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Hintergrundinformationen | Türkei | bpb.de

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Hintergrundinformationen

Ahmet Içduygu Deniz Sert Ahmet İçduygu und Deniz Sert

/ 2 Minuten zu lesen

Die Türkei ist im 20. Jahrhundert weitestgehend als Auswanderungsland wahrgenommen worden, abgesehen vom Zustrom türkisch-muslimischer Bevölkerungsgruppen aus Teilen des ehemaligen Osmanischen Reiches, die durch die 1923 neu festgelegten Grenzen ausgeschlossen worden waren.

Türkei (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Die Auswanderung, die im frühen 20. Jahrhundert im Zuge der Formierung eines Nationalbewusstseins mit der Abwanderung von nicht-muslimischen Bevölkerungsteilen aus Anatolien begann, setzte sich in den 1960er und 1970er Jahren mit der Arbeitsmigration türkischer Staatsangehöriger nach Westeuropa, insbesondere nach Deutschland, fort. Über Familienzusammenführung und Asylanträge dauerte diese Migration bis in die jüngste Zeit fort, sodass sich innerhalb der Grenzen der Europäischen Union eine große türkische Gemeinschaft entwickeln konnte. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts hat sich jedoch ein maßgeblicher Wandel hinsichtlich der Rolle der Türkei als Migrationsland abgezeichnet, indem das Land sich zunehmend zu einem Transit- und Einwanderungsland entwickelte. Die Migrationsmuster der Türkei haben sich seitdem kontinuierlich verändert. International bedeutsame Ereignisse wie die Ölkrise von 1973, die iranische Revolution, der Iran-Irak-Krieg, das Ende des Kalten Krieges, der Golf-Krieg, das Auseinanderfallen des früheren Jugoslawiens und der aktuelle Konflikt im Irak haben sich auf Migrationsbewegungen sowohl aus der Türkei als auch in die Türkei ausgewirkt.

InfoTürkei

Hauptstadt: Ankara
Amtssprache: Türkisch
Fläche: 783.562 km2
Bevölkerung (2007): 70.586.256
Bevölkerungsdichte (2007): 90 pro km2
Bevölkerungswachstum (2006): 1,3 %
Ausländische Bevölkerung (2006): 0,3 %
Erwerbsbevölkerung (2008): 45,2 %
Arbeitslosenquote (2008): 11,7 %
Religionen (2005): Muslime (99,8 %), orthodoxe Christen, Katholiken, Protestanten und andere Nicht-Muslime (zusammen 0,2 %)

Auch die geografische Lage der Türkei als Brücke zwischen dem politisch wie wirtschaftlich instabilen Osten und dem wohlhabenden Westen trägt zur Komplexität von Migrationsbewegungen bei. Die Türkei ist für irreguläre Migranten aus asiatischen Ländern wie Afghanistan, Bangladesch, Irak, Iran und Pakistan, die in den Westen gelangen wollen, zu einer Durchgangsstation geworden. Gleichzeitig entwickelt sich die Türkei für Fachkräfte und Rentner aus der EU zu einem Zuwanderungsland.

Ferner kommen sowohl reguläre als auch irreguläre Migranten aus ehemaligen Sowjetrepubliken in das Land. Darüber hinaus wird die Türkei zu einem sicheren Zufluchtsort für Asylbewerber vor allem aus angrenzenden Staaten des Mittleren Ostens. Aus der Wandlung der Türkei von einem vornehmlichen Entsendeland zu einem Aufnahmeland sowie aus dem Bemühen um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union erwächst Druck auf den Staat, die Zuwanderungsregelungen zu reformieren – eine große Herausforderung, der sich die Türkei in naher Zukunft stellen muss.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Prof. Dr. Ahmet Içduygu ist Leiter des Migration Research Program (MiReKoc) am Institut für internationale Beziehungen der Koç University, Istanbul.

Dr. Deniz Sert ist Post-Doctoral Fellow im Migration Research Program (MiReKoc) am Institut für internationale Beziehungen der Koç University, Istanbul.