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Wirtschaftsethik der Globalität | Globalisierung | bpb.de

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Wirtschaftsethik der Globalität

Bernd Klees

/ 10 Minuten zu lesen

Eingriffe in die globalisierte Wirtschaft sollten weniger einen ideologischen Hintergrund haben, als vielmehr pragmatischen Zielen folgen – etwa einem international vereinbarten Ordnungsrahmen mit grundsätzlichen Verhaltensregeln.

Einleitung

Wirtschaft ist wichtig; sie ist sogar sehr wichtig - aber sie ist nicht alles. Sie muss eingebettet sein in eine lebendige, tragfähige Kultur, die erst deren Wachsen und Gedeihen ermöglicht. Diese Erkenntnis scheint offensichtlich verloren gegangen zu sein. Dies gilt erst recht in Zeiten der sich vehement vollziehenden Globalisierung, die alle Fesseln - die inneren und die äußeren - zu sprengen scheint. Welthandel gab es zwar schon in geschichtlich frühen Zeiten, doch die gewaltigen Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologien, durch die fast auf jedem Punkt der Erde Wirtschaftsträger in Echtzeit handeln können, haben eine neue Situation entstehen lassen, die bedrängende Fragen aufwirft.

Wird Gerechtigkeit, zumal im Bereich der Weltwirtschaft, damit zu einer hohlen Phrase, unterhöhlt durch verdeckt eingebrachte Interessen der verschiedensten gesellschaftlichen Machtträger, die auch den unvoreingenommenen, freien Blick einzuschränken drohen? Wächst parallel zu den explosionsartig anschwellenden Problemen auch der blinde Fleck in unserer Art zu sehen? Die Problematik des zunehmenden Sinnentzuges kann am Beispiel des im besten Sinne des Wortes fragwürdigen Verhältnisses von Wirtschaft und Ethik verdeutlicht werden.

Ist Wirtschaftsethik ein Begriff, der sich zwanglos zu einer Einheit fügen lässt und die unterschiedlichen Prinzipien vereinigt, oder ist er ein gewaltsam zusammengepresster Begriff, der mit elementarer Wucht und hoher Zentrifugalkraft auseinander strebt und nur mit äußerster Mühe zusammengehalten werden kann?

Wirtschaftsethische Fragestellungen im weiteren Sinne können auf drei Ebenen formuliert und erörtert werden: Erstens auf der Mikroebene (Individualethik), also die Handlungen und Einstellungen von Einzelnen (Mitarbeitern, Führungskräften) betreffend; zweitens auf der Mesoebene (Unternehmensethik), Handlungen von Organisationen (Unternehmen, Konzerne) gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern, Banken, Aktionären, dem Staat, der Umwelt und der Öffentlichkeit erörternd; drittens auf der Makroebene (Wirtschaftsethik im engeren Sinne), bei der Handlungsweisen der Gesamtheit der wirtschaftlichen Akteure auf nationaler Ebene (Wirtschaftsethik), supranationaler Ebene (Wirtschaftsethik der EU) und/oder internationaler Ebene (Weltwirtschaftsethik oder Wirtschaftsethik der Globalität) diskutiert und moralisch bewertet werden.

Zunehmende ökonomische Verwerfungen, Auflösung der sozialen Symmetrie, die Bedrohung der ökologischen Grundlagen unseres Lebens und Überlebens, die unabweisbare Belastung zukünftiger Generationen, der sich abzeichnende molekularbiologische Eingriff in das bisher Unantastbare - all dies wirft Fragen auf, die eine tiefe Ratlosigkeit spüren lassen. Verstärkt wird dies noch durch das Bekanntwerden von Bilanzfälschungen größten Ausmaßes, wie etwas die Fälle Enron und Worldcom in den USA anschaulich belegen. Wenn zunehmende Profitgier und betrügerische Zockermentalität selbst in angeblich seriösen Weltunternehmen um sich greifen, sind ehemals als sicher geglaubte Grenzen überschritten.

Botho Strauß weist zu Recht darauf hin, dass wir nicht nur ökonomisch, sondern auch sittlich weit über unsere Verhältnisse leben. Neben Bioethik und Umweltethik ist nun auch die Wirtschaftsethik als Teil einer sich verflüchtigenden Sozialethik mehr und mehr in den Vordergrund der Diskussion getreten.

Nicht wenige sehen in der eher künstlichen Beziehung zwischen Wirtschaft und Ethik einen unaufhebbaren Selbstwiderspruch, eine Art schwarzen Schimmel. So äußerte sich etwa George Soros dahin gehend, dass Märkte nun einmal von Grund auf unmoralisch seien, Leute mit Skrupeln hätten in diesem Umfeld keine Chancen. Auch ein Manager eines global agierenden Unternehmens artikulierte sich auf einer vom Theologen Hans Küng geleiteten Tagung dahingehend kurz und bündig: "In unserem Unternehmen ist das Wort Ehtik verboten." Sollten solche Haltungen vielfach zutreffen, wäre Wirtschaft unter den gegebenen Bedingungen ethischem Denken und dessen Fragestellungen gegenüber hermetisch abgeriegelt. Andererseits sollten auch die pragmatischen Möglichkeiten eines Gegensteuerns realistisch eingeschätzt werden. Um ein Wort des zu Unrecht vergessenen Wissenschaftssoziologen Friedrich Wagner abzuwandeln: Die schönsten Absichten eines Ethikers rechtfertigen seine Ethik nicht, wenn er seine Verantwortung seinem Wunschdenken opfert, was oft gefährlicher ist als unverhüllte Verbrechen.

Der Begriff des Nutzens ist sowohl für die Ökonomie als auch für die Theorie rationaler Entscheidung von grundlegender Bedeutung und findet in der Figur des Homo oeconomicus seine Entsprechung und Widerspiegelung. Die dem entsprechende philosophische Lehre ist die des Utilitarismus, die vom Anspruch her das höchstmögliche Glück der höchstmöglichen Zahl von Individuen zum Ziele hat. Der Homo oeconomicus ist Nutzenmaximierer. Das ihm zugrunde liegende Rationalprinzip ist das ökonomische Gewinnprinzip, in der Regel - aber nicht zwingend - mit der Gewinnmaximierungsregel identisch. Bestimmend hierbei sind die Begriffe der Effizienz (= geringstmöglicher Mitteleinsatz) und der Effektivität (= höchstmögliche Zielerreichung bzw. -genauigkeit). Dem entspricht die MiniMax-Theorie, die bei minimalem Einsatz maximalen Erfolg verspricht.

Freilich waren und sind die Zielsetzungen des Homo oeconomicus schon immer berechtigter Kritik unterworfen gewesen: Der Mensch war und ist trotz aller Beschönigungen kein rein rational geleitetes Wesen. Der mit dem diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnete Daniel Kahnemann hat eindrucksvoll durch seine verhaltenspsychologischen Forschungen nachgewiesen, dass der Mensch selbst im Wirtschaftsleben mitnichten ein rationales Wesen ist; daher wird aus dem Homo oeconomicus im Lichte alter Weisheiten und neuerer Forschungen wieder der vielfältig irrende, die Informationen nicht zureichend verarbeitende, in manchen Fällen aber auch altruistisch handelnde und sich selbst häufig täuschende Mensch, der Homo irrationalis. Gleichwohl drängen die Wirtschaftssubjekte von ihrer Zielvorstellung her - bei Strafe des Untergangs in einer Wettbewerbsgesellschaft - nach stetiger Gewinnmaximierung.

Ethisch angeleitetes Handeln hat hingegen grundlegend andere Prinzipien: Es ist an den Kategorien von Gut und Böse orientiert. Dies setzt einen Wertekanon voraus. Peter Koslowski hat für den Bereich der Wirtschaft das Konstrukt der Ethischen Ökonomie entwickelt, während Karl Lohmann von einer Ökonomischen Ethik ausgeht. So unterschiedlich auch beide vom Ausgangspunkt her sind, einig sind sie sich, dass Ethik auch im Wirtschaftsleben eine zentrale Bedeutung hat und haben muss. Doch ist dies nicht unbestritten. Schon der Soziologe Niklas Luhmann hatte vor nahezu zehn Jahren ausgeführt, dass die Wirtschaftsethik in Wahrheit ein großes Geheimnis in sich trage, das sie vor der Öffentlichkeit verbergen müsse - das Geheimnis nämlich, dass sie nicht existiere. Wolfgang Kersting macht dies unmittelbar einprägsam deutlich:

"Das besondere Interesse der Ethiker gilt den modernen Wilden, den Barbaren vom Stamm des homo oeconomicus. Sie sollen zivilisiert werden, ihnen sollen Sitte und Anstand beigebracht werden. Vertreter dieser Gattung trifft man nicht nur in der Wirtschaft, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft und Politik, in denen sich Erfolgsuchende ihrer Konkurrenten erwehren müssen. Aber die Welt der Wirtschaft ist natürlich ihr Stammland, ihr Biotop. Daher wundert es nicht, dass die Ethik besonders hier großes missionarisches Engagement entfaltet. Aber der homo oeconomicus ist ethikresistent, nicht unbedingt als Privatmann, jedoch als Wirtschaftssubjekt. Ihm ins Gewissen zu reden ist verlorene Liebesmüh' und schadet überdies der Moral. Denn auch die Moral braucht Erfolgserlebnisse, um nicht an sich zu zweifeln. Daher sollte sie dorthin zurückkehren, wo sie hingehört: in den Alltag der Lebenswelt. Aber die Ethik ist hartnäckig. Sie ist davon überzeugt, dass sie in der Wirtschaft gebraucht wird. Sie folgt ihr auch auf dem Weg der Globalisierung und hat mittlerweile sogar die Gestalt einer Weltwirtschaftsethik angenommen (...) die ethische Qualität der Wirtschaft ist nicht davon abhängig, dass Kapitalisten in schöne Seelen verwandelt werden. Sie ist von einem institutionellen Rahmenwerk abhängig, das die Verfolgung der Einzelinteressen mit den grundlegenden Allgemeininteressen harmonisiert. Und sie ist von einer Politik abhängig, die so frei ist, diesem Rahmenwerk kompromisslos Geltung zu verschaffen. Die Waffen des Strafrechts sorgen für Gemeinwohldienlichkeit der Wirtschaft, nicht die appellative Bearbeitung des Gewissens der Wirtschaftssubjekte. Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet die Wirtschaftsethik diese zentrale Einsicht der politischen Moderne vergessen hat."

Inwieweit jedoch eine institutionalisierte Wirtschaftsethik, die mit den Mittel des Strafrechts arbeiten soll, überhaupt noch (Sozial-)Ethik sein kann, ist allerdings fraglich. Dabei war in vergangenen Zeiten die Vorstellung, das Wirtschaften müsse nicht nur effizient, sondern auch gerecht sein, durchaus vorherrschend und zutreffend. Diese findet sich unter Bezugnahme auf Aristoteles sowohl in der christlichen Philosophie des Mittelalters als auch noch beim englischen Sozialphilosophen John Locke im 18. Jahrhundert.

Sind schon nationalstaatlich selbst bei einer gewachsenen und gefestigten Kultur wirtschaftsethische Ansätze unter den Vorbehalt rechnenden Denkens gesetzt, so wird dies bei den zunehmenden Prozessen der Globalisierung noch aus anderen Gründen fragwürdig. Denn welcher Kulturkreis bestimmt, welche Werte Vorrang haben sollen? Für multi- bzw. transnationale Konzerne ist dies ein nahezu unlösbares Problem.

Der Prozess der Globalisierung stellt sich vor allem als ein angloamerikanisches Projekt zur Beherrschung der Welt und ihrer Ressourcen dar, bei dem etwa zahlreiche Entwicklungsländer, darunter fast das gesamte Afrika, nahezu hoffnungslos ausgegrenzt sind. Die Aneignung des Öls, die Monopolisierung des Saatguts zur weltweiten Kontrolle der Lebensmittelproduktion oder die Fragen der Patentierung und Lizenzierung sind wichtige Pfeiler in diesem Bestreben. Auch unsere Konzerne beteiligen sich im Windschatten des Großen Bruders an der Neuaufteilung der Welt und ihrer Kontrolle. Was nun ist unter dem Begriff der Globalisierung zu verstehen?

Der Begriff der Globalisierung sollte nicht mit dem der zwischenstaatlichen Kooperation verwechselt werden, ebenso wenig mit dem unbestreitbaren Aufschwung der internationalen Beziehungen. "Inter-National" kennzeichnet eben den Verkehr zwischen den nationalen Einheiten, nicht hingegen das Neue der Globalisierung. Die Nationalstaaten spielen in diesem Prozess eine immer geringere Rolle. Anders hingegen ist dies bei den weltweit ausgerichteten Unternehmen, die multi- oder transnational organisiert sein können. Multi-national ist ein Unternehmen dann, wenn es weiterhin in einem Nationalstaat verwurzelt ist und in anderen Staaten (Zweig-)Niederlassungen oder Tochtergesellschaften hat, trans-national dann, wenn es kein festes Zentrum mehr in einem Nationalstaat hat und damit in eine andere Dimension übergleitet (Emergenz). Von daher werden bei Fortsetzung dieses Prozesses sowohl die Nationalstaaten als auch die Vereinten Nationen oder die Europäische Union ihre diesbezügliche bisherige bestimmende Rolle voraussichtlich verlieren, denn weltweit tätige Unternehmen haben schon heute einen größeren Einfluss als manche Staaten.

Der sich derzeit vollziehende "globale" Austausch widerspiegelt genau diesen Prozess: Bei ihm stehen nicht mehr die nationalen Akteure im Mittelpunkt, sondern es findet die zunächst verpuppte Herausbildung eines oberhalb der Nationen angesiedelten, von diesen kaum noch direkt zu formenden, eben "global" integrierten Austauschmechanismus statt, der in der eher unmerklichen Umformung multinationaler Unternehmen in transnationale Unternehmen seinen entsprechenden Ausdruck findet. Man kann dies als eine "Emanzipation" der Unternehmen vom Nationalstaat sehen, vom demokratischen Standpunkt aus gar als eine Art Krebswucherung. Denn damit einher geht eine gewaltige Kräfteverschiebung, die alle Nationen - auch die starken Industrienationen des Westens - betreffen wird. Früher hatten Nationen Unternehmen; bald werden Konzerne über Staaten bestimmen. Schon vor einem Jahrzehnt wurde das Ende der nationalen Ökonomie und die künftige Irrelevanz der Unternehmens-Nationalität prognostiziert. Der sich in Konturen abzeichnende Weltmarkt dürfte alle nationalen Grenzen, Begrenzungen und auch die diesen Prozess störenden Gesetze zunächst unterspülen und dann gänzlich schleifen. Dies ist der Kern der Standortdebatte.

Weltwirtschaftsethik heute ist hingegen das Mäntelchen, mit der die wahren Absichten ökonomisch und politisch Mächtiger verschleiert und ein moralisches Handeln auf wirtschaftlichem Gebiet vorgetäuscht werden soll, das keine reale Entsprechung mehr hat. Institutionalisierte Weltwirtschaftsethik setzte einen Regelungsrahmen voraus, der nicht existiert; würde er existieren, müsste sich diese Form der Weltwirtschaftsethik denselben Argumenten stellen, wie sie schon hinsichtlich der nationalen Ebene dargestellt wurden. Damit ist freilich nicht ausgeschlossen, dass die für die Wirtschaftssubjekte handelnden Personen nicht innerhalb ihres Einflussbereiches individualethisch zu handeln in der Lage wären. Nur im Sinne einer Weltwirtschaftsethik halte ich dies nicht für möglich - denn es gibt sie nicht; nicht unter diesen sich weiter verschärfenden ökonomischen Bedingungen!

Die Unterscheidung von Individual- und Sozialethik beruht ohnehin auf dem neuzeitlichen Verkennen der umfassenden Bedeutung der praktischen Philosophie. Denn bei Platon und Aristoteles wurde der einzelne Mensch stets als Mitglied einer Sozietät verstanden. Die Trennung der beiden ethischen Bereiche hat sich zwar durchgesetzt, sollte aber wieder überwunden werden. Sozialethik beschäftigt sich wesensmäßig mit Fragen der Gerechtigkeit. Doch diese Frage verblasst zusehends und wird in unserem Wirtschafts-, Sozial- und Rechtssystem als verwirklicht angesehen - ob zu Recht, mag hier dahinstehen.

An die Stelle der Sozialethik tritt zunehmend eine Patchwork-Ethik, die sich jeder beliebig zusammenstellt; ein bisschen Konfuzianismus hier, ein wenig Buddhismus da, eine Prise abendländische Ethik dort. All dies gibt es in unserem ethischen Bauchladen. Dass man als schwacher Mensch Halt in einem gefestigten Milieu braucht, wie es die Sozialethik liefert(e), ist nur noch wenigen bekannt. Erlaubt ist, was gefällt und was Spaß macht. Dieser ethische Nihilismus verkleidet sich als situationsorientierte Individual"ethik", spreizt sich gewaltig, hat aber nichts mehr zu sagen. Freilich äußert sich dieser Erosionsprozess nicht nur im Alltagsleben, sondern auch in Spezialethiken wie etwa der Bioethik, bei der der Schutz des Schwachen zunehmend in den Hintergrund tritt und eigene mögliche sowie schleichend gesamtgesellschaftliche Interessen unbedingten Vorrang zu erstreben trachten.

In Anbetracht der labilen Weltwirtschaft, des drohenden Krieges der USA gegen den Irak und anderer gefährlicher, nur noch schwer oder kaum mehr zu kontrollierender Entwicklungen halte ich eine Destabilisierung der gegenwärtigen Verhältnisse mittelfristig durchaus für denkbar. Sowohl Botho Strauß als auch Hans Magnus Enzensberger - wenn auch jeweils von anderen Voraussetzungen ausgehend - sehen hinsichtlich der gegebenen und sich weiter verschärfenden Verhältnisse die Möglichkeit eines Bürgerkrieges auch in unserem Land. Deren Einschätzungen teile ich ausdrücklich. Doch darauf dürfte die Gefahr nicht beschränkt sein. Auch die Gefahr eines Weltwirtschaftskrieges ist nicht ausgeschlossen; in Anbetracht der weiter wachsenden Schuldenfalle droht indes entweder eine Hyperinflation oder eine deflationäre Depression - je nach den eingesetzten staatlichen Mitteln zur "Bekämpfung" der Symptome der Krise. Vor diesen Bedrohungen wird uns keine Ethik, schon längst keine Weltwirtschaftsethik, schützen können. Weltweit wäre daher ein Ordnungsrahmen zu schaffen, der diese Gefahren ausschaltet oder doch zumindest minimiert. Mannigfache Demonstrationen von Attac und anderen schärfen dafür das öffentliche Bewusstsein; gelöst werden können die Probleme indes nur durch schonungslose Analyse und eine darauf beruhende geeignete Politik sowohl im nationalen als auch im internationalen Bereich.

Dr. jur., geb. 1944; Professor für Arbeits-, Wirtschafts- und Sozialrecht am Fachbereich Recht der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel.
Anschrift: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Salzdahlumer Str. 46/48, 38302 Wolfenbüttel.

Veröffentlichungen u. a.: Das Recht auf Arbeit, Frankfurt/M. 1984; Arbeitslosigkeit und Recht, Frankfurt/M. 1984; Der gläserne Mensch im Betrieb, Zürich 1990(2); Der Griff in die Erbanlagen, Braunschweig 1990; Bioethik in der Diskussion, Braunschweig 1998.