Ganz gleich wie man das Phänomen der Integration definiert,
es ist nicht zu erkennen, dass es in Kroatien eine diesbezügliche
Politik in größerem Umfang gibt. Dies ist zum einen der Dominanz der kroatischstämmigen Zuwanderung
bei gleichzeitiger relativer Irrelevanz der internationalen Migration
geschuldet – der Handlungsbedarf oder -druck ist
entsprechend gering. Zum anderen scheint dieses Politikfeld
von den Parteien gemieden zu werden. Dies bedeutet
nicht unbedingt, dass die Integration der Migrantinnen und
Migranten problemlos abliefe – auch nicht der kroatischstämmigen,
aber etwaige Schwierigkeiten bei der Eingliederung
werden nicht in besonderer Weise thematisiert.
Einzelne Hinweise auf eine Integrationspolitik finden sich
in den Ausführungen über die Rechte nationaler Minderheiten
und im Asylgesetz. Mit Blick auf die 22 anerkannten
nationalen Minderheiten, also Gruppen, die traditionell auf
kroatischem Territorium leben und die ethnische, linguistische,
kulturelle und/oder religiöse Besonderheiten aufweisen
und diese auch bewahren wollen, sind seit dem Jahr
2000 hohe rechtliche Standards gesetzt worden. Beabsichtigt
wird eine nicht-assimilative Integration dieser Gruppen:
Sie dürfen und sollen also ihre kulturellen Eigenheiten
behalten und pfl egen (so sie dies wollen), sollen aber
gleichzeitig sozialstrukturell integriert werden. Dass nicht
alle rechtlich eingeräumten Möglichkeiten genutzt werden
(z. B. Repräsentation der Gruppen in der staatlichen Verwaltung),
liegt unter anderem an der inadäquaten Vorbereitung
mancher Institutionen auf die damit verbundenen
Herausforderungen (z. B. Ansprache der nationalen Minderheiten,
Aufklärung über deren Rechte). Aber auch die
Minderheiten selbst und ihre Organisationen sind nicht immer
ausreichend motiviert oder fähig, um ihre Interessen
zu artikulieren oder einzufordern.[1] Ein ähnliches Muster,
d. h. hohe rechtliche Standards, die in der Praxis jedoch
nicht immer berücksichtigt werden, fi ndet sich in der Asylpolitik.
Unterstützung für Asylsuchende wird dezidiert angeboten,
aber sie wird nicht besonders nachgefragt und
die Koordination der beteiligten Institutionen ist schwach.[2]
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