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Im Praxistest: REPRESENT - Die Rallye zur Wahl | bpb.de

Im Praxistest: REPRESENT - Die Rallye zur Wahl

/ 5 Minuten zu lesen

Das vorliegende Material ist eine spielerische Annäherung an das Thema Wahlen und Demokratie, die in Form einer Rallye sehr flexibel im Unterricht eingesetzt werden kann.

Auswahl des Materials

Das Themenfeld Wahlen und Demokratie ist sehr zentral für die politische Bildung in der Schule und nicht zuletzt die bpb bietet zu diesem Themenfeld sehr zahlreiches und vielfältiges Material an. Die Frage ist hier also nicht, warum man sich im Unterricht inhaltlich damit auseinandersetzen sollte, sondern warum hierfür gerade dieses Material besonders interessant ist. Als praktizierender Lehrer stelle ich häufig fest, dass bei durchgeführten Feedbacks mehr Spiele gewünscht werden, was in der Umsetzung wenig überraschend nicht immer leicht ist. Gleichzeitig ist aus der pädagogischen Forschung zum Thema Gamification bekannt, dass hierin viel Potenzial für den Unterricht liegt. Eine Möglichkeit stellen Rollenspiele dar, wobei das Spielerische dabei eher darin besteht, dass ein reales Szenario durchgespielt wird und nicht, dass sich einem Thema spielerisch/ spaßig angenähert wird. Das vorliegende Material bietet eine weitere Möglichkeit, die durch die gewählte Methodik einer Rallye tatsächlich einem Spiel nahekommt, wo es – sofern das gewünscht ist - auch Gewinner am Ende gibt. Im Sinne der angestrebten Kompetenzentwicklung lässt sich das Material zwischen Wissensentwicklung und Urteilen mit vielen Zielen verbinden, was auch sehr davon abhängt, wie genau das Material letztlich eingesetzt wird.

Aufbau und Eignung des Materials

Die vorliegende Rallye ist methodisch so konzipiert, dass es mehrere Stationen gibt, die die Lernenden in Gruppen durchlaufen. Jede Station benötigt dabei 5, 10 oder 20 Minuten. Es ist möglich nur einen Teil der Stationen in der eigenen Umsetzung im Unterricht auszuwählen. Die Stationen sind bestimmten Kategorien zugeordnet: Wissen, Diskussion, Reflexion und Aktion. Bei Wissens-Stationen geht es um das Abfragen (und Festigen) von Fachwissen, wie z.B. die Bedeutung von Abkürzungen im Themenfeld Wahlen. Bei Diskussions-Stationen geht es darum, dass die Lernenden ins Gespräch kommen oder sich mit Argumenten auseinandersetzen, wie z.B. Pro von Kontra Argumenten abgrenzen müssen. In den Reflexions-Stationen sollen die Lernenden ins Nachdenken kommen, wie z.B. überlegen, was Menschen in bestimmten Situationen für Wünsche an Politik haben. Schließlich zielen die Aktions-Stationen darauf ab, dass in einer spaßigen kurzen Challenge eine bestimmte Aufgabe erfüllt werden muss, wie z.B. das Finden von Wörtern in einem "Buchstaben-Salat". Bei all diesen insgesamt 15 Stationen können Punkte gesammelt werden. Z.B. gibt es bei der Reflexions-Station, bei der in bestimmte Settings Erwartungen der beschriebenen Person an Politik formuliert werden müssen, für jeden genannten Wunsch einen Punkt. Wählt eine Gruppe eine Station als Wahlstation aus, kann sie durch Bestehen einer spielerischen Challenge ihre Punktzahl im Nachhinein einmalig verdoppeln. Abgeschlossen wird jede Rallye mit der sogenannten Bundestagswahl-Station. Hier sollen die Ergebnisse der bisherigen Stationen in eine Abstimmung münden, bei der zufällig fünf Kandidierende festgelegt werden, die die Übrigen in einer Rede davon überzeugen müssen für sie zu stimmen.

Zu jeder Station gibt es vorbereitete Aufsteller sowie zahlreiche Seiten für die einzelnen Aufgaben. Zusätzlich gibt es einen Laufzettel für jede Gruppe und ein begleitendes Handbuch, in dem alle Stationen, Ziele und Hürden/Tipps der Rallye ausführlich erläutert werden. Wird die Rallye nicht als Set bestellt, können die einzelnen Bestandteile auch ausgedruckt werden – insgesamt sind es 200 Seiten.

Das Material eignet sich grundsätzlich für alle Jahrgangsstufen, bedarf aber wahrscheinlich für niedrigere und höhe Jahrgänge eine entsprechende Auswahl der Stationen. Zeitlich ist es nicht an die Wahl gebunden, sondern eignet sich auch zu anderen Zeitpunkten. Der zeitliche Umfang hängt von der Auswahl der Stationen ab. Zu beachten ist, dass es mindestens so viele Spielleiter bzw. Spielleiterinnen (ausgewählte Lernende) an den Stationen gibt, wie es Gruppen gibt. Außerdem sollte ausreichend Platz bestehen, um alle gewählten Stationen unterzubringen.

Kritische Anmerkungen und Anregungen für den Einsatz im Unterricht

Nachfolgend sollen einige Gedanken und Beobachtungen für den Einsatz im Unterricht vorgestellt werden. Zunächst fällt auf, dass die klassische Einteilung des Unterrichts in Einstieg, Erarbeitung und Sicherung (und Transfer/Reflexion) in dieser Rallye aufgebrochen wird. Dies ist jedoch kein Dogma, das immer eingehalten werden muss. Gleichwohl deutet es aber Schwierigkeiten an, die entstehen könnten.

Insbesondere entfällt die Phase der Sicherung – gleichzeitig bedürfen einige Phasen aber durchaus der Klärung. Wenn in Wissensfragen die falsche Antwort gegeben wird, wäre eine Erklärung hilfreich – oder wenn z.B. zu einer Diskussionsfrage Argumente genannt werden, ist es vielleicht zu überlegen, ob es sich um gute (bzw. wirkliche) Argumente handelt. Die "Sicherung" besteht aber teilweise aus der Antwort, ob es stimmt oder daraus, ob es einen Punkt gibt. Dies wird dadurch problematischer, dass die Bepunktung nicht immer darauf abzielt, wie gut oder gewissenhaft die Lernenden argumentieren, sondern bei vielen Stationen wahrscheinlich eher schnelle und unüberlegte Antworten fördert (z.B., wenn (politische) Wünsche aus beschriebenen Situationen abgeleitet werden müssen und es für jeden Wunsch einen Punkt gibt). Ggf. könnte man das Punktesystem (was sicherlich auch motivierend ist) etwas aufweichen und den Spielleitern etwas mehr Spielraum gewähren, um stärker zu berücksichtigen, wie gut die entsprechenden Aufgaben gelöst werden.

Auch eine Erarbeitungsphase kommt im klassischen Sinne nicht vor. Stattdessen könnte man die Rallye insbesondere bei den Wissensstationen als Sicherung selbst sehen nach einer Unterrichtssequenz, die eher dem Aufbau und Verständnis von Wissen rund um die Wahl gedient hat, welches dann an den Stationen spielerisch wiederholt und geübt wird. Demnach würde sich die Methode eher am Ende einer Reihe eignen.

Grundsätzlich fällt außerdem auf, dass in der Rallye häufig versucht wird, dass die Methode nicht zu inhaltlich wird. Dies führt aber bisweilen dazu, dass bei vielen Beispielen der Bezug zum Thema nur noch schwierig erkennbar oder sehr indirekt ist – z.B. gibt es Fragen, wie was der Name Waltraud bedeutet oder Stationen, wo Wörter aus einem "Buchstabensalat" gesucht werden müssen. Hier ist zumindest fraglich, ob dies nötig ist, um die Motivation und den Spaß hochzuhalten. Gleichzeitig kann auf Stationen und/oder einzelne Aufgaben/Fragen verzichtet werden. Möglich wäre es ebenso Stationen hinzuzufügen – z.B. eine Station, bei der Argumente zu einer kontroversen Frage nach Überzeugungskraft sortiert und dem Spielleiter dabei begründet werden müssen.

Teilweise fallen auch Aspekte auf, die nicht zu Ende geplant sind. Wenn z.B. Kandidierende zehn Minuten Zeit zur Vorbereitung einer Rede erhalten und Wählende in der Zeit keine Aufgabe haben, bietet das Zeit für Unruhe und erfordert eine Aufgabe (z.B., dass sie Fragen an die Kandidierenden vorbereiten).

Fazit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Material eine innovative Unterrichtsmethode beinhaltet, die für viel Kreativität und Abwechslung im Klassenraum sorgen kann und (unterschiedlich) erfolgreich versucht die Vorteile des Gamifications zur Auseinandersetzung mit den elementar wichtigen Themen Wählen und Demokratie zu nutzen. Die Stärken des Materials – die Offenheit der Aufgaben, die "inhaltliche Leichtigkeit" und das Spielerische oder die Fülle an Themen, die gleichzeitig bedient werden – sind gleichzeitig auch eine Schwäche. Jedoch ist es möglich durch die hohe Flexibilität, die Methode für die eigene Lerngruppe und Unterrichtssituation anzupassen.

Zugriff

Interner Link: https://www.bpb.de/shop/lernen/spiele/339245/represent

Fussnoten

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