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Raum, Ressourcen und Bevölkerung | Russland | bpb.de

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Raum, Ressourcen und Bevölkerung

Jörg Stadelbauer

/ 9 Minuten zu lesen

Die Rohre eines Gasspeichers und -umschlagplatzs in Bojarka vor den Toren Kiews. Wegen des russisch-ukrainischen Gasstreits war die europäische Erdgasversorgung seit dem Jahn 2005 mehrfach gefährdet. (© AP)

Naturräumliche Gegebenheiten

Die geographische Struktur Russlands wird vor allem durch zwei Faktoren geprägt: den geologischen Bau und das Klima.

Weite Teile des Landes, von Geologen als Russische Tafel bezeichnet, sind charakterisiert durch ausgedehnte, niedrige Höhenzüge wie den Timanrücken im Norden oder das mittelrussische Hügelland sowie durch flache, Hunderte von Kilometern breite Senken, die von Flüssen genutzt werden. Nach Süden wird das Russische Tiefland begrenzt durch den Übergang zu den Lößgebieten der Ukraine, die Flach- und Hügelländer Nordkaukasiens und die Absenkung zur Kaspischen Senke. Südlich anschließend ragt der Große Kaukasus auf (Elbrus, 5633 Meter), der im Gegensatz zu den Alpen weitgehend von moderner Erschließung ausgenommen blieb.

Tajga

Nach Osten bildet der Ural eine sanfte Gebirgsschwelle. Ihr schließt sich das westsibirische Tiefland an, dessen Sedimente das Speichergestein für Erdöl- und Erdgasvorkommen sind. Östlich des Flusses Jenissej steigt das Gelände zum mittelsibirischen Bergland an, das sich sanft zum Jakutischen Becken absenkt. Darauf folgen nach Osten Gebirgszüge wie das Werchojansker, das Tscherski- oder das Kolyma-Gebirge. Nach Süden begrenzen Gebirge wie Altai und Sajan westlich des Baikalsees die Tief- und Bergländer, während östlich dieses Sees die Gebirgszüge des Stanowoi zu den steppenartigen Niederungen des Amur abfallen. Im äußersten Südosten bildet der stark bewaldete Gebirgszug Sichote-Alin am Japanischen Meer eine eigenständige Landschaftseinheit.

Bodenschätze

Die Russische Tafel ist arm an Bodenschätzen; nur im äußersten Nordosten liegen die Kohlelagerstätten von Workuta, im zentralen Teil um Kursk finden sich Eisenerze, und im Süden lagert die Kohle des Donbass, eines Kohlereviers im Grenzraum Russlands mit der Ukraine. Erze kommen insbesondere in Gebirgen wie den Chibinen auf der Kola-Halbinsel, im Ural, im Altai und im Sajan vor, Lagerstätten von Steinkohle in deren Vorsenken. Der Abbau umfangreicher Kohlevorkommen in Sibirien wie beispielsweise im Tunguska-Becken ist wegen ihrer Lage im Gebiet des Dauerfrostbodens unter den heutigen wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen nicht möglich.

Die vergleichsweise große Entfernung von den dicht besiedelten Zentren führte dazu, dass die Erschließung zahlreicher Bodenschätze erst verhältnismäßig spät erfolgte. Entlegene Lagerstätten von Buntmetallerzen wie den Kupfer-, Kobalt- und Nickelerzen von Norilsk wurden aus strategischen Interessen wegen der relativen Seltenheit dieser Metallerze in Russland und der sicher erscheinenden kontinentalen Lage erschlossen. In den subarktischen Bergbaugebieten auf der Kola-Halbinsel, im Petschora-Becken (Workuta) und bei Norilsk ist der Bergbau mit hohen Emissionen und massiven Landschaftsschäden verbunden.

Erdöl und Erdgas finden sich in der Kaspischen Senke, im westlichen Uralvorland und in Westsibirien. Die Nutzung dieser außerordentlich umfangreichen Lagerstätten erfordert einen hohen Infrastrukturaufwand. Der Abbau lohnt sich, wenn die einzelnen Vorkommen besonders ergiebig sind. So gehören die westsibirischen Abbauregionen aufgrund der günstigen Absatzchancen zu den reichsten Gebieten des Landes mit den höchsten Durchschnittseinkommen.

Angaben, wie hoch die wirtschaftlich nutzbaren Vorräte sind, variieren sehr. Seitdem die Industrie in der Umbruchphase teilweise an Bedeutung verloren hat, hängt Russlands Wirtschaft stark von der Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen ab. An erster Stelle der Bodenschätze, die exportiert werden, stehen Erdöl aus dem mittleren und Erdgas aus dem nördlichen Westsibirien. Die Erdölförderung, die 1990 noch 516 Millionen Tonnen betragen hatte, sank bis 1998 auf 303 Millionen Tonnen, um dann bis 2002 auf lediglich 380 Millionen Tonnen anzusteigen. Die Erdgasförderung verzeichnete dagegen nur einen relativ geringen Rückgang von 601 (1990) auf 564 Milliarden Kubikmeter (1998). Seither ist ein leichter Anstieg zu vermerken (2002: 595 Milliarden Kubikmeter). Da die westeuropäische Nachfrage einen sicheren Absatzmarkt garantiert, wird die Erdgasförderung derzeit auf die Jamal-Halbinsel ausgedehnt. Allerdings sind die Erschließungsarbeiten im hohen Norden kostenintensiv. Daher werden die Arbeitskräfte, die in weiter südlich gelegenen Wohnsiedlungen leben, zeitlich befristet an die Einsatzorte gebracht. Dieses Modell gab es bereits zu Sowjetzeiten.

Neben den genannten Bodenschätzen haben Gold und Diamanten nach wie vor große geoökonomische Bedeutung. Die Vorkommen finden sich östlich des Jenissej in Sibirien. Die größten Diamantvorkommen gibt es in Sacha-Jakutien, das sich wichtige Mitspracherechte bei ihrer Erschließung und Vermarktung sichern konnte. Die Förderung der "klassischen" Bodenschätze für die Schwermetallurgie wie Eisenerze und Steinkohle ging dagegen zurück. Ursachen sind zum einen veränderte Marktbedingungen, aber auch die Überalterung der Förder- und Verarbeitungsstätten. Die Kohleförderung sank zwischen 1990 und 1998 von 257 auf 153 Millionen Tonnen Steinkohle bzw. von 138 auf 78,8 Millionen Tonnen Braunkohle. Die Stahlerzeugung reduzierte sich um die Hälfte von 89,6 auf 43,7 Millionen Tonnen. Auch hier besteht inzwischen wieder ein Zuwachs (2002: Kohle insgesamt 253 Millionen Tonnen, Stahl 59,8 Millionen Tonnen).

Klima

Das Klima ist in den meisten Landesteilen kontinental mit großen jahreszeitlichen Temperaturunterschieden. Das winterliche Kältehoch reicht zeitweise von der ostsibirischen Baikalregion bis Westrussland, andererseits dringen subpolare Tiefdruckgebiete vom Atlantik weit in das Innere des Landes vor und bewirken im wärmsten Monat des Sommerhalbjahrs, dass die Temperaturunterschiede zwischen der Südgrenze der Tundra und der Nordgrenze der Steppe kaum vier Grad überschreiten. In der Steppenzone des Trans-Wolga-Gebietes können allerdings auch Dürreperioden auftreten, die die Getreideernte beeinträchtigen, ebenso Spätfröste, die die Frühjahrsaussaat bedrohen.

Dauerfrostboden, eine Folge des Klimas, erstreckt sich über 47 Prozent der Landesfläche. Er beeinträchtigt im äußersten Nordrussland sowie in weiten Teilen Sibiriens und des Fernen Ostens den landwirtschaftlichen Anbau, erschwert und verteuert den Bau von Gebäuden und Verkehrswegen. Der Untergrund ist teilweise über 200 Meter tief gefroren und taut während der sommerlichen Erwärmung nur in einer dünnen Bodenschicht auf. Gebäude müssen durch Pfähle, heute meist aus Beton, tief im Untergrund verankert und gegen Wärmeleitung zwischen Gebäude und Boden geschützt werden. In den Gebieten mit Dauerfrostboden, die Tundrenvegetation oder Nadelwald aufweisen, sind die wichtigsten Wirtschaftszweige der Abbau von Bodenschätzen, die Rentierzucht und die Holzgewinnung, die bereits zu einem starken Rückgang der Nadelwälder führte.

Klimatisch bedingt beschränkt sich der landwirtschaftliche Anbau auf das so genannte Agrardreieck, das von der europäischen Westgrenze Russlands zwischen St. Petersburg und Rostow keilförmig nach Osten zur mittleren Wolga, zum südlichen Ural und in das südliche Westsibirien reicht. In den Steppen führen aber erhebliche Schwankungen der Niederschlagsverteilung und -menge von Jahr zu Jahr zu großen Unterschieden bei den Ernteerträgen. Dies trifft insbesondere die Gebiete östlich der Wolga, während in Südrussland und Nordkaukasien die Erntesicherheit etwas höher liegt. Die Spannweite und Unsicherheit der Erträge wird besonders deutlich im Vergleich der Jahre 1997 und 1998: Während 1997 die Getreideernte mit 74,5 Millionen Tonnen ausreichend ausfiel, blieb sie 1998 mit 41,9 Millionen Tonnen weit unter dem Bedarf. Deshalb versuchten einzelne Regionen sogar, die Ausfuhr von Getreide sowie weiteren landwirtschaftlichen Produkten in andere Gebiete Russlands zu verhindern, um ihre eigene Bevölkerung versorgen zu können. Seit 2000 konnten wieder ausreichende Ernten erzielt werden (2002: 86,6 Millionen Tonnen). Die unsicheren Witterungsbedingungen sind jedoch nicht der alleinige Grund für die unzureichenden landwirtschaftlichen Erträge. Zu den Ursachen gehören auch Mängel in der Agrarstruktur und in der Organisation der landwirtschaftlichen Produktion sowie ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag.

Territorialgliederung und Bevölkerung

Die Russländische Föderation übernahm die aus sowjetischer Zeit ererbte Verwaltungsgliederung der Landesfläche von 17,1 Millionen Quadratkilometern nahezu unverändert, abgesehen von der Aufteilung der vormaligen Tschetscheno-Inguschetischen ASSR (Autonome Sozialistische Sowjetrepublik) in zwei Republiken. Den territorialen Staatsaufbau auf mittlerer Ebene bilden 49 Gebiete (oblasti) und sechs Regionalbezirke (kraja), 21 Republiken (respubliki), das Autonome Gebiet (avtonomnaja oblast) der Juden im Fernen Osten sowie zehn Autonome Bezirke (avtonomnye okrugi) in dünn besiedelten Gebieten mit ethnischen Minderheiten als Titularvölkern, aber in der Regel russischer Dominanz sowie die beiden Metropolitangebiete Moskau und St. Petersburg. Nach der Verfassung sind diese 89 Territorialeinheiten ("Subjekte der Verfassung") gleichberechtigt. Derzeit werden Pläne diskutiert, die auf eine deutliche Reduzierung ihrer Zahl abzielen.

Im Frühjahr 2000 wurde eine neue Verwaltungsebene geschaffen. Die Gliederung Russlands in sieben Föderale Bezirke sollte der Zentrale eine bessere Kontrolle über die regionale Peripherie ermöglichen. Jeder Föderalbezirk umfasst eine bestimmte Anzahl (sechs bis 16) Föderationssubjekte. An der Spitze steht ein Bevollmächtigter des Präsidenten. Er bildet ein Gegengewicht zum Machtgewinn, den die Gouverneure in der Dezentralisierungsphase erhalten hatten. Als Folge sind bereits eine verstärkte Zentralisierung der Verwaltungsabläufe und eine Stärkung regionaler Metropolen wie Moskau, St. Petersburg, Nischnij-Nowgorod, Rostow, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Chabarowsk zu beobachten. Dies kann in Zusammenhang mit der Transformation aber auch dazu führen, dass in diesen Zentren die Globalisierungseffekte zunehmen und der Abstand zu den übrigen Städten und vor allem zum ländlichen Raum größer wird.

Demographische Trends

Russland hatte 2003 (Fortschreibung) 143,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von nur 8,5 Personen pro Quadratkilometer. Im Vergleich der 89 "Subjekte der Verfassung" ergeben sich - abgesehen von den beiden Metropolitanregionen - große Differenzen. So leben in Tschuwaschien 74,4 Einwohner pro Quadratkilometer und im Autonomen Bezirk der Ewenken in Ostsibirien 0,03 Einwohner pro Quadratkilometer.

Die größte Bevölkerungsdichte findet sich nicht unbedingt in den landwirtschaftlich begünstigten Gebieten. Durch die massive Verstädterungspolitik der Sowjetzeit leben 73 Prozent der Bevölkerung in städtischen Siedlungen. Diese haben in großer Zahl Verwaltungsfunktionen inne und sind daher breit über das Land verteilt. Die sich daraus ergebenden relativ großen Entfernungen zwischen den Zentren führen trotz moderner Kommunikationstechnik zu Problemen. So hat die ausgeprägte Ausrichtung der Verkehrsverbindungen auf die Hauptstadt Moskau und einige wenige andere Großzentren weite Umwege zur Folge. Auch die Aufwendungen für den Ausbau der Infrastruktur liegen wesentlich höher als in dichter besiedelten Staaten.

Kennzeichen der natürlichen Bevölkerungsentwicklung seit Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind niedrige Geburtenraten, steigende Sterberaten und eine gesunkene Lebenserwartung. Während 1990 13,4 Geburten je 1000 Einwohner noch 11,2 Sterbefälle gegenüberstanden, betrug 2001 die Zahl der Geburten 9,1 und die Zahl der Sterbefälle 15,6 je 1000 Einwohner. Im Altersaufbau sind die hohen Verluste der Stalinzeit und des Zweiten Weltkriegs nach wie vor spürbar, sie führten in der Folgegeneration der heute etwa 30-Jährigen zu unterdurchschnittlichen Alterskohorten. Die Nachwirkungen dieser Ausfälle werden in der Gegenwart verstärkt durch rückläufige Geburtenzahlen aufgrund der sozioökonomischen Lage. Es ist also auf absehbare Zeit mit einem weiteren Rückgang der Bevölkerung zu rechnen. Davon sind die Russinnen und Russen meist mehr betroffen als die anderen Ethnien in der Russländischen Föderation.

Wanderungsbewegungen

Die Bevölkerungsverluste wurden in der Transformationsphase vor allem durch Zuwanderungen aus den nichtrussischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion etwas aufgefangen. Dies gilt auch für die Abwanderungsverluste durch die Übersiedlung von Russlanddeutschen in die Bundesrepublik Deutschland und von Juden nach Mitteleuropa oder Israel. In den Jahren 1992 bis einschließlich 1998 wurden in der Russländischen Föderation insgesamt 26 Millionen Zu- und 22,7 Millionen Fortzüge registriert (Binnen- und Außenmigration). Während bei den Wanderungen zwischen Russland und dem "Nahen Ausland" - damit sind die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und die drei baltischen Länder, das heißt der ehemals sowjetische Bereich außerhalb Russlands, gemeint - sich für diesen siebenjährigen Zeitraum ein positiver Wanderungssaldo (Nettozuwanderung: 3,6 Millionen Personen; 5,5 Millionen Zuzüge, 1,9 Millionen Fortzüge) zugunsten Russlands ergab, errechnet sich für das Ferne Ausland" ein negativer Saldo von rund 0,7 Millionen Personen. Die Zuwanderung in die Russländische Föderation beruht insbesondere auf der Rückwanderung von Russinnen und Russen.

Neben der internationalen Migration spielen auch Binnenwanderungen eine wesentliche Rolle. Deutlich wird ein Trend zur Abwanderung aus den Gebieten des Hohen Nordens, die in sowjetischer Zeit unter großem finanziellem Aufwand besiedelt wurden, vor allem in die südlich anschließenden Regionen, teilweise auch nach Zentralrussland. Im Hohen Norden verschlechterte sich zwischen 1990 und 1999 die Versorgungslage dramatisch. Gleichzeitig stiegen die Verbraucherpreise an, und die bisher gewährten finanziellen Vergünstigungen gingen verloren. Weitere Ursachen lagen in Demilitarisierungseffekten sowie Ansprüchen der dort ursprünglich ansässigen Bevölkerung auf die natürlichen Ressourcen sowie in einer Umorganisation von wirtschaftlichen Verflechtungen, die die Nordgebiete benachteiligten. Davon ausgenommen blieb der Autonome Bezirk der Jamal-Nenzen mit der Nutzung der Erdgasressourcen.

Seit Mitte der neunziger Jahre lässt sich ein Rückgang der Migrationsbewegungen beobachten. Ausschlaggebend dafür ist neben nachlassender Aufnahmebereitschaft in den Zielländern auch die sich abzeichnende ökonomische Stabilisierung. Dennoch bleiben Probleme bei der Ansiedlung und der Beschaffung von Arbeitsplätzen für die Migrantinnen und Migranten aus dem Hohen Norden sowie den kaukasischen und zentralasiatischen Nachfolgestaaten.

Einflüsse räumlicher Faktoren

Welche politischen Entwicklungen, welche wirtschaftlichen Aktivitäten und welche gesellschaftlichen Verhaltensweisen unmittelbar von den räumlichen Gegebenheiten abhängen, ist nur schwer zu bestimmen. Auch wenn die räumliche Weite heute durch Flugverkehr leichter überwunden werden kann, bleibt sie ein Hindernis, um so mehr als die Staatsführung versucht, den Zentralismus wieder zu verstärken. Dabei müssen nicht nur die entlegenen Raumzonen des Landes kostenaufwändig miteinander verbunden werden, sondern auch Bereiche im Landesinnern warten noch auf eine Erschließung. Bleibende Probleme ergeben sich aus den relativ weiten Entfernungen zwischen den städtischen Zentren sowie aus den starken Unterschieden zwischen Großstädten und ländlichen Gemeinden. Hinzu kommen die mangelhafte Infrastruktur, Versorgungsengpässe und die fehlende Anziehungskraft dieser entlegenen Gebiete.

Die Weitständigkeit der Siedlungen begünstigt den Erhalt ethno-kultureller Besonderheiten, erschwert jedoch die politische und gesellschaftliche Integration. Der Kontrast zwischen den nordostsibirischen Rentiernomaden und Fischern einerseits sowie der unter Globalisierungsdruck stehenden Bevölkerung Moskaus andererseits ist größer als entsprechende Unterschiede in anderen Ländern, wo die hochentwickelte Staaten kennzeichnende Modernisierung nicht in mehreren Schüben nachgeholt werden musste.