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Märtyrer | bpb.de

Märtyrer

(arab., pers. shahīd), der im Kampf für den islam. Glauben oder bei dessen Verteidigung zu Tode Gekommene. An verschiedenen Stellen spricht der Koran vom Lohn, der diejenigen erwartet, die für die Sache Gottes sterben. Es lassen sich grob zwei Gruppen von M. unterscheiden, nämlich diejenigen, die auf dem Schlachtfeld sterben und als M. im Diesseits und im Jenseits gelten, sowie diejenigen, die nur im Jenseits als M. gelten, da sie nicht durch die Hand von «Ungläubigen» oder Tyrannen auf dem Schlachtfeld ihr Leben verloren haben. Zu dieser zweiten Gruppe gehören Gläubige, die durch Gewalteinwirkung oder frühzeitig z. B. durch Krankheit starben, ebenso wie solche, die z. B. während der Interner Link: Pilgerfahrt eines natürlichen Todes starben. Schließlich gibt es auch lebende M., die sich dem sog. «großen Interner Link: Jihad», d. h. dem Kampf des Gläubigen gegen seine Schwächen und weltlichen Begierden und für das Verweilen auf dem rechten Wege verschrieben haben. Die zwölferschiit. Lehre räumt dem Märtyrertod des Prophetenenkels und dritten Imams Interner Link: Ḥusain, der für die gerechte Sache gekämpft und sich für seinen Glauben geopfert habe, einen hohen Stellenwert ein. Sein Tod im Jahre 680 bei Kerbela, wo er im Kampf gegen die Truppen des umayyad. «Usurpatoren» fiel, steht im Zentrum des schiit. Märtyrerkultes (Interner Link: ʿĀshūrāʾ). In der Islam. Republik Iran erhielt der Mythos des M. besonders während des Krieges gegen den Irak (1980 – 1988) große Bedeutung. Laut Ayatollah Interner Link: Khomeini ist der Tod in einem Glaubenskrieg das höchste Glück, das einem Menschen widerfahren kann. Wer den Märtyrertod sterbe, dem würden alle Sünden verziehen und er werde im Jenseits den wahren Frieden und die ewige Glückseligkeit finden.

Literatur: Abedi, M.: Jihad and Shahadat. Struggle and Martyrdom in Islam, 1986. – Khosrokhavar, F.: L’islamisme et la mort. Le martyre révolutionnaire en Iran, 1995. – Cook, D.: Martyrdom in Islam, 2007.

Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Anja Pistor-­Hatam, Universität Kiel, Islamwissenschaft

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten