Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert. Rund jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf Importe angewiesen – vor allem im Energiebereich. Trotz dieser Import-Abhängigkeit liegen in Deutschland die Warenausfuhren seit Jahrzehnten über den Wareneinfuhren. In den Jahren 2014 bis 2019 wurden sogar Rekordüberschüsse bei der Handelsbilanz erzielt. Allerdings war der Exportüberschuss im Jahr 2022 der niedrigste seit 22 Jahren.
Fakten
Im Jahr 2022 exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 1.576 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im Wert von 1.495 Milliarden Euro – nie zuvor war der Wert der Ex- und Importe höher. Insgesamt erhöhte sich der Warenexport beziehungsweise der Warenimport in den Jahren 1980 bis 2022 jährlich um 5,3 beziehungsweise 5,2 Prozent.
Im Jahr 2021 wurden – bezogen auf den Wert aller Waren – 35,4 Prozent der Inlandsnachfrage Deutschlands durch Importe abgedeckt. Wie hoch die Bedeutung des Außenhandels für Deutschland ist, zeigt auch die Außenhandelsquote. Die Außenhandelsquote entspricht dem prozentualen Anteil des Warenexports und -imports eines Staates/einer Region am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) stieg die Außenhandelsquote Deutschlands von 43,8 Prozent im Jahr 1990 auf 70,5 Prozent im Jahr 2008. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise führte zu einem deutlichen Rückgang der Außenhandelsquote auf 60,2 Prozent im Jahr 2009. Allerdings wurde mit 72,9 Prozent bereits 2011 das Vorkrisenniveau übertroffen. Ebenso hat auch die Corona-Pandemie diese Entwicklung nur kurz unterbrochen: Dem Rückgang der Außenhandelsquote auf 66,4 Prozent im Jahr 2020, folgte der Anstieg auf 72,2 Prozent im Jahr 2021.
Im Jahr 2008 konnte Deutschland seinen Titel als "Exportweltmeister" noch knapp gegen China verteidigen – sechsmal in Folge exportierte Deutschland mehr Waren als jedes andere Land. 2009 wurde Deutschland jedoch klar von China abgelöst. Nach Angaben der UNCTAD konnte China seinen Vorsprung gegenüber Deutschland immer weiter ausbauen, auf gut 1.700 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Zudem lagen in den Jahren 2010 bis 2021 auch die USA vor Deutschland – 2021 lag die Differenz bei 122 Milliarden US-Dollar.
Eine ganz andere Rangfolge ergibt sich, wenn der Warenexport pro Kopf verglichen wird: Bei dieser Betrachtungsweise lagen im Jahr 2021 die Handelsdrehscheiben Hongkong und Singapur an vorderster Stelle. Darauf folgten die Niederlande, Belgien, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Schweiz und Irland. Deutschland kam nach dieser Rechnung noch in die Top 20 von 191 Staaten/Gebieten mit mehr als 100.000 Einwohnern (Rang 16) und lag damit weit vor den USA (Rang 49) und China (Rang 76). Entsprechend entfielen auf Deutschland von den weltweit getätigten Warenexporten des Jahres 2021 überdurchschnittliche 7,3 Prozent – bei einem Anteil von 1,1 Prozent an der Weltbevölkerung.
In allen Jahren seit 1952 wurden mehr Waren aus Deutschland ausgeführt als eingeführt. In den achtzehn Jahren 2004 bis 2021 lag der Handelsbilanzüberschuss dabei siebzehnmal bei mehr als 150 Milliarden Euro. Und auch 2009 war die Handelsbilanz trotz der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der hohen Exportabhängigkeit Deutschlands positiv (139 Mrd. Euro). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde 2016 mit 248,9 Milliarden Euro der bisher höchste Handelsbilanzüberschuss erzielt. Auf die Jahre 2017 und 2015 entfielen der zweit- und dritthöchste Überschuss (2017: 248 Mrd. Euro / 2015: 244 Mrd. Euro).
Durch die Corona-Pandemie sank der Außenhandelssaldo von 2019 bis 2021 von 224 auf 175 Milliarden Euro (minus 21,7 Prozent). Von 2021 auf 2022 reduzierte sich der Exportüberschuss sprunghaft von 175 auf 81 Milliarden Euro. Der Rückgang um 53,8 Prozent war der Größte seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Ein wichtiger Grund hierfür waren die stark gestiegenen Preise für die Einfuhr von Energie. Zudem verzeichnete Deutschland im Außenhandel mit China im Jahr 2022 das größte Handelsdefizit seit Beginn der Zeitreihe des Statistischen Bundesamtes im Jahr 1950.
Die hohen Handelsbilanzüberschüsse tragen maßgeblich dazu bei, dass auch die Leistungsbilanz Deutschlands seit einschließlich 2002 durchgehend positiv ist. Die Leistungsbilanz fasst verschiedene Bilanzen zusammen – unter anderem die Handels- und die Dienstleistungsbilanz. Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands stieg zwischen 2003 und 2007 von 31,3 auf 171,5 Milliarden Euro. Auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 konnten mit 145,0 beziehungsweise 142,7 Milliarden Euro hohe Überschüsse erzielt werden. In den Folgejahren stiegen die Leistungsbilanzüberschüsse erneut.
In allen Jahren von 2015 bis 2021 lagen die Leistungsbilanzüberschüsse bei mehr als 240 Milliarden Euro. Dabei wurde 2019 mit 283,8 Milliarden Euro der bisherige Höchstwert erreicht. Insbesondere aufgrund des oben beschriebenen Rückgangs des Handelsbilanzüberschusses im Jahr 2022 fiel auch der Leistungsbilanzüberschuss von 2021 auf 2022 von 278,7 auf 162,3 Milliarden Euro. Dabei betrug der Überschuss der Warenhandelsbilanz nach Angaben der Deutschen Bundesbank 111,9 Milliarden Euro. Die Bilanz der Primäreinkommen war im Jahr 2022 ebenfalls positiv (plus 150,0 Mrd. Euro). Nachdem die Dienstleistungsbilanz 2020/2021 leicht im Plus war, war sie 2022 erneut negativ (minus 30,8 Mrd. Euro). Die Bilanz der Sekundäreinkommen fiel, wie in den Jahren zuvor, auch 2022 negativ aus (minus 68,8 Mrd. Euro).
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Importabhängigkeitsquote zeigt, bis zu welchem Grad die inländische Nachfrage durch Importe abgedeckt wird. Die Quote entspricht dem Verhältnis der Importe zu dem um den Außenhandelssaldo – die Differenz zwischen Exporten und Importen – bereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die Handelsbilanz ist auf einen Zeitraum bezogen und gibt den Saldo der Warenausfuhren und -einfuhren eines Staates oder einer Staatengruppe an. Bei einem Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit erhöht sich die Gläubiger- bzw. Schuldnerposition gegenüber dem Ausland. Da die Handelsbilanz eine Teilbilanz der Leistungsbilanz ist, kann ein Ungleichgewicht der Handelsbilanz durch die Salden anderer Teilbilanzen ausgeglichen werden.
Die Leistungsbilanz fasst die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz (Saldo der Dienstleistungsexporte und -importe) sowie die Bilanz der Primär- und Sekundäreinkommen zusammen. Die Teilbilanz der Primäreinkommen umfasst grenzüberschreitende Zahlungen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensanlagen, darunter Zins- und Dividendenzahlungen. Unter den Sekundäreinkommen werden regelmäßige Zahlungen verstanden, denen keine unmittelbare Leistung der anderen Seite gegenübersteht – so zum Beispiel die Überweisungen der in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimatländer, die Zahlungen des Staates an internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Leistungen im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß.
China ohne Hongkong und Macao.
Weitere Informationen zum Thema Handelsanteile Deutschland – EU – USA – China erhalten Sie
Informationen zur Energieabhängigkeitsquote erhalten Sie
Deutschland: Entwicklung des Außenhandels
Export, Import und Exportüberschuss in absoluten Zahlen, Veränderung in Prozent, 1980 bis 2022
Warenexport | Warenimport | Export- überschuss | Warenexport | Warenimport | |
---|---|---|---|---|---|
in Mio. Euro | Veränderung gegenüber dem Vorjahr, in Prozent | ||||
2022 | 1.575.739 | 1.494.826 | 80.913 | 14,2 | 24,1 |
2021 | 1.379.346 | 1.204.050 | 175.296 | 14,3 | 17,3 |
2020 | 1.206.928 | 1.026.502 | 180.427 | -9,1 | -7,0 |
2019 | 1.328.152 | 1.104.141 | 224.010 | 0,8 | 1,4 |
2018 | 1.317.440 | 1.088.720 | 228.720 | 3,0 | 5,6 |
2017 | 1.278.958 | 1.031.013 | 247.946 | 6,2 | 8,0 |
2016 | 1.203.833 | 954.917 | 248.916 | 0,9 | 0,6 |
2015 | 1.193.555 | 949.245 | 244.310 | 6,2 | 4,3 |
2014 | 1.123.746 | 910.145 | 213.601 | 3,3 | 2,2 |
2013 | 1.088.025 | 890.393 | 197.632 | -0,4 | -1,0 |
2012 | 1.092.627 | 899.405 | 193.222 | 3,0 | -0,3 |
2011 | 1.061.225 | 902.523 | 158.702 | 11,5 | 13,2 |
2010 | 951.960 | 797.097 | 154.863 | 18,5 | 19,9 |
2009 | 803.312 | 664.615 | 138.697 | -18,4 | -17,5 |
2008 | 984.140 | 805.843 | 178.297 | 2,0 | 4,7 |
2007 | 965.236 | 769.888 | 195.348 | 8,1 | 4,9 |
2006 | 893.042 | 733.994 | 159.048 | 13,6 | 16,9 |
2005 | 786.266 | 628.087 | 158.179 | 7,5 | 9,1 |
2004 | 731.544 | 575.448 | 156.096 | 10,1 | 7,7 |
2003 | 664.455 | 534.534 | 129.921 | 2,0 | 3,1 |
2002 | 651.320 | 518.532 | 132.788 | 2,0 | -4,5 |
2001 | 638.268 | 542.774 | 95.495 | 6,8 | 0,8 |
2000 | 597.440 | 538.311 | 59.128 | 17,1 | 21,0 |
1999 | 510.008 | 444.797 | 65.211 | 4,4 | 5,0 |
1998 | 488.371 | 423.452 | 64.919 | 7,5 | 7,3 |
1997 | 454.342 | 394.794 | 59.548 | 12,6 | 11,8 |
1996 | 403.377 | 352.995 | 50.382 | 5,3 | 3,9 |
1995 | 383.232 | 339.618 | 43.615 | 8,5 | 7,7 |
1994 | 353.084 | 315.444 | 37.640 | 9,9 | 8,9 |
1993 | 321.289 | 289.644 | 31.645 | -6,4 | -11,1 |
1992 | 343.181 | 325.972 | 17.208 | 0,8 | -1,0 |
1991 | 340.425 | 329.228 | 11.197 | -2,2 | 12,3 |
1990 | 348.117 | 293.215 | 54.901 | 6,2 | 13,2 |
1989 2 | 327.759 | 258.951 | 68.808 | 12,9 | 15,2 |
1988 | 290.237 | 224.769 | 65.468 | 7,6 | 7,3 |
1987 | 269.644 | 209.446 | 60.197 | 0,2 | -1,0 |
1986 | 269.125 | 211.544 | 57.581 | -2,0 | -10,8 |
1985 | 274.648 | 237.143 | 37.505 | 10,0 | 6,8 |
1984 | 249.624 | 222.032 | 27.592 | 12,9 | 11,3 |
1983 | 221.022 | 199.502 | 21.520 | 1,1 | 3,6 |
1982 | 218.701 | 192.483 | 26.218 | 7,8 | 2,0 |
1981 | 202.931 | 188.758 | 14.172 | 13,3 | 8,1 |
1980 | 179.120 | 174.545 | 4.575 | 11,4 | 16,9 |
Fußnote: 1 bis einschließlich 1989 früheres Bundesgebiet
Quelle: Statistisches Bundesamt: Außenhandel