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Viel mehr als dicke Bücher | Geschichte der Bundeszentrale für politische Bildung | bpb.de

Geschichte der bpb Reichszentrale für Heimatdienst 1918-1933 Gründung und Aufbau 1952-1961 Interview mit Carl Christoph Schweitzer Etablierung und Ausbau 1961-1969 Wandel und Neuformierung 1969-1981 Konsolidierung und technischer Fortschritt 1981-1989 Politische Bildung für das vereinte Deutschland 1989-1998 Neue Aufgaben, neue Wege 1999 – 2011 60 Jahre bpb Erlasse Direktoren und Präsidenten Redaktion

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Der 1952 gewählte Name weckte Erinnerungen: Bundeszentrale für Heimatdienst. Man berief sich auf die seit November 1919 als Reichszentrale für Heimatdienst tätige Einrichtung der Weimarer Republik, ein Instrument zur Verbreitung von Kenntnissen über die Demokratie. Die Reichszentrale schulte Redner und unterstützte republikfreundliche Kräfte.

Der Wahl-O-Mat. Eines der erfolgreichsten Produkte der bpb. (© AP)

1933 schlug der Leiter der Reichszentrale jedoch den Nationalsozialisten vor, die Institution ins Propagandaministerium einzugliedern. Die Nazis wollten davon nichts wissen und lösten sie auf.

So feierte die Reichszentrale in der jungen Bundesrepublik in Form der Bundeszentrale für Heimatdienst eine demokratische Wiedergeburt. Wie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges lautete ihr Auftrag: Nach dem Untergang eines undemokratischen Regierungssystems sollte die Bevölkerung mit der parlamentarischen Demokratie vertraut gemacht werden. Als erster Direktor der Bundeszentrale für Heimatdienst wurde Dr. Paul Franken berufen. Der 1903 geborene Historiker hatte sich im Widerstand engagiert. Er zählte zu den engsten Vertrauten Konrad Adenauers.

Im November 1952 nahm das Haus als Behörde im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums seine Arbeit auf. 1963 erfolgte die Umbenennung in Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Zunächst ist die bpb selten direkt aufgetreten – es gab Bedenken, in der Öffentlichkeit als "Propagandainstrument“ der Regierung wahrgenommen zu werden. Sie konzentrierte sich auf die Förderung von freien Bildungsträgern und die Schulung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. So sollten die Werte und Spielregeln der Demokratie vermittelt und der Prozess der europäischen Aussöhnung und Einigung unterstützt werden. Auch waren die Aufarbeitung des Nationalsozialismus sowie die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus zentrale Handlungsfelder.

Laut Gründungserlass sollte das Ziel der bpb darin bestehen, den demokratischen und europäischen Gedanken im deutschen Volk zu festigen. Ende der 1960er Jahre wurde ihre Aufgabenstellung erweitert: Die Bürgerinnen und Bürger sollten sowohl informiert als auch zur politischen Mitwirkung motiviert werden.

Die 1970er Jahre waren geprägt von Auseinandersetzungen über das Selbstverständnis politischer Bildung. Sollte sie eher emanzipatorischen oder affirmativen Charakter haben? 1976 gelang es nach einer Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Leitlinien zu formulieren, die bis heute Gewicht haben. Drei Prinzipien wurden festgeschrieben: das Überwältigungsverbot (keine Indoktrination), das Gebot, in der Gesellschaft kontrovers diskutierte Themen auch kontrovers darzustellen (keine Einseitigkeit), sowie Schülerinnen und Schüler dahin gehend zu fördern, dass sie ihre eigenen Interessen erkennen und vertreten können. Mit diesem "Beutelsbacher Konsens“ rückte das Prinzip der Mündigkeit in den Vordergrund.

In den 1970er Jahren standen neben den klassischen Aufgabenfeldern vor allem Wirtschaftsfragen, die Ostpolitik sowie das Phänomen des Terrorismus im Vordergrund. Daneben wurden neue didaktische Konzepte entwickelt. Umweltprobleme, Friedens- und Sicherheitspolitik sowie die Neuen Sozialen Bewegungen beherrschten die Arbeit in den 1980er Jahren, bevor der Fall der Mauer, die deutsche Einheit und das Ende des Ost-West-Konflikts die Agenda bestimmten.

Zur Jahrtausendwende kam es zu einer umfassenden organisatorischen und inhaltlichen Neuausrichtung der bpb. Das Spektrum wurde um die Themen Integration und Migration, Demografie, die Zukunft des Sozialstaats und der Sozialen Marktwirtschaft sowie Gewaltphänomene in der Gesellschaft erweitert. Als neue Zielgruppe – neben Multiplikatoren, Meinungsführern und politisch Interessierten – wurden Jugendliche und junge Erwachsene definiert. Auch die in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund sind heute wichtige Adressaten für die bpb. Die bpb entwickelt eine Vielzahl zielgruppenspezifischer Maßnahmen. Sie greift aktuelle und zeithistorische Themen mit Veranstaltungen, Printprodukten, audiovisuellen und Online-Produkten auf. Dicke Bücher gehören ebenso dazu wie Online-Dossiers, DVDs, Zeitschriften, Social-Media-Projekte, Konferenzen, Studienreisen, der inzwischen berühmte "Wahl-O-Mat“, Kinoseminare oder Journalistenfortbildungen. Dabei verfolgt die bpb wie seit der Gründung das Ziel, Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken.

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