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Europa | bpb.de

Europa

M. Große Hüttmann

E. ist

1. der Name eines Kontinents, der zwar geografisch als Teil Asiens gilt, jedoch aufgrund seiner selbstständigen Entwicklung neben Amerika, Asien, Afrika und der Antarktis als eigenständiger Erdteil gezählt wird.

E. ist

2. der Name einer phönizischen Königstochter, die der griech. Mythologie zufolge von dem in einen Stier verwandelten Göttervater Zeus auf die Insel Kreta entführt wurde.

Der »Raub der E.« beschäftigt die bildnerische Kunst und die Literatur seit der Antike. Der Begriff E. wird sprachgeschichtlich auf das semitische Wort für »Abend« zurückgeführt, gesichert ist dieser Zusammenhang jedoch nicht; der Begriff »Abendland« als Synonym für E. verweist jedoch auf diese Abstammung.

E. steht einerseits für eine wechselvolle Geschichte von (auch religiös motivierten) Territorialkonflikten und blutigen Kriegen, in der eine politische Einigung des Kontinents jahrhundertelang immer wieder mit Gewalt herzustellen versucht wurde. Der 30-jährige Krieg (1618–48) und die beiden Weltkriege (1914–18 und 1939–45) stehen sinnbildlich für einen konfliktträchtigen Kontinent, auf dem Frieden für die meiste Zeit eine Ausnahme bildete. Andererseits steht E. für anhaltende und prägende Leistungen und Errungenschaften in Politik (Demokratie, Gewaltenteilung, Menschen- und Bürgerrechte) und Ökonomie (Industrialisierung, Marktwirtschaft), aber auch in den Bereichen Technik, Kultur, Kunst, Philosophie und Wissenschaft. Letzteres ist nicht zuletzt auf die produktive Aneignung anderer Kulturkreise (z. B. arab. Welt) zurückzuführen. Die leidvolle Geschichte E. hat der Idee von den »Vereinigten Staaten von Europa« v. a. nach dem 2. Weltkrieg neuen Auftrieb gegeben und mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) schließlich zu den ersten Schritten einer friedlichen europ. Einigung auf wirtschaftlicher und politischer Basis geführt, zunächst begrenzt auf den westlichen Teil E. Der Begriff E. ist in geografischer wie in politischer Hinsicht nicht identisch mit der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten, sondern umfasst auch die europ. Landmassen der Türkei und Russlands.

Literatur

  • C. H. Beck: Geschichte Europas, 10 Bde., München 2010 ff.

  • P. Blickle (Hg.): Handbuch der Geschichte Europas, 10 Bde., Stuttgart 2004 ff.

aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: M. Große Hüttmann

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