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M 02.08 "Ich weiß, doch was ich sehe..." | KlassenCheckUp! | bpb.de

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M 02.08 "Ich weiß, doch was ich sehe..." Typisierung der Testpersonen des Asch-Experiments

/ 3 Minuten zu lesen

Dieses vertiefende Material zum Thema Asch-Experiment beleuchtet die Hintergründe und die verschiedenen Reaktionen auf Konformitätsdruck. Darüber hinaus wird der Einfluss der Gruppe im Allgemeinen und im Jugendalter angesprochen. Dieses Material vernetzt den gesamten Baustein zwei, zahlreiche Verweise ermöglichen die Vertiefung oder Wiederholung einzelner Aspekte.

Das Experiment:

Welche Linien sind gleich lang? (© Public Domain)

In einem psychologischen Experiment geben sechs Studenten in einer Gruppe immer wieder bewusst die gleichen falschen Antworten. Was macht der Siebte? Im Gegensatz zu den sechs anderen ist dieser die eigentliche Testperson.

Welche Linien sind gleich lang?

Das so genannte Asch-Experiment des Psychologen Salomon Asch untersuchte 1951 die Beeinflussung der Meinung bzw. des Urteils einer Einzelperson durch die Meinung bzw. das Urteil einer Gruppe. Beim Experiment müssen die Versuchspersonen zunächst alleine entscheiden, welche Linie der Vergleichskarte (rechts) genauso lang wie die Linie auf der Standardkarte (rechts) ist. Ergebnis: Nahezu alle Probanden lösen die Aufgabe erfolgreich, die Versuchspersonen antworten im nebenstehenden Beispiel also „C“.

Wahrnehmungsanpassung in der Gruppe?

Schematische Darstellung des Asch-Experiments. (© http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/wiki/images/f/fc/Asch.gif)

Im eigentlichen Experiment sitzt die unwissende Testperson mit sechs anderen – über den eigentlichen Zweck des Experiments eingeweihten – Personen zusammen in einem Raum. Nacheinander sollen die Personen nun angeben, welche der Linien die gleiche Länge wie die Ausgangslinie aufweist. In den ersten vier Durchgängen geben alle Eingeweihten und auch die eigentliche Versuchsperson die richtige Antwort. Der interessante Teil des Experiments beginnt, als die Gruppe der sechs anderen im fünften Durchgang geschlossen behauptet, dass in unserem Beispiel „B“ dem Strich auf der „Standardkarte“ entspricht, also von der Gruppe geschlossen eine falsche Antwort gegeben wird. Der Versuch wird auf diese Weise mehrmals wiederholt. Wie verhält sich nun die Versuchsperson?

Das Ergebnis ist erstaunlich: 76% der Testpersonen passten sich mindestens einmal dem falschen Urteil der Gruppe an. Ein Viertel der Testpersonen ließ sich nicht von der Gruppe beeinflussen und verhielt sich nicht konform. Die Anpassung an die Mehrheitswahrnehmung einer Gruppe wird in Anlehnung an das Experiment auch Asch-Effekt genannt.

Unter dem Begriff Konformität versteht man die Veränderung des Urteils oder des Verhaltens zugunsten der Urteile einer Mehrheit der Mitglieder einer Gruppe.

Typisierung der Testpersonen

In der Gruppe der sich anpassenden Personen, der so genannten Konformisten, können drei verschiedene Anpassungstypen unterschieden werden:

  1. Einige Wenige änderten ihre Meinung wegen der Mehrheitsmeinung, ohne bewussten Druck der Gruppe zu verspüren. Ihre Wahrnehmung änderte sich tatsächlich.

  2. Die meisten glaubten ihrem eigenen Urteil nicht und wurden unsicher, obwohl sie richtig wahrgenommen hatten, da die Mehrheit ja Recht haben müsste.

  3. Die dritte Gruppe nahm den Fehler korrekt wahr, wollte jedoch bewusst den Konflikt mit der Gruppe vermeiden.

Diejenigen, die sich der Mehrheit nicht anpassten, können in folgende Gruppen eingeteilt werden:

  1. Die Selbstbewussten

  2. Die Introvertierten

  3. Die Zweifelnden

Die Selbstbewussten äußerten ihre abweichende Meinung klar und deutlich: Ohne die Gruppe anzugreifen, waren sie sich des Konfliktes bewusst. Die Introvertierten zögerten länger, entschieden sich aber dann letztendlich dafür, dass sie ihre Individualität und ihr getroffenes Urteil nicht aufgeben wollen. Die Zweifelnden fühlten sich hin- und hergerissen, entschieden sich aber letztendlich dafür, dass ein unabhängiges Urteil am besten für die Aufgabe ist.

Das Ergebnis des Asch-Experimentes zeigt, dass der Einfluss der Gruppe auf das Individuum nicht zu unterschätzen ist. Das Asch-Experiment offenbart, dass eine Anpassung erfolgt, selbst wenn keine Bedrohung oder Schlechterstellung durch die Gruppe droht. Auch wenn nicht bewusst und willentlich Druck ausgeübt und Einfluss genommen wird, kann das Verhalten einer Mehrheit das Verhalten und Entscheiden einer Einzelperson beeinflussen.

Arbeitsaufträge:

  1. Stelle das Vorgehen und die Ergebnisse des Asch-Experiments dar.

  2. Stelle die Gründe dar, die Testpersonen für die Anpassung an das Gruppenurteil angaben.

  3. Lassen sich die Erkenntnisse aus der Laborsituation des Asch-Experiments auch auf die Alltagssituation übertragen? Inwiefern ist die Situation des Experiments künstlich und konstruiert?

Literatur:

  • Floren, Franz-Josef: Wirtschaft, Gesellschaft, Politik. Sozialwissenschaften in der Jahrgangsstufe 11, Paderborn: Schöningh 2007, S.265-267.

  • Lindgren, H.C.: Einführung in die Sozialpsychologie, Weinheim: Beltz 1973, S.139.

  • Stroebe, Wolfgang et al.: Sozialpsychologie. Eine Einführung, Heidelberg: Springer 2003, S. 452-462.

  • Sader, Manfred: Psychologie der Gruppe, München: Juventa 2008, S.161ff.

Das Arbeitsblatt zum Thema können Sie Interner Link: hier im PDF-Format herunterladen.

Fussnoten