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Wahlergebnisse und Wählerschaft der CDU

Frank Decker

/ 4 Minuten zu lesen

Auf nationaler Ebene kann die CDU oft den größten Wähleranteil für sich gewinnen. Ihre Wähler sind überdurchschnittlich alt, praktizierende Christen sind ihre treueste Wählergruppe.

Friedrich Merz während einer Wahlkampfveranstaltung. Der überdurchschnittliche Zuspruch zur CDU in der Gruppe der über 60-jährigen Wähler fällt ins Auge. (© picture-alliance, Eibner-Pressefoto | Fabian Steffens)

Wahlergebnisse

Aus den 28 nationalen Wahlen seit 1949 (20 Bundestags- und 8 Europawahlen) ist die CDU/CSU 24 Mal als stärkste Partei hervorgegangen. Nur dreimal (1972, 1998 und 2021) fiel sie bei einer Bundestagswahl hinter die SPD, 2002 lagen beide Volksparteien gleichauf. Bei den Bundestagswahlen 2009, 2013 und 2017 gelang es der Union, die SPD klar zu distanzieren. Damit knüpfte sie an ihre Vormachtstellung in den 1950er- und 1980er-Jahren an. Auf der Landesebene ist das Bild gemischter: Bedingt durch den Zwischenwahleffekt, nach dem die Parteien, die auf Bundesebene die Regierung stellen, bei Landtagswahlen häufig abgestraft werden, musste die CDU bis zu ihrem Regierungsverlust im Bund hier zum Teil kräftige Stimmenverluste hinnehmen, sodass sie heute in nur noch fünf von 16 Bundesländern den Ministerpräsidenten stellt. Besonders schmerzlich geriet der Verlust ihres Stammlandes Baden-Württemberg im Jahre 2011, das sie zuvor fast sechs Jahrzehnte ununterbrochen regiert hatte. 2017 konnte die Partei von der SPD zwei Bundesländer zurückzuerobern - Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen -, während sie im Gegenzug 2021 das Ministerpräsidentenamt im Saarland nach 22 Jahren verlor. Von den 15 größten deutschen Städten wurden Ende 2020 nur drei (Düsseldorf, Essen und Stuttgart) von einem CDU-Bürgermeister angeführt.

Seit den 2010er-Jahren hat sich die Wettbewerbssituation der CDU im Parteiensystem erschwert. Einerseits wird sie mit der AfD zum ersten Mail dauerhaft von einer neu entstandenen Partei am rechten Rand herausgefordert, andererseits verliert sie in der bürgerlich-liberalen Mitte Wähler an die Grünen. Der Bedeutungsgewinn des Klimaschutzthemas führte dazu, dass diese in den bundesweiten Umfragen 2019 zeitweise gleichauf mit der Union lagen. Erst im Zuge der Covid-19-Pandemie legten CDU und CSU in der Wählergunst wieder deutlich zu, was auch der ungebrochenen Popularität der Kanzlerin zuzuschreiben war. Dass die CDU ohne Merkels Amtsbonus bei der Bundestagswahl 2021 ein schweren Stand haben würde, bewahrheitete sich mit ihren Nachfolgern Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet auf dramatische Weise.

Aktuelle Wahlergebnisse der CDU

Wahlergebnisse bei den letzten Wahlen zu Landesparlamenten, dem Bundestag und dem Europäischen Parlament

Bei nicht aufgeführten Wahlen ist die Partei nicht mit einer Landesliste o.ä. angetreten.
WahlDatumProzentualer AnteilStimmenanzahl
AnteilGewinn
Verlust
StimmenGewinn
Verlust
Europäisches Parlament26.05.201922,6%-7,5%8.438.975-373.678
Brandenburg01.09.201915,5%-7,4%196.688-30.147
Sachsen01.09.201932,1%-7,3%695.56050.146
Thüringen27.10.201921,7%-11,7%241.049-74.055
Hamburg123.02.202011,2%-4,7%453.717-107.660
Baden-Württemberg14.03.202124,1%-2,9%1.168.975-278.487
Rheinland-Pfalz14.03.202127,7%-4,1%535.318-142.189
Sachsen-Anhalt06.06.202137,1%7,4%394.81060.671
Bundestag26.09.202118,9%-7,9%8.775.471-3.672.185
Mecklenburg-Vorpommern26.09.202113,3%-5,7%121.583-31.532
Saarland27.03.202228,5%-12,2%129.154-88.109
Schleswig-Holstein08.05.202243,4%11,4%601.964130.504
Nordrhein-Westfalen15.05.202235,7%2,8%2.552.276-244.407
Niedersachsen09.10.202228,1%-5,6%1.017.304-269.887
Berlin27.02.202328,2%10,6%428.228140.226
Bremen214.05.202326,2%-0,4%331.380-60.329
Hessen08.10.202334,6%7,6%972.876195.966
Tabellenbeschreibung

Die Tabelle zeigt die Wahlergebnisse der Partei CDU zwischen dem 26.05.2019 und dem 08.10.2023. Bei zwölf von 17 Wahlantritten der Partei in diesem Zeitraum reduzierte sich der prozentuale Anteil der Partei an den gültigen Stimmen im Vergleich zur vorherigen Wahl. Das höchste Ergebnis erzielte die Partei mit 43,4% bei der Wahl in Schleswig-Holstein 2022, das niedrigste mit 11,2% bei der Wahl in Hamburg 2020.

Fußnote: 1 Hamburg: Landesstimmen (bis zu fünf Stimmen je Wähler)

Fußnote: 2 Bremen: Personen- und Listenstimmen (bis zu fünf Stimmen je Wähler)

Quelle: Die Bundeswahlleiterin und Landeswahlleitungen.

Wählerschaft

Betrachtet man das Wahlverhalten nach sozialen Gruppen, so fällt zunächst der überdurchschnittliche Zuspruch zur CDU/CSU in der Gruppe der älteren (über 60-Jährigen) Wähler ins Auge. Dieser hat sich zwar seit den 1990er-Jahren abgeschwächt, doch wird das durch die wachsende zahlenmäßige Stärke der über 60-Jährigen aufgewogen. Umgekehrt verhält es sich bei der Kirchenbindung. Mit Stimmenanteilen von um die 60 Prozent bilden die praktizierenden Christen bis heute die treueste Wählergruppe der Union, was der Partei aber wenig nutzt, weil diese Gruppe stark geschrumpft ist und inzwischen weniger als 5 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Fragt man nach der Konfessionszugehörigkeit, lässt sich nach wie vor eine Spanne zwischen katholischen und protestantischen Unionswählern ausmachen, allerdings mit abnehmender Tendenz (Walter / Werwath / D'Antonio 2014: 174 ff.). Am schwächsten schneidet die Union bei den konfessionslosen Wählern ab.

Eine interessante Entwicklung zeigt das Stimmverhalten der Geschlechter. Bis in die 1990er-Jahre hinein war der weibliche Anteil unter den Unionswählern stets höher als der männliche, was unter anderem mit der stärkeren Religiosität der Frauen erklärt wird. 2002 kehrte sich das Verhältnis erstmals um, weil vor allem jüngere Frauen wegen der als rückständig empfundenen Positionen in der Familien- und Geschlechterpolitik CDU und CSU ihre Unterstützung versagten. Dass die Partei diesen Kompetenzverlust wettmachen konnte und bei den Frauen 2009 und 2013 wieder deutlich vorne lag, verdankte sie unter anderem ihren weiblichen Zugpferden Angela Merkel und Ursula von der Leyen. Gleichzeitig dürfte sich die im Wahlkampf 2013 versprochene Aufstockung der Mütterrente auf die Unterstützungsbereitschaft weiblicher Wähler positiv ausgewirkt haben. Bei den Bundestagswahlen 2017 und 2021 ist der Frauenüberhang nochmals größer geworden, weil vor allem männliche Wähler in den mittleren Altersgruppen zur AfD und zur FDP abwanderten.

Bei den Berufsgruppen kann sich die Union allein auf die Loyalität der zahlenmäßig kleinen Gruppe der Landwirte sicher verlassen, die sie bei den vergangenen Bundestagswahlen mit Stimmenanteilen von zumeist über 60 Prozent unterstützten. Auch bei den Selbstständigen schneiden die Christdemokraten überdurchschnittlich ab, allerdings rivalisieren sie hier - wie ein Vergleich der Wahlergebnisse seit 2009 zeigt - stark mit der bürgerlichen Konkurrenzpartei FDP. Rentner und Beamte sind in der Wählerschaft leicht über-, die Angestellten leicht unterrepräsentiert. Letzteres gilt seit den 1980er-Jahren auch für die Arbeiter, was den Charakter der CDU/CSU als einer schichtübergreifenden Volkspartei unterstreicht. Größere Einbrüche in dieser Gruppe hatte die Union seit der Wiedervereinigung nur bei den Bundestagswahlen 1994 und 1998 zu verzeichnen. Von 2009 bis 2017 lag sie bei den Arbeitern in absoluten Zahlen sogar vor der SPD, bevor sich das Verhältnis 2021 wieder umkehrte. Betrachtet man das Bildungsniveau, haben die mittleren oder niedrigeren Abschlüsse in der Unionswählerschaft ein leichtes Übergewicht, während die Hochschulabsolventen unterdurchschnittlich vertreten sind (Daten der Forschungsgruppe Wahlen).

Quellen / Literatur

  • Alexander, Robin (2021), Machtverfall. Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik: Ein Report, München.

  • Bösch, Frank (2001), Die Adenauer-CDU. Gründung, Aufstieg und Krise einer Volkspartei 1945-1969, Stuttgart/München.

  • Bösch, Frank (2002), Macht und Machtverlust. Die Geschichte der CDU, Stuttgart/München.

  • Bösch, Frank (2018), Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), in: Frank Decker/Viola Neu (Hg.), Handbuch der deutschen Parteien, 3. Aufl., Wiesbaden, S. 242-261.

  • Brechenmacher, Thomas (2020), Die CDU unter Angela Merkel (2000-2018), in: Norbert Lammert (Hg.), Christlich Demokratische Union. Beiträge und Positionen zur Geschichte der CDU, München, S. 81-135.

  • Buchstab, Günter (2022), Die CDU in der Ära Kohl, in: Norbert Lammert (Hg.), Handbuch zur Geschichte der CDU. Grundlagen, Entwicklungen, Positionen, Darmstadt, S. 165-191.

  • Decker, Frank (2008), Wo wir sind, ist die Mitte. Zum Standort der CDU im deutschen Parteiensystem, in: Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte 55 (1/2), S. 12-15.

  • Decker, Frank (2020), Aufbruch in unsichere Zeiten. Die CDU am Ende der Ära Merkel, Ifri Comité d'études des relations franco-allemandes, Notes du Cerfa 157, Paris.

  • Dümig, Kathrin/Matthias Trefs/Reimut Zohlnhöfer (2006), Die Faktionen der CDU. Bändigung durch institutionalisierte Einbindung, in: Patrick Köllner/Matthias Basedau/Gero Erdmann (Hg.), Innerparteiliche Machtgruppen, Frankfurt a.M., S. 99-129.

  • Kleinmann, Hans-Otto (1993), Geschichte der CDU 1945-1982, Stuttgart.

  • Lau, Mariam (2009), Die letzte Volkspartei. Angela Merkel und die Modernisierung der CDU, München.

  • Resing, Volker (2013), Die Kanzlermaschine. Wie die CDU funktioniert, Freiburg i. Br.

  • Schmid, Josef (1990), Die CDU. Organisationsstrukturen, Politiken und Funktionsweisen einer Partei im Föderalismus, Opladen.

  • Schwarz, Hans-Peter, Hg. (2009), Die Fraktion als Machtfaktor. CDU/CSU im Deutschen Bundestag 1949 bis heute, München.

  • Walter, Franz/Christian Werwath/Oliver D'Antonio (2014), Die CDU. Entstehung und Verfall christdemokratischer Geschlossenheit, 2. Aufl., Baden-Baden.

  • Zolleis, Udo /Josef Schmid (2013), Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), in: Oskar Niedermayer (Hg.), Handbuch Parteienforschung, Wiesbaden, S. 415-437.

Fussnoten

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Prof. Dr. Frank Decker lehrt und forscht am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Parteien, westliche Regierungssysteme und Rechtspopulismus im internationalen Vergleich.