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Diplomaten am Ball Der Fußball als Gradmesser für die deutsch-israelischen Beziehungen

Ronny Blaschke

/ 22 Minuten zu lesen

Der Austausch zwischen Sportlern aus Israel und Deutschland stellte eine wichtige Etappe auf dem Weg zu diplomatischen Beziehungen dar. Schon 1957 schickte Israel seine besten Trainer nach Deutschland. Auch die europäische Makkabiade ist Sportfest und politisches Forum. Bis heute stellen die Spiele ein Symbol jüdischer Identität dar.

Der DFB bot die Ausbildung zum Fußballlehrer ab 1957 wieder zentral an der DSHS an und übertrug Hennes Weisweiler die Leitung. In den 13 Lehrgängen, die unter seiner Führung bis 1970 stattfanden, erlangten insgesamt 255 Teilnehmer ihren Abschluss. Günter Netzer, Hennes Weisweiler und Helmut Grashoff 1970. Helmut Grashoff war langjähriger Manager von Borussia Mönchengladbach. (@ picture alliance/nordphoto)

Am 12. Mai 1965, zwanzig Jahre nach der Schoah, nahmen Israel und Deutschland diplomatische Beziehungen auf. Unterhalb dieser offiziellen Ebene bestanden bereits vielfältige Partnerschaften mit dem Ziel der Vertrauensbildung. Auch im Sport: Die deutschen Funktionäre Carl Diem und Willi Daume bemühten sich in den fünfziger Jahren um einen Austausch. Damals mussten sich israelische Athleten Wettkämpfe gegen deutsche Gegner von ihrer Regierung genehmigen lassen. In Israel bestand ein Auftrittsverbot für deutschsprachige Künstler. Willi Daume, Präsident des Deutschen Sportbundes, folgte 1957 einer Einladung nach Israel. Daume war der erste Repräsentant der Bundesrepublik im jüdischen Staat. Er überreichte dem israelischen Sportverband eine Spende für ein neues Gebäude. Die Jüdische Allgemeine berichtete in Deutschland auf ihrer Titelseite.

1963 besuchte eine Gruppe der Sporthochschule Köln das Wingate-Institut in Netanya, die wichtigste Sportuniversität Israels. „Unsere Reise wurde penibel vorbereitet. Wir haben einen Sprachunterricht in Hebräisch genossen, der achtzig bis hundert Worte umfasste“, erinnert Manfred Lämmer, der damals als 20 Jahre alter Student an der Reise teilnahm. „Zu unserer Überraschung hatten sich alle Vorsichtsmaßnahmen, die wir im Vorfeld erörtert haben, als unbegründet erwiesen“. Lämmer hat mehr als dreißig Jahre das Institut für Sportgeschichte in Köln geleitet, einer seiner Forschungsschwerpunkte: die deutsch-israelischen Sportbeziehungen. Zwischen der Sporthochschule und dem Wingate-Institut entstand 1971 die erste deutsch-israelische Hochschul-Partnerschaft, am Austausch beteiligt waren seitdem mehr als 200 Dozenten.

In den fünfziger und sechziger Jahren wollten Israelis und Deutsche nach vorn blicken. In der Bundesrepublik fanden ehemalige Stützen des Nazi-Regimes neue Aufgaben. Der einstige kommissarische Reichssportführer Karl Ritter von Halt wurde Präsident des westdeutschen Olympischen Komitees. 1936 hatte er noch bei den Olympischen Spielen in Berlin die Ausladung der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann vorangetrieben. Bei den Winterspielen im selben Jahr in Garmisch-Partenkirchen leitete er die Organisation. „Getreu dem Befehl unserer Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler“, wie er es in einer seiner Reden formulierte.

Seit 1957 schickte der Israelische Fußballverband seine besten Trainer nach Köln

Wie Karl von Halt war auch Willi Daume Mitglied der NSDAP gewesen, zudem Informant der SS. Das geht aus einer Dissertation des Historikers Jan C. Rode hervor. Halt und Daume machten sich nun für den israelischen Sport stark. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte 1957: „Der Sport lässt die Vergangenheit vergessen“. Ließen sich die Funktionäre von Schuldgefühlen treiben? Die Israelis interessierten sich kaum für die Herkunft ihrer deutschen Freunde, erinnert der Historiker Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität Jerusalem:

QuellentextMoshe Zimmermann, Historiker

In Israel bemühte man sich Ende der fünfziger Jahre um eine Normalisierung – und die beruhte auf Ignoranz. Man interessierte sich nicht dafür, was die neuen deutschen Förderer gemacht haben. Herr Daume kommt – was hat er vor 1945 getan? Die Frage stellte man sich nicht. Man wollte pragmatisch agieren.

Für diesen Pragmatismus lassen sich vor allem im Fußball Indizien finden. Seit 1957 schickte der Israelische Fußballverband seine besten Trainer nach Köln. Im Land des Weltmeisters von 1954 sollten sie das Diplom des DFB erwerben. Zu den ersten Absolventen zählte Emanuel Schaffer, aufgewachsen im Ruhrgebiet. Seine Familie wurde vermutlich 1941 ermordet, bei einer Massenerschießung auf dem Gebiet der heutigen Westukraine. Schaffer freundete sich in Köln mit Hennes Weisweiler an. Die deutsche Trainer-Ikone gab im Juli 1968 einen Kurs am Wingate-Institut in Netanya. Wenige Monate später reiste die deutsche Jugendnationalmannschaft zu einem Trainingslager nach Israel. Mit dabei: die späteren Welt- und Europameister Uli Hoeneß und Paul Breitner. Ihre Testspiele fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, berichtet der Sport- und Kulturwissenschaftler Robin Streppelhoff in seiner Dissertation „Gelungener Brückenschlag“ über den Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen. Erst 1969 lockerte die israelische Regierung die Sicherheitsvorkehrungen.

Die Fußballnationalmannschaft von Israel 1969, (v.l.): Mordechai Spiegler, Itzhak Visoker, Shraga Bar, Menachem Beollo, Rachamin Talbi, Jehishua Feigenbaum, Shmuel Rosenthal, Zvi Rosen, Aharon Shuruk, Itzhak Shu, Giora Spiegel. (@ picture-alliance/dpa)

Als erste deutsche Vereinsmannschaft war im Sommer 1969 der FC Bayern Hof in Israel zu Gast. Einer seiner Gegner: Petach Tikwa und dessen Gastspieler Mordechai Spiegler, der zum bekanntesten Kicker Israels aufsteigen sollte. 1970, bei der einzigen WM-Teilnahme seiner Heimat in Mexiko, schoss er das einzige Tor, zum 1:1 gegen Schweden. Die Familie Spieglers war während des Krieges quer durch Europa vor den Nazis geflohen – sie überlebte. Diese Erfahrungen prägten Spiegler, wie er im Interview erzählt: "Als ich zehn war, 1954, fand die WM in der Schweiz statt. Im Endspiel standen sich Deutschland und Ungarn gegenüber. Ich habe Ferenc Puskás verehrt, den Kapitän der ungarischen Mannschaft. Als der deutsche Sieg besiegelt war, habe ich geweint. Als jüdischer Junge galt für mich: Deutschland sollte niemals gewinnen."

In den sechziger Jahren änderte sich Spieglers Wahrnehmung, gegen Bayern Hof blickte er noch verhalten auf die Gäste aus Deutschland. Doch dann, im August 1969, reiste Spiegler mit der israelischen Nationalmannschaft zu einem Trainingslager in die Sportschule Hennef. In Frechen bei Köln fand das erste Länderspiel gegen Deutschland statt. Gegner der Israelis war die deutsche Olympia-Auswahl. Die Resonanz der Medien: bescheiden. Nun reisten immer mehr israelische Vereine nach Deutschland. Spiegler schloss Freundschaften, sagt er, doch über die Vergangenheit sprachen sie nicht:

QuellentextMordechai Spiegler, israelischer Fußballspieler

Warum sollten wir über eine Vergangenheit sprechen, an der wir nicht beteiligt waren? Ich habe Spieler wie Günter Netzer nie gefragt, was ihre Eltern im Krieg gemacht haben. Um die Geschichte sollten sich die Historiker kümmern. Ich wollte auf dem höchsten Niveau Fußball spielen. Ich habe die Politik hinter mir gelassen. Hass sollte in meinem Leben keine Rolle spielen.

Borussia Mönchengladbach reiste 1970 unter Geheimhaltung nach Tel Aviv

Die sechziger Jahre waren für den Aufbau deutsch-israelischer Beziehungen von großer Bedeutung. Der Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961 und die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt ab 1963 führten zu einer Debatte über deutsche Verbrechen. 1967, während des Sechstagekrieges, stand die Bundesrepublik an der Seite Israels. Das Deutschland-Bild vieler Israelis erhielt positive Konturen, schildert Robin Streppelhoff, der im Bundesinstitut für Sportwissenschaft tätig ist. So plante Borussia Mönchengladbach Anfang 1970 eine Reise nach Israel. Der Ausflug geriet in Gefahr, wegen eines Anschlags auf eine Maschine der israelischen Fluglinie El Al auf dem Münchner Flughafen. Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher stellte den Gladbachern ein Flugzeug der Bundesluftwaffe zur Verfügung, unter Geheimhaltung. Mit an Bord: der damals 26 Jahre alte Spieler Herbert Laumen. „Unsere Frauen waren nicht begeistert“, sagt Laumen im Interview, „Der ganze Laderaum frei war. Nur die Mannschaft und zwei oder drei Sicherheitsbeamte saßen in der Maschine. In Tel Aviv ist das Flugzeug Tag und Nacht bewacht worden.“

Günter Netzer mit seinem israelischen Mannschaftskameraden Schmuel Rosenthal bei Borussia Mönchengladbach. Schmuel Rosenthal wurde 1972 von Borussia Mönchengladbach verpflichtet und war der erste israelische Fußballer, der einen Profivertrag in Europa erhielt. (@ imago)

Von den israelischen Medien wurde Mönchengladbach freundlich begrüßt. Trainer Weisweiler wurde am Flughafen live im Radio interviewt, bis dahin war die deutsche Sprache im Rundfunk tabu gewesen. Die Borussia besiegte die israelische Nationalmannschaft in Tel Aviv 6:0. Bis in den frühen Morgen wurden die Gladbacher von jungen Israelis gefeiert. Bis 2008 bestritt Mönchengladbach 27 Spiele gegen israelische Teams. Auch andere Mannschaften verbrachten ihre Trainingslager in Israel. Der 1. FC Köln, der ab 1976 von Weisweiler trainiert wurde, war allein sieben Mal im heiligen Land. Eine gemeinsame Gedenkkultur für die Opfer des Holocaust gab es damals noch nicht, erzählt Martin Krauß. Der freie Journalist betreut bei der Jüdischen Allgemeinen die Sport-Themen und hat sich intensiv mit den deutsch-israelischen Fußball-Beziehungen beschäftigt. Die deutschen Mannschaften wollten sich im milden Winter auf die Rückrunde vorbereiten.

Größter Rückschlag für die Beziehungen war das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München

Deutlich wird der positive Blick auf Israel im Spielfilm „Libero“ von Regisseur Wigbert Wicker. Der 85 Minuten lange Streifen, der 1973 in den Kinos gezeigt wurde, zeichnet ein Porträt Beckenbauers zwischen Fußball und Alltag. Einige Szenen, die Ausgelassenheit und Entspannung Beckenbauers vermitteln, spielen am Strand von Tel Aviv. Martin Krauß: „In den siebziger Jahren ist Israel zu einer sehr attraktiven Gesellschaft aufgestiegen. Der Film spiegelt dieses Aufbruchsgefühl wieder und bettet sich ein in die israelischen Erfolge in Kunst und Kultur.“ Zu nennen sind die Schauspielerin Daliah Lavi oder das Gesangsduo Esther und Abi Ofarim.

In Kultur, Kunst, Sport etablierte sich ein Netzwerk zwischen Deutschen und Israelis. Journalisten des Sportinformationsdienstes kooperierten mit israelischen Kollegen, deutsche Sportartikelhersteller bauten einen Produktionsstandort an der Grenze zum Libanon. Als erster deutscher Trainer ging Uwe Klimaschefski zu einem israelischen Verein, Hapoel Haifa. Als erster israelischer Spieler wechselte Schmuel Rosenthal zu einem deutschen Klub, Mönchengladbach.

Ein großer Rückschlag für die Beziehungen war das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München, bei dem elf israelische Sportler und ein Polizist ums Leben kamen. Auf deutschem Boden. Doch schon drei Wochen nach Olympia reiste eine Gruppe der Sporthochschule Köln ans Wingate-Institut, wo viele der ermordeten Sportler und Trainer einst gelehrt haben. „Die Ereignisse von München haben in keiner Weise die Beziehungen beeinträchtigt“, sagt Sporthistoriker Manfred Lämmer. „Sie haben sie sogar enger gestaltet, weil wir uns beide als die Angegriffenen betrachteten.“

Im Spitzenfußball prägten wenige Personen den deutsch-israelischen Austausch: Das Gespann Weisweiler und Schaffer, sowie Helmut Grashoff, der langjährige Manager von Borussia Mönchengladbach. Ihr Engagement täuschte über das Verhalten anderer Vereine und des Deutschen Fußball-Bundes hinweg, meint der Berliner Journalist Martin Krauß. Der DFB unterstützte zwar den Israelischen Verband bei der Verankerung in den europäischen Strukturen, nachdem ihn seine arabischen Nachbarn boykottiert hatten. Doch ein angemessenes Bewusstsein gegenüber dem jüdischen Staat leitete der Verband aus seiner Vergangenheit nicht ab.

Mit wenigen Ausnahmen: Der hochangesehene Trainer Sepp Herberger wollte 1972 ein verdrängtes Kapitel der Fußball-Geschichte in die Öffentlichkeit rücken. Der DFB hatte in seiner Geschichte nur zwei jüdische Nationalspieler: Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm schoss Fuchs beim 16:0 gegen Russland zehn Tore. Ein Rekord, den der DFB nach 1933 aus seinen Büchern löschte. Julius Hirsch wurde 1943 in Auschwitz ermordet, Gottfried Fuchs floh nach Kanada. Herberger wollte seinen Brieffreund Fuchs zur Eröffnung des Olympiastadions 1972 nach München einladen. Doch der DFB wollte die Reisekosten nicht übernehmen. Damals saßen dreizehn Männer im Vorstand des DFB, zwei waren in der NSDAP gewesen. Diese Episode wurde erst 2012 durch den Sporthistoriker Werner Skrentny öffentlich gemacht, in seiner Biografie über Julius Hirsch. Wie hätten die Israelis darauf wohl 1972 reagiert?

Zum Abschluss einer einstündigen Gedenkfeier am 23. März 1987 legen Klaus Allofs (l.) und Lothar Matthäus (2. v.l.) für die deutsche Fußballnationalmannschaft sowie Rudi Bommer (2. v.r.) und Alois Reinhardt (r.) für das Olympia-Team im Beisein von DFB-Präsident Hermann Neuberger (Mitte) Kränze für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem nieder. Die deutschen Fußballer treffen am 25. März 1987 zu Länderspielen in Tel Aviv auf Israels A- und Olympia-Mannschaften.(@ picture-alliance/dpa)

Das erste A-Länderspiel zwischen Israel und Deutschland fand am 25. März 1987 statt, erst 22 Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die Israelis zahlten dem DFB für dessen Gastspiel nach eigenen Angaben 100.000 Dollar. „Es war ein deutscher Auftritt mit Peinlichkeiten“, sagt der freie Publizist Alex Feuerherdt, der in zahlreichen Artikeln und Vorträgen den israelischen Fußball thematisiert hat. Das Stadion in Ramat Gan nahe Tel Aviv war beim 2:0-Sieg der Deutschen 1987 zur Hälfte gefüllt. Staatspräsident Chaim Herzog blieb dem Spiel fern und empfing auch keinen DFB-Vertreter. Arieh Kraemer, Vizepräsident des israelischen Fußballverbandes, verließ das Stadion aus Protest gegen das Abspielen der deutschen Hymne. In der Gedenkstätte Yad Vashem musste der deutsche Nationalspieler Hans Pflügler laut der israelischen Zeitung Maariv darüber informiert werden, dass er sich nicht in einer Gedenkstätte für gefallene Soldaten befinde. Manche Spieler hätten versucht, ihr „gelangweiltes Gähnen zu tarnen“, schrieb die Zeitung Chadaschot.

Nur 17 Jahre nach der umjubelten Mönchengladbacher Premiere in Tel Aviv 1970 stand die israelische Öffentlichkeit dem DFB kritisch gegenüber, sagt der Historiker Moshe Zimmermann, der unter anderem in Heidelberg, Kassel und München als Gastprofessor gelehrt hat:

QuellentextMoshe Zimmermann, Historiker

Ab etwa 1980 meldete sich eine neue Generation zu Wort, die den Krieg nicht selbst erlebt hat. Diese zweite Generation nach dem Holocaust hat die Geschichte hinterfragt. Schriftsteller, Sänger und Politiker betrachteten die deutsche Mannschaft als eine Art Vertreterin der deutschen Vergangenheit. Und so machte sich an vielen Stellen eine negative Einstellung gegenüber Deutschland breit.

Die deutsche Wiedervereinigung weckte bei vielen Israelis Ängste vor einem mächtigen Deutschland. Die Anschläge auf Asylbewerber in Rostock, Mölln oder Hoyerswerda verstärkten diese Ängste, sagt Moshe Zimmermann. „Viele Menschen hatten den Eindruck, dass ein Viertes Reich im Kommen ist.“ Zu spüren war das während der Fußball-WM 1994 in USA. Die meisten Israelis wollten die deutsche Auswahl verlieren sehen. Zimmermann: „Es war gegen Deutschland eine neue Reserviertheit zu spüren.“ Diese Bedenken spürte die DFB-Auswahl 1997 beim zweiten A-Länderspiel. Israeliasche Zeitungen zitierten einen Dialog in Yad Vashem zwischen dem Nationalspieler Mario Basler und seinem Trainer Berti Vogts. So stellte Basler beim Anblick eines Fotos, auf dem ein KZ-Wärter einen Juden exekutieren will, die Frage: „Das kann doch nicht wahr sein! Hat’s so etwas wirklich gegeben, Trainer?“ Woraufhin Vogts geantwortet habe: „Doch, so war es.“ Das verbandseigene DFB-Journal bilanzierte hingegen: „Anerkennung erntete die DFB-Equipe für ihr besonnenes Auftreten beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, das ein weitweit positives Echo auslöste.“

Seit 2008 reisen Jugendteams des DFB regelmäßig nach Israel

Theo Zwanziger stieß als DFB-Präsident politische Projekte an. Der Verband ließ seine Rolle im Dritten Reich erforschen. Er würdigte Initiativen gegen Diskriminierung mit dem Julius-Hirsch-Preis. 2006 ließ die fröhliche Atmosphäre während der heimischen WM das Ansehen Deutschlands in Israel wachsen, zahlreiche Fanklubs von deutschen Vereinen entstanden. Ohne diesen Wandel wäre Kanzlerin Angela Merkel 2008 bei ihrer Rede in der Knesset, dem israelischen Parlament, nicht so freundlich empfangen worden, vermutet Moshe Zimmermann.

Im Dezember 2013 besucht die deutsche U-18-Auswahl die nationale Gedenkstätte Yad Vashem. (@ Ronny Blaschke)

Im selben Jahr begründete der DFB eine Tradition: Jährlich im Dezember reist die Auswahl der Unter-Achtzehnjährigen zu einem Turnier nach Israel. Gemeinsam mit der israelischen Auswahl besucht das deutsche Team an einem Vormittag Yad Vashem. Neben den Jugendlichen gehören wechselnde Vertreter der Regionalverbände zur DFB-Delegation, die meist zum ersten Mal in Israel sind. Mit Dossiers und Workshops werden sie schon in Deutschland vorbereitet. So haben seit 2008 mehr als 150 Jugendspieler die heiligen Stätten von Jerusalem besucht, die sie ohne Fußball vielleicht nie kennengelernt hätten. 2013 gehörte der Kölner Lucas Cueto zur deutschen Reise-Gruppe:

QuellentextLucas Cueto, Fußballspieler

Mich hat vor allem beeindruckt die Freundlichkeit der Menschen. Ich hatte da einige Vorbehalte, auch wie die mit uns umgehen, ob die Geschichte noch eine Rolle spielt. Aber die Menschen hier sind sehr, sehr freundlich. Wir sollten das auf jeden Fall alle mit nach Hause nehmen und auch unseren Familien erzählen. In der Schule kann man das gar nicht so ausführlich machen, wie es hier möglich ist.

In Sportpolitik und Wissenschaft ist der Dialog zwischen Israel und Deutschland selbstverständlich geworden. Im Februar 2015 fand in der Schwabenakademie Irsee im südlichen Bayern eine Tagung zu den deutsch-israelischen Fußballbeziehungen statt. Es war die achte sporthistorische Konferenz in Irsee, ins Leben gerufen von Akademiedirektor Markwart Herzog. Auf der Leistungssportebene ist der Austausch nicht so selbstverständlich. Erst zwei deutsche Trainer waren in der höchsten israelischen Liga tätig: Uwe Klimaschewski in Haifa und Lothar Matthäus 2008 in Netanya. Im deutschen Profifußball hat es noch keinen israelischen Coach gegeben, aber Spieler wie Itay Shechter, Almog Cohen oder Roberto Colautti. Vielleicht werden es bald mehr, denn seit 2013 hat der Israelische Verband einen Technischen Direktor aus Deutschland: Michael Nees. Ressentiments habe Nees nicht zu spüren bekommen. Im Gegenteil, wie die Idee für ein Werbevideo der israelischen U21-Mannschaft zeigt. „Die Story ging so: Ich sollte im Film in der Kabine sitzen und Falafel essen“, erzählt Michael Nees, „Und meine Spieler sollten übers Training sprechen. Auf Deutsch. Das Motto war: Endlich haben wir eine Mannschaft, die wie eine deutsche Mannschaft spielt.“

Siebzig Prozent der Israelis haben heute eine positive Einstellung zu Deutschland, belegt eine Externer Link: Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sie basiert auf repräsentativen Umfragen, die im Dezember 2014 in Israel und den Palästinensischen Gebieten durchgeführt wurden. 20.000 Israelis sollen in Berlin leben. Zwischen Januar und August 2014 besuchten mehr als 240.000 Israelis die deutsche Hauptstadt. Die Fernsehquote beim deutschen WM-Sieg in Brasilien: 55 Prozent. Zurzeit organisieren das Auswärtige Amt und die Israelische Botschaft zahlreiche Veranstaltungen zum 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Auch mit Blick auf den Sport, sagt Yakov Hadas-Handelsman, Israelischer Botschafter in Deutschland. 1970 hatte er sich als 12-Jähriger von seinem Taschengeld eine Karte für die Premiere von Mönchengladbach in Tel Aviv gekauft. Nun in Deutschland ist er regelmäßig in Stadien zu Gast. Er trifft Politiker und Unternehmer gern auf den Tribünen, in Berlin, Dortmund oder Mönchengladbach. „Beim Fußball sind die Gespräche inoffiziell, ohne Krawatten“, sagt Hadas-Handelsman. „Wir können in lockerer Atmosphäre viel erreichen.“

Die deutsch-israelischen Fußballbeziehungen stehen vor neuen Herausforderungen: 2007 wollte der Wolfsburger Profi Ashkan Dejagah nicht mit der deutschen U21 in Israel spielen, aus Sorge um seine Familie im Iran. 2013 schloss der FSV Frankfurt einen Sponsorenvertrag mit einer saudi-arabischen Fluglinie, die keine Israelis befördert. Nach Protesten wurde der Vertrag aufgelöst. Im Januar 2015 spielte der FC Bayern in Katar und Saudi-Arabien; zwei Staaten, die Israel ablehnen. 2022 soll die WM in Katar stattfinden. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sich Israel qualifiziert. Und wenn doch? Der arabische Raum und Katar bieten dem Weltfußball einen neuen Absatzmarkt. Der deutsche Fußball könnte als mächtiger Fürsprecher Israels zeigen, wie sehr ihm an den sportlichen und politischen Partnerschaften zwischen beiden Ländern gelegen ist.

Das jüdische Olympia

Das Foto zeigt junge Makkabi-Mitglieder aus Deutschland, die sich als Davidstern aufgestellt haben. (@ Rafael Herlich)

Debora Rosenthal trägt eine Kette mit ihrem Namen in hebräischer Schrift. Es war ein Geschenk zur ihrer Bat Mitzwa, so bezeichnet man den feierlichen Tag, an dem ein Mädchen in die Religionsmündigkeit eintritt, im Alter von zwölf Jahren. Im Sommer 2015 ist Berlin erstmals Gastgeber der Europäischen Makkabi-Spiele, des größten jüdischen Sportfests des Kontinents. Debora Rosenthal, genannt Debby, gehört zu den wichtigen Stützen des deutschen Hockey-Teams. Sie mag spannende Spiele, Teamgeist und Spaß. Trotzdem sei Makkabi etwas ganz besonderes: „Es ist das Ereignis, wo ich das jüdische Gemeinschaftsgefühl am intensivsten spüre.“

Debby Rosenthal hat in Berlin eine jüdische Grundschule besucht, streng religiös aufgewachsen ist sie jedoch nicht. In ihrem Freundeskreis und in ihren Hockeyvereinen spielte die jüdische Kultur keine Rolle. Zweimal war es anders: 2009 und 2013 nahm sie an der Makkabiade in Israel teil, den Weltspielen des Judentums, die dort alle vier Jahre stattfinden. Sie sagt:

ZitatDas größte Gemeinschafts-Ereignis

In Israel ist mir aufgefallen, dass mir die jüdische Kultur ein wenig gefehlt hat, weil ich sie zu Hause wenig praktiziere. Die Makkabiade ist das größte Gemeinschafts-Ereignis, wo das jüdische Leben zu spüren ist. In Israel muss man sich gar keine Gedanken machen, wenn man seinen Davidstern zeigt. Ähnlich habe ich es noch in New York erlebt. Da hatte ich das Gefühl, dass jeder zweite mich auf meine Kette angesprochen hat. Und sich gefreut hat, dass ich jüdisch bin. In Deutschland habe ich zwar keine Angst, den Davidstern zu zeigen, trotzdem denke ich manchmal: Halt dich lieber etwas zurück, ich möchte niemanden damit provozieren. Doch bei den Makkabi-Spielen ist das völlig anders.

Quelle: Debby Rosenthal, Spielerin im jüdischen Hockeyteam aus Deutschland

Debby Rosenthal (@ Wilfried Chruscz)

In Berlin wurden die Spiele als großes jüdisches Klassentreffen geplant: mit Wettbewerben, Bildungsveranstaltungen, Partys. Fast alle 2300 Athleten aus 37 Ländern übernachten in einem Hotel. Wie in einem olympischen Dorf. Viele Athleten stammen laut dem Organisationsteam von Überlebenden des Holocaust ab, auch Debby Rosenthal, die ihren Großvater von Erzählungen ihrer Eltern kennt – und aus dem Fernsehen. Hans Rosenthal, der Moderator der Unterhaltungssendung Dalli Dalli, war eine Ikone der siebziger und achtziger Jahre. Er starb 1987 – und doch wird er in diesem Sommer in den Gedanken seiner Enkelin irgendwie anwesend sein.

Die meisten Wettbewerbe finden im Berliner Olympiapark statt, wo die Nazis jüdische Sportler 1936 von den Wettbewerben ausgeschlossen hatten. Aus diesem Grund sind die Makkabi-Spiele für Debby Rosenthal ein Anlass, um über ihre Wurzeln nachzudenken, auch über das Leid ihres Großvaters:

Mein Großvater wurde im Dritten Reich in einer Laubhüttenkolonie von drei Damen versteckt und konnte überleben. Dadurch, dass er in dieser schrecklichen Zeit auch etwas Gutes erlebt hat, wenn man das sagen darf, hatte er nie einen Hass auf Deutschland. Er wollte in diesem Land bleiben, weil er daran glaubte, dass es hier auch gute Menschen gibt. Wahrscheinlich wurde mir von Anfang an von meinem Vater und meiner Oma beigebracht, keinen Hass auf dieses Land zu haben, sondern diese positive Einstellung beizubehalten.

Debby Rosenthal, geboren 1993, ist in Berlin aufgewachsen, sie hat dort lange für den Steglitzer TK Hockey gespielt. Inzwischen studiert sie in Köln Medien- und Kulturwissenschaften. Ihr aktueller Klub ist der BTHV Bonn, der Bonner Tennis- und Hockey-Verein. Mit Mühe haben sie für die Europäischen Makkabi-Spiele ein komplettes jüdisches Hockeyteam aus Deutschland zusammenbekommen. Das Leistungsgefälle innerhalb der Gruppe ist groß. Ihr Rückhalt ist die ehemalige Nationalspielerin Rebecca Landshut. Auch in anderen der 19 Sportarten, die in Berlin vertreten sind, war es nicht immer leicht, jüdische Mitglieder zu finden, erzählt Debby Rosenthal:

QuellentextWarum schließt Ihr euch aus?

Freunde haben mich öfter gefragt: Ach, das ist ja ganz spannend, aber warum schließt Ihr euch als Juden selber aus? So verwerflich finde ich diese Nachfrage gar nicht. Ich weiß, dass es keine christlichen oder muslimischen Kontinentalspiele gibt – warum brauchen wir also jüdische Spiele? Aber wir haben eine Geschichte, die Christen nicht haben. Und es ist nach dem Holocaust noch nicht wieder alles in Ordnung. Es ist schön, dass wir ein Sportfest haben, dass den Zusammenhalt unserer Religion stärkt.

Quelle: Debby Rosenthal

Die Geschichte des organisierten jüdischen Sports reicht 120 Jahre zurück: Ende des 19. Jahrhunderts sahen die Väter des Zionismus in der jüdischen Tradition, die auf geistige Bildung ausgerichtet war, ein Problem. Auf dem zweiten Zionistenkongress in Basel prägte Max Nordau den Begriff des „Muskeljuden“. Für den Aufbau einer sicheren Heimstätte in Palästina forderte der Arzt in seinen Reden körperliches Training, „um dem schlaffen jüdischen Leib die verlorene Spannkraft wiederzugeben“. Nordau und seine Mitstreiter verlangten Stärke, Widerstandsfähigkeit und Selbstbeherrschung. Achtundvierzig junge Berliner folgen dem Appell: Unter dem Philosophiestudenten Wilhelm Lewy gründeten sie am 22. Oktober 1898 den ersten deutsch-jüdischen Turnverein, benannt nach Bar Kochba, dem legendären Anführer des jüdischen Aufstands gegen die römischen Eroberer.

Die Zionistische Kommission marschiert durch die Strassen von Tel Aviv (Israel), begleitet von Mitgliedern der Makkabi-Vereinigung, April 1918. (@ picture-alliance/United Archives/TopFoto)

1903 schließen sich elf jüdische Vereine mit insgesamt 2000 Mitgliedern zu einem Dachverband zusammen, ihr Sitz: Berlin. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits jüdische Klubs in Konstantinopel und Philippopel, die sich als Folge von wachsendem Antisemitismus gegründet hatten. Doch zum Fundament der Sportbewegung wurde Berlin, wo auch die „Jüdische Turnzeitung“ mit der Veröffentlichung Mut machender Artikel und Fotos zur wichtigen Inspirationsquelle für neue Vereine wurde. Wenige Jahre später bauten Einwanderer-Familien in Palästina die erste jüdische Stadt auf: Tel Aviv. Einige von ihnen trafen sich zum Sport und gründeten ebenfalls neue Vereine. Auf dem 21. Zionistenkongress im tschechischen Karlsbad (September 1921) hoben Vertreter aus neun Ländern den Makkabi-Weltverband aus der Taufe. In der Namensgebung griffen die Gründer abermals eine 2000 Jahre alte Geschichte auf.

"Der Engel der Makkabaeer". Holzstich nach Zeichnung von Gustave Dore, 1865. Aus der Folge der 230 Bilder zur Bibel, spätere Kolorierung. (@ picture alliance / akg-images)

„Die historische Symbolik spielt eine wichtige Rolle“, sagt der Historiker Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität Jerusalem, der sich seit Jahrzehnten auch mit den politischen Hintergründen des Sports beschäftigt. „Wo waren die Juden heldenhaft, muskulös und stark? In der Zeit der Makkabäer.“ Im zweiten Jahrhundert vor Christus hatte der Freiheitskämpfer Judas Makkabäus sein Volk in eine Schlacht gegen die Seleukiden geführt. Diese hatten von den Juden verlangt, ihrer Religion abzuschwören. Judas Makkabäus gewann die Schlacht. „So bleibt er als heldenhafter Feldherr in kollektiver Erinnerung“, sagt Zimmermann. „Diese Symbolik wurde kultiviert und wird auch in der Gegenwart deutlich betont.“

Im Rahmen des Makkabi-Weltkongresses fand in der Nähe von Prag 1929 ein großes Sportfest statt: Die ersten Europäischen Makkabi-Spiele. Die Teilnehmer diskutierten die Idee eines jüdisches Olympias: Die erste Makkabiade fand dann 1932 in Palästina statt, 1800 Jahre nach dem Aufstand von Bar Kochba. 390 Sportler aus 19 Ländern und Regionen nahmen teil, ebenso 20.000 Zuschauer.

In Berlin war der Ur-Verein Bar Kochba inzwischen stark gewachsen, von 48 Gründungsmitgliedern auf 2.000 Mitglieder. Doch in der Weimarer Republik interessierten sich bei weitem nicht alle Juden auch für jüdische Sportklubs. Im Gegenteil: Viele jüdische Sportler blickten skeptisch auf die zionistischen Leibesübungen. Sie waren integrierte Bürger, die Religion stand für sie nicht im Vordergrund. Das änderte sich 1933: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schlossen bürgerliche Sportvereine ihre jüdischen Mitglieder aus. Viele suchten Zuflucht bei Makkabi, wo sie sich unter Gleichgesinnten wohler fühlten. Die Zahl der jüdischen Vereine im Deutschen Reich vervielfachte sich: 1938 waren in 350 jüdischen Sportgruppen etwa 50.000 Mitglieder aktiv. Nach der Pogromnacht 1938 wurden auch sie verboten.

Nach dem Krieg gründeten wenige jüdische Überlebende in Deutschland neue Sportvereine, aber diese hatten nicht lange Bestand. Die meisten wanderten nach Israel aus. Erst die sechziger Jahre veränderten das gesellschaftliche Klima: Der Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961 und die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt ab 1963 führten zu einer Debatte über deutsche Verbrechen. 1965 nahmen Israel und Deutschland diplomatische Beziehungen auf. Zunehmend ließen sich Juden wieder in Deutschland nieder, einer von ihnen: Gideon Osterer, aufgewachsen in Rumänien. Für ein Wirtschaftsstudium zog Osterer 1965 aus Israel nach Köln. Osterer resümmiert im Interview:

QuellentextSport war kein Hauptthema

Unsere kleine Gemeinschaft bestand aus älteren Leuten, die die Schoah überlebt hatten. Mit der Zeit aber haben wir Jüngeren den Entschluss gefasst, Sport zu treiben und einen jüdischen Verein zu gründen. Wir haben uns bei Makkabi am Anfang ein oder zwei Mal in der Woche getroffen. An einem organisierten Spielbetrieb haben wir nicht teilgenommen, so weit waren wir noch nicht. Weil es immer wieder unsicher war: haben wir überhaupt genug Sportler? Gerade in dieser Zeit ging es für die meisten darum, ein geregeltes Leben aufzubauen: Sport war kein Hauptthema.

Quelle: Gideon Osterer, Sportler bei Makkabi, zog aus Israel nach Köln

Sportler wie Gideon Osterer leisteten Mitte und Ende der sechziger Jahre wichtige Aufbauarbeit: Makkabi erwuchs in Deutschland zu neuem Leben, vor allem in Frankfurt, München, Berlin und Köln. 1969 durfte ein deutsches Team erstmals wieder an der Makkabiade teilnehmen, die alle vier Jahre in Israel stattfindet. Vorher waren sie aus dem Land, in dem der Holocaust geplant wurde, nicht willkommen. Die deutsche Delegation lief bei den Eröffnungsfeiern nicht in den Farben Schwarz-Rot-Gold auf, das war untersagt, sondern in Blau und Weiß. Auch die deutsche Hymne wurde nicht gespielt. Gideon Osterer hat mehrfach an den Makkabi-Spielen teilgenommen, als Basketballspieler, Trainer, Betreuer und Funktionär. Welche Erfahrungen hat er damals in Israel gemacht? „Es war immer ein bisschen schwierig. Persönlich haben wir uns wunderbar verstanden. Aber in dem Moment, wo es hieß: ,Ihr seid die deutsche Mannschaft’, dann war es was ganz anderes. Und dieses Gefühl haben uns nicht nur andere europäische Teams gegeben, sondern auch die großen Delegationen aus den USA, Kanada, Australien. Das hat sich mit der Zeit sehr, sehr gebessert.“

Gideon (l.) und Oren Osterer (r.) im Interview mit dem Autor. (© Ronny Blaschke)

Rasant gewachsen ist die Makkabi-Bewegung in den neunziger Jahren. Aus der ehemaligen Sowjetunion wanderten tausende Juden nach Deutschland ein und Makkabi half ihnen bei der Integration: Sportler begegneten sich, auch ohne Deutsch-Kenntnisse, in Übungseinheiten. Sie organisierten Feste und unterstützten sich gegenseitig, zum Beispiel bei Behördengängen. Heute sind laut Makkabi Deutschland in 37 Ortsvereinen mehr als 4000 Mitglieder aktiv. Sie pflegen die jüdische Kultur, aber religiöse Rituale stehen laut Gideon Osterer nicht im Vordergrund. Auch am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, lassen viele Makkabi-Klubs den Betrieb nicht ruhen. Makkabi ist offen für Christen, Muslime, Atheisten. Sie alle werden immer wieder mit Antisemitismus konfrontiert, berichtet Osterer. Mit körperlichen Angriffen auf dem Spielfeld, mit Schmierereien an ihren Vereinsheimen, mit Drohungen im Internet. Und mit Vorurteilen. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden beteiligt sich Makkabi immer wieder an Präventionskampagnen gegen Judenhass, auf lokaler und bundesweiter Ebene. Was erwartet der 72-jährige Gideon Osterer von den Europäischen Makkabi-Spielen?

QuellentextWir fühlen uns Deutsch

Ich war nicht dafür, dass sie in Deutschland stattfindet. Ich denke an meine älteren Makkabi-Kollegen aus anderen Ländern. Viele von ihnen können noch nicht verstehen, dass Juden in Deutschland überhaupt leben, geschweige denn so eine fröhliche Veranstaltung durchführen. Einige von ihnen werden deutschen Boden nicht betreten. Was mich letztendlich überzeugt hat, doch an die Spiele in Berlin zu glauben, ist die jüngere Generation. Ihr Motto ist: Wir glauben, dass Deutschland so weit ist. Wir fühlen uns sehr stark Deutsch.

Quelle: Gideon Osterer

Die junge Generation trifft sich im Juni 2015 in Berlin zu einer Pressekonferenz. Der Historische Saal der Jüdischen Gemeinde an der Oranienburger Straße ist gut gefüllt. Der Fußballkommentator Marcel Reif moderiert die Veranstaltung, er ist offizieller Botschafter der Spiele. Auch die ehemalige Leistungsschwimmerin Sarah Poewe ist gekommen. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen war sie die erste jüdische Sportlerin, die nach 1936 eine Medaille für Deutschland gewann. Nun übernimmt sie die Patenschaft für die Schwimm-Wettbewerbe. Beim Basketball steht der ehemalige deutsche Nationalspieler Pascal Roller Pate, beim Fußball der aktuelle deutsche Nationalspieler Jérôme Boateng. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist Patin für das Dressurreiten.

In der ersten Reihe des Historischen Saales hat Oren Osterer Platz genommen. Der Sohn von Gideon Osterer ist 34 Jahre alt und leitet 2015 das Organisationsteam der Makkabi-Spiele. Osterer hatte es in der Vorbereitungszeit nicht leicht: Er und sein Team haben alle großen DAX-Unternehmen angeschrieben – bis auf Sachleistungen wollte kein Konzern als Sponsor für die Spiele einsteigen. Der promovierte Historiker erinnert an die letzten Europäischen Makkabi-Spiele 2011 in Wien:

QuellentextDie eigene Identität darstellen

Die Reaktionen auf die Eröffnungsfeier und gerade auf den Inhalt waren geteilt an einer Generationenlinie. Die ältere Generation fand das sehr gut: das erste Mal European Maccabi Games auf dem Boden des ehemaligen Dritten Reiches. Und die jüngere Generation fand das gar nicht so gut. Weil man sicher nicht nach Wien gekommen ist, und auch viele werden nicht nach Berlin kommen, um – ich sage es jetzt mal provokativ –, Holocaust-Gedenkspiele abzuhalten. Es geht darum, als junge Generation, die in Deutschland geboren ist, die eigene Existenz und die eigene Identität als deutsche Juden wieder darstellen zu können.

Quelle: Oren Osterer, leitet das Organisationsteam der Makkabi-Spiele 2015

Wer dem Kern der jüdischen Sportbewegung näher kommen möchte, sollte nach Israel reisen: Das Hauptquartier der Makkabi-Bewegung liegt in Ramat Gan, einem Bürokomplex in der Nähe von Tel Aviv. Im angrenzenden Sportmuseum sind Pokale ausgestellt, Urkunden, vergilbte Fotos. Auf einem Plakat reichen sich Motorradfahrer die Hände. Sie waren Anfang der dreißiger Jahre durch Europa gefahren und luden jüdische Sportler zur ersten Makkabiade ein. Die Organisatoren wollten ihren Anspruch auf Palästina zum Ausdruck bringen. Bei den zweiten Weltspielen 1935 waren auch 134 deutsche Athleten aktiv, gegen den Willen der Nazis. Viele kehrten nicht zurück – und überlebten den Holocaust.

Amir Peled im Sportmuseum Ramat Gan. (@ Ronny Blascjke)

In Ramat Gan ist der Unternehmer Amir Peled gut mit der Geschichte vertraut, er hat viele Aufgaben für Makkabi übernommen. Bei den letzten Weltspielen 2013 leitete er die Organisation. Er sagt im Interview: „Was mich bei Makkabi motiviert, ist der Glaube an Israel als das Zentrum des jüdischen Lebens. Eine Möglichkeit, um diese jüdische Identität weltweit zu pflegen, ist eine Art jüdisches Olympia. Die meisten Sportler, die an der Makkabiade teilnehmen, reisen zum ersten Mal nach Israel. 2013 haben immerhin zwanzig Delegationen ihre Premiere bei den Spielen gefeiert, zum Beispiel Kuba, Montenegro oder Slowenien. Wir haben dafür ein Programm aufgelegt, wir nennen es ,Die Suche nach den verlorenen Gemeinschaften’. Ich weiß, dass die jungen Sportler diese zwei Wochen in ihrem Leben nie vergessen werden.“

Für den Makkabi-Weltverband sind die Spiele noch immer ein zionistisches Ereignis, um die Verbindung von Juden aus der Diaspora mit Israel zu stärken. Heute sind laut dem Weltverband in 450 Vereinen weltweit mehr als 400.000 Mitglieder sportlich aktiv. Zu ihren sechzig Heimatländern auf fünf Kontinenten gehören Simbabwe, Taiwan oder die Marshallinseln. Bei den Weltspielen ist es Tradition, dass der israelische Premierminister oder der Staatspräsident während der Eröffnungsfeier zur jüdischen Einwanderung nach Israel aufruft. Amir Peled berichtet:

QuellentextBeziehung zu Israel stärken

Wir lassen tausende Touren in den Alltag der Sportler einfließen. Dazu gehören Besichtungen von Sehenswürdigkeiten oder Gedenkstätten. Unsere Gäste sollen die Kultur Israels kennenlernen, die Schönheit dieses Landes. Die Erfahrung früherer Spiele hat gezeigt, dass etwa fünf Prozent der Athleten später nach Israel einwandern. Sie nehmen zum Beispiel ein Studium auf. Es wäre schön, wenn es mehr wären. Aber wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Die Makkabiade ist keine Operation, um junge Juden nach Israel zu locken. Der Hauptgrund ist, ihre Beziehung zu Israel zu stärken. Und ihre Beziehungen zu jüdischen Menschen auf der ganzen Welt.

Quelle: Amir Pered

Die Nationalverbände von Makkabi haben ein unterschiedliches Selbstverständnis. Der US-amerikanische Verband appelliert auf seiner Internetseite an seine Mitglieder, sich als „starke und stolze Juden“ zu zeigen. Man solle „die Herzen der jüngeren Generation für das Wunder Israel öffnen“. Der deutsche Verband formuliert es anders. Die Organisatoren der Europäischen Spiele würden die Wettbewerbe gern auch für Sportler nichtjüdischen Glaubens öffnen, um noch stärker auf die deutsche Gesellschaft ausstrahlen zu können, doch das untersagt der Europäische Makkabi-Verband. Stattdessen wird es in Berlin viele Möglichkeiten der Begegnung geben: Die Makkabi-Fußballer spielen in einem Freundschaftsspiel gegen eine Auswahl ehemaliger Nationalspieler, die Basketballer treffen auf Alba Berlin. Von den 15 Mitarbeitern im Organisationsteam sind drei jüdischen Glaubens.

Mit der Gedenktafel an der „Tausend-Freunde-Mauer“, die an die verfolgten und ermordeten jüdischen S04-Vereinsmitglieder erinnert, setzt der FC Schalke 04 ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. (@picture allianc /augenklick/firo Sportphoto)

„Wir wollen uns öffnen“, diesen Satz hört man von jüdischen Gemeindemitgliedern und Sportlern immer wieder. Auch in der Neuen Synagoge im Zentrum von Gelsenkirchen, einem beeindruckenden Bau mit klaren Formen. Die Fensterfront ist breit, der Innenhof hell. Im Betraum gibt Judith Neuwald-Tasbach Führungen, sie ist die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. An diesem Nachmittag haben zwanzig Mitarbeiter des FC Schalke 04 Platz genommen. In der Nacht, als das deutsche Fußball-Nationalteam 2014 Weltmeister wurde, warfen Vermummte die Scheiben der Synagoge mit einem Gullideckel ein. Zudem gab es Drohungen im Internet. Peter Peters, Geschäftsführer des FC Schalke, sicherte Unterstützung zu. Der Klub übernahm die Kosten der neuen Fenster.

Auch in der Gedenkkultur und Prävention gegen Antisemitismus verbinden der Bundesligist und die Jüdische Gemeinde eine intensive Zusammenarbeit. Regelmäßig kommen Schulklassen oder Jugendgruppen in die Synagoge. Judith Neuwald-Tasbach spricht dann auch über Fußball, sie war schon als Kind ins Stadion von Schalke gegangen: „Ich versuche im Gespräch mit jungen Leuten immer wieder Verbindungen zur Gegenwart herzustellen: Julian Draxler ist heute ein toller, junger Spieler bei Schalke. Im Dritten Reich gab es auch tolle, junge Spieler, zum Beispiel Arthur Herz. Eines Tages durfte er nicht mehr mitspielen. Man sollte sich heute mal vorstellen, was passiert, wenn man Julian Draxler aus der Mannschaft entfernt, nur weil er dunkle Haare hat.“

Gelsenkirchen hat etwa 260.000 Einwohner. Die Jüdische Gemeinde ist klein, sie zählt 400 Mitglieder, neunzig Prozent von ihnen stammen aus Osteuropa. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 56 Jahren, berichtet Judith Neuwald-Tasbach. Sie hat viele Partner aus Politik und Kultur gewonnen. Die Gemeinde organisiert Ausstellungen, Tanzveranstaltungen, Hebräisch-Kurse, in ihrem Umfeld haben sich Theater- und Musik-Gruppen organisiert. Mehr als 50.000 Menschen besuchten die Neue Synagoge seit ihrer Eröffnung 2007. Gemeinsam mit dem FC Schalke hat Judith Neuwald-Tasbach mehrere Veranstaltungen organisiert, sagt sie, der Sport sei dabei wichtig, um junge Menschen zu erreichen:

QuellentextVorurteile und Vorbehalte abbauen

Sport kann wesentlich dazu beitragen, um Vorurteile und Vorbehalte abzubauen, die aus Unkenntnis entstanden sind. Es war für uns eine große Umstellung, so viele Besucher zu haben und so viele Aktivitäten zu planen. Lange war unsere Gemeinde ganz ruhig, wie viele andere Gemeinden in Deutschland. Wir wurden kaum beachtet von der Öffentlichkeit. Aber wir möchten dazu beitragen, dass es in dieser Stadt ein gutes Zusammenleben gibt.

Quelle: Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland gilt als die am schnellsten wachsende weltweit, auch wenn die Zuwanderung stark zurückgegangen ist. Etwa 200.000 Juden leben in Deutschland. Die Hälfte ist laut dem Zentralrat der Juden in 108 jüdischen Gemeinden organisiert. Bundesjustizminister Heiko Maas kommentierte das in der Bundespressekonferenz Mitte Juli so: „Die Zuwachsraten in den letzten Jahren sind kontinuierlich. Dass in Deutschland jüdischen Leben wächst, empfinden wir als eine Art unverdientes Geschenk. Und dass die Makkabi-Games hier eine neue Facette aufmachen, ist außerordentlich positiv.“

Die großen Gemeinden in Berlin, Frankfurt oder München arbeiten schon lange intensiv mit den Sportvereinen und -Verbänden zusammen. Bei den kleineren Gemeinden ist das noch nicht so, es fehlen finanzielle Mittel, Räume und Netzwerke. Gelsenkirchen bildet da eine Ausnahme. Judith Neuwald-Tasbach hofft, dass die Europäischen Makkabi-Spiele daran etwas ändern werden: „Ich bin die Tochter von Holocaust-Überlebenden. Diese Spiele auf dem Olympia-Gelände sind ein später Triumph über Hitler. Hier in Deutschland sind wir eine Minderheit. Aber wenn so viele jüdische Menschen zusammen kommen, ist das ein sehr schönes Gefühl.“

Die Organisatoren betonen: Die Europäischen Makkabi-Spiele haben für den deutschen Sport eine historische Bedeutung. Jüdische Sportler aus ganz Europa möchten sich in Wettbewerben messen, sie wünschen sich Normalität. Dass nun ausgerechnet der Berliner Olympiapark Schauplatz dieser Normalität ist, gilt Mitstreitern der Spiele als wichtigstes Zeichen, nach innen und außen. Die Hockeyspielerin Debora Rosenthal aus Berlin fasst es so zusammen: „Durch Sport können wir zeigen, wie selbstverständlich jüdisches Leben in Deutschland 2015 ist. Dass auf dem Berliner Olympia-Gelände ein fröhliches Sportfest für Juden aus ganz Europa stattfindet, ist ein schönes Zeichen: Niemand muss hier mehr Angst haben.“ Klaus Böger, der Präsident des Landessportbundes Berlin, geht in der Bundespressekonferenz Mitte Juli einen Schritt weiter: „Aus sportlicher Sicht mag das Champions-League-Finale dieses Jahr für Berlin wichtiger gewesen sein, aber gesellschaftspolitisch sind die Makkabi-Spiele noch wichtiger.“

Quellen / Literatur

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Streppelhoff, Robin (2012): Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen, St. Augustin bei Bonn.

Aufsatz von Manfred Lämmer: Externer Link: "Sport als einigendes Band"

Bahro, Berno; Braun, Jutta; Teichler, Hans Joachim (Hrsg.) (2009): Vergessene Rekorde: jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933, Berlin.

Blecking, Diethelm; Peiffer, Lorenz (Hrsg.) (2012): Sport im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer, Göttingen.

Brenner, Michael; Reuveni, Gideon (Hrsg.) (2006): Emanzipation durch Muskelkraft. Juden und Sport in Europa, Göttingen.

Friedler, Eric (1998): Makkabi chai. Makkabi lebt. Die jüdische Sportbewegung in Deutschland 1898 – 1998, Wien.

Niewerth, Toni; Jurek, Tomasz; Mattausch, Wolf-Dieter (Red.) (2010): Jüdischer Sport und Jüdische Gesellschaft. Jewish Sport and Jewish Community, Berlin.

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Streppelhoff, Robin (2015): Makkabi Chai. Der jüdische Sport in Deutschland nach 1945, in: DOSB-Presse am 26. Mai 2015, Frankfurt.

Wahlig, Henry (2015): Sport im Abseits. Die Geschichte der jüdischen Sportbewegung im nationalsozialistischen Deutschland, 2015.

Makkabi-Archiv und Sportmuseum in Ramat Gan (The Joseph Yekutieli Maccabi Sport Archive)

Internet



Externer Link: Makkabi Deutschland

Externer Link: Maccabi World Union

Externer Link: Zentralrat der Juden

Externer Link: Zentrum Deutsche Sportgeschichte

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dieses Zitat und alle folgenden Zitate stammen aus persönlich geführten Interviews mit dem Autor, die zwischen Februar und April 2015 stattgefunden haben.

  2. vgl. hierzu Robin Streppelhoff, 2012

  3. vgl. hierzu Konrad Adenauer Stiftung, Das Heilige Land und die Deutschen, 2015

  4. Dieses Zitat und alle folgenden Zitate stammen aus persönlich geführten Interviews mit dem Autor, die zwischen Januar und Juni 2015 stattgefunden haben.

  5. vgl. hierzu Eric Friedler, 1998

  6. vgl. hierzu Michael Brenner und Gideon Reuveni, 2006

  7. vgl. hierzu Toni Niewerth, Tomasz Jurek und Tomasz; Mattausch, 2010

  8. vgl. hierzu Henry Wahlig, 2015

  9. 6. vgl. hierzu Diethelm Blecking und Lorenz Peiffer, 2012

  10. vgl. hierzu Robin Streppelhoff, 2015

  11. vgl. hierzu Makkabi Deutschland

  12. vgl. hierzu Henry Wahlig, 2015

  13. vgl. hierzu Zentralrat der Juden

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Der Journalist und Autor Ronny Blaschke (Jahrgang 1981) lebt und arbeitet in Berlin. Er schreibt vor allem über die politischen Hintergründe des Sports. Er hat schon viele Texte zum Thema Rechtsextremismus und Fußball veröffentlicht, darunter die Bücher "Angriff von Rechtsaußen. Wie Neonazis den Fußball missbrauchen" und "Im Schatten des Spiels". Rassismus und Randale im Fußball.