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Deutschland und die Niederlande Wege und Wandlungen im Verhältnis zweier Nachbarvölker | APuZ 33-34/1962 | bpb.de

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APuZ 33-34/1962 Deutschland und die Niederlande Wege und Wandlungen im Verhältnis zweier Nachbarvölker

Deutschland und die Niederlande Wege und Wandlungen im Verhältnis zweier Nachbarvölker

FRANZ PETRI

Zuerst. als Vortrag gehalten auf dem 12. Tag der westfälischen Geschichte in Bocholt am 2. Juni F und bereits veröffentlicht in „Westfälische Forschungen — Mitteilungen des Provinialin1 u's für westfälische Landes-und Juni F und bereits veröffentlicht in „Westfälische Forschungen — Mitteilungen des Provinialin1 u's für westfälische Landes-und Volkskunde“, Mi Band (1960), S. 21— 35 (Verlag Aschendorff, Kunnster'Wests., in Verbindung mit Böhlau-Verlag, nicin/Graz, 1961). — Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Aschendorff.

Verwandtschaft und Eigenart

Im Jahre 1837 gab ein damals noch am Anfang einer großen nationalen Laufbahn stehender Leidener Hochschullehrer, der nachmalige niederländische Staatsdenker und Staatsmann Jan Rudolph Thorbecke, auf einigen knappen Seiten eine Darstellung des niederländischen Verhältnisses zu Deutschland, die in ihrer zugleich prägnanten und behutsam abwägenden Herausarbeitung des beide Völker Verbindenden und Trennenden zu den klassischen Kennzeichnungen der niederländischen Kultur auf dem Hintergrund der deutschen gehört. Es sei mir daher gestattet, zur Einführung in unser Thema einige Grundgedanken dieser Schrift zu resümieren. „Wir sind", sagt Thorbecke, „Niederländer; wir sind keine Deutschen. Wir erkennen aber an und rühmen uns unserer Verwandtschaft in Geist und Blut. Wir sind ein Glied des germanischen Europa, aber in Freiheit; ein Glied, das nicht allein Bewegung empfängt, sondern auch erteilt; ein Organ, auf das viele fremde Elemente anders wirken als auf Deutschland. Wir haben unseren Standort in der Mitte zwischen Deutschland und England.“ Und während sich in Deutschland der Geist die Welt gern selbsttätig aus seinem Innern erschaffe — gemeint ist der deutsche Hang zum Spekulativen, Grundsätzlichen und zum System —, befänden sich die Niederlande im Verfolg ihrer ganzen natürlichen, sittlichen und politischen Entwicklung stets unter dem vorwaltenden Einfluß der sinnen-haften, äußeren, objektiven Welt, der Gesellschaft und des praktischen Lebens.

»Wir müssen daher", meint Thorbecke, „die eigenen künstlerischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten, die uns geschenkt wurden, es sei viel oder wenig, gleichwie unsere politische Existenz autonom entwickeln ... Wohl können wir, unabhängig neben Deutschland mit und für Deutschland handeln; aber wir können uns nicht, außer auf Kosten unserer eigengearteten Kraft und Bestimmung und dessen, was wir uns und anderen schuldig sind, an Deutschland als ein Teil gegenüber dem Ganzen unterwerfen ... Wenn wir unsere Individualität ohne Verbindung oder gar im Streit mit dem deutschen Geist zu entwickeln trachten, verkennen wir die tiefste Anlage unserer nationalen Art und die mächtigste Hilfe unseres schöpferischen Vermögens. Wir haben einen gemeinsamen Mittelpunkt mit Deutschland, allerdings einen Mittelpunkt in uns selber; haben nicht ein und denselben Ton, wohl aber Harmonie mit Deutschland anzustreben. Unterschieden, aber nicht abgesondert haben wir unser Teil des großen Familiengutes zu verwalten und zu mehren.“ 1)

Ich kenne aus dem nationalstaatlichen Zeitalter kaum eine gleich vorsichtig abgewogene und leidenschaftslosere Behandlung eines sonst fast unausweichlich die nationalen Empfindlichkeiten reizenden Themas als sie uns in dieser kleinen Abhandlung der historische und juristische Anlage in sich vereinende Thorbecke, später der große Reformer des niederländischen Staatswesens vom Prinzip des organisch Gewordenen her, in seiner Kennzeichnung des niederländischen Verhältnisses zu Deutschland gibt. Er bietet ein schönes Beispiel dafür, wie der Nachfahr eines aus Deutschland zugewanderten Geschlechts — die Thorbeckes waren im 17. Jahrhundert von Osnabrück nach Zwolle gekommen und noch immer war einer ihrer Zweige in Osnabrück ansässig —, obwohl mit ganzem Herzen Niederländer, einmal nicht den Weg des Renegaten ging und nicht die innere Verbindung mit der alten Heimat seines Geschlechts abbrach. Er hatte zuvor in Göttingen bei dem Begründer der deutschen Rechtsschule, Karl Friedrich Eichhorn, studiert, als Gießener Privatdozent 1824 eine deutsch geschriebene Abhandlung „Über das Wesen und den organischen Charakter der Geschichte" verfaßt und hat Deutschland, für ihn noch immer „in Gelehrsamkeit und Wissenschaft das Herz Europas", zeitlebens höchste Achtung bewahrt.

Fünfviertel Jahrhunderte immer heftigerer nationaler Dispute zwischen Deutschen und Niederländern, beginnend mit Ernst Moritz Arndt und bis hin zu dem unüberbietbar monomanen und vergröbernden Requisitorium des vielbelesenen Christoph Steding über „Das Reich und die Krankheit der europäischen Kultur", für den alle germanische Existenz außerhalb des Reiches überhaupt nur noch Abfall und Entartung war, haben Thorbecke nicht nur an innerer Vornehmheit, sondern auch an Weite und Tiefe der Erfassung des Problems wenig Vergleichbares an die Seite zu stellen. Mit einer Ausnahme: den Deutschland-Aufsätzen des großen Leidener Kulturhistorikers aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, Johan Huizinga. Es entsprach freilich dem seit 1837 in drei Menschenaltern eingetretenen grundstürzenden geistig-politischen Klimawandel, daß dieser nun einem in der Barbarei des Nationalsozialismus versinkenden Deutschland, nachdem er sich wenige Jahre zuvor noch Thorbeckes Urteil zu eigen gemacht hatte 2), die so ganz anders abweisenden Sätze entgegenhielt: „Über Delfzijl und Vaals (d. h. von Groningen nach Aachen) läuft die Grenze zwischen West-und Mitteleuropa. In unserer Westlichkeit liegt unsere Kraft und der Grund unserer Existenz. Wir gehören an die atlantische Kante... Unsere Gesellschaft ist die der westlichen Völker und vor allem jenes großen Volkes, das die moderne Staatsordnung schuf und noch die Freiheit handhabt.“ Das war nicht, wie ich damals zunächst selber glaubte und schrieb, eine einseitige „Option für den Westen“ sondern nur das Bekenntnis zu dem schon durch Leopold v. Ranke beschworenen europäischen Gen*i 1us von dessen Wirksamkeit, wie wir heute aus schmerzlicher Erfahrung wissen, die unzerstörte Existenz auch unseres Volkes abhängt. Während man bei Thorbecke fragen kann, ob er das niederländische Verhältnis zu Deutschland nicht doch aus seiner Liebe heraus etwas zu positiv gesehen hat, hielt Huizinga freilich für westeuropäisch, was im Grunde gesamteuropäisch mit Einschluß ganz Deutschlands ist oder doch sein sollte.

War so der 1933 von Huizinga zwischen Deutschland und den Niederlanden gezogene scharfe Trennungsstrich glücklicherweise nur zeitbedingt, so verbleibt es doch ohne Zweifel bei der von Thorbecke getroffenen Feststellung, daß beide Völker, wieviel Verbindendes sie nach Herkunft und Geschichte auch in unserer Zeit noch besitzen mögen, solange es die vielgestaltige europäische Welt geben wird, zu zwei selbständigen Ausprägungen dieser Welt nebeneinander geworden sind. Verwandtschaft wie Besonderheit beider und die geschichtlichen Wandlungen ihres Verhältnisses deutlich zu machen, ist daher in gleicher Weise die Aufgabe jeder vergleichenden Betrachtung. Wir überblicken zu diesem Zweck, vom Standort Thorbeckes aus zurückschauend, zunächst die ältere Vergangenheit und kehren uns dann, über die Zeit Thorbeckes hinausgehend, der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart zu.

Geistige, politische und wirtschaftliche Grundlagen und Leistungen der Generafstaaten

Humanismus — Calvinismus — Toleranz Unternehmen wir also, um den Ursprüngen des eigentümlichen deutsch-niederländischen Doppel-verhältnisses nahe zu kommen, im Hingleiten über die Hauptepochen zunächst unseren Gang nach rückwärts! Völlig eindeutig ist ja die Tatsache des selbständigen Nebeneinanders der beiden Völker und Kulturen in den neueren Jahrhunderten, seit der erfolgreichen Durchsetzung des Niederländischen Aufstandes gegenüber Spanien. Die Niederlande erlebten in ihrem „Goldenen Jahrhundert", dem Zeitalter der Rembrandt, Grotius und Vondel, die glanzvollste Epoche ihrer gesamten Geschichte. Politisch, geistig und kulturell nahm das kleine Land einen der ersten Plätze in Europa ein. Der europäischen Figur Wilhelms III. zumal verdanken unser ganzer Kontinent und nicht zuletzt das alte Reich die Erhaltung ihrer Freiheiten gegenüber den hegemonialen Tendenzen des Sonnen-königs

Nicht minder großartig war der geistige und kulturelle Aspekt der Niederlande während der ersten zwei Drittel des Jahrhunderts. Wie fern lag die Zeit, in der einmal Köln die kirchliche und geistige Metropole auch für den heute niederländischen Nordwesten gewesen war! Zwei Kräfte vor allem bestimmen das niederländische Leben und die niederländische Kultur des großen 17. Jahrhunderts: ein in der Bahn des großen Rotterdamers Desiderius Erasmus weitergehender, antike und christliche Überlieferung im Sittlichen verschmelzender, europäisch weiter Humanismus, wie er vor allem im städtischen Regentenpatriziat zu Hause war, und der spezifisch westeuropäisch geprägte altniederländische Calvinismus, geistig der kompromißloseste Träger des Aufstandes, mit den oranischen Statthaltern, „dem Makkabäergeschlecht des Calvinismus“, wie Treitschke sie genannt hat, als politischem Rückhalt.

Der Calvinismus, im Kampf groß geworden, war, mochte auch die Utrechter Union auf das Prinzip der Toleranz gegründet sein, von Haus aus unduldsam sowohl gegenüber dem Katholizismus wie gegenüber allen freiprotestantischen Gruppen; Humanismus und freier Protestantismus stellten ihm in Gestalten wie Coornheert und Grotius, der ähnlich wie Leibniz schon den kühnen Gedanken einer Wiedervereinigung der getrennten Konfessionen zu verkünden wagte, den Grundsatz der religiösen Duldung entgegen.

Es gab eine gewisse äußere „Protestantisierung“

der nordniederländischen Gesellschaft (von der gegenwärtigen großniederländischen und katholischen Geschichtsschreibung wird sie zuweilen wohl etwas überbetont); es gab auch religiös-politische Krisen wie zur Zeit der rechtgläubigen Synode von Dordrecht, die der außenpolitisch hochverdiente holländische Landesadvokat Oldenbarnevelt mit dem Leben bezahlte und Hugo Grotius trotz all seiner brennenden Vaterlandsliebe, die ihn im Interesse der niederländischen Seefahrt seine berühmte Forderung nach dem wäre liberuM erheben ließ, mit dauernder Verbannung aus dem Lande; der Calvinismus wurde auch die bevorzugte Kirche des Staates, seine strengen puritanischen Prinzipien durchdrangen aber niemals so bis in die Tiefen die niederländische Kultur wie gleichzeitig im England Cromwells.

Das niederländische Leben behielt einen freiheitlichen Zug, und vollends seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Land zum ersten großen europäischen Hort der Toleranz, wo Descartes eine Zuflucht fand und Spinoza seinen Pantheismus verkünden konnte, ohne daß man ihm kurzerhand den Prozeß machte (wenn ihm auch die durch Ludwigs XIV.

Überfall 1673 ausgelöste innerpolitische Umwälzung in seinen letzten Lebensjahren den Mund verschloß).

Das „Goldene Jahrhundert"

LInpuritanisch ist auch der Eindruck, den die vielschichtige Welt der niederländischen Kultur des „gouden eeuw" beim heutigen Betrachter hinterläßt. Ich brauche dafür nur das zu nennen, wodurch diese Kultur wohl für jeden gebildeten Europäer zum erfüllten Begriff geworden ist;

die niederländische Malerei dieser Epoche. Man vergegenwärtige sich den Eindruck beim Durch-schreiten eines der vielen Niederlande-Säle der großen alten Galerien unserer Kulturländer:

Nicht puritanischer Ernst, sondern viel eher heitere, zuweilen sogar ausgelassene Sinnen-freude geht vorzugsweise von den niederländischen Bildern des 17. Jahrhunderts aus, ob es sich nun um Vermeers sonnenüberglänzten Blick auf Delft, seine Straßen und Interieurs, um die Genrebilder eines Adrian Brouwer, Jan Steen oder Teniers, eine Schützenmahlzeit und dergleichen mehr handelt. Das Ernst-Erhabene oder gar Düstere wie bei Jakob van Ruysdael und Herkules Seghers bleiben die Ausnahme. Gewiß — auch die religiöse Gebärde fehlt dieser Kunst nicht. In Rembrandts Bildern und Radierungen ist es dem Protestantismus gegeben worden, sich künstlerisch so zu verwirklichen wie sonst nur noch in den Werken Johann Sebastian Bachs. Aber strenger Calvinist war Rembrandt so wenig wie der größte und zugleich tiefreligiöse niederländische Dichter dieser Epoche, Joost van den Vondel, der Sohn nach Köln ausgewichener Antwerpener Mennoniten, der dann in seiner neuen nordniederländischen Heimat aus lauter Protest gegen den Konformismus der calvinistischen Staatskirche zum Katholiken wurde.

Freilich darf man auch das calvinistische Form-prinzip in der damaligen nordniederländischen Kultur nicht unterschätzen. Ich denke dafür nicht nur an die calvinistische Leistung der Über-setzung der Statenbibel — das niederländische Gegenstück zu Luthers Bibelübersetzung — und an den calvinistischen Anteil am niederländischen Späthumanismus. Auch nicht wenige der anscheinend ganz unbeschwert heiteren Schöpfungen der Epoche entstanden in einem Spannungsverhältnis zu den strengen kirchlichen Forderungen, wie wir das bei dem begabten Lustspieldichter Jakob Brederoo sehr deutlich verfolgen können. Das Prinzip der innerweltlichen Askese, das in Gestalten wie dem bedeutendsten Gouverneur der Niederländisch-Ostindischen Compagnie, Jan Pieterszon Coen, oder dem südniederländischen Flüchtling Louis de Geer, den Jan Romein den niederländischen Krupp des 17. Jahrhunderts nennen möchte, großartige Verkörperungen fand, stimulierte hier zugleich das Gegenprinzip einer positiven Wertung der Sinnenwelt Freiheitskampf gegen Spanien ohne deutsche Hilfe Aber wie immer man über das Ineinandergreifen der humanistischen und reformierten Kräfte denkt, auf deren Zusammenwirken das große Jahrhundert der Niederlande vornehmlich beruhte — unbezweifelbar ist jedenfalls seine völlige innere Selbständigkeit gegenüber der damaligen deutschen Welt. Aus eigener Kraft hatte sich die niederländische Republik im 80jährigen Ringen mit Spanien, dem sie ihre selbständige politische Existenz verdankt, die Freiheit erkämpft und gesichert. Man darf sich durch die Tatsache, daß die unlöslich mit diesem Kampfe verbundenen Oranier deutscher Herkunft waren — van Duitschen bloed, wie es in der das damalige Geschehen unmittelbar widerspiegelnden Nationalhymne, dem Wilhelmus-Lied, heißt —, nicht zu der Annahme verleiten lassen, Deutschland als Ganzes habe den Niederländischen Aufstand damals innerlich mitgetragen.

Es gibt nur ein deutsches Einzelgebiet, das für die niederländische Sache damals wirklich mit-geopfert hat und noch im 18. Jahrhundert eine Art oranischen Nationalbewußtseins entwickelte: die nassauischen Erbländer der Oranier. Möglich war das hier freilich nur, weil für diese territorialer Patriotismus oder noch genauer: Treue zum angestammten Fürstenhause und die niederländische Sache zusammenfielen. Im übrigen versagte Deutschlands Mithilfe beim niederländischen Befreiungskampf kläglich. Kein anderer als unser leidenschaftlichster, aber zugleich mit einem besonderen Sinn für die machtpoli-tische Seite des Geschehens begabter nationaler Historiker, Heinrich v. Treitschke, hat das in dem großen, aus Einsicht und zeitgeschichtlicher Befangenheit merkwürdig gemischten Aufsatz, den er in den 60er Jahren der Republik der Vereinigten Niederlande widmete, mit unzweideutigen Worten festgestellt: „Wer hat dieses köstliche Tiefland des Rheines“, so ruft er darin aus, „die starken Arme, die unser Strom dem Weltmeer offen entgegenbreitet, vom Leibe unseres Reiches abgeschnitten? Wir selbst allein."

In der Tat, auf dem Wormser Deputationstag des Jahres 1578 war in Marnix van Sint Aldegonde noch einmal der große publizistische Wortführer der mit dem Spanien Philipps II. auf Tod und Leben um ihre Selbständigkeit ringenden aufständischen Niederlande vor den Abgesandten der Reichsstände erschienen und hatte sie mit beredten Worten um ihre Mithilfe angegangen Aber alles, was Reich und Stände zu geben bereit waren, bestand — aus wie verständlichen Gründen immer — nur aus platonischem Wohlwollen und kraftlosen diplomatischen Vermittlungsversuchen. So konnte es nach allen geschichtlichen Gesetzen nicht ausbleiben, daß die aufständischen Nordprovinzen, als sie sich nach einem Menschenalter ständigen Kampfes, zeitweise im Bündnis mit Frankreich und England, aber im Grunde aus eigener Kraft, endgültig die Freiheit errungen hatten, die Verbindung mit dem Reiche allmählich einschlafen ließen.

Amsterdam -der Mittelpunkt der Erde Wer erst den Münsterschen Frieden von 1648 als die Geburtsstunde der niederländischen Selbständigkeit gegenüber dem Reich betrachtet — formal nicht einmal ganz zutreffend, da damals die niederländische Sonderstellung gegenüber dem Reich zwar vom Kaiser, aber nicht von den Ständen in verbindlicher Form anerkannt wurde—, der mag juristisch im Recht sein, weiß aber nichts davon, wo die eigentlichen Entscheidungen in der Geschichte der Völker liegen. Die Generalstaaten waren in den vorausgehenden Jahrzehnten des 30jährigen Krieges, seit 1635 mit dem Frankreich Richelieus im Bündnis, schon so sehr zu einer selbständigen europäischen Macht ersten Ranges geworden, daß sie nicht einmal mehr Wert darauf zu legen brauchten, die Nabelschnur, die sie noch mit'dem alten Reich verband, auch in aller Form zu durchschneiden. Ihre Lebensinteressen und die eigentliche Quelle ihrer Kraft lagen damals bereits auf und über See, von wo alle Schätze Indiens Jahr für Jahr nach den holländischseeländischen Häfen und namentlich nach Amsterdam hereinströmten, dem eigentlichen Mittelpunkt der Erde, um den die ganze übrige Welt nur herumgebaut sei, wie ihr größter nationaler Dichter damals meinte

Deutschland war für sie nur noch das Hinterhaus, und auch die rheinische und nordwestdeutsche Wirtschaft haben damals erfahren, daß jetzt über die ökonomischen Grundsätze, nach denen sich aller Handel und Wandel auf dem Unter-lauf des Stromes abspielte, an seiner Mündung entschieden wurde. Aber das war nur die Folge der vorherigen deutschen Versagens

Spannungsreicher als auf der politischen Ebene erscheint uns das damalige deutsch-niederländische Verhältnis in kultureller Hinsicht. So ist namentlich die vielleicht größte und zeitlos gültigste künstlerische Hervorbringung der Niederlande überhaupt, das Werk Rembrandts, auch für viele heutige Deutsche innerlich beglückende Deutung tiefsten eigenen Empfindens. Ein literarisches Zeugnis dafür bietet für die Generation um die Jahrhundertwende des Rembrandt-deutschen Langbehn berühmtes Buch „Rembrandt als Erzieher“. Ihm erschien Rembrandt als „der deutscheste aller deutschen Künstler" und ein unübertrefflicher Erzieher zu wahrer Deutschheit In der Tat läßt sich, was Rembrandt namentlich für viele religiös empfindende Deutsche bedeutet, nur mit der gleichfalls bis in den Kern des religiösen Erlebens dringenden Wirkung der Badischen Musik bei unzähligen niederländischen Christen vergleichen. Hier erfahren beide Völker noch heute, wie die Quellströme des Erlebens und Schaffens in ihren letzten Tiefen einander nach wie vor innigst benachbart geblieben sind.

Aber überragende schöpferische Persönlichkeiten wie Rembrandt und Bach sprengen ja überhaupt alle volklichen und nationalen Grenzen. Aufs Ganze gesehen, hatten sich Deutschland und die Niederlande im Zeitalter Rembrandts auch im Bereich des Geistes und der Kultur bereits klar voneinander geschieden. Sie waren, wie es der Bruder des aus Deutschland stammenden bedeutendsten niederländischen Dirigenten der neueren Zeit, Rudolf Mengelberg, in einem kleinen Hollandbüchlein einmal sehr schön ausgedrückt hat, zwar „Brüder im Blut" und waren doch „Fremde im Geist“ geworden. Zahlenmäßig betrachtet, war der Anteil des deutschen Elements am niederländischen Leben dieser Zeit in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft freilich nicht unbedeutend. Gar manche protestantischen Fürstensöhne waren gleich den Nassauern bereit, den Niederländern ihre Schlachten zu schlagen und ihnen ihr Kolonial-reich aufbauen zu helfen. Wieviele Hanseaten, die nun nach den Niederlanden als dem damaligen Land der großen Möglichkeiten übersiedelten! Jedem Westfalen bekannt ist ferner das Beispiel der westfälischen Hollandgänger und insbesondere der Tödden, aus deren Mitte eine Anzahl der bedeutendsten niederländischen Textilfirmen ihren Ausgang genommen haben. Auch an den niederländischen Hochschulen und Akademien, die nach dem Vorangang Leidens seit 1575 nach und nach in den meisten Provinzen der Republik entstanden, stellte Deutschland einen erheblichen Teil des Lehrkörpers. Dürfen wir aber deshalb überall einen entsprechenden Anteil an den damaligen niederländischen Leistungen für uns in Anspruch nehmen? Das wäre kurzsichtig. Hier gilt eher umgekehrt der Satz, daß Fluß des Blutes und Fluß der Kultur gegenläufig gerichtet zu sein pflegen.

Für die Welt des Politischen verweise ich nur darauf, wie tief die aufsteigende Macht des deutschen Nordens, Brandenburg-Preußen, dem Vorbild der niederländischen Oranier verpflichtet war. Schon Otto Hintze hat in seinen Untersuchungen über Calvinismus und Staatsraison in Brandenburg darauf hingewiesen Vollends in der außereuropäischen Welt war nicht das vom Weltverkehr ausgeschlossene Deutschland, sondern die niederländische Republik der maßge-bende Repräsentant des festländischen Germanentums. Neu-Amsterdam hieß der wirtschaftliche Mittelpunkt der westlichen Welt von heute, New York, bei seiner Gründung. Und nicht minder zeugt von der niederländischen Initiative der Name der südöstlichsten der fernöstlichen Inselgruppen: Neuseeland.

Ähnlich die niederländische Rangstellung im Reiche des Geistes: Was die niederländischen Hochschulen angeht, so wußten wir seit Herbert Schöffler bereits, wie maßgeblich Schlesien, von dem der Wiederaufstieg der deutschen Literatur nach dem Dreißigjährigen Kriege vornehmlich seinen Anfang nahm, auf dem Wege über das Niederlandstudium ziemlich all seiner geistig bedeutenden Söhne von dort her angeregt worden ist. Inzwischen haben die Forschungen meines Schülers Heinz Schneppen ergeben, daß Schlesien durchaus nicht, wie Schöffler glaubte, einen Sonderfall darstellte, sondern daß weite Teile des geistigen Deutschlands bis hinauf nach Ostpreußen, insbesondere die zum großen Teil lutherisch gewordene ehemalige Hansewelt und schließlich sogar das katholische Deutschland, durch die niederländischen Anregungen hindurchgegangen sind. Der Weg des deutschen Geistes zur Höhe der Klassik wäre ohne diese Voraussetzung wohl nicht zu denken. Zu ausschließlich hat unsere Geisteswissenschaft die Entwicklung lange unter der Alternative Frankreich oder England gesehen.

Es ist also schon so, wie Thorbecke feststellt: politisch, wirtschaftlich und geistig, in Sprache, Geschichtsschreibung, Wissenschaft und Dichtung sind uns die Niederlande bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts voraus, ja unsere Lehrmeister gewesen. „Während sich die Deutschen noch mit Gegenwinden an der Küste abmühten“, sagt Thorbecke zu Recht, „waren wir bereits auf hoher See". So konnte es damals nach elementaren geschichtlichen Gesetzen kein Zurück der Niederlande in den deutschen Hafen mehr geben.

Mittelalterliche Verbundenheit der Ostniederlande mit Rheinland und Westfalen Es wäre nun freilich falsch, die niederländische Eigenständigkeit und das niederländische Her-auswachsen aus der deutschen Welt erst auf das deutsche Versagen gegenüber dem Aufstand und Deutschlands Zurückbleiben im 17., dem großen Jahrhundert der Niederlande, zurückzuführen. In den Tagen des Aufstandes wurde allenfalls die letzte große Chance für eine Wiederannäherung versäumt; aber die eigentlichen Wurzeln des Auseinanderwachsens waren erheblich älter. Gehen wir nunmehr auch diesen nach!

Dafür können wir uns nicht mehr damit begnügen, Deutschland auf der einen Seite und die Niederlande auf der anderen einander gegenüberzustellen. Die trotz ihrer lockeren Struktur relativ große innere Geschlossenheit der niederländischen Republik, die es uns erlaubte, mit ihr bisher als mit einer Einheit zu rechnen, war erst das Ergebnis der bindenden Kraft des erfolgreich durchgehaltenen Aufstandes. Bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts hingegen gab es die Niederlande in der heute gängigen Beschränkung auf die sieben Nordprovinzen weder als ein vom niederländischen Süden mit Flandern und Brabant als Kernprovinzen unabhängiges politisches und kulturelles Gebilde, noch auch waren diese Nordprovinzen in sich selber eine Einheit. Von der Sonderstellung der friesischen Gebiete zu schweigen, die sich ja in ansehnlichen Resten bis heute erhalten hat, trennte eine deutliche Scheide der politischen und kulturellen Orientierung auch die Gebiete östlich und westlich der Zuidersee. Spezifisch niederländisch empfand man im heute niederländischen Norden vor allem in den Seeprovinzen Holland und See-land;

hingegen waren die östlichen Landesteile, voran Overijssel und Gelderland, noch eng mit dem niederrheinisch-westfälischen Nordwesten Deutschlands verwachsen und auch wirtschaftlich als Teil des sogenannten kölnischen Drittels der Hanse an den deutschen Osten angelehnt.

Wie eng der gesamte niederländische Osten mit Westfalen, dem deutschen Niederrhein und darüber hinaus der ganzen übrigen hansischen Welt verflochten war, habe ich auf der diesjährigen Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins in Münster des näheren dargelegt Der leider zu früh verstorbene Hansehistoriker Rudolf Hapke hat uns in seiner Studie über die Entstehung der holländischen Wirtschaft die östlichen Niederlande im Spätmittelalter von Maastricht über Kämpen bis hinauf nach Groningen als Teil eines von dem eigentlich holländischen grundsätzlich zu unterscheidenden Wirtschaftsgebiets geschildert, das ostwärts über Köln bis nach Dortmund reihte und sie mit dem deut-

shen Niederrhein und bedeutenden Teilen Westfalens zu einer einzigen, quer über die heutigen politischen Grenzen hinweg gelegenen ökonomischen Landshaft zusammenshloß.

Man kann an Häpkes Shilderung manherlei Korrekturen anbringen, doh wird ihr Grundgedanke durh sie keineswegs entkräftet, sondern nur noh umfassender begründet. So wird man, was speziell Westfalen angeht, das west-

lihe Münsterland bis hin nah Coesfeld in die von Häpke beshriebene Einheit miteinbeziehen müssen. Gerade für den münsterländischen Westen war, wie meine Mitarbeiterin Hildegard Ditt in einer eindringenden Strukturuntersu-

hung der geshihtlihen Stellung der Gebiete beiderseits der heutigen niederländish-münstcr-

ländishen Grenze nahzuweisen unternommen hat, die Ijssel damals die Lebenslinie, auf die sie in ihrer wirtshaftlihen und kommunalen Entwicklung vorzugsweise gerihtet waren. Sodann handelt es sih bei dieser Verbundenheit keineswegs nur um eine wirtshaftlihe, sondern, den Nahweisen von J. Alberts und anderen zufolge, trotz der durh das Gebiet mitten hin-

durhlaufenden politishen und Diözesangrenzen um eine Zugehörigkeit, die auh wihtige Seiten der politisch-gesellschaftlichen Struktur mit einshloß. Häpkes Begriff der Nordwest-

deutshland und die östlihen Niederlande in sih begreifenden „ökonomischen Landshaft"

ist daher durh den umfassenderen der gemeinsamen Geshihtslandshaft zu ersetzen. Auh mit Flandern und den niederländishen See-Provinzen unterhielten Nord-und Nordwest-

deutshland auf Grund eines regen wirtshaftlihen Austaushes und der Weltstellung der altniederländishen Stadtkultur gewiß rege Beziehungen — die Verbindung mit dem heute niederländishen Osten aber war noh ungleich inniger und umfassender.

Als der Prozeß der niederländishen Staatwer-

düng, der in seinem Endergebnis diese Gemeinsamkeit auflöste, auh auf die östlihen Niederlande Übergriff, haben die Vorkämpfer des neuen niederländishen Staatsgedankens die Strukturvershiedenheit des heutigen niederländishen Ostens gegenüber Flandern, Brabant und den Seeprovinzen gar wohl empfunden. Als eine diverse generation de gens, ja als Allemands ershienen Chronisten gleih Chastellain und Froissart, wie Johan Huizinga in seinen Unter-

suhungen über die Vorgeshihte des niederländishen Nationalbewußtseins mit sprehenden Belegen herausgearbeitet hat, die Bewohner der ostwärts der Zuidersee gelegenen Länder

Im Geistigen fand diese ostniederländish-niederrheinisch-westfälische Einheit ihren bedeutendsten Ausdruck in der Devotio moderna und dem ostniederländish-nordwestdeutshen Humanismus:

„Es ist unser bestimmter Eindruck — dieses Ergebnis der jüngsten Gesamtdarstellung des niederländishen Humanismus durch den Niederländer Bot möhte ih auh hier zitieren dürfen —, „daß die kulturellen Gemeinshaftsbande der östlihen Niederlande mit Westdeutshland, oder besser noh mit Westfalen und dem Rheinland, viel stärker waren als die mit den übrigen niederländischen Gebieten . . . Der Humanismus dieser Landesteile war auf das westniederdeutshe Kulturgebiet hinaus ge rihtet, wozu die östlihen Niederlande denn auh gerehnet werden müssen; und war es nicht nur gerade noh peripherish, sondern als ein wesentliher Bestandteil davon und mitunter darin führend — man denke nur an die Devotio moderna. Bis tief ins 16. Jahrhundert blieben die Shulen von Venlo, Roermond, Nimwegen, Deventer und Groningen auf Deutshland hin orientiert.“ So der Niederländer Bot. Burgund und Habsburg formen die Niederlande Wenn das so ist — wie kam es dann überhaupt zur Ausbildung einer gesonderten niederländischen Welt neben der deutschen in den heutigen Grenzen? Diese Entwicklung war das Ergebnis politischer Kräfte: der Aufrichtung eines selbständigen Reiches zwischen Deutschland und Frankreich durch eine Nebenlinie des franzö-sischen Königshauses der Valois und der Fortführung und Vollendung dieser Politik durch die Erben der Burgunderherzöge, die Habsburger, „Die Glocken von Gent, die im Januar 1386 Philipp dem Kühnen von Burgund und seiner Gemahlin Margarethe von Flandern bei ihrem Einzug festlich entgegenklangen“, meint Huizinga „haben ein größeres Ereignis eingeläutet als die Besiegelung eines Friedens und die Ankunft eines neuen Herrn... Von jetzt an war es sicher, daß die verstreuten Ländereien niederdeutscher und wallonischer Sprache an den Mündungen der Nordseeströme gemeinsam einbezogen werden sollten in die verwegenste politische Unternehmung des fünfzehnten Jahrhunderts: die Begründung der burgundischen Macht. Nun erst stand es fest, daß diese Gebiete eine eigene Geschichte haben würden ... Ohne die burgundische Herrschsucht, einen rein politischen Faktor, hätten alle ethnographischen und wirtschaftlichen Bedingungen zu gänzlich andern Resultaten führen können.“ Entsprechend hoch schätzt der belgische Historiker Henri Pirenne die Rolle der Burgunder für die politische und kulturelle Verselbständigung der Niederlande ein: „Obwohl Ausländer“, meint er, „waren sie für uns zu gleicher Zeit, was die Hohenzollern für Preußen und die Medici für Florenz gewesen sind."

So wenig die Geschichte des burgundischen Nebenzweigs des französischen Königsgeschlechts von vornherein den Weg von Frankreich fort und auf ein selbständiges burgundisch-niederländisches Reich hin nehmen mußte — so unbestreitbar ist es, daß sie ihn im Endergebnis genommen hat. Es ist höchst lehrreich zu verfolgen, wie jetzt erst parallel mit dem staatlichen Einigungswerk auch der Begriff der Niederlande die uns geläufige Form annahm. Vorher nur eine vage geographische Andeutung ohne festere Umrisse und Grenzen, die wie der Komplementärbegriff „Oberland“ vor allem am Rhein zu Hause war heftete sich der Niederlandebegriff nunmehr immer eindeutiger an die niederburgundisch-habsburgischen Erblande. Nur hier erhielt er auch allmählich immer volleren Klang und Inhalt, bis er schließlich in den Geusenliedern der Aufstandszeit zum lebendigen nationalen Geschichtswert werden konnte

Frühe niederländische Sonderart im flandrischen Bürgertum

So müßten wir also auch für die Niederlande denen beipflichten, die in den volklich-kulturel-len Gruppenbildungen lediglich den Niederschlag politischer Prozesse erblicken möchten? Das wäre auch für die Niederlande ganz entschieden über das Ziel hinausgeschossen und sicher nicht die Meinung Huizingas. Gewiß verdankten die Niederlande erst den Burgunderherzögen und den habsburgischen Erben ihre politische Einheit und Selbständigkeit in den heute gültigen Räumen. Man darf angesichts des zähen Widerstandes der ostniederländischen Territorien auch mit gutem Grunde bezweifeln, ob die unmittelbaren Nachbargebiete Westfalens im Westen, also vor allem Geldern und die Ijssellande, ohne die beharrliche burgundisch-habsburgische Ausbreitungspolitik, die erst mit dem Frieden von Venlo und der endgültigen Gewinnung von Geldern 1543 zum Abschluß kam heute Bestandteil der niederländischen Welt sein würden.

Aber die Urtriebe und tiefsten Wurzeln der niederländischen Sonderart reichen ohne jeden Zweifel noch ein gutes Stück weiter in die Vergangenheit zurück. Schon ein in der Natur-gestalt unseres Kontinents vorgegebenes und in der Geschichte Europas dann immer klarer ausgeprägtes Moment der Lage dieser Gebiete inmitten der weiteren europäischen Umwelt darf nicht übersehen werden, wenn man nach den Gründen ihrer Verselbständigung fragt. So wie Deutschland kraft seines Lageschicksals ein Land der europäischen Mitte und Westfalen ein politisches Binnenland ist, sind die Niederlande ein Grenzund Übergangsland: Das wichtigste Brückenland seit dem Dahinsinken des alten Griechenland hat man sie nennen können Huizinga stellte ähnlich einmal in Berlin einen Vortrag über die Niederlande unter das Thema ihrer Mittlerstellung zwischen Westund Mitteleuropa Bis in die Vorgeschichte hinein läßt sich diese Eigenschaft in stets wechselnder Form zurückverfolgen, und es ist wahrhaft erstaunlich, wie stark sie als Dominante in der Erscheinungen Flucht immer wieder durchschlägt. Allerdings ist das, wie sich uns schon bei der Betrachtung der Gebiete östlich und westlich der Zuidersee ergab, bei großen, dicht nebeneinander liegenden Gegensätzen im einzelnen der Fall. Aber wie groß auch die Zahl der Übergänge und Differenzierungen auf kleinstem Raume ist, unverkennbar bleibt doch der rund ein halbes Jahrtausend betragende zeitliche Abstand in der Verselbständigungsbewegung zwischen dem niederländischen Südwesten und Nordosten, also zwischen Flandern und den niederländischen Ostprovinzen.

Will man für den in der Verselbständigungsbewegung vorangehenden flandrischen Südwesten ein bestimmtes politisches Faktum als den Beginn seiner Sonderentwicklung setzen, so war das der dem karolingischen Einheitsreich ein Ende setzende Teilungsvertrag von Verdun 843, der den Kernteil Flanderns, auf dem die später führenden flandrischen Hauptstädte Gent, Brügge und Ypern erwachsen sollten, beim Westreich beließ, während der größere Ostteil der heutigen Niederlande zugleich mit dem lothringischen Mittelreich an das mittelalterliche deutsche Reich kam. Politisch früh auf sich selbst gestellt und in germanisch-romanischer Grenzlandatmosphäre ausgewachsen, entwickelte die Bevölkerung der flandrischen Gebiete, seit dem Erlahmen des Reichsgedankens um 1200 auch durch die niederlothringischen Grenzterritorien wie Brabant wirksam unterstützt, die Kraft, in vorderster Front gegenüber der mächtigen fran-zösischen Sprache und Kultur, die bekanntlich damals schon einmal zu europäischer Geltung emporstieg, ihre eigene germanische, aber eben niederländische Sprache und Kultur aufzubauen. Hier liegt die m. E. tragende Urwurzel der niederländischen Sonderart. Der frühere Lütticher Neerlandicus Josef Mansion hatte gewiß recht, wenn er auf die Frage „Warum besteht eine selbständige niederländische Sprache?“ als erste Voraussetzung die politische Selbstbehauptung nannte. „Hätte kein Flandern bestanden, hätte die mächtige Grafschaft der Balduine eine kleinere Rolle gespielt, hätte es seinen Einfluß auf die anderen Provinzen weniger geltend gemacht“, so meint er, „dann wäre die Geschichte der Niederlande eine ganz andere gewesen und würden wir vielleicht eine Sprache ohne jede Geschichte besitzen. Für Völker ist so etwas gleichbedeutend mit Vernichtung oder Unter-gang.“ Doch vergißt der flämische Germanist über dem machtpolitischen Element hier zu sehr das Volkstum selber. Auch der sprachliche Selbstbehauptungswille Flanderns und seine Kultur-kraft waren für den Aufbau der eigenen Sprache und Kultur gleich unentbehrlich. Gerade aus der niederländischen Geschichte dieser Zeit ist die Liebe zur Heimat und zur angestammten Art als geschichtlich wirksames Element nicht hinwegzudenken, wie immer man sie im einzelnen zu den sozialen Triebkräften der Zeit in Beziehung setzen mag Dietsch deutsch Aber warum gerade dann die Ausbildung zu einem niederländischen Sondervolkstum neben dem deutschen? Ist denn — auf diesen Einwand muß ich hier wohl eingehen — das Niederländische nicht nur ein zur Selbständigkeit aufgestiegener deutscher Dialekt? Ohne Zweifel besitzen die Niederlande, obwohl wir ihnen nach der Erkenntnis der neueren Philologie im See-germanischen auch eine uralte Eigenwurzel zubilligen müssen vorwiegend die gleichen mundartlichen Grundlagen, wie wir sie aus den angrenzenden Teilen Deutschlands kennen: das Fränkische, Friesische und Sächsische. Aber das Entscheidende für den Aufbau einer eigenen Hoch-und Kultursprache ist ja überhaupt nicht die mundartliche Basis, sondern die Kraft zur Schaffung einer literarischen xotvh, d. h. zu einer eigenen, über die Einzeldialekte hinausgreifenden Literatursprache. Und die brachten die Niederlande in Flandern und Brabant im 13. Jahrhundert auf, ebenso früh wie und unabhängig von Deutschland. Deshalb ist das Niederländische auch nicht ein entlaufenes Kind, sondern ein gleichaltriges Geschwister des Hochdeutschen: Stefan George nannte es die edelste Schwester des Deutschen. Am frühesten vollzog sich dieser Prozeß der sprachlichen Verselbständigung in den westlichen niederländischen Kern-provinzen, vornehmlich in Flandern und Brabant. Bis er sich über die übrigen Provinzen bis hin zu den heutigen niederländischen Grenzen gegenüber Niederdeutschland durchsetzte, bedurfte es noch einer langen stetigen Ausbreitung von vier bis fünf Jahrhunderten. Noch die vorhin genannte „Statenbibel" war daran für unsere ostniederländischen Nachbarprovinzen nicht unbeteiligt. Aber das war nachträgliches Wachs tum. Der entscheidende Geburtsakt vollzog sich bereits im 13. Jahrhundert!

Diese Leistung ist unmittelbar verbunden mit dem Mündigwerden des niederländischen Bürgertums und erfolgte zuerst in den großen süd-niederländischen Städten des Mittelalters: in Brügge, Gent, Ypern, Löwen usw. Damit hängt es zusammen, daß die niederländische Besonderheit und Kultur bis zum heutigen Tag und trotz ihrer Impfung durch das Höfische in der Burgunderzeit so ausgesprochen bürgerlichen Charakter trägt. Die niederländische Literatur war von Anfang an lehrhaft und bürgerlich und lehnte das Höfische als im Grunde lügenhaft ab. Jacob van Maerlant, der vader der dietsdien diditere altogather, wie ihn sein Zeitgenosse van Boendale genannt hat, sagt es mit dürren Worten. Das war die Größe und natürlich auch die Grenze ihrer Leistung und ist es geblieben bis auf den heutigen Tag

Damit haben wir uns anscheinend weit von den Nordniederlanden entfernt — aber doch nur äußerlich. Die südlichen Niederlande waren nun einmal im Mittelalter dem niederländischen Norden entschieden voraus und für die gesamten Niederlande weithin formgebend. Der scharfe Riß zwischen Nord und Süd (darüber ist sich die neuere niederländische Historiographie dank der von Pieter Geyl hervorgerufenen großen Neuwertung des geschichtlichen Verhältnisses der nördlichen und südlichen Niederlande zueinander heute weithin einig) ist erst eine Folge des sich im Norden erfolgreich behauptenden Aufstandes gegen Spanien und der Rückführung unter diese Macht im Süden. Auch die nordniederländische Kultur des Gouden Eeuw aber ist zutiefst eine bürgerliche und deshalb, trotz ihrer Überformung durch den westeuropäischen Calvinismus, ein unmittelbarer Erbe der mittelniederländischen Kultur des Zeitalters der Artevelde

Vielleicht wird mancher Leser in meinen bisherigen Ausführungen eine genügende Berücksichtigung der in den germanischen Volksgrundlagen und in der Zugehörigkeit zum mittel-alterlichen Reich gegebenen Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und dem überwiegenden Teil der Niederlande vermissen. Ich will beides nidit gering schätzen, muß aber vor einer Über-bewertung warnen.

Was die deutsch-niederländische Stammesverwandtschaft angeht, so war sie beim Zerfall des Frankenreiches trotz allem, was man auch dagegen eingewandt hat, zwar ohne Zweifel ein geschichtlich wirksames Element. Wenn sich die sich zu einer neuen Volkseinheit zusammenfindenden germanischen Teile des fränkischen Reiches im Unterschied zu den romanischen oder romanisierten Bewohnern des Frankenreiches in Flandern als Dietsdte, in Deutschland als Deutsche empfanden und bezeichneten, so liegt beiden Begriffen die gleiche sprachliche Wurzel diutisk/theodiskus, d. h. „zum gleichen Volkstum gehörig", zugrunde Auch später reagierten Deutschland und die Niederlande in großen geschichtlichen Entscheidungen wiederholt auf übereinstimmende, letztlich m. E. auch in ihrer verwandten Volksart mitbegründeter Weise.

Niederlande und mittelalterliches Reich Aber im übrigen läßt sich die niederländishe Geschichte so wenig wie die deutsche allein oder auch nur vornehmlich vom Prinzip der Stammeszugehörigkeit her verstehen. Wie schon die Stämme des frühen Mittelalters (viel-leiht mit Ausnahme der Friesen) nah einer wohl unwiderlegbaren These der neueren Volksforshung, mit Franz Steinbah zu reden, ge-shihtlihe „Neubildungen im neuen Raum" waren, so ist vollends der sogenannte „nieder-ländische Stamm“ eine geshihtlihe Neubildung erst des ausgehenden Mittelalters und gewiß mehr die Folge als shon die Ursahe der niederländishen Einigung und Verselbständigung. Wieweit sih aber unter den völkerwanderungszeitlichen Stammesgruppierungen der Sachsen, Franken und Friesen ungeachtet der gleihen Benennung in den Niederlanden auch volkstumsmäßig ganz die gleihen Elemente verbargen wie auf deut-shem Boden, bleibt bis zu einem gewissen Grade zweifelhaft. Die verwandte Volksanlage erleich-terte zwar die natürlihen Kontakte, shäffte aber keine gemeinsame politishe Geshihte.

Niht viel besser steht es um die bindende Kraft der eine Zeitlang viel strapazierten deutschniederländishen Verbundenheit im alten Reih! Wenn Johannes Haller shon für die deutshe Geshihte darauf hinweisen konnte, wie spärlih die Reste sind, die in ihr aus der hochmittelalterlihen Glanzzeit des Reihes übriggeblieben sind und wie weniges von dem, was in unserer Geshihte später lebendig weiterwirkt, über die Schwelle hinaufführt, hinter der das altdeutsche Kaisertum „den ewigen Shlaf seiner abgeschlos-senen Geshihte" schlafe so gilt das in niht minderem Maße für die Reichszugehörigkeit der altniederländishen Kernprovinzen. Es ist der Fall für den ganzen heute flämischen Süden, soweit er überhaupt zum mittelalterlichen Reich gehört hat, und niht weniger für die nordnieder-ländishen Seeprovinzen und Friesland. Die Zugehörigkeit der gesamten Niederlande (einschließlich Flanderns) zum Reih unter Kaiser Karl V., die 1548 in der Shaffung eines besonderen Burgundishen Reihskreises ihren Ausdruck fand, war niht viel mehr als eine formale und ging über den Status eines zwischenstaatlihen Bündnisses kaum hinaus. Wie fremd sich Reih und Niederlande damals im Grunde bereits gegenüberstanden, zeigen höhst eindrucksvoll die uns bis ins einzelne bekannten Vorverhandlungen für den Vertrag. Grundsätzlich anders lagen die Dinge nur in Utrecht und vor allem wieder in den niederländishen Ostprovinzen mit ihren bis tief ins 17. Jahrhundert hinein bewußt weiter gepflegten ReihserinnerungenJ Doh diese, wie wir sahen, innerhalb der niederländishen Staats-und Kulturgemeinshaft jüngsten Glieder bestimmten niemals das geshichtlihe Werden der Niederlande im ganzen. Infolgedessen würde man den tragenden Kräften der niederländishen Vergangenheit niht gereht, wollte man die Geshihte der deutsch-niederländishen Beziehungen auh nur vorzugsweise unter den Gesihtspunkt ihrer einstigen gemeinsamen Verbundenheit im Reihe stellen. Zwar nicht „auf einem langen Leidensweg haben sie sich vom Reich gelöst, wie man z. B. in der Gesdtiedenis van Vlaanderen lesen kann, aber schon seit dem Hohmittelalter bedeutete das Reich für die niederländischen Kernprovinzen niht mehr viel.

Diagnose der Gegenwart

Meine Ausführungen galten in der Hauptsache der Vergangenheit. Aber auch die Niederlande sind heute sowenig noch die Niederlande des van Maerlant und Erasmus, Rembrandts oder Thorbeckes wie das Deutschland von heute noch das Deutschland der Goethezeit oder das der idealistischen Philosophie ist. Wir müssen daher mit ein paar Strichen die Verbindung auch zur Gegenwart ziehen

Die äußeren und inneren Strukturwandlungen, die die Niederlande in den letzten 100 Jahren durchgemacht haben, sind nicht minder umwälzend als gleichzeitig in Deutschland. Aus einem industriell unentwickelten, noch bis etwa 1860 zäh an den Arbeitsmethoden der früheren Jahrhunderte festhaltenden Land, dessen National-wirtschaft sich ganz vornehmlich auf den Außenhandel, sein ostindisches Kolonialreich und die Landwirtschaft gründete, wurden sie seither zu einem der fortschrittlichsten Industrieländer Nordwesteuropas. Für die rheinisch-westfälische Industrie, deren Auswachsen dem niederländischen Handel im weitesten Ausmaß zugute kam, wurde Rotterdam das wichtigste Tor zur Welt.

Sein Güterumschlag übertrifft heute denjenigen Antwerpens und Hamburgs um fast das Doppelte. Wie bei uns die Siedlungen des rheinisch-westfälischen Industriegebiets, beginnen drüben die in den beiden holländischen Provinzen zusammengeballten städtischen Agglomerationen der sogenannten Randstadt Holland zu einem einzigen großen Stadtganzen zusammenzuwachsen, was auch hier die nationale Planung vor schwierige Aufgaben stellt. In der niederländischen Landwirtschaft ist sogar früher als in anderen Ländern an die Stelle des Bauerntums alten Schlages schon weithin der moderne Agrarbetrieb mit seinem die Züge der Industriezeit tragenden neuen Menschentyp getreten. Im ganzen war die Wandlung der wirtschaftlich-sozialen Existenzgrundlagen des Landes während der letzten hundert Jahre so tiefgreifend, daß selbst der im Verfolg des letzten Krieges und des Endes des kolonialen Zeitalters nach 1945 eingetretene Verlust Indonesiens ohne schwere wirtschaftliche Krisen überstanden werden konnte.

Geistige und kulturelle Grundlagen Nicht weniger bedeutsam ist die in den letzten 130 Jahren eingetretene Veränderung der geistig-kulturellen Grundlagen des niederländischen Lebens. Auch hier trat an die Stelle der protestantisch-humanistisch geprägten bürgerlichen Gesellschaft die moderne pluralistisch bestimmte Massengesellschaft des Industriezeitalters. Parallel damit vollzog sich in geistig-kultureller Hinsicht die sogenannte verzuiliHg, d. h. das Auseinandertreten der Gesellschaft in miteinander konkurrierende weltanschauliche Blöcke. Das Nebeneinander etwa gleichmächtiger und gleichberechtigter protestantischer, modern-humanistischer und katholischer Kräfte ist eine ebensolche Grundtatsache des heutigen niederländischen Lebens wie es im 17. Jahrhundert seine calvinistisch-protestantische Prägung war.

Noh immer ist zwar die reformierte Glaubens-und Geisteshaltung eine der wesentlichsten Formkräfte des niederländischen Lebens. In der Ausprägung des antirevolutionären Denkens, der Erweckungsbewegung des sogenannten reveil und dem erfolgreichen Kampf um die Bekennt-

nisschule, für die ich stellvertretend nur die Namen Groen van Prinsterer und Abraham Kuypers nenne, bewies sie ihre Fähigkeit, auch in das praktisch-politische Leben kraftvoll hineinzuwirken. Aber im ganzen ist doch unverkennbar, daß dieser altprotestantische Geist, kirch-

lich wie politisch durch die für die reformierten Länder charakteristische innere Aufsplitterung geshwäht, sich in seiner Öffentlichkeitswir-kung auf dem Rückzug befindet.

Für den heutigen Humanismus kennzeichnend ist in beträchtlichen Teilen seine zunehmende Entchristlichung, mag die Entwicklung auch nicht immer so weit gehen wie nah dem ersten Weltkrieg bei Menno terBraak, für den der radikale Zweifel die einzig legitime Form geistiger Existenz darstellte. Immerhin hat die Entwicklung dazu geführt, daß in den größeren niederländishen Städten und selbst in einer Mittelstadt wie Deventer bis zu einem Drittel aller Einwohner jeglihe Bindung an eine kirchliche Gemeinshaft gelöst hat. Auch in den Niederlanden hat also das postchristliche Zeitalter für viele bereits begonnen.

Mit die bedeutendste Veränderung des nieder-ländischen öffentlihen Lebens ist aber andererseits dadurch zustande gekommen, daß der nord-niederländische Katholizismus, seit der Eroberung Nordbrabants und Staats-Vlaanderens in den letzten Phasen des 80jährigen Unabhängigkeitskampfes gegen Spanien de facto wohl etwa ein Drittel der Bevölkerung, auf Grund der Reform der niederländischen Verfassung 1849/50 durh Thorbecke die Gleichberechtigung erlangte und „in Freiheit wiedergeboren" niht ohne die tragende Mithilfe der zahlreih zuwandernden rheinishen und westfälischen Katholiken, sein geistiges Ghettodasein verließ. Auh politisch spielt er heute dank seiner straffen Disziplin eine erste Rolle. Entsprechend ist das geistige und politische Bild der Niederlande trotz aller zeitbedingten Nivellierungstendenzen, deren Ende noch nicht abzusehen ist, differen38) ziertet und an Widersprühen reiher geworden.

Gleichwohl hat ihre Eigenständigkeit gegenüber der Umwelt darunter nicht gelitten, sondern sich in vieler Hinsicht entsprechend der allgemeinen Tendenz des nationalstaatlichen Zeitalters noch zunehmend schärfer ausgeprägt. Obschon nah dem Scheitern der Wiedervereinigung mit Belgien seit 1830 nur noch ein europäischer Kleinstaat, haben die Niederlande aus der Erinnerung an ihre große Vergangenheit und bis 1945 zugleih als bedeutende Kolonialmacht nah einer kurzen, bis etwa 1848 wähnenden Periode der Unsiherheit über alle inneren Untershiede hinweg ein so starkes, spezifisch niederländishes Staatsgefühl entwickelt, daß ihr nationaler Selbständigkeitswille gewiß dem keines anderen europäishen Volkes nahsteht. Wieweit sih ihr Niederländertum auf dem Wege über die neue Wirtshaftsgemeinshaft mit Belgien und Luxemburg und unter der Einwirkung großniederländisher Gedankengänge, die besonders in den katholishen Teilen der Bevölkerung auf einen niht unempfänglihen Boden fallen, allmählich mehr zu einem gleihzeitig Nord und Süd umfassenden gesamtniederländishen Bewußtsein weiten wird, bleibt abzuwarten. Daß dieses jemals imstande sein könnte, die in den letzten Jahrhunderten in Nord und Süd auf der Grundlage des holländischen und belgischen Staates erwahsene politishe Gemeinshaft von innen heraus zu sprengen, ist gänzlih unwahr-sheinlih.

Auh kulturell sind die Niederlande im letzten Jahrhundert mit wahsender innerer Siherheit weiter ihren eigenen Weg gegangen. Ih widerstehe der Versuhung, auf den unverlierbaren Beitrag zur europäishen Gegenwartskultur näher einzugehen, den sie gleihzeitig in einer Künstlerpersönlichkeit wie Vincent van Gogh zur modernen Malerei oder in dem mit Berlage einsetzenden Durhbruh zu uns gemäßen Bau-gedanken geleistet haben. Die Kenntnis davon ist ja bis zu einem gewissen Grade auh Gemeingut unserer Zeit. Das Urteil, wieweit es der Gegenwart gelingt, die damit erreihte Höhe zu halten, bleibt späteren Generationen überlassen. Lediglih einen Punkt muß ih im Sinne des Leitgedankens meiner Ausführungen abschließend noh einmal aufgreifen: das niederländishe Verhältnis zu Deutschland. Es lassen sih darin seit 18 30 zwei Perioden Untersheiden. Die erste umfaßt die Zeit bis zur Jahrhundert-mitte. Durh die eindringende Spezialuntersuchung von J. C. Boogman ist sie unlängst in ihrer Eigenbedeutung klar herausgearbeitet worden In diesen auf niederländisher Seite noch von tiefer Unsiherheit erfüllten Jahrzehnten ershien niht ganz wenigen einflußreihen Niederländern angesihts der außenpolitishen Demütigung durh Belgien und der wirtschaftlihen Einigung Deutshlands durh den Zollverein die Möglichkeit der weiteren Selbständig-

erhaltung ihres Landes in der überkommenen Form zweifelhaft und zum Teil niht einmal wünshenswert. So bezeihnete der niederlän-dische Kolonialminister Baud in einem Brief an den niederländischen Finanzminister vom 12. Oktober 1844 den niederländischen Anschluß an den deutschen Zollverein als „das natürlichste Mittel, um uns die Vorteile unserer geographischen Lage gegenüber Deutschland auf die Dauer zu sichern“. Ganz allgemein war, Boogman zufolge, „die politische Anziehungskraft Deutschlands seit der Entstehung der niederländischen Unabhängigkeit wahrscheinlich nie so groß wie gerade in dieser Periode. Das Problem des von einigen angepriesenen näheren Anschlusses an Deutschland beschäftigte in diesen Jahren viele der politisch Interessierten“.

Die große Mehrheit des niederländischen Volkes war freilich auch jetzt nicht gewillt, den Weg einer Wiedereinführung ihres Landes in Deutschland zu gehen. Die Schaffung des Bismarckschen Nationalstaates entzog vollends allen Gedanken dieser Art den Boden. Das niederländische Verhältnis zum 1870 entstandenen Reich gestaltete sich äußerlich zwar durchaus korrekt, war aber von einer geheimen Spannung durchzogen. Die von der deutschen Mitte Europas ausgehende Dynamik war zu groß, das sich im neuen Reiche entwickelnde Nationalgefühl zu vehement und der Stil des deutschen innerpolitischen Lebens für das freiheitsstolze Land, wenn wir die kurze Zeit der Weimarer Republik ausnehmen, schon lange vor 1933 zu wenig im westlichen Sinne demokratisch, als daß das neue Deutschland von dem kleinen niederländischen Nachbarn nicht mit innerer Reserve betrachtet worden wäre.

Namentlich den spezifisch preußischen Zügen der neueren deutschen Geschichte stand man wie weithin in Europa auch in den Niederlanden mit unverhohlener Abneigung gegenüber. Auch die Tendenz, sich als den unmittelbaren Erben und Rechtsnachfolger des alten Reichs zu betrachten und die gemeinsame germanische Abstammung als eine mystische Bluts-und Schicksalsgemeinschaft zu verstehen, weckte Besorgnisse, schon längst, ehe sich das Dritte Reich auf sie für seine Ausdehnungs-und Eindeutschungsversuche berief.

Auf der anderen Seite aber ergoß sich nichtsdestoweniger zeitweise ein wahrer Strom deutschen Einflusses auf das niederländische Leben. Von der Musik über die Wissenschaft bis hin zur Technik und zur Sprache war kein Bereich davon ausgenommen. Bei manchem Niederländer regten sich deshalb während dieser Zeit wegen der Erhaltung der Selbständigkeit der niederländischen Kultur gegenüber der deutschen Bedenken. Auch in der Heftigkeit der Ablehnung jeder zu nachdrücklichen Betonung der niederländischen Verwandtschaft mit Deutschland schwang nicht selten ein Stüde Sorge mit.

Trotzdem machten die Niederlande während des vergangenen Jahrhunderts von der auch von Thorbecke für notwendig erachteten Entwicklung ihres Wesens in Verbindung mit dem deutschen Geist reichlichen Gebrauch. Aber sie gaben dabei ihre innere Selbständigkeit nicht preis, sondern prägten vielmehr ihre Sonderart im Konnex auch mit dem Westen Europas noch entschiedener aus — so etwa in der geistig-literarischen Bewegung der „Tachtiger“ oder in van Goghs innerer Auseinandersetzung mit dem französischen Impressionismus. Wesentliche deutsche Züge wurden bewußt oder richtiger: instinktiv abgelehnt und nicht rezipiert. Huizinga hat das in der tiefgründigen Untersuchung, die er dem Einfluß Deutschlands auf die Niederlande in neuerer Zeit gewidmet hat im einzelnen nachgewiesen.

Brückenstellung zwischen Deutschland, Frankreich und England Im ganzen blieb das Niederländische bei aller Breite der Berührung eine durchaus selbständige Ausprägung des Germanischen oder besser des Europäischen. So sind eine gewisse Nüchternheit und Hochschätzung der praktischen Erfahrung, die mehr zum Englischen hinüberweisen, nach wie vor Kennzeichen der niederländischen Art. Äußerlich und innerlich mitten zwischen Deutschland, Frankreich und den angelsächsischen Ländern stehend, hat das Land weiter sein unverwechselbar eigenes Wesen bewahrt, und wenn die Völker, nach einem tiefen Wort Rankes, Gedanken Gottes in der Geschichte sind, so ist auch das niederländische Volkstum ein solcher. Jede Wiedereinschmelzung in das deutsche, wie sie im vergangenen Jahrhundert auch mancher lautere deutsche Patriot ersehnte — ich nenne nur W. H. Riehl —, bedeutete hier, selbst wenn sie möglich gewesen wäre, eine Verarmung der europäischen Kultur. Huizinga hat durchaus recht: die Verschiedenheit ist in diesem Falle wertvoller und fruchtbarer als die Einheit.

Was die Niederlande für Deutschland geistig an vielleicht nicht minder Wertvollem bedeuten können, hat abermals Huizinga in seinem aus den 20er Jahren stammenden Aufsatz mit den Worten umschrieben: ein Spiegel sein, in dem sich die deutsche Denkart getreuer sehen kann als ihn die meisten Völker ihr vorhalten und in dem wir zu vergleichen vermögen, was wir kraft verwandter Anlagen auch hätten werden können.

Dieser Spiegel ist freilich seither — darüber müssen wir uns trotz der Breite des seit 1945 wieder aufgenommenen Kontaktes klar sein — auf absehbare Zeit getrübt. Durch unser eigenes Verhalten wurden die Niederländer veranlaßt, sich weithin ohne innere Verbindung und im Widerstreit mit dem deutschen Geiste zu entwickeln, also das zu tun, was noch Thorbecke als einen Verlust für sie ansah. Wir können in dieser Situation nichts tun als uns unserer Vergangenheit nüchtern stellen, sie dadurch überwinden und einen neuen Anfang zu machen suchen. Auch Diagnosen gleich der, wie ich sie heute zu geben versuchte, möchten an ihrer Stelle dazu ein wenig beitragen.

Je weniger die in die Ideenwelt der hinter uns liegenden nationalistischen Zersplitterung Europas gehörenden Reminiszenzen das deutsch-niederländische Nachbarschaftsverhältnis noch berühren, um so besser wird es um die Pflege der beiderseitigen Beziehungen bestellt sein. Nur auf einer übernationalen Ebene können die beiden Völker, wie die Entwicklung seit 1945 gezeigt hat, sich heute wieder in neuer Weise treffen und verbinden.

Sind freilich so die tragenden Grundlagen des deutsch-niederländischen Verhältnisses im Sinne eines freundnachbarlichen Nebeneinanders unter unbedingter Achtung der gegenseitigen Selbständigkeit und der geschichtlich gewordenen Grenzen geklärt, so wird andererseits auch die Wiederanknüpfung der alten innigen Beziehungen, wie sie von alters insbesondere zwischen Rheinland, Westfalen und den Ijssellanden bestanden haben, auf niederländischer Seite keinerlei Gefühle des Unbehagens zu wecken brauchen. Wirklich zur Geschichte geworden und jeden falschen Gegenwartsanspruchs entkleidet, kann und wird die gemeinsame Vergangenheit und ihre unbefangene Pflege unsere Völker geistig nur noch mehr verbinden und nicht trennen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. In seiner Abhandlung: Der Einfluß Deutschlands auf die niederländische Kultur. Deutsch in der Aufsatzsammlung: Wege der Kulturgeschichte (1930), 343 f.: in niederländischer Fassung in: Verzamelde Werken II (1948), 320 f.

  2. Vorlage niederländisch, vgl. die in den Monaten Mai—Juni 1934 entstandene Schrift: Nederlands geestesmerk. Wieder abgedruckt in: Verzamelde Werken VII (1950), 279— 312; das Zitat ebda. 311 f.

  3. So in meiner kleinen Schrift: Die Niederlande und das Reich (1940), 10.

  4. U. a. in seinem zuerst 1833 im 2. Bd.der Historisch-Politischen Blätter erschienenen Aufsatz über „Die großen Mächte". Uber die Problematik der Rankeschen Europakonzeption vgl. zuletzt P. Geyl, Ranke im Licht der Katastrophe, in der deutschen Ausgabe seiner Aufsätze: Die Diskussion ohne Ende (1958), 1 ff.

  5. Den Kampf um die europäischen Freiheiten als eigentliches Lebensziel Wilhelms III. beleuchtet die schöne Würdigung von P. Geyl in: Studies en Strijdschriften (1958), insbes. 166 f., die Rüdewirkungen auf das Reich, P. Havelaar, Der deutsche Libertätsgedanke und die Politik Wilhelms III. von Oranien (1930).

  6. Im Humanismus erblickt J. Huizenga, Holländische Kultur des 17. Jahrhunderts (1933; in überarbeiteter niederländischer Fassung in: Verzamelde Werken II, 412 ff.) die wichtigste Grundlage der niederländischen Kultur des Gouden Eeuw. Auf die Bedeutung auch der calvinistischen Formprinzipien verweist C. W. Roldanus, Zewentiende-eeuwse geestesbloei (1938) sowie der Beitrag der gleichen Verfasserin in der Algemene Geschiedenis de Nederlanden VII (1954), Kap. 2. — Ober Coen vgl H. T. Colenbrander en W. Ph. Coolhaas, Jan PS terszon Coen. Bescheiden omtrent zijn bedrijf in Indie (7 Bde. 1919— 53) sowie W. Ph. Coolhaas in Historia Mundi VIII (1959), 404 ff. u. in Bijdrage voor vaderlandsche Geschiedenis en Oudhei künde, 8 reeks dien. 4 u. 5 (1944); die Charakte ristik de Geers bei J. en A. Romein, Erflaters van onze beschaving (1956), 284- 305; das Spannungsreiche bei Brederoo betont u. a. E. Trunz, Dichtung und Volkstum in den Niederlanden im 17. Jahrhundert (1937).

  7. H. V. Treitschke, Die Republik der Vereinigten Niederlande, zuerst erschienen 1869 in den Preuß. Jahrbb., wiederabgedruckt in seinen Hist. -Politi-schen Aufsätzen (Meersburger Ausgabe 565 f.).

  8. Die Rede im Wortlaut in: Urkunden und Akten-stücke des Reichsarchivs Wien zur reichsrechtlichen Stellung des Burgundischen Kreises II (1945), nr. 709, S. 322— 346.

  9. So Joost van den Vondel, vgl. die lObändige Ausgabe seiner Werke von J. F. M. Sterck u. a.

  10. Uber die politischen Grundlagen der niederländischen Selbständigkeit vgl. zusammenfassend meinen Beitrag zur Rensing-Festschrift der Zeitschr. Westfalen: Der Friede von Münster und die Selbständigkeit der Niederlande (Bd. 37, 1959, 17— 28).

  11. Das Buch erschien zuerst 1890 anonym und wurde in den nachfolgenden Jahrzehnten vielfach wiederaufgelegt; über seine Wirkung und geistes-geschichtliche Einordnung vgl. Momme Nissen, Der Rembrandtdeutsche (1926).

  12. Belege bei R. Häpke, Der deutsche Kaufmann in.den Niederlanden (Pfingstbll. d. Hans. Gesch. Vereins 1911), 55 ff.

  13. Wiederabgedruckt in: Geist und Epochen der preußischen Geschichte. Gesammelte Abhandlungen hrsg. v. F. Hartung (1943), 289— 346. — Zum Problem vgl. heute vornehmlich: G. Oestreich, Calvinismus, Neustoizismus und Preußentum, in: Jahrb. für die Geschichte Mittel-und Ostdeutschlands (1956), 156— 181.

  14. Niederländische Universitäten und deutsches Geistesleben (Neue Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung, hrsg. v. K. v. Raumer, 6, 1960).

  15. In einem Vortrag über „Die Stellung der Zuidersee-und Ijsselstädte inmitten der niederländischen und nordwestdeutsch-hansischen Welt vornehmlich im Spätmittelalter”, der in Bd. 79 der Hansischen Gesch. bll. zum Abdruck gelangen soll.

  16. Berlin 1928.

  17. Verzamelde Werken II (1948), 152 f.

  18. Humanisme en onderwijs in (1955), 14,

  19. Aus der Vorgeschichte des niederländischen Nationalbewußtseins, in: Im Banne der Geschichte (1933), 213 f.

  20. S. H. Pirenne in seiner kleinen Programmschrift: La nation beige (1899)

  21. Das hat mit Recht wiederholt F. Steinbach betont, vgl. insbes.seinen Aufsatz: Gibt es einen lotharingischen Raum?, in: Rhein. Vj. bll. 9 (1939), 58 ff.

  22. K. Meisen, Niederland und Oberland, in: Rhein. Vj. bll. 15/16 (1950/51), 417- 464 sowie Huizinga, Verzamelde Werken II, 125 f.

  23. Hauptquelle dafür ist das Geuzenliedboek, hrsg v. P. Leendertz (1924/25); dazu H. J. Elias, Het nationaal gevoel en de Nederlandsche historische liederen der XVIe eeuw, in: De Vlaanse Arbeid 21 (1926), 321.

  24. Über den großen Anteil der Habsburger an der Erwerbung Gelderns vgl. I. E. A. L. Struik, Gelre en Habsburg 1492— 1528 (= Werken „Gelre'30, 1960) sowie meinen Beitrag Landschaftliche und überlandschaftliche Kräfte im habsburgisdi-klevi-SChen Ringen um Geldern und im Frieden von Venlo (1537— 1543). In: Geschichte und Landeskunde. Franz Steinbach zum 65. Geburtstag (1960).

  25. W. Tuckermann, Länderkunde der Niederlande und Belgiens (1932).

  26. Zuerst 1933; wiederabgedruckt in: Verzamelde Werken II 284— 303.

  27. Gedenkboek A. Vermeylen (132), 444 ff.

  28. Die Frage ist im Zusammenhang mit den geschichtlichen Hintergründen der Kortrijker Sporen-schlacht vom Jahre 1302, der Flandern in erster Linie die Erhaltung seiner Unabhängigkeit gegenüber Frankreich verdankt, in den letzten Jahrzehnten lebhaft erörtert worden.

  29. Vgl hierzu Th. Frings, Die Stellung der Niederlande im Aufbau des Germanischen (1944).

  30. Treffende Kennzeichnung des bürgerl. Grund-charakters der mittelniederländischen Literatur bei J. van Dam, Die niederländische Dichtung des Mittelalters im Spiegel der Deutschen, in: Rhein. Vi. bll. 7 (1937), 1— 18.

  31. Vgl Geyls Gesamtauffassung der niederländischen Geschichte in prägnanter Zusammenfassung in seinem Aufsatz: »Der niederländische Nationalstaat und die niederländischen Historiker“ in: Diskussion ohne Ende a. a. O., 161— 179.

  32. Klare Herausarbeitung der bürgerlichen Züge der niederländischen Kultur des 17. Jhs. insbes. bei J. Huizinga, Holländische Kultur des 17. Jahrhunderts (1933); in erweiterter niederländischer Fassung in: Verzamelde Werken II, 412— 507.

  33. Im einzelnen vgl. L. Weisgerber, Deutsch als Volksname. Ursprung und Bedeutung (1953).

  34. Studien zur westdeutschen Stammesund Volksgeschichte 1926), 124.

  35. J. Haller, Die Epochen der deutschen Geschichte (1931) 109.

  36. Näheres darüber vgl. bei R. Feenstra. A quelle epoque les Provlnces-Unies sont-elles devenues independantes en droit ä l'egard du Saint-Em pire?, in: Tijdschr. voor rechtsgeschiedenis. : (1952) und ergänzend in: Bijdragen en Mededeet lingen der Hist. Genootschap gevestigd te Utrech 69 (1953).

  37. Es genüge, für diesen Abschnitt auf die Quellen-und Literaturangaben zu verweisen, die ich dem hetreffenden Kapitel in der von mir für den Oldencurg-Verlag vorbereiteten Gesamtdarstellung der eschichte der Niederlande beigeben werde.

  38. . In vrijheidherboren", Titel eines 1953 v. L. J. Rogiers u N.de Rooy hersg. Werkes über die Entwicklung des nordniederiändischen Katholizismus im ersten Jahrhundert seiner Emanzipation.

  39. Nederland en de Duitse Bond, 1815— 1851; 2 dien (1955). Die im Text angeführte Briefstelle und das Zitat vgl. in Bd. I, 77 u. 91.

  40. Der Einfluß Deutschlands auf die niederländische Kultur a. a. O.

  41. A. a. O. 355.

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Anmerkung: Franz Petrie, Dr. phil., Professor, geb. 22. 11. 1903, Direktor des Instituts für geschichtliche Landes-kunde der Rheinlande an der Universität Bonn.