Um die Geschichte des Finanz- und Bankenwesens nachzeichnen zu können, musste der Autor des Kapitels auf verschiedene statistische Quellen zurückgreifen. In der Zusammenschau können so auch langfristige historische Entwicklungen rekonstruiert werden.
Für den Zeitabschnitt des Deutschen Reiches waren generell (und für alle fünf Tabellen bzw. Unterthemen) die zwei wichtigsten Quellen die Publikation der Deutschen Bundesbank[1] und von Walther G. Hoffmann[2]. Für die Zeit der Bundesrepublik stellten zwei Publikationen der Deutschen Bundesbank die wichtigsten Quellen dar.[3] Der zweite Band dieses Werkes enthält die Statistiken und ist online verfügbar in "histat" ("Geld"). Um die Zeit danach bis 2012 abzudecken, wurde für viele Zeitreihen auf die Online-Datenbank der Deutschen Bundesbank zurückgegriffen.
Zum Thema Geldmenge vor 1914 bot die Arbeit von Bernd Sprenger eine wertvolle Grundlage.[4] Zur Rolle der Preußischen Bank als Zentralbank vor 1875 waren die Arbeiten von Friedrich Thorwart[5] und Curt Schauer[6] hilfreich. Spezielle Fragen ließen sich unter anderem durch die folgenden Quellen beantworten: Die Deutsche Reichsbank war für die Ermittlung der Geldmarktzinsätze im In- und Ausland vor 1913 hilfreich[7]; Ernst Wagemann[8] lieferte Informationen zum Diskontsatz bis 1929. Daten zur Entwicklung der Wechselkurse bis 1914 (Tabelle 5) stammen aus dem Buch von Jürgen Schneider und Oscar Schwarzer[9] und zur Entwicklung der Zinssätze (Tabelle 5) aus dem Buch von Sidney Homer und Richard Sylla[10]. Die Kapitalrendite (Tabelle 4) lieferte Otto Donner[11], die Gesamtaktiva stammen von Carl-Ludwig Holtfrerich[12] und die Börsenumsätze sind bei Christoph Wetzel entnommen.[13]
In diesem kurzen Beitrag konnten allenfalls beispielhaft einige Fragen und Fragestellungen angedeutet werden, denen man mit den hier zusammengetragenen Langzeitreihen nachgehen kann. Dabei werden Benutzer auf gewisse Unvollkommenheiten Acht geben müssen, etwa bei den Geldmengeschätzungen (Tabelle 1) oder Bankdaten (Tabelle 2) auf das Fehlen von Angaben für Privatbankiers – die bis in den 1870er Jahren wohl wichtigste Bankinstitution. Ungereimtheiten in den Daten sind stellenweise angemerkt, aber mögliche Veränderungen der Datenbasis waren nicht immer verifizierbar. Anspruchsvolle Ansätze, die diese Daten heranziehen, werden sicherlich auf zusätzliche Quellen und Daten zurückgreifen müssen. Hiermit wird für geld- und finanzhistorische Forschungsansätze eine erste Basis mitgeliefert.
Zum Weiterlesen empfohlen
Karl-Erich Born: Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert,
Stuttgart 1977.
Carsten Burhop: Die Kreditbanken in der Gründerzeit, Stuttgart 2004.
Lothar Gall u. a.: Die Deutsche Bank 1870 –1995, München 1995.
Carl-Ludwig Holtfrerich: Der Finanzplatz Frankfurt, München 1999.
Sidney Homer / Richard Sylla: A History of Interest Rates, 3. Aufl.,
New Brunswick (USA) 1996.
Jörg Lichter: Preußische Notenbankpolitik in der Formationsphase
des Zentralbanksystems 1844 bis 1857, Berlin 1999.
Michael North: Das Geld und seine Geschichte, München 1994.
Bernd Sprenger: Geldmengenänderungen in Deutschland im Zeitalter
der Industrialisierung (1835 –1913), Köln 1982.
Richard Tilly: Geld und Kredit in der Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 2003.
Christoph Wetzel: Die Auswirkungen des Reichsbörsengesetzes von 1896 auf die Effektenbörsen im Deutschen Reich, insbesondere auf die Berliner Fondsbörse, Münster 1996.
Geldmengen
Zur Geldmenge M1 (M von engl. "money") gehören der Bargeldumlauf sowie die täglich fälligen Guthaben der Privatpersonen und Unternehmen auf Girokonten bei Banken (Sichteinlagen). Die Geldmenge M2 umfasst die Geldmenge M1 und zusätzlich Termineinlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist bis zu drei Monaten. Die Geldmenge M3 setzt sich aus der Geldmenge M2 sowie bestimmten Geldmarktpapieren und Schuldverschreibungen mit kurzen Laufzeiten von zwei Jahren zusammen.
Diskontsatz
Der Diskontsatz entspricht in der Regel dem von der Zentralnotenbank festgesetzten Zinssatz für kurzfristigen Kredit.
Schuldverschreibungen
Sammelbezeichnung für eine Urkunde, in der sich der Aussteller (Schuldner) dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, eine bestimmte geliehene Geldsumme nach Ende der Laufzeit zurückzuzahlen und während der Laufzeit in Form einer laufenden Verzinsung eine Leistung zu erbringen. Zu den Schuldverschreibungen zählen Anleihen, Industrieobligationen sowie als zahlenmäßig wichtigste Gruppe Bankschuldverschreibungen, zu denen auch die Pfandbriefe gerechnet werden.
Jürgen Schneider/Oskar Schwarzer: Statistik der Geld- und Wechselkurse in Deutschland (1815 – 1913). Quellen und Forschungen zur historischen Statistik von Deutschland, Bd. 11, St. Katharinen 1990.
Carl-Ludwig Holtfrerich: Zur Entwicklung der deutschen Bankenstruktur, in: Deutscher Sparkassen- und Giroverband (Hrsg.): Standortbestimmung. Entwicklungslinien der deutschen Kreditwirtschaft, Stuttgart 1984.
Christoph Wetzel: Die Auswirkungen des Reichsbörsengesetzes von 1896 auf die Effektenbörsen im Deutschen Reich, insbesondere auf die Berliner Fondsbörse, Münster 1996.
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Richard Tilly
Richard Tilly
Professor emeritus Dr., Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Westfälische Wilhelms-Universität Münster - Geld und Kredit
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