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Reinigung im Krankenhaus | Krankenhaus | bpb.de

Krankenhaus Editorial Zwischen Göttern und Geistern Krankenhäuser in Deutschland. Strukturen – Probleme – Reformen Reinigung im Krankenhaus. Zwischen (System-)Relevanz und Randstellung Heilende Häuser? Zur Genese des modernen Krankenhauses Zur Geschichte der Charité im 20. Jahrhundert Im Zeichen von Ökonomisierung und Digitalisierung. Kontinuität und Wandel von Professionsvorstellungen in der Ärzteschaft im Krankenhaus

Reinigung im Krankenhaus Zwischen (System-)Relevanz und Randstellung

Käthe von Bose

/ 15 Minuten zu lesen

Betrachtet man das Krankenhaus als Organisation, befinden sich die Reinigung und ihre Akteur*innen in mehrfacher Hinsicht in einer Randstellung. Als eine der sogenannten nicht-medizinischen oder auch patientenfernen Dienstleistungen wird die Reinigung bereits sprachlich am Rand dessen verortet, was den Kern der Organisation ausmacht: die medizinische und pflegerische Versorgung der Patient*innen. Strukturell ist sie häufig in Servicegesellschaften oder Dienstleistungsunternehmen ausgelagert. Damit fällt sie nicht nur oftmals aus Tarifregelungen heraus; Reinigungskräfte unterstehen auch anderen Arbeitgeber*innen als beispielsweise Pflegende, mit denen sie täglich zusammenarbeiten.

Auch im sozialen Gefüge des Krankenhauses befinden sich Reinigungskräfte in einer Randstellung: Sie werden häufig buchstäblich übersehen oder zumindest wenig beachtet, ihre Arbeit wird kaum wertgeschätzt, und nicht wenige sind direkten (sexistischen, rassistischen) Diskriminierungen ausgesetzt. Diese Randstellung ist besonders unter dem Aspekt ihrer Relevanz für die Krankenhaushygiene bemerkenswert. Durch die Corona-Pandemie ist deren Bedeutung in den Fokus gerückt, und die Reinigung wird inzwischen in Aufzählungen mitgenannt, wenn es um den Begriff "Systemrelevanz" geht und um die "Held*innen" der Krise, die überlebenswichtige gesellschaftliche Bereiche aufrechterhalten. Die Frage ist nun: Wie lässt sich diese neue Sichtbarkeit bewerten? Könnte sie sogar zu langfristigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen führen?

Soziale Unsichtbarkeit und Prekarisierung

Es gibt einige Unterschiede zwischen der Krankenhausreinigung und übrigen Einsatzstellen für Reinigungskräfte: Im Gegensatz zur Reinigung in Bürogebäuden oder anderen öffentlichen Institutionen arbeiten Reinigungskräfte in Kliniken nicht zu Randzeiten oder nachts, sondern wie andere Klinikmitarbeiter*innen auch im Schichtdienst. Ihre weitgehende Unsichtbarkeit ist damit weniger strukturell begründet als vielmehr sozial: Sie werden im Klinikalltag grundsätzlich wenig beachtet und erst recht nicht als eigenständige Akteur*innen gesehen, die über Erfahrungswissen und Expertise verfügen.

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu Anerkennung und Entlohnung systemrelevanter Berufe stellt anhand der Magnitude Prestige Skala, einer auf repräsentativen Umfragen basierenden Ermittlung des Ansehens von Berufen in der deutschen Gesellschaft, fest, dass die nun als systemrelevant eingestuften Berufe und dabei insbesondere Reinigungsberufe "außerhalb von Krisenzeiten" ein sehr geringes gesellschaftliches Ansehen haben: "Zusammen betrachtet weisen die systemrelevanten Berufsgruppen ‚erster Stunde‘ ein um rund fünf Punkte geringeres Prestige auf als der Gesamtdurchschnitt aller Berufe, der bei 63 Punkten von 200 maximal möglichen Punkten liegt (…). Besonders auffällig ist das geringe Ansehen für Reinigungsberufe, aber auch für Berufe im Bereich Post und Zustellung sowie für FahrzeugführerInnen im Straßenverkehr." Diese gesellschaftliche Geringschätzung schlägt sich – wenig überraschend – auch in der Entlohnung solcher Tätigkeiten nieder.

Von der sozialen Geringschätzung ihrer Arbeit berichteten mir auch die Reinigungskräfte, mit denen ich während meiner Forschung gesprochen habe. Sie erklärten mir, dass "manche Leute (…) das Reinigungspersonal als zweite Klasse" sehen oder Reinigungskräfte im Krankenhaus teilweise wahrgenommen würden, als seien sie "vom anderen Stern". Eine Interviewpartnerin drückt dies so aus: "Man hat als Reinigungskraft ja eher ein niederes Ansehen bei den anderen und das spürt man halt auch. Und das macht die Arbeit anstrengend. Also, die Leute sind natürlich unterschiedlich. Aber es ist im Allgemeinen so, ok, guten Morgen wird noch gesagt, aber das war es auch. Also das ist eigentlich, kommt eigentlich nicht vor, dass mal jemand sagt ‚Na, wie geht es dir heute?‘ oder ‚Wie geht es Ihnen heute?‘, also das ist schon eine Ausnahme. Ich würde sagen, es ist auch gar keiner dabei, der meinen Namen kennt, obwohl ich da monatelang jeden Tag auftauche. (…) Also das finde ich ein bisschen traurig. Das tut auch ein bisschen weh. Das ist nicht so schön."

Die eigene Unsichtbarkeit im sozialen Gefüge des Krankenhauses, einer Station oder einer klinischen Abteilung beschreibt die Interviewpartnerin nicht nur als grundsätzlich kränkend oder verletzend, sondern als ständige zusätzliche Anstrengung in ihrem Arbeitsalltag, der ohnehin durch schwere körperliche Belastung geprägt ist. In dieser Missachtung der Reinigung sind zudem häufig sexistische, rassistische und klassistische Zuschreibungen enthalten. Abwertende Zuschreibungen an das Reinigen beschränken sich nicht darauf, dass es als wenig anspruchsvolle, eintönige Tätigkeit gilt, sondern umfassen herabsetzende Zwischentöne ebenso wie direkte Diskriminierungen. So kann auch schon das Gefühl, auf einer Station selbst nach Monaten noch "fremd" zu sein, nicht in ein Stationsteam aufgenommen, sondern weitgehend ignoriert zu werden, mit sozialen Zuschreibungen – etwa der Vermutung schlechter Deutschkenntnisse oder eines niedrigen Bildungsstandes – verbunden sein, die der Anstrengung, die die Reinigungskraft beschreibt, weitere Ebenen hinzufügt.

Die Geringschätzung bezieht sich dabei häufig nicht so sehr grundlegend auf die Reinigung, vielmehr erkennen Klinikmitarbeiter*innen auf allen Hierarchieebenen durchaus deren Relevanz an und beklagen selbst die gegenüber früheren Zeiten geringere Qualität und die schlechten Arbeitsbedingungen in diesem Bereich. Reinigungskräfte werden hier jedoch häufig nicht als Kolleg*innen auf Augenhöhe wahrgenommen, sondern eher als "Opfer der Verhältnisse" – als von der jeweiligen Firma ausgebeutete Arbeitskräfte oder als Benachteiligte der Sparpolitiken im Gesundheitssystem.

Die geringe Wertschätzung der Reinigung auf sozialer wie struktureller Ebene ist eingebettet in die historisch gewachsene gesellschaftliche – vergeschlechtlichte, ethnisierte und rassifizierte – Arbeitsteilung, die reproduktive Arbeit im "privaten" von produktiver Arbeit im "öffentlichen" Raum trennt und hierarchisiert. Die Feminisierung und gleichzeitige Abwertung von "Hausarbeit" ist in historischer wie soziologischer Perspektive ein klassisches Thema der Geschlechterforschung. Selbst im Kontext Krankenhaus wird die Reinigung nach wie vor häufig mit Haushaltsarbeit assoziiert und damit in die Nähe einer Arbeit gerückt, die traditionellerweise gar nicht als Arbeit gewertet wird. Reinigen gilt vielmehr gemeinhin als Tätigkeit, die jede*r ausführen könnte und die daher auch keiner Qualifikation oder Expertise bedarf. Dagegen spricht nicht nur, dass nicht alle Reinigungskräfte ungelernt sind, sondern dass die Gebäudereinigung ein Ausbildungsberuf ist. Auch das Prädikat "ungelernt" trifft auf viele, besonders migrierte Reinigungskräfte nicht zu, die vielleicht nicht alle über einen Abschluss im Gebäudereinigerhandwerk, aber sehr wohl über Schul- und Hochschulabschlüsse sowie Berufserfahrungen verfügen, die jedoch in Deutschland nicht anerkannt werden. Besonders im Krankenhaus bedarf es zudem der regelmäßigen Teilnahme an Hygieneschulungen und eines aktiven Mitdenkens, schon allein angesichts der Desinfektionsmaßnahmen und der spezifischen Reinigungsvorgänge nicht nur in OP-Sälen oder auf Intensivstationen, sondern auch in sogenannten Isolationszimmern, in denen seit der Pandemie vermehrt Patient*innen mit einer Covid-19-Infektion versorgt werden.

Reinigungskräfte beklagen allerdings wiederholt, dass Schulungen zu Hygiene zu kurz kämen und berichten über Unsicherheiten oder nur informell weitergegebenes Wissen unter Kolleg*innen. Dies kritisieren sie auch deshalb, weil sie sich ihrer bedeutsamen Rolle für das Funktionieren der Gesundheitsversorgung durchaus bewusst sind. Dass dies auch in der Zeit der Pandemie zutrifft, spricht aus den wenigen Medienberichten im ersten Jahr der Pandemie, in denen Reinigungskräfte selbst zu Wort kamen. So betont etwa die Krankenhausreinigungskraft Gönül Uzunsakal in der SWR-Landesschau Baden-Württemberg, dass sie mit ihrer Arbeit "etwas Gutes tut" und begründet dies mit Verweis auf die Desinfektionsmaßnahmen: "Wir desinfizieren ja auch alles, alles was an den Patienten kommt." Nuray Yilmaz, Reinigungskraft im Klinikum Dortmund, hält die Sonderzahlungen für ihren Einsatz in der Pandemie für sie und ihre Kolleg*innen für gerechtfertigt: "Ich denke, wir haben auch wichtige Arbeit gemacht, so wie die Schwestern, das Pflegepersonal."

Neben der sozialen ist die strukturelle Randstellung der Reinigung im Krankenhaus ein wesentlicher Faktor, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht – und beides bedingt sich gegenseitig. In den meisten Kliniken in Deutschland ist die Reinigung in Tochterunternehmen oder Servicegesellschaften ausgelagert, was vielfältigen Prekarisierungsprozessen Vorschub leistet, sowohl was die Arbeitsbedingungen und Absicherung der Reinigungskräfte selbst als auch die Qualität der Arbeit angeht. Neben der meist unsicheren Beschäftigung und geringen Entlohnung stehen die Reinigungskräfte im Alltag unter hohem Zeitdruck, weil die zu reinigenden Flächen in der vorgeschriebenen Zeit kaum zu bewältigen sind. Wie Dan Zuberi in einer Studie zum Zusammenhang von Krankenhausinfektionen und Reinigung in Kanada deutlich macht, hat das Outsourcing auch weitreichende Konsequenzen für die Zusammenarbeit im Bereich Sauberkeit und Hygiene im Krankenhaus: Statt strukturell mit Pflegepersonal, Ärzt*innen und anderem Krankenhauspersonal zusammenzuarbeiten, müssen sich Reinigungskräfte maßgeblich an den Vorarbeiter*innen und Regelungen ihrer Firma orientieren, bei denen häufig andere Interessen (etwa Zeitersparnis) im Vordergrund stehen. Dass diese Politik weitreichende Konsequenzen hat, liegt nahe: Zweifelsfrei ist ein Zusammenhang zwischen mangelnder Krankenhaushygiene, erhöhten Infektionsgefahren und den Arbeitsbedingungen in der Reinigung gegeben. Dieser Zusammenhang ist für die sogenannten Krankenhausinfektionen bereits erforscht und wird als Faktor für eine Ausbreitung oder Eindämmung von Covid-19 auch wiederholt medial und gewerkschaftlich formuliert. Doch hat die Pandemie die Stellung der Krankenhausreinigung verändert?

Zwischen neuer Sichtbarkeit und alter Prekarität

In einer Interviewstudie insbesondere zur Situation prekärer Dienstleistungen in der Pandemie wurde im Zeitraum zwischen April und Juli 2020 unter anderem danach gefragt, ob durch die neue Sichtbarkeit und zumindest symbolische Anerkennung systemrelevanter Bereiche "neue Ansätze der Aufwertung von Arbeit" zu finden seien. Die Autor*innen stellen fest, dass die Reaktion von "Beschäftigten und Interessenvertreter*innen" auf den Applaus und die Betitelung als "Held*innen" zumindest "zwiespältig" ausfiel, "weil sie einerseits die neue Aufmerksamkeit vor dem Hintergrund ihrer prekären Arbeits- und Einkommensbedingungen sehr kritisch und skeptisch sehen, andrerseits [sic] erkennen sie aber auch Chancen, die neue öffentliche Aufmerksamkeit für eine Verbesserung ihrer Situation zu nutzen". Wie wirkt sich diese Aufmerksamkeit auf den Arbeitsbereich der Krankenhausreinigung aus? Lässt sich auf eine entscheidende Veränderung der Situation hoffen? Grundlage meiner folgenden Überlegungen bilden Medienbeiträge aus dem ersten Jahr der Pandemie.

Unter dem Stichwort "Systemrelevanz" erhielten seit Beginn der Corona-Pandemie viele Arbeitsbereiche öffentliche Aufmerksamkeit, die bislang nicht breit thematisiert worden waren. Als "systemrelevant" gelten Einrichtungen, die "unmittelbar oder mittelbar zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen, teils lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen beitragen". In der Krise sind die für das gesellschaftliche Funktionieren essenziellen Bereiche aufrechtzuerhalten. Zu Beginn der Pandemie standen somit "insbesondere der Gesundheitssektor, die Grund- und Lebensmittelversorgung, die öffentliche Verwaltung, die Verkehrs- und IT-Infrastruktur, Sozialarbeits- und Erziehungsberufe, Reinigungs-, Hygiene- und Entsorgungsberufe, der Brand- und Arbeitsschutz sowie Berufe im Bereich der inneren Sicherheit" im Vordergrund. Damit wurden die sogenannten SAHGE-Berufe als systemrelevant eingestuft, und neben der Pflege als klassischem Care-Beruf rückten auch prekäre Dienstleistungen wie die Arbeit von Kassierer*innen im Lebensmitteleinzelhandel oder Paketzusteller*innen in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass die meisten dieser Care- und Dienstleistungstätigkeiten als "Frauenjobs" gelten, weil sie zum einen überwiegend von Frauen* ausgeführt werden und zum anderen mit "weiblich" konnotierten Eigenschaften verbunden werden, wurde im Zuge dessen ebenfalls vielfach thematisiert. Damit geriet ein Thema ins öffentliche Bewusstsein, das die soziologische Geschlechterforschung schon seit Langem untersucht: der Zusammenhang von Geschlecht und Arbeit. Dieser betrifft nicht nur die Ungleichheit in der Bezahlung – den sogenannten Gender Pay Gap –, sondern besteht auch darin, dass unsicher strukturierte, schlecht bezahlte Care- und Dienstleistungsarbeiten noch immer eher von Frauen* und häufig von Migrant*innen ausgeführt werden und dass der größte Teil der unbezahlten Arbeit in Haushalt und Familie ebenfalls nach wie vor von Frauen* übernommen wird (Gender Care Gap). Dass sich diese grundlegenden Ungleichheiten während der Pandemie eher verstärkt als verbessert haben, wird ebenfalls öffentlich diskutiert.

Die Debatte um Systemrelevanz erhöhte die mediale Aufmerksamkeit für manche Bereiche wie die Pflege stark, andere – wie die Reinigung – blieben weiterhin sehr viel weniger sichtbar. Diejenigen Medienberichte, die den Reinigungsbereich in den Fokus rückten, thematisierten dagegen all die Aspekte, die diesen Arbeitsbereich auch jenseits von Krisenzeiten auszeichnen: das Outsourcing und seine Auswirkungen sowohl auf die Mitarbeiter*innen selbst als auch auf die Hygiene und damit auf Patient*innen, die grundlegende Personalknappheit sowie die soziale Unsichtbarkeit von Reinigungskräften im Krankenhaus. Letztere wird etwa in Interviews mit einzelnen Reinigungskräften deutlich, wenn sie von Erfahrungen berichten, in denen sie sich im sozialen Gefüge des Krankenhauses nicht beachtet fühlen: "Als Reinigungskraft bin ich für andere unsichtbar. Zumindest fühle ich mich so." Aus den wenigen direkten Zitaten in Medienberichten von interviewten Reinigungskräften spricht außerdem eine gewisse Enttäuschung angesichts der großen Beachtung anderer klinischer Arbeitsbereiche im Gegensatz zu ihrem eigenen. So berichtet die Reinigungskraft und stellvertretende Objektleiterin Beate Oldenburg in der Zeitschrift "Klinik Management aktuell" rückblickend: "Unsere Verantwortung ist schon groß, doch das ist ganz normal und war auch vor Corona so. Wir waren schon vorher sehr gründlich. Ein richtiges Danke habe ich dafür von Patienten noch nicht gehört. Ich erwarte das nicht – aber es wäre schon mal ganz nett."

Die Klinikreinigungskraft Erika Radisavljevic wird in einem Artikel von "Spiegel Online" so zitiert: "Wenn ich lese, dass viele Menschen und Politiker Beifall klatschen für die Krankenschwestern und die Ärzte – dann freut mich das. Aber ein wenig traurig bin ich dann auch. Keiner denkt dabei an uns Klinik-Putzfrauen. Natürlich ist unsere Arbeit nicht mit der des medizinischen Personals vergleichbar, die sind härter dran. Aber wir riskieren ja auch unsere Gesundheit und helfen mit, dass die Patienten und Klinikmitarbeiter gesund bleiben."

Mit ihrem Verweis auf ihre eigene Gesundheit und die Gefahr, denen sie und ihre Kolleg*innen sich täglich aussetzen, spricht sie die Verletzbarkeit an, die sich im Bereich der Reinigung erhöht hat. Die grundlegend bestehende Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Corona-Virus bei allen Tätigkeiten im Gesundheitssektor wurde in der Reinigung teilweise noch durch erschwerte Bedingungen wie mangelnde Schutzausrüstung oder den mangelnden Einbezug in Teststrategien erhöht. Laut einer Stellungnahme der Gewerkschaft Verdi sind diese Bedingungen in Zusammenhang mit der strukturellen Auslagerung, dem Outsourcing der Reinigung zu sehen: "Die Verantwortung für das Stellen von Schutzkleidung wird in manchen Fällen offensichtlich zwischen dem Dienstleister und dem Krankenhaus/der Pflegeeinrichtung hin- und hergeschoben. Und nicht immer sind die Kolleg*innen aus ausgegliederten Bereichen in die Testkonzepte sachgemäß einbezogen."

Eine Umfrage der IG BAU wiederum zeigt, dass Reinigungskräfte in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern von Arbeitgeber*innen besser geschützt werden als an anderen Einsatzorten wie Schulen oder Kitas, allein bei den Impfungen bestehe noch "Verbesserungsbedarf". Der erhöhte Hygienebedarf in medizinischen Einrichtungen scheint also im Gegensatz zu anderen öffentlichen Einrichtungen Reinigungskräfte auch als zu schützende Mitarbeiter*innen stärker in den Fokus zu rücken. Das erhöhte Bewusstsein der Wichtigkeit der Reinigung durch die Pandemie, die zentrale Rolle der Hygiene und das Stichwort "Systemrelevanz" konnten offenbar zudem dafür genutzt werden, um Verbesserungen der Entlohnung zu bewirken.

Auch wenn solche Veränderungen nicht allen Akteur*innen in der Reinigungsbranche gleichermaßen zugutekommen, kann doch eine generell größere Beachtung und stellenweise auch Anerkennung auf verschiedenen Ebenen verzeichnet werden. Auch dass die verschiedenen Aspekte in den Medienbeiträgen thematisiert werden, die den Reinigungsbereich seit Jahren betreffen, bedeutet zwar nicht eine automatische Verbesserung, lässt sich aber doch als positives Zeichen deuten. Der grundlegende Widerspruch zwischen der unbestrittenen Relevanz der Reinigung für die Krankenhaushygiene und der weitgehenden politischen, sozialen wie institutionellen Geringschätzung dieses Bereichs und seiner Akteur*innen ist deutlich geworden, und damit werden auch potenzielle Veränderungen möglich.

Von erhöhter Sichtbarkeit zu konkreten Verbesserungen?

Ob die erhöhte Aufmerksamkeit für die Krankenhausreinigung seit Beginn der Corona-Pandemie nun also dazu beiträgt, dass dieser Arbeitsbereich langfristig mehr Beachtung und vor allem dringend notwendige Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen erfährt, bleibt abzuwarten. Um diese Zusammenhänge zu ergründen, bedarf es weiterer Forschung, die Reinigungskräfte als Akteur*innen mit ihrer Expertise ins Zentrum rückt.

Die coronabedingte Einschätzung als "systemrelevant" könnte als Anlass dienen, um schon lange überfällige Verbesserungen in Gang zu setzen oder zu verstärken. Durch die aktuelle Aufmerksamkeit besteht gegenwärtig ein Zeitfenster für praktische Veränderungen wie die Wiedereingliederung dieses Tätigkeitsbereichs in die Organisation Krankenhaus, eine flächendeckende bessere Bezahlung nach Tarif und arbeitsrechtliche Absicherungen. Zudem müssten sich die Arbeitsbedingungen ändern: Dem ständigen Personalabbau sollte etwas entgegengesetzt werden, damit die Hygiene besser gewahrt wird und die Arbeit auch körperlich besser und langfristig zu bewältigen ist.

Solche und weitere Veränderungen würden eine Aufwertung mit sich bringen. Werden Reinigungskräfte in die Teams der Stationen einbezogen, sind sie als Akteur*innen im sozialen Gefüge des Krankenhauses nicht länger zu übersehen und bekommen eine Stimme. Sie können mit Kolleg*innen aus der Pflege und anderen Arbeitsbereichen Absprachen treffen und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Durch solch weitreichende strukturelle Veränderungen innerhalb der Organisation Krankenhaus könnte vermutlich eine schrittweise Aufwertung ihrer Arbeit zu erzielen sein. Auf diese Weise könnte die Reinigung ihre Randstellung verlassen und stärker im Inneren der Organisation Krankenhaus verortet werden.

hat an der Technischen Universität Berlin zu Reinigungsarbeiten im Krankenhaus promoviert. Derzeit leitet sie ein DFG-Projekt zu Zugehörigkeitspraktiken in exklusiven Clubs am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. E-Mail Link: kaethe.vonbose@soziologie.uni-muenchen.de