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Jugendliche für Ausgrenzung sensibilisieren | Volksgemeinschaft - Ausgrenzungsgemeinschaft | bpb.de

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Jugendliche für Ausgrenzung sensibilisieren

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Im Praxisworkshop "Ausschlusserfahrungen" wird die Perspektive der Opfer von Ausgrenzung aus historischer und didaktischer Perspektive diskutiert. Als Beispiel aus der Praxis wird ein DVD-Projekt vorgestellt, das Schülern die Möglichkeit gibt, sich vielfältig mit Zeitzeugeninterviews auseinanderzusetzen.

Workshop 1: "Ausschlusserfahrungen – Die Perspektive der Nicht-Zugehörigen/Opfer" (© Mirko Tzotschew / Kooperative Berlin)

Den Workshop "Ausschlusserfahrungen", bei dem die Perspektive der Nicht-Zugehörigen und Opfer thematisiert werden, leitet Prof. Dr. Michael Wildt aus historisch-wissenschaftlicher Perspektive ein. Er gibt zu bedenken, dass die Gegenüberstellung Vergemeinschaftung und Ausgrenzung nicht ganz so einfach sei, wie sie zunächst klingt. Gemeinschaften, so Wildt, gehörten zum täglichen Leben. Wichtig sei es etwa – auch bei der Betrachtung gegenwärtiger Formen der Gemeinschaftsbildung – nach den Mechanismen des Zugangs zu einer Gruppe zu fragen: Kann man selbst über Zugehörigkeit (oder auch einen freiwilligen Austritt) bestimmen oder machen das andere? Wann kann man sich im Falle des Ausschlusses als Opfer fühlen, wann nicht?

Trivialisierung historischer Ereignisse

Wolf Kaiser von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz gibt im Anschluss an diese Fragen einen Überblick über die Vielfalt an Quellen, mit denen Jugendliche für historische Ereignisse wie die Shoa sensibilisiert werden können. Er weist unter anderem darauf hin, dass eine Übertragung der Erfahrungen von damals auf die heutige Zeit leicht als Gleichsetzung missverstanden werden bzw. zu einer Trivialisierung der historischen Ereignisse führen kann.

Dennoch solle nicht darauf verzichtet werden, Schülern in anschaulicher, verständlicher und auch berührender Weise nahezubringen, wie Zeitgenossen die Ereignisse erlebt haben. Zeitgenössische Dokumente wie Tagebücher oder Briefe eigneten sich dazu besonders. Zeitzeugengespräche seien ebenfalls sinnvoll, wobei sie jedoch weniger historisches Wissen vermittelten, sondern eher die Persönlichkeit des Zeugen in den Vordergrund stellten. Weil immer weniger lebende Zeitzeugen für direkte Begegnungen zur Verfügung stünden, werde in der politischen Bildung verstärkt mit Aufzeichnungen gearbeitet.

Kreativität beim Auffinden von Quellen

Wie gewinnbringend man Video-Interviews im Unterricht einsetzen kann, demonstriert Bernd Körte-Braun vom Center für Digitale Systeme der FU Berlin. Als Beispiel aus der Praxis politischer Bildung stellt er die Lernsoftware "Zeugen der Shoa" vor, mit der Schüler auf aufgezeichnete Interviews mit Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung zugreifen und spezifische Aufgabenstellungen dazu bearbeiten können. Die Edition bietet darüber hinaus eine Fülle von Fotos, Texten und Karten, ein Lexikon, Informationen zur Methodik der Oral History und vieles mehr.

Dass die Quellenlage nicht für alle Opfergruppen gleichermaßen gut ist, wird in der anschließenden Diskussion deutlich, bei der u. a. Beispiele aus Sachsen und Hamburg angesprochen werden. Michael Wildt weist hier darauf hin, dass eine fragmentarische Quellenlage zum Alltag des Historikers gehört, und plädiert für Kreativität beim Aufspüren neuer Quellen und bei der Erarbeitung didaktischer Materialien. So könnten beispielsweise eindrucksvolle Dokumente entstehen, wenn schriftliche Quellen heute an authentischen Orten vorgelesen werden.

Fussnoten