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Die Geschichte der Volksrepublik China — Ein didaktischer Entwurf. | APuZ 33/1967 | bpb.de

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APuZ 33/1967 Die Geschichte der Volksrepublik China — Ein didaktischer Entwurf.

Die Geschichte der Volksrepublik China — Ein didaktischer Entwurf.

Hans Süssmuth

I. Die Behandlung der Volksrepublik China in der Gymnasialen Oberstufe

Abbildung 1

Anspruch und Problem

Der Aufstieg Chinas zur politischen Großmacht gehört zu den weltverändernden historischen Fakten der Gegenwart. Ein Geschichtsunterricht, der einen politischen Faktor solcher Reichweite aussparte, würde eine seiner wichtigen Aufgaben, Einsichten in die Zusammenhänge des gegenwärtigen Geschehens zu vermitteln, versäumen. Wir sollten uns daher die von K. D. Erdmann in seinem Entwurf einer historischen Gegenwartskunde gestellte Forderung zu eigen machen, „die kommunistische Welt in ihren Hauptpartnern und in ihrem inneren gegenseitigen Verhältnis" und, wie er in diesem Zusammenhang ausdrücklich sagt, „das Staatsprofil . . .der chinesischen Volksrepublik" 1) als Gegenstand unserer Arbeit aufzugreifen.

Es gilt bei den Überlegungen zur Behandlung Chinas im Geschichtsunterricht sachlogische und didaktische Gesichtspunkte nicht einseitig unter den Einfluß gegenwärtiger innen-und außenpolitischer Vorgänge und Tendenzen dieses Staates geraten zu lassen, wenngleich die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber China gerade durch die Entwicklung und das neu gewonnene politische Gewicht der Volksrepublik im Kräftegefüge der Großmächte ausgelöst ist.

Das Hauptanliegen der Didaktik der Gegenwart richtet sich auf das Bemühen, den jungen Menschen zum Selbst-und Weltverständnis zu führen, das heißt, ihn nicht nur mit den heimatlichen und nationalen, sondern auch mit den bedeutsamen weltweiten Gehalten zu konfrontieren. Wolfgang Klafki folgert daraus für die Didaktik des Geschichtsunterrichts, den Anteil der nationalen und europäischen im Verhältnis zur weltweiten Geschichte neu zu bestimmen und das Weltweite dem Nationalen überzuordnen Entscheidend scheint vor allem seine Forderung zu sein, daß auch der Schüler der Volksschuloberstufe die weltweite Geschichte, das heißt die weltpolitisch bedeutsamen Mächte kennenlernen sollte, ohne die ein Weltverständnis nicht erreicht werden kann. Das bedeutet zugleich nicht nur eine Wissensvermittlung über die politischen Größenverhältnisse der Gegenwart, sondern vor allem auch die Schaffung von Voraussetzungen, die die Möglichkeit zu motiviertem politischen Handeln vermitteln.

Nicht nur für den Schüler der Oberstufe des Gymnasiums, sondern auch für die Volksschuloberstufe und die entsprechenden Klassen des Gymnasiums und der Realschule ist ein Weg zur Erarbeitung Chinas im Geschichtsunterricht zu suchen.

Der vorliegende Entwurf versteht sich als Vorschlag für die Behandlung Chinas im Oberstufenunterricht des Gymnasiums. Von daher ist die Auswahl der Inhalte und die Durchführung der Unterrichtsreihe bestimmt. Hinsichtlich der Behandlung auf den anderen genannten Bildungsstufen ist zu sagen, daß es sich nicht um verschiedenartige didaktische Prinzipien, sondern um ihre jeweils notwendige Umsetzung, das heißt die didaktisch-methodische Differenzierung eines gleichbleibenden historischen Stoffbereiches handelt.

Die Frage nach der Bedeutung der innerstaatlichen und die Weltpolitik verändernden Vorgänge in China ist bestimmend für die didaktische Besinnung und erweist sich als entscheidend für die Auswahl der zu vermittelnden geschichtlichen Gehalte dieses Sachbereiches. Die Wandlung der weltgeschichtlichen Situation durch den Eintritt der Volksrepublik China in die Reihe der Weltmächte fordert für seine Geschichtsdarstellung und Geschichtsbetrachtung eine Neuorientierung.

Die historische Darstellung der Volksrepublik China verlangt eine den zugänglichen chinesischen Quellen adäquate Information über die gegenwärtigen politischen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen Gegebenheiten Chinas und über jene traditionellen Elemente, die für das Verständnis des gegenwärtigen Geschehens konstitutiv sind. Eine Gefahr für die Darstellung der Volksrepublik liegt darin, sie weitgehend unter dem Aspekt der uns bedrohenden „gelben" oder „roten" Gefahr zu verteufeln. Dadurch werden Akzente gesetzt, die einer sachlichen Betrachtung und einem unvoreingenommenen Verständnis des heutigen China hinderlich sind.

Zu korrigieren ist die europazentrische Betrachtungsweise der Geschichte Chinas. Es ist zwar ein richtiger didaktischer Grundsatz, vom Bekannten zum Unbekannten und entsprechend von der Geschichte Europas zur Geschichte anderer Kontinente fortzuschreiten. Unzulänglich und verfälschend ist jedoch die Beurteilung fremder Kulturen nach ausschließlich europäischen Kategorien, eine Wertung, die es unterläßt, die andersartigen Entstehungsgründe und Gegebenheiten einer außer-europäischen Kultur zu erschließen.

Auswahl und Anordnung der Inhalte entscheiden über das China-Bild der Schüler. Das bedeutet für die Erarbeitung der stofflichen Bereiche auch, daß der Einheit von materialer und formaler Bildung entsprochen werden muß, daß durch die sachliche Auseinandersetzung zugleich die der chinesischen Geschichte angemessene Betrachtungsweise gewonnen wird.

Für die Darstellung der Volksrepublik China sollten Inhalte ausgewählt werden, die dem Verständnis Chinas als politischer Großmacht dienen. Eine Erarbeitung der Volksrepublik etwa-unter dem Aspekt „Entwicklungsland“ entspricht nicht der politischen Wirklichkeit.

Die einzelnen Sachbereiche sollten in thematischer Anordnung erarbeitet werden. Nach Möglichkeit ist ein Einstieg zu wählen, von dem aus alle zu behandelnden Themenkreise zu entwickeln sind und in dem sich die Einzelzüge des Ganzen abzeichnen. So kann es gelingen, daß der Schüler schon zu Beginn den roten Faden des anzueignenden historischen Bereiches erkennt, dessen Einzelaspekte die Gliederung eines überschaubaren Stoffzusammenhangs vorgeben. Ein solcher Einstieg kann z. B. eine programmatische Rede sein. Die Aktualität des Problemkreises trifft häufig eher das Interesse des Schülers und lenkt seine Aufmerksamkeit weniger gewollt auf die Vergangenheit. Das Bemühen um das Verständnis der angeführten Sachverhalte überzeugt ihn unmittelbarer von der Notwendigkeit, zur Erfassung des Ganzen den konstitutiven Einzelelementen der Vergangenheit nachzugehen.

Der Vorschlag, die Volksrepublik China als thematische Einheit im Geschichtsunterricht zu behandeln, durchbricht die Konzeption des chronologischen Lehrganges und hat Konsequenzen für die Darstellung in den geschichtlichen Unterrichtswerken und Quellenheften. Es ist der Überlegung wert, ob ein chronologisch aufgebautes Geschichtsbuch, das jeweils innerhalb des in den einzelnen Kapiteln behandelten historischen Zeitraumes den Stoff zwar fortlaufend, doch für den Schüler relativ zusammenhanglos darbietet, über die Aneinanderreihung von Einzelfakten hinaus einen wirklichen Einblick in die Vorgänge der Geschichte ermöglicht Die chronologische Aufteilung des Stoffes scheint das Bemühen um ein Geschichtsverstehen, das den Zusammenhängen nachgeht, nach Ursachen, Anlässen und Folgen fragt, vielmehr zu erschweren. Halten wir jedoch um der größeren Vollständigkeit halber an der chronologischen Darstellung fest, so muß auch ein Abriß der chinesischen Geschichte über den äußeren Verlauf hinaus Kausalzusammenhänge erkennen lassen. So reicht es zum Beispiel nicht aus, den Bruch Tschiang Kai-scheks mit den Kommunisten als Faktum anzuführen, ohne ihn zu begründen.

Eine intensive Auseinandersetzung mit ausgewählten Kapiteln der Geschichte Chinas wird durch Quellen-und Arbeitshefte erleichtert. Auch für den Aufbau der Quellensammlung erweist sich das Prinzip der thematischen Anordnung als sinnvoll. Die ausgewählten Quellen sollten nicht so fragmentarisch angeführt werden, daß ein Sinnverstehen ausgeschlossen ist. Selbstverständlich sollte auch für die Arbeit in der Oberstufe des Gymnasiums nicht auf anschauliche Erfahrungsberichte, so zum Beispiel von Journalisten, verzichtet werden. Doch um eine saubere methodische Arbeit zu gewährleisten, dürfte in Quellenheften nicht eine Mischung von journalistischen Darstellungen, Literaturbeiträgen und historischen Quellen im strengen Sinne zusammengestellt werden.

2. Zwei programmatische Abhandlungen Mao Tse-tungs: „über die neue Demokratie" — „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas" Didaktischer Ansatz und thematische Analyse

Der folgende Entwurf sucht einen Ansatz für die Behandlung Chinas im Geschichtsunterricht zu gewinnen, der die Grundzüge der Volksrepublik China ohne Vernachlässigung der traditionsgebundenen Faktoren erfaßt.

Die Geschichte der Volksrepublik China ist eng verbunden mit der Person Mao Tse-tung. Ohne einer personalisierenden Geschichtsdeutung Vorschub leisten zu wollen, scheint es sinnvoll, den Einstieg von Maos China-Verständnis, von seiner Sicht der Missionsaufgabe des chinesischen Volkes und seinem Entwurf des neuen Staates aus zu wählen.

Mao Tse-tung hat in zwei Aufsätzen seine Konzeption des neuen China dargelegt. Im Dezember 1939 schrieb er über „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas", im Januar 1940 „Uber die neue Demokratie" Bedeutsam ist der Zeitpunkt der Abfassung und der Tenor der Schriften. Mao Tse-tungs politische Linie wird 1939 vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas gebilligt. Gleichzeitig wird er von Stalin anerkannt. Parallel zu seiner Emanzipation in Moskau beginnt Maos ideologische Eigenständigkeit greifbar zu werden. Er versteht seinen Beitrag „Uber die neue Demokra’) tie" als eigenständige Begründung einer neuen Theorie. Hervorgehoben wird die Besonderheit, der Vorbildcharakter der chinesischen Revolution. Entscheidend für die Beurteilung und Einordnung der Schrift ist die Beachtung der Intention des Verfassers, in ihr einen spezifisch chinesischen Beitrag zu sehen. Mao Tse-tungs programmatische Ausführungen in den zwei genannten Schriften bilden als Auszug das Kernstück der Unterrichtsreihe, sind Einstieg und enthalten die Leitlinien für den zu behandelnden Sach-und Problemkreis. Sie sind der Mittelpunkt, von dem aus strahlenförmig Linien in die Vergangenheit der Geschichte Chinas geführt und in die Gegenwart vorgezeichnet werden.

Mao kennzeichnet China in seinem Aufsatz „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas“ als eines der größten, fruchtbarsten und reichsten Länder der Welt, das fast ebenso groß ist wie das ganze Territorium Europas. Die Einwohnerzahl macht ein Viertel der Weltbevölkerung aus.

Er beschreibt die gegenwärtigen Grenzen Chinas und kommt zu dem Schluß, daß die geographische Lage für die Durchführung der Volksrevolution günstig ist, da die imperialistischen Staaten Europas und Amerika entfernt sind, der Freund Sowjetrußland Nachbar ist. Bedrohlich erscheint ihm die Nähe des imperialistischen Staates Japan. Die frühere kulturgeschichtlich große Überlegenheit Chinas gegenüber Europa weist er an Hand von Beispielen nach. China ist einer der Staaten, die über die älteste Kultur verfügen. Der Auftrag des gesamten chinesischen Volkes, insbesondere der Kommunistischen Partei Chi-nas, besteht darin, den revolutionären Prozeß zu Ende zu führen, der — nachdem er 1839 mit dem Opiumkrieg begonnen habe — das Ziel hat, die seit der Tschou-und Tsching-Dynastie bestehende Feudalgesellschaft und den Imperialismus zu bekämpfen.

Nach dieser nationalen, bürgerlich-demokratischen Revolution soll die proletarisch-sozialistische durchgeführt werden. In der erstgenannten sieht sich Mao in der Tradition Sun Yat-sens, auf den er ausdrücklich Bezug nimmt.

In den Ausführungen „über die neue Demokratie“ nennt Mao als Ziel der chinesischen Kommunisten die politische, ökonomische und kulturelle Revolution. Aus dem unwissenden, rückständigen China soll ein Land mit neuer Kultur werden. Der Kampf zwischen der alten und der neuen Kultur ist ein Kampf auf Leben und Tod. Als Vertreter der alten Kultur kennzeichnet Mao alle, die für die Verehrung des Konfuzius, für das Studium der kanonischen Bücher eintreten, die alte Ethik und die alten Ideen predigen und gegen die neue Kultur und die neuen Ideen sind. Die imperialistische und halbfeudale Kultur bildet einen reaktionären Block und kämpft gegen die neue Kultur Chinas. Nach den Ausführungen Maos wird die Epoche des wahren Glücks für China erst die des Sozialismus sein. Zunächst aber muß die chinesische Gesellschaft, die er als kolonial, halbkolonial und halbfeudal charakterisiert, in eine unabhängige demokratische Gesellschaft umgewandelt werden. Diese erste Phase ist noch nicht abgeschlossen. Daran wird sich die Phase der proletarisch-sozialistischen Revolution anschließen. Die Zeit der bürgerlich-kapitalistischen Weltrevolution ist zu Ende. Die neue Weltrevolution •— in der die chinesische Revolution aufgehoben ist — ist die proletarisch-sozialistische. In dieser tritt das Proletariat der kapitalistischen Länder als Hauptkraft auf. Seine Verbündeten sind die unterdrückten Völker der Kolonien und Halb-kolonien. Die Verwirklichung der proletarisch-sozialistischen Revolution meint nach Mao nicht die schematische Übernahme des Marxismus europäischer Prägung. Er distanziert sich eindeutig. Der Ruf nach durchgängiger Europäisierung sei falsch. Mao Tse-tung fordert eine Sinofizierung des Marxismus. Bei Anwendung des Marxismus in China seien die allgemeinen Wahrheiten des Marxismus restlos und geschickt mit der konkreten Praxis der chinesischen Revolution, mit den nationalen Besonderheiten Chinas zu verbinden und in eine bestimmte Form zu kleiden.

Der auszugsweise skizzierte Gedankengang der beiden Schriften Maos ist — mit Ausnahme weniger Ergänzungen, die sich aus Fragestellungen an die Quelle ergeben — als Gliederung der einzelnen Themenkreise auf die Unterrichtsreihe übertragbar.

Zu entwickeln ist daher:

1. Das Chinabild Mao Tse-tungs a) Die geographischen Voraussetzungen b) Die nationalen und kulturgeschichtlichen Komponenten c) Die historische Rolle und der Auftrag Chinas Das Chinabild Mao Tse-tungs ist nicht loszulösen vom Ziel der proletarisch-sozialistischen Revolution. Nur durch sie kann nach seinen Ausführungen der Auftrag Chinas verwirklicht werden. Ausdrücklich beruft er sich auf Sun Yat-sen, während er Tschiang Kai-schek, der sich selbst ebenfalls in die Tradition Sun Yat-sens stellt, als Konterrevolutionär charakterisiert. Von daher richtet sich das Interesse auf:

2. Die Träger der chinesischen Revolution seit 1911 a) Sun Yat-sen b) Tschiang Kai-schek c) Mao Tse-tung Mao Tse-tungs Skizzierung der innenpolitischen Situation verweist auf die Erarbeitung eines weiteren Themenbereichs:

3. China auf dem Weg zum Sozialismus a) Das staatliche System b) Die gesellschaftliche Ordnung und wirtschaftliche Planung c) Der kulturelle Aufbau Die durchgängige Kennzeichnung ausländischer Staaten als imperialistisch oder verbündet läßt nach den historischen Voraussetzungen und den Leitlinien gegenwärtiger Außenpolitik fragen und führt zu folgender Gliederung des Sachbereiches:

4. Tendenzen der chinesischen Außenpolitik a) Historische Voraussetzungen b) Leitlinien gegenwärtiger chinesischer Außenpolitik aa) China und die imperialistischen Staaten bb) China und die befreundeten Staaten cc) China und die Sowjetunion

II. Der Entwurf

1. Das Chinabild Mao Tse-tungs

a) Die geographischen Voraussetzungen Die Interpretation des Auszuges aus dem Aufsatz „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas" führt zunächst zur Erarbeitung der geographischen und geopolitischen Verhältnisse Chinas. Dadurch wird eine Vorstellung von den Größenverhältnissen des Landes und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Schwierigkeiten gewonnen. Als Vergleichswerte können die entsprechenden Daten über Deutschland, Europa, die USA oder die UdSSR hinzugenommen werden. Mit Hilfe von Kartenmaterial kann ermittelt werden, welche Gebiete die günstigste Voraussetzung für die erste Besiedlung Chinas bot. Es sollte deutlich werden, daß die chinesische Kultur als Stromlandkultur entstanden ist. b) Die nationalen und kulturgeschichtlichen Komponenten Durch einen Rückgriff in die Kulturgeschichte weist Mao die Überlegenheit Chinas gegenüber Europa nach. Die Größe Chinas setzt er in Relation zur Ausdehnung Europas, die Einwohnerzahl vergleicht er mit der des gesamten Erdballs. Als Quintessenz steht am Ende seiner Ausführungen ein machtvolles China, das sich nicht nur durch Bevölkerungsdichte und Quadratmeterzahl auszeichnet, sondern auch durch besondere Fruchtbarkeit des Landes, reiche Vorkommen an Bodenschätzen, günstige natürliche Verkehrsverhältnisse in Form der Flußsysteme.

Das von Mao gezeichnete Bild wirft die Frage nach dem chinesischen Selbstverständnis in der Gegenwart und Vergangenheit auf. Diese Fragestellung könnte die Problematik des unreflektiert europazentrisch ausgerichteten Geschichtsbildes ins Bewußtsein heben und korrigieren. Es kann helfen, einen Zugang zum Verständnis chinesischer Politik der Gegenwart zu verschaffen.

Ausführlich dargestellt werden sollte das chinesische Weltbild des sinozentrischen Universalismus, das in der Gegenwart in bestimmter Form fortwirkt. Dabei sollte auch die besondere Stellung des vom Himmel eingesetzten chinesischen Kaisers, sein Auftrag und die Möglichkeit seiner Absetzbarkeit deutlich werden.

Charakteristisch ist die Aussage des Konfuzius-Schülers Menzius zu diesem Problemkreis: „Wan Chang sagte: , Was ist der Grund dafür, daß Yäo die Herrschaft auf Shun übertrug?'Menzius entgegenete: . Nein! Der Souverän kann die Herrschaft auf keinen anderen übertragen.', Ja; — aber Shun hatte die Herrschaft inne.

Wer gab sie ihm?'

Der Himmel gab sie ihm', war die Antwort.

, Der Himmel gab sie ihm; — übertrug ihm der Himmel seine Herrschaft durch ausdrückliches Gebot?'

Menzius erwiderte: Nein. Der Himmel spricht nicht. Er zeigt nur seinen Willen durch das persönliche Verhalten des Herrschers und die Verwaltung seiner Aufgaben. ’ , Er zeigte also seinen Willen durch das persönliche Verhalten des Herrschers und die Verwaltung seiner Aufgaben? — wie war das möglich?'

Menzius'Antwort lautete: , Der Souverän kann dem Himmel einen Mann vorschlagen, aber er kann den Himmel nicht dazu bestimmen, diesem die Herrschaft zu übertragen. .. . Yäo schlug dem Himmel Shun vor, und der Himmel nahm ihn an. Er schlug ihn dem Volk vor, und das Volk nahm ihn an. Deshalb sage ich: „Der Himmel spricht nicht. Er zeigt nur seinen Willen durch das persönliche Verhalten des Herrschers und die Verwaltung seines Amtes. ’ Chan sagte: , Ich wage nun zu fragen, wie Yäo den Shun dem Himmel vorschlug, und der Himmel ihn annahm, und wie er ihn dem Volke vorstellte, und das Volk ihn annahm.'Menzius erwiderte: Er übertrug ihm die Verantwortung für alle Opferhandlungen, und alles Himmlische fand Wohlgefallen an ihm; — so nahm ihn der Himmel an. Er übertrug ihm auch die Führung der Amtsgeschäfte, und sie wurden gut geführt, so daß das Volk unter ihm Ruhe fand; — so nahm ihn das Volk an. Der Himmel gab ihm die Herrschaft. Das Volk gab sie ihm. Daher sagte ich: Der Souverän kann die Herrschaft einem anderen nicht übertragen ..

Danach begab er sich in das Königreich der Mitte, nahm Besitz vom Thron des Sohnes des Himmels. Hätte er vorher seinen Herrschaftssitz im Palast des Yäo genommen, ... so wäre es ein Akt der Usurpation gewesen und nicht der Auftrag des Himmels.

Dieser Gedanke kommt in den Worten ... zum Ausdruck: , Der Himmel sieht, wie mein Volk sieht; der Himmel hört, wie mein Volk hört.'"

Ein einprägsames Beispiel für das durch Jahrhunderte bewahrte chinesische Weltbild ist ein Antwortschreiben Kaiser Tschien Lungs von 1793 auf das Gesuch König Georgs II., durch die Einrichtung einer ständigen diplomatischen Vertretung am Kaiserhof Erleichterungen für den Handelsverkehr zu schaffen. Danach bedarf China, das über alle Welt herrschende Reich der Mitte, nicht im geringsten des Verkehrs und Warenaustausches mit fremden Ländern „Was Euer dringendes Gesuch angeht, einen Eurer Untertanen abzuordnen, daß er an meinem Himmlischen Hof akkreditiert werde, und die Kontrolle über den Handel Eures Landes mit China ausüben soll, so steht diese Bitte im Gegensatz zu den Gewohnheiten meiner Dynastie und kann nicht in Erwägung gezogen werden. . . .

Wenn Ihr versichert, daß Eure Hochachtung für Unsere Himmlische Dynastie Euch mit dem Wunsch nach unserer Kultur erfüllt, muß doch darauf hingewiesen werden, daß unsere Gebräuche und Gesetzgebung sich so vollständig von den Euren unterscheiden, daß, selbst wenn Euer Gesandter in der Lage wäre, die Ansätze unserer Kultur aufzunehmen, unsere Gewohnheiten und Sitten Unmöglich in Euern fremden Boden verpflanzt werden könnten. Daher würde durch die Bestellung eines Botschafters nichts gewonnen werden, wie geschickt er auch sein würde. Meine Herrschaft über die weite Welt hat das eine Ziel, vollkommen zu regieren und die Staatspflichten zu erfüllen: fremde und kostspielige Gegenstände interessieren mich nicht.

Wenn ich die von Euch, o König, gesandten Tributgaben annehmen ließ, so geschah das lediglich in Anbetracht der Gesinnung, die Euch veranlaßte, mir diese von weither zu senden. Der hervorragende Ruf unserer Dynastie ist in jedes Land unter dem Himmel gelangt, und Herrscher aller Völker haben ihre kostbare Tributgabe auf dem Land-und Seeweg überbracht. Wie Euer Gesandter mit eigenen Augen sehen kann, besitzen wir alles. Ich lege keinen Wert auf Gegenstände, die fremdländisch oder geschickt erfunden sind, und ich habe keine Verwendung für die Produktion Eures Landes. Dieses ist nun meine Antwort auf Eure Bitte, eine Vertretung an meinem Hof zu ernennen, eine Bitte, die in Gegensatz zu unserm dynastischen Brauch steht, und die nur Schwierigkeiten für Euch selbst zur Folge haben würde.

Ich habe meine Wünsche im einzelnen dargelegt und Eurem Abgesandten empfohlen, in Frieden heimzureisen.

Es schickt sich, o König, meinen Willen zu achten und mir in Zukunft noch größere Verehrung und Loyalität zu erweisen, so daß Ihr durch ständige Unterwerfung unter unseren Thron Frieden und Wohlwollen für Euer Land sichert...

Die Auseinandersetzung mit den in der Quelle angesprochenen Problemen bestimmt die Geschichte Chinas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Mit Hilfe des für die Reformbewegung der hundert Tage repräsentativen Ediktes vom 13. September 1898 durch den unter dem Einfluß Kang Yu-weis stehenden Kaiser Kuang Hsü, das hier antithetisch gegen die Aussage Kaiser Tschien Lungs von 1793 gesetzt wird, lassen sich die Reaktionsformen der Chinesen auf die okzidentale Herausforderung des 19. Jahrhunderts erarbeiten

„Unsere Liebe für unser Volk und unsere Sorge, das Reich von Lethargie und Korruption zu befreien, die es befallen haben und dem Untergang entgegenführen, haben uns veranlaßt, diese Reformära der Regierung anzusetzen und eine höhere und umfassendere Erziehung zum Vorteil des Volkes und zur Stärkung und Bereicherung des Reiches einzurichten. Doch wir konnten das nicht mit eigenen Mitteln leisten. Deshalb haben wir entschieden, zu unserer Hilfe Gelehrsamkeit und Wissen des Westens einzuführen, was uns für unsere Zwecke fehlt. Denn die Menschen des Westens sind uns an Eifer und Beharrlichkeit im Bemühen um das Wissen überlegen.

Und doch tadelten konservative Staatsmänner und Studierende das westliche Wissen und erklärten, daß die Menschen des Westens kein System in ihrer Erziehung hätten.

Diese Unwissenden beachten nicht, daß die Herrschaftskenntnis und das Erziehungssystem westlicher Länder durch Eifer und Beharrlichkeit über tausend und sogar zehntausend Schwierigkeiten hinweg zu ihrer gegenwärtigen Vollendung gebracht worden sind und alle zu einem Hauptziel führten: dem der Hebung der Massen.

So sind wir der Ansicht, daß die Menschen des Westens weise und weitsichtig sind. Sie bringen ihren Familien Wohlstand, Gesundheit. Sie haben das, was den Verstand klar und wach macht und die Person vervollkommnet. Sie haben eine lange Lebenserwartung. All das wird ihnen durch ihr Herrschafts-und Erziehungssystem ermöglicht. Die Menschen des Westens sind stets bemüht, alles was sie zum Wohle und Nutzen ihres Volkes finden, zu verbreiten, damit allen der Vorteil zuteil wird.

Wir haben uns mit dem Vorteil der westlichen Gelehrsamkeit gründlich auseinandergesetzt, und Tag und Nacht drängt uns der sehnliche Wunsch, diese Reformen in unser Land einzuführen. Gibt es Menschen, die denken, daß wir darum bemüht sind, neue Dinge gerade zu unserem Vergnügen, um der Neuheit willen, einzuführen? Nein; das ist sicherlich nicht so.

Uns liegt tatsächlich daran, unserem Volk so zu helfen, daß es an dem Besten, was die Gegenwart geben kann, teilhat."

Bei der Gegenüberstellung der Quellen drängt sich die Frage auf: Welche Entwicklung liegt in der Zwischenzeit? Unabhängig davon, welche der chinesischen Reaktionsformen aufgezeigt wird — Taiping-Revolution (1851— 1864), Reformbewegung (1898), Boxer-Unruhen (1900) —, als Ergebnis kann die Erkenntnis gewonnen werden, daß nach dem Scheitern der Reformbewegung die Erneuerung von oben nicht zu erwarten war. c) Die historische Rolle und der Auftrag Chinas Betrachten wir Mao Tse-tungs Aussage über die Mission des chinesischen Volkes und der Kommunistischen Partei Chinas, den Prozeß der chinesischen Revolution zu Ende zu führen vor dem Hintergrund der erfolglosen Reformbestrebungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, so ergibt sich die Frage, ob Mao mit seiner Zielsetzung in der Tradition des chinesischen Selbstverständnisses steht, das in der neuen Ausprägung im Unterschied zur Vergangenheit expansiv verstanden ist.

Die aufgeworfene Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden: Die Unentschiedenheit ist begründet in der ambivalenten Haltung des chinesischen Kommunismus gegenüber der vorrevolutionären Vergangenheit. Die Absage an diese Vergangenheit und der erbitterte Kampf gegen alle Formen einer fortwirkenden Tradition stehen im Widerspruch zur starken Betonung einer durch Jahrtausende der Geschichte aufweisbaren Eigenständigkeit der chinesischen Kultur, Politik und Wirtschaft. Die Argumente, mit denen die Repräsentanten der Volksrepublik Chinas Anspruch auf die Führungsstellung in Asien vertreten, legen die Deutung einer Anknüpfung an die Tradition des chinesischen Selbstverständnisses nahe. Auch die in der Forschung zu diesem Problem vertretenen Thesen halten trotz unterschiedlicher Argumentation die Möglichkeit einer bewußten Anknüpfung der kommunistischen Führer der Volksrepublik an ein überliefertes Selbstverständnis Chinas als dem Reich der Mitte für denkbar und erwägenswert Daß sich Züge dieses Chinabildes auch in der Ideologie Mao Tse-tungs widerspiegeln, zeigen bestimmte Tendenzen in der chinesischen Geschichtswissenschaft So fordert Teng To unter Berufung auf Mao Tse-tung dazu auf, die in der modernen bürgerlichen Geschichtswissenschaft geläufige Vorstellung von „Europa als dem Zentrum der Welt" zu vernichten. Wörtlich heißt es:

„Einige unserer Historiker standen lange Zeit unter dem Einfluß der Theorie . Europa als Zentrum der Weit'und hatten nicht den Mut, aufzustehen und über die Besonderheiten der chinesischen Geschichte zu sprechen. . . . Die glänzenden kulturellen Leistungen der chinesischen Nation sind unsterblich. ... Das be-weist, daß das chinesische Volk mit seinen jahrtausendealten vortrefflichen kulturellen Traditionen eine anerkannte Position in der Weltgeschichte einnehmen müßte."

2. Die Träger der chinesischen Revolution seit 1911

Das Selbst-und Weltverständnis Chinas und die dadurch bedingte Konzeption der chinesischen Innen-und Außenpolitik werden deutlich in dem Reform-und Revolutionsprogramm der Revolutionäre Sun Yat-sen, Tschiang Kaischek und Mao Tse-tung. Diese Namen repräsentieren die Revolutionen von 1911, 1927 und 1949, die Zuspitzungen der nicht endenden Revolutionswirren. Die genannten Revolutionäre sind in ihren politischen Zielsetzungen gegeneinander abzuheben. Ihre unterschiedliche soziale und geistige Herkunft, ihr verschiedenartiges Aktionsfeld und die Schwerpunkte ihrer revolutionären Politik sollten jeweils sichtbar werden.

Den bürgerlichen Revolutionen von 1911 und 1927 ist die proletarische von 1949 gegenüber-zustellen. Trotz des unterschiedlichen Charakters und der Gegensätze dieser gewaltsamen politischen Umwälzungen tritt eine Reihe gemeinsamer Grundzüge hervor.

Die Revolution richtet sich zugleich gegen den inneren und äußeren Feind, gegen die Sozialstruktur und den Imperialismus, gegen die unorganische Übernahme westlicher Zivilisation, politischer und sozialer Systeme und die Ausbeutung und halbkoloniale Fremdherrschaft.

Der Revolution geht die Konfrontation mit dem Westen voraus, die die Notwendigkeit einer Reform im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich in aller Schärfe erkennen läßt. Parallel vollzieht sich die Besinnung auf das Nationale, auf die eigenen historischen Bedingungen, das eigene Kulturerbe.

Diese Revolution will zugleich die nationale Erneuerung und die kritische Auseinandersetzung mit der Tradition. Während die Verbindungslinien zwischen Tradition und Revolution in der ersten Phase, der bürgerlich-nationalen Revolution, in vielen Bereichen aufweisbar sind, verschärft sich der Gegensatz zwischen diesen beiden Komponenten in dem Maße, wie die revolutionäre kommunistische Bewegung unter Mao Tse-tung den Kampf gegen die Tradition, gegen die von ihm als „imperialistisch" und „feudal" gekenn-zeichnete Kultur führt. Mit einzubeziehen ist die Kulturbewegung vom 4. Mai 1919, in der sich antitraditionelle Kräfte sammeln.

Wenn die Darstellung der chinesischen Revolution im Unterricht von den Führern der Revolution her erfolgt, so muß sie doch zugleich vor dem Hintergrund der sozialen Verhältnisse Chinas und in Verbindung mit dem Wirken der beiden revolutionären Parteien, der Kuomintang und der KPCh, gesehen werden. a) Sun Yat-sen Als Ausgangssituation kann das Mißlingen der Reform von oben gewählt werden. Im Rückgriff auf das bekannte sinozentrisch-universalistische Weltbild und die Stellung des Kaisers als Mandator des Himmels läßt sich erarbeiten, daß die zweite Möglichkeit, eine Änderung der politischen Verhältnisse herbeizuführen, die Revolution von unten ist.

Sun Yat-sen ist als Revolutionär gegen die herrschende mandschurische Tsching-Dynastie einzuführen. In welcher Tradition steht Sun Yat-sen? Welche politischen Ziele verfolgt er

Seine weltanschauliche Synthese aus Ideen des alten China und Ideen der westlichen Welt können aus den Quellen erarbeitet werden.

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Konfuzianismus und die Wiederaufnahme ursprünglicher Inhalte läßt diese Traditionselemente zum wesentlichen Antrieb und Bezugspunkt seiner Reform und Revolution werden. Sun Yat-sen beruft sich in seinen revolutionären Grundsätzen direkt auf die Tradition des Konfuzius, die er abhebt gegen den westlichen Einfluß:

„Die Grundsätze, die mich bei der Führung der chinesischen Revolution bestimmt haben, sind in einigen Fällen von traditionellen Normen der klassischen chinesischen Scaatsphilo sophie, in anderen Fällen von Leitideen der politischen Philosophie und geschichtlichen Erfahrung westlicher Völker, während ein weiterer Bereich auf ursprünglich von mir selbst entwickelten Theorien beruht.“

Ein Vergleich seines Entwurfs vom Zustand der „Großen Gemeinsamkeit" und der konfuzianischen Konzeption des „Großen Gemeinwesens" macht diese Komponente seiner Traditionsgebundenheit deutlich. Konfuzius'

Idealbild der Gesellschaft enthält eine zentrale Zielsetzung der Revolution: politische und soziale Harmonie. Seiner Utopie eines goldenen Zeitalters entspricht Sun Yat-sens Zukunftsbild des Sozialismus in seiner Konzeption vom Zustand der „Großen Gemeinsamkeit". Es heißt bei Konfuzius:

„Zur Zeit, als der große Weg herrschte, war die Welt gemeinsamer Besitz. Man wählte die Tüchtigsten und Fähigsten zu Führern; man sprach die Wahrheit und pflegte die Eintracht. Darum liebten die Männer nicht nur ihre eigenen Kinder. Die Alten konnten in Ruhe ihrem Ende entgegensehen; die kräftigsten Männer hatten ihre Arbeit; die Witwer und Witwen, die Waisen und Kinderlosen und Kranken hatten alle ihre Pflege; die Männer hatten ihre Stellung und die Frauen ihr Heim. Die Güter wollte man nicht ungenutzt verloren gehen lassen; aber man suchte sie nicht unter allen Umständen für sich selbst aufzustapeln. Die eigene Kraft wollte man nicht unbetätigt lassen; aber man arbeitete nicht um des eigenen Vorteils willen. Mit allen Listen und Ränken war man zu Ende; man brauchte sie nicht. Diebe und Räuber, Mörder und Totschläger gab es nicht. Darum hatte man zwar draußen Tore; aber man schloß sie nicht.

Das war die Zeit der großen Gemeinsamkeit."

Bei Sun Yat-sen heißt es:

„Wenn der Sozialismus vorherrscht, wird es Erziehung für alle .. . und Fürsorge für die Alten geben. Dann wird eine angemessene Arbeitsteilung gegeben sein, und jeder wird die ihm angemessene Stellung einnehmen. Unsere chinesische Republik wird dann ein sozialistischer Staat sein. ... In einem sozialistischen Staat werden die Menschen nicht mehr Klassenunterschiede achten, und folglich werden die Klassen verschwinden. Die Bauern werden Nahrung produzieren, die Handwerker Güter, die Kaufleute werden die Konsumenten versorgen, und die Gelehrten werden regieren. Jeder wird seiner Arbeit nachgehen. Der Zugang zu Wohlstand und Reichtum wird allen gleichermaßen zugänglich sein. Wenn wir dann fortschreiten, wird es nicht schwierig sein, den Zustand der großen Gemeinsamkeit zu erreichen."

Sun Yat-sens Revolutionsprogramm und politische Theorie wird greifbar in seinen „Drei Grundlehren vom Volk" — der Lehre vom Volkstum, von den Volksrechten und dem Volkswohl bzw. in den ihnen zugrunde liegenden Prinzipien des Nationalen, Demokratischen und Sozialen —, nach denen mit der Einführung einer parlamentarisch regierten Republik ein gemäßigter Sozialismus geschaffen werden soll

Zu beachten ist die Verknüpfung nationaler und internationaler Zielsetzungen, die Betonung des National-Eigenständigen einerseits und die Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit andererseits.

Zu beantworten ist die Frage nach der Bedeutung der Revolution von 1911.

Deutlich werden muß, daß diese Revolution für China das Ende einer universalistischen Staats-und Weltvorstellung brachte, die das Leitbild einer zweitausendjährigen Geschichte gewesen war, daß sie ein geistiges Vakuum hinterließ, das es auszufüllen galt.

Es muß aufgezeigt werden, daß es Sun Yatsen, dem Theoretiker der Revolution, nicht gelang, eine starke politische Herrschaft zu errichten. In diesem Zusammenhang ist Sun Yat-sens Rücktritt als Präsident (1912), die Auflösung des Parlaments durch den Präsidenten Li Yüan-hung (1917), die Regierungsübernahme durch Sun Yat-sen (1923) und die sich nach der Verweigerung wirtschaftlicher Hilfe durch die westlichen Demokratien anbahnende Zusammenarbeit mit Sowjetrußland und der 1921 gegründeten KPCh zu erörtern. Dabei ist zu betonen, daß Sun Yat-sen nicht an eine kommunistische Lösung der sozialen Probleme Chinas dachte. Eine 1923 von Sun Yat-sen und dem sowjetischen Gesandten A. Joffe unterzeichnete Erklärung lautet:

„Dr. Sun Yat-sen hält die Einführung des Kommunismus oder auch nur des Sowjetsystems in China nicht für möglich, da hier die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anwendung fehlen. Diese Ansicht wird voll und ganz von Herm Joffe geteilt; er ist des weiteren der Meinung, daß das wichtigste und dringendste Problem Chinas die Herstellung der nationalen Einheit und seiner vollkommenen nationalen Unabhängigkeit sei." Für das Verständnis der noch in der Gegenwart andauernden Auseinandersetzungen zwischen der Kuomintang (KMT) und der KPCh ist es erforderlich, die ideologischen Unterschiede bewußt zu machen. Die Zielsetzung der KMT, die sich gegen den Klassenkampf und die Klassenherrschaft richtet und die Zusammenarbeit aller Klassen fördert, ist an ausgewählten Stellen aus Sun Yat-sens „Drei Grundlehren vom Volk" in ihrer Fassung von 1924 zu erarbeiten nationale Einheit, nationale Unabhängigkeit, rechtsstaatliche demokratische Staatsordnung in ihren drei Entwicklungsstufen, soziale Reform auf der Grundlage einer Bodenreform und der Verstaatlichung der wichtigsten Industrien.

Die KPCh übernimmt das marxistisch-lenistisehe Programm, das heißt im Unterschied zur KMT vor allem den klassenkämpferischen Charakter der sozialistischen Revolution und die Forderung nach dem Führungsanspruch des Proletariats.

Das Spezifische der sozialistisch-chinesischen Revolution kann an Mao Tse-tungs Revolutionstheorie aufgezeigt werden. Die unterschiedliche Motivation zur Zusammenarbeit der beiden Parteien ist deutlich zu machen. Der Einsatz russischer Experten in Partei, Regierung, Heer, die Reorganisaton der KMT nach dem Muster der russischen Kommunistischen Partei bot die Möglichkeit, die KPCh zu verbreiten, die chinesische Revolution unter kommunistische Führung zu bringen und durch sie einen Teil der Weltrevolution zu vollenden. b) Tschiang Kai-schek Die Bedeutung Tschiang Kai-scheks für die national-revolutionäre Zielsetzung der KMT ist vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der KPCh in den Jahren nach dem Tode Sun Yat-sens zu erarbeiten.

Tschiang Kai-schek, durch seine Herkunft dem bürgerlichen Lebenskreis, dessen Denken und Interessen verbunden, verlegt sein Aktionsfeld in den Bereich der Parteileitung und Heeresführung Sein Beitrag zur Revolution besteht nicht in der Schöpfung revolutionärer Ideen, sondern in der Ausführung der revolutionären Lehre und des Reformprogramms Sun Yat-sens. Schon 1924 spricht er sich in einem Brief an Liao Tschung-kai entschieden gegen die KPCh aus:

„Gestatte mir, noch ein Wort über die russische Partei (KPdSU) zu sagen. Hier müssen wir streng zwischen Ideologie und Tatsachen unterscheiden. Wir dürfen unsere Augen gewissen Tatsachen gegenüber nicht verschließen, nur deshalb, weil ihre Ideen so glaubhaft klingen. . . . Die in Rußland befindlichen Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas hegen für Dr. Sun Yat-sen keinerlei Achtung, sondern nur Verdacht und Geringschätzung. Das Ziel der russischen Partei ist, die Kommunistische Partei Chinas zur herrschenden Partei in China zu machen. ... Der sogenannte Internationalismus und die Weltrevolution der Russen sind nichts anderes als der zaristische Imperialismus. Nur ist der Name geändert worden, um andere irrezuführen . . ."

Darzustellen ist Tschiang Kai-scheks Erfolg, die Schanghaier Kommune der KPCh 1927 zu vernichten, die Führungsrolle der Kuomintang wiederherzustellen, in Nanking eine national-revolutionäre Regierung zu errichten und der Zusammenarbeit mit der KPCh ein Ende zu setzen. In der Begründung für das Ende der Zusammenarbeit mit der KPCh schreibt er 1927:

„... Während wir für den großen Zusammenschluß der Bauern, Arbeiter, Kaufleute, Studenten und Soldaten oder, mit anderen Worten, für die Zusammenarbeit aller Klassen der Bevölkerung eintreten, agitieren die Kom20 munisten für die Diktatur des Proletariats, die unter den gegenwärtigen Umständen nichts anderes bedeuten kann als eine Art Mob-Herrschaft.

. . . Diejenigen unserer Anhänger, die bisher mit den Kommunisten eng zusammengearbeitet haben und sich von ihnen führen ließen, wurden seitens der Kommunistischen Partei Chinas als loyale Revolutionäre betrachtet, während man die anderen als altmodisch und unfähig darstellte. Dadurch, daß die Kommunisten im Zentralen Exekutivkomitee der Partei und in ihren unteren Organisationen die Oberhand gewinnen konnten, haben sie mit der finanziellen Unterstützung einer ausländischen Großmacht sowie unter der Leitung erfahrener ausländischer Berater überall unsere Partei zurückgedrängt und ihre Mitglieder entmachten können. Die Kommunisten fürchten nämlich die Macht der reaktionären Provinzgenerale viel weniger als die Kuomintang; sie gilt ihnen deshalb als Hauptgegner, weil sie ein neues China aufbauen und den Wohlstand des chinesischen Volkes geben will.“

Die Begründung Tschiang Kai-scheks macht deutlich, daß dieser Bruch unumgänglich war: die unterschiedliche Zielsetzung und Methode der KMT — die nationale Revolution auf der Grundlage der „Drei Grundlehren" Sun Yatsens — und der KPCh — die proletarische Revolution unter Anwendung von Gewalt mit dem Ziel der Diktatur des Proletariats — waren grundsätzlich nicht miteinander vereinbar.

Ohne im einzelnen die Phasen des Bürgerkrieges zwischen der KMT und der KPCh zu verfolgen, sollten dessen Beendigung (1937) und die Bildung der antijapanischen Einheitsfront, die bis zum Jahre 1945 bestand, behandelt werden.

An ausgewählten Quellen läßt sich die Situation Chinas zwischen 1945 und 1949 darstellen.

Die Auseinandersetzung zwischen der Kuomintang und der KPCh brach unmittelbar nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erneut offen aus.

Am 15. Dezember 1945 erklärte Präsident Truman:

„Die Vereinigten Staaten und die anderen Vereinten Nationen anerkennen die gegenwärtige Nationalregierung der Republik China als die einzige rechtmäßige Regierung in China....

In der Fortsetzung der ständigen und engen Zusammenarbeit mit der Nationalregierung der Republik während des Krieges, im Einklang mit der Potsdamer Erklärung und in dem Wunsch, einen eventuell in China verbliebenen japanischen Einfluß zu beseitigen, haben und werden die Vereinigten Staaten die Nationalregierung unterstützen, um die Abrüstung und den Abzug japanischer Truppen in den befreiten Gebieten zu erreichen."

Während der sich steigernden Auseinandersetzungen unterstützte die UdSSR die KPCh, während die USA die Hilferufe der Regierung überhörten.

1947 rief Tschiang Kai-schek die Nation zum totalen Krieg gegen die Kommunisten auf. Er kennzeichnete die Situation 1948:

„Die jetztige Militärkampagne ist ein Krieg zwischen der Demokratie und dem Totalitarismus, zwischen Kräften der Einheit und der Spaltung, zwischen Patrioten und Verrätern, zwischen freiheitsliebenden Menschen und Unterdrückern, zwischen denen, die auch weiterhin China als unabhängige Nation zu sehen wünschen, und solchen, die China unterjochen wollen."

Die militärischen Erfolge der KPCh zwangen Tschiang Kai-schek, Mao Tse-tung ein Friedensangebot vorzulegen, das jedoch am 14. Januar 1949 abgelehnt wurde. Tschiang Kaischek trat als Präsident zurück. Weitere Verhandlungen der Nanking-Regierung führten ebensowenig zum Erfolg. Am 9. Dezember 1949 mußte sich die Regierung nach Taiwan zurückziehen.

c) Mao Tse-tung Mao Tse-tung dessen politische Theorie innerhalb der Unterrichtsreihe unter verschiedenen Aspekten behandelt wird, soll hier in Abhebung zu Sun Yat-sen, in der Auseinandersetzung mit der Einflußnahme des russischen Kommunismus unter Stalin und im Kampf mit Tschiang Kai-schek um die Durchführung der chinesischen Agrarrevolution dargestellt werden.

Textstellen aus seinen Abhandlungen „über die neue Demokratie" und „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas" führen in die Problemstellung ein. In diesen Kernquellen der Reihe nennt Mao Tse-tung Voraussetzungen, Möglichkeiten und Verfahrensweise der chinesischen Revolution. Zwei Gesichtspunkte sind bedeutsam:

1. Die Entschlossenheit, den nationalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und die Revolution entgegen der Konzeption Lenins und Stalins auf Grund des weitgehend fehlenden Arbeiterproletariats mit den Bauern durchzuführen; 2. die zur Durchführung der chinesischen Revolution angewandte Strategie.

Mao Tse-tung hat seine Forderungen klar ausgesprochen: „Bei Anwendung des Marxismus in China müssen die chinesischen Kommunisten in gleicher Weise die allgemeinen Wahrheiten des Marxismus restlos und geschickt mit der konkreten Parxis der chinesischen Revolution verbinden, mit anderen Worten, sie mit den nationalen Besonderheiten Chinas verbinden, sie in eine bestimmte nationale Form kleiden, und nur dann wird unsere Arbeit Nutzen bringen. Nie und nimmer darf der Marxismus subjektivistisch, schematisch angewendet werden."

Die Diskrepanz zwischen Mao Tse-tungs und der leninistisch-stalinistischen Konzeption von der Durchführung der Revolution in China läßt sich nicht an ihren theoretischen, sondern in den auf die Praxis gerichteten Abhandlungen aufzeigen. Greifbar wird der Unterschied in Mao Tse-tungs „Bericht über eine Untersuchung der Bauernbewegung in der Provinz Hunan" vom März 1927.

Ohne sich theoretisch mit der leninistisch-stalinistischen These auseinanderzusetzen, nach der das städtische Proletariat die Führungsrolle der chinesischen Revolution übernehmen müßte, berichtet er unter der Kapitelüberschrift „Revolutionäre Avantgarde" von der führenden Stellung der Bauern.

Die unterschiedlichen Konzeptionen lassen sich verdeutlichen durch die Konfrontation mit Stalins Rede vom 30. November 1926 vor der chinesischen Kommission des 7. erweiterten Plenums des Exekutivkomitees „Uber die chinesische bürgerlich-demokratische Revolution und die Bauernfrage: Das Proletariat und die Vorherrschaft des Proletariats in China" „Der fünfte Punkt meiner Ausführungen betrifft das chinesische Proletariat. Mir scheint, daß in den Thesen nicht genügend Nachdruck auf die Rolle und Bedeutung der chinesischen Arbeiterklasse gelegt wurde. Ich bin der Meinung, daß sich die chinesischen Kommunisten dem Proletariat zuwenden sollten und die Werktätigen im Rahmen der Freiheitsbewegung in China auf die Revolution ausrichten sollten. Nur dann wird das Problem in der rechten Weise angegangen. . . .

Es würde ein großer Fehler sein, wenn die chinesischen Kommunisten die Vorteile der gegenwärtigen günstigen Lage nicht ausnutzten, dazu zu verhelfen, die materielle Lage und die gesetzliche Situation zu verbessern, sogar durch Streiks. . . .

Der mittelalterliche Mißbrauch muß abgeschafft werden, so daß der Sinn für Macht und eigene Würde im chinesischen Proletariat gestärkt wird, so daß es zur Führung in der Revolution befähigt wird. Solange das nicht erreicht wird, kann an einen Sieg der Revolution in China nicht gedacht werden. Aus diesem Grunde muß den wirtschaftlichen und rechtlichen Forderungen der Arbeiterklasse in China, die auf eine Verbesserung der Lage gerichtet sind, der gebührende Platz in den Thesen zugestanden werden."

Im Gegensatz zu dieser Forderung berichtet Mao Tse-tung über die Bauernbewegung in der Provinz Hunan

„Die Hauptkraft in dem erbitterten und hartnäckigen Kampf, der im Dorf geführt wird, sind nach wie vor die armen Bauern. Sowohl in der illegalen Periode als auch in der Periode der offenen Tätigkeit führten sie einen aktiven Kampf. Sie folgten der Partei williger als alle anderen. . . .

Die gewaltige Masse der armen Bauern, die 70 Prozent der Dorfbevölkerung ausmacht, ist der Grundstock der Bauernvereinigungen, die Avantgarde im Kampf für den Sturz der feudalen Kräfte und ruhmreicher Pionier der großen revolutionären Sache, die lange Jahre hindurch unvollendet geblieben ist. Ohne die armen Bauern (...) hätte die Revolution im Dorf niemals den gegenwärtigen Schwung annehmen können; ohne sie wäre es unmöglich, die Tuhau und Ljäschön zu stürzen und die demokratische Revolution zu vollenden. Als das revolutionärste Element hat die Dorfarmut in den Bauernvereinigungen die führende Stellung eingenommen.

Eine solche führende Rolle der Dorfarmut in den Bauernvereinigungen ist absolut notwendig. Ohne die Dorfarmut hätte es auch keine Revolution gegeben. Die Dorfarmen nicht anerkennen, hieße die Revolution nicht anerken28) nen; gegen die Dorfarmut vorzugehen, hieße gegen die Revolution Vorgehen."

Zu erarbeiten ist der langsame Aufstieg Mao Tse-tungs innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört, seine über Jahre reichende Auseinandersetzung mit Stalin, die Bedeutung des Langen Marsches und schließlich seine Emanzipation im Jahre 1938

Mao Tse-tungs Taktik und Strategie, der er den inneren Sieg verdankt, läßt sich in der im November 1939 vor dem Zentralkomitee gehaltenen Rede erfassen:

„Die Aufgabe der Kommunistischen Partei besteht hier (in China) im wesentlichen nicht darin, über einen langen legalen Kampf zu Aufstand und Krieg zu kommen, und auch nicht darin, zunächst die Städte und dann die Dörfer zu besetzen. Sie muß anders vorgehen. .. . In China ist die Hauptform des Kampfes der Krieg und die Hauptform der Organisation — die Armee. .. .

Jeder Kommunist muß sich die Wahrheit einprägen, daß , das Gewehr die Macht gebiert'..."

Mao Tse-tungs Vorstellung von der Durchführung der chinesischen Revolution hat er in seinen Ausführungen „über die neue Demokratie" niedergelegt:

„Es ist klar, daß sich die chinesische Revolution -— da die heutige chinesische Gesellschaft ihrem Charakter nach eine koloniale und halbfeudale ist — in zwei Phasen teilen muß. Die erste Phase ist die Umwandlung der kolonialen und halbfeudalen Gesellschaft in eine unabhängige, eine demokratische Gesellschaft; die zweite Phase ist die weitere Entwicklung der Revolution, der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft."

In dieser Abhandlung beantwortet Mao Tsetung auch die Frage nach dem Unterschied zur politischen Theorie Sun Yat-sens. Er setzt dem „Minimalprogramm" der „Drei Grundlehren vom Volk" das kommunistische „Maximalprogramm" entgegen, das über Sun Yatsens Konzept hinausgehend die Errichtung der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaftsordnung anstrebt

Deutlich werden sollte die Eigenart des chinesischen Kommunismus:

1. Das Selbstverständnis des chinesischen Kommunismus als Bewegung eines Kolonial-

Volkes im Unterschied zur russischen Revolution als Bewegung eines Industriestaates. Der Anspruch, Modell-Land für die übrigen Kolonialländer zu sein S

2. Die besondere Bedeutung des militärischen Kampfes für die Verwirklichung des chinesischen Kommunismus

3. Die starke Betonung der Abhängigkeit des Sieges der Revolution vom Bewußtsein der Revolutionäre

4. Der langwierige Prozeß der chinesischen Revolution

Zu beantworten ist die Frage nach den Gründen für das Scheitern der Revolution Sun Yatsens und Tschiang Kai-scheks, die zum Teil zugleich den Erfolg Mao Tse-tungs erklären. Diese sind in der innen-und außenpolitischen Situation Chinas zu finden: die fehlende staatliche Herrschaftsordnung der Kuomintang nach der Zersplitterung der politischen Zentral-macht durch die Militärs (War Lords) in Regionalherrschaften, die fehlenden Voraussetzungen für einen raschen Demokratisierungsprozeß die eine Durchführung der als notwendig erkannten Landreformpläne hemmende soziologische Struktur der Kuomintang, die mangelnde Bereitschaft der westlichen Großmächte, wirtschaftliche und technische Hilfe zu leisten,. die Belastung durch die zum Teil gleichzeitige Auseinandersetzung mit den Regionalherrschaften, mit der KPCh, mit der japanischen Aggression.

Klar werden muß, daß Mao Tse-tung das entscheidende Problem der Zentralisierung der politischen Macht löste und die Agrarrevolution mit Hilfe der kommunistischen Ideologie durchführte.

3. China auf dem Wege zum Sozialismus

Revolutionstheorie und Revolutionskampf der KPCh sind auf die politische Machtergreifung und die Umwandlung der politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Ordnung gerichtet. Das angestrebte Ziel, der Umbruch der chinesischen Gesellschaftsordnung, ist in der Präambel der am 20. September 1954 vom ersten Nationalen Volkskongreß angenommenen Verfassung der Volksrepublik China, die das seit dem 27. September 1949 geltende Grundgesetz ablöste, formuliert. Sie erweist sich als mögliche Leitquelle des hier zu erarbeitenden Sachbereiches:

„Nach einem über hundertjährigen heldenhaften Kampf hat das chinesische Volk im Jahre 1949 unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas den glorreichen Sieg seiner Revolution gegen den Imperialismus, den Feudalismus und das bürokratische Kapital davongetragen. Es hat damit einer langen geschichtlichen Periode der Unterdrückung und Versklavung ein Ende bereitet und die Volksrepublik China, die demokratische Diktatur des Volkes, geschaffen. Die Volksdemokratie der Volksrepublik China, d. h. die neue Demokratie, gewährleistet unserem Lande die Möglichkeit, auf friedlichem Wege Ausbeutung und Elend abzuschaffen und eine blühende und glückliche sozialistische Gesellschaft aufzubauen.

Zwischen der Gründung der Volksrepublik China und der Errichtung der sozialistischen Gesellschaft liegt eine Übergangsperiode, in welcher die Hauptaufgaben des Staates die stufenweise sozialistische Industrialisierung des Landes, die stufenweise Vollendung der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft, des Handwerks sowie der kapitalistischen Industrie und des kapitalistischen Handels sind....

In dem großen Kampf um die Schaffung der Volksrepublik China hat das Volk unseres Landes aus den demokratischen Klassen, den demokratischen Parteien und Gruppen und den Volksorganisationen eine breite volksdemokratische Einheitsfront gebildet, an deren Spitze die Kommunistische Partei Chinas steht. Diese volksdemokratische Einheitsfront unseres Landes wird auch in Zukunft ihren Beitrag zur Mobilisierung und zum Zusammenschluß des Volkes für die Erfüllung der grundlegenden Aufgaben des Staates in der Übergangsperiode und für den Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde leisten."

Die Präambel beschreibt das Erreichte, bestimmt die Aufgaben und das für die Zukunft gesetzte Ziel. Das hier angeführte Kernstück lenkt die Auswertung:

1. auf das Wesen des neuen Staates, 2. auf den Ubergangscharakter des neuen Staates. a) Das staatliche System Die Auseinandersetzung mit dem staatlichen System der Volksrepublik China (VRCh) verweist erneut auf Mao Tse-tungs Abhandlung „über die neue Demokratie“. Es stellt sich zu Anfang die Frage: Was ist die neue Demokratie?

Aufgrund der politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Struktur der halbkolonialen, nicht industrialisierten Länder, wie China, ist dort die Entwicklung noch nicht reif für die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Daher müssen sich in China die Klassen der Arbeiter, Bauern, Klein-Bourgeoisie und nationalen Bourgeoisie unter der Führung der KPCh gegen den noch bestehenden Einfluß der „Kapitalisten" und „Imperialisten“ zur Volksdemokratischen Einheitsfront zusammenschließen. Gerade die Mobilisierung und der Appell an die Verantwortlichkeit aller revolutionären Kräfte des Volkes, einschließlich der KPCh, macht den durch die chinesische Revolution geschaffenen neuen Staatstyp der Ubergangsphase der neuen Demokratie aus

Die besondere Stellung und Rolle der KPCh im Verhältnis zu den nichtkommunistischen Parteien wird in der Verfassung nicht greifbar, da alle Parteien unter dem Sammelbegriff „demokratische Parteien" zusammengefaßt sind und die KPCh in der Präambel der Verfassung nur einmal genannt ist, ohne daß ihre besondere Aufgabe — im Unterschied zur Formulierung der Zielsetzung der KPdSU in der Verfassung der UdSSR — fixiert ist. Herauszuarbeiten ist daher das „innere" und „äußere" Staatsrecht der VRCh der faktische Einfluß der KPCh, des Parteirechts auf das Staatsverfassungsrecht. Dabei soll sichtbar werden, daß die KPCh auf alle Bereiche des staatlichen, wirtschaftlichen, kulturellen Lebens, auf alle Organisationen ebenso stark einwirkt wie die KPdSU, der diese Aufgabe in der Verfassung ausdrücklich gestellt ist. Aufschlußreich ist der von Liu Schao-tschi am 15. September 1954 gegebene Kommentar zum Entwurf der Verfassung der VRCh „Die Kommunistische Partei Chinas bildet den Kern der Führung unseres Landes; diese Stellung, die die Partei einnimmt, kann niemals ein Parteimitglied berechtigen, besondere Vorrechte im Staatsleben zu beanspruchen. Sie kann höchstens dazu führen, größere Verantwortung zu übernehmen. Die Mitglieder der KPCh müssen selbst beispielhaft sein in der Einhaltung der Verfassung und aller anderen Gesetze. Alle Mitglieder der KPCh sollten in enger Fühlungnahme zu den Massen stehen und sich in enger Zusammenarbeit mit allen demokratischen Parteien, Gruppen und Volks-bewegungen außerhalb der Partei um die Erfüllung der Verfassung bemühen."

Die Verfassung zeigt — vor allem gegenüber späteren Verlautbarungen — die bewußte Zurückhaltung der KPCh, ihre Sonderstellung zu diesem Zeitpunkt hervorzuheben oder gar zu bekräftigen. Von dieser Taktik zeugt auch der Kommentar. Wenngleich Liu Schao-tschi dort die KPCh wiederholt als weisungsgebendes Organ der Arbeiterschaft charakterisiert, vermeidet er es, ihre tatsächliche Führungsposition einzugestehen. Erst in der oben zitierten abschließenden Zusammenfassung geht er auf die besondere Rolle der Partei in der neuen Demokratie ein.

Statt dessen betonen Präambel und Kommentar den Sieg der Volksrevolution als Grundlage der Volksdemokratie. Das schlägt sich auch in Artikel 1 der Verfassung nieder, in dem die Arbeiterklasse — gemeint ist die KPCh — nur als ein führendes Element der Volksdemokratischen Einheitsfront in Erscheinung tritt Das offizielle Argument gegen den Einwand, die Aufgabe der KPCh müsse in der Präambel stärker zum Ausdruck kommen, lautet ebenfalls, die Verfassung sei das Ergebnis der siegreichen Volksrevolution, nicht der Sieg einer Partei

Der Einfluß der KPCh auf die Organe des Staates läßt sich aufzeigen an der Bündelung höchster Staats-und Parteipositionen in der Hand weniger Funktionäre Der Aufbau der Regierung und die Organisation des Parteiapparates können aus dem Verfassungstext bzw.den Parteistatuten erarbeitet werden b) Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung Die für das Verständnis der Innenpolitik not-wenige Differenzierung zwischen Zielsetzung und Weg sollte als Leitgedanke über der Behandlung dieses Sachbereiches stehen.

Ziel der KPCh ist die Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Die Staats-und Gesellschaftsform der neuen Demokratie ist nur Durchgangsphase, in der der stufenweise Abbau der noch vorhandenen kapitalistischen Elemente vollzogen wird.

Die Phase des sozialistischen Aufbaus hat 1949 mit dem Sieg der KPCh begonnen. Liu Schao-tschi nennt 1954 in seinem Kommentar als erste Errungenschaften der neuen Demokratie und als den Beginn des Sozialismus: 1. Die erreichte Unabhängigkeit nach innen und außen.

2. Die Überwindung des Feudalismus.

3. Den Aufbau einer politischen Zentral-gewalt.

4. Den erfolgreichen Demokratisierungsprozeß.

5. Den Wiederaufbau der nationalen Wirtschaft, den Beginn des sozialistischen Aufbaus, die sozialistische Umgestalung der Wirtschaft und die Planwirtschaft Es macht das Wesen der neuen Demokratie aus, daß nach erreichter äußerer und innerer Unabhängigkeit und der Begründung einer wirksamen politischen Herrschaft die eigentliche sozialistische Umgestaltung im Bereich der Gesellschaft und Wirtschaft beginnen kann.

Parallel zur sozialistischen Umgestaltung der Wirtschaft und in wechselseitiger Abhängigkeit vollzieht sich der gesellschaftliche Umbruch. Der mit Bestimmtheit eintretende stufenweise Aufbau des Sozialismus wird nicht als kontinuierlich ungestörter Prozeß verstanden. Liu Schao-tschi läßt über die bevorstehenden Schwierigkeiten keinen Zweifel:

„Die Verfassung setzt fest, daß unser Land in eine sozialistische Gesellschaft umgewandelt werden soll. Das besagt nicht, daß die sozialistische Gesellschaft uns fertig in den Schoß fällt oder daß wir mit verschränkten Armen auf sie warten könnten.

Ein langer Weg liegt vor uns, ein Weg voller Schwierigkeiten und Probleme. Es wird sicherlich nicht alles leicht gehen. Die Bedeutung der Verfassung ist groß und noch größer ist die Aufgabe, die sie uns stellt. Nur durch harten Kampf, ausdauernde Arbeit und beständiges gewissenhaftes Bemühen, die verschiedenartigen Schwierigkeiten auf unserem Weg zu überwinden, werden wir fähig sein, unser Ziel zu erreichen."

Die genannte Aufgabe ist zu konkretisieren. Schon Mao Tse-tung hat in seinen Ausführungen über „Die Ökonomik der neuen Demokratie" den Weg vorgezeichnet. In der Präambel der Verfassung der VRCh von 1954 werden folgende Stufen angeführt: Sozialisierung der Landwirtschaft, des Handwerks, der Industrie, des Handels und sozialistische Industrialisierung In diesem Zusammenhang können die Artikel vier und fünf der Verfassung und die Kommentierung hinzugezogen werden

Der fortschreitende Sozialisierungsprozeß läßt sich anhand des vorliegenden statistischen Materials erfassen Für den Bereich der Landwirtschaft ergibt sich nach vorhergehender Enteignung der „feudalen Grundbesitzer-klasse" seit 1950 und nach der Schaffung halb-sozialistischer Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) seit 1953 folgendes Bild: Im Zuge der totalen Kollektivierung waren in vollsozialistischen LPG 1955 4 Prozent der Bauernhaushalte erfaßt, Mai 1956: 61, 7 Prozent, Nov. 1956: 83 Prozent, 1957: 93, 3 Prozent

Am Beispiel der durchgeführten Kollektivierung der Landwirtschaft läßt sich verdeutlichen, in welch kurzer Zeit Mao Tse-tung die von Sun Yat-sen und Tschiang Kai-schek in gleicher Weise als Hauptproblem erkannte Agrarreform löst.

Als Höhepunkt der Agrarrevolution ist das Experiment der Volkskommune anzuführen, das in der zweiten Hälfte des Jahres 1958 99 Prozent aller landwirtschaftlichen Bauern-haushalte erfaßt hatte.

Ausmaß und Ziel dieses Versuchs, der über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus auch alle anderen Wirtschaftszweige und Lebensbereiche einbezog, werden durch den Vergleich zweier Aussagen zur Frage des Eintritts der Chinesischen Volksrepublik in die Phase des Kommunismus deutlich. Liu Schao-tschi sagte 1954 in seinem Kommentar zur Verfassung: „Wir haben eine Verfassung für eine Übergangsperiode und diese muß sich daher unterscheiden von einer Verfassung für eine Zeit, in der die sozialistische Gesellschaft bereits errichtet worden ist.

Einerseits haben wir die sozialistische Gesellschaft noch nicht errichtet, andererseits ist es eine greifbare Wirklichkeit, daß sich der Sozialismus in unserem Lande bereits im Aufbau befindet und daß er täglich voranschreitet. ... Daher wäre es falsch, die Tatsache des Aufbaus des Sozialismus in der Präambel nicht zu erwähnen, nur weil der Sozialismus noch nicht aufgebaut ist. Doch ist es nicht notwendig, in die Präambel beides einzubeziehen, die Tatsache des Aufbaus des Sozialismus und die Vorausschau auf das Geschehen nach der Errichtung des Sozialismus, d. h. das Bemühen um den Kommunismus." Vier Jahre später heißt es im ersten Beschluß des ZK der KPCh vom 29. August 1958 über die Bildung der Volkskommunen auf dem Lande: „Sie (die Volkskommunen) werden sich zur gesellschaftlichen Grundeinheit der künftigen kommunistischen Gesellschaft entwickeln. Unsere Aufgabe im gegenwärtigen Stadium ist der Aufbau des Sozialismus. Die Gründung der Volkskommunen soll in erster Linie das Tempo des sozialistischen Aufbaus beschleunigen. . . . Die Verwirklichung des Kommunismus in China scheint keine Frage der fernen Zukunft mehr zu sein. Wir sollten die Form der Volkskommune aktiv dazu benutzen, einen konkreten Weg für den Übergang zum Kommunismus zu erproben

Zum Verständnis dieses raschen Wechsels in der Beurteilung der erreichten Sozialisierungsphase ist es notwendig zu fragen, welche wirtschaftliche Entwicklung zwischen den Jahren 1949 und 1958 und insbesondere zwischen den Jahren 1954 und 1958 liegt, in denen die angeführten Aussagen Liu Schao-tschis und des ZK der KPCh gemacht wurden.

Im Zusammenhang mit der Beantwortung dieser Frage sollte die als „Drei Rote Banner" proklamierte neue Generallinie der KPCh vom 28. August 1958 interpretiert werden:

1. Generallinie des sozialistischen Aufbaus. 2. Großer Sprung nach vorn.

3. Volkskommune.

Die Wirtschaftsplanung der VRCh kann am Beispiel des Ersten Fünfjahrplans (1953 bis 1957) entwickelt werden: das Zustandekommen eines Planes vom Vorschlag bis zur Zustimmung durch die Organe der KPCh, die Unterscheidung zwischen kurzfristiger und langfristiger Planung, das Revidieren der Planziele, die Umgestaltung der Gesellschaftsordnung als wichtigstes Planziel, der bevorzugte Aufbau der Schwerindustrie in der Kampfhaltung gegen die kapitalistische Welt

Die Auswertung des statistischen Materials über den Produktionsanstieg in den Jahren 1953— 1957 und des von Li Fu-tschun am 5. und 6. Juli 1955 vorgetragenen Berichtes über den Ersten Fünfjahrplan in dem die Hilfe der UdSSR betont wird ), können es verständlich machen, daß schon im September 1956 von Tschou En-lai die Hauptziele des Zweiten Fünfjahrplanes vorgetragen werden: „ Der Aufbau der Industrie mit der Schwerindustrie als ihrem Kem soll fortgesetzt werden, der technische Wiederaufbau der nationalen Wirtschaft vorangetrieben und eine solide Grundlage für die sozialistische Industrialisierung geschaffen werden.

2. Die sozialistische Umformung ist durchzuzuführen und das System des Kollektivbesitzes soll gefestigt und ausgebreitet werden; in gleicher Weise das System des Volkseigentums.

3. Vorangetrieben werden soll das Wachstum der Industrieproduktion, der Landwirtschaft, des Handwerks, und in diesem Zusammenhang soll das Transport-und Handelswesen entwickelt und die sozialistische Umformung durchgeführt werden.

4. Es sollen größte Anstrengungen unternommen werden, Personal zur Aufbauarbeit auszubilden, und die wissenschaftliche Forschung soll verstärkt werden, um der Notwendigkeit der Entwicklung sozialistischer Wirtschaft und Kultur gerecht zu werden. 5. Das nationale Verteidigungssystem muß verstärkt werden und der materielle und kulturelle Lebensstandard des Volkes soll auf der Grundlage der gewachsenen industriellen und landwirtschaftlichen Produktion gehoben werden."

Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Aufstiegs muß der Beschluß des ZK der KPCh über die Errichtung der Volkskommunen gesehen werden. Er macht die Zielsetzung des Experimentes bewußt. Das Ausmaß des Unternehmens ist im 1. Artikel des Statuts der Volkskommunen (in der ursprünglichen Fassung) umrissen:

„Die Volkskommune ist die Grundeinheit der Gesellschaft, in der sich die Werktätigen auf Grund freier Willensentscheidung und unter Führung der Kommunistischen Partei und der Volksregierung zusammenschließen. Ihre Aufgabe besteht in der Leitung der gesamten industriellen und landwirtschaftlichen Produktion, des Handels, des Kultur-und Erziehungswesens und der Politik."

Durch die Analyse einzelner Artikel können exemplarisch die Elemente totaler Herrschaft gewonnen werden, deren Ziel die geplante totale Erfassung des ganzen Menschen ist.

Den Grundsatzerklärungen der Statute sollten die Schwierigkeiten in der Praxis gegenübergestellt werden, die sich aus der radikalen Kollektivierung, aus Organisationsfehlern, Naturkatastrophen und deren Folgen, dem Rückgang der landwirtschaftlichen und industriellen Produktionserträge und Hungersnot ergeben. Mit diesen Schwierigkeiten ist zugleich die Krisensituation der Volkskommune und ihr Scheitern in den Jahre 1959— 1962 benannt

Das Scheitern des Experiments wird erkennbar in der Umbesetzung wichtiger Parteipositionen, dem Rücktritt Mao Tse-tungs als Staats-präsident der VRCh, der stärkeren Einflußnahme des gemäßigten Flügels der Partei unter Tschou En-lai

Trotz ideologischer Verteidigung und Unterstützung der Volkskommune erweist sich das Schlußkommunique der Volkskongreß-Sitzung vom 27. März bis 16. April 1962 als eindeutiges Dokument für den Abbau des radikalen Kurses c) Der kulturelle Aufbau Mao Tse-tung hat in seiner Abhandlung „Uber die neue Demokratie" auch die Kultur dieser Phase dargestellt und ihre Gegner genannt. Von dieser Kernquelle ist daher auszugehen. Als Arbeitsgrundlage müssen die von ihm aufgezeigten Elemente deutlich werden.

Mao Tse-tung kennzeichnet die Kultur der neuen Demokratie als national, wissenschaftlich, den Massen zugänglich, zugleich als antiimperialistisch und antifeudal Diese Kultur macht neben der „neudemokratischen Politik" und „Ökonomik" einen wesentlichen Bestandteil der neuen Demokratie aus.

Als Gegner werden gebrandmarkt: die Anhänger des traditionellen Konfuzianismus und die vom „Imperialismus" beeinflußten Intellektuellen. „Jede gegebene Kultur ist die Widerspiegelung der Politik und der Ökonomik einer gegebenen Gesellschaft in der Ideologie. In China gibt es eine imperialistische Kultur, die die politische und die wirtschaftliche Herrschaft oder Halbherrschaft des Imperialismus in China widerspiegelt. Diese Kultur wird nicht nur durch die . kulturellen'Einrichtungen popularisiert, die in China unmittelbar von den Imperialisten selbst geschaffen werden, sondern auch durch einige Chinesen, die jegliches Gewissen verloren haben. . . .

Daneben gibt es in China eine halbfeudale Kultur, die die halbfeudale Politik und die halbfeudale Ökonomik widerspiegelt. Vertreter dieser Kultur sind alle jene, die für die Verehrung des Konfuzius, für das Studium der kanonischen Bücher sind, die die alte Ethik und die alten Ideen predigen und gegen die neue Kultur und die neuen Ideen auftreten. ... Der Kampf zwischen der neuen und der alten Kultur ist ein Kampf auf Leben und Tod." Mao Tse-tungs ambivalente Stellung zur chinesischen Tradition und Kultur ist schon im ersten Teil dieses Entwurfs angeführt worden. Die Auseinandersetzung mit dem zweiten genannten Gegner, den Intellektuellen, soll an Ereignissen der „Hundert-Blumen-Kampagne" (1957) und der „Kulturrevolution" (1966) aufgezeigt werden.

Die am 14. Januar 1956 von Tschou En-lai vor dem ZK der KPCh gehaltene Rede „Zur Frage der Intellektuellen" und die Aufforderung Lu Ting-yis, Leiter der Propaganda-Abt.des ZK, vom 26. Mai 1956, „Laßt hundert Blumen blühen, laßt hundert Schulen miteinander wetteifern" können als Ausgangspunkt gewählt werden.

„Wenn wir wünschen, daß Kunst, Literatur und Wissenschaft blühen, müssen wir die Politik betreiben Laßt hundert Blumen blühen! Laßt hundert Schulen mit ihren Gedanken untereinander wetteifern!'

Literatur, Kunst und Wissenschaft können niemals voll zur Blüte kommen, wenn nur eine einzige, wenngleich noch so schöne Blume blüht.

Laßt hundert Blumen blühen! Laßt hundert Schulen miteinander weitteifern! ’ bedeutet, daß wir eintreten für die Freiheit des unabhängigen Denkens, des Diskutierens, der Arbeit; für die Freiheit der Kritik, der Meinungsäußerung, der Behauptung und Bewahrung der Meinung in Fragen der Kunst, Literatur oder wissenschaftlichen Forschung . . .

Wir .. . sind dafür, daß es demokratische Freiheiten unter dem Volke gibt, aber keine Freiheit den Konterrevolutionären geboten wird; für diese gibt es nur die Diktatur. Das ist die Frage einer politischen Demarkationslinie. Eine eindeutige politische Linie muß zwischen Freund und Feind gezogen werden."

Die Auswertung dieser Stelle sollte darauf eingehen, daß die Rede keinen Maßstab dafür gibt, ob die Meinungsäußerung der demokratischen Freiheit entspricht oder als konterrevolutionäre Kritik verurteilt wird, daß erst Mao Tse-tungs Rede „Uber die richtige Lösung von Widersprüchen" (27. Februar 1957), in derer im Tenor die Ausführungen Lu Ting-yis aufgreift, sechs Beurteilungskriterien dessen anführt, was „in unseren Worten und Taten richtig und falsch ist" und dieser Inhalt der Öffentlichkeit erst später bekanntgegeben wird.

Ein Beispiel kann die Kritik der Intellektuellen, aber auch die Methode der KPCh, das Bewußtsein der als „reaktionäre Klassen-feinde" entlarvten Kritiker umzuerziehen, veranschaulichen. Die Kritik des Chefredakteurs der Zeitung „Kuang Ming Jih Pao", Tschu An-ping, enthält den von vielen Intellektuellen vertretenen Standpunkt. Er schreibt am 1. Juni 1957:

w:. Nach der Befreiung unterstützten die Intellektuellen die Partei gern und nahmen ihre Führerschaft an. Doch in den vergangenen fünf Jahren war das Verhältnis zwischen der Partei und der Menge nicht gut und wurde zu einem Problem unseres politischen Lebens, das dringend wieder in Ordnung gebracht werden muß. Wo liegt die eigentliche Schwierigkeit?

Nach meiner Meinung liegt sie in der Einstellung . alles gehört der Partei'. Ich meine, eine Partei, die eine Nation führt, ist etwas anderes als eine Partei, die eine Nation beherrscht. .. . Aber ist es nicht etwas zu reichlich, daß im Staat in jeder großen oder kleinen Position ... ein Parteigenosse als Leiter sitzen muß, oder daß nichts getan werden kann, ohne die Erlaubnis eines Parteifunktionärs."

Schon am 15. Juli 1957 widerruft Tschu An-ping seine Aussage, gesteht große Fehler gegen den Sozialismus und die Partei ein und bittet um Verzeihung und Bestrafung

„Ich verfiel schwerwiegenden antiparteilichen und antisozialistischen Irrtümern. ...

Meine Kritik ist absolut falsch: so stimmt schon meine Auffassung, daß die Partei heute alles beherrscht, mit den Tatsachen keineswegs überein. Nach der Befreiung wurde das Volk unter der Führung der Partei selbst zum Beherrscher. Die Welt von heute ist die Welt des Volkes mit einer überall sich ausbreitenden Macht. Die Partei führt, erzieht das Volk und vereinigt sich mit ihm in einer aufrechten, gerechten und selbstlosen Haltung. . . . Darüber hinaus bestätigt unsere Verfassung die führende Rolle der Partei im politischen Leben des Staates."

Am 4. August 1957 erscheint in der Zeitung „Kuang Ming Jih Pao" ein Artikel, in dem das Verhalten Tschu An-pings scharf zurückgewiesen wird unter dem Thema „Die Herrschaft der Partei — Anmerkung zu Tschu An-pings verkehrten Ansichten":

„... Tschu An-pings Darstellung der Führungsrolle der Kommunistischen Partei im Staat und politischen Leben als . Parteiherrschaft'ist in jeder Hinsicht eine boshafte Verdrehung. Unwiderlegbar ist es gerade das Verdienst der Kommunistischen Partei, daß die breiten Massen in China ihre eigenen Herren geworden und fähig sind, ihre Stärke für den Aufbau eines neuen Lebens einzusetzen."

Die hier zitierte Kritik und ihre Widerrufung lassen nur indirekt die von der KPCh angewandte Methode der Umerziehung erkennen. Die Aufforderung, zu Lebensfragen des Staates Stellung zu nehmen, ist zwar darauf gerichtet, die Rechtsabweichler zu stellen, doch vorrangig erweist sich für Mao Tse-tung die Notwendigkeit und Möglichkeit, auf breiter Ebene den Umerziehungsprozeß zu überprü-fen und voranzutreiben. Die Zielsetzung der „Hundert-Blumen-Kampagne" zeigt sich in der zweiten angeführten Stelle. Es geht um den Abbau der „falschen" Einstellungen und um den Aufbau der „richtigen" Denkmethode.

Voraussetzung ist ein fundiertes Wissen um Aufgaben und Leistungen der Partei. Die Einstellung zu ihr muß auf Einsicht und Über-zeugung beruhen.

Gefordert wird die begründete Widerrufung einer vorschnell geäußerten, durch „Tatsachen" widerlegbaren Kritik.

Als weiterer Aspekt kann den hier gegenübergestellten Aussagen entnommen werden, daß die Partei nicht nur führendes Organ dieser Bewegung, sondern darüber hinaus zentraler Bezugspunkt der Auseinandersetzung ist. Motive und Zielsetzungen der „Großen proletarischen Kulturrevolution" lassen sich aus dem am 1. Januar 1967 in der Pekinger Volks-zeitung und der Roten Fahne veröffentlichten Leitartikel gewinnen. Es geht um die Frage: „ob das Proletariat nach der Machtübernahme imstande ist oder nicht, die politische Macht zu bewahren. . . . Die vom Vorsitzenden Mao Tse-tung persönlich eingeleitete und geführte Große proletarische Kulturrevolution hat dem ganzen Weltproletariat bei der Lösung dieser Frage von großer historischer Bedeutung ein neues großes Beispiel gegeben."

Die Interpretation dieser offiziellen Verlautbarung sollte dem erneut betonten Modellcharakter der chinesischen Revolution nachgehen. Mao Tse-tung hält am Prinzip der permanenten Revolution in ihren einzelnen Phasen fest und weist dem internationalen Proletariat den Weg, die erkämpfte Macht zu erhalten.

Als Feinde werden wieder die intellektuellen Rechtsabweichler und die bourgeoisen Anhänger der Tradition genannt: „Wir kritisieren die bürgerliche Geschichtsauffassung, die verschiedenen wissenschaftlichen Theorien der Bourgoisie, die bürgerliche Pädagogik und Journalistik, die bürgerliche Auf-fassung von Kunst und Literatur, alle schädlichen Theaterstücke, Filme und Literatur-und Kunstwerke.

Alles in allem, wir kritisieren die alte Welt und auch die alten Ideologen, die alte Kultur, die alten Sitten und Bräuche, mit denen die Imperialisten und alle anderen Ausbeuterklassen die Werktätigen vergiften. Wir kritisieren jede nichtproletarische Ideologie und jede reaktionäre Ideologie, die zu dem Marxismus-Leninismus und der Lehre Mao Tse-tungs in Opposition steht. . . .

Die gegenwärtige Große Kulturrevolution ... wird das Signal für eine rapide Entwicklung der sozialistischen Revolution und den neuen großen Sprung nach vorn beim sozialistischen Aufbau in China sein."

Diese Ausführungen sind geeignet, die unwiderruflichen Zielsetzungen der KPCh noch einmal bewußt zu machen. So ist aufzugreifen, daß die KPCh mit der Kulturrevolution an das Experiment des „Großen Sprungs nach vorn" anknüpft. Auch die Kritik an den Intellektuellen entspricht der kulturideologischen Auseinandersetzung zur Zeit der Kampagne „Laßt hundert Blumen blühen!".

Zu fragen ist nach den Ereignissen, die Mao Tse-tung dazu bestimmten, gegen Parteifunktinäre vorzugehen, die gemeinsam mit ihm die kommunistische Herrschaft in China verwirklicht und ausgebaut haben. Es heißt im Leitartikel der Renmin Ribao vom 4. Juni 1966: „Eine Handvoll von Vertretern der Bourgeoisie, die sich in die Reihen unserer Partei einschlich, hat vorsätzlich die wahre Klassen-natur des Kampfes verdeckt und diesen ernsten politischen Kampf in ein rein . akademisches Problem'und einen Meinungsaustausch’ umbenannt. Sie schwangen die schwarze bürgerliche Fahne von . Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit'im Widerstand gegen die Linie, die das ZK der Partei unter der Führung des Vorsitzenden Mao Tse-tung in der proletarischen Kulturrevolution verfolgt."

Auf welche oppositionelle Entwicklung wird hier angespielt?

Gemeint ist der „seit Gründung der VRCh" andauernde und sich verschärfende Kampf zwischen „Proletariat" und „Bourgeoisie". Nadi der offiziellen Parteimeinung lähmt die zersetzende Aktivität der bürgerlichen Rechts-kreise, insbesondere seit ihrem „wütenden Angriff auf Partei und Sozialismus" (1957), die Aufbauarbeit des kommunistischen China, ist maßgeblich mitverantwortlich für die Krisenjahre 1959— 1962 und wagt gegenwärtig durch literarische und kulturkritische Veröffentlichungen, das heißt durch den Vorstoß mit der Feder, erneut den Angriff gegen die Generallinie der Partei

Entscheidend für die Auseinandersetzung und Analyse der kulturrevolutionären Bewegungen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Erfassung der kulturrevolutionären Triebkräfte und ihrer Zielsetzungen im Rahmen der Großen proletarischen Revolution zur Verwirklichung von Sozialismus und Kommunismus.

Daher gilt es festzuhalten:

1. Das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Revolution beherrscht sowohl die bürgerlich-revolutionäre, die neudemokratische als auch die sozialistische Phase.

2. Für Mao Tse-tung bedeutet der Sieg über die alte Kultur die Überwindung der konterrevolutionären Kräfte. Er entscheidet über den Beginn der klassenlosen Gesellschaft. 3. Die Kulturrevolution ist nicht nur ein Element der permanenten und zugleich totalen Revolution, sondern die Grundlage, auf der die Umgestaltung aller weiteren Lebensbereiche notwendig aufbaut.

4. Daher erweist sich jede kulturrevolutionäre Bewegung als Prüfstein für die noch bestehende Krisenanfälligkeit des chinesischen Volkes.

4. Tendenzen der chinesischen Außenpolitik

a) Historische Voraussetzungen Mao Tse-tungs programmatischer Aufsatz „Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas" enthält Leitlinien der Außenpolitik. Er unterscheidet zwischen der befreundeten Sowjetunion, den verbündeten unterdrückten Völkern der Kolonien und den zu bekämpfenden imperialistischen Staaten in Europa, den USA und Japan.

Diese Differenzierung führt zur Frage nach dem Ursprung der Feindschaft gegenüber den als imperialistisch gekennzeichneten Staaten, nach dem politischen Verhältnis zu den farbigen Völkern, nach dem Grund für die gegenwärtigen Spannungen zwischen der VRCh und der UdSSR.

Als Ausgangspunkt des Gesprächs kann die Grundlage der chinesisch-abendländischen Beziehungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gewählt werden: die ungleichen Verträge. Im Vertragstext des zwischen England und China geschlossenen Friedens von Nanking (1842) — nach dessen Modell andere Staaten entsprechende Verträge aufoktroyierten — läßt sich der wachsende Einfluß ausländischer Staaten in China deutlich machen. Zu entwikkeln ist die politisch, kulturell, wirtschaftlich, rechtlich und sozial bevorrechtigte Stellung der Ausländer gegenüber den Chinesen im eigenen Lande, die China einen halbkolonialen Status gab. Außer der Interpretation der wichtigsten Artikel des Vertrages über die Exterritorialität der Ausländer, die Beschränkung der chinesischen Zollhoheit, die Niederlassungen und Pachtgebiete auf chinesischem Gebiet unter ausländischer Verwaltung, die Freiheit der ausländischen Schiffahrt in den chinesischen Hoheitsgewässern sollte die unter dem Schutz der militärischen ausländischen Überlegenheit intensivierte christliche Mission genannt werden. So werden die Voraussetzungen der chinesischen antiwestlichen und antichristlichen Haltung freigelegt

Die Begründung der antijapanischen Haltung zur Zeit der Abfassung der eben genannten Schriften Mao Tse-tungs läßt sich aus den 1915 von Japan aufgestellten 21 Forderungen ableiten, mit denen es sich Vorrechte in China sicherte und seinen Einfluß auf dem Kontinent ausdehnte Die Einbeziehung der japanisch-chinesischen Auseinandersetzung von 1937 bis 1945 rundet das Bild ab.

Deutlich werden sollte die Enttäuschung des Chinas Sun Yat-sens über die fehlende Bereitschaft der westlichen Großmächte, einschließlich der USA, nach dem Ersten Weltkrieg freiwillig Vorrechte aus den aufgezwungenen Verträgen aufzugeben Gegenüberzustellen ist der Verzicht der UdSSR, der einen Ansatz für politische Zusammenarbeit mit China bot. Nach der Oktoberrevolution gab die Sowjetunion fast alle Rechte zurück, die das zaristische Rußland in China besessen hatte.

Leo Karachan, stellvertretender Kommissar für auswärtige Angelegenheiten, teilte dem chinesischen Volk und den Regierungen von Nord-und Südchina mit:

Die Regierung der Arbeiter und Bauern hat dann (Oktober 1917) alle Geheimverträge, die mit Japan, China und den ehemaligen Alliierten abgeschlossen wurden, für null und nichtig erklärt, da sie der Zarenregierung und ihren Alliierten eine Versklavung der Völker des Ostens ermöglichten. Die sowjetische Regierung gibt dem chinesischen Volk ohne jegliche Gegenleistung die ostchinesische Eisenbahn wie auch die Abbau-und Schürfrechte für den Bergbau, die Goldminen, die Forsten und alle weiteren Objekte, die ihm durch die Zarenregierung entzogen wurden, zurück. .. . Das chinesische Volk sollte verstehen, daß es keinen anderen Verbündeten hat als die russischen Bauern und Arbeiter und deren Armee."

Maos scharfe Kritik an der kolonialen Herrschaftsausübung zeigt sich in seiner Kampfansage gegen den Imperialismus. b) Leitlinien gegenwärtiger chinesischer Außenpolitik Mao Tse-tung fordert zum Kampf gegen die Imperialisten auf.

Wie soll sich die Auseinandersetzung vollziehen? Diese Frage beantwortet er in seiner Studie „Der Krieg und die Fragen der Strategie":

„Jeder Kommunist muß sich die Wahrheit einprägen, daß das . Gewehr die Macht gebiert“. .. . Wer die Staatsmacht an sich reißen und behaupten will, muß eine mächtige Armee haben. So mancher verspottet und bezeichnet uns als Anhänger der . Theorie von der Allmacht des Krieges'. Ja, wir sind Anhänger der Theorie von der Allmacht des revolutionären Krieges."

An dieser von Mao Tse-tung im November 1938 auf die innenpolitische Situation bezogenen Aussage, die auf die Außenpolitik im Sinne der Durchführung der Weltrevolution übertragbar ist, läßt sich der militante Charakter des chinesischen Kommunismus aufzeigen.

Es ist der Frage nachzugehen, wieweit dieser Inhalt in der Gegenwart Geltung hat.

Lin Piao — Stellvertretender Vorsitzender des ZK der KPCh, Stellvertretender Ministerpräsident, Minister für Landesverteidigung — bezieht sich wiederholt in seinen Schriften auf diese Stelle und wendet sie analog auf die imperialistischen Staaten an. Als Beispiel kann ein Auszug des am 5. Oktober 1965 von Lin Piao in der Pekinger Volkszeitung veröffentlichten Artikels mit dem Thema „Es lebe der Sieg im Volkskrieg!" interpretiert werden „. . . Sich auf die Bauern verlassen, die Stützpunkte auf dem Lande errichten, die Städte durch die Dörfer einkreisen und schließlich die Städte erobern: das war der Weg zum Sieg, den die chinesische Revolution einschlug.

Es muß mit Nachdruck betont werden, daß die Theorie des Genossen Mao Tse-tung über die Errichtung von revolutionären Stützpunkten auf dem Lande und über die Einkreisung der Städte vom Lande her von hervorragender, allgemeingültiger und aktueller Bedeutung für die gegenwärtigen revolutionären Kämpfe aller unterdrückten Nationen und Völker und insbesondere für die revolutionären Kämpfe der unterdrückten Nationen und Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika gegen den Imperialismus und seine Lakaien ist.

Viele Länder und Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika sind in besorgniserregendem Ausmaß nun der Aggression und Versklavung durch die Imperialisten, mit den USA-Imperialisten an der Spitze, und ihren Lakaien ausgesetzt. Die grundlegenden politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in vielen dieser Länder sind in vielen Punkten dieselben wie die im alten China. .. . Nehmen wir die ganze Welt her. Wenn Nordamerika und Westeuropa als . Städte der Weit'bezeichnet werden können, dann kann man Asien, Afrika und Lateinamerika , die ländlichen Gebiete der Welt’ nennen. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist die proletarische revolutionäre Bewegung in den nordamerikanischen und westeuropäischen kapitalistischen Ländern aus verschiedenen Gründen vorübergehend abgebremst worden, während die revolutionäre Bewegung der Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika sich kraftvoll entwickelt hat. In einem gewissen Sinne bietet die gegenwärtige Weltrevolution ein Bild der Einkreisung der Städte durch die ländlichen Gebiete. Die ganze Sache der Weltrevolution hängt in letzter Analyse von den revolutionären Kämpfen der asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Völker ab, welche die überwältigende Mehrheit der Weltbevölkerung sind . . .

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist der USA-Imperialismus in die Fußstapfen des deutschen, japanischen und italienischen Faschismus getreten. . . Wie ein verworfenes und räuberisches Unwesen tyrannisiert und versklavt er die Völker verschiedener Länder . . . Kein Volk oder Land auf der Welt, das die Revolution, die Unabhängigkeit und den Frieden wünscht, kann anders, als die Speerspitze seines Kampfes gegen den USA-Imperialismus zu richten. . .

Die Geschichte hat bewiesen und wird weiterhin beweisen, daß die wirksamste Waffe gegen den USA-Imperialismus und seine Lakaien der Volkskrieg ist. Alle revolutionären Völker werden lernen, einen Volkskrieg gegen den USA-Imperialismus und seine Lakaien zu führen. Sie werden zu den Waffen greifen, lernen Schlachten schlagen, und, obwohl sie es vorher nie getan haben, werden sie gewandt sein, den Volkskrieg zu führen. .. . Gerade in dem Augenblick, da der USA-Imperialismus am stärksten von Panik erfaßt und bei seinen Anstrengungen, mit dem Volks-krieg fertig zu werden, am hilflosesten ist, kommen die Chruschtschowschen Revisionisten, ihn zu retten . . .

Das vorübergehende Leiden macht sich bezahlt durch dauernden und sogar ewigen Frieden und Wohlstand. Durch Krieg wird das Volk gestählt und die Geschichte vorwärts getrieben. In diesem Sinne ist Krieg eine große Schule . . .

Die USA-Imperialisten machen jetzt ein Geschrei nach einer weiteren Kraftprobe mit dem chinesischen Volk und nach einem weiteren großangelegten Landkrieg auf dem asiatischen Festland ...

Wir wollen es den USA-Imperialisten noch einmal sagen: Die mehreren hundert Millionen Chinesen in Waffen sind ein weiter Ozean, der groß genug ist, daß eure paar Millionen Aggressionstruppen darin untergeben ...

Alle Völker, die unter der Aggression, Unterdrückung und Ausplünderung durch die USA-Imperialisten leiden, vereinigt euch! Hebt das gerechte Banner des Volkskrieges hoch und kämpft für die Sache des Weltfriedens, der nationalen Befreiung, der Volksdemokratie und des Sozialismus. Mit Bestimmtheit gehört der Sieg den Völkern der ganzen Welt. Es lebe der Sieg im Volkskrieg!"

Vor der Interpretation der von Lin Piao angesprochenen Themenbereiche kann am Beispiel dieses Artikels die Schwierigkeit aufgezeigt werden, Grundzüge der chinesischen Außenpolitik zu erarbeiten.

Folgender Fragenkatalog führt an das Problem heran:

Welchen Aussagewert hat der scharf akzentuierte Aufsatz Lin Piaos?

Verdeutlicht er einmal mehr den militanten Zug des chinesischen Kommunismus?

Läßt er den Schluß auf eine Aggressivität der chinesischen Außenpolitik zu?

Oder aber überbewerten wir möglicherweise das von Lin Piao entworfene und eindringlich empfohlene Revolutionsmodell für die Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas?

Könnte der vorgetragenen Konzeption, die sich der Analyse als unrealistische Vision erschließt, eine unserem Verständnis von Sprache und unserer Denkweise ungewohnte chinesische Verstehensweise zugrunde liegen, zu der wir uns zuerst den Zugang verschaffen müßten?

Läßt sich demnach der einem ersten Zugriff wie ein Aktionsprogramm darbietende Artikel interpretieren als eine auf dem Mythos von Chinas Überlegenheit beruhende visionäre Sicht Lin Piaos, die beinhaltet, daß China im Bewußtsein des Besitzes der orthodoxen Lehre diese ausdrücken will und muß?

Beide hier skizzierten Meinungen werden mit Nachdruck vertreten Die Unterrichtsarbeit kann nur die Problematik aufzeigen, ohne zu einer eindeutigen Klärung zu kommen. Unabhängig von dem Ergebnis, das das Gespräch bringt, sollte das kommunistische Endziel mit in den Blick gebracht und Vorsicht geboten werden gegenüber dem Argument, der sich ausbreitende Polyzentrismus entschärfe den militanten Charakter des chinesischen Kommunismus. Zugleich sollte die Gefahr deutlich gemacht werden, die in der Verteufelung eines Volkes liegt. Das gilt sowohl für die aggressiven Beschuldigungen durch die Chinesen als auch für mögliche Überreaktionen der als „Imperialisten" abgewerteten Völker. Es kann erarbeitet werden, welche Konsequenzen der jeweils gewonnene Standort für die Politik gegenüber der Volksrepublik China hat.

Bei dem Versuch, außenpolitische Tendenzen der VRCh zu erfassen, muß neben der bestimmenden ideologischen Komponente auch die historisch-traditionelle und geopolitische, darüber hinaus die Verflechtung von innen-und außenpolitischen Zielsetzungen in den Blick genommen werden.

Lin Piao beruft sich auf die Theorie Mao Tsetungs, er aktualisiert sie und stellt so die Verbindung zu dessen früheren Thesen her, die in der Gegenwart weiterhin ihre bestimmende Geltung zu haben scheinen. Deutlich gemacht werden kann die Auffassung vom Modellcharakter des chinesischen Kommunismus für die Länder Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und sein Führungsanspruch bei der Durchführung der Weltrevolution. Der Artikel greift wichtige außenpolitische Probleme der Volksrepublik China auf: Die Auseinandersetzung mit dem „Imperialismus", für den exemplarisch der USA-Imperialismus genannt ist, das Bemühen um die Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika, mit denen sich die Volksrepublik solidarisch erklärt, den Konflikt mit Sowjetrußland. aa) China und die „imperialistischen“ Staaten Das von Mao Tse-tung genannte und von Lin Piao scharf formulierte Spannungsverhältnis zwischen der VRCh und den USA läßt sich an einer Reihe von Erklärungen beider Seiten entwickeln, die antithetisch gegenübergestellt werden können. Es liegt nahe, von jüngsten Stellungnahmen Außenminister Dean Rusks und des Ministerpräsidenten Tschou En-lai auszugehen und an ihnen Einzelprobleme aufzuzeigen. Dean Rusk stellte am 16. März 1966 vor dem Unterausschuß für Fernostfragen des Repräsentantenhauses zehn Grundsätze für die China-Politik der USA auf:

n • • • 3. Wir müssen zu unseren Verpflichtungen gegenüber der Republik China und der Bevölkerung von Taiwan stehen, die nicht unter den Kommunisten leben wollen.

Wir werden ihnen weiterhin Verteidigungshilfe gewähren und uns bemühen, die chinesischen Kommunisten zum Austausch von Gewaltverzichtserklärungen für die Gebiete von Taiwan zu überreden.

4. Wir werden unser Bemühen fortsetzen, den Ausschluß der Republik China aus den Vereinten Nationen oder ihren Sonderorganisationen zu verhindern. Solange

China an seinem gegenwärtigen Kurs festhält, ist es für uns äußerst schwierig zu erkennen, wie es dazu gebracht werden könnte, die in der Charta niedergelegten Bedingungen für die Mitgliedschaft zu erfüllen, und die Vereinigten Staaten treten gegen seine Mitgliedschaft ein... Man kann nur fragen, ob sie (die Chinesen) die Absicht haben, die Vereinten Nationen zu zerstören. Wir glauben, die Vereinten Nationen sollten diese Frage mit äußerster Vorsicht und Besonnenheit angehen.

5. Wir sollten mit unseren Bemühungen fortfahren, Peking zu überzeugen, daß die Vereinigten Staaten nicht beabsichtigen, das chinesische Festland anzugreifen. Freilich gibt es Risiken eines Krieges mit China.

Das war schon 1950 so, es war so während der Krisen in der Straße von Formosa in den Jahren 1955 und 1958; es war so, als die chinesischen Kommunisten 1962 ihren Vorstoß auf indisches Staatsgebiet unternahmen; und es ist heute so in Vietnam.

Aber wir wollen keinen Krieg; wir haben nicht die Absicht, einen Krieg zu provozieren. Krieg mit dem kommunistischen China ist kein unvermeidbares Verhängnis . ..

6. Wir müssen uns unablässig vor Augen halten, daß die Politik und die Haltung des kommunistischen China keine ewige Gültigkeit haben. Wir müssen uns davor hüten, den Zustand der Feindschaft zwischen uns und den Herrschern des chinesischen Festlandes für unabänderlich und unvermeidbar zu halten.

7. Wir sollten . . . fortfahren, die Möglichkeiten inoffizieller Kontakte zwischen dem kommunistischen China und uns selbst auszubauen, die allmählich dazu beitragen können, Peking zur Entwicklung neuer Vorstellungen von den Vereinigten Staaten zu veranlassen."

Für das Verständnis der gegenseitigen Beziehungen ist es von Bedeutung zu sehen, daß Tschou En-lai diesen Bericht mit keinem Wort erwähnte, als er am 10. April 1966 in einem Interview der pakistanischen Zeitung Dawn eine Vier-Punkte-Erklärung zur chinesischen Amerika-Politik abgab:

„ 1 . China wird von sich aus keinen Krieg mit den Vereinigten Staaten provozieren.

China hat keine Truppen nach Hawai geschickt; es sind die Vereinigten Staaten, die chinesisches Territorium, nämlich die Provinz Taiwan, besetzt haben. Trotzdem hat sich China bemüht, die Vereinigten Staaten auf dem Verhandlungswege aufzufordern, die amerikanischen Streitkräfte aus der Provinz Taiwan und der Taiwan-Straße abzuziehen; ... da es sich hier um eine prinzipielle Frage handelt, sind keine Zugeständnisse möglich. All das ist ein sehr guter Beweis.

2. Die Chinesen stehen zu dem, was sie sagen. Mit anderen Worten, wenn irgendein Land in Asien, Afrika oder sonstwo einer Aggression der von den Vereinigten Staaten geführten Imperialisten ausgesetzt ist, werden es die chinesische Regierung und das chinesische Volk entschlossen unterstützen und ihm helfen. Sollten diese gerechten Akte zu einem amerikanischen Überfall auf China führen, werden wir ohne Zögern Widerstand leisten und bis zum Ende kämpfen.

3. China ist vorbereitet. Sollten die Vereinigten Staaten China einen Krieg aufzwingen, so ist es sicher, daß die Vereinigten Staaten, falls sie einmal in China sind, nicht mehr zurück können, ganz gleich, wie viele Truppen und welche Waffen, einschließlich der Atomwaffen, die Vereinigten Staaten einsetzen werden . .. 4. Wenn der Krieg einmal ausgebrochen ist, gibt es keine Grenzen mehr. Einige amerikanische Strategen möchten China bombardieren und einen Bodenkrieg vermeiden, weil sie sich auf ihre Luft-und Seeüberlegenheit verlassen. Das ist ein Wunschtraum. Wenn der Krieg zur Luft oder zur See beginnt, wird es nicht an den Vereinigten Staaten allein liegen zu entscheiden, wie der Krieg fortgesetzt wird.

Wenn sie von der Luft her kommen können, warum sollten wir dann nicht vom Boden aus zurückschlagen können? Das bedeutet es, wenn wir sagen, wenn der Krieg einmal ausgebrochen ist, wird es keine Grenzen geben.“

Beide Quellen führen an die von den USA und der VRCh offiziell vorgetragene Begründung für die gegenseitigen gestörten Beziehungen heran. Zu erörtern ist die Problematik der von den USA verfolgten Politik der Isolation der VRCh, die seit 1966 neue Akzente erhalten hat und als „Eindämmung ohne Isolation" zu charakterisieren ist

Gegenüber dem militanten Tenor des von Lin Piao verfaßten Artikels ist die Vorsicht der VRCh, ein militärisches Eingreifen der USA zu provozieren, aufzuzeigen, wie sie besonders in den Konflikten der Jahre 1954/55 und 1958 in der Straße von Taiwan sichtbar wurde. Deutlich zu machen ist an Hand der Erklärung Tschou En-lais und Lin Piaos die chinesische Theorie, daß die „USA-Imperialisten" eine kriegerische Auseinandersetzung mit China auf dem chinesischen Festland austragen und in dieser militärischen Auseinandersetzung die Chinesen mit Hilfe der von Mao Tse-tung geschaffenen Militärdoktrin siegen werden:

„Genosse Mao Tse-tung hat, auf Grund der Erfahrungen des langdauernden Kampfes gegen den inneren und äußeren Feind sowie vom Standpunkt des dialektischen und des historischen Materialismus ausgehend, die Geschichte Chinas, die Weltgeschichte und die gegenwärtige internationale Lage analysiert und die berühmte These , Der Imperialismus und alle Reaktionäre sind Papiertiger'aufgestellt. ... Genosse Mao Tse-tung hat wiederholt darauf hingewiesen, daß, obwohl der Imperialismus und alle Reaktionäre als mächtig erscheinen, sie jedoch die reaktionären, verfaulenden und untergehenden Klassen repräsentieren. Die Gesetze der historischen Entwicklung haben ihren unvermeidlichen Untergang vorausbestimmt. Die revolutionären Völker müssen sie deswegen ihrem wahren Wesen nach und auf längere Sicht hinaus betrachten, sie als das, was sie wirklich sind — nämlich Papiertiger — ansehen; sie müssen sie in strategischer Hinsicht geringschätzen, gegen sie zu kämpfen und sie zu besiegen wagen und darauf ihr strategisches Denken aufbauen . ..

Bis zu ihrer endgültigen Vernichtung können sie (die Imperialisten und Reaktionäre) während einer bestimmten Periode noch mächtig bleiben, sie können noch zeitweilig in militärischer Hinsicht überlegen sein und nach wie vor Menschen verschlingen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet sind sie lebendige, eiserne und wirkliche Tiger. Deswegen muß das revolutionäre Volk taktisch und in jedem konkreten Kampf den Feind beachten, eine vorsichtige Haltung einnehmen und die Kunst zu kämpfen sorgfältig studieren und vervollkommnen sowie darauf sein taktisches Denken aufbauen." Die These, daß der imperialistische Tiger strategisch ein Papiertiger, taktisch ein Eisentiger ist, ist in konzentrierter Form Mao Tse-tungs Militärdoktrin. Zu fragen ist nach dem militärischen und dem propagandistischen Wert dieser Doktrin. In diesem Zusammenhang ist die Frage zu beantworten, ob die chinesischen Kommunisten die Realität moderner nuklearer Kriegsführung richtig einschätzen. Ist Mao Tse-tungs Lehrsatz „Die Atombombe ist ein Papiertiger“ Ausdruck naiver Fehlinterpretation? Das erfolgreiche Bemühen der VRCh um ein eigenes Atomwaffenpotential und die damit verbundenen Zielsetzungen können bei diesen Überlegungen weiterhelfen. bb) China und die befreundeten Staaten Ausgehend von Mao Tse-tungs Solidaritätsbeteuerung gegenüber den „durch die Kolonialmächte unterdrückten" Völkern, die Lin Piao in seinem Artikel aufgreift und theoretisch weiterentwickelt, läßt sich die Strategie des chinesischen Kommunismus in Entwicklungsländern exemplarisch an der im Kongo angewandten Taktik erarbeiten.

Aufzuzeigen ist, daß der von Lin Piao betonte Gedanke des Modellcharakters der chinesischen Revolution nicht neu ist. Schon Mao Tse-tung hatte 1939 diesen Aspekt hervorgehoben, und in Bukarest erklärte am 17. Januar 1950 Li Ting-yi in seinen Ausführungen zum Thema „Für dauerhaften Frieden, für Volksdemokratie": „Die Oktoberrevolution ist der klassische Typ einer Revolution in imperialistischen Ländern. Die chinesische Revolution ist der klassische Typ einer Revolution in kolonialen und halb-kolonialen Ländern, deren Erfahrungen von unschätzbarer Bedeutung für die Völker dieser Länder sind."

Deutlich werden sollte, daß Lin Piao die Revolutionstheorie Mao Tse-tungs, vom Lande aus die Städte zu erobern, analog auf die ländlichen Entwicklungsländer und die städtischen Industriestaaten überträgt und so den Führungsanspruch Chinas bei der Verwirklichung der Weltrevolution unterstreicht.

Die aktive Arbeit des chinesischen Kommunismus in den Entwicklungsländern können die zur Schulung afrikanischer Kader zur Durchführung der Revolution verfaßten sogenannten Schulungshefte von Gamboma veranschaulichen, die eine Zusammenfassung der chinesischen Revolutionstheorie für Entwicklungs-länder sind. Es ist darauf hinzuweisen, daß Schulungshefte dieses Inhalts nicht nur im Kongo, sondern auch in Kamerun und Niger gefunden worden sind. Ein kurzer Auszug aus dem Schulungsheft 1, erste Lektion, vom 28. Dezember 1964, mit dem Titel „Die Feinde und die Aufgaben der kongolesischen Revolution" kann einen Eindruck von dem Inhalt vermitteln, der stärker politisch-ideologisch als militärisch-instruktiv ist : „Das Lager der Revolution kann leichter auf einer festeren Basis vereinigt werden als jenes der Konterrevolution. Trotz ihres Bündnisses sind die Imperialisten und alle Reaktionäre infolge unüberwindbarer Gegensätze miteinander zerstritten, denn sie sind ihrer Natur nach stets bestrebt, zu unterdrücken und auszubeuten. Das zeigen sehr deutlich die heftigen Kämpfe, die sich gegenwärtig zwischen den Gruppen der wichtigsten imperialistischen Mächte abspielen, von denen jede zu ihrem Vorteil den ganzen Westen beherrschen will. Solange der Imperialismus besteht, ist er der Todfeind aller Völker, ohne dessen Vernichtung kein Teil eines Volkes, besonders nicht in den Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, seine Sehnsucht nach Freiheit und Glück realisieren kann. In Anbetracht seiner Bedeutung ist der antiimperialistische Kampf also geeignet, alle Schichten seines Volkes und alle Völker der Welt trotz ihrer inneren Widersprüche zu vereinigen, sobald sie sich ihrem gemeinsamen Feind — dem Imperialismus mit den Amerikanern an der Spitze — widersetzen ...

Merke:

Die nationale Revolution richtet sich gegen den belgischen, amerikanischen, französischen usw. Imperialismus.

Die demokratische Revolution richtet sich gegen die kongolesische Verwaltungs-oder Kompradorenbourgeoisie und die Feudalherrschaft. Was ist Politik? Politik ist die Kunst, ein Land zu organisieren und zu führen.

Die amerikanischen Imperialisten sind ein Papiertiger für die kongolesische Revolution." Die Besprechung der Auszüge des Schulungsheftes klärt darüber auf, wie die Volksrepu92) blik China unter Verzicht auf koexistentielle Praktiken durch massive ideologische Einflußnahme und Propaganda den revolutionären Umsturz in den Entwicklungsländern unmittelbar zu erzwingen sucht.

In diesem Zusammenhang sind jedoch auch die Mißerfolge des chinesischen Kommunismus in Asien, Afrika und Lateinamerika zu nennen

Als Höhepunkt der politischen Taktik gegenüber den farbigen Völkern ist Chinas Rolle auf der ersten asiatisch-afrikanischen Konferenz von Bandung zu nennen. Die Reden Tschou En-lais vom 19. und 23. April 1955 vermitteln einen Einblick in das taktische Vorgehen: die VRCh demonstriert ihren Friedenswillen Unter Berufung auf die Fünf Prinzipien des Panch Schilafordert Tschou En-lai dazu auf, nach gemeinsamen Grundlagen zu suchen.

An der Weigerung des VRCh, die UdSSR zu der geplanten zweiten asiatisch-afrikanischen Konferenz zuzulassen, und an der zum Teil dadurch bedingten Blockierung weiterer Treffen wird das Ringen der VRCh um die „Dritte Welt" sichtbar.

Tschou En-lai erklärt am 28. September 1965 in einem Interview:

„Die afrikanisch-asiatische Konferenz ist eine Konferenz der asiatischen und afrikanischen Staaten. Die Sowjetunion ist weder ein asiatischer noch ein afrikanischer Staat. Daher ist die Sowjetunion nicht qualifiziert, an der afrikanisch-asiatischen Konferenz teilzunehmen. Dieser Grund ist ganz einfach . . .

Es ist eine prinzipielle Angelegenheit, daß die Sowjetunion nicht an der afrikanisch-asiatischen Konferenz teilnehmen soll. Die chinesische Regierung wird den Kampf um die Einhaltung dieser Prinzipien bis zu Ende führen."

Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Außenpolitik der VRCh gegenüber den kleinen unabhängigen Nachbarstaaten und gegenüber Indien, Japan und der UdSSR.

Als Beispiel für die Behandlung der außen-politischen Beziehungen zu den freien Nachbarstaaten bietet sich Laos oder Birma an. Dabei sind folgende Aspekte der Politik der VRCh zu beachten:

1. Der Versuch, die wechselseitige kulturelle Durchdringung aufzuzeigen.

2. Der Versuch, eine traditionelle Freundschaft zwischen beiden Staaten nachzuweisen und daran wieder anzuknüpfen.

3. Die Betonung der gemeinsamen Frontstellung gegen den Imperialismus.

4. Die vorsichtige Andeutung der historischen Großmachtstellung Chinas und der sich daraus ergebende politische Anspruch in der Gegenwart.

5. Das Bemühen, durch Freundschaftsverträge auf der Grundlage der Fünf Prinzipien die guten Beziehungen zu demonstrieren

Im Rahmen der außenpolitischen Fragen ist als ein Zentralproblem die Bestimmung der Staatsgrenzen aufzugreifen. In einer Reihe von Verträgen mit den direkten Grenznachbarn wird versucht, eine Neuregelung und Lösung herbeizuführen

Die von der VRCh angewandte Methode einseitiger Grenzberichtigungen wird modellhaft am Beispiel der Grenzauseinandersetzungen mit Indien greifbar.

Die außenpolitischen Beziehungen Chinas zu Indien lassen sich an zwei charakteristischen Zeiträumen erarbeiten:

1. Die Freundschaftspolitik von 1949— 1959. 2. Die durch den Grenzkonflikt hervorgerufenen Spannungen seit 1959. Das Kommunique über das Treffen der Ministerpräsidenten Indiens und der VRCh vom 28. Juni 1954 eignet sich zur Vermittlung der außenpolitischen Prinzipien der ersten Phase: „In ihrem kürzlich abgeschlossenen Abkommen haben Indien und China bereits eine Reihe von Grundsätzen niedergelegt, die für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern richtungweisend sein sollen. Diese Grundsätze sind:

1. Gegenseitige Achtung des territorialen Besitzstandes und der Souveränität;

2. Ablehnung aller Angriffshandlungen;

3. keine Einmischung in innere Angelegenheiten des anderen Landes;

4. Gleichberechtigung und Streben nach gegenseitigen Vorteilen;

5. ein friedliches Nebeneinandhrleben.

Die Ministerpräsidenten haben diese Grundsätze erneut bekräftigt..."

Gegenüber dieser Beteuerung ist der Versuch der VRCh darzustellen, eine einseitige Grenzkorrektur zu erzwingen, wie zum Beispiel die Veröffentlichung von Landkarten mit falschen Grenzziehungen und militärische Grenzüberschreitungen in strittigen Territorien zeigen

Aus dem offenbaren Widerspruch zwischen den gegenseitigen freundschaftlichen Zusicherungen und der praktischen Politik der VRCh wird ersichtlich, daß der schwelende Konflikt zum offenen Ausbruch kommen mußte. Das Ende der auf der Grundlage der Fünf Prinzipien beruhenden Politik zwischen der VRCh und Indien löste zugleich die stärkste Rivalität zwischen dem totalitären und dem demokratischen Modelland Asiens aus cc) China und die Sowjetunion Bei der Behandlung der Beziehungen zwischen der VRCh und der UdSSR sollte das bestehende Spannungsverhältnis nicht chronologisch entwickelt werden, sondern der Konflikt als Problem in seinen Entstehungsgründen und Auswirkungen in den Blick kommen.

Ausgangspunkt kann wieder die Kernquelle „Chinas Revolution und die Kommunistische Partei Chinas" sein. Mao Tse-tung hebt in dieser Abhandlung die guten Beziehungen zur UdSSR hervor: „Eine solche geographische Lage Chinas inmitten anderer Länder schafft für die chinesische Volksrevolution sowohl günstige als auch ungünstige Bedingungen. Zu den günstigen Bedingungen kann man den Umstand zählen, daß unser Land an die Sowjetunion grenzt. .

Die veränderte Situation seit dem offenen Ausbruch des Konflikts (1963) läßt sich an einer Reihe von Stellungnahmen und aus dem Briefwechsel zwischen dem ZK der KPdSU und dem ZK der KPCh demonstrieren

So heißt es in einem Brief vom 29. Februar 1964:

„Die Differenzen zwischen uns und den Führern der KPdSU betreffen eine Reihe wichtiger prinzipieller Fragen der marxistisch-leninistischen Theorie und der gesamten internationalen kommunistischen Bewegung . . . Ihr solltet euch doch daran erinnern, daß wir, als die Führer der KPdSU einseitig beschlossen, alle sowjetischen Spezialisten aus China abzuberufen, nachdrücklich unseren Wunsch geäußert haben, sie bei uns zu behalten . .. Ihr habt, als China von schweren Naturkatastrophen heimgesucht wurde, diese Gelegenheit ausgenutzt, um eure schwerwiegenden Maßnahmen zu treffen. Damit habt ihr ganz und gar gegen die kommunistische Moral verstoßen. Eure Handlungsweise zeigt deutlich, daß ihr die Prinzipien der gegenseitigen Hilfe zwischen den sozialistischen Ländern verletzt und die Entsendung von Spezialisten als ein Werkzeug benutzt habt, um einen politischen Druck auszuüben, euch in ihre inneren Angelegenheiten einzumischen, ihren sozialistischen Aufbau einzuschränken und zu sabotieren."

Die hier angesprochenen Differenzen dokumentieren die Grundsätzlichkeit und das Ausmaß des Konfliktes. Um das Grundlegende dieser Kontroverse zu erschließen, ist zunächst zu fragen: Ist die Auseinandersetzung — wie es in den einleitenden Sätzen anklingt — eine primär ideologische? Oder handelt es sich um einen Konflikt, bei dem vor allem Fragen der Wirtschafts-, der Militärhilfe und der diplomatischen Unterstützung die wichtigere Rolle spielen? Werden politische Probleme ideologisch verbrämt? Oder sind verschiedene Ebenen des Konfliktes so miteinander verwoben, daß sie sich nicht isoliert betrachten lassen?

Zur Beantwortung dieser Fragen sollten zunächst die strittigen Punkte aus den Quellen zusammengestellt werden:

1. Die Auseinandersetzung um das Problem der Notwendigkeit des Krieges oder der möglichen Koexistenz mit kapitalistischen Staaten.

2. Die Kontroverse um die in den Entwicklungsländern anzuwendende Revolutionsmethode. 3. Die unterschiedlichen Auffassungen über die Aufbauphasen des Kommunismus.

Zu differenzieren sind Anlaß und Wurzel des Konflikts. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung des 20. Parteitages der KPdSU zu erarbeiten: die Führungsposition Chruschtschows, das Ende des Stalinmythos, die Korrektur am Leninismus

Hier liegt eine der Voraussetzungen für die in die Öffentlichkeit gezogene Auseinandersetzung, nicht aber ihre Wurzel. Der Rückgriff auf das bisher Erarbeitete erhärtet die These, daß der 1963 aufbrechende Streit potentiell schon mit der Entstehung der KPCh und deren Machtübernahme in China vorgegeben ist.

Die bewußte Sinofizierung des Kommunismus durch Mao Tse-tung, die im Unterschied zu Rußland wesentlich mit Hilfe des Bauernproletariats durchgeführte Revolution, die zugleich beansprucht, Modell für die Entwicklungsländer zu sein, der eigene schnellere Weg zum Kommunismus, wie er in der ursprünglichen Fassung der Volkskommunekonzeption vom 28. August 1958 zum Ausdruck kommt, der militante Charakter der chinesischen Revolution haben Konsequenzen für die Außenpolitik der VRCh gegenüber der UdSSR.

Diese Gesichtspunkte zeigen, wie sich Ideologie und Politik wechselseitig bedingen.

Die Auseinandersetzung ist zugleich als der Konflikt zwischen einem schwächeren und einem stärkeren Verbündeten zu sehen. Deshalb muß bei der Behandlung der Kontroverse das politische Geschehen mit betrachtet werden: einerseits der Anspruch und das Bemühen der VRCh, durch die Hilfe des überlegenen Verbündeten eine Großmachtstellung in der Weltpolitik aufzubauen, andererseits deren Enttäuschung über die ausbleibende Hilfe-leistung der UdSSR.

Die Auswirkungen des Konfliktes auf die europäischen und asiatischen Volksdemokratien, das heißt die sich daraus ergebenden Folgen für die Entwicklung der kommunistischen Bewegung zum Polyzentrismus müssen aufgezeigt werden

Der Versuch, die historischen Voraussetzungen und die Leitlinien gegenwärtiger chinesischer Außenpolitik zu umreißen, sollte in erster Linie dazu verhelfen, Gesichtspunkte für das Verständnis der chinesischen Außenpolitik, ihrer Grundsätze und taktischen Maßnahmen zu gewinnen und für die Behandlung bereitzustellen.

Dabei ist vor allem zu beachten, daß auch dieser politische Aktionsbereich auf Grund seines militanten Charakters vom Freund-Feind-Verhältnis geprägt und Ausdruck revolutionären Denkens ist. Richtschnur für die Außenpolitik ist die Stärkung des nationalen und die Ausbreitung des internationalen Kommunismus.

Der hier entwickelte Ansatz zur Darstellung der Außenpolitik ist darauf gerichtet, das durchgängige Freund-Feind-Verhältnis an einigen repräsentativen Beispielen aufzuzeigen. Da für die Beziehungen der Volksrepublik China zu den „imperialistischen" Staaten als repräsentativ das Verhältnis zu den USA aus-geführt wurde, ist auf Japan im einzelnen nicht eingegangen worden

Abschließend können die außenpolitischen Tendenzen der Volksrepublik China als eine vom Kern des chinesischen Festlandes ausgehende Bewegung charakterisiert werden, die in drei Kreisen verläuft. Der erste Kreis umschließt die umliegenden kleinen Nachbarstaaten, die durch Vertragswerke der Abrundungspolitik des chinesischen Territoriums ihre Zustimmung geben. Die zweite Kreisbewegung erfaßt die Entwicklungsländer in Asien, Afrika, Lateinamerika, in denen die VRCh ihr Revolutionsmodell zu verwirklichen sucht. Die dritte Kreisbewegung dehnt sich nach der Verwirklichung der Revolution in den Entwicklungsländern von dort auf die Industriestaaten aus.

Fussnoten

Fußnoten

  1. K. D. Erdmann, Entwurf einer historischen Gegenwartskunde, in GWU, 1963, S. 2— 19, Zitat S. 16/17.

  2. Vgl. Wolfgang Klafki, Das Problem der Didaktik, in: Zeitschrift für Pädagogik, 3. Beiheft, S. 19 bis 62, bes. S. 34.

  3. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Berlin (Ost) 1956, Bd. 3, S. 85— 122: Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas; S. 126— 185: Uber die neue Demokratie.

  4. Vgl. Informationen zur politischen Bildung, Folge 99/Mai—Aug. 1962, hrsg. v. d. Bundeszentrale f. politische Bildung, China II: Land und Wirtschaft, S. 10 f. (Kartenmaterial). Vgl. H. Hassinger, Geographische Grundlagen der Geschichte, Freiburg 1953; O. Köhler, Raum und Geschichte, in: Saeculum, 1963, H. 3/4.

  5. übersetzt aus: James Legge (Hrsg.), The Chinese Classics with a Translation, Critical and Exegetical Notes, Prolegomena, and Copious Indexes, Vol. II. The Works of Mencius, Hongkong 1960, S. 354 f.

  6. übersetzt aus: Harley Farnsworth MacNair, Modern Chinese History. Selected Readings, Schanghai 1927, Vol. I, S. 2— 4.

  7. übersetzt aus: Harley Farnsworth MacNair, ebenda S. 578— 579.

  8. Vgl. Wolfgang Franke, Das Jahrhundert der Chinesischen Revolution 1851- 1949, München 1959.

  9. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, S. 98 und 130.

  10. Vgl. Charles Patrick Fitzgerald, Das politische Selbstverständnis Chinas in der Welt von gestern und heute, in: Europa Archiv, 20. Jg., 1965, S. 873 bis 888; Wolfgang Franke, Die Rolle der Tradition im heutigen China, Protokoll der wissenschaftlichen Jahrestagung 1960 des Ausschusses für Asienforschung im Rahmen des Arbeitskreises für Ost-West-Fragen im Auswärtigen Amt, Bonn 9. /10. 12. 1960 (Masch. -Manuskript), S. 30— 58, bes. S. 41/42; L. Traut-Weiser, Die ideologischen Strömungen im chinesischen Kommunismus. Kontinuität und Wandel, ebenda, S. 59— 80, bes. S. 77.

  11. Teng To, Die Ideologie Mao Tse-tungs erschließt den Weg für die Entwicklung der chinesischen Geschichtswissenschaft, deutsch in: Ost-Probleme, 13. Jg., 27. 10. 1961, S. 709— 913.

  12. Teng To, ebenda S. 712.

  13. Vgl. zur Biographie Sun Yat-sens: Heinrich Herrfahrdt, Sun Yat-sen. Der Vater des Neuen China, Hamburg 1948; Lyon Sharman, Sun Yat-sen. His Life and its Meaning. A Critical Biography, Hamden, Connecticut 19652, K. A. Wittfogel, Sun Yat-sen. Aufzeichnungen eines chinesischen Revolutionärs, Wien—Berlin o. J.

  14. Zitiert aus: Gottfried-Karl Kindermann (Hrsg.), Konfuzianismus, Sunyatsenismus und chinesischer Kommunismus. Dokumente zur Begründung und Selbstdarstellung des chinesischen Nationalismus, Freiburg 1963, Dok. 6, S. 139 (hiernach zitiert: Konfuzianismus).

  15. Zitiert aus: Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, S. 36.

  16. Zitiert aus: Gottfried-Karl Kindermann, ebenda S. 36; vgl. auch Wm. Theodore de Bary, Wing-tsit Chan; Burton Watson (Hrsg.), Sources of Chinese Tradition, New York 1960, S. 192.

  17. Vgl. Sun Yat-sen, San Min Chu I. The Three Principles of the People. With Two Supplementary Chapters by Chiang Kai-shek, Taipeh o. J. In Auszügen übersetzt von Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, S. 91— 119. Vgl. Gottfried-Karl Kindermann, Schicksalsstunden in der politischen Geistesgeschichte des chinesischen Kommunismus 1919— 1966, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 49/66, S. 14 f. Vgl. Johannes Chang, Wesen und Wege des Sozialismus Sun Yat-sens, in: Die neue Ordnung, 20. Jg., (1966), S. 376— 384.

  18. Brandt, Schwartz, Fairbank (Hrsg.), der Kommunismus in China. Eine Dokumentar-Geschichte, München 1955, S. 48.

  19. Vgl. Grundsatzerklärung des Ersten Kongresses der Kuomintang, in: Leonard Hsü Shin-lien, Sun Yat-sen. His Political and Social Ideals (A Source Book), Los Angeles 1933, S. 120— 141.

  20. Zur Biographie Tschiang Kai-scheks vgl. Hsiung, Shi-i, The Life of Chiang Kai-shek, London 1948, S. 361— 372; Manabendra Nath Roy, Revolution und Konterrevolution in China, Berlin 1930, S. 306 f.

  21. Zitiert aus Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, Dok. 7, S. 145/146.

  22. Zitiert aus Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, Dok. 8, S. 151— 153.

  23. Department of State, United States Relations with China, Washington 1949, S. 692.

  24. China Magazine, Mai 1948, S. 6 f.

  25. Zur Biographie vgl.: Georg Paloczi-Horvath, Der Herr der blauen Ameisen Mao Tse-tung, Frankfurt 1962; R. Payne, Mao Tse-tung, Hamburg 1951.

  26. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, S. 182/183..

  27. übersetzt aus: Xenia Youkoff Eudin and Robert C. North, Soviel Russia and the East 1920— 1922. A Documentary Survey, Stansord/California 1957, S. 355.

  28. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 1, S. 32— 34.

  29. Vgl. Georg Paloczi-Horvath, Der Herr der blauen Ameisen Mao Tse-tung; R. Payne, Mao Tse-tung.

  30. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 2,

  31. Mao Tse-tung, ebenda, Bd. 3, S. 130/31.

  32. Mao Tse-tung, ebenda, Bd. 3, S. 158.

  33. Vgl. Mao Tse-tung, ebenda, Bd. 3, S. 141.

  34. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 2, S. 274— 75.

  35. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 2, S. 177/178; 94.

  36. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 2, S, 225.

  37. Vgl. Ulrich Unger, Betrachtungen zur Vorgeschichte der „Demokratie" und „Freiheit“ in China, in: Kulturen im Umbruch. Studien zur Problematik und Analyse des Kulturwandels in Entwicklungsländern, hrsg. v. Gottfried-Karl Kinder-mann, Freiburg 1962, S. 183— 193.

  38. Vgl. Gottfried-Karl Kindermann, Agrarrevolution und Agrarreform als Alternativen der Selbst-entwicklung. Die Entwicklungstheorien des Sunyatsenismus und des chinesischen Kommunismus, in: Kulturen im Umbruch, Freiburg 1962, S. 65— 181, bes. S. 96 f. Sun Yat-sen sagte am 24. 8. 1912: „China ist ein Agrarstaat. Wenn die Probleme der Bauern nicht gelöst werden, kann man kaum ernsthaft von irgendeiner Reform reden. Damit sie aber Wirklichkeit wird, muß das Land Eigentum derer werden, die es bebauen ...". Zit. aus Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, S. 207.

  39. Die Verfassung der Volksrepublik China, Peking 1954, S. 3— 5. Vgl. Lothar Schulz, Die neue Verfassung der Volksrepublik China, in: Osteuropa-Recht, 1. Jg„ H. 1, (1955), S. 43— 55.

  40. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, S. 137— 144.

  41. Vgl. Art. 126 der Verfassung der UdSSR vom 5. Dezember 1936, in: Verfassung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Berlin (Ost) 1947, S. 46: „... während die aktivsten und zielbewußtesten Bürger aus den Reihen der Arbeiterklasse und anderen Schichten der Werktätigen sich in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion vereinigen, die der Vortrupp der Werktätigen in ihrem Kampf für die Festigung und Entwicklung des sozialistischen Systems ist und den leitenden Kern aller Organisationen der Werktätigen, der gesellschaftlichen sowohl wie der staatlichen, bildet.“

  42. Vgl. R. Maurach, Handbuch der Sowjetverfassung, München 1955, S. 18 f.

  43. Übersetzung aus Liu Schao-tschi, Report on the Draft Constitution of the People’s Republic of China, in: People’s China, 19. Jg. (1. Okt. 1954), S. 3— 37. Zitat S. 30.

  44. Vgl. Die Verfassung der Volksrepublik China, Peking 1954, S. 9: „Die Volksdemokratie China ist ein volksdemokratischer Staat, geführt von der Arbeiterklasse und beruhend auf der Grundlage des Bündnisses der Arbeiter und Bauern."

  45. Vgl. Liu Schao-tschi, Report on the Draft Constitution of the People’s Republic of China, S. 31.

  46. Vgl. Jürgen Domes, Politik und Herrschaft in Rotchina, Stuttgart 1965, S. 46— 57; Gottfried-Karl Kindermann, Schicksalsstunden in der politischen Geistesgeschichte des chinesischen Kommunismus 1919— 1966, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 50/66, S. 9.

  47. Vgl. dazu auch Jürgen Domes, ebenda, und Hans Georg Glaser, Einige Unterschiede im Partei-und Staatsaufbau zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China, in: Europa Archiv, 15. Jg. (1960), S. 1— 12; The Constitution of the Communist Party of China (26. 8. 1956), in: Contemporary China, II, 1956— 57, Hrsg. v. E. -S. Kirby, Hongkong 1958, S. 105 f.

  48. Vgl. Liu Schao-tschi, Report on the Draft Constitution of the People’s Republic of China, S. 9— 10.

  49. Liu Schao-tschi, ebenda, S. 33.

  50. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, S. 144— 146.

  51. Vgl.den Text der Präambel (s. Anmerkung 39).

  52. Vgl. Die Verfassung der Volksrepublik China, Peking 1954, S. 10.

  53. Vgl. W. Handke, Die Wirtschaft Chinas. Dogma und Wirklichkeit, Frankfurt 1959, bes. S. 34 f.; B. Großmann, Die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China, Stuttgart 1960; Die Weltwirtschaft, Halbjahresschrift des Instituts für Weltwirtschaft der Universität Kiel, Jg. 1952 s.

  54. Gottfried-Karl Kindermann, Agrarrevolution und Agrarreform als Alternativen der Selbstentwicklung, in: Kulturen im Umbruch, S. 133. Die Arbeit ist für den Problemkreis grundlegend. Vgl. W. Klatt, Vom Bauernland zum Industriestaat. Maos kommunistische Lösung, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik, 5. Jg. (1960), S. 205— 216.

  55. Übersetzung aus Liu Schao-tschi, Report on the Draft Constitution of the People's Republic ol China, S. 31.

  56. Resolution on the Establishment of People s Communes in the Rural Areas — Central Committee of the Chinese Communist Party, August, 29, 1958; deutsch in: Ost-Probleme, 10. Jg., Nr. 21 (24. Okt. 1958), S. 698.

  57. Vgl. Werner Handke, Die Wirtschaft Chinas. Dogma und Wirklichkeit; Bernhard Großmann, Die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China.

  58. Vgl. das statistische Material in den schon zitierten Arbeiten von W. Handke, B. Großmann, J. Domes und in: Die Weltwirtschaft, Jg. 1952 s.; Hermann Volle, Plan und Wirklichkeit des Wirtschaftswachstums der Volksrepublik China, in: Europa-Archiv, 14. Jg. (1959), S. 645— 652.

  59. Vgl. Die wirtschaftliche Verflechtung der Volksrepublik China mit der Sowjetunion, Bd. 3 der Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt 1959.

  60. Übersetzung aus Communist China 1955— 1959, ed. Rob. R. Bowie, J. K. Fairbank, Cambridge/Mass. 1962, S. 223.

  61. Zitiert aus Ost-Probleme, 10. Jg., Nr. 21 (24. 10. 1958), S. 698.

  62. Vgl. dazu Ost-Probleme, 13. Jg., Nr. 2 (1961), und 14. Jg., Nr. 23 (1962).

  63. Vgl. Jürgen Domes, Von der Volkskommune zur Krise in China, Duisdorf bei Bonn 1964, S. 55 f.

  64. Vgl. Jürgen Domes, ebenda, S. 71/72. Zur Volks-kommune vgl. auch Max Biehl, Die chinesische Volkskommune im „Großen Sprung" und danach, Hamburg 1965; Joachim Glaubitz, Die chinesischen Volkskommunen auf dem Lande — Organisation und Entwicklungstendenzen, in: Osteuropa, 11. Jg. (1961), S. 302— 310; Joachim Glaubitz, Das Echo der chinesischen Volkskommunen im Ostblock, in: Osteuropa, 11. Jg. (1961), S. 823— 828, Hans Bräker, Die Anwendbarkeit des sowjetischen Wirtschaftssystems auf die Entwicklungsländer. Versuch einer Analyse am Beispiel der chinesischen Wirtschaftsentwicklung, in: Europa Archiv, 15. Jg. (1960), S. 629— 646.

  65. Vgl. Mao Tse-tung, Ausgewählte Sdiriften, Bd. 3, S. 182 f.

  66. Mao Tse-tung, ebenda, S. 167.

  67. Vgl. Communist China 1955— 1959, S. 128— 143.

  68. Vgl. Communist China 1955— 1959, S. 151— 163.

  69. Übersetzung aus Communist China 1955— 1959, S. 152/53.

  70. Vgl. Communist China 1955— 1959, S. 273— 294, bes. 290.

  71. Übersetzung aus Survey of the China Main-land Press, Nr. 155 (14. 7. 1957), S. 19.

  72. Übersetzung aus Current Background, Hongkong, Nr. 470 (26. 7. 1957), S. 48.

  73. Übersetzung aus Current Background, Nr. 475 (28. 8. 1957), S. 52.

  74. Zur Kulturrevolution vgl. Gottfried-Karl Kinder-mann, Schicksalsstunden in der politischen Geistesgeschichte des chinesischen Kommunismus 1919 bis 1966, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 50/1966, S. 18 f.; Klaus Mehnert (Hrsg.), Maos zweite Revolution. Dokumente des Sommers und Herbstes 1966, Stuttgart 1966; Joachim Glaubitz, Chinas proletarische Kulturrevolution, in: Europa Archiv, 21. Jg. (1966), S. 683— 692; ders. (Hrsg.); in: Ost-Probleme, 18. Jg., Nr. 18 (9. Sept. 1966).

  75. Peking Rundschau, H. 1 (1967). Vgl. Harry Hamm, Mao Tse-tungs Generalangriff auf die Partei. Eine dokumentarische Analyse, in: FAZ vom 31. 1. 1967, S. 11.

  76. Peking Rundschau vom 14. 6. 1966, S. 17/18.

  77. Peking Rundschau vom 14. 6. 1966, S. 11.

  78. Vgl, Peking Rundschau vom 21. 6. 1966, S. 10.

  79. Vgl. Harley Farnsworth MacNair, Modern Chinese History. Selected Readings, Vol. I, S. 174.

  80. Vgl. Wolfgang Franke, Die antiimperialistische Bewegung in China, in: Saeculum, V (1954), S. 337 bis 358; ders., China und das Abendland, Göttingen 1962.

  81. Vgl. Harley Farnsworth MacNair, Modern Chinese History, Vol. I, S. 758.

  82. Vgl. die entsprechenden Artikel des Versailler Vertrages in: Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, hrsg. v. H. H. Michaelis und E. Schraepler, Berlin o. J., Bd. 3, S. 401, Art. 128 f.

  83. Übersetzung aus Xenia Joukoff Eudin und Robert C. North, Soviet Russia and the East 1920— 1927, A Documentary Survey, S. 128.

  84. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 2, S. 280/281.

  85. Peking Rundschau, Nr. 37, vom 14. Sept. 1965, S. 18, 26, 27, 29, 31 ff.

  86. Vgl. Hearings before the Committee on Foreign Relations United States Senate Eighty-Ninth Congress, Second Session on U. S. Policy with Respect to Mainland China. Ed. Committee on Foreign Relations J. W. Fulbright (Chairman) u. a., Washington 1966; Statement of Fairbank, John K., on the Origins of the Chinese Attitüde towards the West, S. 98— 178, bes. S. 147 f., zum Aufsatz Lin Piaos; Statement of A. Doak Barnet ... on China and the West, S. 3— 96.

  87. Europa Archiv, 21. Jg. (1966), D 457/D 458.

  88. Europa Archiv, 21. Jg. (10. 9. 1966), D 459/460.

  89. Vgl. Justus M. van der Kroes, Überprüfung und Anpassung der amerikanischen Asien-Politik, in: Europa Archiv, 21. Jg. (1966), S. 555— 567; Wilfried Koschorrek, Die Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen, in: Europa Archiv, 21. Jg. (1966),

  90. Peking Rundschau, Nr. 28, vom 13. Juli 1965, S. 12.

  91. Zitiert aus Fritz Schatten, Der Konflikt Peking-Moskau. Dokumente und Analysen, München 1963, S. 28.

  92. Ost-Probleme, 18. Jg„ Nr. 20 (7. 10. 1966), S. 620/21. Vgl. Hans-Georg Glaser, Die verstärkte Aktivität Pekings in Lateinamerika, Afrika und Asien, in: Europa Archiv, 15. Jg. (1960), S. 621 bis 6281 R. J. Guiton, Die neuesten Bemühungen Pekings um Afrika, in: Europa Archiv, 19. Jg. (1964), S. 193— 202; G. E. Wheeler, Die Mittelostpolitik der Sowjetunion und Chinas, in: Europa Archiv, 21. Jg. (1966), S. 43— 56.

  93. Vgl. zur Rechtfertigung der außenpolitischen Rüdeschläge: Ch'ü-che ho ch’ien-chin, Windungen und Fortschritt, vom 7. März 1966, deutsch in: Ost-Probleme, 18. Jg., Nr. 8 (22. 4. 1966), S. 246— 247. Zur Dokumentation für Indonesien vgl. Peking Rundschau, Nr. 12 (22. 3. 1966), S. 14/15: „Scharfer Protest gegen die antichinesischen Ausschreitungen der indonesischen Rechten"; vgl. auch Peking Rundschau, Nr. 13 (1966); für Ghana vgl. Peking Rundschau, Nr. 11 (15. 3. 1966), S. 8— 9: „Chinesische Proteste bei den ghanischen Behörden"; für Kuba vgl. Peking Rundschau, Nr. 9 (1. 3. 1966), S. 14 bis 20: „Hysterische chinafeindliche Kampagne in Kuba".

  94. Horst Sasse, Die asiatisch-afrikanischen Staaten auf der Bandung-Konferenz. dokumente, Frankfurt 1958, S. 52 f. und 66 f.

  95. Vgl. K. D. Erdmann, Panch Schila und Staatsraison, in: GWU, 8. Jg. (1957), S. 3— 16.

  96. Peking Rundschau, Nr. 19, vom 28. 9. 1965, S. 9/10.

  97. Die hier angeführten Aspekte sind folgenden Quellen entnommen: Huang Sheng-chang, Die traditionelle Freundschaft zwischen China und Laos; Ch in Mu, Verwandte, übersetzt von Ch. Herzer, in: Studien zur Entwicklung in Süd-und Ostasien, N. F. 1, Bd. 11 der Schriften des Institutes für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt, 1962, S. 39 f., N. F. 2, Bd. 13 der Schriften des Institutes für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt 1962, S. 39 f., Vgl. Die Verträge der VRCh mit anderen Staaten, Bd. 12, 1 der Schriften des Institutes für Asien-kunde in Hamburg, Frankfurt 1962.

  98. Vgl. die Abkommen zwischen der VRCh und Birma, zwischen der VRCh und Nepal, in: Die Verträge der VRCh mit anderen Staaten, Bd. 12, 1 der Schriften des Institutes für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt 1962, S. 20 f. und S. 214 f.

  99. Die Verträge der Volksrepublik China mit anderen Staaten, Bd. 1 der Schriften des Institutes für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt 1957, S. 84.

  100. Vgl. Helga Haftendorn, Die Spannungen zwischen Indien und der Volksrepublik China. Materialien zum indisch-chinesischen Grenzkonflikt, in: Europa Archiv, 15. Jg. (1960), S. 203— 212, ferner Europa Archiv, 15. Jg. (1960), D 61—D 78; H. Haftendorn, Indiens zweite Ernüchterung. Weltpolitische Aspekte des indisch-chinesischen Grenzkonfliktes, in: Europa Archiv, 17. Jg. (1962), S. 759 bis 764; vgl. auch den Notenwechsel zwischen den Regierungen der VRCh und Indien vom September 1965, in: Peking Rundschau, Nr. 39 (28. 9. 1965), S. 11— 16, Heinrich Bechtoldt, Indien oder China. Die Alternative in Asien, München 1964, dtv-Band 203, bes. S. 260 f.

  101. Die Grenzauseinandersetzungen zwischen der VRCh und der UdSSR können als zweites Beispiel herangezogen verden. Vgl. Dietrich Frenzke, Die Gebietsforderungen der Volksrepublik China gegenüber der Sowjetunion, in: Europa Archiv, 20. Jg. (1965), S. 812— 820.

  102. Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften, Bd. 3, S. 86.

  103. Vgl. folgende deutschsprachige Zusammenstellungen von Dokumenten zum Konflikt Peking-Moskau: H. Hamm, J. Kun, Das Rote Schisma, Köln 1963; Heinz Brahm, Pekings Griff nach der Vormacht. Der chinesisch-sowjetische Konflikt von Juli 1963 bis März 1965, Köln 1966; F. Schatten, Der Konflikt Moskau-Peking, München 1963; E. Crank-shaw, Moskau-Peking oder der neue kalte Krieg, Hamburg 1963; H. Weber, Konflikte im Weltkommunismus. Eine Dokumentation zur Krise Moskau-Peking, München 1964.

  104. Zur Frage der „Verschiedenen Wege'vgl. Boris Meissner, Rußland unter Chruschtschow, München 1960, S. 246— 261. Vgl. auch Donald S. Zagoria, Der chinesisch-sowjetische Konflikt 1965 bis 1861, München 1964, darin Ernst Kux, Die feindlichen Brüder: 1962— 1963, S. 443— 486.

  105. Vgl. J. Glaubitz, China im Ostblock, in: Osteuropa, 13. Jg. (1963), S. 328. — 339; E. Kux, J. C. Kun, Die Satelliten Pekings. Nord-Vietnam und NordKorea, Stuttgart 1965; M. Y. Cho, Korea. Außen-politische Probleme eines geteilten Landes, in: Europa Archiv, 21. Jg. (1966), S. 635— 644.

  106. Vgl. zur Information G. -K. Kindermann, Paradoxien der inneren und auswärtigen Politik Japans, in: Europa Archiv, 16. Jg. (1961), S. 355— 364; D. C. Hellmann, Die Beziehungen Japans zum kommunistischen China, in: Europa Archiv, 20. Jg. (1965), S. 195— 204; Lily Abegg, Japans Beziehungen zum kommunistischen China, in: Studien zur Entwicklung in Südost-und Ostasien, Bd. 2 der Schriften des Institutes für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt 1958.

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Hans Süssmuth, Dr. phil., Assessor, geb. 1935. Studien in Freiburg, Münster, Paris; Schulpraxis an Gymnasien in Burgsteinfurt und Münster; Assistent für Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. Veröffentlichungen: Studien zur Utopia des Thomas Morus. Ein Beitrag zur politischen Theorie des 16. Jahrhunderts, Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, Bd. 95, Münster 1967; Idee und Wirklichkeit des Heiligen Krieges. Didaktischer Entwurf, in: Internationales Jahrbuch für Geschichtsunterricht, Bd. X, Braunschweig 1967; Die Volksrepublik China. Zwischen Tradition und Revolution. Materialien zur Gemeinschaftskunde, erscheint 1967 in Frankfurt.