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30 Jahre DAX | Hintergrund aktuell | bpb.de

30 Jahre DAX

Redaktion

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Aus den Wirtschaftsnachrichten ist er nicht mehr wegzudenken – der Deutsche Aktienindex (DAX). Am 1. Juli wird der wichtigste deutsche Leitindex 30 Jahre alt.

Auf Talfahrt: ein Aktienhändler an der Börse in Frankfurt. (© picture-alliance)

Um rund 1.300 Prozent ist die Bewertung der im Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen seit der Index-Einführung bis heute gestiegen. Für Medien, Banker und Börsianer ist er deshalb eine "Erfolgsgeschichte".

Während der US-amerikanische Interner Link: Dow Jones seit 1928 die Entwicklung der wichtigsten Einzel-Aktienwerte der New Yorker Wall Street zusammenfasst, gab es in Frankfurt lange Zeit ein Nebeneinander verschiedener miteinander konkurrierender Indizes, die teils von Banken, teils von Börsenzeitungen gegründet worden waren und die die Unternehmenswerte an der deutschen Börse abbildeten. Am 1. Juli 1988 füllte der DAX diese Lücke. Initiiert wurde er gemeinsam von der Frankfurter Börse, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierbörsen (ADW) und der Börsen-Zeitung. Andere Indizes, die die Wertentwicklung bestimmter Marktsegmente abbilden, wie etwa der "TecDax" für die wichtigsten Technologiewerte, folgten.

Der Deutsche Aktienindex DAX

Der DAX ist der mittlerweile wichtigste deutsche Aktienindex. Er misst minütlich die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen am deutschen Aktienmarkt – bezogen auf den Orderbuchumsatz, also die Zusammenfassung aller Umsatzzahlen und die Streubesitz-Marktkapitalisierung. Unter Streubesitz wird der Aktienanteil einer Aktiengesellschaft verstanden, der sich nicht in festen Händen befindet, also über den Markt handelbar ist. Nach Definition der Deutsche Börse AG werden alle Aktienpakete unter fünf Prozent dem Streubesitz zugerechnet. Alle Anteile, die von Vermögensverwaltern, Fonds, Kapitalanlagegesellschaften, Treuhand- und Pensionsgesellschaften gehalten werden, gehören definitionsgemäß ebenfalls zum Streubesitz, da bei ihnen eine Handelbarkeit angenommen wird.

Probleme gab es zunächst bei der Namensfindung: Ursprünglich sollte das neue Börsenbarometer "Kiss" heißen – eine Abkürzung für Kursinformationssystem. Doch aus Angst, zum Gespött angelsächsischer Finanzmarktakteure zu werden, wurde dieser Name wieder verworfen.

DAX-Listung bringt Unternehmen viele Vorteile

Die 30 DAX-Unternehmen sollen im Regelfall diejenigen Konzerne sein, die an der Börse Frankfurt den größten Umsatz sowie die höchsten Marktkapitalisierung verzeichnen können. Letztere ist der rechnerische Gesamtwert der Anteile eines börsennotierten Unternehmens. Die 30 DAX-Unternehmen repräsentieren laut Deutscher Börse rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland.

Aktien

Anteils- oder Teilhaberpapiere, die Mitgliedschaftsrechte des Aktionärs an einer Aktiengesellschaft in einer Aktienurkunde verbriefen. Dabei zerlegen Aktien das Grundkapital einer Gesellschaft in kleine Anteile. Die rechnerische Größe, also die Höhe der Beteiligung am Grundkapital, bezeichnet man als Nennwert (siehe dort). Aktien können nur von Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA) begeben werden. Der Aktionär wird Teilhaber am Aktienkapital und damit Mitinhaber des Gesellschaftsvermögens; daraus resultieren besondere Aktionärsrechte (siehe dort), aber auch Pflichten, in Abhängigkeit der Art der Aktien. Aktien werden an Wertpapierbörsen gehandelt; ihr Wert wird regelmäßig durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage an der Börse ermittelt.


Der DAX listet Konzerne aus diversen, vor allem konjunkturabhängigen Branchen. So sind beispielsweise immer jeweils mehrere Konzerne der exportstarken Auto-, Chemie und Autobranche vertreten. Doch auch Banken und Versicherungsunternehmen sind darin gelistet, ebenso stark vom Inlandsmarkt abhängige Firmen, etwa aus dem Energie- oder Immobilienbereich.

Unternehmen bringt eine DAX-Listung erhebliche Vorteile: Viele Interner Link: Index-Fonds bilden die 30 DAX-Unternehmen ab, und eine Aufnahme in den Frankfurter Leitindex bedeutet auch einen deutlichen Bekanntheitszugewinn, womit eine erhöhte Nachfrage von Investoren einhergeht. Firmen, die dem DAX angehören oder für die Aufnahme in den Index überhaupt in Frage kommen wollen, müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen: Sie sind etwa verpflichtet, hohe internationale Transparenzanforderungen zu erfüllen. Auch müssen sie im Interner Link: Xetra, dem elektronischen Handelssystem der Deutschen Börse, gehandelt werden. Mindestens ein Zehntel der Unternehmensaktien müssen im Börsenhandel sein. Außerdem ist der Konzern ist verpflichtet, einen Sitz in Deutschland zu haben. Bei EU-Firmen reicht es allerdings, wenn diese den Schwerpunkt ihres Aktienumsatzes in Frankfurt haben.

Mehr als die Hälfte der DAX-Aktien in ausländischer Hand

Darüber, wer neu in den DAX aufgenommen wird und wer den Index verlassen muss, entscheidet regelmäßig die Deutsche Börse gemeinsam mit Bankenvertretern. Dieser "Arbeitskreis Aktienindizes" überprüft unter anderem Börsenumsatz und Marktkapitalisierung. Es gibt zwar Kriterien, wann ein Unternehmen in den DAX "aufsteigen" kann oder "absteigen" soll – diese sind aber nur sogenannte Orientierungswerte: Ein DAX-Mitglied, das nach Börsenumsatz und Marktwert nicht mehr zu den größten 40 Unternehmen an der deutschen Börse gehört, wird demnach in der Regel ersetzt, sofern es einen Nachfolger gibt, der in beiden Kriterien mindestens Rang 35 erreicht. Expertinnen und Experten beziehen bei ihrer Empfehlung an die Deutsche Börse aber auch die langfristigen Perspektiven einer Aktie ein, denn Stabilität ist für den Aktienindex von großer Bedeutung – und andauernd wechselnde DAX-Mitglieder würden die langfristige Vergleichbarkeit eines Index gefährden. In den vergangenen Jahren gab es anders als noch in den 1990er- und 2000er-Jahren nur noch wenige Änderungen in der Zusammensetzung des Börsenbarometers.

Dass die Firmen einen Sitz in Deutschland haben, heißt nicht, dass die Aktionäre ebenfalls in Deutschland vertreten sein müssen: Zuletzt gehörte mehr als die Hälfte der Aktien der 30 Index-Mitglieder ausländischen Anlegern.

Aktionärsstruktur des Deutschen Aktienindex Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Zwar gab es in der Geschichte des DAX erhebliche Kursschwankungen und mitunter massive Kursverluste – etwa nach den Anschlägen auf das World Trade Center. Und auch das Platzen der New Economy-Blase Anfang der 2000er-Jahre bescherte vielen Anlegern ein sattes Minus. Über die Jahre hinweg brachte der DAX jedoch den Sparern und Spekulanten, die exakt die im DAX enthaltenen 30 Unternehmensaktien oder einen entsprechenden Indexfonds erwarben, weit höhere Gewinne als klassische Sparangebote oder die meisten anderen Investments.

Rendite von rund 9 Prozent jährlich

Als Ausgangskurs für den DAX legten die Verantwortlichen der Frankfurter Börse einen Wert von 1.000 Punkten zum 31. Dezember 1987 fest. Anfang Januar 2018 notierte er in der Spitze bei über 13.000 Punkten. Die Anleger konnten seit der Index-Einführung eine durchschnittliche jährliche Interner Link: Rendite von rund 9 Prozent für sich verbuchen, also dem jährlichen Ertrag der jeweiligen Kapitalanlagen.

In Zeiten extrem niedriger Sparzinsen betonen Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft und Medien immer wieder, dass Aktien auch für die breite Masse eine Möglichkeit seien, ihren Wohlstand zu mehren. Die deutsche Bevölkerung hat demgegenüber jedoch insgesamt eher eine vergleichsweise geringe Neigung, Geld in Aktien oder Aktienfonds anzulegen. Seit dem Jahr 2001, in dem noch 12,9 Millionen Personen an den Aktienmärkten engagiert waren, hat sich die Zahl auf 9,0 Millionen Aktionäre im Jahr 2015 reduziert.

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