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AG Medienkompetenz in der Kindheit

/ 5 Minuten zu lesen

Die thematischen Ausgangspunkte der Arbeitsgruppe finden Sie Interner Link: hier.

AG Medienkompetenz in der Kindheit

Sabine Eder, Kati Struckmeyer und Fiona Lenssen haben eingeladen zur ersten AG am zweiten Meko-Tag - und fast 20 Teilnehmer aus den verschiedensten Bereichen, von Forschung und Lehre, über klassische Medienpödagogik hin zu Erwachsenenbildung, Lehrerfortbildung und Instituten zu Medienbildung sind gekommen, um sich mit den jüngsten Mediennutzerinnen und Mediennutzern zu beschäftigen.

Kindheit steht als Thema im Raum - dabei lässt sich gar nicht so leicht entscheiden, was Kindheit eigentlich ist; von der Kita über den Kindergarten in die Grundschule stellen sich ganz verschiedene Herausforderungen über die verschiedenen Medienarten hinweg. Die Arbeitsgruppe spricht aber nicht nur über Mediennutzung, sie setzt auch um: Über die App SyncSpace werden Fragen und Ideen gesammelt, anschließend referiert Fiona Lenssen über Mediennutzung in Familien und zeigt anschaulich, dass Kinder und Jugendliche immer mehr an Smartphones und Tablets aktiv sind und stellt die Wiki-PlattformExterner Link: www.gute-apps-fuer-kinder.de vor, die in einem Projekt der Uni Mainz entstanden ist. Zu guter Letzt wurde ein 'World Café' gegründet und in drei Gruppen angeregt diskutiert über Tablets in Kinderhand, Medienkompetenz bei Lehrerinnen und Lehrern und die Pros und Cons von Bilderbuchapps - bevor sich alle noch einmal auf die bereitgestellten Tablets stürzen, um selbst fleißig auszuprobieren, worüber so viel geredet wurde ... Klar wird am Ende vor allem: Es bleiben viele Fragen offen, es fehlt an Forschung, an Material und an Wissen - aber Spaß macht es doch allen.

iBrainstorm Kinder und Medien

Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1: Medienkompetenz in der Kindheit

Breiten Raum nahm in der Arbeitsgruppe „Medienkompetenz in der Kindheit“ die Diskussion um Verfrühungstendenzen im Umgang mit elektronischen Medien ein. Die Medien- und Spielzeugindustrie legt bereits Eltern von Säuglingen und Kleinstkindern nahe, die Aufmerksamkeit der Sprößlinge auf Tablets zu lenken z.B. mit Produkten wie dem „New Born to Toddler Fisher Price Apptivity Seat for iPad“ oder dem „iPotty“, einem High-Tech-Töpfchen, das das Toilettentraining mit elektronischer Unterhaltung kombinieren soll. Dies weckt die berechtigte Sorge, dass bereits Babys und Kleinstkinder mit Angeboten traktiert werden, denen sie sich von selbst nicht zuwenden würden und die sie weder verstehen noch verständig bedienen können.

Durch die rasant anwachsende Verbreitung von Smartphones und Tablets in Familienhaushalten, das Vorbild von Eltern und älteren Geschwistern finden die Kleinen diese Medien schon früh attraktiv. Die Medien sind Alltagsgegenstand und eine angepasste Heranführung ist notwendig wie bei anderen Gegenständen der Alltagsumgebung auch. Dazu, ab welchem Alter Kinder in der Lage sind kindbezogene Angebote wie Bilderbuch- und Vorlese-Apps zu verstehen, sie aktiv und selbständig zu nutzen, liegen allerdings noch kaum systematische Erkenntnisse vor. Es tut sich die Frage auf, inwieweit kleine Kinder von den Angeboten profitieren, worin der spezifische Nutzen liegt und ob nicht gar Lernprozesse behindert werden. Hier ist dringend ein systematischer Übertrag entwicklungspsychologischer Erkenntnisse und medienpädagogische Forschung gefordert. Einigkeit bestand darin, dass für Kinder im Kindergartenalter, für die es bereits altersangepasste Apps gibt, der Umgang mit Tablet etc. nur eine zeitlich begrenzte Aktivität unter vielfältigen Spielaktivitäten sein sollte und eine Begleitung elementare Voraussetzung ist. Eltern und Erziehende sich sollten sich fragen, in welchen Situationen die Nutzung von Apps angemessen bzw. von Vorteil ist (z.B. unterwegs, weil ein Tablett mehr Spiele und Bücher bergen kann als jede Reisetasche) und was jeweils die Alternativen sind. So bietet z.B. die häufig gegebene Mehrsprachigkeit von z.B. Bilderbuch-Apps Kitas ein Surplus bei der Arbeit mit Migrantenfamilien. Im Umgang mit den Apps kommen jedoch auch Fragen des Daten- und Jugendmedienschutzes auf Kitas zu, daher empfiehlt es sich Tablets in der Kita nur offline zu verwenden. Bewertungen konkreter Kinder-Apps finden sich in der netzbasierten Datenbank „Apps für Kinder“ des dji-Projekts „Digitale Medien in der Lebenswelt von Klein- und Vorschulkindern“ und im wiki http://de.gute-apps-fuer-kinder.de des Media Literacy Lab an der AG Medienpädagogik der Universität Mainz.

Gerade in Kitas gibt es vielfältige Möglichkeiten Medien in die Erkundung der Welt einzubeziehen. Einen klaren Mehrwert bieten die Apps für Tablet und Smartphone, wenn es um das Erstellung von Kurzfilmen oder Fotostorys geht. So können Kindergartenkinder, die Fotofunktion von Tablets nutzen, um genau hinzusehen und zu dokumentieren, was ihnen gefällt oder was sie nicht mögen. Sogar Zweijährige können bereits verdeutlichen, was sie in ihrer Umgebung wahrnehmen und so ihre Weltsicht nachvollziehbar machen. Aber die Frage, wie früh Medienkompetenz durch den klassischen Ansatz des Selbermachens förderbar ist und welches medienkundliche Wissen bereits Kleinkinder brauchen, um sich die Medienwelt adäquat anzueignen, erfordert vertiefende Forschung und weitergehende medienpädagogische Reflexion. Ein exploratives Krippenprojekt des JFF zeigte, dass selbst Filmprojekte mit ca. Zweieinhalb- bis Dreijährigen bereits möglich sind: Sie sind in der Lage die Raupe Nimmersatt zum Star eines kurzen Stopp-Trick-Filmchens zu machen. Sie haben viel Spaß dabei Plastilinraupen zu formen und mit dem Tablet zu fotografieren. Auch den so entstandenen Film schauen sich die Kinder immer wieder mit Freude an. Inwieweit sie dadurch jedoch verstehen, dass Medien gemacht sind und dass Bewegung durch eine Reihung von Einzelbildern darzustellen ist, lässt sich anhand ihrer Äußerungen jedoch kaum beurteilen.

In Bezug auf das Grundschulalter stand die Internetnutzung im Zentrum der Diskussion, wobei die schulischen Kontexte stark thematisiert wurden. In diesem Alter zeigt sich jedoch noch häufig eine eklatante Kluft zwischen den hohen Nutzungszahlen, welche die quantitativ ausgelegte Forschung belegt und Erkenntnissen aus der qualitativen Forschung, die auf eine noch gering ausgeprägte Kompetenz im Umgang mit dem Internet verweist. Nicht selten stellen Lehrer wie selbstverständlich Hausaufgaben, die eine Internetrecherche beinhalten ohne zu hinterfragen, wie es um die heimischen Unterstützungsmöglichkeiten steht. In Bezug auf Schulen zeigt sich eine starke Heterogenität: Auf der einen Seite gibt es High-Tech-Schulen auf der anderen fehlt es in vielen anderen an technischer Ausstattung. In der (Ganztags-)Schule ist in Hinblick auf die Förderung von Medienkompetenz ein Zusammenspiel mit Projekten außerschulischer medienpädagogischer Initiativen sinnvoll. Insbesondere in die Lehrerbildung sind mehr medienpädagogische Ausbildungsinhalte zu integrieren.

Auch Aspekte des Jugendmedienschutzes wurden angesprochen: Die Bekanntheit sicherer Surfräume für Kinder ist noch zu gering und es braucht mehr Unterstützung und Lobbyarbeit für gute Kinderangebote. Gleichzeitig sind die Kinder durch Kompetenzförderung selbst ‚sicherer‘ im Umgang mit dem Internet zu machen. Eine besondere Schwierigkeit in der Projektarbeit: Wie ist der Einsatz teurer internetfähiger Geräte, für die es u.U. noch keine technischen Schutzlösungen gibt, zu gestalten ohne Begehrlichkeiten bei den Kindern zu wecken, die unter Umständen die Eltern unter Druck setzen?

Fussnoten