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Studentenbewegung / Außerparlamentarische Opposition | bpb.de

Studentenbewegung / Außerparlamentarische Opposition

Gerd Schneider Christiane Toyka-Seid

Demonstration gegen die Notstandsgesetze im Mai 1968 in München. (© picture alliance / dpa)

Internationale Protestbewegungen

In den 1960er Jahren entstanden in vielen Ländern Protestbewegungen. Sie gingen von Studentinnen und Studenten an den Universitäten aus. Der Protest begann in den USA mit heftigen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.

Studentenbewegung in Deutschland

Auch in Deutschland bildete sich eine solche „Studentenbewegung“. Die Studierenden forderten zunächst bessere Studienbedingungen. Doch allmählich weitete sich der Protest aus und wurde politisch. 1966 hatten die Parteien CDU/CSU und SPD gemeinsam eine Regierung gebildet, die sogenannte Große Koalition. Dies stieß bei vielen jungen Leuten auf große Kritik, sie schlossen sich den Protestmärschen an. Wöchentlich gab es Demonstrationszüge durch die Städte. Die Jugendlichen protestierten gegen die von der Regierung geplanten Notstandsgesetze. Zudem kritisierten sie, dass es keine kritische Presse gab. Sie befürchteten, dass der Springer-Verlag, der über seine Zeitungen starken Einfluss auf die öffentliche Meinung nahm, immer mehr Macht erzielte und die Meinung im Lande bestimmen könnte. Außerdem richtete sich in Deutschland die Kritik der jungen Leute dagegen, dass über die Zeit des Nationalsozialismus oftmals gar nicht gesprochen wurde, keine "Aufarbeitung" dieser Zeit stattfand. Viele warfen ihren Eltern vor, dass sie über ihre eigene Rolle im Nationalsozialimus schwiegen.

Rudi Dutschke war eine der führenden Personen der deutschen Studentenbewegung. 1968 wurde er bei einem Attentat schwer verletzt. (© dadp)

Außerparlamentarische Opposition

Diese Bewegung brachte ihre Proteste vor allem durch Demonstrationen und öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Ausdruck. Sie bezeichnete sich auch als „außerparlamentarische Opposition“ (APO). Weil während der großen Koalition die Opposition im Bundestag nur geringe Einflussmöglichkeiten hatte, wollten die Studierenden ihre Opposition außerhalb des Parlaments (außerparlamentarisch) zeigen.

Gesellschaft verändern

Doch es wurde nicht nur Kritik an politischen Entwicklungen geübt. Die Studentenbewegung, die auch „68er-Generation“ genannt wurde, lehnte viele traditionelle Lebensformen ab und wünschte sich gesellschaftliche Veränderungen. Beispielsweise lebten Studentinnen und Studenten in Wohngemeinschaften zusammen, ohne zu heiraten. Manche Demonstranten haben versucht, mit Gewalt (Zerstörung von Autos, Einschlagen von Fensterscheiben u.ä.) ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nach dem Ende der großen Koalition im Jahre 1969 verlor die APO an Kraft und zerfiel in den 70er Jahren wieder. Gleichzeitig entstanden viele andere Bewegungen wie die Umweltbewegung, die Anti-Atomkraft-Bewegung oder die neue Frauenbewegung.

Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2024.

Fussnoten