Die Aufgabe beginnt mit einer Heranführung an das Thema „Islamistische Radikalisierung“. Danach widmet sie sich anhand des Films einer genauen Analyse und Reflexion der Strategien radikal-islamistischer Anwerber sowie einer einordnenden Beschäftigung mit dem prozesshaften Verlauf einer Radikalisierung.Vor dem Film:
Besprecht folgende Fragen im Plenum und recherchiert gegebenenfalls die Begriffsdefinitionen:
Was bedeutet Islamismus? Wie unterscheidet er sich vom Islam?
Was bedeutet Dschihad?
Was bedeutet Radikalisierung?
Schätzungen zufolge bestanden die IS-Truppen 2014 rund zur Hälfte aus Zugereisten. Recherchiert weitere statistische
Details zum Thema. Wie hoch ist der Anteil von Konvertit*innen und von Frauen? Wie sieht die Situation aktuell aus?
Was denkt ihr, wie es dazu kommen kann, dass ein junger Mensch aus Europa sich dem IS anschließt?
Was könnten seine Gründe dafür sein?
Während des Films:
Gruppe 1: Notiert stichpunktartig, welche Informationen Dounia Bouzar im Film über das strategische Vorgehen von islamistischen Anwerbern gibt.
Gruppe 2: Notiert stichpunktartig, wie Mehdi vorgeht, um Mélanie nach und nach für seine Ziele zu gewinnen.
Nach dem Film:
Je zwei Schüler*innen aus Gruppe 1 und zwei Schüler*innen aus Gruppe 2 bilden eine Arbeitsgruppe. Stellt eure Ergebnisse einander vor. Fertigt auf der Basis eurer Beobachtungen eine Liste mit allen Aspekten zum strategischen Vorgehen von islamistischen Anwerbern an, die ihr aus dem Film gewinnen konntet. Vergleicht eure Ergebnisse im Plenum. Wie bewertet ihr diese Strategie?
Unter dem folgenden Link findet ihr ein Modell, das einen typischen Radikalisierungsprozess eines Menschen aus einem westlichen Land hin zum islamistischen Terroristen beschreibt. Schaut euch das Modell an und findet für jede genannte Stufe mindestens eine passende Szene aus dem Film.
https://www.antworten-auf-salafismus.de/radikal/verlauf/index.php
Sucht euch einen der folgenden Ausschnitte aus und beantwortet die zugehörigen Fragen in Partnerarbeit. Tragt eure Ergebnisse anschließend im Plenum zusammen.
Gruppe 1: Ausschnitt 00:41:04 – 00:43:36
Wie wird die westliche Gesellschaft in dem Propagandavideo, das Mélanie im Internet anschaut, charakterisiert? Welche Werte und Normen werden ihr zugeschrieben?
Wie sind die filmischen Gestaltungsmittel (Kamera, Schnitt, Ton) in dem Video eingesetzt?
Was lässt sich über die Montage der gesamten Filmsequenz sagen? Welche Wirkung wird dadurch erreicht?
Könnt ihr nachvollziehen, warum das Video Mélanie anspricht?
Gruppe 2: Ausschnitt 01:22:52 – 01:25:01
Was wird in dieser Sequenz erzählt?
Wie sind die filmischen Mittel (Kamera, Schnitt, Ton) eingesetzt, um die Aussage der Szene zu unterstützen?
Welche Rolle spielen Messenger-Dienste und die Sozialen Medien für Mélanies Radikalisierung? Wäre ihre Geschichte ohne das Internet denkbar?
Methodisch-didaktischer Kommentar
Nachdem erste Begriffsdefinitionen geklärt sind, beschäftigen sich die Schüler*innen anhand von statistischen Fakten mit der Aktualität des Themas und stellen den Bezug des französischen Films von 2016 zu der gegenwärtigen Situation in Deutschland her. In einem ersten offenen Gedankenaustausch versuchen sie sich den Gründen für Radikalisierungen anzunähern.
Nachdem erste Begriffsdefinitionen geklärt sind, beschäftigen sich die Schüler*innen anhand von statistischen Fakten mit der Aktualität des Themas und stellen den Bezug des französischen Films von 2016 zu der gegenwärtigen Situation in Deutschland her. In einem ersten offenen Gedankenaustausch versuchen sie sich den Gründen für Radikalisierungen anzunähern.
Da der Film einen großen
Detailreichtum und Informationsgehalt
bietet, achten die
Schüler*innen während der
Filmsichtung arbeitsteilig auf
Informationen zum strategischen
Vorgehen von Anwerbern.
Zum Verständnis des
Arbeitsauftrags sollte die
Person Dounia Bouzar vorab
von der Lehrkraft eingeführt
werden. Im Plenum werden
die unterschiedlichen Aspekte
gesammelt und reflektiert. Hierzu zählen: die Herstellung
einer persönlichen Vertrauensbasis, das Schüren eines
Entfremdungsgefühls zum gewohnten Umfeld, der Appell an
den Wunsch zur Rebellion und an den Gerechtigkeitssinn,
die gezielte Provokation von Konflikten mit Familie und
Umfeld,
die Isolation des Angeworbenen („Du durchschaust
die Dinge, die anderen nicht“), die Bindung an die neue
Gruppe (Schwesternnetzwerk), Liebesbekundungen unter
der Bedingung der Hörigkeit („Dein Prinz rettet dich, aber
nur wenn du dich an Regeln hälst“), die Instrumentalisierung
eines romantischen Liebesideals, Heilsversprechen unter
der Bedingung der Einhaltung eines ideologischen Regelwerks,
die Instrumentalisierung von der Liebe zur Familie
(> „Ungläubige“ retten), das Herstellen eines Abhängigkeitsverhältnisses
in permanenter Kommunikation, das Ersetzen
des Individuums durch die Gruppe. Anhand eines exemplarischen
Modells vollziehen die Schüler*innen anschließend
den Verlauf von islamistischen Radikalisierungsprozessen
nach und beziehen diesen auf die filmische Darstellung.
Die Lehrkraft sollte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass
Radikalisierungsbiografien nicht zwangsläufig nach genau
diesem Muster ablaufen und nicht immer mit Gewalt enden.
Den im Film angedeuteten Hinwendungsmotiven, die in der
Stufe der Präradikalisierung thematisiert werden, sollte in
der Diskussion ausreichend Raum zukommen.
Abschließend widmen sich die Schüler*innen arbeitsteilig
jeweils
einem Filmausschnitt. Bereits diskutierte thematische
Aspekte (1. das Schüren eines Entfremdungsgefühls
zur westlichen Welt und der Appell an den Wunsch zur
Rebellion
und 2. ideologische Indoktrination und die
Abhängigkeit von der Gruppe) werden vertieft und mit der
filmischen Inszenierung in Verbindung gebracht. Beide
Ausschnitte stehen für eine enge Kopplung von formaler
und inhaltlicher Aussagekraft. Die Analyse des im Film
vorkommenden
Propagandavideos sensibilisiert zudem
für eine manipulative filmische Formsprache.
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Ein letzter Blick in den Pass. Schon bald soll Sonia in die Türkei fliegen. Von dort aus geht es dann nach Syrien.
Sarina Lacaf ist studierte Filmwissenschaftlerin. Als freie Filmvermittlerin und Autorin verfasst sie filmpädagogische Begleitmaterialien und leitet Schulklassenworkshops und Lehrkräftefortbildungen, unter anderem für kinofenster.de, DOK.education München, DOK Leipzig, das Kinderfilmfest im Land Brandenburg und LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans. In verschiedenen Positionen hat sie außerdem für das DOK.fest München, die Kinemathek Hamburg und die Cinémathèque Leipzig gearbeitet.
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