als 500 verdächtige Seiten und Gruppen an Facebook gemeldet, die Desinformationen und Hass von Rechtspopulisten oder deren Unterstützern verbreiten.

Aus der Perspektive des Online-Angebots euvsdisinfo.eu, das sich im Rahmen der strategischen Kommunikation der EU ausschließlich mit Formaten der Desinformation befasst, die Russland zugeordnet werden, wird die Wahrnehmung der aktuellen Situation problematisiert: "expectations of a massive coordinated influence campaign, targeted hack-and-leak operation, or other dramatic cyberattack have seemingly fallen short. The observed level of disinformation and manipulated online activity has been pretty much, well… normal."

Externer Link: EU vs DISINFORMATION
EU Elections Update: Reaping What Was Sown - EU vs DISINFORMATION

This week, European citizens head to the polls to vote in the European Union's ninth parliamentary elections. 751 MEPs will be elected to represent over 512 million people from the EU's 28 member states, thus assuming major influence over European policy-making for the next five years.

Gert Scobel diskutiert in seiner 3sat-Sendung um 21.00 Uhr über das Thema "Medien, Macht und Manipulation". Gäste sind die Journalistin Ingrid Brodnig, der Soziologe Dirk Baeker und der Kommunikationswissenschaftler Martin Emmer: "Heute machen sich Populisten in Europa und auf der ganzen Welt die sozialen Medien zunutze und erlangen dank ihrer Hilfe in atemberaubendem Tempo politische Macht. Alte Mächte in Wirtschaft und Politik weichen neuen Mächten, alte mediale Öffentlichkeit hat längst einer Vielzahl von digitalen Öffentlichkeiten Platz gemacht. Welche Chancen bieten die 'neuen Medien' – immer noch? Und mit welchen neuen Gefahren der Manipulation müssen wir in Zukunft rechnen?" Um 20.15 Uhr wird dort bereits die Dokumentation "Das manipulierte Bild" gesendet.

Externer Link: 3sat
Medien, Macht und Manipulation

Google, Instagram, Amazon oder Airbnb bestimmen Leben und Alltag. Gert Scobel diskutiert mit Gästen auf den Medientagen Mitteldeutschland in Leipzig über "Medien, Macht und Manipulation". Deutschland 2019 Sendetermin 23.05.2019 21:00 - 22:00 Uhr Sendetermin 23.05.2019 21:00 - 22:00 Uhr Die digitalen Medien: anfangs die Verheißung einer transparenten Wissensgesellschaft, heute Bedrohung für die Demokratie?

Fussnoten

ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist und Dozent zur Digitalisierung in Politik, Pop und Erinnerungskultur. Er ist Autor von „Zwischen Partizipation und Plattformisierung: Politische Kommunikation in der digitalen Gesellschaft“ (2019)