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Bildungspolitik der EU | bpb.de

Bildungspolitik der EU

T.-C. Bartsch

Die B., also die systematische politische Beeinflussung der Institutionen, Inhalte und Prozesse innerhalb der Bildungssysteme durch die europ. Ebene, schaffte ihren Durchbruch Mitte der 1980er-Jahre. Dies gelang v. a. über die Einführung von Austauschprogrammen für Hochschulen (ERASMUS) und für die Berufsbildung (COMETT). Mit den Verträgen von Maastricht und Amsterdam bekam die EU klare Kompetenzen für ihre Aktivitäten in der allgemeinen und beruflichen Bildung, auch wenn dabei sämtliche Harmonisierungsversuche der nationalen Bildungssysteme unterbunden werden sollten. Mit dem Vertrag von Lissabon (2009) wurde die EU darauf beschränkt, die Aktivitäten der Mitgliedstaaten zu unterstützen, zu koordinieren oder zu ergänzen (Art. 6 AEUV). Die EU-Aktivitäten umfassen inzwischen das gesamte Spektrum der Bildungspolitik – von der Vorschulbildung bis hin zum lebenslangen Lernen in Beruf und Freizeit. Schwerpunkte der B. sind seit Ende der 1980er-Jahre europ. Austauschprogramme, die Fremdsprachenförderung und die Stärkung der europ. Dimension in der Bildung, d. h. die Verbreitung des Wissens über die EU und die europ. Staaten. Neuer Schwung kam durch die Lissabon-Strategie in die B. Sie sollte einen wichtigen Beitrag zum Erreichen ihres Zieles leisten, bis 2010 die EU »zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt« zu machen. Hierzu verabschiedete die Gemeinschaft 2001 ein Zehnjahresprogramm, in dem klare Zielvorgaben (z. B. sollten bis 2010 85 % der Europäer einen Bildungsabschluss der Sekundarstufe II haben) und Indikatoren zur Messung des Erfolgs beschlossen wurden. Wichtige Leitideen der B. sind das Lebenslange Lernen und der Aufbau von Wissensgesellschaften. Bei der Umsetzung der zahlreichen Aktionsprogramme und Initiativen wird die Europäische Kommission auf europ. Ebene durch die Exekutivagentur EACEA unterstützt. Besondere Aufmerksamkeit lenkte die EU durch sog. Europäische Jahre auf die Themen »Lebenslanges Lernen« (1996) und »Sprachen« (2001).

Literatur

  • P. Becker: Die Europäische Bildungspolitik – Europäisierung und Ökonomisierung eines jungen Politikfeldes, in: R. Hrbek u. a. (Hg.), Bildungspolitik in Föderalstaaten und der Europäischen Union: Does Federalism Matter?, Baden-Baden 2012, S. 183-198.

  • A. Felder: Bildungspolitik, W. Weidenfeld/W. Wessels (Hg.), Jahrbuch der Europäischen Integration 2019, Baden-Baden 2019, S. 217-220.

aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: T.-C. Bartsch

Siehe auch:

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