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"Ein schönes Konzept, das Lernende empathisch bilden kann"

/ 5 Minuten zu lesen

14 Lehrende testeten das Bildungsmaterial "Forschen mit GrafStat – Wie bin ich geworden, wer ich bin?". Welche Erfahrungen sie damit machten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Beispiel aus dem didaktischen Material zum GrafStat-Projekt "Wie bin ich geworden, wer ich bin?": Screenshot aus einem Interner Link: Video zur Vermittlung des Begriffs Sozialisation (Video © Cornelius Knab)

Interner Link: GrafStat ist ein kostenloses Programm, mit dem Schülerinnen und Schüler selbst Umfragen erstellen und auswerten können. In der Reihe Externer Link: Forschen mit GrafStat bietet die Bundeszentrale für politische Bildung Bildungsmaterial für Unterrichtsprojekte mit Umfragen an. Im Test bei Ausprobiert war das Projekt Externer Link: Wie bin ich geworden, wer ich bin? für Lernende ab Klasse 7, das sich mit Verarbeitungsprozessen von sozialen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Ereignissen im Lebensverlauf auseinandersetzt. Die Schülerinnen und Schüler sollen verstehen lernen, wie Biografien sich verändern und wie sie sich entwickeln. Details zu Inhalten, Zielen und Aufbau des Materials Interner Link: finden Sie hier.

Diese Fragen standen bei der Ausprobiert-Aktion im Fokus: Fördert das Material die Fähigkeit, eigene Positionen zum Thema Krise und Sozialisation zu entwickeln, insbesondere auch im Kontext Flucht? In welchem Maße gelingt die Vermittlung von Methodenkenntnissen im Bereich Befragung, Statistikauswertung und Fallbearbeitung? Sind die Materialien lehrplanrelevant, und was halten die Lernenden von dem Angebot?

Passend für alle Bildungsstufen

Das Material wurde von 14 Lehrenden deutschlandweit in verschiedenen Lernsettings getestet: an Gymnasien, Gesamtschulen, Berufsschulen, Universitäten, Grundschulen und in der außerschulischen Bildung. Schülerinnen und Schüler von der Primarstufe bis zur Hochschule und Weiterbildung waren in die Testphase involviert. Das Unterrichtsmaterial wurde von den Lehrenden insbesondere in den Fächern Geschichte, Sozialkunde, Pädagogik und Politische Bildung eingesetzt.

Einsatzbeispiele aus der Praxis – so kann das Material im Unterricht verwendet werden:

  1. im Geschichtsunterricht eingebettet in die Behandlung des Themas Krieg – so haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Vergangenes mit Aktuellem zu verknüpfen und zu erweitern


  2. im Themenbereich Politik zur Erstellung und Erprobung von Fragebögen


  3. zum Schuljahresbeginn, um etwas über neue Klassenkameradinnen und -kameraden mit Migrationshintergrund zu erfahren


  4. in Bezug auf die Bearbeitung des Themas Lebensverlauf


  5. zur Reflexion einer vorangegangenen Auseinandersetzung mit Zeitzeugeninterviews


  6. bezogen auf das Format: im Rahmen eines schuljahresbegleitenden Langzeitprojekts, im Rahmen einer Projektwoche, als Projektarbeit oder auch im Rahmen einer 90-minütigen Lehreinheit

Gute technische und grafische Umsetzung

75 Prozent der Testerinnen und Tester bewerteten die technische Umsetzung des Materials als gut oder sehr gut, 100 Prozent fanden es grafisch ansprechend gestaltet. Eine intuitive, problemlose Nutzung und Navigation war für 91 Prozent der Testenden möglich. Alle Testerinnen und Tester befanden, dass die GrafStat-Software und die inhaltlichen Unterrichtsmaterialien gut aufeinander abgestimmt sind. Für die Benutzerfreundlichkeit von Software und Material wurde im Durchschnitt die Note 2,1 (Notenskala 1 bis 5) vergeben.

Musterfragebogen

Das didaktische Material enthält unter anderem einen Interner Link: Musterfragebogen, der für die eigene Befragung der Klasse eingesetzt werden kann. 27 Prozent der Befragten setzten ihn 1:1 ein, weitere 18 Prozent in abgewandelter Form. Bei der Verwendung traten keinerlei Probleme auf. Einzelne Testerinnen und Tester regten jedoch an, die Menge der Fragen zu reduzieren, "gerade im Hinblick darauf, dass er für Kinder mit Migrationserfahrung sein soll (ggf. auch sprachliche Barrieren bedenken)".

"Das Material schafft den Sprung zwischen Mikro- und Makroebene"

89 Prozent der Testenden gaben an, die behandelten Themen und Inhalte seien für ihre Bildungspraxis relevant und das Material entspreche den Anforderungen des Lehrplans. Die Unterrichtsmaterialien deckten die Themen Krisenerfahrung und Sozialisation laut 78 Prozent der Befragten gut ab, da "die beispielhaften Biografien sehr gut zeigen, wie wichtig Resilienz und die Funktion von Sozialisationsinstanzen sind" und das Material "den Sprung zwischen Mikro- und Makroebene schafft". Eine Stimme befand, es sei "teils zu schwer für die Zielgruppe".

Darüber hinaus hatten die Testpersonen noch weitere Ideen für Inhalte und Themen, die aufgegriffen werden könnten, zum Beispiel "Krisen außerhalb des Topos ‚Flucht‘ (Gewalterfahrungen)" oder Genderaspekte. Außerdem sei eine internationalere Ausrichtung des Materials denkbar.

Aneignung von thematischen und methodischen Kenntnissen

78 Prozent der Befragten betrachteten das Material als in großem oder sehr großem Maße dafür geeignet, um über den eigenen Lebensverlauf und die eigene Identität nachzudenken. Ebenso viele sahen es als gut oder sehr gut geeignet an, um Kernelemente von Sozialisation, Sozialisationsinstanzen und Krisen zu erarbeiten und besondere Sozialisationsschwierigkeiten für Menschen mit Fluchterfahrung zu elaborieren.

Für die Vermittlung von Methodenkenntnissen bezüglich Befragung, Statistikauswertung und Fallbearbeitung fanden 89 Prozent das Material hilfreich bzw. sehr hilfreich. Im Durchschnitt vergaben die Befragten die Note 1,9 für Inhalte und Themen des Unterrichtsmaterials.

Aufgabenstellungen hilfreich in allen Altersgruppen

Trotz der großen Altersspanne der Lernenden, mit denen das Material getestet wurde, gaben 89 Prozent der Befragten an, die gestellten Aufgaben seien für ihre Lerngruppe relevant. Eine Stimme schlug mit Bezug auf Geflüchtete ergänzend vor, eine "… Einschätzung, wie die Schüler selbst auf diese Menschen schauen und sie ohne dramatische Darstellung vorerst hier aufnehmen" zu thematisieren. Einer weiteren Testperson fehlten "für das Fach grundlegende Theoriebezüge". Die im Material gestellten Aufgaben bewerteten die Befragten im Schnitt mit 2,0.

60 Prozent der Testpersonen sahen in dem Unterrichtsmaterial das Potenzial, durch die Beschäftigung mit den Biografien anderer einen Perspektivwechsel zu vollziehen und Empathie für Mitmenschen, insbesondere für Geflüchtete zu entwickeln, auch weil "dieses Thema wirklich gut von mehreren Seiten beleuchtet wird". Für 80 Prozent der Befragten eignet sich das didaktische Material in Verbindung mit der Umfrage-Software gut oder sehr gut in ihrem Praxisumfeld.

Das Urteil der Lernenden

Die Lehrenden schätzten das Urteil ihrer Schülerinnen und Schüler als positiv ein und bewerteten es mit der Durchschnittsnote 1,8. Zwar gab es teilweise "anfängliche Schwierigkeiten im Umgang mit der Software, die Aufgaben und das Material waren jedoch spannend und schülernah". So hatten die Lernenden "… großen Spaß am ‚Lebensspiel‘ und wurden (…) für die Biografiearbeit sensibilisiert. Wir haben uns die verschiedenen Sozialisationsinstanzen des kurdischen Rappers [Beispiel aus den Materialien, d. Red.] angeschaut und diese mit eigenen Erfahrungen verglichen. Ebenso wurde die GrafStat-Software als Möglichkeit vorgestellt, biografische Zusammenhänge in einem größeren Kontext zu erkennen."

Das Urteil der Lehrenden

Als Gesamturteil für das Unterrichtsmaterial in Verbindung mit der Umfrage-Software GrafStat vergaben die Testpersonen im Schnitt die Note 2,0. In Bezug auf Wissen, Einstellungen und Kompetenzen gaben die Lehrenden zwar die Einschätzung ab, dass aktuelle Beispiele für einen nachhaltigen Lernerfolg generell besser geeignet seien, sie aber "als Simulation sehr gute Ergebnisse im Lernfortschritt" erwarten würden.

78 Prozent der Lehrenden würden die GrafStat-Software wieder im Unterricht einsetzen. Skeptische Stimmen meinten, das Material sei "teils zu schwierig" für die Lernenden bzw. sie würden "ggf. schon fachlich aufgearbeitetes Material nutzen". Andere Testpersonen gaben ein positives Gesamturteil ab, da das Material "den Schülern hilft, sich selbst und ihr Umfeld besser kennenzulernen. Sowie ihre Einflüsse zu hinterfragen und ihre Mitmenschen gezielter zu analysieren statt zu verurteilen." Das Angebot sei für die Lernenden motivierend und "eine gute Alternative zum trockenen Buch." Es sei ein "wirklich (…) unglaublich schönes Konzept, was die Schüler auch empathisch bilden kann."