Es war ein wichtiger Tag für die Friedliche Revolution in der DDR: Am 4. September 1989 machten Bürger in Leipzig ihrem Unmut über die Politik in dem Ein-Parteien-Staat Luft. Damit begannen die Montagsdemonstrationen – der gemeinsame Protest unterschiedlicher DDR-Oppositionsgruppen.
Dieser Demonstration sollten viele weitere folgen: Am Montag, dem 4. September 1989, gingen in Leipzig etwa 1.200 Menschen auf die Straße, um gegen das politische System der DDR und das SED-Regime zu protestieren. Es war die erste der berühmten Montagsdemonstrationen, die zur Friedlichen Revolution in der DDR beitrugen.
Tradition der Friedensgebete
Seit 1982 trafen sich in der Leipziger Nikolaikirche jeden Montag Menschen zu Friedensgebeten. Im Anschluss an das Gebet am 4. September 1989 entrollten sie auf dem Vorplatz der Kirche Transparente, auf denen Forderungen standen wie "Für ein offenes Land mit freien Menschen" und "Reisefreiheit statt Massenflucht". Mitarbeiter der Staatssicherheit in ziviler Kleidung rissen ihnen diese Transparente schließlich aus der Hand – vor den Augen und Kameras der westdeutschen und der internationalen Presse, die während der Leipziger Herbstmesse aus der Stadt berichtete.
Neue soziale Bewegungen
Trotz der engmaschigen, staatlichen Überwachung in der DDR waren dort, wie in anderen europäischen Ländern, von Anfang der 1980er Jahre an neue soziale Bewegungen entstanden: Bürger trafen sich, um über die Notwendigkeit von Umweltschutz, die Bedrohung des Friedens im Kalten Krieg und die Einschränkung politischer Freiheit in der DDR zu diskutieren. Dass sich hieraus eine Bewegung entwickeln sollte, die auf den Sturz des SED-Regimes hinwirkte, daran hatte das Regime selbst einen großen Anteil. Denn weder die ab 1987 von Michail Gorbatschow angestoßene Reformpolitik in der Sowjetunion, noch die sprunghaft ansteigende Zahl der Ausreiseanträge und Fluchtversuche von DDR-Bürgern, noch das Implodieren der DDR-Wirtschaft, das die Menschen in ihrem Alltag unmittelbar zu spüren bekamen, änderten etwas am Kurs der Staatspartei. Diese hielt eisern an ihrem Machtmonopol fest und konnte sich nicht zu Reformen durchringen.
Die evangelische Kirche hatte sich in dieser Zeit zu einem Forum für Menschen entwickelt, die aus den unterschiedlichsten Motiven gegen das DDR-Regime protestierten. Kirchen und Gemeinden gaben den Menschen ab Anfang der 1980er Jahre Schutz und die Möglichkeit, abseits staatlicher Überwachung zu debattieren und sich politisch zu organisieren. Orte wie die Nikolaikirche in Leipzig wurden im Oktober 1989 zu Zentren des Widerstands.
Diese Protestform breitete sich nach dem 4. September 1989 schnell aus: In Leipzig und anderen Städten begannen die Menschen, regelmäßig zu demonstrieren. Am 2. Oktober nahmen in Leipzig bereits bis zu 20.000 Menschen an der Montagsdemonstration teil, am 16. Oktober waren es 120.000. In Berlin kam es am 4. November zur größten Massendemonstration der DDR-Geschichte mit einer Million Menschen auf dem Alexanderplatz.
Auch nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 gingen die Menschen in der DDR weiter auf die Straße. Als am 16. November 1989 die Montagsdemonstrationen in der ganzen DDR mehr als eine Million Teilnehmende zählten, war die innerdeutsche Grenze bereits Geschichte.
Mitarbeiter des Staatsicherheitsdienstes (Stasi) entreißen Leipziger Demonstranten am 4. September 1989 ein Transparent auf dem "Reisefreiheit statt Massenflucht" steht.
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