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Expertenworkshop 3: "Philosophie ab der 1. Klasse" | Fachtagung "Philosophie für Kinder und Jugendliche als Zukunftsaufgabe für die demokratische Gesellschaft" | bpb.de

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Expertenworkshop 3: "Philosophie ab der 1. Klasse" Dr. Christina Runtenberg

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Dr. Christa Runtenberg (© Ast/Jürgens)

Christa Runtenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, betonte zu Beginn ihres Panels, "Philosophie ab der 1. Klasse", dass das Philosophieren in der Schule besonders über präsentative Formen funktioniere. Gemeint seien an dieser Stelle zum Beispiel Bilderbücher o. ä.; Inspiriert wurde sie vor allem durch das Buch "Philosophy for young Children" von Berys und Morag Gaut. Runtenberg dienten die in diesem Buch dargelegten Überlegungen als Fundament für ihre eigenen Überlegungen.

Ihr Konzept "Philosophieren ab Klasse 1 - Philosophieren mit Bilderbüchern" ist pro Einheit auf eine Dauer von ca. 60 Minuten angelegt. Die Kinder sitzen zusammen in einem Kreis, in der Mitte von ihnen befindet sich eine "philosophische" Box – diese ist gefüllt mit verschiedenen Materialien und Medien, so z. B. Bilderbüchern oder Mal-Sachen. Jedes Kind darf einmal ein Material aus der Box herausholen, das erhöht die Spannung – am Ende werden alle Materialien wieder zurückgelegt.

Runtenberg füllt ihr Konzept daran anknüpfend nun noch inhaltlich mit drei Beispielen:
Zunächst muss einmal geklärt werden, was Philosophieren überhaupt ist. Anhand eines Stofftieres erlernen die Kinder spielerisch den Begriff Philosophie (philos = Freund; sophia = Weisheit).

Als nächstes entschlüsseln die Kinder die "Grundregeln des Philosophierens" auf Bildkarten, wie z. B. "Höre den anderen Kindern zu" oder auch "Es spricht immer nur eine Person zu einer Zeit". Für den Fall, dass ein Kind gar nichts versteht, bekommt es eine Karte mit einem Fragezeichen, die es dann zeigen könnte. Sowie eine Karte mit einem Stoppzeichen, sollte es das Gespräch anhalten wollen.

Christa Runtenberg

Christa Runtenberg, geb. 1963, ist seit 1995 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Von 2000 bis 2005 war sie am Philosophischen Institut der Universität Rostock als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Ihr Studium der Philosophie und Germanistik schloss sie mit einer Promotion bei Kurt Bayertz und Ekkehart Martens ebenfalls in Münster ab. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Fachdidaktik Philosophie und Praktische Philosophie, Philosophieren mit Kindern, Praktische Philosophie und Angewandte Ethik. Zu Ihren Publikationen und Herausgeberschaften gehören unter anderem: "Didaktische Ansätze einer Etihk der Gentechnik", "Bioethik: Disziplin und Diskurs" und "Angewandte Philosophie" (hg. von Christa Runtenberg und Johannes Rohbeck.)

Das Philosophieren beginnt mit der Frage "Was tun Menschen, die philosophieren?" – als vermittelndes Medium sind Bilder aus "Herr Bohm und der Hering" von Peter Cohne und Olof Landström gewählt worden. Diese zeigen zentrale Tätigkeiten des Philosophierens, wie etwa Nachdenken oder sich wundern. Fazit soll sein, dass ein Philosophierender die Phänomene der Welt erforscht. Nach der grundsätzlichen Selbstbestimmung folgt die Auseinandersetzung mit einer fundamentalen Frage der Philosophie: "Warum ist etwas in der Welt?". Die gewählten Gegenstände sind verschiedene Bilder aus dem Buch "Die große Frage" von Wolf Erlbruch. Die Bilder zeigen verschiedene Wesen, es werden Vorschläge gemacht und diskutiert warum es z.B. eine Mutter oder auch den Tod gibt.

In der Zweiten Runde wird zunächst noch einmal wiederholt was Philosophieren überhaupt ist. Dies soll der Erweiterung des Begriffsverständnisses dienen (auch dies geschieht wieder anhand von Bildkarten). Daraufhin beginnt eine Beschäftigung mit dem Thema Sterben und Tod, anhand der Frage, was mit dem Maulwurf ist, der verstorben ist. Als grundlegendes Material dient hier: "Was ist das da, fragte der Frosch" von Max Velthuijs. In verschiedenen Runden wird Bezug auf Bilderbuchseiten genommen, die sich mit verschiedenen Fragen beschäftigen. So z.B. "Was ist das, tot zu sein?", "Wie fühlt sich das an für Freunde, die zurück bleiben?" oder "Warum gestaltet man schöne Beerdigungen?". Oft geschieht das nicht nur im Rahmen eines Gesprächs. Zu der Frage "Was tut man mit dem verstorbenen Wesen?" sollen die Kinder beispielsweise Bilder malen und ihre Ideen und Bilder den anderen vorstellen. Im Anschluss sollen die Vor- und Nachteile verschiedener Beerdigungsarten diskutiert werden.

Das dritte Beispiel, von Runtenberg, behandelt Gefühle – was sind Gefühle? In einem ersten Einstieg sollen die Kinder in Form von Pantomime zum Ausdruck bringen, wie sie sich gerade fühlen, während die übrigen Kinder erraten sollen was das Dargestellte ist. Im Mittelpunkt steht jedoch das Buch "Heute bin ich" von Mies van der Hout. Durch einige Bilder dargestellt sollen verschiedene Stimmungen durchgegangen werden. Die Stimmungen sollen danach leiblich umgesetzt und diskutiert werden. Es folgt ein Nachdenken darüber, was Stimmungen wohl von Gefühlen unterscheidet und wo die Gefühle genau im Körper sitzen? Als Abschluss des ersten Teils werden die Kinder gebeten einen Fisch zu malen, der ihre momentane Stimmung ausdrückt. Im zweiten Teil wird die Seele als der Ort vorgeschlagen, an dem Stimmungen und Gefühle 'wohnen'. Im Plenum wird das Buch "Der Seelenvogel" von Michael Snuit und Na'ama Golomb gelesen und die Idee eines Seelenvogels mit verschiedenen Schubladen zur Diskussion gestellt.

Simon Clemens

Fussnoten