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Gewinne oder Verluste - die ökonomische Seite

Birgit Weber

/ 18 Minuten zu lesen

Nachdem Unternehmensgründer Michael Bloomberg 2001 zum New Yorker Bürgermeister gewählt wurde, zog sich der Millardär aus der Unternehmensführung zurück. (© AP)

Einleitung

Entscheidungen über die Einführung neuer Produkte, über die Veränderung von Produktionsprozessen, die Einstellung oder Entlassung von Mitarbeitern sind in marktwirtschaftlich organisierten Unternehmen vor allem darauf ausgerichtet, Gewinn zu erzielen. Diese Orientierung wird auch als erwerbswirtschaftliches Prinzip bezeichnet. Sie gibt das Ziel unternehmerischen Handelns aber nur verkürzt wieder. Während Maßnahmen zur Kostensenkung und zur Umsatzsteigerung direkt auf die Gewinnsteigerung ausgerichtet sind, können Strategien zur Ausweitung von Marktanteilen bis hin zur Marktführerschaft langfristig den Gewinn steigern, kurzfristig aber Verluste mit sich bringen. Zweifellos sind Unternehmen ohne Gewinne auf Dauer nicht überlebensfähig. Die Gewinnerzielung selbst wird aber von vielen Rahmenbedingungen beeinflusst:

  • Werden die Bedürfnisse der Kunden nach angemessenen Preisen und guter Qualität nicht berücksichtigt, wird sich das beim Umsatz bemerkbar machen.

  • Werden die Mitarbeiter durch schlechte Arbeitsbedingungen oder niedrige Löhne demotiviert, können Auswirkungen auf die Qualität der Produkte die Folge sein.

  • Gilt Kostensenkung als oberstes Ziel, kann schlechte Qualität das Ansehen eines Unternehmens und das Prestige seiner Produkte nachhaltig beeinträchtigen.

  • Wird das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften, vernachlässigt, sind zunächst keine bestandserhaltenden oder -erweiternden Investitionen oder Innovationen möglich, auf Dauer steht die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel.

  • Wird die Steigerung des Unternehmenswertes, ausgedrückt im Kurswert der Aktien, und die Auszahlung von Dividenden vernachlässigt, verlieren Kapitalgeber das Interesse am Unternehmen und ziehen ihre Anteile zurück oder sind zurückhaltend bei der Kreditvergabe.

Wirtschaftlichkeit und Produktivitätssteigerung

Eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Handeln ist eine vernünftige Verwendung der verfügbaren Mittel, unabhängig davon, ob Gewinne angestrebt, nur Kosten gedeckt oder sogar Zuschüsse beansprucht werden sollen. Wenn Unternehmen nicht wirtschaftlich mit ihren knappen Ressourcen umgehen, verschwenden sie Mittel und verursachen höhere Kosten als nötig. Die Folgen sind leicht absehbar: Wenn die höheren Kosten aufgrund der Konkurrenz nicht über die Preise an die Verbraucher weitergegeben werden können, fallen die Gewinne zunächst niedriger aus, und schließlich bleiben Erweiterungsinvestitionen oder Lohnsteigerungen aus.

Wirtschaftlichkeit: Ökonomisches Prinzip

Insofern gilt das ökonomische Prinzip als betriebswirtschaftliche Basisnorm unternehmerischen Handelns und ist gleichzeitig auch die traditionelle Grundlage der volkswirtschaftlichen Lehre. Danach sollen entweder die gegebenen Ressourcen so eingesetzt werden, dass sie den größtmöglichen Ertrag bringen (Maximalprinzip) oder aber ein angestrebter Ertrag mit möglichst geringem Einsatz erreicht wird (Minimalprinzip). Entgegen den oft üblichen Vorstellungen bedeutet wirtschaftliches Handeln also nicht, mit möglichst wenig möglichst viel zu erreichen. Ins Extrem gewendet würde dies bedeuten, mit Nichts Alles zu erreichen - also ohne Mitteleinsatz maximalen Gewinn zu realisieren. Solche Situationen sind zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber sie sind doch eher das Ergebnis eines seltenen Zufalls, eine glückliche Ausnahme. Hingegen bedeutet wirtschaftliches Handeln zunächst den planvollen Einsatz und die vernünftige Verwendung von Mitteln zur Erzielung eines bestimmten Ergebnisses. Dennoch hat wirtschaftliches Handeln nicht zwangsläufig Gewinne zum Ergebnis, denn ob wirtschaftliches Handeln durch Erfolg belohnt oder vom Misserfolg bestraft wird, ist letztendlich vom Markt abhängig, wobei die Intensität des Wettbewerbs den Spielraum der Gewinnrealisierung beeinflusst.

Während bis in die 1980er Jahre "Made in Germany" international als Qualitätssiegel galt, das den höheren Preis der Produkte rechtfertigte, demonstrierten die nachholenden Industriestaaten des Fernen Ostens, dass gute Qualität auch zu günstigen Preisen angeboten werden konnte. Mit der umfassenden Unternehmensphilosophie der Lean Production gewann das ökonomische Prinzip eine noch stärkere Bedeutung. Diese "schlanke Produktion" bezog sich nicht allein auf Produktion, sondern auch auf die Produktentwicklung, Konstruktion, Beschaffung und den Vertrieb. Danach sollten die Kundenwünsche bei hoher Qualität mit möglichst geringem Ressourceneinsatz an Zeit, Material, Arbeitseinsatz erfüllt werden, entsprechend wurden auch flachere Hierarchien gebildet. Diese Philosophie hat sich heute auf viele gesellschaftliche Bereiche erstreckt, so sollen auch Staat und Verwaltung schlanker werden.

Verbesserung des Produktionsergebnisses

Arbeitsproduktivität

Eine weitere Voraussetzung zur Verbesserung des Leistungsergebnisses ist die Steigerung der produzierten Gütermenge im Verhältnis zur eingesetzten Menge der Produktionsfaktoren. So kann eine Steigerung der Produktivität bedeuten, dass die gleiche Anzahl an Arbeitskräften in der gleichen Arbeitszeit mehr Güter produziert. Sie kann auch dadurch entstehen, dass für die gleiche Gütermenge weniger Arbeitszeit benötigt wurde. Diese Produktivitätssteigerung kann sowohl durch Lerneffekte als auch durch eine verbesserte Arbeitsorganisation sowie durch den Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen (Automatisierung) bedingt sein. Die Produktivität wird in der Regel auf die einzelnen Produktionsfaktoren bezogen gemessen und erst durch den Vergleich unterschiedlicher Perioden aussagekräftig.

Diese Kennziffer wird auch als Argument bei Konflikten um Lohnerhöhung herangezogen: Wenn die beteiligten Produktionsfaktoren in der gleichen Arbeitszeit mehr Güter herstellen, beanspruchen auch alle ihren Anteil am Leistungserfolg. Da aber abwägende Entscheidungen für den Einsatz von Kapitalgütern oder für den Einsatz von Arbeitskräften auch von deren Kosten abhängig sind, können produktivitätsbedingte Lohnsteigerungen wiederum Anlass zu Automatisierung und damit zu weiteren Produktivitätssteigerungen geben.

Immer schon war die - vor allem durch Technisierung oder Automatisierung - bedingte Produktivitätssteigerung Anlass zu heftiger Kritik, da Arbeitsplätze als bedroht galten. Historisch ist mit dieser Entwicklung eine erhebliche Verbesserung der Lebensbedingungen und des Lebensstandards verbunden. So mussten noch im 19. Jahrhundert die Arbeiter bis zu 16 Stunden täglich arbeiten. Dennoch reichte ihr Lohn kaum für eine ausreichende Ernährung, von ihrer Gesundheit und Lebenserwartung sowie ihren Chancen auf Teilhabe an Bildung und Kultur ganz zu schweigen.

Gewinn: Belohnung über den Markt

Gewinn

Um dauerhaft bestehen zu können, müssen Unternehmen wirtschaftlich handeln und Gewinn anstreben. Dabei gilt der Gewinn als Antriebsfeder für unternehmerisches Handeln: Er ist der "Lohn" für die Inkaufnahme von Risiken. Gewinne sind aber auch die unverzichtbare Voraussetzung für die Existenzsicherung, für Erweiterungs- und Erhaltungsinvestitionen und für die Weiterentwicklung der Güter und Dienstleistungen. Gewinne entstehen nur, wenn der am Markt erzielte Umsatz höher ist als die für die Produktion aufgewandten Kosten. Gewinne werden beeinflusst durch die Nachfrager, durch das Angebot der Konkurrenz sowie durch den eigenen Umgang mit den verfügbaren Ressourcen. Ein Unternehmen kann den Preis nicht beliebig wählen, den Gewinn nicht unbegrenzt maximieren, da die Verbraucher nicht bereit sind, jeden beliebigen Preis zu zahlen. Der Gewinnspielraum wird aber nicht nur durch die Kunden, sondern auch durch die existierenden und sogar durch noch nicht existierende Konkurrenten beschränkt. Können nämlich am Markt Preise durchgesetzt werden, die weit über den Produktionskosten liegen, sind kurzfristig hohe Gewinne möglich: Diese stellen aber auch Anreize für andere Anbieter dar, auf diesem Markt tätig zu werden. So zwingt der Wettbewerb der Anbieter um die begrenzten Mittel der Kunden im Idealfall zu qualitativ guten Produkten und zu günstigen Preisen. Wirtschaftlicher Erfolg zeigt sich im Gewinn, Misserfolg in Form von Verlusten.

Ein hoher Gewinn ist also nicht zwangsläufig die Belohnung guter wirtschaftlicher Leistung. Er könnte auch das Ergebnis mangelnden Wettbewerbs oder von Konsumenten sein, die nicht auf Preis und Qualität achten. Er könnte schließlich aus dem Desinteresse von Bürgern bzw. ihren politischen Vertretern resultieren, die es erlauben, dass Unternehmen betriebswirtschaftliche Kosten zu Lasten Dritter auslagern oder dass Betrug und Täuschung nicht angemessen geahndet werden. Ebenso gut entsteht Gewinn durch die Freisetzung von Kapital. Wenngleich Gewinn die zwingende Voraussetzung für Innovationen und arbeitsplatzschaffende Erweiterungsinvestitionen ist, so wird er nicht nur dafür verwandt, sondern es existieren daneben noch vielfältige andere Möglichkeiten:

  • Gewinne können eingesetzt werden, um Aktien zurückzukaufen. Auf diese Weise lässt sich der Unternehmenswert kurzfristig steigern, während sich die Aktionäre über wachsende Dividenden freuen können. An kurzfristigen Ertrags- und Wertsteigerungen interessierte Kapitaleigner bleiben bei entsprechenden Steigerungen dem Unternehmen eher treu, sie mögen auch eher geneigt sein, im Rahmen der Aufsichtsorgane der Steigerung der Managereinkommen zuzustimmen.

  • Mit Gewinnen können Fusionen und Übernahmen realisiert werden, um unliebsame Konkurrenz oder Überkapazitäten zu beseitigen, sie können auch für Auslandsinvestitionen genutzt werden. Sie führen damit häufig zum Verlust von Arbeitsplätzen, zum Teil aber auch zu deren Sicherung.

  • Gewinne können auch zur Steigerung von Löhnen verwendet werden. Dies birgt zwar zunächst die Möglichkeit, die kaufkräftige Gesamtnachfrage zu erhöhen, sie steigern aber zunächst die eigenen Kosten und fließen dem Unternehmen nicht direkt als Nachfrage wieder zu.

  • Ebenso können Gewinne für arbeitsplatzschaffende Erweiterungsinvestitionen eingesetzt werden. Es besteht dabei aber immer ein Risiko, da unklar ist, ob die zusätzlich geschaffene Menge auf dem Markt auch längerfristig absetzbar ist.

Rentabilität: Verzinsung des eingesetzten Kapitals

Unternehmer wissen nicht von vorneherein, ob sich der Einsatz der Mittel überhaupt lohnt. Aber selbst wenn eine Leistung erbracht und auch abgesetzt wurde, kann erst davon gesprochen werden, dass es sich gelohnt hat, wenn auch tatsächlich ein "angemessener" Gewinn erzielt wurde. Man stelle sich vor, ein kleiner Unternehmer investiert zunächst 100 000 Euro Eigenkapital und stellt am Ende des Jahres fest, dass er nach Abzug aller Kosten einen Gewinn von 5000 Euro erzielt hat. Hätte er das gleiche Geld für sechs Prozent fest angelegt, wären ihm wahrscheinlich Aufwand, Mühe und manche schlaflose Nacht und zusätzlicher Stress erspart blieben, und er hätte doch risikoloser einen höheren Ertrag erzielt. Wer also lediglich Rendite für sein eigenes oder fremdes Kapital einsetzen will, wird sicher mindestens den Zins erzielen wollen, den ihm risikolose Staatsanleihen ermöglichen, aber auch eine "Zitterprämie" zum Ausgleich des Verlustrisikos.

Um also vergleichen zu können, ob bei einem alternativen Einsatz des Eigenkapitals eine höhere Rendite erzielt wird, wird die Rentabilität ermittelt. Dadurch wird ausgedrückt, wie hoch sich das eingesetzte Kapital verzinst hat. Der Gewinn wird auf den Mitteleinsatz bezogen, um vergleichen zu können, ob mit einem alternativen Einsatz des Eigenkapitals höhere Renditen möglich gewesen wären. Es kann sogar mit einem geringen Gewinnanteil am Umsatz eine günstige Eigenkapitalrentabilität erwirtschaftet werden, wenn nämlich ein hoher Umsatz erzielt wurde - wie etwa bei den Lebensmitteldiscountern.

Vor allem die Kapitaleigner sind an einer hohen Rentabilität orientiert. Aus der Zusammensetzung dieser Kennziffer wird deutlich, dass die Rentabilität auch dann gesteigert wird, wenn Gewinn und Eigenkapital bzw. die Eigenkapitalbasis des Unternehmens verringert werden. Es erscheint plausibel, dass beispielsweise Fondsmanager, die kurzfristig Kursgewinne realisieren bzw. -verluste vermeiden wollen, an der Rentabilitätsentwicklung in noch höherem Maße interessiert sind als Eigentümerunternehmer bzw. Familienunternehmen, die eine emotionale Beziehung zum jeweiligen Unternehmen, seinen Produkten und seiner langfristigen Entwicklung haben. Studien der Unternehmensberatung Ernst&Young und der Universität St. Gallen diagnostizierten in Familien- und Eigentümerunternehmen ein größeres Interesse am langfristigen Überleben mit dauerhaft hoher Dividendenrendite sowie ein Interesse an Kontinuität auf der Managementebene und der eigenen Unabhängigkeit mit der Folge, dass unternehmerische Entscheidungen sich weniger stark an kurzfristigen Erfolgen ausrichten.

Betriebliches Rechnungswesen

Die Ermittlung des Unternehmenserfolgs ist angewiesen auf ein funktionierendes betriebliches Rechnungswesen, das wiederum eine ordentliche Buchführung voraussetzt. Diese beiden bilden die Grundlage für die arbeitsteilige Koordination im Unternehmen sowie für vielfältige unternehmerische Entscheidungen, etwa über

  • Preisuntergrenzen für den Vertrieb und Preisobergrenzen für die Beschaffung,

  • unterschiedliche Produktionsverfahren, Selbst- oder Fremdproduktion, Kauf oder Leasing,

  • Einstellung einer Produktion, Schließung von Betriebsteilen oder Standortverlagerungen.

Das betriebliche Rechnungswesen stellt aber nicht allein eine Entscheidungsgrundlage für unternehmerisches Handeln dar, sondern dient auch der Rechenschaftslegung nach außen. Durch die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung können sich Kapitaleigner, Kreditgeber, Arbeitnehmer, der Staat und die interessierte Öffentlichkeit über Geschäftserfolg, Vermögensverhältnisse, Kapitalaufbau und Finanzierung des Unternehmens informieren. Das Handelsgesetzbuch verpflichtet Kaufleute, Handelsgesellschaften und eingetragene Genossenschaften dazu, einen Jahresabschluss zu erstellen, der den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung entspricht. Dieser Jahresabschluss ist auch die Voraussetzung dafür, dass das Finanzamt die Steuerpflicht ermitteln und überprüfen kann.

Voraussetzung für das betriebliche Rechnungswesen ist zunächst eine ordentliche Buchführung. Gewinn und Wertveränderungen im Unternehmen können erst mit der doppelten Buchführung angemessen ermittelt werden. Diese Methode wurde von dem italienischen Mönch Luca Pacioli 1494 auf der Grundlage des Erfahrungswissens italienischer und arabischer Kaufleute systematisch zusammengestellt. Der Grundgedanke ist, dass jeder Geschäftsvorfall einmal im Soll und einmal im Haben notiert wird. So führt ein Wareneingang beispielsweise zu einer Auszahlung auf dem Kassenkonto, gleichzeitig aber auch zu einer Bestandserhöhung bei den Waren. Verkaufte Güter führen zu Einzahlungen auf dem Konto, aber auch zur Minderung der Vorräte im Warenlager.

Der Vorteil dieser auf den ersten Blick doppelten Arbeit wird ersichtlich, wenn man sich vorstellt, dass die Notierungen nur einzeln erfolgen: Würden nur die Auszahlungen verbucht, entstünde der Eindruck eines dauerhaften Wertverlustes. Der Gegenwert an Waren wäre gar nicht erkennbar. Würden hingegen nur die Einnahmen gebucht, erführe das Unternehmen zwar scheinbar einen dauernden Wertzuwachs, mögliche Substanzminderungen würden aber nicht ersichtlich. Deshalb existieren in der Buchführung auch unterschiedliche Konten. Es gibt Anlage- und Kapitalkonten, Finanzkonten, Kostenarten-Konten, Warenkonten und Warenverkaufskonten sowie schließlich Abschlusskonten. Durch eine ordentliche Kontenführung kann jederzeit eine Bilanz des Unternehmens aufgestellt werden.

Die Bilanz ist die Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital zu einem bestimmten Stichtag. Sie gibt Auskunft über die Mittelverwendung als Anlage- und Umlaufvermögen, die so genannte Aktiva, und die Mittelherkunft als Eigen- oder Fremdkapital, die so genannten Passiva. So lässt sich beispielsweise aus einem im Verhältnis zum Gesamtkapital hohen Anlagevermögen auf der Aktivseite entnehmen, dass die Belastung durch Abschreibungen und Zinsen hoch ist, während vor allem im Handel ein hohes Umlaufvermögen durch Vorräte und Forderungen einen hohen Teil des Vermögens bindet. Auf der Passivseite kann aus dem Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital auf die finanzielle Unabhängigkeit eines Unternehmens geschlossen werden.

Unternehmensbewertung und Erfolgsrechnung

Die Gewinn- und Verlustrechnung weist demgegenüber den Gesamterfolg des Unternehmens als betriebsbedingte und betriebsfremde Aufwendungen und Erträge aus, indem die Entstehung des Gewinns und des Verlusts in der abgelaufenen Periode dokumentiert wird.

Durch das betriebliche Rechnungswesen sollen alle für das betriebliche Geschehen relevanten Daten fortlaufend und lückenlos erfasst werden, um über die Betriebsbuchhaltung einen Überblick über die anfallenden Kosten nach Kostenarten, Kostenstellen und Produkten (Kostenträgern) zu erhalten. Über die Geschäfts- und Finanzbuchhaltung soll die Vermögens- und Ertragslage des Unternehmens in der Gewinn- und Verlustrechnung aktualisiert werden. Damit ist die Betriebsbuchhaltung vor allem für die betrieblichen Entscheidungen im Unternehmen relevant, während die Geschäfts- und Finanzbuchhaltung vor allem für die Informationen, Entscheidung und Bewertung im Rahmen der externen Beziehungen des Unternehmens bedeutsam ist.

Kriterien für die externe Bewertung

Zum Aufwand eines Unternehmens gehört sein Werteverbrauch in einer Periode - unabhängig davon, wofür er gebraucht wird. Regelmäßig fallen Kosten für Material, Energie und Arbeit an. Die Zinsen für das Fremdkapital müssen gezahlt werden. Ausgaben für Materialien, die für mehrere Perioden gekauft werden, gehen nur mit den in der jeweiligen Periode genutzten Anteilen in den Aufwand ein. Anschaffungskosten für Maschinen und Geräte gehen ebenfalls nicht in der vollen Höhe der Ausgaben ein, da sie über Jahre genutzt werden können. Sie werden als Wertminderungen angesetzt und als Abschreibungen über die genutzten Jahre verteilt. Daneben existieren Kosten für Forschung und Entwicklung, Weiterbildung, Marktforschung, Werbung, Mieten und Steuern.

Einfache Überschussrechnung

Diesen Kosten stehen Erträge gegenüber. Dazu rechnen zum einen innerhalb einer Periode geschaffene Güter und Dienstleistungen, auch wenn sie noch nicht verkauft wurden. Da aber bei der unternehmensexternen Bewertung nicht relevant ist, woher die Erträge kommen, werden auch verkaufte Wertstoffe, Beteiligungen, Vermietungen und Erlöse aus Bankguthaben sowie Subventionen und Schenkungen hinzugerechnet. Die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag stellt den Erfolg bzw. den Bilanzgewinn oder -verlust des Unternehmens im Jahresüberschuss dar. Diese Daten sind vor allem für die unternehmensexterne Kommunikation zur Information der Öffentlichkeit, der Kapitaleigner, der Aktionäre und der Kreditgeber von Bedeutung.

Einnahme und Ausgabe sind davon zu unterscheiden. Einnahme ist der Gegenwert der veräußerten Güter, während die Ausgabe der Gegenwert für alle erhaltenen Güter in einer Periode ist. Einnahmen und Ausgaben berücksichtigen dabei die Rechtsverpflichtung zur Zahlung oder Forderung sowie die Einzahlungen und Auszahlungen als Zahlungsvorgang selbst. Diese Unterscheidung ist deshalb bedeutsam, da ein Unternehmen jederzeit in der Lage sein muss, aktuelle Forderungen begleichen zu können. Es muss also jederzeit liquide sein. Durch einen Liquiditätsplan kann ein Unternehmen sich vor bösen Überraschungen schützen, indem der für den Erhalt des finanziellen Gleichgewichts notwendige Bestand an Zahlungsmitteln bereit gehalten wird: So können jederzeit fällige Zahlungen getätigt werden, es werden aber auch nicht mehr Zahlungsmittel bereit gehalten als nötig. Auch wird frühzeitig ersichtlich, ob entsprechende Maßnahmen, zum Beispiel Kreditaufnahme, Kapitalerhöhung,Verkauf von Vermögen bzw. Rückzahlung von Fremdkapital, ergriffen werden müssen.

Größen für die betriebsinterne Kommunikation

Für die betriebsinterne Kommunikation über die Finanzbuchhaltung sind die Begriffe Leistung (Erlöse) und Kosten bedeutsamer. Die Leistung bezieht sich auf die abgesetzten und nicht abgesetzten Leistungen sowie auf mögliche Eigenleistungen. In die Kosten wird der durch die Leistungserstellung bedingte Verbrauch plus die zu zahlenden Abgaben einbezogen. Gegenüber der unternehmerischen Bewertung von Aufwand und Ertrag, die auch Beteiligungen, Subventionen, Schenkungen berücksichtigt, geht es bei der betriebsinternen Rechnung nur um die rein betriebliche Leistungserstellung.

Bei der Gütererstellung fallen vielfältige Kosten an. Sie lassen sich unterscheiden nach fixen und variablen Kosten. Fixe Kosten entstehen unabhängig von der Menge der produzierten Güter wie zum Beispiel Zinsen, Mieten, Abschreibungen. Da sich die auf eine Einheit umzulegenden Fixkosten mit steigender Produktion verringern, ist für Unternehmen mit hohen Fixkosten eine volle Auslastung ihrer Anlagen besonders wichtig. Variable Kosten verändern sich in Abhängigkeit von der produzierten Menge. Das sind beispielsweise Lohn-, Material-, Energie- und Reparaturkosten. Die Stückkosten ergeben sich, wenn die Gesamtkosten durch die produzierte Menge geteilt werden. Die Unterscheidung in fixe und variable Kosten ist aus unterschiedlichen Gründen wichtig:

  • So kann über die Wahl alternativer Produktionsverfahren entschieden werden, da ermittelt werden kann, ab welcher Menge sich ein bestimmtes Produktionsverfahren eher lohnt. Auch kann festgestellt werden, ob Fremdbezug oder Eigenfertigung sinnvoller ist.

  • Durch die Berücksichtigung der variablen Kosten bei der Preiskalkulation kann eine Preisuntergrenze für ein Produkt bestimmt werden, damit zumindest unmittelbar entstehende (variable) Kosten gedeckt werden können. Jeder höhere, im Rahmen des Wettbewerbs mögliche Preis trägt dann zur Deckung der fixen Kosten bei (Deckungsbeitrag). Jedes nicht abgesetzte Produkt erhöht den Verlust.

  • So kann die Produktionsmenge ermittelt werden, die zur Kostendeckung unbedingt erforderlich ist. Dies wird als Gewinnschwelle (Break-Even-Point) bezeichnet. Bedeutsam ist er vor allem für die Aufnahme neuer Produkte oder bei der Gründung eines Unternehmens.

Darüber hinaus existieren gewisse Risiken, die mit Kosten verbunden sein können, die aber nicht zwangsläufig entstehen müssen. So ist nicht jedes Produkt von ausreichender Qualität, es gibt auch Ausschuss. Die produzierte Ware kann vor ihrem Absatz verderben, veraltet sein oder gar gestohlen werden. Die Qualität hält den Erwartungen nicht stand, so dass viele Garantieleistungen fällig werden. Eine ganze Produktlinie kann eine Fehlentwicklung darstellen. Einige ausstehende Forderungen werden vielleicht nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht beglichen. Der mögliche Ersatz nach Verbrauch einer alten Produktionsanlage muss berechnet werden. Solche Kosten werden als kalkulatorische Kosten bezeichnet, es sind vor allem Abschreibungen, Unternehmerlöhne, Zinsen und finanzielle Risiken, die Unternehmer eingehen, die ihr Eigenkapital auch anders hätten anlegen können. Solche kalkulatorischen Kosten werden benötigt, um zu ermitteln, ob sich das Unternehmen überhaupt lohnt.

QuellentextIn der Liquiditätsklemme

[...] Immer häufiger kaufen Privatleute und Firmen Waren und Dienstleistungen ein, bezahlen sie aber gar nicht oder erst nach vielen Mahnungen und Drohungen. [...] Die einen knausern aus Not, weil ihnen die Schulden über den Kopf wachsen, sie arbeitslos wurden oder eine Geldquelle plötzlich versiegte. Die anderen knausern aus nüchternem Kalkül, denn wer nicht zahlt, ist im Vorteil. [...]
Die Europäische Kommission schätzt den jährlichen Schaden durch nichtbezahlte Rechnungen auf 23,4 Milliarden Euro und 450 000 verlorene Arbeitsplätze. Jede vierte Unternehmenspleite in der EU habe mit hohen Außenständen zu tun, heißt es in Brüssel. Nach einer Erhebung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) aus dem Jahr 2005 haben 17 Prozent der Handwerker deswegen schon einmal Personal entlassen. Ein Viertel der Betriebe geriet in Existenznot. 2006 hat die anhaltend gute Konjunktur die Lage zwar etwas entspannt. Die Summe der Außenstände ist aber nach wie vor gigantisch. [...]
"Die Zahlungsmoral ist vor allem dort schlechter geworden, wo die Macht am Markt einseitig verteilt ist", sagt Heike Mallad von der Forschungsstelle Automobilwirtschaft in Bamberg. Gerade wurde dort eine Studie mit alarmierenden Ergebnissen abgeschlossen. Demnach beklagt eine wachsende Zahl von Zulieferern, viele Konzerne hielten sich nicht an Abmachungen. Und um überhaupt an Aufträge zu kommen, müssten neuerdings die Zulieferer Werkzeuge, Muster und Prototypen für künftige Fahrzeugmodelle auf eigene Rechnung und Risiko erstellen.
"Das Schlimme ist", sagt Unternehmer E. D., "dass ich den Druck inzwischen auf meinen Lieferanten genauso weitergebe und die wiederum mit ihren Lieferanten genauso umgehen." So entsteht ein Teufelskreis, und glaubt man Professor Uto Meier von der Katholischen Universität Eichstätt, dann hat dessen Entstehen viel mit der "totalen Dominanz des ökonomischen Denkens" zu tun. "Es geht vielen nur noch um den schnellen Euro Gewinn, nicht aber mehr um nachhaltige und dauerhaft gefestigte Kundenbeziehungen", sagt der Leiter des Studiengangs für ethisches Management in Eichstätt. Verstärkt werde der Trend, weil Wirtschaftsbeziehungen heute anonymisierter und globalisierter seien als früher. "Man muss nicht mehr fürchten, gleich sein Gesicht zu verlieren, wenn man sich unkorrekt verhält", erläutert Meier. [...]
Die Politik hat das Problem inzwischen erkannt, aber sie tut sich schwer damit, es zu lösen. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat "schneller Geld für Handwerker" versprochen. Aber der Entwurf eines Forderungssicherungsgesetzes steckt in den parlamentarischen Mühlen des Bundestages fest.
Verbraucherschützer bremsen das Vorhaben. Sie bemängeln vor allem, dass laut dem Gesetzentwurf Richter künftig eine vorläufige Zahlung anordnen können. [...] Den Verbraucherverbänden passt [...] nicht, dass solche Zahlungen möglich sein sollen, noch ehe es zur Beweisaufnahme von etwaigen Schäden gekommen ist. [...]
Als moralische Richter taugen der Staat und seine Organe obendrein kaum. Denn während Finanzämter selbst bei geringsten Verzögerungen Steuerzahlern bisweilen horrende Säumnisaufschläge aufbrummen, lässt sich die öffentliche Hand Zeit damit, ihre Schulden zu begleichen. Die Dienstwege sind lang, bis zu vier Monate und länger warten Firmen auf Bezahlung öffentlicher Aufträge.
Viele Betroffene verlassen sich lieber auf sich selbst - und schicken Geldeintreiber los. "Die Zahl der Inkassounternehmen hat in Deutschland in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen", sagt Verbandspräsident Stephan Jender. [...]

Uwe Ritzer, "Knausern, bis der Anwalt kommt", in: Süddeutsche Zeitung vom 9./10. Dezember 2006

In engem Zusammenhang mit den kalkulatorischen Wagnissen stehen die Transaktionskosten. So kann zum Beispiel ein radikaler Personalabbau zur Kostensenkung kurzfristig sinnvoll sein, langfristig aber erhebliche Suchkosten zur Folge haben, wenn sich die wirtschaftliche Lage verbessert und erfahrene und qualifizierte Arbeitskräfte nicht sofort verfügbar sind. Ein vollständiger Verzicht auf ein kostenintensives Lager erhöht die gegenseitige Abhängigkeit, kann die Liefer- und Fertigungsfähigkeit mindern und langfristig zum Kundenverlust führen.

Die Kostenrechnung ist nötig, um unnötige Kosten zu vermeiden und um Preise zu kalkulieren, mit denen man im Wettbewerb existieren kann. Bei der Kostenrechnung wird differenziert nach Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträgern, um gezielte Entscheidungen über Möglichkeiten der Kostensenkung treffen zu können.

  • Kostenarten geben an, welcher Art die Kosten sind: zum Beispiel Kosten für Material, Personal, Betriebsmittel, Dienstleistung und öffentliche Abgaben. Sie können nach Produktionsfaktoren (Material, Personal, Betriebsmittel) oder auch nach ihrer Funktion (Entwicklung, Beschaffung, Fertigung, Vertrieb, Verwaltung) erfasst werden. Die Bestimmung der Kostenarten erlaubt den Vergleich zwischen kostengünstigeren Varianten.

  • Kostenstellen lassen erkennen, wo die Kosten anfallen. Das können Arbeitsplätze oder ganze Einheiten sein. Auf diese Weise kann ermittelt werden, ob und warum vergleichbare Einheiten höhere Kosten verursachen. Maßnahmen der Kostensenkung können gezielt ansetzen.

  • Kostenträger zeigen, wofür die Kosten entstehen. Das sind beispielsweise Produkte, Zielgruppen, Absatzregionen. So kann gezielter bestimmt werden, ob der Einsatz für bestimmte Produkte, Gruppen oder Regionen sich lohnt. Bezogen auf die Kostenträger zum Beispiel als Produkteinheiten sind auch die dem Kostenträger direkt zuzurechnenden Einzelkosten und die anteilig auf den Kostenträger umzulegenden Gemeinkosten, wie etwa die Verwaltung, zu unterscheiden.

Investitionen und Finanzierung

Investitionen ändern die Kapazität eines Unternehmens quantitativ und qualitativ. Sie binden langfristig Kapital, bringen Liquiditätsprobleme mit sich und sind mit großen Risiken verbunden. Denn bei der Investitionsplanung ist oft ungewiss, welche Mengen in der Zukunft abgesetzt werden können und welche Umstellungen durch veränderte Verbraucheranforderungen erforderlich werden. So können hoch spezialisierte Produktionsanlagen wertlos werden und kaum noch zu veräußern sein. Die Mittel für Investitionen müssen zu einem Zeitpunkt bereitgestellt werden, da der damit zu erzielende Mehrertrag noch ungewiss ist.

Aufgrund der geringen Eigenkapitalausstattung insbesondere der mittelständischen Unternehmen müssen Investitionen vor allem über Kredite finanziert werden oder das Eigenkapital muss über Beteiligungen erhöht werden. Potenzielle Kreditgeber oder auch Investoren werden aber nur dann Mittel zur Finanzierung bereitstellen, wenn sie entweder erwarten können, an den Einnahmen angemessen beteiligt zu werden, oder wenn sie sicher sind, dass sie die vergebenen Kredite mit Zins und Zinseszins zurückerhalten. Für das eingegangene Risiko erwarten die Investoren eine entsprechende Risikoprämie, die über der erwarteten Zahlung einer sicheren Geldanlage liegt.

Eigenmittelquote der Unternehmen

Angesichts einer niedrigen Eigenkapitalausstattung erscheint den Banken die Kreditvergabe häufig als zu risikoträchtig. Da sie in der Vergangenheit eher großzügig mit ihren Krediten umgegangen sind, wurden neue internationale Regeln für die Darlehensvergabe vereinbart - das so genannte Basel II. Damit sollen Banken davor geschützt werden, Kredite an risikoreiche Schuldner zu vergeben und in der Folge durch deren Zahlungsunfähigkeit selbst gefährdet zu sein. Bislang mussten die Banken für jeden Euro, den sie als Kredit vergeben, acht Cent Eigenkapital als Sicherheit unterlegen: Für "gute" Schuldner kann das heute weniger sein, für "schlechte" mehr. Durch die Konkurrenz der Banken erhalten so die guten Schuldner heute zinsgünstige Kredite bis zu einem Zinssatz von vier Prozent, während die risikoträchtigeren Kreditnehmer gar keinen Kredit mehr bekommen und darauf angewiesen sind, ihr Konto zu einem Zinssatz von bis zu 14 bis 16 Prozent zu überziehen.

Die Kreditnehmer selbst werden durch ein Rating benotet. Das setzt voraus, dass die Kreditgeber nach bestimmten Kriterien die Situation eines Unternehmens angemessen einschätzen können und die Unternehmen die Ergebnisse der Bewertung kennen. Nur so können sie Maßnahmen ergreifen, um ihre Kreditwürdigkeit (Bonität) zu verbessern. Viele Banken verlangen deshalb heute, dass sich weitere Banken an Krediten beteiligen. Wenn aber die Hausbank zur Kreditgewährung nicht bereit ist, betrachten andere Geldinstitute dies als Symptom mangelnder Bonität.

Zur Förderung innovativer Ideen im Mittelstand existieren einige Organisationen, die aussichtsreiche Geschäftsideen sowohl durch Kredite als auch durch Beratung unterstützen. Dies erscheint aber kaum ausreichend: Vor allem die Institute für Mittelstandsforschung verlangen staatliche Maßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung von Unternehmen, da zwischen einer schlechten Eigenkapitalausstattung und der Insolvenzquote ein Zusammenhang besteht und die Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstandes im internationalen Vergleich als recht niedrig gilt.

Objektivität der Erfolgsmessung?

Die Gewinn- und Verlustrechnung ist für die Überprüfung der wirtschaftlichen Entscheidungen wichtig, sie dient den Kapitaleignern zur Erfolgskontrolle und den Finanzbehörden zur Bestimmung der Steuerlast. Deshalb ist auch der Jahresabschluss für Kapitalgesellschaften zwingend vorgesehen, damit die Öffentlichkeit, vor allem aber die Kapitaleigner, ein adäquates Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens erhalten. Das Ergebnis muss zudem von einem Revisor überprüft werden. Entsprechend wird auch ein objektives Ergebnis erwartet und angesichts der Fundierung durch ein enormes Zahlenwerk nicht selten auch vermutet.

Dabei wird häufig übersehen, dass die buchhalterische Messung des Unternehmensergebnisses Spielräume ermöglicht. So kann bei Abschreibungen zwischen unterschiedlichen Abschreibungssätzen und -dauer gewählt werden. Die Unternehmensleitung kann künftige Verluste vorwegnehmen, da im deutschen Recht bei der Gewinnermittlung das Vorsichtsprinzip gilt. Dieses Prinzip soll verhindern, dass die Gläubiger im Falle der Insolvenz um ihre Ansprüche gebracht werden, wenn etwa die Ausschüttungen an die beschränkt haftenden Kapitaleigner äußerst großzügig erfolgen. Das Interesse an einer niedrigen Ausweisung des Gewinns wird aber auch dadurch erhöht, dass die Gestaltungsspielräume für die Unternehmensleitungen geringer sind, wenn den hohen Gewinnen sowohl hohe Dividendenausschüttungen als auch Steuerzahlungen folgen.

So objektiv Zahlenwerke auch erscheinen mögen, ihre Ermittlung und Gestaltung wird durch kulturelle Rahmenbedingungen beeinflusst. So soll die angloamerikanische Rechnungslegung vor allem die Anteilseigner informieren. Dabei sollen nicht allein die Verluste, sondern auch die künftigen Erträge berücksichtigt werden. Risiken werden im angloamerikanischen Bereich eher optimistisch eingeschätzt. So kann das Unternehmensergebnis ganz legal "beeinflusst" werden.

Da die betriebliche Erfolgsmessung ihre Grenzen hat, liegt eine Beurteilung über den Marktwert auf den Aktienmärkten nahe. Dazu müssten den Anlegern die relevanten Informationen über den Unternehmenserfolg bekannt sein. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Kurs langfristig die verfügbaren, vielfältigen Informationen aus unterschiedlichen Perspektiven angemessen registriert, können kurzfristige, zufällige Ausschläge das Bild durchaus erheblich verzerren.

Dr. phil., Jahrgang 1959, vertritt gegenwärtig die Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld. Sie war von 1989 bis 2006 tätig im Bereich Wirtschaftswissenschaft und Didaktik der Wirtschaftslehre an der Universität Siegen.Dort leitete sie ein Projekt zur Förderung der unternehmerischen Selbstständigkeit in der Lehrerausbildung (2000 - 2002) als Geschäftsführerin im Zentrum für Lehrerbildung. Als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung hat sie die Entwicklung von Bildungsstandards für die ökonomische Bildung mit vorangetrieben. Ihre fachlichen Schwerpunkte sind neben grundsätzlichen Fragen der Didaktik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vor allem Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit, Umweltökonomie sowie Fragen des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft.

Kontakt:birgit.weber@uni-bielefeld.de ;birgit.weber@uni-siegen.de