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11.6.2012
USA: Neue Bevölkerungsdaten
Neue Daten des US Census Bureau weisen auf
die steigende Bedeutung ethnischer Minderheiten
hin. Der Anteil der im Ausland geborenen
Einwohner der Vereinigten Staaten hat 2010 ein
Rekordhoch erreicht. Außerdem ist der Anteil
von Neugeborenen der weißen Mehrheitsbevölkerung
an allen Geburten erstmals auf unter
50% gesunken.
Das statistische Amt der Vereinigten Staaten (US
Census Bureau) hat im Mai sowohl eine neue Bevölkerungsschätzung
als auch Daten des Mikrozensus
(American Community Survey, ACS) vorgestellt.
Beide Quellen dokumentieren den Wandlungsprozess
in der ethnischen und demographischen Zusammensetzung
der US-amerikanischen Bevölkerung (vgl.
MuB
4/11,
8/09).
Der ACS erhebt jedes Jahr Daten von bis zu 3 Mio.
Haushalten und ist eine Ergänzung der alle zehn Jahre
stattfindenden Volkszählung (Census). Die Ende
Mai veröffentlichten Ergebnisse des ACS beziehen
sich auf das Jahr 2010. Demnach hat der Anteil der
im Ausland geborenen Bevölkerung (foreign-born)
an der Gesamtbevölkerung den höchsten Stand seit
1920 erreicht. Insgesamt 40 Mio. Personen sind
außerhalb der Vereinigten Staaten geboren, dies
entspricht 13% der US-Bevölkerung (2000: 31 Mio.
bzw. 11%).
Etwa ein Viertel der im Ausland Geborenen lebte im
Bundesstaat Kalifornien. Ein weiteres Drittel hatte seinen
Wohnsitz in den Bundesstaaten New York, Texas und
Florida. Seit 2005 eingereiste Neuzuwanderer siedeln
sich jedoch zunehmend in Bundesstaaten mit niedrigerem
Anteil von "foreign-born“ an, etwa in Louisiana,
Mississippi, Süd- und Nord-Dakota oder Wyoming.
Mehr als die Hälfte der im Ausland Geborenen
kommen aus Lateinamerika und der Karibik, vor
allem aus dem Nachbarland Mexiko, obgleich hier
inzwischen eine sinkende Neuzuwanderung zu beobachten
ist (vgl. MuB
4/12). Etwa ein Viertel stammt
aus Asien, 12% aus Europa und 4% aus Afrika.
Die Daten des ACS zeigen zudem, dass Haushalte
von "foreign-born“ meist größer als die von in den USA
geborenen Personen sind, dass mehr Kinder unter 18
Jahren sowie öfter drei oder mehr Generationen unter
einem Dach in diesen Haushalten leben. Obwohl im
Ausland geborene Personen eine leicht höhere Beschäftigungsrate
(68%) als im Inland Geborene aufweisen
(64%), leben sie häufiger unterhalb der Armutsgrenze
(vgl. MuB
4/12 zu Migrantenfamilien in Deutschland).
Auch die Daten der Mitte Mai veröffentlichten
Bevölkerungsschätzung (population estimate) des
Census Bureau untermauern die wachsende Bedeutung
sogenannter ethnischer Minderheiten. Demnach
sank der Anteil neugeborener Kinder der weißen
(nicht-hispanischen) Mehrheitsbevölkerung im Untersuchungszeitraum
August 2010 bis Juli 2011 erstmals
auf unter die Hälfte aller Geburten (49,6%). Auf die
Minderheitengruppen entfielen dementsprechend zusammen
50,4% aller Geburten (darunter Hispanics
26,2%, Afroamerikaner 15,3 % und Asiaten 4,6%).
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in allen
Altersgruppen stellt die nicht-hispanische weiße Bevölkerung
weiterhin die große Mehrheit (63,4%). Im
Jahr 2000 lag ihr Anteil noch bei 69,1%.
Dieser Wandlungsprozess der Bevölkerungsstruktur
wird Beobachtern zufolge Auswirkungen auf das
politische Leben sowie die Identität der Vereinigten
Staaten mit sich bringen. "Dies ist ein wichtiger
Wendepunkt“, so William Frey von der Brookings Institution,
der diesen Wandel als "Transformation von
einer mehrheitlich weißen Babyboomer-Kultur zu einem
globalisierten multiethnischen Land“ beschreibt.
Vor allem sei eine wachsende Spaltung zwischen
den Generationen zu beobachten. Einer mehrheitlich
weißen alternden Bevölkerung steht eine wachsende
multiethnische junge Bevölkerung gegenüber. Der
größte Gegensatz zwischen diesen beiden Gruppen
tritt demnach in den Bundesstaaten Arizona, Nevada,
Texas und Kalifornien auf.
Angesichts wachsender Fremdenfeindlichkeit in diversen
Bundesstaaten, die sich u. a. in strengen Anti-
Einwanderungsgesetzen ausdrückt (vgl. MuB
6/11,
3/11), werfen Beobachter die Frage auf, ob ältere
US-Amerikaner weiterhin bereit sein werden, etwa die
Ausbildung einer jungen Generation zu unterstützen,
wenn sie sich nicht mit dieser identifizieren.
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