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Editorial: Digitale Zivilgesellschaft – Partizipation zwischen Empowerment und Klicktivismus

Birgit Frost

/ 2 Minuten zu lesen

Demokratiepädagogik gewinnt als Reaktion auf populistische Bewegungen wieder an Bedeutung. Digitale Bildung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, eine selbstbestimmte und kritische Zivilgesellschaft zu fördern.

Demonstration mit Hashtag – Im Netz haben sich verschiedene Formen digitaler Partizipation entwickelt. (RagaZZa Brucia / Externer Link: CC BY-NC-ND 2.0 DE)

Die Brexit-Abstimmung in Großbritannien, die restriktiven Maßnahmen Recep Tayyip Erdogans nach dem Putschversuch in der Türkei oder die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA – im Jahr 2016 gewannen nationalistische und populistische Strömungen weiter an politischem Einfluss. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in Deutschland beobachten und sind mittlerweile ein zentrales Thema im gesellschaftlichen, politischen und medialen Diskurs.

In Onlinemedien werden Debatten und Kampagnen dabei häufig weniger auf der Basis von Fakten geführt, sondern oft von Emotionen dominiert. Diskussionen um Hate Speech, Fake News und Social Bots sind seitdem auch im Fokus der politischen und digitalen Bildung.

In diesem "postfaktischen" Klima kommt dem Bildungsbereich umso mehr die Aufgabe und die Verantwortung zu, jeden Einzelnen und jede Einzelne im Sinne einer demokratischen Kultur zu stärken und als selbstbestimmte und kritische Bürgerinnen und Bürger zu fördern.

Initiativen wie Externer Link: jugend.beteiligen.jetzt, Externer Link: abgeordnetenwatch.de oder Externer Link: Liquid Democracy entwickeln Strategien zur besseren Orientierung im Netz, ermöglichen oder unterstützen digitale Beteiligung, schaffen Transparenz und nutzen die Potenziale des Internets, um politische Entscheidungsprozesse zugänglicher zu machen. Das Beteiligungsportal der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Externer Link: Lasst uns streiten ist ein virtueller Ort für politischen Meinungsaustausch zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Externer Link: openPetition als Plattform für Bürgerinitiativen, Petitionen und Kampagnen ermöglicht politische Mitgestaltung online. Der Verein Externer Link: Mimikama klärt über Internetmissbrauch und Fake News auf, indem er Falschmeldungen entlarvt und verdrehte Inhalte klarstellt.

Diese Beispiele zeigen, dass sich bereits verschiedene Formen digitaler Partizipation im Netz entwickelt haben. Sie ermöglichen politische Beteiligung per Mausklick, senken die Hürden für ziviles Engagement und erhöhen die Reichweite und Öffentlichkeit zivilgesellschaftlicher Aktivitäten. Gleichzeitig erleichtern das Internet und insbesondere Soziale Netzwerke die Verbreitung von Falschmeldungen, und bei der Nutzung vieler Plattformen und Dienste im Netz gibt es zudem datenschutzrechtliche Bedenken. Studien zeigen außerdem, dass die Chancen digitaler Beteiligung nicht überbewertet werden sollten. Häufig geht die Beteiligung nicht über den sogenannten Klicktivismus hinaus und ein wirklicher inhaltlicher Austausch kommt zu kurz.

Der Schwerpunkt "Digitale Zivilgesellschaft" gibt einen Überblick über Möglichkeiten und Herausforderungen digitalen politischen Engagements. Er fragt dabei nach den Besonderheiten und Chancen Digitaler Bildung gegenüber anderen Formen der Demokratiepädagogik und nach Kombinationsmöglichkeiten digitaler und analoger Formate. Er stellt Tools, Plattformen und Projekte vor, die eine demokratische Teilhabe im digitalen Bereich unterstützen und lässt Akteurinnen und Akteure zu Wort kommen, die sich für eine starke digitale Zivilgesellschaft einsetzen. Er zeigt, wie Schulen im Rahmen einer digitalen Demokratiepädagogik als Institution und Kommunikationsraum demokratischer gestaltet werden können.

Sie haben Fragen oder Anregungen oder möchten einen Vorschlag machen, welche Aspekte wir in diesem Themenschwerpunkt unbedingt berücksichtigen sollten? Dann freuen wir uns über Ihre Nachricht an info[at]werkstatt.bpb.de oder einen Kommentar unter diesem Artikel.

Fussnoten

Birgit Frost ist seit Oktober 2016 Redakteurin bei der werkstatt.bpb. Sie studierte Kommunikationswissenschaft, Kulturwissenschaft und Spanische Philologie in Berlin und Amsterdam. Von 2010 bis 2016 war sie Projektreferentin am Goethe-Institut für ein weltweites Webportal im Alumni-Bereich, wo sie schwerpunktmäßig für Online-/E-Mail-Marketing und für Redaktion zu sprachlichen und kulturellen Themen zuständig war.