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Editorial | Wetter | bpb.de

Wetter Editorial Vom Wissen um das Nichtwissen. Die Meteorologie im Spannungsfeld zwischen Legenden und Naturwissenschaft Eine Geschichte des Wetterwissens Zum Stand der Technik in der Wettervorhersage Wetter im Wandel. Wie der Klimawandel unser Wetter der Zukunft beeinflusst Gesellschaftlicher Umgang mit Wetterextremen. Risiko, Management und Anpassung

Editorial

Frederik Schetter

/ 2 Minuten zu lesen

"Alle reden vom Wetter. Wir nicht", plakatierte die Deutsche Bundesbahn Mitte der 1960er Jahre und warb so für ihr Image als witterungsunabhängiges Verkehrsmittel. In dem vielfach kopierten und persiflierten Slogan findet sich vieles, was gemeinhin mit "Wetter" verbunden wird: Wetter als unmittelbar erlebbarer Zustand der Atmosphäre gilt als beliebtes und unverfängliches Gesprächsthema, zugleich möchte man den Alltag möglichst unbeeinträchtigt von Wetterbedingungen gestalten und planen können. Um Lebensweisheiten wie "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!" anwendbar zu machen, ist es daher vorteilhaft, heute schon zu wissen, wann und wo übermorgen eine Regenjacke nützlich sein könnte.

Wettervorhersagen sind heutzutage deutlich präziser als früher, was insbesondere der Zunahme von Satellitendaten und der globalen Vernetzung von meteorologischen Messungen und Prognosemodellen zu verdanken ist. Versuche, die Kausalitäten des Wetters zu verstehen und für Prognosen zu nutzen, lassen sich sehr weit zurückverfolgen. Bereits in Aristoteles’ "Meteorologica" wurde das Wetterwissen in ein sprachliches Fundament gegossen. Dass dieses heute von der Physik dominiert wird, ist das Ergebnis eines historischen Prozesses, der in Europa ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur Bündelung der Wettermessungen in staatlichen Institutionen führte.

Für die Beantwortung der Frage, welche Auswirkungen der voranschreitende Klimawandel auf das künftige Wetter haben kann, ist jedoch nicht nur die Sammlung von Messdaten von zentraler Bedeutung, sondern auch die Vergleichbarkeit der Messbedingungen. In der Vergangenheit erstellte Modelle, die eine Zunahme von Wetterextremen prognostizierten, sind weitgehend eingetroffen. Bei Überlegungen, wie mit den Folgen umgegangen werden kann, gewinnen Fragen nach sozialen Strukturen, politischer Teilhabe und subjektiven Wahrnehmungen des individuellen Risikos an Relevanz. Insbesondere Städte als verdichtete Räume menschlichen Lebens rücken dabei in den Fokus. Klima, Wetter und menschliches Verhalten sind und bleiben so untrennbar miteinander verbunden.