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Im Praxistest: Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier | bpb.de

Im Praxistest: Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier Gewinner und Verlierer in der Frühphase des 1. Weltkrieges

Sebastian Staack

/ 2 Minuten zu lesen

Konzeption des Materials

Die Monographie "Beihilfe zum Völkermord" thematisiert die Einflüsse deutscher Militärs in die strategischen Entscheidungen des Osmanischen Reiches im 1. Weltkrieg bis zu den gegenwärtigen Erinnerungskulturen in der Türkei und in Deutschland. Dabei geht der Autor Jürgen Gottschlich perspektivisch breit sowohl auf die zunächst geheimen Bündnisstrukturen als auch auf persönliche Aufzeichnungen von Überlebenden und beteiligten Offizieren anhand einer zielführenden Quellenauswahl ein, um die Ereignisse und Politisierungen seit dem Deutsch-Osmanischen Bündnis vom August 1914 und der osmanischen Deportationsverordnung vom Juni 1915 zu beleuchten. Eine Auswahl an Bild- und Kartenmaterial rundet die 343-seitige Darstellung ab.

Einsatzmöglichkeiten

Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht bieten vor allem die sorgfältig ausgewählten Quellen für den Unterricht in der Oberstufe an Gesamtschulen und Gymnasien. Möglich ist z.B. das Material als thematische Sequenz für den Beginn des 1. Weltkrieges nach der Julikrise und im Zusammenhang der Neuordnung des europäischen Bündnissystems einzubetten. Diese Aspekte können dann um die Perspektive des Genozids an den Armeniern ergänzt werden. Damit wird sowohl der Zielsetzung des Historikertages 2014 nach Gewinnern und Verlierern als auch den aktuellen kritischen Äußerungen zur türkischen Erinnerungskultur im April 2015 von Papst Franziskus, Bundespräsident Joachim Gauck und des deutschen Bundestags Rechnung getragen.

In der Praxis haben die SuS nach diesem aktuellen Diskurs die Berichte des deutschen Major Wolfskeels über die Schlacht in Urfa vom Oktober 1915 (S. 32-33), des deutschen Stabsarztes Colley über die Deportationen vom Juni 1915 (S. 178-179) und die Schilderung zweier armenischer Frauen über die Versklavung der armenischen Frauen und Kinder vor Erzurum (S. 180-181) analysiert und ihre Arbeitsergebnisse präsentiert. Eine weitere Arbeitsgruppe hat Gottschlichs Darstellung der "Fakten und Zahlen zu den Deportationen" (S.182-185) untersucht. Aufgrund der sprachlichen Klarheit und der Authentizität des Quellenmaterials gelang den SuS der Zugang äußerst motiviert. Die Materialauswahl lässt sich insgesamt als punktuelles Kurzprojekt nutzen, um Schritte der Quelleninterpretation anzuwenden und Perspektiven auf die Spannungen im europäischen Bündnissystem zu erörtern. Dies bietet den SuS die Möglichkeit an einem aktuellen Diskurs ein Sach- und Werturteil zu bilden. Zugleich lassen sich Genozid, Gewalt und Verdrängung problematisieren, um die Aspekte "Gewinner und Verlierer" des 1. Weltkrieges argumentativ zu differenzieren. Es ist jedoch erforderlich Auswahl und Aufbereitung des Materials selbst vorzunehmen.

Zugriff

Der Band "Beihilfe zum Völkermord" steht als Print-Ausgabe im Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung für 4,50 € zzgl. Versandkosten zur Verfügung: Interner Link: http://www.bpb.de/203527

Fussnoten

Sebastian Staack ist Studienreferendar am Leibniz Gymnasium Dortmund und unterrichtet die Fächer Geschichte und Philosophie.