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OpenStreetMap im Unterricht: Einsatzmöglichkeiten, Potenziale und Herausforderungen

Sebastian Kauer & Petra Sauerborn

/ 6 Minuten zu lesen

Digitale Karten versprechen Möglichkeiten für den Unterricht, die weit über die von gedruckten Karten und Atlanten hinausgehen. Gleichzeitig gibt es beim praktischen Umgang mit ihnen immer wieder Probleme, etwa Abmahnungen an Schulen wegen der Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Kartenmaterial. Das Projekt OpenStreetMap verspricht dagegen eine "freie" Weltkarte, die kostenlos genutzt werden kann. Vor allem aber können alle daran mitarbeiten, ähnlich wie bei der Wikipedia. Unsere Gastautoren Dr. Petra Sauerborn und Sebastian Kauer zeigen, wie sich OpenStreetMap in der Schule einsetzen lässt.

Mit OpenStreetMap lassen sich bestimmte Ereignisse mit Geoinformationen verknüpfen (OpenStreetMap-Mitwirkende / Externer Link: OpenStreetMap / bearbeitet / Lizenz: Externer Link: CC BY-SA 2.0)

OpenStreetMap (OSM) ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt, das eine freie Weltkarte im Internet zur Verfügung stellt. Weltweit sammeln Freiwillige Informationen über Straßen, Flüsse, Wälder, Eisenbahnen und andere Daten und ergänzen damit fortlaufend die Karte. Ende Oktober 2015 gab es weltweit etwa 2,3 Millionen OpenStreetMap-Accounts.

Die Informationen werden von OpenStreetMap sowohl als fertige Kartenbilder angeboten als auch als Rohform. Ein Beispiel für fertige Kartenbilder ist die Externer Link: Deutschlandkarte. Die Rohdaten können auch von Dritten genutzt werden, um daraus beliebige andere Kartendarstellungen zu erzeugen.

OpenStreetMap stellt die Daten für jegliche Art der Nutzung kostenlos zur Verfügung, unter der Bedingung, dass die Lizenzbestimmungen eingehalten werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei der Herstellung von eigenen Werken auf Basis von OpenStreetMap ein Quellenhinweis angebracht werden muss. Somit ähnelt OpenStreetMap in Bezug auf die Nutzungsbedingungen der Wikipedia. Im Unterschied zur Wikipedia, deren Inhalte meist unter Creative Commons-Lizenzen stehen, verwendet OpenStreetMap eine spezielle Lizenz für Datenbanken. Welche Hinweise bei der Verwendung von OpenStreetMap-Daten angegeben werden müssen, wird unter Externer Link: www.openstreetmap.org/copyright zusammengefasst.

Weil auch Dritte die Rohdaten Externer Link: herunterladen oder über eine Externer Link: Schnittstelle (API) nutzen können, existieren verschiedene Dienste und Software-Anwendungen, die auf der Weltkarte von OpenStreetMap beruhen. Ein Beispiel hierfür ist Externer Link: wheelmap.org, eine Karte zum Auffinden rollstuhlgerechter Orte, die bereits Interner Link: auf werkstatt.bpb.de vorgestellt wurde. Eine Externer Link: Liste von Projekten, die Daten von OpenStreetMap nutzen, findet sich im englischsprachigen Wiki. Zudem gibt es Software – darunter Apps für Smartphones und Tablets – mit deren Hilfe es möglich ist, die Daten von OpenStreetMap zu bearbeiten und somit aktiv am Projekt mitzuwirken. Einige Apps werden im Folgenden genannt.

Digitale Karten im Unterricht: Was sind die Ziele?

Im Allgemeinen dienen Karten dazu, Informationen verschiedenster Art in Bezug zu einem Ort zu setzen, mit sogenannten Raum- beziehungsweise Geoinformationen. Die Dimension des Raums einzubeziehen, kann weit über den Geografie-Unterricht hinaus sinnvoll sein. Bei politischen Fragestellungen ist es unter Umständen entscheidend für das Verständnis von Zusammenhängen, wenn Ereignisse mit Punkten auf einer Karte verknüpft werden. Darüber hinaus bietet sich die Arbeit mit Karten an, um außerschulische Lernorte einzubinden. Besonders interessant kann es auch sein, sich mit der unmittelbaren Umgebung und der eigenen Region auseinanderzusetzen.

Während dies sowohl für analoge wie digitale Karten gilt, eignen sich digitale Karten besonders für die Entwicklung eigener Produkte und Projekte beziehungsweise handlungsorientierten und projektorientierten Unterricht. Neben inhaltlichen Kompetenzen können dabei Kompetenzen aus dem medienpädagogischen Bereich, soziale sowie methodische Kompetenzen gefördert werden (kollaboratives und kooperatives Arbeiten). In den meisten Fällen geht es darum, Materialien aus mehreren Quellen beziehungsweise selbst ermittelte Informationen zusammenzuführen und auf der Karte zu verorten. Es gibt zahllose Möglichkeiten für entsprechende Anwendungen im Unterricht. Der Geschichtslehrer Daniel Bernsen hat in einem Externer Link: Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung einige Ansätze zusammengefasst und berichtet gelegentlich auf seinem Externer Link: Blog darüber:

  • Veränderungen von Orten, Häusern, Straßen usw. im Lauf der Zeit darstellen

  • Karten als Ausgangspunkt zur Vorbereitung von Exkursionen oder Stadtrundgängen

  • Karten kollaborativ erstellen

  • Aktivitäten mit Spielcharakter (für jüngere Nutzer): Anhand alter Fotos Orte identifizieren und diese aufsuchen, mit dem Handy Fotos aus derselben Perspektive machen und die Fotos in eine eigene Karte einbinden.

Was ist mit OpenStreetMap möglich?

Das herausragende Merkmal von OpenStreetMap ist die Möglichkeit, aktiv an der Kartenerstellung mitzuwirken. Je nach Voraussetzungen der Lerngruppe bieten sich für Unterrichtsprojekte verschiedene Möglichkeiten an.

Für den Einstieg:

  • Karten auf Fehler prüfen und diese melden

  • "Tracken" und "Mappen": Geländedetails in der Karte ergänzen (zum Beispiel das eigene Schulgebäude und dessen Umgebung)

  • "Taggen": Zusatzinformationen zur Karte ergänzen

Für Fortgeschrittene:

  • Mitarbeit am Wiki/ an der Dokumentation

  • Selbst Anwendungen auf Basis der OSM-Daten entwickeln

OpenStreetMap bietet sich vor allem für die Erstellung eigener Karten zu speziellen Themen an, zum Beispiel Routen, Stadtführer oder spielerische Projekte wie Schatzsuchen. Auch die Mitarbeit bei der Verbesserung der Karte in bestimmten Gebieten wie dem Umfeld der Schule ist möglich. Weitere Ansätze und allgemeine Tipps für Bildungsprojekte finden sich unter dem Externer Link: Stichwort "Education" im OpenStreetMap-Wiki.

Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Externer Link: Integrierten Gesamtschule Halle hat zum Beispiel einige der sogenannten Stolpersteine in die Karte eingetragen – die bekannten Gedenktafeln im Gehwegpflaster, die an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Auch Externer Link: an vielen anderen Orten arbeiten OpenStreetMap-Aktive daran, Stolpersteine in die Karte einzufügen. Im Wahlpflichtunterricht Geographie hat eine Gruppe des Externer Link: Gabriele-von-Bülow-Gymnasiums in Berlin Details über die Umgebung ihrer Schule in die Karte eingetragen, zum Beispiel Briefkästen oder Fußgängerwege.

Aufbauend auf eine solche Erkundung ist zum Beispiel die Auseinandersetzung mit Fragen der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung möglich (Was prägt die Infrastruktur meiner Stadt? Wo gibt es Verbesserungspotenzial – zum Beispiel aus Sicht von Kindern, Anwohnerinnen und Anwohnern etc.?).

Auch einzelne Projekt des Externer Link: Humanitarian OpenStreetMap-Teams (HOT) bieten Anregungen und Diskussionsstoff zu verschiedenen Themen. Das Team engagiert sich zum Beispiel bei Naturkatastrophen und stellt Karten zusammen, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen oder in Einzelfällen auch zur Mithilfe aufzurufen. Das HOT wirkt zudem bei Community-Projekten in Entwicklungsländern mit, etwa bei der Kartierung von Externer Link: Daressalam in Tansania.

Eine interessante Möglichkeit für den Geschichtsunterricht bietet das Externer Link: Zeitstrahl-Werkzeug TimeMapper. Ein damit angelegter Zeitstrahl kann mit einer OpenStreetMap-Karte verbunden werden. Parallel zur Liste der Ereignisse können diese auf einer Karte angezeigt werden.

Wie funktioniert OpenStreetMap konkret?

Voraussetzung für die aktive Mitarbeit ist die Registrierung bei OpenStreetMap. Sie ist kostenlos und erfordert lediglich die Angabe einer E-Mail-Adresse. Für das Anlegen des Accounts und die allerersten Schritte gibt es eine übersichtliche Externer Link: Anleitung. Registrierte Nutzerinnen und Nutzer können die Karten bearbeiten. Das geht entweder direkt im Browser oder mit spezieller Editor-Software. Die Bearbeitung im Browser lässt sich jederzeit von der Kartendarstellung aus starten.

Editor-Software ist sowohl für Desktop-Rechner als auch für mobile Geräte verfügbar. Die Editoren bieten mehr Möglichkeiten als die Bearbeitung im Browser. Bekannte Editoren sind Externer Link: JOSM (Windows, Mac OS, Linux), Externer Link: Go Map!! (iOS) und Externer Link: Merkaator (Windows, Mac OS, Linux). Ein bekannter Editor für Android ist Externer Link: Vespucci. Einsteiger können zum Beispiel beginnen, indem sie mithilfe eines Editors Hausnummern, Geschäfte oder andere Details ergänzen. Viele Editoren ermöglichen es zudem, Luftbilder oder Satellitenbilder zu hinterlegen und mit der Karte zu vergleichen.

GPS-Daten sind eine wichtige Grundlage, um Wege oder Gelände zu kartieren. Sie lassen sich mit speziellen Geräten oder mit Smartphones aufzeichnen. Die Externer Link: Smartphone-App OSM-Tracker (Android) erlaubt es, einen Weg aufzuzeichnen und per Fingertipp Informationen zu ergänzen. Die Daten lassen sich dann in OpenStreetMap übertragen. Im Wiki von OpenStreetMap finden sich ein ausführliches Externer Link: Tutorial für Anfänger sowie ein Externer Link: Überblick über Editor-Software. Die Lehrerin Mandy Schütze hat ihre ersten Schritte bei der Verwendung von OpenStreetMap in ihrem Externer Link: Blog Frau Schütze dokumentiert.

Was sollte man beim Einsatz im Unterricht beachten?

OpenStreetMap setzt Einarbeitung und Übung voraus und eignet sich daher eher für Projekte als den alltäglichen Einsatz im Regelunterricht. Die Orientierung fällt nicht so leicht wie beim Einsatz mancher kommerzieller Software. In der Dokumentation, in der Editor-Software sowie in der Community wird häufig Geografie-Vokabular verwendet. Man merkt, dass viele verschiedene Personen und Akteure aus der ganzen Welt an OpenStreetMap mitwirken. Anders als bei einem zentral gesteuerten kommerziellen Service, sind die Informationen zum Projekt manchmal ähnlich verstreut wie die Community und finden sich mal verständlicher im deutschsprachigen, mal im englischsprachigen Wiki. Manche Aspekte sind ausführlich dokumentiert, andere nur unzureichend. Mit Geografie-Fachkenntnissen findet man sich jedoch schnell zurecht. Neulingen hilft die rege und engagierte Community gern. Die Arbeit in der Karte setzt das entsprechende Verantwortungsbewusstsein voraus: OpenStreetMap ist das Ergebnis des freiwilligen Engagements vieler Menschen. Dies sollte bei Unterrichtsprojekten thematisiert werden, um den nötigen Respekt vor der Arbeit anderer zu gewährleisten.

Bewertung von OpenStreetMap

OpenStreetMap hat zwei herausragende Merkmale: Das Projekt ermöglicht die aktive Mitarbeit an der Karte und die Kartendaten stehen unter einer offenen Lizenz. Das ermöglicht Unterrichtsprojekte und Anwendungen, die nur mit OpenStreetMap möglich sind. Wenn weder eine offene Lizenz benötigt wird noch eine Auseinandersetzung mit der Erstellung von Karten gewünscht ist, dürfte es in vielen Fällen sinnvoller sein, kommerzielle Dienste wie Google Maps oder Bing Maps zu verwenden – etwa um rasch Informationen nachzuschlagen. Ein Vorteil der kommerziellen Dienste ist zum Beispiel die vergleichsweise einfache Bedienung. Zu den Nachteilen bei Google Maps – vor allem aus Sicht der Schule – zählt, dass ein Google-Konto benötigt wird, dass Werbung eingeblendet wird und dass die Ergebnisse nicht frei weitergegeben oder veröffentlicht werden dürfen.

Weiterführende Links

Externer Link: OpenStreetMap: Häufige Fragen und Antworten

Externer Link: OpenStreetMap: Willkommen
Sammlung nützlicher Informationen, die beim Einstieg helfen: Anleitungen & Videos, Forum, Wiki, Lokale Gruppen, Blogs etc.

Externer Link: OpenStreetMap: Schritt für Schritt
Anlegen eines Benutzerkontos und die allerersten Schritte

Externer Link: OpenStreetMap: Tutorial für Anfänger
GPS-Tracks aufzeichnen, Editor-Software, Bearbeiten der Karte

Sebastian Kauer konzipiert und erstellt digitale Bildungsmedien. Mit seinem Redaktionsbüro entwickelt er unter anderem Unterrichtsmaterialien, Medien für Kinder sowie Angebote für Multiplikatoren im Bildungsbereich. Inhaltliche Schwerpunkte sind Politik, Partizipation und nachhaltige Entwicklung.

Dr. Petra Sauerborn lehrt in der Lehrerausbildung der Universität zu Köln. Neben der universitären Lehre ist sie regelmäßig auch in/für Schulen tätig. Darüber hinaus entwickelt und testet sie Unterrichtsmaterialien sowie neue Lernmethoden und Strategien. Vor allem auch inhomogene Lerngruppen stehen hier im Fokus.