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Ausländische Wohnbevölkerung | Spanien | bpb.de

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Ausländische Wohnbevölkerung

Axel Kreienbrink

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Die Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung in Spanien hat sich während der letzten zwei Jahrzehnte erheblich verändert. Europäer stellen vor allem durch Zuwanderung aus Mittel- und Osteuropa mittlerweile wieder die größte Gruppe, nachdem zwischenzeitlich Lateinamerikaner diese Position eingenommen hatten. Daneben sind Afrikaner weiterhin eine wichtige Einwanderergruppe.

Abbildung 1: Herkunftsregionen der ausländischen Bevölkerung 2008 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Bei den Europäern stellten EU-Bürger lange mit über 80 % der ausländischen Bevölkerung den größten Anteil, doch ist dieser trotz EU-Erweiterung seit den 1990er Jahren zurückgegangen. 2008 lag er nach den Zahlen des Padrón municipal noch bei 40,1 %, obwohl die Rumänen, für die Spanien nach Italien mittlerweile das attraktivste Ziel in Europa ist , und die Bulgaren mittlerweile zu den EU-Bürgern zählen. Rumänen stellten 2008 31,6 % der europäischen Ausländer und insgesamt 14 % aller Ausländer in Spanien, wobei es Hinweise gibt, dass sie im Padrón municipal tendenziell unterrepräsentiert sind. Sie stellen damit mittlerweile vor den Briten (6,7 % aller Ausländer) die zahlenmäßig größte europäische Nationalität der Ausländer in Spanien. Die osteuropäischen sowie ein erheblicher Teil der portugiesischen Zuwanderer kommen nach Spanien, um der Armut im eigenen Land zu entgehen und Arbeit zu suchen. Diese finden sie vor allem in den Bereichen unqualifizierter Arbeit in der Industrie, im Bauwesen und seit einiger Zeit auch in der Landwirtschaft. Bei den Bürgern der nord- und westeuropäischen Staaten lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: zum einen Unternehmer, qualifizierte Angestellte und Führungskräfte internationaler Unternehmen, die in den urbanen Zentren arbeiten, und auf der anderen Seite zu einem erheblichen Anteil Pensionäre, die ihren Ruhestand im angenehmen mediterranen Klima verleben wollen. Spanien ist das europäische Land mit dem höchsten Anteil dieser internationalen Ruhesitzwanderung oder "freizeitorientierten Altersmigration".

Afrikaner machten Anfang 2008 17,2 % aller Ausländer in Spanien aus. Dabei handelt es sich überwiegend um Nordafrikaner aus dem Maghreb, vor allem aus Marokko. Marokkaner stellten mit 71,8 % die mit Abstand größte Nationalität unter den eingewanderten Afrikanern dar. Bezogen auf die Gesamtzahl der Ausländer umfasste ihr Anteil allein 12,3 %. In den letzten Jahren ist eine erhebliche Diversifizierung der Herkunftsländer der Migranten aus dem subsaharischen Afrika zu beobachten, unter denen gegenwärtig Menschen aus Nigeria und dem Senegal am zahlreichsten sind.

Bei den Amerikanern kann man fast ausschließlich von Lateinamerikanern sprechen, die allein 32,8 % aller Ausländer ausmachen und die gegenwärtige Zuwanderung prägen. Während ursprünglich Argentinier, Venezolaner und Kubaner dominierten, kamen infolge der Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme in Lateinamerika in den 1990er Jahren, der teilweise bürgerkriegsähnlichen Zustände und der Schwierigkeiten, in die USA zu gelangen, andere Nationalitäten hinzu. Gegenwärtig stellen Ecuadorianer etwa ein Viertel aller Lateinamerikaner (24,5 %), gefolgt von Kolumbianern (16,4 %), Bolivianern (14 %) und Argentiniern (8,5 %). Vor allem die Ecuadorianer und die Kolumbianer waren für den rasanten Anstieg der Zahlen der lateinamerikanischen Zuwanderung verantwortlich. Ecuadorianer waren 2008 entsprechend mit 8 % die drittgrößte Ausländernationalität nach Marokkanern und Rumänen. Nicht abgebildet werden mit diesen Zahlen die Lateinamerikaner, die aufgrund spanischer Eltern oder Großeltern ein Anrecht auf die spanische Staatsbürgerschaft hatten und als Spanier eingereist sind.

In der relativ kleinen Gruppe der Zuwanderer aus Asien (insgesamt 4,9 %) schließlich machen Chinesen knapp die Hälfte aus. Unter den weiteren Nationen dominieren Pakistani, Philippiner und Inder, die zusammen noch einmal gut 38 % der asiatischen Ausländer darstellen.

Abbildung 2: Regionale Verteilung der Ausländer in Spanien nach Autonomen Gemeinschaften, 2008 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Die regionale Verteilung der ausländischen Bevölkerung in Spanien zeigt deutlich, dass die Schwerpunkte entlang der Mittelmeerküste in den landwirtschaftlichen Anbaugebieten sowie in den regionalen Hauptstädten Barcelona und Valencia, in der Hauptstadtregion Madrid und auf den Inseln liegen. Knapp 80 % aller Ausländer konzentrieren sich auf sechs der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften und zwei Autonome Städte, nämlich (in absteigender Reihenfolge) Katalonien, Madrid, Valencia, Andalusien, die Kanaren und Murcia. Mit Blick auf die Dichte der Ausländerbevölkerung bestätigt sich diese Verteilung weitestgehend. Demnach gehören zu den Regionen, in denen die relative Ausländerbevölkerung über dem Landesschnitt (11,3 %) liegt, die Balearen (20,8 %), Katalonien (17,9 %), Valencia (16,7 %), Madrid (15,9 %), Murcia (15,7 %) und die Kanaren (13,6 %), aber auch die kleine Autonome Gemeinschaft La Rioja (13,7 %) sowie Aragón (11,6 %).

Die regionale Verteilung einzelner Nationalitäten spiegelt eine duale Realität der Einwanderung wider. Für Zuwanderer aus den nördlicheren Regionen Europas dient Spanien vor allem als sonniger Süden zur Erholung, während es für diejenigen aus den südlich des Mittelmeers gelegenen Regionen in Afrika und aus Lateinamerika ein Teil des reichen Nordens ist, der Arbeitsmöglichkeiten bietet. Entsprechend dominieren Ausländer aus EU-Staaten (noch) in den warmen Mittelmeerregionen und auf den Kanaren. Lateinamerikaner und Afrikaner sind vor allem in den Ballungsräumen Madrid und Katalonien mit seiner Hauptstadt Barcelona, aber auch in landwirtschaftlich geprägten Provinzen anzutreffen.

Den Daten der Encuesta de población activa (EPA) für das erste Quartal 2008 zufolge stehen drei Viertel der ausländischen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Beschäftigungsquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und betrug Anfang 2008 65 %. Die Arbeitslosenquote lag bei 14,65 % und damit mehr als fünf Punkte über der gesamtspanischen Quote. Der Anteil der nichtselbstständigen Arbeit lag bei 88 %. Die Bereiche, in denen die ausländischen Arbeitnehmer vor allem arbeiten, sind dabei wie seit Jahren zuerst das Bauwesen, gefolgt vom Hotel- und Gaststättengewerbe, den Beschäftigungen im Haushalt, dem Handel, sonstigen Dienstleistungen (Firmen, die anderen Firmen Dienstleistungen anbieten) sowie der Landwirtschaft. Der Anteil, den Ausländer hier in Relation zur Gesamtbeschäftigung ausmachen, ist zum Teil erheblich: Im Bauwesen beträgt er fast 20 %, im Hotel- und Gaststättengewerbe sogar fast 25 %. Tendenziell hat die Beschäftigung von Ausländern im Zuge der umfangreichen Regularisierungsaktion 2005 vor allem im Bauwesen, dem Hotel- und Gaststättengewerbe, dem Handel und den sonstigen Dienstleistungen zugenommen, wohingegen bei den Beschäftigungen im Haushalt ein kräftiger und bei der Landwirtschaft ein leichter Rückgang zu beobachten ist.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Pajares (2007a) nennt als mögliche Gründe für die geringere Registrierung im Padrón unter anderem mangelnde Information aufgrund wenig ausgebildeter sozialer Netzwerke sowie Misstrauen.

  2. Deutsche stellen einen Anteil von 3,5 % unter allen Ausländern.

  3. Rodríguez 1998.

  4. López García/Berriane 2004, Martín Muñoz 2003.

  5. Gómez Ciriano et al. 2007.

  6. Instituto Nacional de Estadística 2003.

  7. Pajares 2007b.

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