Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Erwerbsaustritt und Renteneintritt | Rentenpolitik | bpb.de

Rentenpolitik Rentenpolitik kompakt Lebenslagen Älterer Einkommen im Alter und Altersarmut Alterssicherungssysteme Grundsicherung Grundlagen und Geschichte der GRV Leistungen und Finanzierung Rentenberechnung, Rentenanpassung, Rentenhöhe Renten in Ostdeutschland Betriebliche und private Altersvorsorge Altersgrenzen, Altersübergänge, Alterserwerbstätigkeit Finanzierungsprobleme Reformbedarfe und Reformdebatten Alterssicherung in Europa Altersbilder und Lebenslagen Vom Defizit- zum Ressourcenmodell Aspekte der Lebenslagen Älterer Materielle Teilhabedimensionen Immaterielle Teilhabedimensionen Die Unterschiedlichkeit beachten! Alterseinkommen und Altersarmut Einkommensquellen und -arten Höhe und Verteilung der Gesamteinkommen Altersarmut Wachsende Altersarmut in der Zukunft? Zuverdienst im Alter Alterssicherung Einkommensbedarf im Alter Leistungsbedingungen und Leistungsziele Grenzen einer familiären Absicherung Öffentliche Alterssicherung Betriebliche Altersversorgung Private Vorsorge Umlagefinanzierung oder/und Kapitaldeckung 3-Säulen-System der Alterssicherung Beamtenversorgung, Berufsständische Systeme, Sondersysteme Beamtenversorgung Alterssicherung der Landwirte Künstlersozialversicherung Berufsständische Versorgungswerke Grundsicherung Leistungsprinzipien Anspruch und Bedürftigkeit Leistungshöhe und Fallbeispiele Berechnung des Regelbedarfs Träger, Ausgaben und Finanzierung Empfänger und Dunkelziffer Grundsicherung und Rente Grundsicherung und Altersarmut Grundlagen der Gesetzlichen Rentenversicherung Grundprinzipien Versichertenkreis Leistungen im Überblick Struktur und Entwicklung der Rentenzahlen Rentenfinanzen im Überblick Organisation und Selbstverwaltung Geschichte der Rentenversicherung Traditionen und Vorläufer Bismarcks Sozialgesetze Die Entwicklung bis 1945 Nachkriegsgeschichte bis 1990 Von 1990 bis heute Leistungen der Rentenversicherung Altersrenten und Altersgrenzen Erwerbsminderungsrenten Hinterbliebenenrenten Kindererziehungs- und Pflegezeiten Rehabilitation Finanzierung Rentenversicherung als Parafiskus Beitragseinnahmen Bundeszuschüsse Versicherungsfremde Leistungen Ausgaben Umlageverfahren und Rücklagen Rentenberechnung Teilhabeäquivalenz Die Rentenformel Rentenrechtliche Zeiten Alters- und Erwerbsminderungsrenten Hinterbliebenenrenten Beitragsabzüge und Besteuerung Rentenanpassung Die lohndynamische Rente Die Rentenanpassungsformel Das Rentenniveau Höhe und Verteilung Bestimmungsfaktoren für die Rentenhöhe Durchschnittliche Altersrenten, alte Bundesländer Rentenschichtung Niedrigrenten Versichertenrenten von Frauen Erwerbsminderungsrenten Hinterbliebenenrenten Kumulation von Renten Renten in den neuen Bundesländern Deutsche Einigung und Rentenversicherung Unterschiedliche Rentenberechnung Durchschnittliche Altersrenten Rentenschichtung Abschluss der Rentenüberleitung Betriebliche Altersversorgung Stellenwert und Charakteristika Durchführungswege Unverfallbarkeit Rentenhöhe und Rentenanpassung Entgeltumwandlung Empirische Befunde Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst Perspektiven: Betriebsrentenstärkungsgesetz Private Vorsorge/"Riester-Rente" Vorsorgeprodukte Riester-Förderung Verbreitung und Nutzung Lebensstandardsicherung? Altersgrenzen, Alterserwerbstätigkeit Heraufsetzung der Altersgrenzen Erwerbstätigkeit im Alter (Langzeit-)Arbeitslosigkeit Erwerbsaustritt und Renteneintritt Berufliche Leistungsfähigkeit im Alter Rente erst ab 70? Fachkräftesicherung Flexible Altersübergänge Flexibilisierung der Altersgrenzen Gleitender Ruhestand Altersteilzeit und Teilrente Weiterarbeit trotz Rente Altersgrenzen nach Art der Beschäftigung? Destandardisierung des Lebenslaufs? Demografischer Wandel und Rentenfinanzierung Bevölkerungsvorausberechnungen Verschiebung der Altersstruktur Demografie und Beschäftigung Demografie und gesamtwirtschaftliche Entwicklung Ein drohender Generationenkonflikt? Rentenversicherung zwischen Krisen und Konjunkturen Finanzierung im Umlageverfahren Rentenversicherung und Arbeitsmarkt Einschnitte im Leistungsrecht Rentenfinanzen während und nach der Finanzkrise Kapitaldeckungsverfahren als Finanzierungsalternative? Umlage- versus Kapitaldeckungsverfahren Eine kurze Historie Pro und Contra Kapitalmarktfundierung und Demografie Risiken im Überblick Kapitalmarktfundierung und Finanzkrise Alterssicherung von Frauen Der Fortschritt als Schnecke Auswirkungen der Alterssicherungspolitik Höhere eigenständige Renten von Frauen Armutsfeste Renten Ansatzpunkte zur Vermeidung von Altersarmut Reformen auf dem Arbeitsmarkt Solidarausgleich in der Rentenversicherung Mindestrenten Systemwechsel: Grundrente Ausbau der Grundsicherung im Alter Absicherung von Selbstständigen Lebensstandardsicherung Ziele der Alterssicherung Versorgungslücken Obligatorische betriebliche bzw. private Vorsorge? Stabilisierung des Rentenniveaus Finanzierbarkeit trotz demografischer Belastungen? Alterssicherungssysteme in Europa Gestaltungsvarianten Alterssicherungssysteme im empirischen Vergleich Altersgrenzen und Alterserwerbstätigkeit Länderbeispiele Alterssicherungspolitik der EU Die EU: Wirtschaftsunion − aber keine Sozialunion Empfehlungen zur Ausgestaltung der Rentensysteme Das europäische Semester Finanzkrise, Rettungsschirme und Rentenkürzungen Alterssicherung und grenzüberschreitende Beschäftigung Quiz Infografiken Literaturverzeichnis Glossar Redaktion

Erwerbsaustritt und Renteneintritt

Gerhard Bäcker Ernst Kistler

/ 3 Minuten zu lesen

Das Renteneintrittsalter ist meist nicht identisch mit dem Erwerbsaustrittsalter. Zwischen Erwerbsaustritt und Renteneintritt weisen sehr viele Versicherte Zwischenphasen auf, so z.B. Arbeitslosigkeit, Bezug der Grundsicherung oder der Rückzug aus dem Erwerbsleben. Nur ein Teil der Versicherten wechselt aus einer regulären Beschäftigung bruchlos in die Rente.

Älterer Arbeitnehmer in Metallbaufirma. Nur rund jede dritte neue Altersrente beginnt unmittelbar aus einer versicherungspflichtigen Beschäftigung heraus. (© picture-alliance/dpa)

Der Berentungsprozess ist individuell ganz unterschiedlich. Das ergibt sich aus Untersuchungen, die für verschiedene Fallgruppen die letzte Beitragszahlung und die erste Rentenzahlung zum Gegenstand haben.

  • Das durchschnittliche Zugangsalter bei den Altersrenten hat sich seit der Jahrtausendwende merklich erhöht: von 62 Jahren auf etwa 64 Jahre (Männer: 64,0 Jahre, Frauen: 64.3 Jahre) (vgl. Abbildung "Durchschnittliches Zugangsalter in Altersrenten 1993 − 2017").

  • Hingegen liegt das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter − differenziert nach einzelnen Personengruppen – immer noch deutlich niedriger.

Durchschnittliches Zugangsalter in Altersrenten 1993 - 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Dies verdeutlicht die Abbildung "Status vor Rentenbezug – Altersrentenzugänge 2017". Gezeigt wird, aus welchem Status die neuen Altersrentnerinnen und -rentner 2017 in West- und Ostdeutschland in den Rentenbezug jeweils wechselten. Es wird deutlich, dass nur ein Teil der Altersrenten unmittelbar aus einer versicherungspflichtigen Beschäftigung heraus begann. Die überwiegende Zahl der NeurentnerInnen wechselt aus Arbeitslosigkeit, Altersteilzeit, einem anderen aktiven Versicherungsverhältnis oder aus einem passiven Versicherungsverhältnis in den Bezug einer Altersrente.

Status vor Rentenbezug – Altersrentenzugänge 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Solche passiven Versicherungsverhältnisse sind vor allem solche von Hausfrauen mit früher erworbenen Rentenansprüchen (auch Personen die sich ohne Leistungsanspruch aus einer Arbeitslosigkeit abgemeldet haben) und früher gesetzlich Rentenversicherten die während ihres Arbeitslebens z. B. in ein Beamtenverhältnis oder in die Selbstständigkeit wechselten. Passiv Versicherte beginnen ihre Rente normalerweise erst mit der Regelaltersgrenze oder – in der Regel verbunden mit Abschlägen – mit der Inanspruchnahme einer vorgezogenen Altersrente.

Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass ein "glatter" Altersübergang (Rentenzugang direkt aus der Erwerbstätigkeit) in Altersrenten vor allem denjenigen zuvor aktiv Versicherten gelingt, die zumindest die letzten 3 Jahre vor dem Rentenbeginn stabil in Beschäftigung waren und nicht nur kurz vorher. Die Chancen eines bruchlosen Altersübergangs hängen dabei entscheidend von den Berufen/Tätigkeiten, Qualifikationen, Branchen sowie dem Gesundheitszustand ab. Je besser der sozioökonomische Status, umso eher gelingt ein später Renteneintritt aus stabiler Beschäftigung heraus.

Status vor Altersrentenbezug: Zugänge von Männern in Deutschland 2000 – 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Hingegen müssen vor allem jene älteren Beschäftigten die noch verbliebenen Möglichkeiten eines Renteneintritts vor der Regelaltersgrenze in Anspruch nehmen, die nach (langer) Arbeitslosigkeit im rentennahen Alter vergeblich nach einer Neuanstellung suchen und/oder aufgrund von physischen und/oder psychischen Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, in ihrem erlernten Beruf oder ihrer ausgeübten Erwerbstätigkeit bis zum Erreichen der abschlagsfreien Regelaltersgrenze weiterzuarbeiten. Im Ergebnis wird damit die soziale Polarisierung des Alters vertieft. Während die qualifizierten Beschäftigten mit einem in der Regel besseren Gesundheitszustand und leichteren Arbeitsbedingungen länger arbeiten können und werden, auch weil die Unternehmen angesichts des Fachkräftebedarfs daran ein wachsendes Interesse haben, sind die Beschäftigten im unteren Qualifikationsbereich sowohl hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes als auch der belastenden Arbeitsbedingungen dazu häufig nicht in der Lage.

Status vor Altersrentenbezug: Zugänge von Frauen in Deutschland 2000 – 2017 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Da die erstgenannte Gruppe über ein höheres Einkommen verfügt und in der Rentenversicherung wie in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge vergleichsweise gut abgesichert ist, wären hier Abschläge finanziell noch am leichtesten verkraftbar. Tatsächlich müssen die Abschläge aber überwiegend von jenen in Kauf genommen werden, denen eine Weiterarbeit bis zum Alter von 65 oder gar bis 67 Jahren kaum möglich ist, die aber nur über niedrige Renten verfügen und auch nicht oder nur sehr begrenzt auf ergänzende Leistungen aus der betrieblichen und privaten Altersvorsorge zurückgreifen können.

Allerdings lässt sich auch beobachten, dass im Zeitverlauf der Anteil der Altersrentenzugänge aus zuvor versicherungspflichtiger Beschäftigung erheblich zugenommen hat: Bei den Männern waren es 2008 noch 18,3 Prozent, hingegen 2017 schon 41,7 Prozent; bei den Frauen waren es 17,3 Prozent im Jahr 2008 gegenüber 38,2 Prozent im Jahr 2017 (vgl. Abbildungen "Status vor Altersrentenbezug: Zugänge 2000 − 2017 für Männer und für Frauen").

Weitere Inhalte

Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.

Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee ist Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.