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Organisation und Arbeitsweise der Komintern | APuZ 30/1958 | bpb.de

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APuZ 30/1958 Organisation und Arbeitsweise der Komintern

Organisation und Arbeitsweise der Komintern

GÜNTHER NOLLAU

Die folgende Darstellung ist mit freundlicher Genehmigung des Verlages dem Buch von Dr. Günther Nollau „DIE INTERNATIONALE" entnommen. Das Buch wird demnächst im Verlag für Politik und Wirtschaft, Köln, erscheinen.

I. Die Organisation

Nach den Beschlüssen der beiden ersten Weltkongresse sollte die Komintern eine aus einzelnen Sektionen, den nationalen Kommunistischen Parteien, bestehende Weltpartei sein. Ihr Zweck war, mit allen Mitteln, auch mit Waffengewalt, „für den Sturz der internationalen Bourgeoisie und für die Schaffung einer internationalen Sowjetrepublik“ zu kämpfen Dieser Aufgabe gemäß war die Komintern straff zentralistisch organisiert. Den Anforderungen des revolutionären Kampfes entsprach die Arbeitsweise der Internationale.

Die Organisation der Komintern wies einmal alle Elemente einer kommunistischen Partei auf. Zum anderen hatte sie, anders als nationale Parteien, organisatorische Glieder, die sie befähigten, ihrer Rolle als Welt partei gerecht zu werden.

Der Weltkongreß und das EKKI Das oberste Organ der Komintern (§ 4 der Statuten) war der Weltkongreß, zu dem die „Sektionen" ihre Delegationen entsandten. Der Weltkongreß entsprach dem Parteitag einer nationalen Partei, auf dem sich die Delegierten der Untergliederungen versammeln. Der Weltkongreß wählte das Exekutivkomitee (EKKI) als leitendes Organ der Komintern Das EKKI ist mit dem Zentralkomitee einer kommunistischen Partei zu vergleichen. Dem Politbüro der kommunistischen Parteien entspricht das von EKKI gewählte Präsidium, dessen Vorsitz von 1919 bis 1927 Sinowjew und danach bis 1929 Bucharin innehatte Zu dem Präsidium gehörten zur Zeit des IV. Kongresses: Sinowjew, Bucharin, Radek, Fritz Heckert, Boris Souvarine, Egidio Gennari, Bela Kun und Jules Humbert-Droz. Wie jede kommunistische Partei hatte das EKKI als Vollzugsorgan ein Sekretariat, auch Politisches Sekretariat genannt) . Der IV Weltkongreß hat es in „Generalsekretariat" umbenannt.

Das Prinzip des „Demokratischen Zentralismus" galt auch für die Komintern (vergl. die zwölfte der einundzwanzig Bedingungen, die der II. Weltkongreß angenommen hatte). Die Anwendung dieses Prinzips machte das Präsidium des EKKI zum beherrschenden Organ der Komintern ebenso wie — dank des „Demokratischen Zentralismus“ — die Zentralkomitees der nationalen Parteien zu den ausschlaggebenden Gremien geworden sind. Als äußeres Zeichen dieser Entwicklung kann gelten, daß die Weltkongresse schon ab 1922 nicht mehr, wie die Statuten vorschrieben, jährlich, sondern in immer größeren Intervallen einberufen wurden (IV. Weltkongreß 1922; V. Weltkongreß 1924;, VI. Weltkongreß 1928; VII. und letzter Weltkongreß 1935). Eine bemerkenswerte Parallele zu dieser Entwicklung dürfte sein, daß bei der KPdSU die Parteitage auch nicht jährlich, sondern nur in großen Abständen stattgefunden haben (XVII. Parteitag 1934; XVIII. Parteitag 1939; XIX. Parteitag 1952; XX. Parteitag 1956).

Das EKKI begann, anstelle des Weltkongresses als entscheidendes Organ aufzutreten. Der IV. Weltkongreß 11. bis 5. 12. 1922) bildete mit dem Beschluß „über die Reorganisation der Exekutive der Komintern und ihre weitere Tätigkeit" ein erweitertes Präsidium, das aus dem Präsidenten, 24 Mitgliedern und 10 Ersatzmännern bestand . Diese „erweiterte Exekutive“ verkündete oftmals Beschlüsse über Fragen des Programms und der Taktik, die nach § 4 der Statuten in die Zuständigkeit des Weltkongresses gehörten. Tatsächlich aber ging die entscheidende Rolle schon früh auf das Politbüro der KPdSU über.

Bald nachdem die „erweiterte Exekutive" gebildet war, beschloß das Politbüro der KPdSU am 11. September 1923, den Aufstand in Deutschland vorbereiten zu lassen. Das EKKI hatte nur noch darüber zu beraten, wie der Beschluß auszuführen sei 5). Im Mai 1927 erlebte Ignazio Silone, wie die sowjetische Delegation unter Stalins Leitung von einem Erweiterten EKKI-Plenum verlangte, ein Schreiben Trotzkis an das Politbüro der KPdSU zu verdammen, ohne den Delegierten Gelegenheit zu geben, das Schreiben kennenzulernen. Bereits damals war die Kominternelite so weit „bolschewisiert", daß Silones Weigerung von den anderen Delegierten teils nicht verstanden (Ernst Thälmann), teils scharf bekämpft wurde (Otto Kuusinen) Seit Stalins Sieg in der sowjetischen Partei, also spätestens seit 1934, war er das die Komintern de facto leitende „Organ“.

Castro Delgado hat über die Befehlsverhältnisse, die im EKKI Anfang der vierziger Jahre herrschten, geschrieben:

„Ganz oben ist Stalin, der allen befiehlt. Diejenigen, die sich in der Mitte der Stufenleiter befinden, gehorchen denen, die über ihnen sind und befehlen den unteren. Und der untere gehorcht iwuier. Es gibt zwei Arten zu befehlen: Die großen Chefs befehlen in einem väterlichen, aber festen Ton, die kleinen Funktionäre in einem rauhen Ton wie Unteroffiziere. Aber es gibt nur eine einzige Art zu gehorchen. Ungehorsam wird nicht geduldet. Und es ist Ungehorsam, in irgendeinem Punkte mit den offiziellen Thesen nicht einverstanden zu sein."

Das Generalsekretariat des EKKI besetzte Stalin — etwa von 1939 bis zur Auflösung der Komintern — mit folgenden Funktionären

Generalsekretär war Dimitroff, zweiter Sekretär Manuilski, dem als Gehilfen der Ungar Ernö Gero und der Bulgare Stepanoff unterstanden Sekretariatsmitglieder, „gewählt“ vom Weltkongreß, waren Palmiro Togliatti (Italiener), Otto Kuusinen (Finne), Andre Marty (Franzose), Wilhelm Pieck (Deutscher), Wilhem Florin (Deutscher), Clement Gottwald (Tscheche), Jose Diaz und Dolores Ibarruri (Spanierin)

Stalin hatte Dimitroff Generalsekretär werden lassen, weil er meinte, die Herrschaft der KPdSU über die Komintern würde weniger offen in Erscheinung treten, wenn ein Bulgare Generalsekretär wäre. Außerdem war Dimitroff nach seinen „Erfolgen“ im Reichstagsbrandprozeß in der Internationale populär — und er blieb gefügig. Castro Delgado hat einige Jahre aus nächster Nähe beobachtet, daß Dimitroff nichts anordnete, was Manuilski nicht gebilligt hatte. Manuilski seinerseits war völlig von Shdanow abhängig, der damals die internationale Arbeit im ZK der KPdSU leitete. Manuilskis Gehilfen, Gero und Stepanoff, hatten weit größeren Einfluß als die „gewählten“ Sekretariatsmitglieder

Die Sektionen der Komintern entsandten ihre Vertreter ins EKKI. So waren nach dem VII. Weltkongreß z. B. in Moskau: Kopecki als Vertreter der tschechischen Partei, Ulbricht als Vertreter der KPD, Castro Delgado als Vertreter der spanischen Partei, Veljko Vlakowitsch als Vertreter der jugoslawischen Partei Der Einfluß, den die Sektionen durch ihre Vertreter ausübten, verminderte sich in gleichem Maße wie das Gewicht der KPdSU in der Komintern zunahm In den auf die großen Säuberungen folgenden Jahren spielten die Vertreter der Sektionen nur Statistenrollen, z. B. erfuhren sie die Auflösung der Komintern aus der Presse — Neben diesen Spitzenfunktionären gab es einen riesigen Stab von Hilfskräften aller Art (Libersetzer, Stenotypisten, Sachbearbeiter), der etwa 2000 bis 2 500 Personen umfaßte.

Die Abteilungen des EKKI Unter dem Präsidium arbeiteten die Abteilungen des EKKI, das insoweit etwa wie das Zentralkomitee einer nationalen kommunistischen Partei gegliedert war. In den Beschlüssen des IV. Kongresses über die Reorganisation der Exekutive sind eine Organisationsabteilung (OrgBüro), der die Abteilung für Statistik und Information unterstellt sein sollte, und eine agitatorisch-propagandistische Abteilung erwähnt Der IV. Kongreß hatte der Exekutive das Recht eingeräumt, weitere Abteilungen einzurichten. Von diesem Recht ist den Erfordernissen entsprechend Gebrauch gemacht worden. Eine Verwaltungs-und Geschäftsabteilung wurde geschaffen.

Als kommunistische Weltpartei konnte die Komintern nicht ohne Kaderabteilung auskommen. In den ersten Jahren war der polnische Kommunist Krajewski, ein Freund von Felix Dsershinski, ihr Leiter ’

Alichanow stand noch zu Beginn der Säuberungen, denen er Ende Mai 1937 ebenso wie sein Stellvertreter Tschernomordik zum Opfer fiel, an ihrer Spitze Später — bis zur Auflösung der Komintern — ist als Leiter der Kaderabteilung Wilkow genannt worden, der vorher in der Parteigruppe der KPdSLI beim EKKI tätig war Die Kaderabteilung war territorial gegliedert. Für die wichtigsten Sektionen gab es eigene Referenten. So war im „lateinischen“ Sektor die Bulgarin Stella Blagojewa tätig Den deutschen Sektor leitete ein gewisser Müller. Seine Mitarbeiterin war Grete Wilde Die Kaderabteilung war anfänglich für die Auswahl und den Einsatz der Kominternfunktionäre verantwortlich. Je tiefer aber die OGPU in die Komintern eindrang, desto mehr wurden von der Kaderabteilung Hilfsdienste für die OGPLI verlangt. Die Kaderabteilung unterhielt vollständige Personalakten über jeden Fuktionär, die alle Fehler und Qualitäten der Genossen auswiesen. Diese Personalakten waren eine Fundgrube für die OGPLI. Sie ermöglichten es nicht nur, Genossen herauszufinden, die als Mitarbeiter des Geheimdienstes in Betracht kamen, sondern sie enthielten auch vielfach oppositionelle Äußerungen der Mitglieder, die von der OGPU bei den Säuberungen als Belastungsmaterial benutzt worden sind — Die Erziehung der Kader war Aufgabe der Schulungsabteilung, die — nach den Säuberungen — von Vulko Tscherwenkoff geleitet wurde

Das Bestehen einer Militärabteilung ist von Krivitzky, Wollenberg und Borkenau bezeugt Die Militärabteilung hatte ihre größte Bedeutung, als in den größeren Sektionen der Komintern geheime militärische Organisationen bestanden, also in den zwanziger Jahren. Sie leistete bei den damaligen Planungen und ihrer Ausführung (z. B. 1923 in Deutschland) koordinierende Arbeit. Bei allen derartigen Unternehmungen, beginnend mit dem polnischen Feldzuge des Jahres 1920, war allerdings auch die Rote Armee führend beteiligt.

Die Propagandatätigkeit der Komintern wurde von der „Agitprop" -Abteilung ideologisch gesteuert Der Agit-Prop-Abteilung unterstand auch die gesamte Kominternpresse. Manuilski mag Münzenbergs Erfolge in der Pressearbeit zum Anlaß genommen haben, ihm vorzuschlagen, als „Agitpropleiter der Komintern“ in Moskau zu bleiben, was Münzenberg ab ablehnte.

Org-Büro und Finanzabteilung Die wichtigste Abteilung war die Organisationsabteilung, auch Org-Büro genannt. Ihr unterstanden die Abteilung für internationale Verbindungen (OMS — Otdjel Meshdunarodnoi Swjasi), das Herz der Komintern, wie Krivitzky sie nennt, und die Finanzabteilung 25). Leiter des Org-Büros war jahrelang Ossip Piatnitzky, ein Bolschewik, der schon vor der russischen Revolution von 1905 bei der Einschleusung der Zeitschrift „Iskra“ von der Schweiz nach Rußland mitgewirkt hatte und über reiche konspirative Erfahrungen auf internationalem Gebiet verfügte. Er trat mehrfach öffentlich durch seine Kritik an den schwachen organisatorischen Leistungen der „Sektionen“ hervor Piatnitzky geriet nach 1933 in Opposition zu Manuilski, als dieser die neue Einheitsfronttaktik einzuführen versuchte. Piatnitzky bemühte sich auch, allerdings vergeblich, den in Ungnade gefallenen deutschen Kommunisten Heinz Neumann dadurch zu retten, daß er ihn mit einem kanadischen Paß versah und sich darum bemühte, ihn nach Brasilien zu schicken. Seine selbständige und oppositionelle Haltung dürfte Grund genug gewesen sein, ihn während der Säuberungen umzubringen.

Die Internationale Kontrollkommission (IKK)

Schon der III. Weltkongreß bildete eine „Provisorische Kontrollkommission“ Der IV. Weltkongreß bestätigte diese Einrichtung als „Internationale Kontrollkommission Sie erhielt die Aufgabe, Abweichungen von der „Linie“, disziplinäre Verstöße oder „parteifeindliches"

Verhalten von Angehörigen der Komintern zu ahnden. Peter I.

Stutschka sagte auf dem VI. Weltkongreß, die IKK solle nur Fälle von politischer Bedeutung behandeln

Ein Beispiel für die Tätigkeit der IKK ist der bekannte Maslow-Fall, in dem die IKK dazu benutzt werden sollte, die deutsche „Linke"

zu schwächen — Die IKK griff ein, als Hans Jaeger, ein deutscher Kommunist, 1932 im Gespräch mit Willi Münzenberg und Leo Flieg die Politik der KPD kritisierte, weil sie sich gegen die SPD als „Hauptfeind“

wende und die NSDAP de facto toleriere. Münzenberg erklärte Jaeger während einer vorübergehenden Abwesenheit Fliegs, welchen Einfluß dieser in der KPD und in Moskau habe. Flieg war als Vertrauensmann der OMS einer der mächtigsten Kommunisten in Deutschland, wenn er auch hinter den Kulissen wirkte. Jaeger wurde schon nach wenigen Wochen aufgefordert, nach Moskau zu kommen. Dort hatte er sich vor einer „Internationalen Kommission“ zu verantworten, der Radek, Kuusinen, Bela Kun und Knorin angehörten Diese Kommission leistete „IKK-Arbeit“, denn die IKK war zuständig. Abweichungen von der Kominternlinie zu untersuchen. Jaegers kritische Äußerung wich natürlich von dieser Linie ab, die damals in einem „weltweiten" Kampf gegen die „Sozialfaschisten" bestand.

Die Internationale Kontrollkommission und die Kaderabteilung wurden, wie noch erörtert werden wird, von der OGPU dazu benutzt, ihren Einfluß auf die Internationale auszudehnen. Schon als die Untersuchung des Maslow-Falles begann (1923), hatte die GPU zwei ihrer Angehörigen in der IKK: Joseph S. Unschlicht und Peter I. Stutschka

Damit trat der stärker werdende Einfluß der OGPU auf parteiinterne Angelegenheiten in Erscheinung, der in der weiteren Entwicklung dazu führte, daß den Befragungen durch die IKK der Zugriff der OGPU (NKWD) folgte. Das Schicksal von Heinz Neumann, das diesen Verlauf nahm, hat Margarete Buber-Neumann eindringlich geschildert

Margarete Buber-Neumann hatte Gelegenheit festzustellen, welch enge Beziehungen zwischen NKWD und IKK bestanden. Heinz Neumann hatte ihr, als er noch in Freiheit war, von dem Inhalt der sich lange hinziehenden Vernehmungen bei der IKK erzählt. Nachdem M. Buber-Neumann selbst verhaftet war, hielt der Untersuchungsbeamte des NKWD ihr die gleichen Vergehen vor, die Heinz Neumann bei dei IKK vorgeworfen worden waren

Die IKK war auch berechtigt, die Abrechnung und Berichterstattung der Sektionen über ihre Finanzgebarung zu prüfen, wenn der Verdacht be-stand.

daß Parteigelder unredlich oder zweckwidrig verwendet worden waren Als zum Beispiel 1924 der Kassierer der deutschen Partei, Arthur König, beschuldigt wurde, mit OMS-Geldern spekuliert zu haben, untersuchte die IKK sein Finanzgebaren Die IKK wurde eingeschaltet, als 19 27 Thälmann im Fall seines Schwagers Wittorf beschuldigt wurde, geduldet zu haben, daß Parteigelder vergeudet wurden.

Mit dem Überwiegen des Einflusses der KPdSU in der Internationale trat die IKK hinter der sowjetischen zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) an Bedeutung zurück, in der die GPU zur beherrschenden Kraft wurde.

Die Organisation der Welt partei Im EKKI bestanden Sekretariate für Gruppen von Sektionen (LänderSekretariate) Diese Sekretariate wurden von politischen Sekretären geleitet. In ihnen arbeiteten Funktionäre, die von den nationalen Kommunistischen Parteien in das EKKI entsandt worden waren. Daneben befaßten sich ad hoc gegründete „Kommissionen" mit Sonderausgaben (z. B. die „Chinesische Kommission" mit dem Revolutionsversuch in China von 1926/27). Außerhalb der Sowjetunion richtete das EKKI Außenstellen mit territorial begrenzten Aufgaben ein. Die bekannteste ist das Westeuropäische Büro, das bis 1933 in Berlin und danach in Kopenhagen und Paris arbeitete. Das Org-Büro unter Leitung von Piatnitzky und die OMS kontrollierten diese Einrichtungen streng.

Die territorialen Sekretariate im EKKI (Ländersekretariate)

Bekanntgeworden sind das Lateinische, das Mitteleuropäische, das Westeuropäische, das Osteuropäische, das Fernöstliche, das Skandinavische und das Balkansekretariat 37). Die bedeutendsten Ländersekretariate waren für Jahre das Mitteleuropäische und das Westeuropäische, weil bis 1933 die Versuche, in Mitteleuropa zu revolutionären Umwälzungen zu gelangen, den Schwerpunkt der Kominternpolitik gebildet hatten. Nach 1934 verlagerte sich der Schwerpunkt nach Westeuropa (Volksfrontpolitik; Spanienkrieg). — Die personelle Besetzung der Sekretariate hat — besonders infolge der Säuberungen häufig gewechselt.

Leiter des Balkansekretariats war Dimitroff, bevor er (1929) in das Westeuropäische Büro nach Berlin ging Nach dem Reichstagsbrandprozeß kehrte er nach Moskau zurück und wurde Generalsekretär der Komintern. Auf ihn folgte als Leiter des Balkansekretariats Bela Kun, der ein Opfer der Säuberungen wurde. Sein Nachfolger war 1936 Wilhelm Pieck Im Balkansekretariat war Tito („Walter“) seit 1936 „Rapporteur" für jugoslawische Fragen Als Referent füi Kaderfragen arbeitete dort Traitschko Kostoff Die Zuständigkeit des Balkansekretariats erstreckte sich auf Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien.

Das Mitteleuropäische Sekretariat (zuständig für Deutschland, Österreich, CSR) wurde bis 1936 von Waldemar G. Knorin mit seinem Gehilfen Gregori Smolianski geleitet. Als Knorin infolge der Säuberungen verschwand, wurde Palmiro Togliatti Leiter des Sekretariats, der vorher Leiter des Lateinischen Sekretariats gewesen war * Togliatti wurde bald nach Spanien gesandt und durch Clement Gottwald ersetzt.

Im Mitteleuropäischen Sekretariat waren zeitweise die Deutschen Sepp Schwab, Hermann Nuding und Fritz Heilmann tätig. Als Vertreter der KPD wirkten im Mitteleuropäischen Sekretariat Fritz Heckert, Hermann Schubert und in den letzten Jahren Walter Ulbricht. Das Lateinische Sekretariat wurde —nach den Säuberungen — geleitet von Boris Stepanoff (Bulgare). Es war zuständig für Spanien, Italien und Südamerika An der Spitze des Skandinavischen Sekretariats stand Wilhelm Florin. Im „Fernöstlichen Sekretariat“ waren die Vertreter der Kommunistischen Parteien des Fernen Ostens, insbesondere Chinas, tätig Die Erörterung der Probleme der nationalen Kommunistischen Parteien in den Sekretariaten und Vorschläge, die auf Grund dieser Beratungen dem EKKI gemacht wurden, hatten im ersten Jahrzehnt der Komintern einen gewissen, wenn auch ständig abnehmenden Einfluß auf die Politik der Komintern. Aber nach Stalins Sieg über die „Linken“ und „Rechten“ wurden alle wichtigen Entscheidungen über die Politik der nationalen kommunistischen Parteien von Stalin getroffen. Stalin hat schon zu dieser Zeit gesagt: „Die Kommunistische Internationale stellt nichts dar und existiert nur dank unserer Unterstützung Stalin begann in seinem Zentralkomitee die „Abteilung für Internationale Verbindungen“ aufzubauen, um ein rein sowjetisches Instrument zur Leitung des Weltbolschewismus zu besitzen.

Die Abteilung für internationale Verbindungen (OMS)

Die OMS hatte als Verbindungsglieder besondere Beauftragte zu den wichtigsten Sektionen der Komintern entsandt. Sie sicherte durch einen geheimen Apparat die Verbindungen des EKKI mit ihren Beauftragten in den verschiedenen Ländern Sie transportierte Geldmittel und Anordnungen (Befehle). Die OMS war auch verantwortlich dafür, reisende prominente Kommunisten sicher an ihren Bestimmungsort zu geleiten.

Mit Hilfe der OMS steuerte das EKKI die Tätigkeit der Kommunistischen Parteien in der Welt.

Die OMS gehörte zum Org-Büro des EKKI. Als Leiter des Org-Büros verfügte Ossip Piatnitzky über die Mittel und den Apparat der OMS und besaß großen Einfluß in der Internationale. Von den OMS-Beauftragten bei den Sektionen sind zu nennen Jacob Mirow-Abramow, der von 1921 bis 1930 in Berlin war und danach Leiter der OMS in Moskau wurde, D. Petrowsky, der unter dem Namen „Bennet“ in England arbeitete, und Henry Robinson in Paris Die OMS und ihre Vertreter sind von der Komintern niemals öffentlich erwähnt worden, weil die OMS eine Funktion hatte, die vor der Öffentlichkeit verheimlicht werden sollte: Die Finanzierung der Kommunistischen Parteien. Krivitzky schildert, wie die für die ausländischen Parteien bestimmten Instruktionen und Geldbeträge mit der diplomatischen Post — für das Gastland unantastbar — an den gewöhnlich in einer nominellen Funktion zur Sowjetgesandtschaft gehörigen Kominternvertreter geschickt wurden Mirow-Abramow gehörte z. B.der Presseabteilung der sowjetischen Botschaft in Berlin an. Er hatte, als 1923 die Versuche, einen revolutionären Umsturz in Deutschland herbeizuführen, intensiv betrieben wurden, mehr als 2 5 Assistenten und Kuriere in seinem Stab. — Die kommunistischen Parteien erhielten die Geldzuteilungen auf konspirativem Wege. Meist war nur ein Vertrauensmann dazu erwählt, die großen Beträge im Empfang zu nehmen und zu verwahren. In Deutschland haben Wilhelm Pieck und nach ihm Leo Flieg jahrelang diese Rolle gespielt

Mit der Funktion der OMS als Verbindungsorgan war ihre Paßabteilung eng verbunden. Die meisten Kuriere und die meisten der sonstigen im Interesse der Komintern reisenden Personen brauchten Pässe. Die Paßabteilung lieferte sie. Nach Krivitzky hat die Abteilung — anders als die sowjetischen Geheimdienste — Pässe nicht selbst hergestellt, sondern echte Pässe „umgedoktert“, d. h. verfälscht Der OMS stand, wenn sie Bedarf an „erstklassig“ gefälschten Pässen hatte, der Paßapparat der KPD zur Verfügung, dessen Leistungsfähigkeit in der Blütezeit der deutschen „Apparate“ (1929— 1933) seinesgleichen suchte

Diese Paßabteilung der KPD hat in verschiedenen Fällen für Kominternfunktionäre (z. B.den Schweizer Kommunisten Paul Ruegg) Ausweispapiere hergestellt.

Die OMS stützte sich, um die Verbindung zu ihren Außenstellen oder den nationalen Parteien herzustellen, in erster Linie auf ihr Kurier

System. In den dreißiger Jahren wurden auch die Seeverbindungen und Hafenstützpunkte der Internationale für Seeleute und Hafenarbeiter für Zwecke der OMS benützt. Von 1934 bis 1936 befaßte sich die OMS damit, Funkverbindungen zu ihren Außenstellen und einigen nationalen Parteien in Europa zu schaffen In Westeuropa war hierbei der in Moskau geschulte Johann Wenzel („Hermann“) leitend tätig. Für die Auslandsleitung der KPD stellte in Paris seit 19 34 Johannes Firl Funkverbindungen her. Eine Funkverbindung mit der Komintern unterhielt der gleichfalls in Moskau geschulte Daniel Goulooze für die holländische kommunistische Partei

Während des II. Weltkrieges stand die Komintern mindestens zeitweilig auch mit einigen Sektionen in Funkverbindung

Die Kommissionen Für ständige oder zeitweilige Aufgaben wurden vom EKKI „Kommissionen“ eingesetzt. Im Statut der Komintern gab es dafür zunächst keine Grundlage. Der VI. Weltkongreß sanktionierte jedoch die seit 1924 vom EKKI geübte Praxis Diese Kommissionen wurden nicht gewählt, sondern vom EKKI ernannt. Stalin konnte dank seines ständig zunehmenden Einflusses im EKKI dafür sorgen, daß seine Parteigänger in die Kommissionen entsandt wurden. So dienten auch die Kommissionen dazu, die Stellung des EKKI zu schwächen und Stalins Macht zu stärken.

Eine der ad hoc eingesetzten Kommissionen war die „Chinesische Kommission“, die den Revolutionsausbruch in China (1926/27) zu steuern hatte. Zu ihrem Vorsitzenden wurde Joseph S. Unschlicht ernannt, ein hoher OGPLI-Funktionär, der Stalins Vertrauen genoß. — Die „Polnische Kommission“ des EKKI und des ZK der KPdSU bestand seit dem V. Weltkongreß. 1926 arbeitete sie daran, Pilsudski zu verhindern, die Macht in Polen zu übernehmen. Stalin, Sinowjew, Unschlicht und Dsershinski gehörten ihr an — Zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges existierte eine „Spanische Kommission“, als deren Mitglieder Dolores Ibarruri, Andre Marty, Palmiro Togliatti, Bielow und Blagojew, beide Kaderfunktionäre des EKKI, genannt worden sind Das EKKI richtete ferner französische, deutsche, tschechoslowakische und jugoslawische Kommissionen ein

Die „ständigen Büros“ des EKKI Schon bald nachdem die Komintern gegründet war, wurden Außenstellen in Westeuropa, dem damaligen Schwerpunktgebiet der Kominternarbeit, eingerichtet. Die Legitimation dazu erhielt das EKKI durch § 9 des Statuts:

„Im Bedarfsfälle organisiert das Exekutivkomitee in den verschiedenen Ländern seine technischen und anderen Hilfsbüros, die völlig dem Exekutivkomitee untergeordnet sind. Die Vertreter des Exekutivkomitees erledigen ihre politischen Aufgaben im engsten Kontakt mit der Parteizentrale des betreffenden Landes."

Die Sektionen waren verpflichtet, Anweisungen der „ständigen“ Büros zu befolgen Das Statut von 1928 nennt das Westeuropäische, das Südamerikanische und das „Ostbüro“. Das Südamerikanische Büro hatte seinen Sitz ab 1928 in Buenos Aires, wurde jedoch bald nach Montevideo verlegt Später befand es sich in Rio de Janeiro. Nach der mißglückten kommunistischen Revolution in Brasilien (1935) wurde es aufgelöst. Ein „Südostbüro“ entstand in Wien, das die Wochenschrift „Kommunismus“ herausgab Aus dem „Südostbüro“ ging das zuerst in Sofia, später in Wien ansässige Balkanbüro hervor. — Lenin kritisierte im „Linken Radikalismus“ das „Provisorische Amsterdamer Büro der Kommunistischen Internationale“, das der niederländische Kommunist Rutgers auf seine Weisung eingerichtet hatte, wegen seiner „ganz miserablen“ Thesen über den Parlamentarismus Etwa zur gleichen Zeit (119) organisierten J. Thomas und Mieczislaw Warszawski für die Komintern in Berlin ein „Westeuropäisches Büro“, das in jenen Tagen nur Propagandamaterial herausbrachte Die Arbeit dieser in der Anfangszeit der Komintern gegründeten Büros litt unter dem Fehlen einer regelmäßigen, schnellen Verbindung mit der Sowjetunion (Blockade der „Interventen“). Das Amsterdamer Büro wurde bald wieder aufgelöst

Die Komintern hatte ferner in Irkutsk eine Außenstelle eingerichtet, das sogenannte Irkutsker Büro. Die von diesem Büro geleitete Arbeit sollte die sowjetischen Interessen durch Zusammenarbeit mit den chinesischen Generalen fördern, die in Nordchina herrschten („Irkutsker Linie“ Das Irkutsker Büro verlor an Bedeutung, nachdem im Frühjahr 1921 der holländische Kommunist Henryk Sneevliet (Maring) für die Komintern Beziehungen zu Sun Yat-sen ausgenommen hatte . die dazu führten Michael Boredin nach China zu senden. In den späteren zwanziger Jahren spielte das Fernöstliche Büro in Shanghai für die Leitung der Kominternarbeit in China eine erhebliche Rolle. Es mußte seine Tätigkeit beenden, als die Japaner 1931 Shanghai besetzten.

Das Westeuropäische Büro (WEB)

Zur größten aller Außenstellen und zum wichtigsten Verbindungszentrum der Komintern außerhalb Moskaus entwickelte sich aus dem bescheidenen Propagandainstitut Bronskis und Thomas’ im Laufe der Jahre das Westeuropäische Büro, das sich bis 1933 in Berlin befand Es war als „Führer-Verlag“ getarnt in der Wilhelmstraße untergebracht, wo ein Stab von „Instrukteuren“, Übersetzern und Schreibkräften arbeitete Leiter des Büros war seit 1930 Georgi Dimitroff. Er verfügte über eine große Anzahl konspirativer Wohnungen und Anlaufstellen. Richard Gyptner, einstmals Mitarbeiter von Dimitroff im WEB, schrieb zum 75. Geburtstag dieses „Soldaten der proletarischen Revolution“ über die Berliner Jahre

„In dieser Zeit unterstützt Dimitroff, der einige Jahre audt in Berlin lebte, die westeuropäischen Kommunistischen Parteien in ihrer Tätigkeit durdt wertvolle Ratsddäge. Eine ganz besondere enge Freundschaft bildet sich zwischen ihm und den Genossen Thälmann und Piedt heraus.“

Wieviele Abteilungen das Westeuropäische Büro hatte, ist nicht genau bekannt. Sie dürften jedoch zahlreicher gewesen sein als die vier Abteilungen, die aus der späteren Kopenhagener Zeit überliefert sind: Dort bestanden Abteilungen für Politik (Leiter: Otto Kuusinen, Finne), für Organisation (Leiter: Ernst Wollweber, Deutscher), für Finanzen (Leiter Richard Jensen, Däne) und für Spionageabwehr (S-Apparat, Leiter: Michel Avatin, Lette Es war eine internationale Besetzung.

Richard Krebs schreibt zutreffend, das Westeuropäische Büro sei „von Island bis Kapstadt“ zuständig gewesen. Zweifellos ist die revolutionäre Arbeit ganz Westeuropa und den -skandinavischen Län in in dern von dem Berliner Büro geleitet worden. Das beweisen allein die Instrukteuraufträge, die Richard Krebs in England, Frankreich, Dänemarl . Norwegen und Schweden auf Anordnung der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH) ausgeführt hat, die dem Westeuro-päischen Büro unterstellt war. Die Zuständigkeit des WEB als Verbindungsstelle ging über diesen Bereich noch hinaus. So leitete z. B. die OMS Geldmittel, die für das Fernöstliche Büro in Shanghai bestimmt waren, durch ihre Verbindungsstelle im Berliner WEB.

Die Politik der Komintern in Deutschland scheiterte 19 3 3. Das Westeuropäische Büro wurde teils nach Paris, teils nach Kopenhagen verlegt, seine Unterlagen mußten dorthin transportiert werden. Dabei zeigte sich, mit welchem Erfolg die Arbeit des Büros jahrelang abgeschirmt worden war. Während das Karl-Liebknecht-Haus der KPD für die Zentrale der Aufstandsbewegung gehalten und von Polizeikräften besetzt wurde, konnten Beauftragte der Komintern die vertraulichen Papiere des Westeuropäischen Büros aus den geheimen Wohnungen, in denen sie lagerten, entfernen und nach Kopenhagen bringen Wie wenig die Berliner Polizei von der Tätigkeit des Westeuropäischen Büros wußte, ergibt sich aus der Tatsache, daß von der Funktion des verhafteten Dimitroff als Leiter des Büros im „Reichstagsbrandprozeß“ keine Rede war Die Anwesenheit Dimitroffs war der Polizei nur durch die Anzeige eines Kellners bekannt geworden, obwohl Dimitroff volle drei Jahre in Berlin „gearbeitet“ hatte Dimitroff äußerte vor Gericht, er habe nur, um den Todesdrohungen seiner bulgarischen politischen Gegner zu entgehen, unter dem Namen Dr. Schaafsma und Dr. Hediger in Deutschland unangemeldet gelebt. Im übrigen erklärte er:

„Über meine Tätigkeit in Deutsddand. Ich wiederhole meine Aussage vom 20. März, daß ich in Deutsddand mit meinen bulgarischen Fragen und meiner bulgarisdten sdiriftstellerischen Arbeit beschäftigt war (hauptsädilich mit der Lage der politisdten Emigration, der Kampagne für die politische Amnestie in Bulgarien usw.).

„Den bei mir gefundenen Aufruf der Kommunistischen Internationale und den Aufruf für einen Internationalen antifaschistischen Arbeiterkongreß, die in der „Internationalen Pressekorrespondenz“ sowie in der kommunistischen Weltpresse veröffentlicht wurden, habe ich von der Redaktion der „Inprekorr“ zur Information erhalten.

Die mir vom Herrn Untersuchungsrichter gezeigte Pressenachricht der KPD über die Reidtstagsbrandstiftung habe ich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal gesehen. So ein Schriftstück habe ich nie in meinen Händen gehabt auch nie gelesen.

Über meine politisdten Verbindungen in Deutschland. Idi war in Verbindung mit der Redaktion der „Internationalen Pressekorrespondenz“, wo ich audi meine Artikel über Bulgarien, über die politische Amnestie und über andere Fragen veröffentlicht habe. Ich war audi von Zeit zu Zeit in Verbindung mit der „Internationalen Arbeiter-Hilfe“ wegen verschiedener Fragen der bulgarisdten Sektion der IAH. In der Frage der bulgarisdten politischen Emigration habe idt direkt die gelegentlich notwendigen Verbindungen mit dem Internationalen Sekretariat der Roten Hilfe gehabt. Andere Verbindungen in Deutsdiland brauchte ich für meine Arbeit überhaupt nicht.

Idt kenne persönlidt die führenden deutschen Kommunisten, die an den versdtiedenen Tagungen der Kommunistischen Internationale in Moskau während meiner Anwesenheit dort teilgenommen haben und öffentlich aufgetreten sind, wie z. B. Thälmann, Heckert, Pieck Wäre dem Reichsgericht vorgetragen und bewiesen worden, Dimitroff habe als Leiter des Westeuropäischen Büros im Auftrage der Komintern ab 1930 Vorbereitungen für den bewaffneten Umsturz geleitet, so hätte ihn das Reichsgericht sicherlich verurteilt Man hätte dann darauf verzichten können, die offensichtlich unwahre Beschuldigung zu fabrizieren, er habe den Reichstagsbrand mitverursacht. — Die Komintern hatte für ihre Arbeit in Westeuropa schon ab 1930 eine Nebenstelle in Paris eingerichtet, die als Poststation für die internationalen Instrukteure diente, von Kurieren als Anlaufstelle benutzt wurde und in Europa die wichtigste Stelle der OMS außerhalb des WEB sein dürfte. Das in der Rue de Seine Nr. 63 gelegene Büro wurde von Roger Walter Ginsberger geschickt geleitet. Paris gewann nach 193 3 für die Komintern erhöhte Bedeutung, da nicht nur die sog. Auslandsleitung der KPD, der bis dahin wichtigsten nichtsowjetischen Partei, nach Paris verlegt wurde, sondern auch die französische Partei durch ihre Erfolge (Volksfront!) stark in den Vordergrund trat. In jener Zeit wirkten für die Komintern in Paris neben anderen der Italiener Luigi Longo („Gallo“), der Ungar „Magyar" und der Belgier Henry Robinson. Paris wurde ein wichtiger Treffort internationaler Kommunisten Zur Zeit des Reichstagsbrandprozesses und des Weltkongresses gegen den Faschismus fanden bei Ginsburger Besprechungen zwischen führenden deutschen Kommunisten (Wilhelm Pieck, Bernhard Koenen und Hermann Remmele) statt, die bei einigen Beteiligten den Eindruck hinterließen, als habe Wilhelm Pieck in dem Bestreben, Parteiführer zu werden, nicht ungern Ernst Thälmann im Gefängnis und Ernst Wollweber bei der Parteiarbeit in Deutschland gesehen. Die Aussichten für Thälmanns Freilassung waren gering: die UIntergrundtätigkeit Wollwebers mußte aller Wahrscheinlichkeit nach zu seiner Festnahme führen Nicht nur deutsche Kommunisten trafen sich in Paris, Auch für die Parteien Südamerikas hatte Paris erhebliche Bedeutung, die es bis in die Nachkriegszeit behalten hat

Internationale Massenorganisationen Mit der Organisation der Komintern waren einige der internationalen kommunistischen Massenorganisationen eng verknüpft: Die Rote Gewerkschaftsinternationale (Profintern), die Kommunistische Jungendinternationale, die Frauensektion und die Internationale Rote Hilfe (MOKP)

Die Rote Gewerkschaftsinternationale (Profintern)

Die Profintern wurde gegründet, als der II. Weltkongreß in Moskau stattfand. Im Statut der Komintern war bestimmt (§ 14), die „auf dem Boden des Kommunismus stehenden, im internationalen Maßstab unter der Leitung der Kommunistischen Internationale zusammengesschlossenen Gewerkschaften sollten eine Gewerkschaftssektion der Komintern bilden“. Die Gewerkschaftssektion sandte einen Vertreter in das EKKI.

Dieser Vertreter, S. A. Losowski, spielte im EKKI keine bedeutende Rolle. Ebensowenig übte die Prosintern nennenswerten Einfluß auf die Kominternpolitik aus. Ihre Geschichte von der Gründung bis zur Auflösung zeigt, wie eng die Profintern mit den Linienänderungen der Kominternpolitik verknüpft war. Folgte die Komintern einem „linken"

Kurs, so hatte die Profintern die „gelben“ Gewerkschaften zu spalten.

Wurde in der Komintern ein „rechter“ Kurs (Einheitsfronttaktik) gesteuert, so sah sich die Profintern von der Auflösung bedroht. Das Wesen der „rechten“ Gewerkschaftpolitik war, die „gelben“ Gewerkschäften von innen her zu erobern. Damit war das Bestehen besonderer „roter“ Gewerkschaften kaum vereinbar.

Zur Zeit des II. Weltkongresses (März 1920), als der erste Höhepunkt der „linken“ Kominternpolitik erreicht war, wurde die Profintern gegründet Ihre ersten Versuche, die „gelben" Gewerkschaften zu spalten, scheiterten ebenso wie die gleichzeitigen Bestrebungen der linken revolutionären Politik. Die Rechtswendung, die nun auch auf gewerkschaftlichem Gebiet vorgenommen wurde („Internationale Gewerkschaftseinheit“, „Anglo-russisches Gewerkschaftskomitee“), brachte die Profintern in die Gefahr, aufgelöst zu werden Als der Linkskurs nach 1929 wieder ausgenommen wurde, belebte sich auch die Profinternarbeit wieder. 1931 wurde auf einer internationalen Konferenz, die in Hamburg tagte, im Zeichen dieses neuen Kurses die „Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter“ (ISH) gegründet. Diese „maritime“ Sektion wurde bald die wichtigste der Profintern. — Auf dem nächsten Höhepunkt der „rechten" Politik (Volksfrontaera) wurde die Profintern aufgelöst

Die „Tradition“ der Roten Gewerkschaftsinternationale ist nach 1945 durch den am 3. Oktober 1945 in Paris gegründeten Weltgewerkschaftsbund übernommen worden

Die Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH)

Diese „maritime" Sektion der Profintern erlangte in den Jahren, die auf ihre Gründung (1931) folgten, besondere Bedeutung. Ihr schlossen sich Seeleute und Hafenarbeiter in den wichtigsten Häfen an. Das EKKI legte besonderen Wert darauf, die ISH zu entwickeln, sie mit Geldmitteln und fähigem Personal zu unterstützen, denn Seeleute und Hafenarbeiter konnten den Feinden der Komintern, den „imperialistischen Mächten“, erheblichen Saden zufügen, wenn sie den See-und Hafenverkehr lahmlegten. Geschickte Organisatoren, wie der Generalsekretär Albert Walter, waren in der ISH tätig Neben dem in Hamburg sitzenden Generalsekretariat waren dort eine Japanische Sektion, eine Chinesische Sektion, ein Skandinavisches Büro und eine Lettisch-Baltische Sektion untergebracht Die Bedeutung der ISH lag nicht nur in den zahlreichen Streiks, die sie mit Hilfe ihrer geschickten Agitatoren in vielen Ländern anzettelte Vielmehr boten sich die Verbindungen der ISH und ihrer Sektionen in den Welthäfen, auf zahlreichen Schiffen und ihre Besatzungen als Kuriersystem an. Dieses System dürfte für die Komintern in den dreißiger Jahren das wichtigste überseeische Verbindungsmittel gewesen sein. Daher bestand in dieser Zeit enge Zusammenarbeit zwischen der ISH und der für die Verbindungen in der Komintern verantwortlichen OMS. Auch als nach dem VII. Weltkongreß die Methode, durch „rote“ Gewerkschaftsorganisationen die „gelben“ Gewerkschaften zu erobern, aufgegeben und die ISH demzufolge aufgelöst wurde, waren ihre Verbindungen in den deutschen und skandinavischen Häfen z. B. für den Aufbau der Wollweber-Organisation von größter Bedeutung Ernst Wollweber hatte, nachdem Albert Walter durch die Gestapo festgenommen und die ISH nach Kopenhagen verlegt worden war, deren Leitung übernommen

Die rote Jugendinternationale Schon während des ersten Weltkrieges hatten sich einige sozialistische Jugendorganisationen der radikalen „Antikriegspolitik“ der Bolschewiki genähert. Das zeigte sich im Jahre 1915 auf dem internationalen sozialistischen Jugendkongreß von Bern und auf der Konferenz von Zimmerwald. Der Berner Kongreß beschloß, eine Zeitschrift „Jugendinternatio-nale" herauszugeben. In dieser internationalen Jugendbewegung begann Willi Münzenberg, politisch hervorzutreten

Am 20. November 1919 fand in Berlin ein internationaler Jugendkongreß statt, an dem Delegierte aus 14 Ländern teilnahmen, die etwa 250 000 Mitglieder sozialistischer Jugendorganisationen vertraten Diese Delegierten, von Münzenberg als der aktive Kern der Berner Jugendinternationale bezeichnet, beschlossen, die „Internationale Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen in die „Kommunistische Jugendinternationale“ umzuwandeln, die der Komintern angehören sollte Jugendorganisationen aus der Schweiz, aus Schweden, Norwegen, Spanien, Österreich, Rumänien und der Sowjetunion traten der Komintern nach dem ersten Weltkong•reß bei. Das Statut der Komintern (§ 15) ordnete an, die Jugendinternationale solle im EKKI einen Vertreter mit beschließender Stimme haben. Der IV. Weltkongreß der Komintern beschloß, dem Präsidium der Erweiterten Exekutive einen Vertreter der Jugend mit beratender Stimme beizugeben.

Die Kommunistische Jugendinternationale hatte ihren Sitz in Berlin und unterhielt dort geheime Büros. Sie versuchte, einen eigenen Apparat aufzubauen, der zuverlässige Verbindungen zu den angeschlossenen Organisationen gewährleisten sollte In verschiedenen Ländern wurden „Untersekretariate" eingerichtet. Von Anfang an bemühten sich die Kommunisten, die Jugendinternationale zu einer Massenbewegung auszubauen. Zu diesem Zweck gründeten sie 1921 die Sport-Internationale

Die Kommunistische Jugendinternationale hat nie so großen Einfluß erlangt, wie nach der Haltung großer Teile der damaligen Jugend erwartet werden konnte. Befähigte Kommunisten, die sich in der Jugendinternationale betätigten, gingen alsbald auf andere Gebiete über. Ihr hochbegabter Gründer, Willi Münzenberg, schied im Sommer 1921 aus der Jugendarbeit aus Leo Flieg, der anfangs mit Münzenberg in der Jugendinternationale gearbeitet hatte, erlangte in den deutschen Apparaten eine führende Stellung. Er war einer der Vertreter Kippenbergers in der Leitung des A. -M. -Apparates. In dieser Eigenschaft weilte Flieg ab 1935 in Paris. 1937 wurde er von Paris nach Moskau gerufen, wo er spurlos verschwunden ist — Am II. Weltkongreß der Komintern nahmen Münzenberg und Lazar A. Schatzkin, der Sekretär des ZK der russischen Komsomol war, als Delegierte der Jugendinternationale teil.

Auf dem XV. und XVI. Parteitag der KPdSU (1927 und 1930) wurde Schatzkin als Mitglied der Zentralen Revisionskommission gewählt. Er beteiligte sich an der oppositionellen Arbeit Lominadses. Schatzkin beging 1936 Selbstmord, als er im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen Sinowjew festgenommen werden sollte — Stanislaw Huber-mann, ein Bruder des Geigers Bronislaw Hubermann, betätigte sich ebenfalls in der Jugendinternationale. Er ging etwa 1926 in die Untergrundarbeit der polnischen Partei. 1933 wurde er vom EKKI nach Deutschland geschickt, um die KPD bei der illegalen Arbeit zu beraten.

193 5 fiel er in Ungnade und wurde schließlich das Opfer eines Flugzeugunfalls

Auch Besso Lominadse und Heinz Neumann, die sich wahrscheinlich im Rahmen der Jugendinternationale in Moskau kennenlernten, gaben bald die Jugendarbeit auf. Neumann begann 192 3, im Zersetzungsapparat der KPD tätig zu werden. Er blieb jedoch durch häufige Reisen nach Moskau in enger Verbindung mit der Komintern und mit Lominadse.

Beide wurden 1927 als getreue Stalinanhänger nach Kanton geschickt. Sie wurden für das Scheitern des Aufstandes verantwortlich gemacht Lominadse ging zur Opposition über. Er wurde 1930 aus der politischen Arbeit entfernt und nahm sich nach dem Kirow-Mord das Leben, während Neumann den Säuberungen zum Opfer fiel

Henry Robinson arbeitete zu Anfang der zwanziger Jahre in der Jugendinternationale. Von 1930 bis 1936 war er als Vertreter der OMS mit dem Sitz in Paris für Frankreich, die Schweiz und Großbritannien verantwortlich. Robinson geriet später in engen Kontakt mit dem sowjetischen Nachrichtendienst. Dieser Kontakt führte ihn 1942 in die Hände der Gestapo, da der verhaftete Leon Trepper seine Verbindung zu Robinson preisgegeben hatte

In den letzten Jahren des Bestehens der Jugendinternationale betätigte sie sich nicht mehr. Von ihrer Organisation waren nur einige Sekretäre (Michael Wolf, Raymond Guyot) übrig geblieben. Die Jugendinternationale wurde, als die Deutschen sich im Herbst 1941 Moskau näherten, mit der Komintern nach Ufa verlegt. Dort wurden sie aufgelöst. Anders als die Komintern hat die Jugendinternationale keine Abwicklungsbüros in Moskau gehabt

Die Aufgabe der Kommunistischen Jugendinternationale (Jugendliche in der ganzen Welt für die kommunistische Politik zu gewinnen) hat nach 1945 der Weltbund demokratischer Jugend (WBDJ), gegründet am 7. November 1945 in London, übernommen.

Die Frauensektion der Komintern (Kommunistische Fraueninternationale)

Schon im neunzehnten Jahrhundert war von den Sozialisten erkannt worden, wie wichtig es war, die Frauen für ihre Ziele zu gewinnen. Die Politik der Sozialdemokratie entsprach einer Zeitströmung, als sie Gleichberechtigung und Stimmrecht für die Frauen forderte. Das in den achtziger Jahren erschienene Buch August Bebels „Die Frau und der Sozialismus“ erreichte hohe Auflagen Clara Zetkin hatte schon 1889 bei der Gründung der II. Internationale die Ansicht verfochten, daß es „ohne die Frauen keinen endgültigen Sieg der Revolution“ geben könne.

Der 1. Weltkongreß machte es „zur dringenden Aufgabe aller an die Kommunistische Internationale angeschlossenen Parteien, mit aller Kraft und Energie für die Gewinnung der proletarischen Frauen einzutreten“ Der II. Weltkongreß sah im Statut (§ 16) vor, daß das EKKI eine Frauensektion zu organisieren habe. Clara Zetkin wurde die erste Generalsekretärin der Kommunistischen Fraueninternationale. Sie stand an der Spitze des „Internationalen Frauensekretariats mit dem Sitz in Moskau. Als Clara Zetkin im Auftrage der Komintern an den Kongressen der französischen Partei in Tours (1920) und der italienischen Partei in Mailand (1921) teilnahm, regte sie an, in diesen Ländern kommunistische Frauengruppen zu bilden Sie war auch Vorsitzende des Ende 1925 in Deutschland gegründeten „Roten Frauenund Mädchenbundes“ Ein interntionaler Frauentag wurde jährlich im Gedenken an die Demonstrationen der St. Petersberger Frauen vom 8. März 1917 begangen.

Eine große internationale Frauenbewegung ist jedoch aus diesen Ansätzen nicht entstanden. Die wenigen anderen Frauen, die in der Komintern eine Rolle spielten, wie Alexandra Kollontaj, Angelika Balabanowa, Ruth Fischer, befaßten sich mehr mit Grundfragen der Politik und Organisation als mit Frauenarbeit. Nach dem zweiten Weltkriege wurde am 2. Dezember 194 5 in Paris die „Internationale Demokratische Frauenföderation“ (IDFF) gegründet, die den Gedanken einer internationalen „demokratischen" Frauenbewegung ausgenommen hat.

Die Internationale Rote Hilfe (IRH; MOPR)

Die Internationale Rote Hilfe war eine Einrichtung der Komintern. Sie bildete als „selbständige und außerhalb der Parteien stehende Hilfsorganisation" zahlreiche nationale Sektionen Eine der Sektionen war die „Rote Hilfe Deutschlands“. Präsidentin der IRH war jahrelang Clara Zetkin, ihre Nachfolgerin die Russin Jelena Stassowa Die JRH gab als ihren Zweck an, „allen Opfern des revolutionären Kampfes ihre Hilfe zu erweisen“ Da die IRH auch Mitglieder warb, die nicht den kommunistischen Parteien angehörten, erschien sie der Komintern als Werkzeug der Einheitsfronttaktik geeignet Die größte Bedeutung gewann die offene Arbeit der IRH in den Hilfsaktionen für die Opfer des Faschismus und Nationalsozialismus. Nach 193 3, als Tausende von Emigranten aus Deutschland ihrer Unterstützung bedurften, hatte die IRH ein Netz von Hilfsstellen in ganz Europa, aber auch in der Sowjetunion entwickelt Auf dem VII. Weltkongreß wurde diese Arbeit der Roten Hilfe von Dimitroff als unzulänglich kritisiert. Die Stassowa wurde durch Bogdanow als Präsident ersetzt

Die IRH betätigte sich nicht nur karitativ. Die Kommunisten nützten dieses weitverzweigte Netz von Stützpunkten auch für ihre konspirativen Zwecke, z. B. zur Hilfeleistung für Apparatangehörige aus, die in Schwierigkeiten geraten waren. So schildert M. Buber-Neumann, wie der Leiter der Schweizer Roten Hilfe im Jahre 1934 ihr ermöglicht hat, die Grenze nach Frankreich illegal zu überschreiten

Bei der Auswahl und beim Transport der Freiwilligen für den Spanischen Bürgerkrieg war die IRH gleichfalls beteiligt In ihrem Pariser Büro befaßten sich mit dieser Aufgabe die deutschen Kommunisten Hans Beimier, der später im Spanischen Bürgerkrieg umkam, und Siegfried Rädel. Auch die Rote Hilfe Deutschlands betätigte sich seit 1924 nicht nur karitativ gegenüber kommunistischen Häftlingen und deren Angehörigen. Jahrelang entzog sie Kommunisten, die strafbare Handlungen begangen hatten, dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden Im Tschekaprozeß sagte der Untersuchungsrichter, Landgerichtsdirektor Vogt, als Zeuge aus, er habe am 4. Juli 1924 im Reichstage und im preußischen Landtage eine Durchsuchung vorgenommen. Aus dem Material, das die kommunistischen Abgeordneten dort verwahrt hätten, gehe hervor, daß die Rote Hilfe jahrelang ihre Aufgabe darin gesehen habe, Leute, die wegen gemeiner Verbrechen und Vergehen gesucht worden seien, mit falschen Ausweisen zu versehen und in Sicherheit zu bringen Die Rote Hilfe arbeitete dabei eng mit den illegalen Apparaten der KPD, insbesondere dem Paßapparat, zusammen.

Die gegenwärtig bestehende „Internationale Vereinigung demokratischer Juristen“, bei dessen Gründung Kommunisten mitgewirkt haben, kann als eine Organisation bezeichnet werden, die einen Teil der Aufgaben der „Internationalen Roten Hilfe“ fortführt. Den nationalen Sektionen der „Internationalen Roten Hilfe“ entsprechen auch heute nationale Organisationen. So hat in Deutschland der „Zentralret zum Schutze demokratischer Rechte“ die Aufgabe, politische Gefangene und ihre Angehörigen zu betreuen. Daß seine Funktionäre dabei Methoden angewandt haben, die gegen die Strafgesetze verstoßen, hat in seinem Urteil vom 20. Mai 19 5 8 der Bundesgerichtshof festgestellt.

II Die Arbeitsweise

Lenin hatte im „Linken Radikalismus" der kommunistischen Partei empfohlen, legale mit illegalen Arbeitsmethoden zu verbinden In der dritten der 21 Bedingungen ist darüber gesagt:

„Fast in allen Ländern Europas und Amerikas tritt der Klassenkampf in die Phase des Bürgerkrieges ein. Unter derartigen Verhältnissen können die Kommunisten kein Vertrauen zu der bürgerlichen Legalität ha-ben. Sie sind verpflichtet, überall einen parallelen illegalen Organisationsapparat zu schaffen, der im entsdreidenden Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflidit gegenüber der Revolution zu erfüllen. In all den Ländern, wo die Kommunisten infolge des Belagerungszustandes und der Ausnahmegesetze nicht die Möglidikeit haben, ihre gesamte Arbeit legal zu führen, ist die Kombinierung der legalen mit der illegalen Tätigkeit unbedingt notwendig.“

Es würde nicht dem Sprachgebrauch der Bolschewisten und ihrer Praxis entsprechen, die Worte „legal“ und „illegal“ mit „gesetzlich“ und „ungesetzlich“ gleichzusetzen. Richtiger ist es, statt „legal“ „offen" und statt „illegal“ „getarnt" oder „konspirativ“ zu sagen. Dabei ist zu bedenken, daß nicht alle „offene“ Arbeit der Komintern gesetzmäßig war. So wurde z. B. ihr Statut in der ganzen Welt bekannt gemacht, in dem es hieß, daß „mit den Waffen in der Hand für die Schaffung einer internationalen Sowjetrepublik“ gekämpft werden solle, was entschieden eine gesetzwidrige Absicht enthielt. Umgekehrt verstieß nicht jede konspirative Tätigkeit der Bolschewisten gegen die Gesetze (z. B. die fast überall getarnt ausgeführte Finanzierung der „Sektionen“ oder die Übermittlung von Weisungen des EKK 1 an eine nicht verbotene kommunistische Partei durch den Apparat der OMS).

Die wesentlichen Züge der legalen Arbeitsweise des Weltkongresses und des EKKI sind bereits gestreift worden. Zusammengefaßt ergibt sich folgendes Bild:

Der Weltkongreß konnte nur bis etwa 1922 als „oberstes Organ“ der Internationale fungieren. Seit dieser Zeit begann das EKKI, die „wichtigsten Fragen des Programms und der Taktik“ zu entscheiden. Diese Entwicklung setzte schon zu Lenins Lebzeiten mit den Einheitsfrontthesen des EKKI vom Dezember 1921 ein und endete auf dem VII. Weltkongreß (1935), der nur bestätigte, was vorher schon ausgeführt war:

die Volksfrontpolitik. Der ständig wachsende Einfluß der KPdSU im EKKI bewirkte, daß die Entscheidungsbefugnis auch dieses internationalen Organs gemindert wurde. Als die KPdSU unter Stalins Herrschaft geraten war, beherrschte Stalin auch die Internationale. Ein äußeres Anzeichen für den Abschluß dieses Prozesses ist die überschwengliche Ovation, die der VII. Weltkongreß Stalin darbrachte. Zu diesen Ereignissen gibt es einige Parallelen: Die Diskussionen auf dem I. und II. Weltkongreß waren uneingeschränkt frei gewesen. Auf dem IV. Weltkongreß widersprachen noch einige „Linke“ der Einheitsfrontpolitik, was zu ihrem späteren Ausschluß beitrug. Die Teilnehmer des VII. Weltkongresses erlebten keine freien Diskussionen mehr. Die 1924 einsetzende Praxis, den Weltkongreß nur in großen Zeitabständen (1924 — 1928 — 193 5) einzuberufen, widersprach den Statuten der Komintern, jedoch spiegelt sie die realen Machtverhältnisse wider. Stalin ignorierte die Statuten völlig, als er nach 193 5 den Weltkongreß überhaupt nicht mehr zusammentreten ließ. Er übte seine Herrschaft über die Komintern aus, indem er ihren Apparat mit „seinen“ Leuten (sowjetischen Parteifunktionären und OGPU-Angehörigen) durchsetzte. Die Arbeitsteilung unter den Mitgliedern des EKKI-Präsidiums Die Beschlüsse des IV. Weltkongresses über die Reorganisation der Exekutive ließen einen Brauch erkennen, der sich im EKKI eingebürgert hatte: Das Präsidium des EKKI verteilte die Arbeit auf die Präsidiumsmitglieder (später: Sekretariatsmitglieder) derart, daß ein Präsidiumsmitglied für die Arbeit in je einem der wichtigsten Länder oder in einer Gruppe von Ländern verantwortlich war. Die Präsidiumsmitglieder überwachten die Arbeit der für jedes der wichtigsten Länder ernannten Referenten, die in den territorialen Sekretariaten tätig waren. Diese Arbeitsteilung hat von den ersten Jahren der Komintern bis zu ihrer Auflösung bestanden Sinowjew befaßte sich in der Anfangszeit besonders mit deutschen Fragen, wie sein Erscheinen auf dem Hallenser Parteitag der USPD (12. bis 17. Oktober 1920) zeigte. Nach Lenins Tod verdrängte Stalin seinen Rivalen Sinowjew nach und nach aus der Verantwortlichkeit für die deutsche Partei. Nach der Niederlage vom Oktober 1923 wurde August Kleine-Guralski, der Sinowjew nahestand, als Kominternbeauftragter in Deutschland durch Dimitri S. Manuilski ersetzt. Stalins Sekretariat hatte ihn, der aus dem Org-Büro der sowjetischen Partei hervorgegangen war, für diese Mission benannt

Die Verantwortlichkeit für Frankreich und Italien lag dagegen bei Leo Trotzki, solange er zum EKKI-Präsidium gehörte. Trotzki war während der Emigrationszeit (im ersten Weltkriege) in Frankreich gewesen, sprach fließend französisch und kannte die französischen Probleme gut Otto Kuusinen war für Finnland und die skandinavischen Länder verantwortlich. Jules Humbert-Droz war zur Zeit der IV. Weltkongresses als Mitglied des EKKI-Präsidiums für die latein-amerikanischen Staaten zuständig, während später — nach 1939 — sich der Spanier Jose Diaz als Sekretariatsmitglied mit Spanien, Indien und Latein-Amerika befaßte

Die Bevollmächtigten des EKKI Das EKKI machte von seinem Recht, Bevollmächtigte in die einzelnen Länder zu senden, ausgiebig Gebrauch Die Bevollmächtigten mußten zu allen Versammlungen und Sitzungen der Sektionen, zu denen sie entsandt waren, zugelassen werden. Sie waren befugt, auch gegen das Zentralkomitee der betreffenden Partei aufzutreten, wenn dessen Linie den Direktiven des EKKI zuwiderlief

Man unterscheidet Bevollmächtigte, die ständig (d. h. eine längere Zeit hindurch) in einem Lande lebten, und solche, die nur zu bestimmten Veranstaltungen (z. B. Parteitagen) der Sektionen gesandt wurden. Es gab schließlich die mit besonderen Aufgaben betrauten internationalen Instrukteure Ständige Komintern-Bevollmächtigte waren z. B. Anfang der zwanziger Jahre Mieczyslaw Bronski, Bela Kun, Jelena Stassowa und Karl Radek in Deutschland, Matthias Rakosi in Italien, John Pepper (Pogany) in den LISA. Ab 1924 vertraten die Komintern Dimitri Manuilski bei der KPD und D. Petrowski-Bennet bei der britischen Partei.

Das Wirken der ständigen Komintern-Bevollmächtigten führte oft zu Reibungen mit den Spitzen der nationalen Parteien. Der Generalsekretär der KPD Ernst Reuter (Friesland) hatte 1921 Differenzen mit dem Kominternbevollmächtigten Radek, als Friesland verlangte, die Berichte, die Felix „Wolf“ (Rackow) an die Komintern sandte, sollten der Zentrale der KPD zur Kenntnis gebracht werden. Auch die Arbeitsweise von Jelena Stassowa, die später für die Komintern in Berlin war und versuchte, alle internationalen Verbindungen zu kontrollieren, erregte Mißstimmung in der KPD Manuilski geriet als Kominternbevollmächtigter gleichfalls in Streit mit der Zentrale der KPD. Er mietete (1924) für sich und seinen Stab mehrere Wohnungen, schickte seine Beobachter in alle Bezirksorganisationen, sandte Berichte, von deren Existenz die deutsche Partei nichts wußte, nach Moskau. Er hatte Besucher aus den verschiedensten Parteikreisen, verschaffte bezahlte Aufträge, bestellte Auskünfte, vermittelte Reisen nach Moskau usw. Die scharfe Reaktion der deutschen Kommunisten auf Manuilskis Versuch, sich während des 10. Parteitages (1925) in die Wahl der ZK-Mitglieder einzumischen, wurde bereits erwähnt Widerstände in dieser Form haben sich, als die KPD mehr und mehr bolschewisiert wurde, nicht wiederholt.

Die Position der Kominternbevollmächtigten festigte sich, je mehr die nationalen kommunistischen Parteien dem Moskauer Zentrum unterworfen wurden. In den dreißiger Jahren oblag den Kominternbevollmächtigten praktisch die Führung der Parteien, denen sie zugeteilt waren. Ihre Einflußnahme erstreckte sich bis in das tägliche Parteileben.

Louis F. Budenz berichtet z. B., in den dreißiger Jahren habe der Kominternbevollmächtigte bei der KP der LISA in einer Redaktionssitzung einen Artikel des Chefredakteurs des „Daily Worker", Clarence Hathaway, schärfstens kritisiert Bei vorübergehenden Missionen kam es weit seltener zu derartigen Reibungen. Clara Zetkin besuchte als Kominterndelegierte die Kongresse der französischen Partei in Tours (1920) und der KPI in Mailand (1921). Sie war bei den französischen und italienischen Kommunisten sehr populär

Die Instrukteure oder Bevollmächtigten der Komintern gehörten in der Regel nicht der Nation oder der Partei an, zu der sie entsandt wurden. Die Russen Manuilski und Mirow-Abramow sowie der Bulgare Dimitroff waren in Deutschland tätig. Der in Belgien geborene Henry Robinson arbeitete in Frankreich, Matthias Rakosi in Italien, der Deutsche Jonny Löhr in Rumänien, D. Petrowski (alias Bennet) in England, Heinz Neumann in China und Spanien, Josef Pogany (John Pepper) und der Deutsche Gerhard Eisler (Hans Berger) in den LISA In Südamerika wirkten Anfang der zwanziger Jahre der Inder M. N. Roy und der Japaner Sen Katayama In Mexiko war von 1927 bis 1932 der Italiener Vittorio Vidali unter dem Namen Sormenti tätig, um nur einige Beispiele zu nennen Offenbar sollte dadurch vermieden werden, daß die Kominternbeauftragten sich mit den Interessen der Partei identifizierten, zu der sie entsandt waren.

All diese Umstände lassen es nur zu verständlich erscheinen, daß auch wegen der Tätigkeit der „Instrukteure“ fortgesetzt Schwierigkeiten zwischen den „Sektionen“ und dem EKKI entstanden. Die Balabanowa beklagte sich über deren Auftreten in Italien, Sinowjew berichtete, daß Giacinto Serrati die Abgesandten des EKKI „graue Kardinäle" genannt habe, wobei ungeklärt bleibt, wen Serrati hatte treffen wollen. Paul Levi bezeichnete Kleine-Guralski und seine sowjetischen Helfer wegen ihres Verhaltens vor und während der „Märzaktion" 1921 als „Turkestaner“, um ihr Einverständnis für die deutschen Verhältnisse zu geißeln

Illegale Arbeitsweise Das Statut sagte in § 12:

„Die allgemeine Lage in ganz Europa und Amerika zwingt die Konimunisten der ganzen Welt zur Schaffung illegaler kommunistischer Organisationen neben der legalen Organisation. Das Exekutivkomitee ist verpflichtet, dafür zu sorgen, daß das überall praktisch verwirklicht wird." Sowohl das EKKI als auch die Sektionen haben diese Verpflichtung erfüllt. In offiziellen Komintern-Veröffentlichungen wurde zwar verschiedentlich zugegeben, daß das EKKI „illegale“ Arbeit leistete, (z. B. im Statut, in den 21 Bedingungen oder vom Erweiterten EKKI-Plenum noch 1930). Aber nur selten trat offen in Erscheinung, welche Teile der Organisation die illegale Arbeit leisteten Auf dem III. Weltkongreß erwähnte Radek das „kleine“ Büro (auch das Engere Büro genannt), das die illegale Arbeit zu fuhren habe Radek betonte, in dieses Büro müßten auch solche Mitarbeiter ausgenommen werden, die vom Weltkongreß nicht gewählt seien. Dagegen ist die für die illegale Arbeit wichtigste Abteilung des EKKI nie öffentlich von der Kominter erwähnt worden: Die Abteilung für internationale Verbindungen (OMS). Die OMS transportierte und verteilte die finanziellen Zuschüsse der Komintern an die Sektionen. Sie war für das internationale Verbindungswesen (Einrichtung von Stützpunkten, Aufrechterhalten von Kurierlinien) verantwortlich und hatte ihre Kuriere und Beauftragte mit den benötigten Pässen zu versehen.

Aus der jahrzehntelangen konspirativen Erfahrung der im EKKI tätigen Funktionäre wie z. B. Radek, Sinowjew, Pjatnitzky und Dimitroff erklärt sich, daß sie beim Aufbau illegaler (d. h. getarnter) Organisationen und in der Anwendung konspirativer Arbeitsmethoden Erstaunliches leisteten. Auch diese Arbeitsmethoden entwickelten sich wie die gesamte Kominternpraxis. Radek lebte Anfang der zwanziger Jahre halblegal in Berlin. Er konferierte mit Reichswehroffizieren im sowjetischen Auftrag und beeinflußte noch vom Gefängnis Moabit aus die KPD. Zehn Jahre später tarnte sich Dimitroff besser. Er wirkte — unerkannt durch die Polizei — volle drei Jahre als Leiter des großen Westeuropäischen Büros. Welche Arbeitsmethoden wurden angewandt? Der illegale Arbeiter versuchte, so unauffällig zu erscheinen, sich so harmlos zu benehmen wie nur möglich. Er trug weder verdächtige Schriftstücke noch sonstiges Material bei sich. Er vermied, mit bekannten Kommunisten zusammenzutreffen. Geheime Wohnungen benutzte er nur, wenn ihre Inhaber vorher sorgfältig überprüft waren. Wer in mehreren Bezirken arbeitete, benutzte verschiedene Decknamen für jeden Bezirk. Deckadressen wechselte man häufig, ebenso Trefforte. Jeder Genosse wurde als verdächtig behandelt, der Fragen stellte, die nicht seinen Parteiauftrag betrafen. Pünktlichkeit war für jeden „Illegalen" streng geboten Dimitroff hielt die Tarnung, die er auf diese und ähnliche Weise aufgebaut hatte, trotz monatelanger Untersuchungshaft und entsprechender Dauer des Reichstagsbrandprozesses durch

Nach einem anderen leitenden Grundsatz wurde die „illegale“ Arbeit von der offenen Parteitätigkeit streng getrennt. Der illegale Apparat, d. h. das mit illegaler Arbeit befaßte Funktionärskorps hatte mit der offenen Parteitätigkeit nichts zu tun und benutzte geheime Büros, die nicht mit allgemein zugänglichen Parteiarbeitsräumen verbunden waren.

Dementsprechend trennte der illegale Apparat seine Arbeitsunterlagen (Akten usw.) von denen der offenen Parteiorganisation.

Die Hilfsbüros und Stützpunkte der Komintern Zu Anfang der dreißiger Jahre, als das Netz der Komintern am weitesten entwickelt war, verfügte sie in großen Teilen der Welt, sicher in ganz Westeuropa und Nordamerika, über feste Stützpunkte, von denen aus ihre Operationen geleitet wurden. Der bedeutendste dieser Stützpunkte war das Westeuropäische Büro in Berlin. Es hatte Außenstellen in Kopenhagen und Paris und konnte sich in allen Küstenstädten der westlichen Welt auf die von der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter kontrollierten Seemannsklubs stützen. Die Stützpunkte dienten als Anlaufstellen für Kominternbeauftragte. Bei ihnen konnte ein „Instrukteur“ sich melden, wenn er Kontakt zu seiner Organisation verloren hatte, bei ihnen erhielt er Unterkunft und Geldmittel sowie weitere Befehle. Richard Krebs hatte nach einer mehrjährigen von ihm verbüßten Gefängnisstrafe keinen Kontakt mehr mit der Kominternorganisation. In Le Havre erhielt er durch einen Verteiler kommunistischer Flugblätter Verbindung zu dem Leiter des Stützpunktes der Komintern, der ihn schließlich bis nach Berlin schleuste.

Uber die Aufgaben eines solchen Stützpunktleiters sagt Krebs

„Solche Agenten gab es in allen Häfen und Städten iin Inneren des Landes. Ihre offizielle Tätigkeit bestand darin, Kontakte herzustellen und Pässe für internationale Funktionäre auszustellen, die ihrem Bezirk zugewiesen waren oder durch ihn hindurchreisten. Sie besorgten Deckadressen für die konspirative Post und für den Versand von Propagandaliteratur.

Sie empfingen und verteilten die Kominternunterstützungen für die lokalen Organisationen. . . . Alle offiziellen Berichte der Leitungen wurden in Berlin und Moskau auf ihre Exaktheit geprüft, indem sie mit den entsprechenden Geheimberichten der örtlichen Agenten verglichen wurden. Immer stammten diese Agenten aus dem Lande, in dem sie arbeiteten; immer standen sie auf der Gehaltsliste der GPU."

Den Stützpunkt von „Monsieur Gance“ in Le Havre hatten vor Krebs so illustre Gäste wie Romain Rolland, Bela Kun, Otto Kuusinen, Albert Walter. Tom Mann und Harry Politt benutzt. Ob Cance allerdings den Regeln der Konspiration entsprach, wenn er Krebs das alles mitteilte, mag zweifelhaft sein. Immerhin — für den Grad der Konspiration, der in Le Havre im Jahre 1930 erforderlich war, scheinen die Geheimhaltungsmaßnahmen von Rene Cance ausgereicht zu haben. Krebs lernte bald einen Stützpunkt kennen, der gut abgeschirmt war, das Quartier Roger Walter Ginsbergers in Paris, Rue de Seine Nr. 63

Ginsburger befaßte sich ursprünglich als Vertreter der Roten Gewerkschaftsinternationale (Profintern) mit Gewerkschaftsarbeit, insbesondere mit Angelegenheiten der „Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter"

(ISH). Die Einrichtungen der ISH wurden vielfach von geheimen „Apparaten“ der Komintern und von sowjetischen Nachrichtendiensten benutzt. Dementsprechend hat auch der Stützpunkt des völlig linientreuen Ginsberger bald erheblich größere Bedeutung gewonnen

Neben diesen Stützpunkten für getarnte Reisende und internationale Instrukteure bestand noch eine Gruppe von anderen örtlich gebundenen Kominternbeauftragten, die die Aufgabe hatten, für die OMS die Verbindung zum Zentralkomitee der Partei des Landes zu halten, in dem sie sich aufhielten. Ihr Sitz befand sich dort, wo das Zentralkomitee der von ihnen betreuten Partei seine Büros hatte, also meist in der Hauptstadt des Landes. Durch ihre Hände gingen stets die finanziellen Unter-Stützungen der Komintern für die nationalen Parteien. Diese Funktion hatte Mirow-Abramow von 1921 bis 1930 in Berlin In Paris übte Henry Robinson etwa von 1930 bis 1936 die gleiche Funktion aus.

Die „internationalen Instrukteure“

Eng verknüpft mit den Stützpunkten der Komintern war die Arbeit der „internationalen Instrukteure“, d. h.der Bevollmächtigten der Komintern, die abgesandt waren, um die Sektionen auf bestimmten Arbeitsgebieten anzuleiten. LInter ihnen gab es Spezialisten für Agitation, für Streiks, für Frauenfragen, für die verschiedenen Industriezweige und für militärische Probleme. Diese Instrukteure wurden entweder von den „Sektionen“ angefordert oder — was häufiger geschah — zu den Sektionen entsandt, bei denen nach Meinung des EKKI ein Bedürfnis vorlag. Sie traten konspirativ auf, d. h. sie lebten unter Decknamen in geheimen Quartieren, arbeiteten in geheimen Büros, benutzten falsche Pässe usw. Gelegentlich ist das geheime Wirken derartiger „Kominternagenten" im Untergrund durdi öffentliche Gerichtsverfahren aufgedeckt worden. Das bekannteste Verfahren dieser Art dürfte der sogenannte Tscheka-Prozeß sein, der 1925 in Deutschland lief. In ihm wurde festgestellt, daß Beauftragte der Komintern 1923/24 eine „Tscheka-Organisation“ für individuellen Terror und eine sogenannte Partisanenorganisation, um den bewaffneten Umsturz vorzubereiten, gebildet hatten Der Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik hat für bewiesen angesehen, daß der von der Komintern gesandte Russe Gorew-Skoblewski, der mitangeklagt und dem Gericht vorgeführt wurde, in Deutschland kommunistische Terrorgruppen aufgebaut und einer von ihnen den Auftrag gegeben hatte, den Oberbefehlshaber der Reichswehr, General von Seeckt, und die Großindustriellen Stinnes und Borsig zu ermorden Dementsprechend ist Gorew-Skoblewski in diesem Prozeß auch zum Tode verurteilt worden. In einem etwa gleichzeitig durchgeführten Prozeß wurde festgestellt, die Sowjetrussen Kleine-Guralski, Golowin und Selenin hätten zur Vorbereitung des bewaffneten Umsturzes in Deutschland eine „Partisanenorganisation“ aufgezogen, die mit Dollars aus der Sowjetunion finanziert worden sei Der Hauptangeklagte in diesem Prozeß, Johannes Botzenhard, Leiter der „Partisanenorganisation für Pommern“, ist durch seine Flucht in die sowjetische Handelsvertretung in Berlin bekannt geworden

Aufstandsvorbereitungen dieser Art wurden seit 192 5 aufgegeben. Die politisch-gewerkschaftliche Arbeit trat in den Vordergrund. Demzufolge bewegte sich auch die Tätigkeit der Komintern-Instrukteure auf politisch-gewerkschaftlichem Gebiet. Ihr Ziel war, bei der Arbeiterschaft eine Massenbasis für die kommunistischen Bestrebungen zu gewinnen. Das Wirken eines solchen unter Kontrolle des Westeuropäischen Büros in Berlin und der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH) in Hamburg tätigen „internationalen Instrukteurs“ hat Richard Krebs beschrieben Er lernte Anlaufstellen der ISH und des Westeuropäischen Büros in zahlreichen bedeutenden Städten und Hafenorten Westeuropas und Skandinaviens kennen, hatte Massendemonstrationen und Streiks mit Hilfe der lokalen kommunistischen Funktionäre zu organisieren. Seine Erlebnisse zeigen die Gegensätze zwischen den internationalen kommunistischen Organisationen und den nationalen Apparaten. Georgi Dimitroff und Albert Walter wollten Krebs für internationale Arbeit unter Seeleuten einsetzen, während Ernst Wollweber ihn im innerdeutschen Bereich zu verwenden gedachte. Zunächst behielt Dimitroff die Oberhand. Krebs arbeitete für die ISH. Nach 1933 jedoch, als Dimitroff und Walter in Haft waren, bemächtigte Wollweber sich der internationalen Organisation, schickte Krebs nach Deutschland, der dadurch (ob mit oder ohne Zutun von Wollweber wird ungeklärt bleiben) in die Hände der Gestapo geriet

Die Finanzierung der kommunistischen Parteien Das EKKI benutzte seine finanziellen Mittel sowohl, um weltrevolutionäre Absichten zu verwirklichen also auch dazu, die Sektionen der Komintern zu kontrollieren und in dauernder Abhängigkeit zu halten. Boris Souvarine, der auf dem III. und IV. Weltkongreß in das Präsidium des EKKI gewählt wurde und die Kominternpraktiken genau kennt, schreibt:

„Bis auf seltene Ausnahmen brauchten die kommunistischen Parteien Europas, Amerikas und Asiens finanzielle Hilfe des EKKI, d. lt.der bolschewistischen Partei. Diese Form der Solidarität an Bedingungen knüpfen, heißt, einen unwiderstehlichen Drucl? ausüben.“

Das Verhältnis des sowjetischen Staates zur Komintern und ihren Sektionen schildert Karl Kautsky folgendermaßen

„Die in Moskau sitzende Leitung der 3. Internationale, die nur ein Werkzeug der Sowjetregierung ist, nur von deren Geldunterstützungen lebt, fühlt sich durch die von ihr gespendeten Geldmittel als absoluter Herr der von ihr ausgehaltenen kommunistischen Parteien.“

Die Mittel der Komintern wurden ihren jeweiligen politischen Absichten entsprechend eingesetzt. Von 1919 bis 1933 flossen große Sum-men nach Mitteleuropa, insbesondere nach Deutschland, weil sich die Komintern in dieser Zeit darauf konzentrierte, in Deutschland politische Umwälzungen hervorzurufen. Erst mit Beginn der Volksfrontepisode verwendete die Komintern einen großen Teil ihrer Mittel in West-europa.

Zur Zeit der Zusammenarbeit mit der Kuomintang 192 5/27 gingen auch sehr beträchtliche Beträge durch Borodins Hände. Von Lominadse und Heinz Neumann ist bekannt, daß sie auf dem Wege nach Kanton in ihrem Reisegepäck einen Koffer voll Dollars mitführten Dollars hatten schon vorher in Deutschland, als 1923/24 Gorew-Skoblewski Terrorgruppen zusammenstellte und Kleine-Guralski Partisanenorganisationen aufzog, eine erhebliche Rolle gespielt. Botzenhard erhielt zum Beispiel als Leiter der pommerschen Partisanenorganisation sein Gehalt und sonstige Aufwendungen in Dollars

In den Anfangszeiten der Komintern war es üblich, Geld und Diamanten, die die OGPLI beschlagnahmt hatte, ins Ausland zu senden. Als jedoch die Sowjetunion von 1922 ab (Rapallovertrag) in Handelsbeziehungen zur westlichen Welt trat, konnten die benötigten Devisen auf weniger plumpe Weise beschafft werden Oft wurden die benötigten Summen durdi Sonderkuriere der OMS an ihren Bestimmungsort befördert. Überall aber, wo diplomatische Beziehungen zwischen der Sowjetunion und dem „Gaststaat“ bestanden, in dessen Gebiet politische Unternehmungen finanziell unterstützt werden sollten, wurde das diplomatische Gepäck als Beförderungsmittel benutzt. Erleichtert wurde diese Methode des Geldtransportes, wenn der OMS-Vertreter in dem betreffenden Land ein Mitglied der diplomatischen Vertretung der Sowjetunion war, wie z. B. Mirow-Abramow, durch dessen Hände von 1921 bis 1930 die großen für die deutsche Partei bestimmten Summen flossen. Er gehörte pro forma der Presseabteilung der Sowjetbotschaft in Berlin an Die Geldmittel wurden streng konspirativ einem Vertrauensmann der unterstützten Partei übergeben Trotz aller Vorsichtsmaßregeln kamen hin und wieder „Pannen“ vor, die die sowjetische Herkunft der Parteigelder aufdeckten. So trugen gelegentlich amerikanische und britische Banknoten, die durch die OMS ins Ausland gesandt wurden, einen Zählstempel der sowjetischen Staatsbank. Schwierigkeiten ergaben sich auch, wenn ein Parteikassierer wie Arthur König 1924 in Deutschland mit den von der Komintern erhaltenen Devisenbeträgen zu spekulieren begann

Da die Sektionen der Komintern überwiegend von den finanziellen Zuschüssen aus Moskau abhängig waren, hatten sie alle Vorhaben, die größere Zuwendungen erforderten, über den OMS-Vertreter dem EKKI zu unterbreiten. Dort wurde über die Finanzierung der Projekte und damit über alle bedeutenderen politischen Pläne der Sektionen entschieden. Die Kommunistischen Parteien konnten aber auch ihren normalen Geschäftsbetrieb kaum ohne OMS-Hilfe aufrechterhalten 15T). Die KPD beschäftigte um die Mitte der zwanziger Jahre mehrere Tau-send hauptamtliche Funktionäre, um die Aufgaben zu erfüllen, die die Komintern ihr übertragen hatte. Sie betrieb eine kostspielige Propa-ganda und übernahm damit Lasten, die sie aus eigenen Mitteln nicht decken konnte Mit der Hilfe des EKKI mußten aber auch dessen Weisungen angenommen werden. Gegen die finanzielle Abhängigkeit von der Komintern kämpfte schon 1921 der Generalsekretär der KPD Ernst Reuter (Friesland) Das „Schielen nach Moskau“ beim Aufstellen des Budgets wollte auch die deutsche „Linke“ beseitigen (1925/26). Ihr Bestreben, von der Komintern finanziell unabhängig zu werden, stieß auf den Widerstand Manuilskis.

Den Wert finanzieller Unabhängigkeit scheint Tito als Führer der jugoslawischen Partei (1938) schätzen gelernt zu haben. Er erklärt

„Es war notwendig, die Partei unabhängig von fremder Finanzierung zu machen. Auch dies ist eine grundlegende Vorbedingung für wirklichen Erfolg. Wenn man eine Beihilfe von draußen zu erwarten hat, gewöhnt man sich nie daran, in der nächsten Umgebung nach einer hilfsbereiten Anhängerschaft Ausschau zu halten. Das Geld aus Moskau, das uns für die kommunistische Parteiarbeit von 1919 bis 1937 zugeflossen war hatte mehr Schaden als Nutzen angericlttet. Von dem Augenblick an, da ich an der Spitze der Partei stand, nahmen wir keine fremde Hilfe mehr an. So waren wir gezwungen, uns ganz auf die eigenen Hilfsquellen zu verlassen und unser Finanzproblem war damit ein politisches geworden. Denn nun hing unsere Unterstützung ja von dem Ausmaß des Einflusses ab, den wir auf das Volk hatten. Außerdem rechneten wir auch jetzt viel genauer, seit es unser eigenes Geld war, das uns Arbeiter aus ihrem Lohn, Bauern aus ihrem geringen Verdienst gespendet hatten. Jeder Dinar wurde erst nach eingehender Überlegung ausgegeben, zumal wir ja nicht allein für Papier und Drucli Geld brauchten, sondern vor allem zur Unterstützung unserer Mitglieder, die unter dem Terror der Polizei gelitten hatten oder aus Angst vor Verfolgung nirgends mehr arbeiten konnten.“

Schulen und Universitäten Das Scheitern des Revolutionsversuches in Deutschland (Oktober 1923) schloß eine Reihe von Mißerfolgen ab. Die sowjetischen Kommunisten meinten, da ihre Revolution Erfolg gehabt habe werde die Übernahme der bolschewistischen Prinzipien die Sektionen der Komintern in die Lage versetzen, erfolgreich zu operieren. Diese Überlegung wirkte bei dem Beschluß des V. Weltkongresses (1924) mit, die Sektionen der Komintern zu bolschewisieren. Ein wirksames Mittel der Bolschewisierung war, die Funktionäre im sowjetischen Sinne zu schulen. Von 1924 an wurden daher ausgewählte Kommunisten aus allen Ländern politisch, in Bürgerkriegstaktik oder nachrichtendienstlich ausgebildet Die OMS hatte die im Bereich der Komintern betriebene Schulung zu koordinieren Sie unterhielt die sogenannte Leninschule, die in der Nähe von Moskau untergebracht war. Auf ihr wurden Funktionäre, die sich in ihren Parteien bewährt hatten, unterrichtet. An der Spitze der Schule stand ein „Direktor“ (bis zu den Säuberungen Frau Kirsanowa, danach der bulgarische Kommunist Vulko Tscherwenkoff, neben dem als entscheidende Parteiinstanz das „Parteikomitee“ und die Kaderabteilung fungierten Die Leninschule hatte einen deutschen, einen französischen, einen englischen und einen russischen Sektor. Bestimmend für die Verteilung der Schüler auf die Sektoren war nicht ihre Nationalität, sondern ihre Fähigkeit, in der Lehrsprache des betreffenden Sektors mitarbeiten zu können. So nahmen belgische Schüler, die Wallonen waren, am Unterricht im französischen Sektor teil. Die belgischen Flamen besuchten dagegen, ebenso wie niederländische Kommunisten den deutschen Sektor. Norweger, die englisch sprachen, gehörten zum englischen Sektor, während norwegische Kommunisten, die deutsch besser beherrschten, im deutschen Sektor unterrichtet wurden. Die Schüler des russischen Sektors waren nicht Russen, sondern Polen, Tschechen und Serben, die russisch verstanden. Jeder Sektor wurde von einem Leiter geführt, den die Schulleitung einsetzte und dem ein Sekretär sowie ein oder mehrere von den Schülern gewählte Vertrauensleute beigegeben waren. Die Sektoren wurden, falls ihre Größe das erforderte, in Zirkel aufgeteilt. So bestand der deutsche Sektor nach 1933, als viele deutsche Kommunisten in Moskau weilten, aus zwei Partei-und einem Jugendzirkel.

Im Jahre 193 5 wurden an der Schule etwa 500 Schüler ausgebildet, die von der Bevölkerung völlig abgeschlossen waren und während des Schulaufenthalts Decknamen zu gebrauchen hatten. Die Kaderabteilung wachte darüber, daß die konspirativen Regeln beachtet wurden.

An der Leninschule liefen Ein-, Zwei-oder Dreijahreskurse. Audi neunmonatige Kurzkurse wurden abgehalten. Prominente Bolschewik!

wie Stalin und Bucharin hielten Vorträge. Auch Tito unterrichtete dort, als er Mitglied des Balkansekretariats des EKKI war AIs bekanntester deutscher Lehrer wirkte Fred Oelssner an der Leninschule. Kommunistische Ideologie Massenagitation, Lenkung von Streiks und Bürgerkriegstaktik wurden gelehrt Die Schüler besuchten Sommerlager, in denen Schießübungen veranstaltet, Geländekunde und Kartenlesen sowie Taktik des Straßenkampfes geübt wurden. Die politischen Lehrfächer nahmen jedoch weitaus den größten Raum ein.

Hunderte von Kommunisten aus westlichen Ländern haben die Lenin-Schule besucht. Zahlreiche Schüler haben im politischen Leben ihrer Parteien eine erhebliche Rolle gespielt (z. B. Anton Ackermann und Karl Schirdewan in Deutschland). Viele deutsche Absolventen der Lenin-Schule sind bei illegaler Arbeit in Deutschland ergriffen und hingerichtet worden (z. B. Wilhelm Knöchel). Bekannt wurden ferner Edward Kardelj, heute jugoslawischer Außenminister, und Sam Carr (im kanadischen Spionagefall Gousenko) Wie das gesamte Kominternpersonal ist auch der Lehrkörper der Lenin-Schule durch die Säuberungen stark dezimiert worden. Im August 1938 wurde die Lenin-Schule aufgelöst.

Während des Krieges bestand in der Nähe von Lisa, das vorübergehend Sitz der Komintern war, eine Schule ähnlicher Art. Die Schüler waren jedoch nicht bewährte Kommunisten, sondern meist Kinder von solchen, die in der Sowjetunion erzogen und offenbar als Nachwuchskräfte in Aussicht genommen waren. An dieser Schule studierten nur Schüler aus Ländern, die sich mit der Sowjetunion im Kriegszustand befanden.

Es waren Ländersektionen eingerichtet, denen jeweils die Schüler angehörten, die aus einem Lande stammten. Schüler und Lehrer trugen Decknamen. Die Schüler mußten strengste „proletarische Disziplin“

einhalten. Zu den Lehrern zählten so prominente Kommunisten wie der Pole Jakob Berman, die Deutschen Bernhard Koenen und Paul Wandel.

Einige Schüler sind inzwischen zu Einfluß gelangt wie Heinz Hoffmann, jetzt Generalleutnant in der „Nationalen Volksarmee“ in der DDR, Lene Berg, Direktorin des Instituts für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED, und Mischa Wolf, der aus der Jugendinternationale hervorgegangen war, später bei Manuilski arbeitete und zur Zeit eine leitende Funktion im Ministerium für Staatssicherheit der Sowjetzone hat

Neben diesen Schulen wurden noch Einrichtungen geschaffen, die auf die nationalen Belange einzelner Völker oder Völkergruppen zugeschnitten waren. Im Jahre 192 5, als die Zusammenarbeit mit der Kuomintang auf ihrem Höhepunkt stand, wurde in Moskau die Sun-Yat-Sen-LIniversität für die Ausgebeuteten des Fernen Ostens gegründet. Karl Radek war ihr erster Rektor

Gleichfalls in Moskau lag die Kommunistische Universität für die Nationalen Minderheiten des Westens (KL 1NMZ) Sie war — ursprünglich von geringerer Bedeutung — schon 1921 von Julian Marchlewski (Karski) für Ukrainer und Weißrussen gegründet worden, die außerhalb der Sowjetunion (z. B. in Polen und in der Karpato-Ukraine) lebten Als jedoch nach 193 3 Kommunisten in großer Zahl die Sowjetunion aufsuchten, wurden viele von ihnen auf die KUNMZ geschickt, die damit den Charakter einer Schule für niedrigere, nicht sowjetische Funktionäre annahm. Leiterin der Schule war zu dieser Zeit Maria Frumkina. Die normalen Kurse auf der KUNMZ dauerten drei Jahre und umfaßten neben politischen Themen auch kulturelle wie Mathematik und Literatur. Nach 1933 wurden besondere 14monatige Kurse für deutsche Kommunisten eingeführt, in denen hauptsächlich Marxismus-Leninismus, Parteigeschichte und dialektischer Materialismus gelehrt wurden 1936 wurde die KUNMZ aufgelöst. In den Kominternbereich gehören auch Unterrichtskurse in Leningrad, die Richard Krebs die „Internationale Abteilung der Kommunistischen Universität“ nennt Diese Lehrgänge befaßten sich mit kommunistischer Theorie und Praxis, mit der künftigen kommunistischen Revolution und der Diktatur des Proletariats. Für eine gewisse Bedeutung dieser Kurse spricht, daß so prominente Kommunisten wie Otto Kuusinen, Ossip Piatnitzky, Heinz Neumann und Arthur Ewert als Lehrer auftraten.

Kominternzwecken diente ferner die sog. Wilson-Schule, die Funker für den „Funkapparat“ ausbildete, den die OMS in den dreißiger Jahren einrichtete Eine — natürlich kleine — Anzahl von nordamerikanischen und europäischen Kommunisten haben diese Schule besucht.

Die Schüler wurden durch diese Schulen und Universitäten mit der Denkweise vertraut gemacht, die in der sowjetischen Partei herrschte.

Sie erwarben Kenntnisse, die sie befähigten, in den geheimen Apparaten der Komintern und ihrer Sektionen zu arbeiten. Die Schüler waren darauf gedrillt, die sowjetische Partei (und die Sowjetunion) als das teuerste Gut jedes Kommunisten zu betrachten. Mit dieser Einstellung kehrten sie in ihre nationalen Parteien zurück. Die Schüler der Kominternschulen und -Universitäten wurden zu Gliedern einer Kette, mit der die sowjetische Partei die kommunistischen Parteien der ganzen Welt an sich fesselte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde unterhält die KPdSU auch heute noch „Zentralschulen“ für ausländische Kommunisten in der Sowjetunion.

Sonstige Einwirkungen der Komintern auf einzelne Kommunisten Auch Einwirkungen sonstiger Art auf einzelne Kommunisten gehörten zu den Mitteln, die angewendet werden, um die Kontrolle der Komintern über ihre Sektionen zu verbessern. Die Kominternbeauftragten versuchten zum Beispiel, Vertrauen bei Mitgliedern der Parteien zu erwerben, zu denen sie delegiert waren, um die wahre Stimmung in diesen Parteien kennenzulernen, oder um eine Opposition innerhalb dieser Parteien zu schaffen, falls das erforderlich schien. So machte sich Manuilski, als er 1924 nach Berlin kam, zahlreiche Freunde unter den Parteiintellektuellen, indem er ihnen bezahlte journalistische Aufträge beschaffte. Hunderte deutscher Kommunisten wurden Angestellte der sowjetischen Handelsvertretung. Sie erhielten ihre guten Gehälter in Goldmark ausgezahlt. Natürlich waren diese Angestellten vom Wohlwollen der Moskauer Stellen abhängig Die günstigen Anstellungsbedingungen trugen dazu bei, daß sich viele dieser Angestellten in Streitfragen der sowjetischen Linie anschlossen.

Dem Zweck, engere Bindungen zur Komintern oder zu Stalin herzustellen, dienten Einladungen einzelner Kommunisten nach Moskau. So wurde Heinz Neumann, solange er persona grata war, wiederholt nach Moskau gerufen. Bei einem dieser Besuche beauftragte ihn Stalin, eine Broschüre gegen Maslow zu schreiben In den gleichen Bereich gehören die Besuche von Arbeiterdelegationen in der Sowjetunion. Bereits auf dem XIV. Parteitag der KPdSU (1925) sprach Stalin davon, welche große Bedeutung für die Zusammenarbeit mit den ausländischen Kommunistischen Parteien diesen Delegationen zukäme Stalin erwähnte nicht, aber es war klar, daß die Anwesenheit ausländischer Kommunisten in der Sowjetunion immer wieder Gelegenheit bot, Beziehungen verschiedenster Art zu ihnen enger zu gestalten.

Besuche in der Sowjetunion dienten jedoch nicht nur dazu, mit den Eingeladenen in bessere, freundschaftliche Kontakte zu geraten. Ein Aufenthalt in Moskau konnte auch als massives Druckmittel ausgenutzt werden. So wurde Ruth Fischer, als sie im September 192 5 in Moskau eintraf (der Kampf des EKKI gegen die deutsche Linke war im vollen Gange), von Piatnitzky der Paß abgenommen. Sie lebte im „Lux", dem Hotel der Kominternprominenz, 10 Monate lang praktisch als Staatsgefangene In ähnlicher Weise wurde 1938 der Leiter des Geheimdienstes der republikanischen Regierung Spaniens, „Garcia“, in Moskau festgehalten, weil Alexander Orlow, der NDWK-Beauftragte in Spanien einige seiner „Operationen" durchführen wollte, ohne von „Garcia“ gestört zu werden In den dreißiger Jahren wurde es zur Regel, ausländischen Kommunisten in der Sowjetunion ihren nationalen Paß abzunehmen und ihnen eine Aufenthaltserlaubnis zu geben, die nicht zum Verlassen der Sowjetunion berechtigte Zur Zeit der Säuberungen war der Besitz eines Passes und eines Ausreisevisums lebenswichtig. Münzenberg bemühte sich verzweifelt, ein Ausreisevisum zu erhalten, nachdem er noch im Oktober 1936 unvorsichtigerweise nach Moskau gegangen war Hunderte anderer ausländischer Kommunisten wären nicht Opfer der Säuberungen geworden, wenn sie das Ge-schick Münzenbergs gehabt hätten, der damals Togliatti überreden konnte, ihm das Visum zu beschaffen. Dennoch entging Münzenberg nicht dem Schicksal, das allen nicht völlig hörigen Kommunisten bestimmt zu sein schien.

Die Komintern und die sowjetischen Nachrichtendienste

Die Beziehungen der Komintern zu den sowjetischen Nachrichtendiensten spiegeln das Verhältnis wider, in dem die Internationale zur sowjetischen Partei und zum sowjetischen Staat stand. Als die Komintern gegründet wurde, war die sowjetische Partei nur eine der mehreren großen Sektionen. Einflüsse von sowjetischen Sicherheitsorganen auf die Komintern waren nicht bemerkbar. Seit 1920 nahm das Gewicht der sowjetischen Partei in der Komintern zu. Der sowjetische Staat erstarkte nach Abschluß der Bürgerkriege. 1921 wurde die Ausländsabteilung (INO) des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes gegründet

Der Aufklärungsdienst der Roten Armee begann, über die Grenzen des Landes hinauszuwirken. In Frankreich wurde zum Beispiel der Redakteur der „L’Humanite“, Robert Pelletier, vom sowjetischen Nachrichtendienst angeworben. Leo Trotzki, der damals großen Einfluß in EKKI besaß, wollte vermeiden, die Sektionen der Komintern durch Spionagetätigkeit für Rußland zu kompromittieren. Im Fall Pelletier verbot er als Volkskommissar für das Kriegswesen, den „Aufklärungsdienst" der Roten Armee mit kommunistischer Parteiarbeit zu verquicken. Pelletier mußte L’Humanite verlassen

In Deutschland hatte der sowjetische militärische Nachrichtendienst solche Schwierigkeiten nicht zu überwinden. Nach dem Zusammenbrechen des Aufstandsversuchs vom Oktober 1923 gewann er eine ganze Anzahl fähiger deutscher Kommunisten als Mitarbeiter. Auch in Frankreich änderten sich die Verhältnisse bald. Trotzkis Einfluß schwand, das sowjetische nationale Interesse rückte in den Vordergrund.

Als 1927 die Spionagegruppe Jean Cremets verhaftet wurde, zeigte sich, daß viele französische Kommunisten an dieser Affaire beteiligt waren.

Die französische Partei war schwer kompromittiert Das hielt den sowjetischen militärischen Nachrichtendienst jedoch nicht ab, weitere Hilfsleistungen von ihr zu fordern. 1929 hatte Henri Barbe die Führung im Politbüro übernommen. Er hatte Kontakt mit dem GRU-Agenten „Muraille" der ihn bat, fähige Mitglieder von kommunistischen Jugendgruppen zu nennen, die in der Sowjetunion geschult werden sollten. „Muraille“ wurde im April 1931 wegen Spionage verhaftet. Die französische Partei sah sich erneut kompromittiert. Barbes Vorstellungen beeindruckten jedoch Pjatnitzky und Manuilski nicht. Der Leiter des Org-Büros erklärte’: „So bedauerlich es sein mag, daß die kommunistischen Parteien in diese Dinge verwickelt werden, die Arbeit muß weitergehen“. Auch Jan Bersin, der Leiter des militärischen Nachrichtendienstes, lehnte Barbes Bitte ab, keine Mitglieder der französischen Partei als Agenten anwerben zu lassen Da Barbe auf seinem Standpunkt beharrte, ließ die Komintern ihn fallen, so daß er Ende 1931 aus dem Politbüro ausschied Der fügsame Maurice Thorez trat an seine Stelle. Auch in Deutschland waren inzwischen 1929 und 1933 fortgesetzt aktive Kommunisten in Spionagefälle verwickelt. In zahlreichen Industriespionagefällen dienten deutsche Kommunisten (z. B. Albert Knöpfle, Erich Steffen, Eugen Herbst, Karl Dienstbach) den Interessen des sowjetischen Staates Die KPD brauchte allerdings nicht zu fürchten, dadurch besonders kompromittiert zu werden. Der revolutionäre Kurs, den das EKKI seit 1929 steuerte, die Aufstandsvorbereitungen, die die KPD im Auftrage des EKKI betrieb, ließen derartige Rücksichten überflüssig erscheinen.

Der militärische Nachrichtendienst der Sowjetunion benutzte also die Sektionen der Komintern und ihre Mitglieder, um seine Tätigkeit gegen fremde Mächte zu aktivieren. Die OGPLI dagegen drang in die innere Organisation der Internationale ein. Stalin beherrschte in der sowjetischen Partei das Org-Büro und die Zentrale Parteikontrollkommission (ZPKK). Auch im Staatssicherheitsdienst (OGPLI) hatte er einen starken Rückhalt. Mit Personen, die in diesen Stellen ihre Ergebenheit bewiesen hatten, versuchte er, die hohen Kominternpositionen zu besetzen.

Bereits seit April 1925 war Sinowjew des Kominternapparats nicht mehr sicher, obwohl er noch dem EKKI-Präsidium als Vorsitzender angehörte.

Er konnte z. B. nur unter Schwierigkeiten Nachrichten an seine Parteigänger im Ausland gelangen lassen Stalin begann seine „Infiltration“ der Komintern in der Internationalen Kontrollkommission (IKK). Schon im Maslow-Fall (1923/24) gehörten zwei einflußreiche OGPU-Männer der IKK an: Josef S. Unschlicht und Peter I.

Stutschka. Auch in die Kommissionen, die im EKKI gebildet wurden, entsandte Stalin mit Vorliebe OGPU-Leute. So war Josef S. Unschlicht Vorsitzender der chinesischen Kommission. Der Leiter der OGPU, Felix Dsershinski, sowie Josef S. Unschlicht gehörten neben Stalin und Sinowjew der „polnischen Kommission“ an. In der „spanischen Kommission“ arbeiteten neben Dolores Ibarruri, Andre Marty und Palmiro Togliatti die Kaderfunktionäre Bielow und Blagojewa, die enge NKWD-Verbindungen hatten.

Dimitri Manuilski, der im Org-Büro der KPdSLI Karriere gemacht hatte, war einer der ersten Stalin-Anhänger, die mit Kominternaufträgen außerhalb der Sowjetunion auftauchten. Audi OGPU-Angehörige erhielten Auslandsaufträge der Komintern. So liegen Anhaltspunkte vor, daß der Organisator der Partisanengruppen, die 1923 in Deutschland aufgebaut wurden, „Willi“ (Selenin) der OGPU angehörte -Der Anteil der OGPU an der Kominternarbeit wuchs, je mehr Stalin die Komintern beherrschte. Als Stalins „Sieg“ vollendet war, standen die Kominternbeauftragten im Ausland in engster Verbindung mit den OGPU-Vertretern. Da die Kominternarbeit zunehmend konspirativ angelegt wurde, waren die OGPLI-Vertreter nicht dar-an zu erkennen, daß sie sich unter konspirativen Vorsichtsmaßregeln bewegten. Vorsicht ließen auch Geldkuriere und Flugblattverteiler walten. Charakteristisch für die sowjetische Geheimpolizei war, daß sie sich auch außerhalb der Sowjetunion ständig mit quasi-polizeilichen Tätigkeit befaßte. Wo ein „Verräter“ zu erledigen war griff die OGPU ein. In diesem Zusammenhang sei an die Morde, denen Ignaz Reiß, Walter Krivitzky und Leo Trotzki zum Opfer fielen erinnert.

Wo „Feinde der Sowjetunion“, wie die Generale Kutiepow und Miller aus Frankreich, verschwanden — die Spuren führten stets zu OGPU-Leuten Die OGPLI befaßte sich auch in zunehmendem Maße damit, parteifeindliche Äußerungen zu ahnden. Sie drängte sich damit in die Arbeit der IKK hinein

Zahlreiche Beispiele für OGPLI-Tätigkeit im Kominternbereich hat Richard Krebs überliefert Guten Einblick hatte er in die Arbeitsweise Michel Avatins, der OGPU-Vertreter in Hamburg war, wo Avatin den ISH-Mitgliedern gegenüber als Leiter der Lettisch-Baltischen Sektion auftrat. AIs 1933 das Westeuropäische Büro nach Kopenhagen verlegt worden war, leitete Avatin dort den Spionageabwehr-,, Apparat“

Nicht nur außerhalb der Sowjetunion hatte die Geheimpolizei derart einflußreiche Positionen in der Kominternorganisation inne. Auf dem VII. Weltkongreß wurde z. B. Michael Trilisser, der jahrelang eine leitende Position in der OGPLI bekleidet hatte, als einer der EKKI-Sekretäre gewählt. Eine seiner Aufgaben war, den Kippenberger-Apparat der KPD aufzulösen Nach dem VII. Weltkongreß drang das NKWD in Piatnitzky’s Domäne, die OMS, ein. Der Nachfolger Mirow-Abramows in der OMS war Schorkin, der dem NKWD angehörte

Die OGPLI-Tätigkeit außerhalb der Sowjetunion erreichte während des spanischen Bürgerkriegs ihren Höhepunkt. Die OGPLI kontrollierte alle Freiwilligentransporte nach Spanien, um „Agenten“ aus deren Reihen zu entfernen Die Geheimpolizei entsandte ferner einen gewissen Orlow nach Spanien, der vorher der Ausländsabteilung der Zentrale in Moskau angehört hatte In Spanien errichtete die OGPLI ein Terrorregime, das nur in den sowjetischen Säuberungen eine Parallele hat. Im Dezember 1936 wurde in der Prawda zugegeben, daß die Säuberung in Spanien mit der gleichen Energie wie in Rußland vollzogen würde. Krivitzky sagt darüber

„Schon int Dezember 1936 fegte der Terror durdt Madrid, Barcelona und 'Valencia. Die OGPU hatte ihre eigenen Sondergefängnisse. Ihre Formationen führten Morde und Entführungen durdt. Sie füllte verborgene Kerker mit Gefangenen, sie machte Razzien. Natürlich arbeitete sie unabhängig von der republikanischen Regierung. Das Justizministerium hatte keine Autorität über die OGPU, die als Staat im Staat galt. Sie war eine Macht, vor der selbst die hödisten Beamten der Regierung Caballero zitterten.“

Die Herrschaft des Staatssicherheitsdienstes über die Komintern war zu dieser Zeit schon so selbstverständlich, daß Leo Haikiss, ein hoher OGPU-Beamter, mit Richard Krebs in Kopenhagen die Frage erörtern konnte, ob Wollweber, damals der stärkste Mann im Westeuropäischen Büro, insgeheim mit der Gestapo zusammenarbeitete

Eine gewisse Rolle beim Eindringen der OGPU in die Komintern haben auch die Kaderabteilungen der Komintern und ihrer Sektionen gespielt. Sie konnten der OGPU Informationen über Eigenschaften, Fehler und Schwächen der Parteimitglieder liefern und haben das ohne Einschränkung getan Dem NKWD gelang es, in diesen Abteilungen seine Leute unterzubringen. Der letzte Leiter der Kaderabteilung des EKKI, Wilkow, wird auch als Angehöriger des NKWD bezeichnet Mit seiner Hilfe verfügten die sowjetischen Nachrichtendienste seit der Volksfrontperiode über ein großes Reservoir von ergebenen Mitarbeitern. Die Aufgaben, für die diese Mitarbeiter eingesetzt wurden, bestanden weniger darin, politische Bewegungen, Streiks usw. zu entfachten, sie hatten vielmehr nachrichtendienstlichen Charakter, d. h. sie waren Hilfeleistungen für den sowjetischen Staat. — Auf OGPU sind auch die scharfen Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen, die in der Komintern angewandt wurden. Die Bürogebäude der Komintern, sogar das Wohnzwecken dienende Hotel Lux, konnten nur von Personen betreten werden, die einen besonderen Ausweis („propusk“) hatten. Es bestand — wie bei der OGPU — die Anordnung, daß nach Dienstschluß alle Papiere zu verschließen, die Schränke, Fenster, Zimmertüren aber zu versiegeln seien

Presse-und Agitprop-Arbeit der Komintern Lenin hatte die Bedeutung der Presse für die Organisation einer politischen Bewegung frühzeitig erkannt. Schon im Jahre 1901 ließ er in der „Iskra“ den Aufsatz „Womit beginnen?“ erscheinen, in dem er ausführte: „Die Zeitung ist nicht nur ein kollektiver Propagandist und und kollektiver Agitator, sondern auch ein kollektiver Organisator“ An dieser Auffassung hielt er unverändert fest. Ihr folgend hat die Komintern von Anfang an eigene Presseorgane geschaffen und Vorkehrungen getroffen, um die Presse der Parteien zu beherrschen, die ihr beitraten.

Die Veröffentlichungen des EKK 1 und der Sektionen In § 9 des Statuts heißt es:

„Das Exekutivkomitee leitet die gesamte Arbeit der Kommimistiscken Internationale von einer Tagung bis zur anderen, gibt in mindestens vier Sprachen das Zentralorgan der Kommunistischen Internationale (die Zeitschrift „Kommunistische Internationale“) heraus, tritt mit den erforderlichen Aufrufen im Namen der Kommunistischen Internationale hervor und gibt für alle der Kommunistischen Internationale angehörenden Organisationen und Parteien bindende Richtlinien. ..."

Demzufolge ist die Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale“ in zahlreichen Sprachen regelmäßig erschienen, bis die Komintern aufgelöst wurde. Sie ist ein wertvoller Fundort für „Dokumente“ der internationalen kommunistischen Bewegung und ihrer Sektionen. Außerdem wurde von der Komintern eine „Internationale Pressekonferenz“ in deutscher, englischer und französischer Sprache herausgegeben. Der Titel der in Berlin erscheinenden deutschen Ausgabe lautete abgekürzt: Inprekorr Ihr Schriftleiter war der Ungar Julius Alpari -Nach 1933 kam die „Inprekorr“ unter dem Titel „Rundschau“ (Über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung) in Basel heraus

Die Komintern legte besonderes Gewicht darauf, die Presse ihrer Sektionen auf die Kominternlinie ausgerichtet zu sehen. In den 21 Bedingungen heißt es darüber:

Die gesamte Propaganda und Agitation muß einen wirklich kommunistischen Charakter tragen und dem Programm und den Beschlüssen der Kommunistischen Internationale entsprechen. Alle Presseorgane der Partei müssen von zuverlässigen Kommunisten geleitet werden, die ihre Hingebung für die Sache des Proletariats bewiesen haben. . .

„Die periodische und nicht-periodische Presse und alle Parteiverlage müssen völlig dem Parteivorstand unterstellt werden, ohne Rüdtsicht darauf, ob die Partei in ihrer Gesamtheit in dem betreffenden Augenblid? legal oder illegal ist. Es ist unzulässig, daß die Verlage ihre Selbständigkeit mißbrauchen und eine Politik führen, die der Politik der Partei nicht ganz entspricht.“

Ähnlich eindeutig erklärte das Statut (§ 11):

„Die Organe aller Parteien und aller Organisationen, die der Kommunistischen Internationale angehören und die zu den für die Kommunistisdie Internationale Sympathisierenden zählen, sind verpfliditet, alle offiziellen Besdrlüsse der Kommunistischen Internationale und seines Exekutivkomitees zum Abdrud? zu bringen.“

Diesen Vorschriften entsprechend ist die gesamte Presse der Komintern und ihrer Sektionen gestaltet worden

Die kommunistische Presse geriet in Schwierigkeiten, wenn die Kominternlinie nicht bekannt war und daher Änderungen in den Publi-kationen nicht berücksichtigt werden konnten. Ein anschauliches Bild der Lage, die im „Daily Worker“ entstand, als auf den Stalin-Hitler-Pakt der Kriegsausbruch folgte, hat Douglas Hyde gegeben Auch außerhalb der Pressearbeit wurden Agitationen und Propaganda mit allen erdenklichen Mitteln betrieben.

Zu ihrem Meister entwickelte sich Willi Münzenberg, nachdem er 1921 von Sinowjew, mit dem er erhebliche Differenzen gehabt hatte, aus der Leitung der Jugendinternationale entfernt worden war. Lenin beauftragte ihn, in der westlichen Welt eine große Hungerhilfeaktion zugunsten der Sowjetbevölkerung aufzuziehen, die an den Fol-gen des Kriegskommunismus litt. Dabei zeigte Münzenberg seine Fähigkeit, organisatorische Aufgaben größten Stils zu bewältigen. Er schuf die Internationale Arbeiterhilfe (IAH, 12. Sept. 1921), gründete Verlage, Zeitungen, Zeitschriften Seine „Arbeiterillustrierte“ erreichte 1926 eine Auflage von etwa einer Million. Mit einer Filmverleihgesellschaft vertrieb er die sowjetischen Filme der zwanziger Jahre (z. B. „Panzerkreuzer Potemkin“, Regisseur Sergej Eisenstein und „Sturm über Asien“, Regisseur Wsewolod Pudowkin) in der-ganzen Welt. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung umfaßte der „Konzern“ Münzenbergs eine Anzahl von Unternehmungen, die Zeitungen, Magazine, Bücher und Filme herausbrachten. Sogar eine Tabakfirma gehörte dazu. Auch die Werbemaßnahmen der IAH hatten materielle und propagandistische Erfolge. 1921 gingen 21 Schiffsladungen mit Sachspenden in die Sowjetunion ab. 1922 folgten weitere 78 Schiffsladungen Die Sammlungen wirkten auch insofern, als jeder Geber, selbst wenn er kein Kommunist war, sich mit denen verbunden fühlte, für die er gestiftet hatte.

Neben organisatorischen Fähigkeiten entwickelte Münzenberg eine erstaunliche Kunst der Menschenbehandlung. Er gewann bedeutende Persönlichkeiten für seine Zwecke Albert Einstein beteiligte sich an Solidaritätsaktionen. Henri Barbusse sprach bei der Eröffnung des „Kongresses gegen den imperialistischen Krieg“ (Amsterdam 1932). Ein Mitglied des englischen Oberhauses, Lord Marley, schrieb das Vorwort zum Braunbuch. An der „Liga gegen Krieg und Faschismus" beteiligten sich Edu Fimmen, Sekretär der Internationalen Transportarbeiterföderation, und Ellen C. Wilkinson, ein führendes Mitglied der Labourparty. In Münzenbergs „Liga gegen den Imperialismus“ begegneten sich der amerikanische Negerführer James W. Ford und Tremoko Garan Kouyate (Französisch-Sudan), Generalsekretär der Liga zur Verteidigung der Rechte der Negerrasse Entsprechend seiner Devise „Wir müssen die Intellektuellen organisieren“ stand Münzenberg hinter dem internationalen Schriftstellerkongreß, der 193 5 in Paris glanzvoll abgehalten wurde Andre Gide begrüßte neben vielen anderen Andre Malraux, Henri Barbusse, Louis Aragon, Jean R. Bloch, J. R.

Lenormand, Bertold Brecht, Heinrich Mann, Klaus Mann, Lion Feuchtwanger, Anna Seghers, Alfred Kerr, Alfred Kantorowicz, Erich Weinert, Robert Musil, Aldous Huxley, John Strachey, Martin Andersen-Nexö, Ilja Ehrenburg, Alexej Tolstoi, Michael Kolzow.

Die Kominternagitation versuchte ferner, den großen Anklang auszunutzen, den das europäische, besonders das deutsche Theater im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts in allen Volksschichten fand. Die Kommunisten gewannen 1928 beherrschenden Einfluß im „Arbeiter-Theater-Bund Deutschlands“, der Dachorganisation der deutschen Arbeiter — Theatervereinigungen. Vorsitzender des Bundes wurde Arthur Pieck, der Spielleiter der „Roten Blusen“ 1929 berief der Bund eine „Reichskonferenz“ nach Berlin ein, auf der Friedrich Wolf über das Thema „Die Kunst als Waffe“ referierte. Im Sommer 1930 tagte in Moskau die „ 1. Konferenz des Internationalen Arbeiter-Theaterblindes“. Sie stellte das Arbeiter-Laienspiel in den Dienst der Komintern und verpflichtete die Arbeitertheater aller Länder, „die verschiedenen Liebhabervereine der Arbeiterschaft, die Volksbühnen und dergleichen mehr in Agitprop-Truppen zu verwandeln“. Die Agitprop-Truppen sollten neue Mitglieder für die kommunistischen Massenorganisationen werben. Sie wendeten bei ihrer Arbeit alle Arten der Bühnen-kunst an: politische Revuen, Massendeklamationen, Kurzszenen und Schlager Dr. Hermann Duncker, einer der Gründer der KPD, formulierte vier Leitgedanken der kommunistischen Kulturarbeit:

„ 1. Kunst ist nicht Selbstzweck, nicht individualistische Genießer-angelegenheit;

2. Kunst ist uns aufpeitscltende Agitation, zielweisendes revolutionierendes Erlebnis; 3. Kunst ist uns Kollektivschaffen, geistige Kooperation, Massenempfinden empfindend und Massenwillen ver- körpernd; 4. Kunst ist uns ein Mittel, unseren Klassenhaß gegen den Kapitalismus kundzutun und dem Willen zum Kommunismus, zur klassenlosen Gesellsd'iaft Ausdruck zu geben. Wir zerbrechen uns nicht die Köpfe in künftigen Jahrhunderten, wir wälzen nicht Folianten aus der Theatergesdiidrte der Vergangenheit. Wir leben heute, in der Gegenwart gilt es zu kämpfen, um sie revolutionär zu verändern

In diesem Sinne wurden künstlerische Glanzleistungen der Komintern-agitation dienstbar gemacht.

Anmerkung:

Günther Nollau, Dr. jur., geboren 1911. Studierte an den Universitäten von Innsbruck, Wien, München und Leipzig Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. Von 1942 bis 1950 Rechtsanwalt in Krakau und Dresden. Jetzt Beamter der Bundesregierung.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vergl. Leitsätze und Statuten der Komintern, Veriag der Kommunistischen Internationale 1920, S. 6, 7.

  2. Den Posten des Vorsitzenden des Präsidiums besetzte Stalin nicht mehr. Dimitroff wurde nach seinen "Erolgen" im Reichstagsbrandprozeß und auf dem VII. Weltkongreß "Generalsekretär" der Komintern.

  3. § 25 der Statuten von 1928; das Sekretariat war aus dem "Kleinen Büro" hervorgegangen, das vom II. Kongreß gewählt worden war. Dem "KLeinen Büro" gehörten damals als sowjetische Mitglieder Sinowjew, Bucharin Radek, als deutscher Vertrter Ernst Meyer an (vergl. W. Brandt und R. Lüwenthal, Ernst Reuter München 1957, S. 141, 153). Das Sekretariat bestand zur Zeit des IV. Kongresses aus; Otto Kuusinen, Ossip Piatnitzky, Walter Stoecker und Matthias Rakosi (vergl. Degras, Jane, The Communist International 1919 - 1943. Documents, Bd I, London New York 1956, S. 455).

  4. Ruth Fischer, a. a. O., S. 379, 384, s. o. S. 102.

  5. Vergl. oben S. 95; vergl. Thesen und Resolutionen des IV. Weltkongresses der Komintern, Hamburg 1923, S. 72 ff.; über die ursprüngliche Größe des Präsidiums vergl. § 8 der Statuten.

  6. Bei diesem ominösen Schreiben handelte es sich um Trotzkis Schrift: „Probleme der chinesischen Revolution", das die Schwächen von Stalins Chinapolitik bloßlegte (vergl. Ignazio Silone in: Ein Gott der keiner war, Köln 1952, S. 97 ff.; s. o. S. 126 ff.

  7. Castro Delgado, J ai perdu la foi ä Moscou, Paris, 1950, S. 70 f.

  8. Die Besetzung der Abteilungen des EKKI wird bei deren Behandlung •— soweit bekannt — mitgeteilt.

  9. Gero hieß ursprünglich Singer; im spanischen Bürgerkrieg war Gero („Pedro") als Gehilfe Togliattis tätig (vergl. Aussage Alexander Orlows vor dem Subcomittee to investigate the administration of the internal security act, Washington 1957, S. 3449; Jesus Hernandes, Lagrand Traison, Paris, 1953, S. 136.

  10. Vergl. Castro Delgado, a. a. O., S. 16; das gekürzte Protokoll des VII. Weltkongresses enthält (a. a. O., S. 543) die Namen nicht mehr.

  11. Castro Delgado, a. a. O., S. 207, S. 60; J. Hernandez, a. a. O., S. 202.

  12. Von Ulbricht sagt Delgado, a. a. O., S. 71, er sei despotisch und unwissend gewesen. Er habe auf den Versammlungen am meisten gesprochen, sei aber von niemandem beachtet worden, weil er nur wiederholt habe, was vor ihm Dimitroff und Manuilski gesagt hätten; vergl. ferner B. Lazitch: Tito et la Revolution Yougoslave, a. a. O., S. 117.

  13. Früher hatte Sinowjew auf ihre Anwesenheit größten Wert gelegt.

  14. Castro Delgado, a. a. O., S. 219.

  15. Hamburg 1923, S. 72.

  16. Klarname wahrscheinlich Wladyslaw Stein.

  17. Vergl. Marg. Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler, Köln 1952, S. 13.

  18. Vergl. W. G. Krivitzky, a. a. O., S. 80; W. Leonhard, a. a. O., S. 180; Castro Delgado, a. a. O., S. 54.

  19. Castro Delgado, a. a. O., S. 23; Jesus Hernandez, a. a. O., S. 200.

  20. Vergl. Alfred Burmeister, Dissolution and Aftermath of the Comintern, New York 1955, S. 2.

  21. Vergl. Krivitzky, Ich war in Stalins Dienst, Amsterdam, 1940, S. 81.

  22. Castro Delgado, a. a. O., S. 206, 228; Tscherwenkoff wurde 1949 Dimitroffs Nachfolger als Generalsekretär der bulgarischen Partei.

  23. Krivitzky, a. a. O., S. 115, Wollenberg, Der Apparat, a. a. O., S. 139, und Borkenau, The Communist International, a. a. O., S. 139.

  24. Vergl. Krivitzky, a. a. O., S. 77.

  25. Vergl. Borkenau: The Communist International, a. a. O., S. 359/60; Jan Valtin, a. a. O., S. 114; es liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß Piatnitzky, wie M. Buber-Neumann: Von Potsdam bis Moskau. Stuttgart 1957, S. 146, behauptet, „Generalsekretär" der Komintern gewesen wäre. Bevor Dimitroff Generalsekretär wurde, war vielmehr Manuilski der erste Mann in der Komintern.

  26. Bibliothek dei Kommunist. Internationale, Bd. XXIII, S. 1944.

  27. Vergl. Beschlüsse des IV. Weltkongresses über die Reorganisation der Exekutive, Bibliothek der Kommunist. Internationale, Bd. XXXVI, S. 73.

  28. Vergl. Protokoll des VI. Weltkongresses, Bd. I, S. 96.

  29. Vergl. Ruth Fischer, Stalin und der deutsche Kommunismus, Fsm„ 1948, S. 441

  30. Mitteilung von H. Jaeger, heute in London, an den Verfasser.

  31. Vergl. Ruth Fischer, a. a. O.

  32. M. Buber-Neumann; Von Potsdam nach Moskau, Stuttgart 1957, S. 290, 458. Bei ihr auch (S. 753 1) die Mitteilung, daß W. Münzenberg durch die IKK vernommen worden ist.

  33. M. Buber-Neumann: Als Gefangene .. ., a. a. O., S. 25.

  34. Vergl. Ruth Fischer, S. 542.

  35. Vergl. § 27 des Statuts von 1928 37) Vergl. Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale'1, Nr. 12, S. 52.

  36. Vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 375, Anm. 2; Borkenau: Der Europäische Kommunismus, a. a. O., S. 212.

  37. Wladimir Dedijer: Tito, Berlin, 1953, S. 95 f.

  38. Dedijer, a. a. O., S. 97.

  39. Vergl. „Traitschko Kostoff und seine Gruppe", Berlin 1951, S. 8.

  40. Hinweise bei Buber-Neumann, Potsdam-Moskau, a. a. O., S. 299, 414.

  41. Vergl. Castro Delgado, a. a. O., S. 65, Jesus Hernandez, La Grande Trahison, Paris 1953, S. 12.

  42. Vergl. Harold Isaacs, The Tragedy of the Chinese Revolution, Stanford, 1951, S. 59,'Anm.; Pavel A. Mif: Heroic China, a. a. O., S. 21 f.

  43. Boris Souvarine, Staline, Paris 1935, S. 536.

  44. Unter „Apparat" wird hier eine besonders ausgewählte Gruppe von konspirativ arbeitenden Funktionären verstanden.

  45. Vergl. W. G. Krivitzky, a. a. O., S. 71 ff.; Ruth Fischer, a. a. O., S. 486, s. o. S. 160b.

  46. Krivitzky, a. a. O., S. 70; über Finanzierungstätigkeit der OMS s. u. S. 180 ff.

  47. Krivitzky, a. a. O., S. 71.

  48. a. a. O., S. 72.

  49. Vergl. Dallin, Sowjetspionage, Köln 1956, S. 115.

  50. Uber die der Ausbildung solcher Funker dienende Wilson-Schule ist Näheres im Abschnitt Schulen und Universitäten gesagt.

  51. Johann Wenzel und Daniel Goulooze waren während des II. Weltkrieges für den sowjetischen Nachrichtendienst als Funker in Belgien (sog. Rote Kapelle) und Holland tätig.

  52. Vergl. The Soviet-Yugoslave Dispute, London and New York 1948, S. 28, und Dedijer, Tito, a. a. O., S. 190.

  53. Vergl. § 27 des vom VI. Kongreß angenommenen Statuts.

  54. Stalin: Werke, Bd. 10, S. 4; Souvarine, a. a. O., S. 343.

  55. Togliatti war unter dem Namen „Alfredo" als leitender politischer Kominternbeauftragter in Spanien gewesen; vergl. El Campesino, a. a. O., S. 16, 38; M. u. M. Ferrara, a. a. O., S. 195. Bei „Blagojew" dürfte es sich um Stella Blagojewa, Tochter des Mitgründers der bulgarischen kommunistischen Partei, gestorben 1924, handeln (vergl. Handbuch des Weltbolschewismus, a. a. O., S. 239).

  56. Stalin: Werke, Bd. 7, S. 50, 59, Bd. 8, S. 89, 97.

  57. Vergl. §§ 20, 21 der Statuten vom 29. August 1928.

  58. Robert J. Alexander, Communism in Latin America, New Brunswick 1957, S. 35 f.

  59. Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale", Bd. 12, S. 364.

  60. Lenin: Ausgewählte Werke, Bd. II, S. 703; auch Lazitch, a. a. O., S. 12; D. Shub, Lenin, a. a. O., S. 404.

  61. R. Fischer, a. a. O., S. 164. Ein Deckname von Warszawski war „Bronski".

  62. Lazitch, a. a. O., S. 138; Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale", Bd 12, S. 52.

  63. Vergl. Isaacs: Tragedy of the Chinese Revolution, a. a. O., S. 61 f.

  64. Vergl. W. Brandt und R. Löwenthal, Ernst Reuter, München 1957, S. 130.

  65. Jan Valtin, Tagebuch der Hölle, Köln/Berlin 1957, S. 166.

  66. Vergl. Neues Deutschland, Ost-Berlin, vom 18. Juni 1957, S. 4. Gyptner war vor 1930 in der Kommunistischen Jugendinternationale und im EKKI tätig und ist heute Botschafter der „DDR" in China. Im auswärtigen Dienst der . DDR" werden übrigens eine Anzahl von früheren Kominternfunktionären verwendet (z. B. Sepp Schwab, Jonny Löhr).

  67. Jan Valtin, S. 166, 554, spricht von einem Dutzend Abteilungen des Berliner Büros.

  68. Jan Valtin, S. 319.

  69. Die unter den deutschen Emigranten lange verbreitete, auf Vermutun -gen basierende Meinung, daß eine geheime Abmachung, Dimitroff auf freien Fuß zu setzen, zwischen der Gestapo und der OGPU bestanden habe (vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 375, Anm. 2), dürfte durch die Angaben des damaligen Leiters des preußischen „Geheimen Staatspolizeiamtes", Rudolf Diels, widerlegt sein (vergl.dessen Buch: „Lucifer ante portas", Stuttgart 1950, S. 370 f.). Unterstützt wird die Darstellung von Diels durch das von Dimitroff an den damaligen Reichsminister des Innern, Dr Frick, gerichtete Schreiben vom 7. Februar 1934, wiedergegeben in: G. Dimitroff, Reichstagsbrandprozeß, Berlin 1946, S. 164. Wenn Krivitzky (a. a. O., S. 66) sagt, Dimitroffs „kühnes und geschicktes Verhalten vor dem Nazi-Gerichtshof zu Leipzig, wo es ihm gelang, die Nazis auf ihre Schuld festzulegen, machte ihn zum kommunistischen Helden des Tages", so spricht das mindestens nicht gegen die Darstellung von Diels; vergl. auch die Mitteilung im Braunbuch II, Paris 1934, S. 292, nach der die Sowjetregierung Dimitroff, Popoff und Taneff am 15. Februar 1934 das Sowjet-Bürgerrecht erteilt u. d. Sowjetbotschafter in Berlin verlangt hat, die Freigesprochenen zu entlassen.

  70. Einzelheiten über Dimitroffs damalige Lebensgewohnheiten bringt M. Buber-Neumann, a. a. O., S. 136 ff.

  71. Vergl. das Schreiben Dimitroffs an die richterliche Untersuchungsbehörde vom 30. Mai 1933 in G. Dimitroff: „Reichstagsbrandprozeß", Berlin 1946, S. 23; Diels meint (a. aO., S. 185), die ihm unterstellte Abteilung IA habe einen guten Einblick in die kommunistische illegale Arbeit gehabt. Dem steht entgegen, daß jedenfalls im Reichstagsbrandprozeß über Dimitroffs Tätigkeit als Leiter des WEB dem Gericht keine Ermittlungsergebnisse vorgelegt worden sind, die auf einen solchen Einblick schließen ließen (vergl. auch: Dallin, Sowjetspionage, S. 146).

  72. Dimitroff behauptete im Prozeß, die unmittelbare Aufgabe der KPD zur Zeit der Reichstagsbrandstiftung sei keineswegs ein bewaffneter Aufstand zum Kampf um die Macht gewesen (vergl. G. Dimitroff, Briefe und Aufzeichnungen aus der Zeit der Haft und des Leipziger Prozesses, Paris 1935, S. 107).

  73. Vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 375; auch die sog. Berner Konferenz der KPD fand im Januar 1939 in Paris statt.

  74. Jan Valtin, a. a. O., S. 380, M. Buber-Neumann, Potsdam-Moskau, S. 256 f. Dabei wird sich mancher daran erinnert haben, wie W. Pieck im Januar 1919 im Gegensatz zu R. Luxemburg und K. Liebknecht, die gleichzeitig mit ihm festgenommen worden waren, von den Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützendivision behandelt worden war (vergl. o. S. 140, Anm. 1).

  75. Vergl. Jan Valtin, a. a. O., S. 155, Robert J. Alexander, Communism in Latin America, New Brunswick 1957, S. 41.

  76. Die Aufzählung ist keineswegs erschöpfend. Es sind noch in Erscheinung getreten: Die Rote Sportinternationale, die Rote Bauerninternationale, die Internationale Arbeiterhilfe, die Rote Kinderinternationale, die Gesellschaft der Freunde der Sowjetunion, die Rote Lehrerinternationale, die Internationale Proletarischer Freidenker, die Internationale Liga gegen Krieg und Faschismus.

  77. Vergl. Borkenau: The Communist. International, a. a. O., S. 196; die Prof-intern richtete in Berlin auch ein Mitteleuropäisches Büro ein (vergl. W. Brandt, und R. Löwenthal, Ernst Reuter, Berlin 1957, S. 186).

  78. Vergl. Rosenberg, a. a. O., S. 207 f.; Borkenau, a. a. O., S. 279.

  79. Borkenau: Der Europäische Kommunismus, a. a. O., S. 208: Stalin, Werke, Bd. 6, S. 369, Anm. 63.

  80. Dessen Programm ist abgedruckt in „Internationale Arbeiterbewegung und Allgemeine Geschichte", Lesematerial der Parteihochschule „Karl Marx" beim ZK der SED, Berlin 1955, Bd. II, S. 321.

  81. Bis 1957 Abgeordneter der Deutschen Partei im Bonner Bundestag.

  82. Vergl. Jan Valtin, a. a. O., S. 249.

  83. Z. B. Jan Valtin, a. a. O., S. 233 f„ 352.

  84. David J. Dallin, Die Sowjetspionage, Köln 1956, S. 154 f.

  85. Jan Valtin, a. a. O., S. 350.

  86. „Deutschlands Junge Garde", herausgegeben vom Zentralrat der Freien Deutschen Jugend (FDJ), Berlin 1954, S. 12, ein „Werk", das den Namen Münzenbergs völlig unterdrückt.

  87. Vergl. W. Münzenberg, Die Dritte Front, Berlin 1930, S. 293.

  88. W. Münzenberg, a. a. O., S. 299 f., 294, 303.

  89. Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale", Bd. 12, S. 332.

  90. W. Z. Foster, History of the Three Internationais, a. a. O., S. 294. Die Weltjugendfestspiele von heute dienen mit den Veränderungen der Taktik, die den Zeitumständen entsprechen, den gleichen Ansichten.

  91. Vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 269; Krivitzky, S. 78; Margarete Buber-Neumann: Potsdam-Moskau, Stuttgart 1957, S. 197 f.; Willi Münzenberg: Die Dritte Front. Berlin 1930, S. 346, 348; der amerikanische Kommunist W. Z. Foster nennt Münzenberg in seinem Buch „History of the Three Internationais", New York 1955, S. 293, einen Opportunisten, der sich in die kommunistische Bewegung eingeschlichen habe.

  92. W. Münzenberg: Die Dritte Front, a. a. O., S. 346; Buber-Neumann, a. a. O.. S 203.

  93. Vergl. Louis Fischers Beitrag in: EIN GOTT DER KEINER WAR, Köln 1952, S. 94

  94. Vergl. Krivitzky, S. 83 ff.

  95. Vergl. Buber-Neumann, a. a. O., S. 193 f.; eine „Selbstkritik" Lominadses ist bei Isaacs, a. a. O., S. 283, zitiert.

  96. Buber-Neumann, Potsdam-Moskau, a. a. O., S. 234; Ostprobleme 1951, S. 253.

  97. Vergl. Dallin, Sowjetspionage, S. 189, 198.

  98. Vergl. Castro Delgado, a. a. O., S. 230.

  99. Zum Programm: „Die Kommunistische Jugendinternationale“, Bd. 13, S. 230.

  100. August Bebel: „Die Frau und der Sozialismus", 147. — 151. Tausend, Stuttgart 1919.

  101. Beschluß des I. Weltkongresses „über die Notwendigkeit der Heranziehung von Arbeiterinnen zum Kampf für den Sozialismus", Bibl.der Komm. Internat., Bd. VII, S. 68 f.

  102. Hanna Ilberg: Clara Zetkin, Berlin 1956, S. 17 ff.; G. Walter: Histoire du PCF, a. a. O., S. 42.

  103. Vergl. Ruth Fischer, a. a. O., S. 741.

  104. MOPR ist die Abkürzung des russischen Namens dieser Organisation (Meshdunarodnaja Organisatsia pomoshtschi bortsam revoliutsij). Von der 1921 gegründeten Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) unterschied sie sich durch ihren Zweck. Die IAH sollte Mittel sammeln, um dem notleidenden russischen Volk zu helfen, über den Zweck der Roten Hilfe s. o.den Text.

  105. Protokoll des VI. Weltkongresses, IV. Bd., Hamburg 1928, S. 208.

  106. Hanna Ilberg: Clara Zetkin, Berlin 1956, S. 201.

  107. Protokoll des VI. Weltkongresses, a. a. O., S. 205.

  108. Protokoll des VI. Weltkongresses, a. a. O., S. 205.

  109. Vergl. M. Buber-Neumann, Potsdam-Moskau, S. 389, 397, 378; S. Leonhard, a. a. O., S. 25, und Wolfgang Leonhard, S. 178 f.

  110. Vergl. Castro Delgado, a. a. O., S. 59.

  111. Vergl. M. Buber-Neumann, a. a. O., S. 389.

  112. Krivitzky, a. a. O., S. 112.

  113. Vergl.: Die Kommunistische Partei in der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik und des Reichsgerichts, Stuttgart 1925, S. 76.

  114. Dr. Arthur Brandt: Der Tschekaprozeß, Berlin 1925, S. 56 f.

  115. Z. B. Lenin, Ausgewählte Werke, Bd. II, S. 740, vergl. auch den Abschnitt „über die Verbindung der legalen und illegalen Arbeit" in den „Leitsätzen über den organisatorischen Aufbau der Kommunistischen Parteien, über die Methoden und den Inhalt ihrer Arbeit“, angenommen vom III. Weltkongreß am 12. Juli 1921 (Bibl. d. K. L.; Hamburg 1921, Bd. XXIII, S. 138).

  116. Vergl. Sinowjew in der Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale", Bd. 22, S. 595; Castro Delgado, S. 43.

  117. R. Fischer, S. 476 f.

  118. R. Fischer, a. a. O., S. 256.

  119. Vergl. Robert J. Alexander, Communism in Latinamerica, New Brunswick 1957, S. 33.

  120. § 9 des Statuts und Beschlüsse des IV. Kongresses über die Reorganisation der Exekutive, a. a. O., S. 73.

  121. § 22 des Statuts von 1928.

  122. Siehe S. 390, Sp. 2.

  123. Vergl. W. Brandt u. R. Löwenthal, Ernst Reuter, München 1957, S. 187.

  124. R. Fischer, S. 479.

  125. Eine bemerkenswerte Parallele zu diesen Vorgängen hat sich im Oktober 1956 in Polen ereignet, als Chruschtschow mit seinen Delegationen die Wahl des ZK der polnischen Partei beeinflussen wollte. Der Rolle der opponierenden deutschen Delegierten entsprach die Haltung Gomulkas und seiner Anhänger, die von den Warschauer Volksmassen unterstützt wurden (vergl. VIII. ZK-Plenum der PVAP, Ostprobleme 1957, S. 188).

  126. Louis F. Budenz, Was will Moskau (This ist my story), Basel 1952 S. 118.

  127. Hanna Ilberg: Clara Zetkin, Berlin 1956, S. 712 f.

  128. Josef Pogany war Ungar. Er hatte während der Räteherrschaft als „Präsident des Militärrates" gewirkt (weitere biographische Einzelheiten über Pogany: vergl. House Report Nr. 2244 des US House of Representatives vom 29. Mai 1956, S. 43 und „Die Kommunistische Internationale" Heft 3, 1925, S. 284); über Eislers Kominterntätigkeit enthält Einzelheiten der Bericht „The Shameful Years" des „Committee on Un-American Aktivities US House of Representatives", Washington 1952, S. 42 ff.; vergl. auch Louis F. Budenz, Was will Moskau (This is my story), Basel 1952, S. 120, 215).

  129. Robert J. Alexander, Communism in Latinamerica, New Brunswick 1957, S. 32 f„ 37.

  130. Angelika Balabanowa, a. a. O., S. 235.

  131. Paul Levi, a. a. O., S. 54.

  132. Vergl. The Communist Conspiracy — Strategy and Tactics of World Communism, Part I, Washington, 1956, S. 216.

  133. Bibl.der Kommunistischen Internationale, Bd. XXIII, S. 1045.

  134. Vergl. Jan Valtin, a. a. O., S. 326 ff.

  135. Verstöße gegen konspirative Regeln, die M. Buber-Neumann (a. a. O., S. 142 f.) bei Dimitroff beobachtet hat, fallen dieser „Leistung" gegenüber nicht ins Gewicht.

  136. Jan Valtin, a. a. O., S. 152 f.

  137. Vergl. Jan Valtin, a. a. O., S, 154 f.

  138. Jan Valtin (R. Krebs), a. a. O., S. 154, suchte Ginsburger das erstemal im Dezember 1929 auf. Krebs hatte Gelegenheit zu beobachten, wie Gins-burger Material gegen den oppositionellen deutschen Kommunisten Arthur Ewert sammelte, über Ginsburgers Tätigkeit im Conseil National de Resistance (CNR) während und nach dem II. Weltkrieg berichtete Borkenau in: Der Europ. Kommunismus, a. a. O., S. 312 f., 413, und Jacques Soustelle, Envers et contre tout, Paris 1950, Bd. 2, S. 171. Ginsburger und Rene Cance nehmen heute noch am politischen Leben in Frankreich teil. Ginsburger ist unter dem Namen Pierre Villon Spitzenfunktionär der französischen Partei und Abgeordneter in der Kammer. Cance ist Deputierter von Le Havre.

  139. Möglicherweise war Mirow-Abramow in Berlin nicht nur für die KPD verantwortlich, sondern leitete die Vertretung der OMS im Westeuropäischen Büro, was bedeuten würde, daß er für das gesamte Gebiet dieses Büros der OMS verantwortlich gewesen wäre. Daß Mirow-Abramow — ab 1930 nach Moskau zurückgekehrt — die Leitung der gesamten OMS übertragen erhielt, zeigt, wie seine Fähigkeiten von Piatnitzky und Stalin eingeschätzt wurden.

  140. Urteil vom 22. April 1925, wiedergegeben in: Die Kommunistische Partei in der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik, Stuttgart 1925, S. 59 ff.

  141. Die Beteiligung Heinz Neumanns, der neben Felix Neumann auch im Urteil erwähnt ist, an dem von Seeckt betreffenden Mordplan wird durch R. Fischer, a. a. O., S. 395, Anm. 12, bestätigt. R. Fischer sagt, daß Heinz Neu-mann ihr selbst „mit jungenhaftem Stolz" von seiner Beteiligung erzählt habe. Wenn daher M. Buber-Neumann (a. a. O., S. 258) schreibt, Heinz Neumann habe den individuellen Terror abgelehnt, so ist das nur für gewisse Zeiten richtig.

  142. Vergl. Urteil d. Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik gegen Lamp und Genossen vom 11. 7. 1925, a. a. O., S. 297 ff.

  143. Dallin, a. a. O., S. 100 ff.

  144. Jan Valtin, a. a. O., S. 165 ff.

  145. Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S. 154, Jan Valtin, a. a. O., S. 398 ff.

  146. B. Souvarine, Staline, a. a. O., S. 342.

  147. Karl Kautsky, Die Internationale und Sowjetrußland, Berlin 1925, S. 10.

  148. M. Buber-Neumann: Von Potsdam nach Moskau, S. 178 f.

  149. Vergl. Urteil des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik in Sachen gegen Lamp und Genossen vom 11. Juli 1925 in „Die Kommunistische Partei in der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs z. Schutze d. Republik, Stuttgart 1925, S. 302.

  150. Krivitzky, a. a. O., S. 70 f.

  151. Krivitzky, a. a. O., S. 71. Auch heute noch wird diplomatisches Gepäck für derartige Zwecke benutzt. So erhielt nach dem Zeugnis des MGB-Beamten Petrow im Januar 1953 der Generalsekretär der australischen Kommunistischen Partei Sharkey 25 000 Dollars ausgehändigt, die im Kuriergepäck aus Moskau gekommen waren. Die Rolle des OMS-Vertreters spielte — sehr bezeichnend! — im Jahre 1953 ein MGB-Beamter (Report of the Royal Commission on Espionage, Sidney 1955, S. 104).

  152. Uber W. Piecks und L. Fliegs Rolle in Deutschland. Krivitzky, a. a. O., S. 70 f.; M. Buber-Neumann, a. a. O., S. 201.

  153. R. Fischer, a. a. O., S. 542.

  154. R. Fischer, S. 539, 612.

  155. Vergl. W. Brandt u. R. Löwenthal, Ernst Reuter, München 1957, S. 190ff.

  156. Dedijer, Tito, a. a. O., S. 111 f.

  157. Die nachrichtendienstliche Seite der Schulung wird im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt.

  158. Krivitzky, a. a. O., S. 74.

  159. Eugenio Reale, Nascita del Cominform, Verona 1958, S. 165.

  160. Dedijer: Tito, a. a. O., S. 74.

  161. Diese Lenin-Schule ist mit der von Wollenberg (Der Apparat, Bonn 1952, S. 12 f.) erwähnten M-Schule nicht identisch. Die erste M-Schule wurde nach der Niederlage der Revolution in Deutschland (1923) gegründet, um Offiziere für die künftige deutsche Rote Armee herauszubliden. Die deutschen Kommunisten, die sie besucht haben (z. B. Hans Kippenberger, Wilhelm Zaisser, Richard Illner [alias Stahlmann], Albert Schreiner), arbeiteten für den Nachrichtendienst der Roten Armee, als die Entwicklung der politischen Verhältnisse nicht gestattete, eine deutsche Rote Armee zu bilden (vergl. W. G. Krivitzky, a. a. O., S. 57/64; Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S, Ulfs.). Später wurden weitere M-Schulen zur Ausbildung von Apparatangehörigen eingerichtet.

  162. Vergl. Report of The Royal Commission, Ottawa 1946, S. 104.

  163. W. Leonhard, a. a. O., S. 186: Castro Delgado, S. 230.

  164. Ruth Fischer, a. a. O., S. 700; Krivitzky, S. 75.

  165. KUNMZ ist die Abkürzung für Kommunistitschestkij Universitet Natsionalnich Menshinstwo Zapada.

  166. Dedijer, Tito, S. 99.

  167. Vergl. Alfred Burmeister, Dissolution and Aftermath of the Comintern, New York 1955. .

  168. Vergl. Tagebuch der Hölle, S. 112 ff.

  169. Siehe oben S. 386, Sp. 2. (ISH).

  170. R. Fischer, a. a. O., S. 480.

  171. R. Fischer, a. a. O., S. 544, 612.

  172. Stalin, Werke, Bd. 7, S. 249.

  173. R. Fischer, a. a. O., S. 554.

  174. Krivitzky, a. a. O., S. 127; „Garcia“ ist wahrscheinlich identisch mit Garces, Fernandez, der 1938 Leiter des spanischen Nachrichtendienstes S. I. M. war.

  175. M. Buber-Neumann: als Gefangene, a. a. O., S. 20.

  176. M. Buber-Neumann: Von Potsdam nach Moskau, S. 455.

  177. In den ersten Jahren ihres Bestehens hat die Komintern, hat das EKKI selbst Nachrichtendienst betrieben, d. h. eigene Agenten im Ausland unterhalten, um Nachrichten zu gewinnen. Der Verfasser besitzt jedoch kein ausreichendes Material, um diesen Teil der Kominterntätigkeit darstellen zu können.

  178. Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S. 14.

  179. Dallin, Sowjetspionage, S. 42.

  180. Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S. 57 ff.

  181. Vergl. Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S. 127 ff.

  182. Vergl. Ruth Fischer, a. a. O., S. 537.

  183. Walter Zeutschehlm Dienst der Kommunistischen Terror-Organisation, Berlin 1931, S. 74 ff.

  184. Dallin, Sowjetspionage, S. 9, 89.

  185. Krivitzky, S. 69.

  186. Vergl. Jan Valtin, a. a. O., S. 152, 241, 274, 499 f.

  187. Jan Valtin, S. 554.

  188. Vergl. Dallin, Sowjetspionage, a. a. O., S. 150.

  189. Castro Delgado, a. a. O., S. 207.

  190. W. G. Krivitzky, S. 100.

  191. W. G. Krivitzky, S. 100; Gonzales (El Campesino) a. a. O., S, 16. Dieser Orlow ist identisch mit dem heute in USA lebenden Schriftsteller Alexander Orlow.

  192. S. 119/120.

  193. Jan Valtin, a. a. O., S. 568.

  194. Vergl. Krivitzky, S. 81, und Simon Weil u. Robert M. Slusser, The Soviet Secret Police, New York 1957, S. 13 u. S. 41 Anm. 54 mit weiteren Zitaten.

  195. Castro Delgado, S. 207.

  196. Castro Delgado, a. a. O., S. 11, 12, 22, 24.

  197. Vergl. Lenin, Werke, Bd. 5, Berlin 1955, Seite 11.

  198. Der Titel der englischen Ausgabe war: Inprecorr, die französische Ausgabe nannte sich „La correspondence internationale“.

  199. Vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 69; M. Buber-Neumann, a. a. O., S. 159.

  200. M. Buber-Neumann, a. a. O., S. 379.

  201. Eine Übersicht über Kominternpublikationen und Literatur für das Jahr 1920 ist in der Zeitschrift „Die Kommunistische Internationale", Bd. 12, S. 361 ff., enthalten.

  202. Hyde, Anders als ich glaubte, Freiburg 1957, S. 77 f.; vergl. auch Borkenau, Der Europäische Kommunismus, a. a. O., S. 227 ff.

  203. über diese „Internationale Arbeiterhilfe" berichtete Münzenberg auf dem IV. Weltkongreß der K. I. (vergl. Bibliothek der Komintern, Bd. 37, Hamburg 1923, S. 125).

  204. Vergl. R. Fischer, a. a. O., S. 745.

  205. Vergl. Kurt Kersten in „Deutsche Rundschau" 1957, S. 486 f.

  206. Vergl. Abdruck von Teilen der „Arbeiterillustrierten" aus dem Jahre 1931 in „Der Weltbolschewismus", Leipzig 1936, S. 220.

  207. Vergl. A. Koestler in: Ein Gott, der keiner war, Köln 1952, S. 62.

  208. J. Rühle, a. a. O., S. 185 ff.

  209. Zitiert bei J. Rühle, a. a. O., S. 186.

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