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Ali aus Afghanistan: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen | Zuflucht gesucht - Seeking Refuge | bpb.de

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Ali aus Afghanistan: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen

Katharina Reinhold

/ 9 Minuten zu lesen

Bezugnehmend auf das Arbeitsblatt zur Folge liefert die Handreichung passende Erläuterungen, Lösungsmöglichkeiten und Anregungen. Inhaltlich geht es darum, Empathie für die Lebensrealitäten geflüchteter Kinder zu entwickeln sowie auf die Gemeinsamkeiten zwischen Kindern aus unterschiedlichen Lebenswelten aufmerksam zu machen.

Gesamtlänge des Films: 3:40 min. (incl. Abspann)

Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Fächer: Deutsch, Sachunterricht, Politik, Kunst, Religion/Ethik

Schwerpunkte: Freundschaft, Trauer, Empathie

Ziele: Annäherung an das Thema Flucht, Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts und einer realistischen Selbstwahrnehmung der Kinder fördern, Entwicklung von Empathie, Förderung von Wertschätzung und Rücksichtnahme der Kinder untereinander, Finden von Gemeinsamkeiten, Stärkung des Gruppengefühls, Entwicklung eines Verständnisses für Universalität von Gefühlen

Allgemeiner Hinweis zum Einsatz des Arbeitsblattes: Die Übungen können auch unabhängig voneinander bearbeitet werden. Ausnahme: Die Übung 5 „Was brauchen wir zum Glücklichsein?“ baut auf der Übung 4 „Gefühle, Stimmungen und Farben“ auf.

Vor dem Sehen des Films

Vorentlastung: Sie können am besten einschätzen, ob und was die Kinder über Afghanistan und Europa wissen. Kurze Hintergrundinfos sind im Arbeitsblatt gegeben, ebenso Links zu ausführlicheren Darstellungen. Weitere Themen und Begriffe, die bei der Beschäftigung mit dem Film möglicherweise aufkommen, sind Krieg und Islam. Kindgerecht aufbereitete Informationen finden Sie hier:

Krieg: Externer Link: www.hanisauland.de/lexikon/k/krieg.html

Islam, Moschee: Externer Link: www.hanisauland.de/spezial/der-islam/

Übung 1: Den Film sehen und verstehen

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Bewegtbildern und Texten entnehmen und verstehen. Inhalte zusammenfassen. Verständnis für Kinder mit Fluchtgeschichte entwickeln.

Zum besseren Verständnis des Films wird vorgeschlagen, den Film in kurzen Abschnitten zu zeigen und jeweils im Anschluss Verständnisfragen zu stellen. Vielleicht haben die Kinder auch selbst Fragen zu dem Gesehenen, die sie sich gegenseitig oder mit Ihrer Unterstützung beantworten können. Alternativ ist es auch möglich, den Film zunächst ganz anzuschauen und im Anschluss die Fragen zu beantworten oder nur auf einzelne Szenen nochmals einzugehen.

Möglicherweise ruft der Film bei einigen Kindern starke emotionale Reaktionen hervor. Die Kinder sollten Gelegenheit haben, ihre Gedanken und Gefühle spontan äußern zu können. Alle Äußerungen sollten gleichwertig akzeptiert werden.

Die Ausschnitte starten jeweils bei der angegebenen Stelle, stoppen müssen Sie jedoch selbst. Wir empfehlen, dies vor dem gemeinsamen Anschauen in der Klasse auszuprobieren. Die Fragen können Sie mündlich im Gespräch erörtern, oder die Kinder beantworten sie schriftlich auf dem Arbeitsblatt.

Ali in Afghanistan (0:00 - 0:51 min.)

Aufgabenstellung: Beschreibe, wie es Ali als Kind in Afghanistan mit seiner Familie erging. Wie beschreibt er das Leben der Menschen dort? Nenne die Gefahren, die es in dem Land gab. Als Hilfe können Sie die Standbilder aus dem Film anschauen.

Eine mögliche Antwort:

Er sagt, dass es ihm zunächst noch gut ging. Er beschreibt, dass es dort heiß und staubig war und dass viele Menschen in Zelten lebten. Er erzählt, dass Krieg war, dass Bomben fielen und dass es immer schlimmer wurde. Das machte ihn sehr traurig.

Die Flucht und Sorgen (0:51 - 1:44 min.)

Aufgabenstellung: Beschreibe, wie und mit wem Ali nach Europa gekommen ist. Warum konnte nicht die ganze Familie mitkommen? Gib wieder, worüber Ali sich Sorgen macht und wie es ihm nachts geht.

Eine mögliche Antwort:

Alis Großmutter entscheidet, dass die Familie nach Europa gehen soll. Am Flughafen bleiben seine Eltern zurück, weil sie keine Pässe haben. Nur seine Oma und Ali reisen mit dem Flugzeug nach Europa. Sie machen sich Sorgen darüber, was mit den anderen geschehen ist und ob sie überhaupt noch leben. Ali hat jede Nacht Albträume und weint, er ist wütend und sehr traurig.

In der Schule (1:45 - 2:17 min.)

Aufgabenstellung: Stelle dar, wie es Ali am Anfang in der neuen Schule ergeht. Was bedeutet es für ihn, dass er die Sprache noch nicht kann? Was tut er?

Eine mögliche Antwort:

Er lernt neue Sachen, aber ist frustriert, weil er die neue Sprache noch nicht kann und schämt sich. Er sitzt allein in der Ecke und schaut den anderen zu. Dann fragen Kinder ihn, ob er mitspielen möchte. Er findet neue Freunde und spielt Fußball mit ihnen.

Alis Bilder (2:18 - 2:39 min.)

Aufgabenstellung: Gib wieder, was Ali besonders gut kann und was er mag. Beschreibe in eigenen Worten, was Ali zeichnet. Wie gefallen dir die Bilder? Beurteile, ob die Bilder etwas darüber sagen, wie sich Ali gerade fühlt.

Eine mögliche Antwort:

Ali kann sehr gut zeichnen und er mag Fußball. Er malt Bilder von seiner Familie, seinen Eltern und von sich. Man sieht Bilder von Panzern, von Hubschraubern und vom Krieg. Er malt auch Bilder von Spiderman und vom Fußball. Dann ist er glücklich, sagt er.

Alis Familie (2:38 - 3:24 min.)

Aufgabenstellung: Als Ali schon viereinhalb Jahre in dem neuen Land lebt, kann er das erste Mal mit seinem Vater und seiner Mutter sprechen. Beschreibe, wie es ihm geht und was sein größter Wunsch ist.

Eine mögliche Antwort:

Ali ist sehr erleichtert und froh, dass seine Eltern leben und dass er endlich mit ihnen sprechen kann. Sein größter Wunsch ist es, dass sie zu ihm kommen und dass sie alle zusammen leben können. Um den Kindern die Länge der Zeitspanne von viereinhalb Jahren zu verdeutlichen, könnten Sie sie fragen, in welcher Jahrgangsstufe bzw. wie alt sie selbst vor viereinhalb Jahren waren.

Übung 2: So bin ich: Das kann ich gut! Das mache ich gern! Das mag ich!

Fächer: Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik, Kunst

Dauer: 45 min. oder mehr

Angestrebte Kompetenzen: Eigene Stärken formulieren, ein Plakat kreativ und aussagekräftig gestalten, Respekt und Wertschätzung gegenüber Mitschülerinnen und Mitschülern entwickeln, Arbeitsergebnisse anschaulich präsentieren.

Materialbedarf: Plakate (A2 oder A3), Stifte, Farben, ggf. Zeitschriften und Kataloge zum Zerschneiden, Scheren, Kleber

Ausgehend von Alis Stärken und Vorlieben (Zeichnen, Fußball und Spiderman) beschäftigen sich die Kinder mit ihren eigenen Stärken, Interessen und Vorlieben. Dies kann ihr Selbstbewusstsein stärken und ihnen helfen, ein positives Selbstbild zu entwickeln. Sie können einander besser kennenlernen und eventuell Gemeinsamkeiten herausfinden, von denen sie vorher noch nichts wussten. Einiges dürfte den anderen Kindern (und Ihnen) bereits bekannt sein. Dies sollte aber völlig auf Freiwilligkeit beruhen.

Die Plakate können je nach Fähigkeiten und Alter der Kinder sehr unterschiedlich gestaltet werden, kleinere Kinder werden möglicherweise eher malen, ältere mehr schreiben. Auch Ausschnitte aus Zeitschriften oder Katalogen oder Fotos können verwendet werden.

Beim Rundgang durch die Ausstellung können die Kinder einander ihre Bilder vorstellen oder einander Fragen stellen. Vorab sollte geklärt werden, dass positive Aussagen im Vordergrund stehen und dass keine negativen oder abfälligen Äußerungen stattfinden. Es geht um die Stärkung der Kinder und um gegenseitige Wertschätzung.

Übung 3: Es geht mir gut – Es geht mir nicht gut

Fächer: Deutsch, Kunst, Religion/Ethik

Dauer: ca. 30 min.

Angestrebte Kompetenzen: Bilder analysieren, abstrakt formulierte Gefühle ableiten, kategorisieren, übertragen der abstrakten Begriffe in die eigene Lebenswelt, Verknüpfungen mit eigenen Erfahrungen herstellen, Empathie entwickeln, Ableiten universeller Gefühle, Verständnis für Verhaltensweisen anderer entwickeln, Handlungsmöglichkeiten entwickeln.

In der Übung geht es darum, den Bildern aus dem Film Gefühle zuzuordnen – dazu ist es z.T. wichtig, sich an die betreffende Situation zu erinnern. Die Gefühle sollen eingeordnet werden in „gute“ und „schlechte“ Gefühle. Die Gefühle werden an der Tafel oder auf einem Papier gesammelt. Dies kann auf Zuruf geschehen oder mittels einer Kärtchenabfrage (die SuS schreiben zunächst Begriffe auf Kärtchen, ggf. verwenden sie verschiedene Farben für die zwei Kategorien). Alternativ können die Schülerinnen und Schüler dies auch allein oder in Partnerarbeit in ihrem Heft tun.

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

schlecht: ängstlich, traurig, wütend, einsam (vermissen)

gut: wohlfühlen, sicher, glücklich, hoffnungsvoll, stolz, aufgeregt

Die Kinder können einander dann zu zweit oder in Kleingruppen erzählen, wann sie selbst diese Gefühle schon einmal hatten. Dies sollte auf Freiwilligkeit basieren und setzt ein gutes Vertrauensverhältnis voraus.

Die Kinder entdecken so, dass Gefühle universell sind und dass alle Kinder und alle Menschen diese Gefühle kennen und in verschiedenen Situationen erleben. Im anschließenden Gespräch mit der gesamten Gruppe sollte thematisiert werden, dass auch schlechte Gefühle zum Leben dazugehören und dass sie manchmal wichtig sind, um uns zu schützen (Ängste) oder bestimmte Situationen und Erlebnisse zu verarbeiten (Trauer). Gemeinsam können Sie auch darüber nachdenken, was man tun kann, wenn man sehr traurig, wütend oder einsam ist, an wen man sich wenden kann und was einem dabei hilft. Sie könnten Beratungsstellen, Sorgentelefone etc. für Kinder und Familien vorstellen.

Übung 4: Gefühle, Stimmungen und Farben

Fächer: z.B. Deutsch, Kunst, Medien

Dauer: ca. 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Bildanalyse (bezogen auf Farben und Stimmung/Gefühle), eigene Gefühle wahrnehmen und kreativ ausdrücken, Übertragung der Erkenntnisse in eigene schöpferische Arbeit.

Die Kinder entdecken in dieser Übung, wie man mit gestalterischen Mitteln Gefühle darstellen kann. Auf dem ersten Bild sieht man Ali traurig und einsam an einer Hauswand sitzen: Das Bild ist sehr dunkel, es gibt viel Schatten, schwarz und grau, auch der Himmel ist dunkelblau-grau. Das Bild wirkt traurig und hoffnungslos, was sich auch in Alis Haltung ausdrückt.

Auf dem zweiten Bild hat Ali Freunde gefunden und spielt mit ihnen Fußball, am Horizont ist das Licht ganz hell, der Himmel heller, man sieht Sonnenstrahlen, die Wolken leuchten in gelb, orange und rot. Das Bild ist in freundliches Licht getaucht, es strahlt Freude und Hoffnung aus.

Die Kinder können anschließend die Wirkung von Farben selbst ausprobieren, indem sie ein Bild mit Dingen oder Menschen/Tieren malen, die sie glücklich machen. Dabei werden sie vermutlich helle, leuchtende Farben verwenden.

Alternativ oder ergänzend können die Kinder auch ein Bild malen mit Dingen, vor denen sie Angst haben oder die sie traurig machen.

Übung 5: Was brauchen wir zum Glücklichsein?

Hinweis: Baut auf Übung 4 „Gefühle, Stimmungen und Farben“ auf.

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 45 min.

Angestrebte Kompetenzen: Eigene Gefühle wahrnehmen, sich mündlich und schriftlich ausdrücken, Kategorien für Begriffe entwickeln und zuordnen, Ergebnisse analysieren und präsentieren, Körper als Darstellungsmittel verwenden.

Ausgehend von dem gemalten Bild mit Dingen, die sie zum Glücklichsein brauchen, überlegen die Kinder, auf was sie niemals verzichten könnten. Sie sollen so zu den Aspekten kommen, die ihnen am allerwichtigsten im Leben sind. Das wird für viele Kinder nicht so leicht zu bestimmen sein. Bei den meisten werden es am Ende vermutlich die Familie, Freunde und Haustiere sein, bei manchen vielleicht ein besonderes Hobby oder Spielzeug, bei älteren Schülerinnen und Schülern auch das Smartphone.

Jede/-r schreibt höchstens 3 Begriffe auf Pappkärtchen. Diese werden auf dem Boden in der Mitte eines Sitzkreises ausgebreitet. Die Kinder versuchen, die Kärtchen zu sortieren. Sie sollen dabei selbst bestimmen, welche Begriffe zusammenpassen (z.B. Familie, Hobbies).

Sie sprechen darüber, was Ali am meisten vermisst (seine Eltern) und wann er glücklich ist (wenn er Bilder vom Fußball malt oder mit seinen Freunden spielt). Sicher werden die Antworten der SuS ähnlich sein.

Gemeinsam überlegen die Kinder, ob es Dinge gibt, die alle Kinder brauchen, um glücklich zu sein. In Kleingruppen sollen sie versuchen, diese Begriffe als Standbilder oder „lebende Statuen“ darzustellen. Wenn möglich, fotografieren die Kinder oder Sie die Standbilder, so dass die Kinder sie anschließend selbst betrachten und als Quizaufgabe andere (Außenstehende) raten lassen können, welche Begriffe dargestellt werden.

Hinweise zur Vertiefung

Weiterführend zum Thema Kinderrechte:

Plakat „Kinderrechte“ der bpb: Interner Link: www.bpb.de/shop/lernen/falter/194570/kinderrechte

HanisauLand Spezial Kinderrechte: Externer Link: www.hanisauland.de/spezial/kinderrechte/

Unicef-Materialien, zum Beispiel Unterrichtsmaterialien, Plakate oder der Kinderrechte-Pass: www.unicef.de/informieren/materialien, Suche: Kinderrechte https://www.unicef.de/mitmachen/youth

Compasito ist eine Zusammenstellung von Übungen und Hintergrundmaterialien für die Menschenrechtsbildung mit Kindern. Es ist online frei verfügbar: Externer Link: http://www.compasito-zmrb.ch/startseite/

Weiterführend zum Thema Bedürfnisse: Was braucht man zum Leben? Zum Beispiel Compasito-Übung „Aufbruch in ein neues Land“, in der Kinder gemeinsam herausfiltern, was lebensnotwendig ist: Externer Link: http://www.compasito-zmrb.ch/uploads/tx_usercompasitoex/2_Aufbruch_neues_land_ganz_s_60_b67.pdf

Weiterführend zum Themenfeld Gefühle: Film: Alles steht Kopf

Kinofenster: Externer Link: http://www.kinofenster.de/filme/neuimkino/alles-steht-kopf-nik/

HanisauLand: Externer Link: https://www.hanisauland.de/filmtipps/filmarchiv/alles-steht-kopf/

Weiterführend zur Wirkung von Farben:

Externer Link: http://www.kunst-rs-bayern.de/userfiles/07_arbheft_farbe.pdf, hier besonders S.7

Katharina Reinhold ist Redakteurin, Autorin und Vermittlerin mit den Fachgebieten politische und kulturelle Bildung.