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Wir brauchen einen Dialog zu bezahlbarem Wohnraum

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Von Michael Zahn

Michael Zahn ist Geschäftsführer des Unternehmens „Deutsche Wohnen“ (© Deutsche Wohnen)

Schaut auf diese Stadt. In den letzten 100 Jahren gab es vom Ende des Zweiten Weltkriegs über den Mauerbau bis hin zur Wende viele Phasen der Stadtentwicklung Berlins. Alle hat die Deutsche Wohnen bzw. ihre Vorläuferunternehmen miterlebt. Berlin ist heute für Menschen aus aller Welt wieder ein attraktiver Ort zu leben. Mehr als 40.000 Menschen mehr beheimatet die Stadt pro Jahr. Und das ist auch gut so, das sollten wir nicht abwürgen!

Eine neue Teilung. Mit dieser Entwicklung hat die Wohnungspolitik jedoch nicht Schritt gehalten. 30 Jahre nach dem Mauerfall erlebt die Stadt erneut eine Teilung in zwei Lager. Die Grenze verläuft nun zwischen jenen, die angesichts stark gestiegener Preise für neu vermietete und gebaute Wohnungen an ihre finanziellen Grenzen stoßen und denen, die von historisch-bedingt niedrigen Bestandsmieten profitieren, die weit unter ihrem finanziell Leistbaren liegen. Politik und Initiativen schlagen immer neue und radikalere Maßnahmen vor, die diese Teilung manifestieren; die individuelle Leistungsfähigkeit der Mieter und deren Wohnsituation wird dabei nicht genügend berücksichtigt. Lange Zeit haben Mieter mit geringerem Einkommen in einem Haus weniger bezahlt und dies wurde ausgeglichen durch Mieter mit höherer Leistungsfähigkeit. Schärfere Mietpreisbremse und absoluter Mietendeckel scheren jedoch alle über einen Kamm, auch innerhalb der Quartiere. In einer solidarisch geprägten Stadtgesellschaft sollten die Bessergestellten die Schwächeren stützen. Sonst müssen die Kosten für hochwertigen und ökologisch-nachhaltigen Wohnraum vor allem jene tragen, deren Wohnsituation sich gerade ändert, wie junge Familien, die mehr Platz benötigen.

Bezahlbares statt billiges Wohnen. Analysiert wurde zuletzt viel, aber leider zu wenig getan. Die Berücksichtigung der individuellen Leistungsfähigkeit der Mieter ist der Weg, mehr Fairness in den Mietmarkt zu bringen. Es geht nicht darum, besonders billig zu wohnen – aber es muss für den Einzelnen bezahlbar sein. Daher haben wir unseren Mietern ein Versprechen gegeben, sie finanziell nicht zu überfordern. So muss kein Mieter seine Wohnung wegen einer Modernisierungsmaßnahme oder Mieterhöhung aufgeben. Doch wo immer mehr Menschen leben wollen, müssen wir auch neuen Wohnraum schaffen. Viele fordern heute vor allem billigen neuen Wohnraum, doch damit tun wir uns keinen Gefallen. Das zeigen uns etwa die teils wenig lebenswerten Bausünden der siebziger Jahre, die wir heute aufwändig sanieren müssen. Berlin braucht modernen nachhaltigen Wohnraum, der Qualitätsansprüchen genügt und bezahlbar ist. Das heißt, jene zu entlasten, die sich gestiegene Mieten kaum noch leisten können und gleichzeitig notwendige Investitionen in nachhaltigen Wohnraum tätigen zu können. Auch das versprechen wir: Die Deutsche Wohnen will im Großraum Berlin bis zum Jahr 2023 850 Millionen Euro in neuen Wohnraum investieren. Sofern es passende Grundstücke gibt, können und wollen wir noch mehr bauen, denn wir verfügen über die notwendigen Mittel und Expertise.

Gemeinsam Antworten finden. Wenn die Höhe der Miete sich beispielsweise stärker am Einkommen orientiert, sorgen wir für ein solidarisches Miteinander in unserer Stadt und vermeiden zwei Klassen von Mietern. Zudem sind wir überzeugt, dass nur ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz der Komplexität der aktuellen Fragestellungen gerecht wird und wir nur gemeinsam die richtigen Antworten finden. Darum werden wir in den kommenden Monaten einen Berlin-Dialog initiieren und alle Interessierten einladen, sich gemeinsam für ein faires Wohnen und eine lebenswerte Stadt zu engagieren. Gemeinsam werden wir auch diese und zukünftige Herausforderungen meistern und dafür sorgen, dass die Stadt für neue und alte Berliner attraktiv bleibt.

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