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Kommunismus und nachkoloniale Revolution | APuZ 10/1963 | bpb.de

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APuZ 10/1963 Die marxistisch-leninistische Lehre vom „Staat der nationalen Demokratie" Kommunismus und nachkoloniale Revolution

Kommunismus und nachkoloniale Revolution

Richard Löwenthal

In Lenins letztem, Anfang März 1923 erschienenen Artikel „Lieber weniger aber besser" finden sich die prophetischen Worte: „Der Ausgang des Kampfes hängt in letzter Instanz davon ab, daß Rußland, Indien, China usw. die gigantische Mehrheit der Bevölkerung der Erde stellen. Gerade diese Mehrheit der Bevölkerung wird denn auch in den letzten Jahren mit ungewöhnlicher Schnelligkeit in den Kampf um ihre Befreiung hineingerissen, so daß es in diesem Sinne nicht die Spur eines Zweifels darüber geben kann, wie die endgültige Entscheidung des Weltkampfes ausfallen wird. In diesem Sinne ist der endgültige Sieg des Sozialismus vollständig und unbedingt gesichert."

Diese Hoffnung auf die potentiell entscheidende Rolle der Länder, die wir heute die unterentwickelte Welt nennen, und die Lenin die kolonialen und halbkolonialen Länder nannte, hat sich seither im sowjetischen Denken erhalten. Gerade in den grundsätzlichen Dokumenten der letzten Jahre, einschließlich des Parteiprogramms von 1961 und der Reden von N. S. Chruschtschow, finden wir immer wieder die Auffassung, daß die allgemeine Krise desKapitalismus eingetreten eine „drittePhase"

sei: die erste Phase habe nach dem Ersten Weltkrieg zur Entstehung der Sowjetmacht in Rußland, die zweite nach dem Zweiten Weltkrieg zum Sieg des „Sozialismus" in Osteuropa und in China geführt, die neue dritte Phase aber werde ähnlich entscheidende Fortschritte im Zusammenbruch des imperialistischen Weltsystems ohne einen neuen Weltkrieg bringen. Diese Erwartung aber gründet sich bei Chruschtschow ganz wesentlich auf den „Zusammenbruch des kolonialen Systems" in unserer Zeit, auf das erwartete Einmünden des revolutionären Prozesses der Entkolonisierung in den allgemeinen revolutionären Kampf gegen den Imperialismus.

Diese Erwartungen sind bei den sowjetischen Führern nicht erst aus der Enttäuschung ihrer Hoffnungen auf kommunistische Revolutionen des europäischen Industrieproletariats entstanden; sie gehörten von Anfang an neben diesen Hoffnungen zum Kernbestand der welt-revolutionären Konzeption Lenins, der bereits 1920 auf dem zweiten Weltkongreß der Kommunistischen Internationale seine „Thesen zur nationalen und kolonialen Frage" vorlegte

Er sprach dort von dem Erwachen breiter antiimperialistischer Bewegungen in den kolonialen und den sogenannten halbkolonialen Ländern, die, ohne staatsrechtlich Bestandteile von kolonialen Imperien zu sein, doch auf Grund ihrer politischen und ökonomischen Abhängigkeit von den imperialistischen Großmächten und den kapitalistischen Konzernen keine echte Souveränität genossen. Er nahm als selbstverständlich an, daß die Volksbewegung gegen die Fremdherrschaft und zugleich gegen die eigene traditionelle Oberschicht in all diesen Ländern sich in revolutionären Formen vollziehen würde; und er charakterisierte die Revolutionen, die er dort zunächst erwartete, als nationale und als „bürgerlich-demokratische" Revolutionen in dem Sinne, daß sie sich nicht gegen die (im allgemeinen dort noch gar nicht vorhandenen) kapitalistischen Eigentumsverhältnisse richten würden, sondern gegen vorkapitalistische Verhältnisse und Machtgruppen. Aber er sagte auch voraus, daß diese „bürgerlich-demokratischen" Revolutionen im Zeitalter der proletarischen Revolution und der Sowjetmacht notwendig zu Bestandteilen der proletarischen Weltrevolution werden müßten, da sie in ihrem Kampf gegen den Imperialismus nur an der kommunistischen Bewegung und am Sowjetstaat Verbündete finden würden. Er entwickelte so eine Strategie des Bündnisses zwischen den nationalen, bürgerlich-demokratischen Revolutionen der kolonialen und halbkolonialen Länder und seiner eigenen kommunistischen Weltbewegung — eine Strategie der Errichtung einer kolonialen „zweiten Front" gegen den Welt-imperialismus. Zweitens erwartete Lenin aber, daß die kolonialen Revolutionen gegen Imperialismus und Feudalismus im Laufe des Kampfes würden weiter gehen müssen, als den bürgerlich-kapitalistischen Schichten der betreffenden Länder erwünscht war, vor allem auf Grund der Notwendigkeit tiefgehender Eingriffe in die landwirtschaftlichen Eigentumsverhältnisse, und daß damit günstige Voraussetzungen dafür entstehen würden, um diese Revolutionen über die ursprünglichen „bürgerlichdemokratischen" Zielsetzungen hinaus zur sozialistischen Zielsetzung weiterzutreiben. Er stellte die Frage, ob es denn für so rückständige Länder möglich sei, eine kapitalistische Stufe der Entwicklung ganz zu überspringen oder zu umgehen, und er gab die Antwort, daß dies in der heutigen Weltlage dank der Unterstützung der Sowjetmacht und des revolutionären Proletariats des Westens möglich sein werde Als Beispiel wies er darauf hin, daß sich die alten Kolonialgebiete des Zarismus in Zentralasien unter der bolschewistischen Herrschaft tatsächlich dank der Hilfe des Sowjetstaates auf nichtkapitalistischem Wege entwickelten: er sah eine ähnliche nichtkapitalistische Entwicklung in der politischen Form des Sowjetsystems mit staatlichem Aufbau der Industrie bis zur schließlichen Erreichung dessen, was die Kommunisten Sozialismus nennen, auch für die Revolutionen anderer kolonialer und halbkolonialer Länder voraus.

In dieser Vision Lenins steckte, wie man heute mit dem Abstand von mehr als vier Jahrzehnten sehen kann, ein gutes Stück Wirklichkeitserkenntnis. Die Entwicklung hat Lenins Voraussage bestätigt, daß der Prozeß der Entkolonisierung, einmal vom Ersten Weltkrieg auf die Tagesordnung der Geschichte gesetzt, unaufhaltsam fortschreiten und in vielen Ländern revolutionäre Formen annehmen würde. Lenin hatte auch darin recht, daß der Unabhängigkeitskampf der kolonialen und halb-kolonialen Völker nicht nur nationale Probleme im engeren Sinne aufwerfen würde, sondern auch ganz neuartige Probleme der wirtschaftlichen Entwicklung und der sozialen Umschichtung, die in vielen Fällen nicht mit den klassischen Methoden der kapitalistischen Entwicklung des Westens gelöst werden konnten. Das kombinierte revolutionäre Potential dieser nationalen und sozialen Umwälzungen hat tasächlich in einigen Fällen zum Siege des Kommunismus geführt — darunter in einem Fall von weltgeschichtlicher Bedeutung, in China, und in einem anderen Fall, der gerade gegenwärtig der Anlaß akuter weltpolitischer Krisen ist, in Kuba. Gemessen an der totalen Enttäuschung der Hoffnungen auf das Proletariat der Industrieländer des Westens sind das bedeutsame Erfolge, die den Charakter der kommunistischen Weltbewegung grundlegend verändert haben: Man kann sagen, daß der Kommunismus heute für die Industriewelt wesentlich als militärische Drohung und nur für die Entwicklungsländer als revolutionäres Modell wirksam ist.

Dennoch hat auch für die kolonialen und halb-kolonialen Länder die Erwartung Lenins sich bisher nur als Ausnahme, nicht als Nonn bestätigt. An der Entstehung von Dutzenden neuer souveräner Staaten jeder Größenordnung in Asien und Afrika haben die Kommunisten mit der einen Ausnahme von Nordvietnam nirgends einen führenden Anteil gehabt, und auch die äußere Unterstützung der Sowjetunion und der internationalen kommunistischen Bewegung ist für den Sieg der Entkolonisierung nicht entscheidend gewesen. Viele der neuen Staaten haben ihre Souveränität durch friedliche Überleitung, ohne zugespitzten Konflikt oder revolutionären Kampf mit den alten Kolonialreichen erlangt; in anderen haben militante, aber durchaus nicht kommunistische, nationale Bewegungen den Befreiungskampf geführt. Die Versuche der neuen Staaten zur Lösung ihrer Entwicklungsprobleme zeigen ein weiteres Spektrum der Mischsysteme von Privatwirtschaft und staatlichem Industrieaufbau, von Marktwirtschaft und Planung, aber durchaus keine allgemeine Tendenz zur Nachahmung des kommunistischen Modells. Die Erwartung, daß der Prozeß der Entkolonisierung seiner Natur nach unter kommunistischer Führung gelungen und in kommunistische Revolutionen münden müsse, hat sich also nicht bestätigt.

Im folgenden soll nun die Frage behandelt werden, welches die spezifischen Mängel der kommunistischen Analysen waren, die zu dieser relativen Enttäuschung der Hoffnungen auf die Revolutionen der kolonialen und halb-kolonialen Länder geführt haben, und wie sich diese Irrtümer und Einseitigkeiten der Theorie in den verschiedenen Phasen der sowjetischen Weltpolitik in strategische Dilemmen umgegesetzt haben — bis in die Gegenwart hinein.

Um die Führung im nationalen Befreiungskampf

Schon auf jenem zweiten Weltkongreß der Komintern, auf dem Lenin die Konzeption der kolonialen Revolution zuerst entwickelte, kam es zu einer charakteristischen Meinungsverschiedenheit über eines ihrer Grundprobleme — die Einschätzung der nationalistischen Bewegungen, die sich in diesen Ländern entwickelten, und das Verhältnis zu ihnen Die Führer dieser Bewegungen waren nirgends Kommunisten und wurden und werden in sowjetischer Terminologie als Vertreter der „nationalen Bourgeoisie" bezeichnet. Lenin, der klar erkannte, daß in den meisten dieser Länder kommunistische Parteien noch nicht einmal im Ansatz vorhanden waren, ließ sich von dem „bürgerlichen" Charakter dieser Bewegungen und ihrer Führer jedoch in keiner Weise abschrecken, sondern machte den Kommunisten ihre Unterstützung in der ersten Phase der Revolution ausdrücklich zur Pflicht: erst im Zuge des gemeinsamen Kampfes gegen Imperialismus und Feudalismus unter zunächst bürgerlicher Führung würden die Kommunisten genügend erstarken können, um in einer späteren zweiten Phase selbst die Führung zu übernehmen. Die Voraussetzung dafür sei freilich, daß die Kommunisten von Anfang an ihre eigene Organisation entwik-kelten und ihre ideologische Unabhängigkeit behaupteten.

Doch diese Auffassung blieb nicht unwidersprochen. Einer der wichtigsten asiatischen Kongreßteilnehmer, der indische Kommunist Manabendra Nath Roy, legte Gegenthesen vor, in denen er die Auffassung vertrat, die Bourgeoisie der kolonialen Länder sei auf Grund ihrer Ablehnung einer grundlegenden Agrarreform nicht in der Lage, die Volks-massen zum revolutionären Kampf zu mobilisieren; daher könne auch die erste national-revolutionäre oder „bürgerlich-demokratische" Phase der Revolution nicht von den Parteien der „nationalen Bourgeoisie" geführt werden. Es heißt in diesen Thesen:

„In der ersten Zeit wird die Revolution in den Kolonien keine kommunistische Revolution sein; wenn jedoch von Anfang an die kommunistische Vorhut an ihre Spitze tritt, werden die revolutionären Massen auf den richtigen Weg gebracht werden, auf dem sie durch allmähliche Sammlung von revolutionärer Erfahrung das gesteckte Ziel erreichen werden. . . . Auf der ersten Stufe ihrer Entwicklung muß die Revolution in den Kolonien nach dem Programm rein kleinbürgerlicher, reformistischer Forderungen, wie: Aufteilung des Landes usw., durchgeführt werden. Daraus aber folgt nicht, daß die Führung in den Kolonien sich in den Händen der bürgerlichen Demokraten befinden darf. Im Gegenteil, die proletarischen Parteien müssen eine intensive Propaganda der kommunistischen Ideen betreiben, und bei der ersten Möglichkeit Arbeiter-und Bauernräte gründen."

Das Bemerkenswerte ist nun, daß nach längeren Debatten in der Kommission die Thesen von Roy zusammen mit den Leninschen Thesen als deren „Ergänzung" angenommen wurden. Viele der Teilnehmer waren sich offenbar des Widerspruchs nicht klar bewußt, der hier in der strategischen Grundfrage bestand, wer die erste Phase der Revolution führen solle; Lenin selbst, der auf dem gleichen Kongreß in vielen anderen Fragen zu kämpfen hatte, mag der Frage keine praktische Bedeutung beigemessen haben, eben weil es ernsthafte kommunistische Parteien in den kolonialen und halbkolonialen Ländern noch kaum gab. Doch die praktische Bedeutung des ungelösten Widerspruchs wurde sichtbar, sobald tatsächlich die Volksmassen eines großen halbkolonialen Landes in revolutionäre Bewegung gerieten — in der chinesischen Revolution der zwanziger Jahre.

Die führende Partei dieser Revolution war die nationalistische Kuomintang, der auch die Kommunisten unter Aufrechterhaltung ihrer Sonderorganisation als Einzelmitglieder beitraten. Nach offizieller sowjetischer Ansicht verkörperte sich in dieser Partei ein Bündnis von vier revoulutionären Klassen, nämlich des Proletariats, der Bauern, des Kleinbürgertums und der nationalen Bourgeoisie, unter bourgeoiser Führung. Stalin berief sich für seine Unterstützung dieser Partei mit politischen und militärischen Ratgebern und für die Anweisung an die Kommunisten zum Eintritt auf Lenins These von der notwendigen Führung der bürgerlichen Elemente in der ersten Phase der Revolution; tatsächlich war seine Politik vor allem auch durch das außenpolitische Interesse der Sowjetunion bestimmt, durch ein starkes, national geeintes China ein poten-tielles Gegengewicht gegen Japan zu schaffen Mit dem Vormarsch der Revolution nach Norden und dem Anwachsen der bäuerlichen Massenbewegung, bei deren Organisierung sich die Kommunisten besonders hervortraten, trat jedoch das von Roy vorausgesehene Problem auf, daß die Massen grundlegende Agrarreformen erwarteten, die für die Führung und große Teile des Offizierskorps der Kuomintang nicht akzeptabel waren. Stalin suchte nun aus außenpoltischen Gründen einen Konflikt mit der politisch-militärischen Führung der Kuomintang unter Tschiang Kai-schek zu vermeiden und daher die Agrarrevolution zu bremsen; Trotzkij und die anderen Linksoppositionellen, die damals in der letzten Phase ihres Machtkampfs mit Stalin standen, forderten unter Berufung auf Roys Thesen den offenen Kampf Kommunisten der um die Führung der Revolution, die Errichtung von Bauernsowjets zur Landaufteilung und die Bereitschaft zum unvermeidlichen Konflikt mit Tschiang Kai-schek. Es entwickelte sich, in Moskau wie unter den chinesischen Kommunisten, eine scholastische Diskussion darüber, ob man schon jetzt oder erst nach Vollendung der „ersten Phase", also vermutlich nach dem Sieg der Kuomintang in ganz China, mit Tschiang Kai-schek brechen sollte. Der Ausgang ist bekannt: Tschiang Kai-schek entschloß sich, den Zeitpunkt des Bruchs selbst zu bestimmen, führte überraschend einen Vernichtungsschlag gegen seine kommunistischen Verbündeten und schickte seine sowjetischen Berater nach Hause.

Die Sache des chinesischen Kommunismus und die Stalinsche Außenpolitik hatten damit gleich schwere Niederlagen erlitten. Doch das Scheitern Stalins beweist nicht, daß Trotzkijs Politik erfolgreicher gewesen wäre: sie hätte wahrscheinlich ähnliche Resultate zu einem noch früheren Zeitpunkt herbeigeführt. Was sich wirklich als falsch erwiesen hatte, war die Charakterisierung der nationalistischen Führer als „bürgerliche Demokraten" und ihre Beurteilung nach dem klassischen Schema der demokratischen Revolution in Europa. Es handelte sich hier vielmehr um eine Gruppierung von Intellektuellen und Militärs, wie sie seither in Varianten an der Spitze nationalistischer Bewegungen in den Entwicklungsländern wieder und wieder aufgetreten ist; und diese Schicht ist auf Grund ihrer ganz anderen sozialen Herkunft und Tradition einerseits weit weniger bürgerlich, d. h. an spezifische Besitzinteressen gebunden, als die kommunistische Doktrin annimmt, andererseits aber auch weit weniger demokratisch. Sie orientiert sich auf die Modernisierung ihres eigenen Landes mit Hilfe einer starken Staatsmacht und scheut dabei auch vor einer starken wirtschaftlichen Rolle des Staates nicht zurück. Aber sie will diese Macht selbst behaupten und sieht keine Notwendigkeit, sich in einer „zweiten Phase" von einer vom Ausland dirigierten Partei ablösen zu lassen.

Die Erkenntnis dieser Irrtümer und eine entsprechende Revision der Strategie war für Stalin freilich verbaut — nicht nur aus Gründen des eigenen dogmatischen Weltbildes, sondern auch weil diese Strategie zum Gegenstand des Fraktionskampfes mit Trotzkij geworden war und daher, den katastrophalen Ergebnissen zum Trotz, als einzig richtig verteidigt werden mußte. Die offizielle Erklärung der chinesischen Niederlage war fortan die gleiche wie die Erklärung der Niederlagen der Kommunisten in der europäischen Arbeiterbewegung: Verrat der Führer. Tschiang Kai-schek, so hieß es jetzt, hatte die Sache der nationalen Revolution verraten und war auf die Seite des Imperialismus und Feudalismus übergegangen; die chinesische Revolution mußte von vorn beginnen

Doch in Wirklichkeit war ein solcher Neubeginn nur möglich im Maße wie Tschiang Kai-schek bei der Durchführung der selbst-gestellten Aufgaben versagte — und dann freilich unter der Führung der Kommunisten. Es war Mao Tse-tung, der mit seiner Partisanenarmee und seinen wandernden Sowjet-gebieten die Grundlage eines solchen Neu-beginns schuf; und er war dabei gezwungen, die von Stalin versäumte Revision der Analyse und Strategie nachzuholen. Er tat das 1939, im Verlaufe des Krieges gegen Japan, mit seiner Formel von der „neudemokratischen Revolution“: Er definierte diese neu-demokratische Revolution dadurch, daß ganz wie bei Roy und in scharfem Gegensatz zu Stalin, die Kommunisten auch in der ersten Phase, in der Revolution gegen Imperialismus und Feudalismus, die Führung übernehmen sollten; nun freilich handelte es sich um eine kommunistische Partei, die tatsächlich in der chinesischen Wirklichkeit als eine bedeutende Macht bereits bestand. Der Kern von Maos Definition lautet:

„Das, was wir als neudemokratische Revolution bezeichnen, ist die antiimperialistische, antifeudale Revolution der breiten Volksmassen unter Führung des Proletariats . . . Eine solche neudemokratische Revolution unterscheidet sich kraß von den demokratischen Revolutionen, wie sie in den Ländern Europas und Amerikas vor sich gegangen sind. Sie schafft nicht die Diktatur der Bourgeoisie, sondern die Diktatur der Einheitsfront der vom Proletariat geführten revolutionären Klassen . . . Eine solche neudemokratische Revolution unterscheidet sich auch von der sozialistischen Revolution, denn sie beschränkt sich auf den Sturz der Herrschaft des Imperialismus und der nationalen Verräter, der Reaktionäre, in China, aber sie vernichtet nicht die kapitalistischen Elemente, die sich noch am Kampf gegen Imperialismus und Feudalismus zu beteiligen vermögen."

Hier handelt es sich also nach der strategischen Aufgabestellung noch um Lenins erste Phase, aber bereits um eine Bewegung unter der Führung der Kommunisten; und die Einheitsfront der vier Klassen, von der Mao ganz ebenso wie Stalin spricht, wird dabei nun politisch nur von der Kommunistischen Partei, die sich als Vertreter aller revolutionären Klassen erklärt, (und von einigen bedeutungslosen Splittergruppen) repräsentiert. Es folgt daraus, daß sich gemäß Mao Tse-tungs Auffassung nach der siegreichen Errichtung der „neuen Demokratie" durch ein solches Klassenbündnis der Übergang zur zweiten Phase, der Übergang von der neudemokratischen zur sozialistischen Revolution, friedlich vollziehen kann, da ja gar kein Regimewechsel mehr nötig ist, kein Übergang der Macht von einer Gruppe zur anderen, sondern nur eine Verschiebung im Inhalt der Politik der bereits herrschenden Kommunistischen Partei.

Diese Neuerung Mao Tse-tungs, die für die Strategie der chinesischen Kommunisten entscheidend wurde, wurde in der internationalen kommunistischen Bewegung zunächst nicht beachtet. Aber als in den Nachkriegsjahren die Kommunisten Chinas sich dem Endsieg näherten, da erhoben sie vernehmlich den Anspruch, die Strategie Mao Tse-tungs solle als Vorbild für die Revolution in allen kolonialen und halbkolonialen Ländern dienen.

Die Formel selbst wurde von Mao im Juni 1949 kurz vor der Machteroberung verändert:

er bezeichnete sein Regime jetzt nicht mehr als „neue Demokratie", sondern als „volksdemokratische Diktatur" unter Übernahme des in Osteuropa geprägten Wortes, definierte den neuen Ausdruck aber genauso wie vorher den alten. Tatsächlich wurde sein Anspruch auf internationale Anerkennung des chinesischen Vorbildes bald darauf akzeptiert. Als Liu Shao-chi im November 1949 auf einer Konferenz der kommunistischen Gewerkschaftler Asiens in Peking die Vorbildrolle der chinesischen Revolution für alle kolonialen und halbkolonialen Länder proklamierte, wurde seine Rede im Organ des Kominform und in der Prawda nachgedruckt und in der Folgezeit wurde das chinesische Rezept vom Kominform auch anderen kommunistischen Parteien ausdrücklich empfohlen Zwischen den Anfängen in den zwanziger Jahren und der Machtergreifung Maos im Jahre 1949 hat die kommunistische Strategie so den ganzen Bogen vom einen zum andren Pol des Dilemmas der Führung der nationalen Revolution beschrieben: von der Auffassung, daß die erste Phase der Revolution notwendig von bürgerlich-nationalistischen Kräften geführt wird, denen die Kommunisten ihre Unterstützung geben müssen, zu der Auffassung, daß auch in der ersten Phase der Sieg nur unter kommunistischer Führung möglich ist. Mit dieser These geriet die kommunistische Stiategie jedoch in ein neues Dilemma in ihrem Verhältnis zu denjenigen exkolonialen Ländern, die tatsächlich ihre nationale Unabhängigkeit unter nichtkommunistischer Führung und großenteils auf friedlichem Wege erlangten.

Um das Verhältnis zu den exkolonialen Nationen

Nach der Leninschen Lehre von der kolonialen Revolution war nicht zu erwarten, daß irgendeine imperialistische Macht ihre Kolonien ohne revolutionären Kampf, auf dem Wege der Verhandlungen freigeben würde; nach Maos neuer Fassung der Strategie der kolonialen Revolution war ebenso wenig zu erwarten, daß Kolonialvölker ihre Freiheit unter nichtkommunistischer Führung erlangen würden. Doch die Ära der Entkolonisierung begann tatsächlich im Jahre 1947 mit dem Entschluß der britischen Arbeiterregierung zur Freigabe des indischen Subkontinents und mit der Entstehung der souveränen Staaten Indien, Pakistan, Burma und Ceylon unter nichtkommunistischen Regierungen. Auf dieses historische Ereignis reagierten Stalin und die internationale kommunistische Bewegung zunächst, indem sie es leugneten: was so sehr der herrschenden Theorie widersprach, das konnte nicht geschehen sein. Die sowjetische und internationale kommunistische Presse erklärte einstimmig, diese Länder seien gar nicht wirklich unabhängig geworden: die neuen Regierungen unter Führern wie Nehru, U Nu usw.seien bloße Marionetten des britischen Imperialismus und ihre Souveränität bloßer Schein. Daraus folgte, daß der Kampf um die nationale Unabhängigkeit in diesen Ländern weitergeführt werden mußte, und zwar gemäß der Maoschen Theorie in einer nationalen Einheitsfront unter Führung der Kommunisten; und das gleiche galt auch für alle anderen Kolonialländer, die bald danach ihre Unabhängigkeit erlangten. So finden wir in den folgenden Jahren, daß die Kommunisten in Asien mit den gleichen Losungen des nationalen Befreiungskampfes den rücksichtslosen und wenn möglich bewaffneten Kampf gegen die neuen nationalen Regierungen in Indien und Burma, auf den Philippinen und in Indonesien aufnahmen, wie gegen die noch weiterbestehenden Kolonialregime in Indochina und Malaya

Natürlich war die Wirkung dieser Politik in den beiden Situationen ganz verschieden. In Vietnam wurden die Kommunisten wirklich zur führenden Kraft des antikolonialen Kampfes; in Malaya hatten sie mindestens beträchtliche Anfangserfolge unter dem chinesischen Bevölkerungsteil; doch in den neuen exkolonialen Staaten gerieten sie schnell in hoffnungslose Isolierung, überdies zeigte sich bald, daß eine so unrealistische Politik nicht nur für die asiatischen Kommunisten selbst gefährlich war, sondern auch für die Außenpolitik der Sowjetunion und besonders Chinas. Nehrus Indien hatte die chinesische Volksrepublik sofort nach ihrer Proklamierung anerkannt, und seine Diplomatie erwies sich während des Koreakrieges als der wichtigste unter den wenigen Kontakten zur nichtkommunistischen Welt, die Peking damals zur Verfügung standen; die hartnäckigen Bemühungen Indiens um eine Vermittlung zwischen China und den Vereinten Nationen entsprachen kaum der kommunistischen Vorstellung von der Rolle von Marionetten der Imperialisten. Der Über-gang zu einer realistischen Einschätzung der neuen exkolonialen Staaten Asiens wurde wirklich dringend, als sich nach Stalins Tod Moskau und Peking im Rahmen einer allgemeinen Politik der Entspannung und Konsolidierung um die Beendigung der Kämpfe in Korea und in Indochina bemühten: Es kam jetzt darauf an, zu verhindern, daß sich um den kommunistischen Mächteblock in Asien ein ebenso geschlossener Ring feindlicher Bündnisse und Militärbasen bildete, wie Stalins Politik um seine europäischen Grenzen geschaffen hatte. Das aber erforderte, daß die kommunistische Diplomatie sich darum bemühte, die neuen Staaten neutral zu halten und sie nicht von vornherein als Verbündete oder Marionetten der Imperialisten abstempelte, auch wenn sie das gar nicht sein wollten.

Bald nach Stalins Tod und mit wachsender Deutlichkeit seit der Genfer Asienkonferenz von 1954 begannen die kommunistischen Regierungen und Parteien daher, ihre Einschätzung der neuen exkolonialen Länder Asiens radikal zu verändern: Sie erkannten ihre Unabhängigkeit von den Imperialisten nunmehr theoretisch an und behandelten sie praktisch als ein verteidigungswertes Gut. Die kommunistische Diplomatie setzte sich das Ziel, die neuen Staaten unter ihren bestehenden nichtkommunistischen Regierungen mindestens neutral zu halten, wenn möglich aber zu einer Einheitsfront gegen das „imperialistische Lager" zu gewinnen. Sie arbeitete zu diesem Zweck mit den fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, die Tschu En-lai 1954 in Delhi mit Nehru unterzeichnete, mit Freundschaftsbesuchen chinesischer und sowjetischer Führer in den neuen Ländern, mit Angeboten von Wirtschaftshilfe ohne politische oder ideologische Bedingungen und wenn irgend möglich mit der Unterstüzung dieser Länder in etwaigen Konflikten mit den Imperialisten.

Sie gipfelte propagandistisch in Tschu En-lais eindrucksvollem Auftreten auf der Konferenz der asiatischen Regierungen in Bandung, theoretisch in Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU verkündeter Formel von der „Zone des Friedens", die das „sozialistische Lager" zusammen mit den neutralen exkolonialen Ländern umfassen sollte, und praktisch in den Waffenlieferungen an Nasser und seiner demonstrativen Unterstützung im Suez-Konflikt. Diese Wendung der sowjetischen und chinesischen Diplomatie brachte jedoch die Kommunisten der exkolonialen Länder in eine außerordentlich schwierige Situation. Sie fühlten sich nicht nun praktisch im Stich gelassen, wenn etwa die Sowjetregierung und die KPdSU mitten im indischen Wahlkampf zeigten, daß ihr gute Beziehungen zu Nehrus Regierung viel wichtiger waren als die Förderung der indischen Kommunisten sie fanden sich auch theoretisch und strategisch plötzlich in einem geistigen Vakuum. Maos These, nach der die nationale Befreiung der Kolonialvölker nur unter kommunistischer Führung möglich war, war offenbar stillschweigend aufgegeben worden — denn es wurde ja nun anerkannt, daß eine Reihe von Ländern unter „bürgerlich-nationalistischer" Führung eine ganz reale Unabhängigkeit errungen hatten. Aber wenn das so war, dann schien die „erste Phase" der kolonialen Revolution in diesen Ländern im wesentlichen beendet zu sein — und doch waren die politischen und sozialen Voraussetzungen für die „zweite Phase", die sozialistische Revolution unter Führung der Kommunisten, offenbar in keiner Weise herangereift: weder befanden sich diese Länder allgemein in fortschreitenden revolutionären Krisen, noch waren die Kommunisten stark genug, den Kampf um die Macht mit Aussicht auf Erfolg aufzunehmen.

Die Sowjets freilich schienen zu erwarten, daß ihre Diplomatie auf die Dauer auch den Kommunisten dieser Länder neue Chancen eröffnen würde, gewissermaßen als Nebenprodukt der außen-und wirtschaftspolitischen Beeinflussung der nationalistischen Regierungen durch den Sowjetblock. Je geschickter die Sowjets die neuen Staaten in ihrem Streben nach wirtschaftlicher Entwicklung stützten, desto mehr würden sie in Konflikte mit den großen kapitalistischen Konzernen geraten, die traditionell auf ihrem Territorium operierten, und damit auch in Konflikte mit den imperialistischen Großmächten; und das gleiche würde auch bei den traditionell von solchen Konzernen abhängigen halbkolonialen Ländern der Fall sein, sobald sich ihnen die Alternative sowjetischer politischer und wirtschaftlicher Unterstützung bot. Je heftiger aber die Konflikte zwischen den exkolonialen und halbkolonialen Ländern und den Imperialisten, desto stärker unvermeidlich ihre zunehmende Anlehnung an den Sowjetblock:

Die Entwicklung Ägyptens, die unter Nasser zwischen 1955 und 1957 von den Waffenlieferungen über die Suez-Krise zu einer rasch wachsenden Abhängigkeit des ägyptischen Außenhandels vom Sowjetblock führte, schien den Weg der anderen Entwicklungsländer vorzuzeichnen. Unter solchen Umständen mußte es nach sowjetischer Auffassung genügen, wenn die Kommunisten der betreffenden Länder diese Politik loyal unterstützten, damit sie von dem wachsenden Einfluß der Sowjets auch in Form einer direkten Beteiligung an der Staatsmacht und der stetigen Zunahme des eigenen Einflusses in der Regierung profitierten. '

Es versteht sich, daß bei den Kommunisten der exkolonialen und halbkolonialen Länder die Rolle, die ihnen diese sowjetische Politik zuwies — eine Rolle, bei der sie nicht mehr um die Macht kämpfen, sondern sich gewissermaßen im Gefolge der sowjetischen Diplomatie in die Vorzimmer der bürgerlich-nationalistischen Macht hineinkomplimentieren sollten —, wenig beliebt war Doch sie hatten zunächst keine praktische Alternative, zumal bis mindestens 1958 auch von chinesischer Seite keine Kritik an dieser Politik geübt und kein anderer Weg vorgeschlagen wurde. Von 1958/59 an begann jedoch die tatsächliche Entwicklung in den exkolonialen und halbkolonialen Ländern den Sowjets einerseits neue revolutionäre Möglichkeiten zu zeigen, andererseits unerwartete Enttäuschungen zu bereiten, die sie zu einem neuen Durchdenken ihrer Politik veranlaßten.

Auf der einen Seite trat der Prozeß der Entkolonisierung nunmehr auch in Afrika in seine entscheidende Phase ein und beschleunigte sich entsprechend. Dabei kam es teilweise zu langen blutigen Kämpfen, wie in Algerien, oder doch zu bitteren, wenn auch unblutigen Loslösungskonflikten, wie in Guinea, überdies begannen sich nun auch die sozialen Spannungen in einer Reihe von exkolonialen und besonders halbkolonialen Ländern in revolutionärer Form zu manifestieren, wie die kommunistische Theorie das erwartete — freilich unter nichtkommunistischer Führung. Wenn Nassers Nationalisierung der Suez-Company und ihre politischen Folgen eine erste Bestätigung der Theorie gewesen waren, so war Kassems Revolution im Irak im Sommer 1958 eine zweite und Castros Sieg in Kuba an der Wende von 1958 zu 1959 eine dritteln allen Fällen zeigte sich die Bedeutung sozialrevolutionärer Spannungen und nationaler Konflikte mit dem westlichen Großkapital auch in staatsrechtlich souveränen Ländern.

Auf der anderen Seite aber bestätigte es sich nicht, daß selbst nationalistische Führer, die bewußt revolutionäre Maßnahmen gegen das westliche Großkapital durchführten, deswegen notwendig in wachsende Abhängigkeit von den Sowjets geraten und den Kommunisten entsprechenden Einfluß einräumen müßten. Nasser begann sich nicht nur 1958 mit amerikanischer Hilfe von allzu großer 'einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Sowjet-block zu befreien, sondern akzeptierte den Wunsch der nichtkommunistischen Linken Syriens, ihr Land vor einer kommunistischen Machtübernahme durch die überraschende Verschmelzung mit Ägypten zur Vereinigten Arabischen Republik zu schützen, und schritt danach ohne Rücksicht auf sowjetische Proteste zur rücksichtslosen Unterdrückung der syrischen Kommunisten. Im Irak stützte sich Kassem umgekehrt zunächst auf die Kommunisten gegen die panarabischen Anhänger Nassers; aber als die Kommunisten den Lohn für ihre Unterstützung gegen das alte Regime wie gegen Nasser in der Form einer Regierungsbeteiligung forderten, ging er im Sommer 1959 scharf gegen sie vor und unterwarf ihre politische Tätigkeit dauernden Beschränkungen. Auf der einen Seite erwiesen sich so die Sozialrevolutionären Möglichkeiten der exkolonialen und halbkolonialen Länder als aktueller, als die rein diplomatisch orientierte sowjetische Strategie der Jahre 1954 bis 1958 erwartet hatte. Auf der anderen Seite führten sie nicht automatisch zu einer Verstärkung des sowjetischen und kommunistischen Einflusses. Diese Entwicklung stellte mithin die kommunistische Strategie vor ein drittes Dilemma — das Dilemma der nachkolonialen Revolution.

Um den Charakter der nach kolonialen Revolution

Dies neue Dilemma ergibt sich aus dem Versuch einer Reihe von nationalistischen Führern und Bewegungen der exkolonialen und halb-kolonialen Länder, nach der Erringung der nationalen Unabhängigkeit ihre Entwicklungsprobleme mit eigenen revolutionären Methoden zu lösen, die sich sowohl von dem klassischen Weg des liberalen Kapitalismus wie von dem kommunistischen Weg scharf unterscheiden. An Hand dieser Erfahrung beginnt in der kommunistischen Welt seit 1959 eine erneute Diskussion über Charakter und Rolle der „nationalen Bourgeoisie" einerseits, über die Aufgaben der Kommunisten andererseits in der Phase der nachkolonialen Revolution Ausgangspunkt der Diskussion ist der Gedan-ke, daß mit der Erringung der politischen Unabhängigkeit die erste Phase der nationalen und bürgerlich-demokratischen Revolution im Sinne Lenins noch nicht beendet ist: Die Unabhängigkeit der exkolonialen Staaten ist zwar real und kein bloßer Schein, doch sie bleibt unvollständig und gefährdet, solange die wirtschaftliche Abhängigkeit vom imperialistischen Weltmarkt und seinen Monopolen nicht beseitigt und solange die Machtpositionen dieser Monopole und der mit ihnen verbundenen vorkapitalistischen reaktionären Gruppen im Inneren der neuen Länder nicht gebrochen sind. Da die Aufgabe noch immer die Vollendung der ersten Phase der Revolution ist, so folgt daraus, daß ein Vier-Klassen-Bündnis mit Einschluß der „nationalen Bourgeoisie" auch weiterhin notwendig bleibt. Doch es wird nun erklärt, daß mit der Erringung der Unabhängigkeit und mit dem Fortschritt der nationalen und demokratischen Revolution die inneren Widersprüche in der Haltung dieser Klasse stärker und ihre Schwankungen fühlbarer würden und daß daher die erfolgreiche Vollendung der ersten Phase in wachsendem Maße von der Fähigkeit der Kommunisten abhänge, den Weg einer konsequent revolutionären Politik zu weisen und, gestützt auf die Arbeiter und Bauern, die nationale Bourgeoisie auf diesem Wege mitzureißen. Mit anderen Worten: die Kommunisten sollten zwar auch weiterhin auf die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie für ein nationales und demokratisches Programm nicht verzichten, aber sie sollten aktiver als bisher den Kampf um die Führung in dieser Front beginnen — nicht im Sinne eines Kampfes um den Sturz der nationalistischen Regierungen, wohl aber im Sinne eines zielbewußten Versuchs, diesen Regierungen ihre eigene Politik aufzuzwingen.

Es handelt sich bei der Wendung, die sich hier seit 1959 andeutet, nicht um einen Verzicht der Sowjets auf die bisherigen Methoden der Beeinflussung der exkolonialen und halbkolonialen Länder durch diplomatische und wirtschaftliche Unterstützung, wohl aber um die neue Überzeugung, daß diese Unterstützung von außen zur Lenkung des revolutionären Entwicklungsprozesses dieser Länder nicht genügt und durch eine aktivere Rolle der Kommunisten im Inneren ergänzt werden muß. Nicht zufällig beginnt mit dem Herbst 1959 mit der Gründung der Zeitschrift The African Communist — die offiziell von der illegalen Kommunistischen Partei Südafrika in London herausgegeben, faktisch aber als internationales Führungsorgan für das ganze schwarze Afrika aufgezogen ist — eine systematische Kampagne zur Organisation kommunistischer Parteien im tropischen Afrika, die bis dahin nicht bestanden. Um die gleiche Zeit erfolgt eine systematische Aktivierung der Rolle der kommunistisch kontrollierten Gewerkschaften in den unterentwickelten Ländern. Im Juni 1960 nimmt die Pekinger Tagung des Generalrats des Weltgewerkschaftsbundes eine Resolution an, in der es heißt, die Aufgabe der Arbeiterorganisationen in kolonialen und exkolonialen Ländern sei, die führende Rolle in der Bildung und Konsolidierung einer nationalen Einheitsfront zu übernehmen, die auf das Bündnis der Arbeiter und Bauern gegründet sei und alle anderen antikolonialen Kräfte um sich sammeln müsse Hier taucht die Formel vom Kampf um die führende Rolle in einer nationalen Einheitsfront zum erstenmal wieder in einer offiziellen kommunistischen Direktive auf.

Ihre klassische Formulierung findet diese neue Strategie dann in der Moskauer Erklärung der 81 kommunistischen Parteien vom Dezember 1960 in den Formeln von der „national-demokratischen Front" und vom Kampf für einen „unabhängigen Staat der nationalen Demokratie". Es heißt dort über den Charakter der angestrebten Front:

„Die vordringlichen Aufgaben der nationalen Wiedergeburt können in den Ländern, die das Kolonialjoch abgeworfen haben, nur dann er-erfolgreich gelöst werden, wenn ein entschlossener Kampf gegen den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus geführt wird und sich alle patriotischen Kräfte der Nation zur nationalen, demokratischen Einheitsfront zusammenschließen. Festigung der politischen Selbständigkeit, Agrarreformen im Interesse der Bauernschaft, Abschaffung der Überreste des Feudalismus, Beseitigung der ökonomischen Wurzeln der Herrschaft des Imperialismus, Beschränkung und Verdrängung der ausländischen Monopole aus der Wirtschaft, Aufbau und Entwicklung der nationalen Industrie, Hebung des Lebensstandards der Bevölkerung, Demokratisierung des öffentlichen Lebens, unabhängige friedliebende Außenpolitik, Entwicklung der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit mit den sozialistischen Ländern und anderen befreundeten Ländern — das sind die gesamtnationalen demokratischen Aufgaben, zu deren Lösung sich die fortschrittlichen Kräfte der Nation in den Ländern, die sich befreit haben, zusammenschließen können und tatsächlich zusammenschließen."

Und entsprechend lautet die Definition des angestrebten Regimes für diese Länder: „Unter den jetzigen historischen Verhältnissen entstehen in vielen Ländern günstige internationale und innere Voraussetzungen für die Bildung eines unabhängigen Staates der nationalen Demokratie, d. h. eines Staates, der konsequent seine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit verteidigt, der gegen den Imperialismus und seine Militär-blocks, gegen die Militärstützpunkte auf seinem Territorium kämpft; eines Staates, der gegen die neuen Formen des Kolonialismus und das Eindringen des imperialistischen Kapitals kämpft; eines Staates, der die diktatorischen und despotischen Methoden der Verwaltung ablehnt; eines Staates, in dem das Volk die breitesten demokratischen Rechte und Freiheiten (Freiheit des Wortes, der Presse, der Versammlungen, der Demonstrationen, der Bildung politischer Parteien und gesellschaftlicher Organisationen) genießt, in dem es die Möglichkeit besitzt, sich für eine Agrarreform und für die Verwirklichung anderer Forderungen nach demokratischen und sozialen Umgestaltungen, nach Mitbestimmung der Staatspolitik einzusetzen. Mit ihrer Entstehung und Festigung ergibt sich für die nationaldemokratischen Staaten die Möglichkeit, auf dem Wege des sozialen Fortschritts rasch voranzukommen und im Völkerkampf für den Frieden, gegen die Aggressionspolitik des imperialistischen Lagers und für die restlose Beseitigung des Kolonialjochs eine aktive Rolle zu spielen."

Es handelt sich in beiden Formulierungen (und übrigens auch in den entsprechenden Formulierungen des Programms der KPdSU von 1961) im wesentlichen um die gleichen Forderungen — Forderungen der Vollendung der ersten Phase der antikolonialen Revolution. Das Neue gegenüber den klassischen Formulierungen der Leninschen Strategie einerseits, gegenüber der diplomatischen Phase von 1954 bis 1958 andererseits ist einmal die scharfe Herausarbeitung der Tatsache, daß die Erringung der politischen Unabhängigkeit noch nicht die Vollendung der ersten Phase bedeutet, sondern im Gegenteil erst die günstigsten Voraussetzungen für die Schaffung einer breiten Einheitsfront im Kampf um die Vollendung dieser Phase schafft. Zum anderen aber wird hier klargemacht, daß diese Front zwar nicht, wie Mao Tse-tung lehrte, nur unter der Führung der Kommunisten zustande kommen kann, daß aber der gemeinsame Kampf dieser Front der Weg ist, auf dem die Kommunisten schon in der ersten Phase der Revolution die Führung erringen müssen, um damit den günstigen Ausgangspunkt für die zweite Phase zu gewinnen.

Kein geringerer als Chruschtschow selbst hat diese Konsequenz nachdrücklich hervorgehoben. In dem offiziellen Bericht, den er am 6. Januar 1961 über die Konferenz der 81 Parteien erstattete, heißt es:

„Die richtige Anwendung der marxistischleninistischen Theorie in den Ländern, die sich befreit haben, besteht gerade darin, . . . Formen zu finden für den Zusammenschluß aller gesunden Kräfte der Nation, zur Sicherung der führenden Rolle der Arbeiterklasse in der nationalen Front, im Kampf für die entschlos1 - ' -1 sene Ausrottung der Wurzeln des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus, für die Freilegung des Weges, der lezten Endes zum Sozialismus führt."

Deutlicher kann der Charakter des Kampfes um die „nationale Demokratie" als eines Über-gangs zur Gewinnung der Ausgangspunkte für den Kampf um die volle kommunistische Herrschaft wohl kaum herausgearbeitet werden.

Von der ökonomischen Seite her besteht diese Übergangsfunktion der Strategie der „nationalen Demokratie" darin, daß mit ihrer Hilfe die exkolonialen oder halbkolonialen Länder auf den „nichtkapitalistischen Weg“ der Entwicklung gelenkt werden sollen, wie Boris Ponomarew, der als Sekretär des ZK der KPdSU für die Beziehungen mit den kommunistischen Parteien in den nichtkommunistischen Ländern verantwortlich ist, in einem Artikel im Sommer 1961 ausführte Eine radikale Agrarreform und der Aufbau eines starken staatlichen Sektors im Wirtschaftsleben im Konflikt mit den ausländischen Monopolen sind einerseits Bedingungen der Vollendung der ersten, antifeudalen und antiimperialistischen Phase der Revolution; andererseits schaffen sie die Grundlagen für einen Weg der Industrialisierung, der eine volle Entwicklung auch des heimischen Kapitalismus vermeidet, und führen damit direkt in die zweite, sozialistische Phase der Revolution hinüber. Im Parteiprogramm der KPdSU von 1961 wird die Wahl zwischen dem kapitalistischen und dem „nichtkapitalistischen* Weg für die Entwicklungsländer bereits ausdrücklich mit der Wahl zwischen Kapitalismus und Sozialismus gleichgesetzt.

In seinem Bericht über das Programm auf dem XXII. Parteitag hob Chruschtschow hervor, daß die Vollendung der antiimperialistischen Revolution auf diesem Wege den Übergang zum „Sozialismus" für alle unterentwickelten Länder ermögliche: „In der gegenwärtigen Epoche kann praktisch jedes Land — unabhängig von seiner Entwicklung — den zum Sozialismus führenden Weg beschreiten." Als Beispiel für diese Möglichkeit werden neuerdings immer häufiger die Entwicklung der zentralasiatischen Sowjetrepubliken von Cho-resm und Buchara von 1920 zu „Sozialistischen Sowjetrepubliken" im Rahmen der Sowjetunion sowie der „sozialistische Aufbau" in der Mongolischen Volksrepublik angeführt

Die Überzeugung, daß die sozialistische Entwicklung solcher Länder nur in engster Anlehnung an das sowjetische Imperium möglich sei, wird an diesen Beispielen ganz deutlich.

Um die Möglichkeit des , dri tten Weges "

Die neue sowjetische Strategie der nachkolonialen Revolution und die damit verbundene Reaktivierung der Kommunisten in den ex-kolonialen Länder beruht also auf der theoretischen Grundannahme, daß für diese Länder das Einschlagen des „sozialistischen Weges" unter kommunistischer Führung die einzige Alternative zum Verharren in Abhängigkeit vom „imperialistischen Weltsystem" und von kapitalistischen Monopolen sei: Ein dritter selbständiger Entwicklungsweg zwischen „imperialistischem Block" und Sowjetblock, zwischen dem kapitalistischen und dem kommunistischen Entwicklungsmodell ist nach dieser Auffassung nicht möglich.

Dies ist der Grund, warum parallel mit der neuen Strategie sich die kommunistische Polemik gegen alle jene geistigen Strömungen verschärft hat, die für die unterentwickelten Länder ein eigenes Programm des nationalen (arabischen, afrikanischen, indonesischen etc.) Sozialismus zu entwerfen suchen. So gern die Kommunisten bereit sind, sich mit „bürgerlich-nationalistischen" Kräften für ein „national-demokratisches" Programm der Agrarreform, der Enteignung des ausländischen Kapitals und des Aufbaus einer staatlichen Industrie zu verbünden, so erbittert protestieren sie, wenn die nationalistischen Führer ein derartiges Programm als „sozialistisch" und sich selbst als Sozialisten bezeichnen Sozialismus ist nach kommunistischer Auffassung nur jenes sowjetische System der totalen Verstaatlichung und Agrarkollektivierung, das außer ihnen niemand will und das daher nur unter ihrer Diktatur möglich ist.

Doch die nationalistischen Führer der exkolonialen Länder verweigern die Unterwerfung unter die kommunistische Terminologie, eben weil sie dies kommunistische Endziel nicht teilen. Indem sie ihr eigenes Programm der ökonomischen und sozialen Reformen, ihre eigenen eklektischen Mischsysteme von staatlicher Planung und individueller Initiative als sozialistisch bezeichnen, drücken sie damit aus, laß sie weder diese Reformen noch ihre eigene Herrschaft als bloße Übergangsphasen zum Siege dei Kommunisten und des sowjetischen Systems betrachten, sondern eine erfolgreiche Modernisierung ihrer Länder auf einem Wege für möglich halten, der sowohl vom klassischen liberalen Kapitalismus des Westens wie vom kommunistischen Modell des Sowjetblocks wesentlich verschieden ist.

Wenn ein nationalistischer Führer in diesen Ländern sich „sozialistisch" nennt, so ist das also nicht ein Anzeichen dafür, daß er den Kommunisten nahesteht, sondern im Gegenteil dafür, daß er sich als Vertreter einer selbständigen Alternative zum kommunistischen Entwicklungsmodell betrachtet.

Dieser Wille der exkolonialen Nationalisten, einen eigenen dritten Entwicklungsweg zu gehen, ist vor allem auch dadurch gestärkt worden, daß die „imperialistischen" Mächte sich gegenüber den nationalistischen Bestrebungen der Entwicklungsländer nicht generell so verhalten, wie es die kommunistische Theorie voraussagt. Es hat sich bestätigt, daß ex-koloniale und halbkoloniale Länder oft in heftige Konflikte mit den Interessen großer Konzerne kommen, aber es hat sich nicht bestätigt, daß die Westmächte in solchen Fällen generell als bloße Sachwalter dieser Konzerninteressen reagieren. In der Praxis steht dem Druck dieser Interessen auf ihre heimischen Regierungen das höhere politische Interesse dieser Regierungen daran gegenüber, die Entwicklungsländer nicht in die Arme des Sowjetblocks zu treiben; und während sich in einzelnen Fällen das Gewicht der Konzerne in ihren Heimatländern politisch durchsetzt, erweist sich in der Mehrzahl der Fälle (und natürlich fast immer in den weniger direkt betroffenen westlichen Ländern) das politische Bemühen um die Erhaltung der Freundschaft der neutralen Nationalisten als stärker. Diese Konstellation, die sich vor allem auch in der amerikanischen Taktik in den Vereinten Nationen äußert, ist nun die Grundlage dafür, daß selbst nationalistische Regierungen, die in akute Konflikte mit einzelnen westlichen Mächten verwickelt waren, nicht allgemein auf westliche Wirtschaftshilfe haben verzichten müssen, daher aber auch nicht auf die Dauer in einseitige Abhängigkeit vom Sowjet-block geraten sind.

Dies ist der von der kommunistischen Theorie nicht vorausgesehene Faktor, der es auch ausgesprochen militanten und revolutionären Nationalisten ermöglicht hat, gleichzeitig Konflikte mit westlichen Konzernen und selbst mit einzelnen westlichen Mächten durchzukämpfen und doch die Bildung einer „national-demokratischen Front" mit ihren einheimischen Kommunisten abzulehnen oder sogar gegen diese Kommunisten vorzugehen. Die antikommunistischen Maßnahmen Nassers, die Ablehnung einer kommunistischen Regierungsbeteiligung durch Kassem, die Verbote der kommunistischen Parteien in Algerien und anderen nordafrikanischen Staaten, die scharfe Reaktion Sekou Toures auf die Versuche kommunistischer Kaderbildung in Guinea, die zunehmende Isolierung der prokommunistischen Gruppe um Gizenga im Kongo sind alles Beispiele dafür, daß die „bürgerlichen Nationalisten" sich nicht so verhalten, wie die kommunistische Strategie es erwartet hatte, weil sie sich nicht so zu verhalten brauchen. Von den fünf Staaten, die Ponomarew Mitte 1961 als Beispiel einer Entwicklung in national-demokratischer Richtung anführte — Kuba, Guinea, Ghana, Mali und Indonesien—, hat zwar Kuba die national-demokratische Stufe schnell durchschritten und ist zu einer „sozialistischen Republik" im kommunistischen Sinne des Wortes geworden; in Guinea, Ghana und Mali dagegen wird kein organisierter kommunistischer Einfluß geduldet. Nur in Indonesien stützt sich Sukarno noch heute auf eine Front, die man auf Grund des bedeutenden kommunistischen Einflusses auf ihre Politik als „national-demokratisch" bezeichnen kann und auch hier läßt die antikommunistische Haltung der Armee den Ausgang ungewiß erscheinen.

Diese Erfahrungen stellen die kommunistische Strategie nun in zunehmendem Maße vor das neue Dilemma, wie sie sich zu revolutionären nationalistischen Regimen einstellen soll, die. hartnäckig in Außenpolitik und innerer Entwicklung an einem dritten Weg festzuhalten —-die gleichzeitig Konflikte mit westlichen Kapitalgruppen haben und die eigenen Kommunisten unterdrücken, und die es verstehen, in einer unabhängigen, blockfreien Außenpolitik nur den eigenen Interessen zu folgen. Nach der kommunistischen Theorie müßte eine solche Politik unmöglich sein: die nationalistische Regierung eines exkolonialen Landes muß entweder im Bündnis mit den Kommunisten eine national-demokratische Politik betrieben oder durch Unterdrückung der Kommunisten zu einer reaktionären Despotie entarten und damit auf die Dauer in Abhängigkeit vom Imperialismus zurückfallen. Das ist dann auch die Auffassung, die in der sowjetischen und internationalen kommunistischen Propaganda vertreten wird, und kein Geringerer als Chruschtschow hat sie sich in seiner Warnung an solche nationalistischen Führer vom Frühjahr 1962 zu eigen gemacht Aber wenn die sowjetische Diplomatie in der Praxis vor die Frage gestellt wird, ob sie nun tatsächlich die exkolonialen Länder in fortschrittliche nationale Demokratien und reaktionäre Despotien einteilen und Wirtschaftshilfe nur noch den ersteren gewähren, den letzteren aber verweigern will, so schreckt sie aus guten Gründen vor dieser Konsequenz zurück. Denn die sowjetische Staats-und Parteiführung weiß, was die kommunistische Theorie leugnet — daß auch diejenigen nationalistischen Diktaturen, die ihre eigenen Kommunisten rücksichtslos unterdrücken, außenpolitisch unabhängig sind und bleiben wollen; und sie weiß auch, daß ein Versuch, die Verweigerung wirtschaftlicher Hilfe als inner-politisches Druckmittel zu gebrauchen, diese Staaten gegen ihren Willen in die Arme des Westens treiben würde. Die Wirtschaftshilfe an Nasser, an Kassem, an Nehru wird so gleichzeitig mit den propagandistischen Angriffen auf diese Führer fortgesetzt Die sowjetische Außenpolitik beruht auf dem Faktum, daß diese Länder den dritten Weg gehen können, dessen Möglichkeit die kom-munistische Theorie leugnet; und sie trägt mit dazu bei, ihr weiteres Fortschreiten auf diesem Weg zu ermöglichen.

Gerade diese Inkonsequenz ist nun einer der Ansatzpunkte der chinesischen Kritik an der sowjetischen Politik gegenüber den neutralen exkolonialen Ländern. Die chinesischen Kommunisten haben allem Anschein nach an der Ausarbeitung der Strategie der nationalen Demokratie keinen aktiven Anteil genommen: sie haben die Formel in der Moskauer Erklärung der 81 kommunistischen Parteien zwar mit unterschrieben, haben aber seither keinen Gebrauch davon gemacht und halten theoretisch an ihrer alten Formel der „neuen Demokratie" bzw.der „volksdemokratischen Diktatur", also der ausschließlichen Führung der Kommunisten schon in der ersten Phase der Revolution fest

In der Tat gibt es in der sowjetischen Strategie der „nationalen Demokratie" Elemente, die mit dem grundsätzlichen Standpunkt unvereinbar sind, den die chinesischen Kommunisten in den ideologischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre vertreten haben. Dies gilt insbesondere für die sowjetische Annahme, der Übergang von der bürgerlich-nationalistischen zur kommunistischen Führung in der nationalen Einheitsfront und dann auch in der Regierung könne sich unter günstigen Bedingungen friedlich vollziehen: Nach dem chinesischen Dogma, das erst neuerdings wieder mit größter Entschiedenheit wiederholt worden ist, ist kein Übergang von einer »bürgerlichen Regierung" zu einer „Arbeiterund Bauernregierung" unter kommunistischer Führung ohne die gewaltsame Zerschlagung des alten Staatsapparats

Im Zusammenhang damit sind die Chinesen auch skeptisch über den fortschrittlichen Cha-

sakter einer Ausdehnung des staatlichen Sek-

ors im Wirtschaftsleben nichtkommunistisch " egierter Staaten. Die Sowjets sehen solchen . Staatskapitalismus" nicht nur an sich als einen Fortschritt im Vergleich zum Privatkapitalismus an sondern erblicken darin auch eine Chance für die Kommunisten, im Rahmen der Einheitsfront schließlich Positionen im Wirtschaftsleben zu besetzen und damit auch ihren politischen Einfluß auszudehnen. Die Chinesen dagegen befürchten, das Anwachsen des staatlichen Sektors unter einer bürgerlichen Regierung könne zur Entwicklung einer Art von „bürokratischem Kapitalismus und Feudalismus tendieren sie denken dabei an die Ausnutzung des öffentlichen Sektors für die private Bereicherung führender Politiker und ihrer Familien, wie das unter dem Kuomintang-Regime auf dem chinesischen Festland zeitweise der Fall war.

Diese Skepsis der chinesischen Kommunisten gegenüber der Strategie der nationalen Demokratie bedeutet freilich nicht, daß sie in ihrer Außenpolitik jede Unterstützung bürgerlich-nationalistischer Regierungen doktrinär ablehnen. Man kann eher sagen, daß sie diese Frage von den Perspektiven der kommunistischen Strategie im Innern dieser Länder völlig trennen und die Zweckmäßigkeit solcher Unterstützung ausschließlich nach dem unmittelbaren außenpolitischen Nutzen beurteilen. Sie gewähren sie anscheinend nur in zwei Gruppen von Fällen: Bei der einen Gruppe handelt es sich um Nachbarländer, die gleichzeitig unter starkem chinesischen Druck stehen und so trotz Schwäche oder totalem Fehlen der kommunistischen Bewegung im Innern dazu tendieren, zu einer Art Pufferstaaten des kommunistischen Chinas zu werden, wie das in zunehmendem Maße bei Burma, Kambodscha und Nepal der Fall ist; die andere Gruppe sind Staaten und nationalistische Bewegungen, die gerade in akute Konflikte mit dem Westen verwickelt sind oder bei solchen Konflikten Hilfe leisten, wie etwa Algerien während des Unabhängigkeitskampfes und Marokko als Basis der Hilfe für diesen Kampf, Guinea als Hilfsbasis für die Aufstände in Kamerun und Angola usw. In solchen Fällen sind die Chinesen durchaus bereit, die Unterdrückung der lokalen Kommunisten, zu übersehen. Dagegen lehnen die chinesischen Kommunisten die Unterstützung von starken, unabhängigen Neutralen, die sich in keinem akuten Konflikt mit dem Westen befinden, entschieden ab — nicht nur im Falle von Indien, sondern auch Ägypten nach 1958; und sie werfen der sowjetischen Politik vor, daß sie durch ihre Hilfe an solche Länder dazu beiträgt, Regime zu festigen, die unter dem Vorwand des „dritten Weges" sich tatsächlich in einer reaktionären Richtung entwickeln. Man kann sagen, daß Peking in der Praxis nach dem Dogma der Unmöglichkeit eines dritten Weges handelt, das Moskau nur propagandistisch verkündet. Peking nimmt dabei bewußt in den Kauf, daß es sich für den Augenblick vom praktischen Einfluß auf die Entwicklung dieser Länder ausschaltet. Es geht offenbar von der Erwartung aus, daß die wirklichen Chancen der Kommunisten sich dort erst später in einer ganz neuen revolutionären Welle ergeben werden, nachdem die bürgerlichen Nationalisten an den Problemen der Modernisierung gescheitert sind und sich als Reaktionäre entlarvt haben — ganz so wie dies seinerzeit in China der Fall war.

D i e Chancen des Kommunismus in den Entwicklungsländern

Unser Überblick hat gezeigt, daß die kommunistische Analyse der Probleme der kolonialen bzw. exkolonialen und halbkolonialen Länder neben richtigen Teilerkenntnissen grundlegende Fehler aufweist — Fehler, die durch keine der von uns geschilderten strategischen und taktischen Wendungen haben beseitigt werden können. Falsch im Ansatz war die Einschätzung der national-revolutionären Bewegungen dieser Länder — der Versuch, ihre spezifische Führungsschicht aus Intellektuellen und Militärs als „nationale Bourgeoisie" zu charakterisieren, und die daraus resultierende Leugnung der Möglichkeit, daß diese Gruppe für ihre Länder einen Entwicklungsweg weisen könnte, der sich vom Weg des westlichen Kapitalismus wesentlich unterscheidet. war die Vorstellung, die Wirtschaft Falsch des Westens sei auf Leben und Tod auf koloniale Ausbeutung angewiesen, und die imperialistischen Staaten müßten sich darum der Entkolonisierung und der Aufhebung der Privilegien ihrer Monopole in jedem Fall widersetzen. Falsch war und ist daher die auf beiden Annahmen beruhende Folgerung, nationale Befreiung sei nur im revolutionären Kampf gegen den Westen mit kommunistischer Hilfe, nichtkapitalistische Modernisierung nur unter kommunistischer Führung möglich. Der politische Weitblick einer Reihe von westlichen Regierungen und ihre Emanzipation vom Druck der unmittelbar betroffenen Sonderinteressen einerseits, der undoktrinäre, wirtschaftlich eklektische und außenpolitische neutralistische Modernisierungswille vieler nationalistischer Führer andererseits sind die Faktoren, welche die kommunistischen Erwartungen wieder und wieder durchkreuzt und immer neue Revisionen der Strategie erzwungen haben.

Damit soll nicht etwa nun das umgekehrte Dogma aufgestellt werden, der Kommunismus habe in den Entwicklungsländern keine Erfolgschancen mehr. Erstens gibt es auch heute noch Restbestände hartnäckig verteidigter Kolonialherrschaft und weißer Rassensuprematie; und je länger und zäher diese Positionen verteidigt werden, je weniger eine neue Führungsschicht aus den Reihen der bisherigen Kolonialvölker rechtzeitig auf die Übernahme der Macht in einem unabhängigen Staat vorbereitet wird, desto größer ist die Gefahr einer schließlichen blutigen Explosion, die den Kommunisten die Aussicht auf Übernahme der Führung in einem „revolutionären Befreiungskrieg“ eröffnet.

Zweitens kann sich auch in exkolonialen oder halbkolonialen Ländern die Art von Konflikten mit westlichen Kapitalinteressen wiederholen, die Ägypten 1956 und den Kongo 1960 nahezu in die Arme des Sowjetblocks getrieben hätten, und die im Falle Kubas tatsächlich so geendet hat. Solche Wiederholungen sind nicht zwangsläufig, wie die Kommunisten meinen, doch sie sind ebensowenig grundsätzlich ausgeschlossen: ob sie eintreten oder nicht, hängt von der Politik des Westens ab.

Drittens sind die Probleme der unabhängigen Modernisierung unterentwickelter Länder mit ihren oft höchst ungünstigen demographischen, institutioneilen und kulturellen Voraussetzungen so schwer, daß die Möglichkeit ernst genommen werden muß, daß manche der unabhängigen nationalistischen Regime selbst bei größter Einsicht und Hilfsbereitschaft des Westens an ihnen scheitern. In solchen Fällen besteht grundsätzlich die Möglichkeit, daß die Kommunisten sich, wie seinerzeit in China, zu Führern einer neuen revolutionären Welle machen.

Grundsätzlich zeigen diese Überlegungen, daß die Chancen der Kommunisten in den Entwicklungsländern um so geringer sind, je glatter der Übergang von der Kolonialherrschaft zur Unabhängigkeit vollzogen und je erfolgreicher die Lösung der Modernisierungsprobleme unter selbständiger nationaler Führung in Angriff genommen werden. Die Alternative zum Kommunismus in diesen Ländern ist nicht die Aufrechterhaltung der Kolonial-herrschaft oder der Herrschaft autoritärer, oligarchischer Gruppen, die mit dem Fremd-kapital verbunden sind. Sie liegt auch nicht im Versuch der Nachahmung des klassischen westlichen Entwicklungsmodells, für die in den meisten dieser Länder so entscheidende Voraussetzungen wie die Existenz einer breiten, unabhängigen, produktionsgesinnten und in vestitionswilligen Mittelschicht völlig fehlen. Sie liegt gerade in den verschiedenen Varianten jenes „dritten Weges", der staatliche Planung und öffentliche Investitionen mit der Heranziehung aller verfügbaren privaten Initiative kombiniert, und der sich sowohl vom liberalen Kapitalismus wie vom doktrinären Kommunismus scharf unterscheidet. Die Hoffnung der Kommunisten ist heute wie zu Lenins Zeiten, daß ein solcher dritter Weg sich als ungangbar erweisen möge. Es ist das Lebensinteresse des Westens, sie zu widerlegen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Lenin, Ausgewählte Werke in zwei Bänden, Moskau 1947, Bd 2. S 1018

  2. Ebenda, Bd. 2, S. 770 ff

  3. Siehe Lenins Kommissionsbericht zur nationalen und kolonialen Frage in „Der I. und II. Kongreß der Kommunistischen Internationale", (Ost-) Berlin 1959, S. 168

  4. Vgl. zum Folgenden die Diskussion in „Der II. Kongreß der Kommunistischen Internationale“, Wien 1920, und ihre Analyse bei E. H Carr, The Bolshevik Revolution, 1917— 23, Bd 3, London 1953; und bei Alien S Whiting. Soviet Policies in China, 1917— 24, New York 1954.

  5. Der 11 Kongreß der Kommunistischen Internationale, Wien 1920, S 152 ff Die von Carr diskutierten Ungenauigkeiten der deutschen Übersetzung betreffen nicht die hier zitierte Stelle.

  6. Die beste historische Untersuchung dieser Vorgänge ist jetzt Conrad Brandt, Stalins Failure in China, Cambridge (Mass.) 1958. Für die trotzkisti-sche Interpretation siehe Harold Isaacs, The Tragedy of the Chinese Revolution, London 1938; für die Darstellung eines beteiligten Kominternvertreters M. N. Roy, Revolution und Konterrevolution in China, Berlin 1930.

  7. Siehe die Resolution des 9. EKKI Plenums über die chinesischen Ereignisse in: J. Degras (ed ), The Communist International 1919— 1943, Documents, Vol. II 1923— 28, London 1960, S. 436.

  8. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, (Ost-) Berlin 1958, S. 117.

  9. Prawda, 4. 1 1950; Für dauerhaften Frieden, für Volksdemokratie, 30. 12. 1949.

  10. So mit Bezug auf die KP Indiens in „Für dauerhaften Frieden . . 27. 1. 1950.

  11. Für die sowjetische Einschätzung der indischen Unabhängigkeit in den ersten Jahren siehe die Beiträge zur Indientagung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR im Juni 1947, insbesondere E. M Shukow (Leiter des Pazifischen Instituts der Akademie), „K polosheiju w Indii", Mirowoje Chosjaistwo i Mirowaja Politika, Juli 1947, und A. M. Djakow, „Poslewojennije anglijskije planij gossudarstwennogo ustroistwa Indii", in: Akademia Nauk USSR, Utschenije Sapiski Tichookeanskogo Instituta, Bd. II, Indijski Sbornik, Moskau 1949; ferner E. M. Shukow, „Obostrenije krisisa koloni-alnoi sistemy", Bolshevik, 15. 12. 1947; die Beiträge zur Kolonialtagung der Akademie im Juni 1949, vor allem von E. M. Shukow und W. Balabuschewitsch, in Indien veröffentlicht als Colonial People's Struggle for Liberation, Bombay 1950; und die Berichte der gleichen Autoren an die Akademie aus der zweiten Hälfte 1949, die in Indien gesammelt als Crisis of the Colonial System, National Liberation Struggle of the Peoples of East Asia, Bombay 1951, erschienen sind. Für die Praxis der kommunistischen Politik in Süd-und Südostasien in der gleichen Periode siehe den Bericht über die Konferenz kommunistischer Jugend-und Studentenorganisationen der Region in Cal-cutta im Februar 1948, der unter dem Titel Hands off South East Asia von der International Union of Students im April 1948 in Prag veröffentlicht wurde, sowie die Darstellungen in M. R. Masani, The Communist Party of India, a Short History, London 1954, und J. H. Brimmell, Communism in South East Asia, London 1959, Kap. 16, 17 und 19.

  12. Vgl. das Lob der Prawda für Nehrus Politik am 26. 1 1955, d. h. während des von den indischen Kommunisten scharf gegen Nehru geführten Wahlkampfs in Andhra; und M. Windmiller, „Indian Communism and the New Soviet Line", in: Pacific Affairs, Dez. 1956, S. 354.

  13. Dies ist besonders deutlich in dem hinhaltenden Widerstand, den ein großer Teil der indischen Kommunisten der Forderung Moskaus nach einer positiveren Haltung erst zu Nehrus Außenpolitik, dann auch zu wichtigen Zügen seiner Wirtschaftspolitik entgegensetzte; vgl. John Kautsky, Moscow and the Communist Party of India, New York 1956, bes. Kap. 6; und Gene D. Overstreet u. Marshall Windmiller, Communism in India, Berkeley (Cal.) 1954, Kap. 14.

  14. Die erste organisierte internationale Diskussion dieser Art fand im Mai 1959 in Leipzig statt und wurde auszugsweise in Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr. 8 u. 9/1959 abgedruckt. Die KP Chinas beteiligte sich nicht.

  15. WGB, Nr. 7/1960.

  16. Neues Deutschland, 6. 12. 1960.

  17. Ebenda.

  18. N. S. Chruschtschow, „Für neue Siege der kommunistischen Weltbewegung", Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr 1/1961.

  19. B. Ponomarew, „O gossudarstwe nazionalnoj demokratii", Kommunist, Nr. 8/1961.

  20. Neues Deutschland, 20. 10. 1961.

  21. Siehe z. B. M. G. Kiritschenko, „O nesawissi-mom gossudarstwe nazionalnoj demokratii", Sowjetskoje Gossudarstwo i Prawo, Nr 11/1961; und J. Zedenbal, „Vom Feudalismus zum Sozialismus", Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr 3/1961.

  22. Vgl. inbesondere die wiederholten Angriffe des führenden sowjetischen Afrikanisten I I. Potjechin auf den „afrikanischen Sozialismus" (u a in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr 11/1961, und in: Narodi Asii i Afriki, Nr. 1/1962) und Chruschtschows Rede in Sofia vom 18 5. 1962 in: Prawda, 20. 5. 1962.

  23. Siehe Anm. 19.

  24. Manches spricht dafür, daß die Praxis der indonesischen KP — der bei weitem bedeutendsten eines exkolonialen Landes — als Vorbild für die neue Strategie gedient hat. Sie hat tatsächlich deren wesentliche Elemente, einschließlich der „national-demokratischen" Formel, schon vor der Moskauer Deklaration von 1960 entwickelt, wie die Zitate aus Reden und Schriften ihres Führers D. N. Aidit in: J. M. van der Kroes, „Lenin, Mao and Aidit", China Quarterly, Nr. 10 (April/Juni 1962) zeigen.

  25. In der Anm. 22 zitierten Rede in Sofia.

  26. In einem Artikel über „Soviet Aid and its Critics“ in den Moskauer International Affairs, Nr. 6/1960, heißt es, offenbar in Abwehr chinesischer Vorwürfe, die Sowjets gewährten wirtschaftliche und technische Hilfe an exkoloniale Länder „von Regierung zu Regierung, an die Nationen und nicht an einzelne Klassen innerhalb derselben“.

  27. Die Resolution des ZK der KP Chinas zur Annahme der Moskauer Deklaration (in Peking Re-Vie-, Nr 4/1961) erwähnt die Formel nicht.

  28. Siehe Li Wei-han, „The Chinese People's De-mocratic United Front, its Special Features", Hong-tschi, Nr. 12/1961; englisch in Peking Review, 18. «., 25. 8., 1. 9 1961.

  29. Siehe insbesondere den Kommentar der Pekinger Volkszeitung. 6. 10. 1960, und der chinesichen Parteizeitschrift Hongtschi (Rote Fahne), 2. 11. 1960, aus Anlaß des Erscheinens des vierten Bandes der Werke Maos.

  30. So B. Ponomarew in dem in Anm. 19 zitierten Artikel.

  31. Wang Chia-hsiang in Hongtschi, 1. 10. 1959.

Weitere Inhalte

Richard Löwenthal, Dr. phil., o. Professor für die Wissenschaft von der Politik, insbesondere der Theorie und Geschichte der auswärtigen Politik an der Freien Universität Berlin, geb. 1908 in Berlin. Der Beitrag dieser Ausgabe ist enthalten in: „Ostblock, EWG . und Entwicklungsländer". Hrsg. v. Prof. Dr. Erik Boettcher im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Osteuropa-kunde. Der Band enthält die überarbeitete Fassung der Referate, die auf der Jahres-tagung der Gesellschaft in Würzburg vom 24. bis 27. Oktober 1962 gehalten wurden. In Kürze im Kohlhammer Verlag Stuttgart.