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Im Praxistest: Filmkanon "Panzerkreuzer Potemkin" | bpb.de

Im Praxistest: Filmkanon "Panzerkreuzer Potemkin"

Maja-Svea Purrmann

/ 3 Minuten zu lesen

"Der Geist des Aufruhrs schwebte über dem russischen Lande. Irgend ein gewaltiger und geheimnisvoller Prozess vollzog sich in zahllosen Herzen: Es lösten sich die Bande der Furcht, die Individualität, die eben erst sich selbst erkannt hatte, ging in der Masse und die Masse in dem großen Elan auf."

Leo Trotzki (1909)

Panzerkreuzer Potemkin ist ein Film von Sergej Eisenstein, der kurz nach der Gründung der Sowjetunion als staatliches Auftragswerk entstand. Am Beispiel eines historischen Matrosenaufstandes gegen das russische Zarenreich in der Stadt Odessa im Jahr 1905 verdeutlicht der zwanzig Jahre später in Moskau uraufgeführte Stummfilm die aggressive Dynamik revolutionärer Bewegungen. Darüber hinaus ist er Meilenstein auf dem Gebiet der filmischen Montage mit einer Szene, die zu den wohl berühmtesten und meistzitierten Szenen des Kinos überhaupt zählt.

Aufbau des Materials

Das Material bietet neben Hintergrundinformationen für die Lehrkraft (die jedoch ebenfalls in Teilen für den Unterricht genutzt werden können), ebenfalls didaktisiertes Unterrichtsmaterial. Als Hintergrundinformationen werden die Filmgeschichte, der Inhalt, die Figuren, die angesprochenen Themen (beispielsweise das Russische Zarenreich, die Russische Revolution, Wahrheit und Fiktion, der Einzelne und das Kollektiv) die filmischen Mittel (Kamera und Choreografie, Licht, Montage, Musik und Symbole), eine exemplarische Sequenzanalyse und ein Sequenzprotokoll angeboten. Darüber hinaus gibt es Zusatzmaterial und Diskussionsfragen in jedem Kapitel, welche sich auch hervorragend im Unterricht verwenden lassen.

Der Film ist ab 12 Jahre, aber wird für ab 14 Jahre empfohlen. Er eignet sich für den Einsatz ab Klasse 9 und ist dementsprechend sowohl in der Mittel-, als auch in der Oberstufe einsetzbar. Bezugsfächer sind neben Politik und Geschichte auch Deutsch und Musik. Die Anregungen für den Unterricht beziehen sich zum einen auf Anknüpfungspunkte für die Fächer mit entsprechenden Arbeits- und Sozialformen. Beispielsweise werden unter anderem für Musik die Themen Politische Lieder und Filmmusik, für Deutsch die Personencharakterisierung und das 5-Akt-Schema des klassischen Dramas und für Politik und Geschichte die Russische Revolution von 1905 und der Propagandafilm vorgeschlagen. Zum anderen werden zu verschiedenen Themen Arbeitsaufgaben vorgeschlagen, die sich direkt im Unterricht einsetzen lassen.

Anregungen für den Unterricht

Wie obig dargestellt, lässt sich der Film vielseitig in den verschiedenen Fächern einsetzen. Für Politik und Geschichte wird beispielsweise eine Gruppenarbeit zum Thema Macht und Interesse/Handlungsspielräume und Zwangslagen vorgeschlagen. Hier sollen extreme Unter- und Aufsichten als Mittel der Darstellung von Macht und Ohnmacht in "Panzerkreuzer Potemkin", aber auch anhand von Fotos aus der Tagespresse, untersucht werden. Es kann demnach eine sinnvolle Anknüpfung ans heute stattfinden. Dieser Aspekt lässt sich im Geschichtsunterricht allerdings auch in einen Längsschnitt einbauen, bei dem die Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel arbeitsteilig in Gruppen, ein Storyboard mit unterschiedlichen Kameraperspektiven zu verschiedenen historischen Ereignissen zum Thema skizzieren können. So wird auch die oft gewünschte Produktorientierung gewährleistet, die jedoch Zeit in Anspruch nimmt.

In Bezug auf das Thema Propaganda und Propagandafilm können nach dem Zusammentragen der Merkmale von Propagandafilmen und Propaganda und der Nachweisung im vorliegenden Film, Bezüge zu heute und der Frage nach der Rolle der Medien und insbesondere von sozialen Netzwerken bei politischen Bewegungen heute nachgegangen werden. Hier könnten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Revolutionsbewegungen der jüngsten Geschichte untersuchen, beispielsweise ein Plakat oder einen Kurzvortrag vorbereiten, und sich gegenseitig präsentieren.

Für den Deutschunterricht wird der Aspekt der Filmkritik vorgeschlagen, da "Panzerkreuzer Potemkin" mehrfach als "bester Film aller Zeiten" bezeichnet wurde. Dies können die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Kriterien beurteilen und eine eigene Filmkritik formulieren oder den Film mit ihren eigenen Lieblingsfilmen vergleichen. Sie könnten auch eine Filmkritik für einen Film ihrer Wahl verfassen und diese können als Zeitung oder ähnliches gesammelt werden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich Filmklassiker oft vielfältig im Unterricht einsetzen lassen und diverse Anknüpfungspunkte zur heutigen Situation bieten können.

Zugriff


Interner Link: Filmkanon-Filmheft: Panzerkreuzer Potemkin

Fussnoten

Maja-Svea Purrmann ist Gymnasiallehrerin in Berlin für die Fächer Deutsch und Geschichte.