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Info 05.05 Öffentliche Güter | Umweltbewusstsein und Klimaschutz | bpb.de

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Info 05.05 Öffentliche Güter

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Öffentliche Güter - wie die Umwelt - sind solche, die in der Regel vom Staat bereitgestellt werden müssen, weil diese sonst gar nicht oder nur unzureichend bereitgestellt würden. Diese Güter nutzen jedoch auch denjenigen, die sich nicht um deren Erhalt bemühen.

Positive externe Effekte, also externe Nutzen, stellen in der Regel kein Problem der Wirtschaftspolitik dar, da niemand geschädigt wird und es sogar als erwünscht angesehen wird, dass jemand bei der Verfolgung seiner eigenen Interessen auch noch Vorteile für Außenstehende erzeugt. Allerdings muss sich die Wirtschaftspolitik dann mit externen Nutzen befassen, wenn ein Gut ausschließlich oder überwiegend externe Nutzen aufweist und nur geringen Nutzen für denjenigen, der die Kosten der Produktion zu tragen hat. Dann kann es geschehen, dass dieses Gut erst gar nicht erzeugt wird, obwohl die Produktion aus volkswirtschaftlicher Sicht wünschenswert wäre. Solche Güter sind "öffentliche Güter". Ein Beispiel dafür ist ein Deich, der Siedlungen vor Überschwemmungen schützen soll. Hochwasserschutz ist ein öffentliches Gut, denn niemand, der hinter dem Deich lebt, kann davon ausgeschlossen werden. Der Deich schützt jeden, gleichgültig, ob er sich an den Kosten seines Baus beteiligt hat oder nicht.

Positive externe Effekte bedürfen in manchen Fällen also ebenfalls einer wirtschaftspolitischen Korrektur. Das öffentliche Gut ist dadurch charakterisiert, dass es jedem Individuum in der gleichen Menge zur Verfügung steht, aber niemand zur Bezahlung seines Beitrages bzw. zur Erstellung gezwungen werden kann. In einem solchen Fall kommt es aufgrund des positiven externen Effekts zu einer kollektiven Schädigung, wenn alle Individuen eigennützig handeln. Der Grund hierfür ist das so genannte Trittbrettfahrer-Problem (Freerider-Problem).

Es ist bei großen Gruppen gravierender als bei kleinen, da in großen Gruppen jedes Individuum das Verhalten der anderen als gegeben annehmen kann. Es ist in einer solchen Situation individuell-rational, keinen Beitrag zu leisten. Daraus erwächst sogar ein doppelter Vorteil für den Trittbrettfahrer: Er trägt keine Kosten, und er konsumiert das öffentliche Gut im vollen Umfang. Im Beispiel des Deichbaus kann der Trittbrettfahrer den Deich nutzen, auch wenn er sich nicht an seinem Bau beteiligt hat, denn im Fall einer Flut werden alle Anwesen durch den Damm geschützt, auch diejenigen der Trittbrettfahrer. Denken die anderen Individuen auch so und leisten ebenfalls keinen Beitrag zur Finanzierung des öffentlichen Gutes, so kann dieses nicht bereitgestellt werden. Umso ungünstiger wäre es in dieser Situation, selbst etwas zu zahlen. Trittbrettfahren ist für jedes Individuum die geschickteste Verhaltensweise, gleichgültig, ob die anderen einen Beitrag zur Bereitstellung des öffentlichen Gutes leisten oder nicht.

Der Wirtschaftspolitik stehen zur Lösung dieses Problems eine Reihe von Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung. Manche sind mehr, andere weniger mit dem normativen Individualismus vereinbar. So kann die Regierung die öffentliche Leistung in einem Umfang nach ihrem Gutdünken bereitstellen und die anfallenden Kosten auf die Gesellschaftsmitglieder gleichmäßig verteilen. Es ist auch möglich, über das Angebot des öffentlichen Gutes abstimmen zu lassen. Die erste Lösung ist eine hierarchische, die zweite eine demokratische.

Öffentliche Güter zeichnen sich immer dadurch aus, dass man niemanden von ihrer Nutzung ausschließen kann, wenn er sich weigert, sich an den Produktionskosten dieser Güter zu beteiligen. In diesem Fall versagt die Koordination der Handlungen über Märkte. Die Landesverteidigung ist ein weiteres Beispiel dieser Problemlage. Kein Bewohner eines Landes kann von ihr ausgeschlossen werden, auch wenn er sich weigert, sie mitzufinanzieren. Wenn das "Ausschlussprinzip" nicht gilt, wird voraussichtlich niemand die Kosten für die Produktion eines Gutes auf sich nehmen, da er es ja kostenlos nutzen kann. Der Anbieter würde in diesem Fall keine Einnahmen haben oder ganz auf die Gutwilligkeit der Nutzer angewiesen sein. Das Problem öffentlicher Güter besteht also darin, dass sie volkswirtschaftlich zwar erwünscht sind, aber der private Nutzen, der für ihren Erzeuger anfällt, niedriger ist als die Produktionskosten. Der überwiegende Teil des Nutzens dieser Güter ist ein externer Nutzen, von dem niemand ausgeschlossen werden kann. Also werden öffentliche Güter nicht oder in zu geringem Umfang erzeugt. Im Extremfall wird tatsächlich keiner zahlen, aber jeder will konsumieren.

Die Umwelt als natürlicher Lebensraum ist ein besonders deutliches Beispiel für ein öffentliches Gut, denn die Erträge von Investitionen in die Umweltqualität können nicht internalisiert werden. Hinzu tritt, dass eine Übernutzung des öffentlichen Gutes "Umwelt" in vielen Fällen nicht durch Preissteigerungen signalisiert wird. Umweltverschmutzer werden daher nicht durch steigende Preise zurückgedrängt, das öffentliche Gut Umwelt wird übernutzt, und die Kosten der Übernutzung werden externalisiert. [...]

Erst ein Mechanismus, der dem Einzelnen die sozialen Konsequenzen seiner Handlungen vor Augen führt und sie ihn spüren lässt, ist in der Lage, das Koordinationsproblem zu lösen. Diese Mechanismen werden durch Menschen geformt, deshalb fließen letztlich immer individuelle Interessen in die Formulierung solcher Mechanismen ein.

Für die Bereitstellung öffentlicher Güter sorgt daher in vielen Fällen der Staat. Allerdings ist es nicht unbedingt notwendig, dass der Staat die öffentichen Güter selbst herstellt. Er kann damit private Unternehmen beauftragen. Dies ist beispielsweise bei öffentlichen Bauten üblich. Andererseits werden öffentliche Güter wie die Landesverteidigung in den Augen der meisten Bürgerinnen und Bürger wohl nur schwer an Privatfirmen zu übergeben sein, wenngleich sich auch auf diesem Feld starke Privatisierungstendenzen beobachten lassen.

Aus: Hans-Jürgen Schlösser: Aufgaben und Grenzen von Markt und Staat, in: Externer Link: Informationen zur politischen Bildung, Heft "Staat und Wirtschaft", 1. Quartal 2007, S. 17f.

Fussnoten