Am Mittwoch (11.02.2009) sind bei Anschlägen der radikal-islamischen
Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens 26 Menschen ums
Leben gekommen. Der Ruf nach Verstärkung der internationalen Truppen wird
lauter.
Zerbrochenes Glas vor dem Justizministerium in Kabul. Foto: AP
Angriffziel der schwer bewaffneten Terroristen waren das Justiz- und das
Bildungsministerium sowie die städtische Gefängnisverwaltung in Kabul. Bereits Mitte Januar hatte sich ein Selbstmordattentäter vor der deutschen Botschaft in Kabul in die Luft
gesprengt. Immer häufiger gerät bei Selbstmordanschlägen auch die
Zivilbevölkerung ins Visier der Terroristen. Erst im Herbst 2008 hatten die Nato-Truppen die Verantwortung für Kabul in die Hände der örtlichen Sicherheitskräfte übergeben.
Europäische Diplomaten sehen in den jüngsten Anschlägen ein Wiedererstarken
der Taliban. Damit könnten auch die Bemühungen der internationalen
Staatengemeinschaft gefährdet sein, die seit dem Sturz des Talibanregimes
2001 unternommen wurden: Der Einfluss der radikalen Islamisten hat trotz
steigender Präsenz der internationalen Schutztruppen in den vergangenen
Jahren wieder zugenommen. Dadurch hat sich seit 2006 die Sicherheitslage im
Land kontinuierlich verschlechtert, insbesondere im Süden. Die Regierung in
Kabul hat Schwierigkeiten, ihren Einfluss im gesamten Land geltend zu
machen. Ferner trägt der Drogenanbau zur Destabilisierung bei, mit dem die
Taliban ihre terroristischen Aktivitäten größtenteils finanzieren. Dem
jüngsten Bericht der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) zum
Drogenanbau in Afghanistan weist zwar darauf hin, dass der Opiumanbau im
Jahr 2008 zurückgegangen sei. Dennoch sei er noch immer eine der wichtigsten
Einnahmequellen für die Aufständischen.
Angesicht der instabilen Sicherheitslage fordern die USA und die Führung der
Nato eine weitere Aufstockung der Militärpräsenz, um den Wiederaufbau im
Lande gewährleisten zu können. Der US-amerikanische Kommandeur der
ISAF-Schutztruppen in Afghanistan, David McKiernan, hält eine
Truppenverstärkung um bis zu 30.000 Soldaten für nötig, um nachhaltig gegen
die Taliban vorgehen zu können. Zurzeit sind rund 36.000 US-amerikanische
Soldaten dort stationiert.
Allerdings stoßen die internationalen Truppen im Land immer stärker auf
Ablehnung: War das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung zu Beginn der
Einsatzes 2001 noch groß, schlägt es laut einer Umfrage von ARD, ABC und BBC
zunehmend in Resignation und Ablehnung um. Unter dem täglichen Eindruck von
Gewalt, Unterdrückung und Armut glauben heute nur noch 40 Prozent der
Afghanen, dass sich ihr Land in Richtung Frieden bewegt - im Oktober 2005
stimmten noch 77 Prozent der Afghanen der Aussage zu, dass ihr Land sich in
einer guten Lage befinde. Nur noch ein Drittel glaubt, dass die Taliban
militärisch besiegt werden können. Im Gegenzug sprachen sich zwei Drittel
der Afghanen für Verhandlungen mit den radikalen Islamisten aus und
befürworten deren politische Beteiligung an der Macht.
Im Jahr 2001 wurden die Taliban gestürzt. Doch noch immer versuchen sie mit ihrem Terror die Bevölkerung einzuschüchtern und die Macht im Land...
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