Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Distribution und Programmplanung | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West Fernsehspiel und Serie Begriffe und Entwicklungen Die 1950er Jahre: Anfänge Die 1960er Jahre Die 1970er Jahre Die 1980er Jahre Die 1990er Jahre Seit 2000 Familie, Heimat, Ärzte, Sitcom Krimis, Abenteuer Soap Operas und Telenovelas Multimedia Hintergrund-Informationen Unterhaltung Unterhaltung in den 50er Jahren Spiel- und Ratesendungen im Osten Spiel- und Ratesendungen im Westen Unterhaltung im Privatfernsehen Sketche und Kabarett Zeit der Comedy-Formate Unterhaltung mit Musiksendungen Volkstheater und Familiengeschichten Talkshows: Wissbegier und Wortwitz Kochen im Fernsehen Wettbewerbs- und Castingshows auf vielen Kanälen Multimedia Hintergrund-Informationen Reality-TV Anfänge und Vorläufer Schadenfreude in den 80ern Neue Formate in den 90er Jahren Reaktionen in den 90er Jahren Daily Talkshows ab Mitte der 90er Gerichtsshows ab 2000 Doku-Soaps und Reality-Soaps ab den 50er Jahren Doku-Soaps ab 2000 Weitere Reality-Formate Potenziale von Reality-TV – Ein Ausblick Multimedia Hintergrund-Informationen Information Information als Programmauftrag Fernseh-Nachrichtensendungen Politische Magazine Wissenschaftsmagazine Dokumentation Ratgeber- und Servicesendungen Infotainment und Boulevardisierung Nachrichtensender, Doku-Kanäle Multimedia Hintergrund-Informationen Kultur und Bildung Die 1950er Jahre: Anfänge Die 1960er: Kulturvermittlung Kulturpräsentation in Ost und West Bildungs- und Schulfernsehen Geschichtsvermittlung als Bildung Multimedia Hintergrund-Informationen Sport Sport im westdeutschen Fernsehen Sport im DDR-Fernsehen Typologie der Sportsendungen Kommerzialisierung des Sports Multimedia Hintergrund-Informationen Kinderprogramme ARD-Kinderprogramm: die Anfänge 1970er Jahre: Umbruch und Reformen (BRD) Kinderprogramm im ZDF (BRD) Kinderfernsehen bis 1969 (DDR) Themen und Formen ab 1970 (DDR) Unterhaltung ab 1980 (DDR) Kommerzialisierung (BRD) Qualität im Kinderprogramm Kinderfernsehen und Werbung Besondere Formate: Zeichentrick Wissensformate für Kinder Multimedia Hintergrund-Informationen Jugendprogramme Die 1950er Jahre Die 1960er Jahre Die 1970er Jahre Die 1980er Jahre Die 1990er Jahre Nach 2000 Multimedia Hintergrund-Informationen Grundlagen und Strukturen Fernseh-Entwicklung vor 1948 Entwicklung zum Massenmedium Fernsehen in getrennten Systemen Das jeweils 'andere Deutschland' BRD: Das duale TV-System ab 1982 TV in Deutschland ab 1989 Neue Medien und Nutzungsformen Rechtliche Grundlagen Fernsehen - regional und global Multimedia Hintergrund-Informationen Finanzierung und Ökonomie Das duale Rundfunksystem Öffentlich-rechtlich und staatlich BRD: Der privatwirtschaftliche Fernsehmarkt Finanzierung des Fernsehens Privatwirtschaftliche Fernsehunternehmen Multimedia Hintergrund-Informationen Nutzung und Nutzer Publikum als Zielgruppe Zuschauerforschung Aufgaben und Formen des Fernsehens Möglichkeiten der Beteiligung Veränderungen des Nutzungsverhaltens Multimedia Hintergrund-Informationen Medienpolitik und Medienethik Entstehung von Ost- und Westfernsehen Gemeinsamkeiten und Differenzen Medienpolitische Entwicklungen Medienethik und "Affektfernsehen" Multimedia Hintergrund-Informationen Produktion und Praxis Fernsehen als professionelle Organisation in Ost und West Orientierungspunkte und technische Anfänge Gründe für die "Industrialisierung" des Fernsehens Zunahme betriebswirtschaftlicher Produktionsaspekte Standardisierte Ablaufstrukturen Distribution und Programmplanung Multimedia Hintergrund-Informationen Technik und Multimedia Anfänge der Fernsehtechnik Einführung des Kabelfernsehens Digitalisierung des Fernsehens Die HDTV-Technik Entwicklungen der Gerätetechnik Multimedia Hintergrund-Informationen Redaktion

Distribution und Programmplanung

/ 4 Minuten zu lesen

Die Cutterin Saskia Metten am Schnitt zu "Heißkalte Seele" (SWR/Maran-Film) von Michael Verhoeven. (© Saskia Metten)

Neben der Produktion steht die Distribution von Medienangeboten. Sie soll hier am Beispiel des privatrechtlichen Fernsehens angesprochen werden. In dem Maße, wie Medienprodukte für die Sendung (Präsentation des Programms) nicht mehr direkt hergestellt, sondern vorproduziert werden (und als gespeicherte Produkte jederzeit einsetzbar sind) bzw. international als vorproduzierte Produktionen eingekauft werden, kommt der Auswahl, Zusammenstellung und Präsentation von Programmen besondere Bedeutung zu. 

Programmplanung der Fernsehunternehmen

Auch der Weg von der fertigen Produktion zur Ausstrahlung in einem Fernsehprogramm ist bei den großen Sendeunternehmen inzwischen weitgehend standardisiert. Grundlage bildet eine umfangreiche Programmplanung mit einem ausgearbeiteten Programmkonzept, in dem die Zielgruppen anvisiert und die Strategien des Programms festgelegt werden. Die Programmplanung ist das Herzstück des Sendeunternehmens. Sie richtet die eigene Programmgestaltung auf möglichst hohe Zuschauerzahlen in anvisierten Zuschauersegmenten aus und organisiert das Programm in seinen Details. Bei aktuellem Bedarf wird das festgelegte Programmschema verändert. Ziel ist es, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln einen audience flow ("Zuschauerfluss", also die Verfolgung eines Programms über mehrere Sendungen hinweg) zu erzeugen. 

Programmfluss ohne Lücken

Steht fest, welche Sendungen für einen Tag vorgesehen sind, fügt die Redaktion 'Langablaufplanung' die redaktionellen Sendungen mit den Werbespots, den Trailern für die eigenen Sendungen und sonstigen Elementen der Programmpräsentation zu einer Programmabfolge zusammen. Dazu erstellt sie einen genauen Plan mit den festgelegten Sendeterminen, den von der Programmplanung vorgesehenen, in der Regel bereits vorproduzierten Sendungen und den gebuchten Werbezeiten. Die Produktionsbänder werden dann auf Dauer, technische Qualität etc. überprüft. Nach dem fertig gestellten Langablauf ordnet die Motivdisposition entsprechend dem Werbeplan der gebuchten Werbung die einzelnen Motive (Copy Assignment) den im Schema festgelegten Werbeblöcken zu, während die On-Air-Promotionsplanung mit der Produktion der Trailer für das eigene Programm beginnt, da die Ankündigung weiterer Sendungen innerhalb des Programms zu den wichtigsten Präsentationsformen des Senders gehört. Die Sendeablaufplanung (Kurzablaufplanung) stimmt die einzelnen Bestandteile "frame-genau" (in Schritten von 1/25 Sekunden) ab. Dabei werden auch die Design-Elemente des Programms platziert. 

Arbeit am Programmfluss

Die Skizze zeigt, welch ein Aufwand nicht nur für die Produktion, sondern auch für die Präsentation von Medienangeboten betrieben wird. Ursache dafür ist nicht nur die Konkurrenz der Sendeunternehmen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer, die zu einer derartigen Perfektionierung führt, sondern auch das Bemühen, einen genau aufeinander abgestimmten Programmfluss zu erzeugen. Dieser soll keine 'Lücken' aufweisen und durch ein 'nahtloses' Aneinanderfügen der verschiedenen Angebote ein intensiv verdichtetes Ganzes entstehen lassen. 

Eintauchen in die 'eigene Fernsehwelt'

  Die Perfektion des Programmablaufs lässt die Konstruktion, das 'Gemachte' von Programm und Sendungen in den Hintergrund treten: Der Schein einer 'eigenen Fernsehwelt' soll sich für den Zuschauer 'zwanglos' ergeben. 

Es sind nicht mehr einzelne Kommunikatoren, die durch ihre Sendungen den Zuschauer ansprechen, hier spricht das Sendeunternehmen mit seinem gesamten Programm als eine Art ideeller 'Gesamtkommunikator', oder anders ausgedrückt: Es etabliert sich dadurch nicht zuletzt eine kulturelle Praxis, das Angebotene weniger als eine intentionale 'Rede' zu verstehen als vielmehr eine eigene Welt der Emotionen, Stimmungen und Haltungen zu erzeugen, in die der Zuschauer 'eintauchen' und die er zu seiner eigenen werden lassen kann.

Daten und Fakten zur Fernsehproduktion in Deutschland

Nach einer Langzeitstudie des Dortmunder FORMATT-Instituts wurden im Jahr 2018 ca. 750.000 Sendeminuten für das deutsche Fernsehen produziert. Ein Vergleich zu 2013 mit ebenfalls schon 750.000 Min., 2014 mit 717.000 Min und 2016 mit 740.000 Sendeminuten zeigt, dass das Produktionsvolumen auf dem deutschen Fernsehmarkt zwar Schwankungen unterliegt, sich jedoch auf einem hohen Niveau bewegt.

Die Struktur der Produktionsbranche

Insgesamt 884 Produktionsfirmen waren 2018 in Deutschland gemeldet (zum Vergleich: 2014: 864, 2017: 941). Die meisten davon waren in Berlin ansässig (210 Firmen), gefolgt von NRW (188), Bayern (175) und Hamburg (91). Die Konzentration der Produktionsbranche auf diese vier Bundesländer ist mit ca. 75 % sehr hoch. Auch wenn sehr viele kleinere Produktionsfirmen existieren, entfiel fast die Hälfte der gesamten Auftragsproduktion auf die zehn größten Unternehmen der Branche.

Die Verteilung von senderabhängigen und senderunabhängigen Produktionsfirmen zeigt ebenfalls einen eindeutigen Schwerpunkt auf, der über die Jahre nahezu gleich bleibt: Während 2018 100 Unternehmen oder ca. 11 % (2014: 91 / ca. 10 %) als senderabhängig eingestuft werden, lag die Zahl der unabhängigen Produktionsfirmen mit 785 bei fast 91 % (2014: 773 / fast 90 %). Als abhängig wurden Firmen eingestuft, an denen Fernsehsender mit mindestens 25 % beteiligt waren. Auch wenn die Anzahl der senderabhängigen Firmen rückläufig ist, produzieren diese jedoch im Durchschnitt viermal so viele Fernsehminuten wie unabhängige Produktionsfirmen. Es erscheint folgerichtig, dass Fernsehsender mehr Aufträge an Unternehmen vergeben, an denen sie beteiligt sind.

Die 10 größten Produktionsgruppen in Deutschland

Produktionsvolumen in Minuten

Firma2018 2014
All3Media/MME 72.20066.600
UFA/RTL-Gruppe 65.90051.300
ITV Studios Prod. 47.10035.300
Constantin Film45.10049.700
Janus TV GmbH 29.00030.500
Studio Hamburg26.20035.500
ZDF Enterprises 25.60021.500
ProSiebenSAT.1 25.1008.900
Bavaria Film 20.20019.100
Warner Bros.19.9007.600

Quelle: FORMATT-Institut 2020, S. 25

Entwicklung der Fernsehproduktion nach Genres

Bei der Fernsehproduktion nach Genres bleiben relativ kostspielige Fictionproduktionen (Serien, TV-Movies, Comedy) weniger gefragt. Insbesondere die gesunkene Nachfrage nach Serien trug wesentlich dazu bei, dass der Fiction-Anteil 2014 erstmals unter 20 % der Gesamtproduktion lag (19,4 %). Nach einem zwischenzeitlichen Absinken auf 16,7 % (2016) liegt er nun wieder bei 18,9 %.Dagegen setzte sich der dominante Trend zu kostengünstigen Entertainmentproduktionen (insbesondere Doku-Soaps, aber auch Shows, Talk- und Gameshows) mit insgesamt 46,6 %. im Jahr 2018 fort.

Dafür hat sich der im Informationsbereich (Nachrichten, Magazine, Dokumentationen, Dokumentarfilme) in den letzten Jahren nach einem ein Allzeittief (2014: 24,1 %) wieder oberhalb der 25 %-Marke etabliert (2015: 25,7 %, 2018: 26,6 %). Bei TV-Magazinen und journalistischen Langformate (z. B. Dokumentationen, Reportagen, Features und Portraits) gibt es unterschiedliche Entwicklungen: Langformate sind so gefragt wie noch nie (1999: ca. 50.000 Sende-Min. / 2018: ca. 109.000 Min.), die Nachfrage nach Magazinen ist dagegen in den letzten Jahren rückläufig (1999: 202.000 Sende-Min., 2018: ca. 86.000 Min).

Weitere Inhalte