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Editorial | D-Mark | bpb.de

D-Mark Editorial Wunder gibt es immer wieder. Mythos Wirtschaftswunder Kleine Ereignisgeschichte der Währungsreform 1948 Hüterin der D-Mark. Über die Bundesbank und ihre Unabhängigkeit Deutsche Bundesbank als Modell Werden und Vergehen der DDR-Mark Ordnende Kraft des Geldes. Zur Geschichte des Schwarzmarkts vor und nach der Währungsreform Ängste und Sehnsucht. Von der D-Mark zum Euro

Editorial

Lorenz Abu Ayyash

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Vor 70 Jahren, am 20. Juni 1948, kamen in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands im Zuge der Währungsreform neue Geldscheine in Umlauf: Jeder Einwohner der Trizone erhielt im Tausch gegen 40 Reichsmark 40 Deutsche Mark. Die neue Währung löste die ruinierte Reichsmark als alleiniges Zahlungsmittel ab, wobei die Berliner Westsektoren davon vorerst ausgenommen wurden. Ladenbesitzer schmückten ihre Schaufenster tags darauf mit zuvor gehorteten Waren und vermittelten den Eindruck einer quasi über Nacht gewachsenen Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten. Die Sowjetische Militäradministration reagierte auf die westdeutsche Reform mit der Einführung einer eigenen Währung für ihre Besatzungszone: die Deutsche Mark der Deutschen Notenbank, die im Volksmund auch als "Ostmark" bezeichnet wurde.

Die gefüllten Auslagen sind als "Schaufenstereffekt" ins kollektive Gedächtnis eingegangen, und in der Meistererzählung der Bundesrepublik bildet die Währungsreform den Startschuss für das sogenannte Wirtschaftswunder. Dabei wird häufig ignoriert, dass auf die Reform zunächst nicht Reichtum, sondern ein dramatischer Preisanstieg und eine hohe Arbeitslosenquote folgten. Zudem ist unter Historikern umstritten, ob der Wirtschaftsboom der 1950er Jahre tatsächlich so "wundersam" war. Ungeachtet dessen steht die D-Mark für viele bis heute für Wirtschaftsaufschwung, ökonomische Stabilität und Wohlstand.

Vor diesem Hintergrund hatte der Euro in den ersten Jahren nach seiner Einführung einen schweren Stand in der deutschen Bevölkerung und wurde vom Boulevard als "Teuro" gescholten. Der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser spricht deshalb von der "Erblast des Euro". Ab 2010 wurde die Sehnsucht vieler Menschen nach der D-Mark von der europäischen Staatsschuldenkrise verstärkt. Mit der "urdeutschen" Angst vor der Inflation lässt sich die Nostalgie nicht ausreichend erklären. Historisch betrachtet, ist der Euro bislang die wertstabilere Währung. Die D-Mark war jedoch ein identitätsstiftendes nationales Symbol, das noch immer nicht nur mit ökonomischen, sondern auch mit politischen Erfolgen gleichgesetzt wird.