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Im Praxistest: Armut – hier und weltweit | bpb.de

Im Praxistest: Armut – hier und weltweit

Dorlies Pollmann

/ 3 Minuten zu lesen

Die Ausgabe der Interner Link: Themenblätter im Unterricht "Armut – hier und weltweit" bietet einen präzisen und differenzierten Zugriff auf den Begriff Armut.

Armut bedeutet immer Mangel, doch die Frage: woran? lässt sich nur im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext klären. Armut hat viele Formen und Gesichter, die mithilfe des vorliegenden Materials erarbeitet werden können. Auf den begleitenden Lehrerblättern wird durch statistisches Material die Dimension von absoluter Armut als physisches Existenzminimum erläutert und der relativen Armut gegenübergestellt, die ökologische, kulturelle und soziale Größen in die Definition der relativen Armut miteinbezieht.

Diese Differenzierung nach absoluter und relativer Armut greifen die Schülerarbeitsblätter A und B auf. Fotomaterial zu Formen und Folgen von Armut machen den Schülerinnen und Schülern auf dem Arbeitsblatt A durch Zuordnungen die Erscheinungen in Industrie- und Entwicklungsländern deutlich. Die hiesige Debatte um Mindestlöhne als Mittel zur Armutsbekämpfung wird mit der Methode Pro- und Contra dargestellt.

Der Kampf gegen absolute Armut weltweit war das vordringlichste Milleniums-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen und die bisher historisch erfolgreichste Bewegung zur Armutsbekämpfung, wie sie von Ban Ki-Moon, ihrem amtierenden Generalsekretär kürzlich bewertet wurde. "Immer, wenn wir einen Menschen aus dem Leben in Armut erlösen, verteidigen wir Menschenrechte. Und immer, wenn wir versagen, verraten wir Menschenrechte.", so Kofi Annan, der UN-Generalsekretär von 1997 bis 2006 war. Dieses Zitat ist dem ersten Schüler-Arbeitsblatt A vorangestellt und verweist bereits auf den Zusammenhang zwischen stabiler politischer Ordnung und wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten für alle.

In Deutschland senken die Sozialtransfers die Armutsquote deutlich, auch die Armutsrisikoquote für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen, wie vor allem Arbeitslose oder Alleinerziehende, aber auch alle ohne Schulabschluss und Jugendliche zwischen 18 und 24 Jahren sowie Menschen nicht-deutscher Nationalität. Die Mindestsicherung für ein sozio-kulturelles Existenzminimum bestimmt sich nach dem Regelsatz der einkommensschwächsten 20% der Haushalte in Deutschland. Dieser Aspekte berücksichtigt das Arbeitsblatt B.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht


Die Themenblätter sind flexibel einsetzbar und vor allem für die Sek.I geeignet. Da der Armutsbegriff differenziert dargestellt ist, kann das Material auch im Berufskolleg, wo die Arbeit mit heterogenen Lerngruppen und unterschiedlichen Wissensständen häufig Alltag ist, hilfreich sein.

Ausführliche Hintergrundinformationen für Lehrer zu den beiden Schüler-Arbeitsblättern plus eine zusätzliche Kopiervorlage zum Mindestlohn machen das Arbeitsmaterial sehr variabel. Es kann flexibel als Auftakt, Einführung, Bestandteil einer Unterrichtsreihe oder eines Unterrichtsprojekts eingesetzt werden. Auch ein eigenständiger Einschub ist vorstellbar, denn viele der derzeit aktuellen Themen wie Flüchtlinge, Kriege und Konflikt- und Krisenherde weltweit können mit dem Armutsbegriff in Verbindung gebracht werden.

Anregungen


Zudem ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung mit anderen Themenbereichen, wie z.B. Sozialstaat, Menschenrechte, Lohnformen, Sozialstruktur. Denkbar ist auch eine Kooperation mit anderen Fachgebieten, wie z.B. Wirtschaft, Philosophie, Geografie, Englisch.

Das Material ist abwechslungsreich in der Aufbereitung für die Schüler. Zuordnung von Fotos und Vervollständigung von Texten bieten gute Ansatzpunkte für weitergehende, individualisierte Aufgaben. Da das vorliegende Material von Oktober 2010 ist, könnte eine weiterführende Aufgabe die Aktualisierung der Daten mit Hilfe von Online-Recherchen für Gruppen-Präsentationen oder individuelle Arbeiten sein.

Das bietet sich insbesondere deshalb an, weil die Milleniums-Entwicklungsziele gerade jetzt (8/2015) von dem neuen UN-Entwicklungsplan abgelöst werden, da die absolute Armut weltweit um mehr als die Hälfte gesenkt werden konnte.

Auch Medienmaterialien zum Thema Armut zur Vertiefung eines selbstgewählten oder vorgegebenen Aspektes sind sinnvoll, wie z.B eine lokale Recherche im eigenen Stadtteil oder eine Arbeit zu den Preisträgern des Fotos des Jahres (world press), die in verschiedenen Kategorien eine anschauliche Bandbreite weltweiter Probleme bieten.

Zur Publikation: Interner Link: Themenblätter im Unterricht (Nr. 77): Armut – hier und weltweit

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Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, 2014, www.bpb.de/impressum

Fussnoten

Dorlies Pollmann, geb. 1950, unterrichtet die Fächer Politik, Wirtschaftslehre, Englisch und prakt. Philosophie im Berufskolleg Köln.