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Politische Solidarität und ökonomisches Interesse Der Begriff des Sozialismus nach Eduard Heimann | APuZ 26/1975 | bpb.de

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APuZ 26/1975 Artikel 1 Politische Solidarität und ökonomisches Interesse Der Begriff des Sozialismus nach Eduard Heimann

Politische Solidarität und ökonomisches Interesse Der Begriff des Sozialismus nach Eduard Heimann

Klaus-M. Kodaile

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Zusammenfassung

Die Einsicht wächst, daß ohne eine qualitative Neugründung unseres politischen und ökonomischen Systems (und entsprechend harter Eingriffe) dessen Selbstdestruktion droht. Vorausgesetzt, dieser Transformationsprozeß soll gewaltlos verlaufen — welche Bestimmungen bedürfen dann besonderer Beachtung? Nach Ansicht des Autors leistet zur Beantwortung dieser Frage die Konzeption des Religiösen Sozialisten Eduard Heimann (1889— 1967) einen entscheidenden Beitrag. Heimann, dessen Schriften bis 1933 in diesem Artikel zur Debatte stehen, führt den Nachweis, daß sich Klarheit über Ziele und Mittel im Bereich von Politik und Ökonomie nur durch Rekurs auf philosophisch-theologische Grundfragen erreichen läßt. Nach seinem spezifischen Konzept des demokratischen Sozialismus, das er im Kontakt mit seinem Freund, dem Theologen Paul Tillich, entfaltete, basiert die politische Allgemeinheit auf einer religionsphilosophisch begründeten Orientierung des Subjekts. Erst in diesem Horizont wird die instrumental-technisch verstandene Wirtschaft zu einer hümanen. Die für Marx'Theorie charakteristische unmittelbare Identität von Ökonomie und Politik greift Heimann als Grundirrtum an. Das Verhältnis von Interessen- und Triebstruktur einerseits und revolutionären Zielen andererseits sei illusionär bestimmt und deshalb müsse die proletarische Revolution sich zwangsläufig praktisch widerlegen. Die Begründung solidarischer, nicht auf partikulare Interessen fixierter Praxis werde vom Marxismus aus theorie-immanenten Gründen eher behindert als befördert. Heimanns Alternative: das faktisch bestehende „System der Interessen und Bedürfnisse“ radikal durch eine religiöse Gestalt geschichtlicher Allgemeinheit in Frage zustellen. Die von Heimann kritisch explizierte Religiosität herrschaftsfreier Kommunikation respektiert gerade die besondere/Qualität des einzelnen. Sie schirmt ihn ab gegen jede rationalistischkategoriale Subsumtion und gegen jede Totalidentifizierung mit einer Weltanschauung. Aus seiner Religionsphilosophie entwickelt Heimann eine Kritik instrumenteller Vernunft, die wesentliche Einsichten der „Kritischen Theorie" vorwegnimmt. Der Herrschaftscharakter reduzierter a-historischer Rationalität wird bloßgelegt. Dem Liberalismus, dessen Verdienste um die Freiheitsgeschichte Heimann herausarbeitet, wirft er zugleich eine strukturelle Blindheit für die Ambivalenz in seinem Vernunftbegriff vor: Die liberale Zielsetzung gesellschaftlicher Freiheit mußte scheitern, weil die Verschränkung von Freiheit und Herrschaft undurchschaut blieb. Die ungeschichtliche Vernunft zeigte sich außerstande, gesellschaftliche Machtprozesse zu begreifen und die potentiell destruktive Eigendynamik der Technik zu regulieren. Dem stellt Heimann den Entwurf einer sozialistischen Marktwirtschaft entgegen (einen der ersten dieser Art in der volkswirtschaftlichen Theoriebildung überhaupt). Aus seinem Begriff der Freiheit fordert Heimann die Beibehaltung des Marktes als eines rein technischen und zudem anti-bürokratischen Systems. Was für das Funktionieren des Marktes ausschlaggebend und für jede Berechnung der Wirtschaftlichkeit erforderlich ist, das darf auch durch die sozialistische Konjunktursteuerung und Umverteilung der Einkommen nicht außer Kraft gesetzt werden, über den erwirtschafteten Gewinn der sozialistischen Konkurrenzwirtschaft verfügen politische Institutionen. Gilt auch bei deren Entscheidungen „Wirtschaftlichkeit" nicht mehr als einziges Prinzip, so muß der volkswirtschaftliche Preis jeweils doch bekannt sein und abgewogen werden. So wichtig das Gemeineigentum für die Marktlenkung ist, so nachdrücklich warnt Heimann vor dessen ideologischer Überstrapazierung: Beamtenwirtschaft sei noch lange nicht demokratisierte Wirtschaft. Die Parole „Gemeineigentum" führt auch verhängnisvoll in die Irre, wenn Sozialisten nicht zwischen Kleinbesitz und Großkapital unterscheiden und folglich das Bündnis von Mittelstand und Arbeiterschaft gegen die Plutokraten verhindern. Das Ausbeutungstheorem, dessen Stellenwert für eine Klärung der sozialistischen Position Heimann gering einschätzt, rückt an die Peripherie des Problemfeldes. Entscheidend ist die Verfügung über das Kapital, nicht die unmittelbare Aneignung des Mehrwerts. Die propagandistische Verwendung der Ausbeutungsund Mehrwerttheorie weckt Erwartungen, die auch nach einem Sieg des Sozialismus niemals eingelöst werden könnten. Die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft hat eine Veränderung im Konsumverhalten zur Voraussetzung: das heißt die Bereitschaft der Lohnabhängigen, durch Verbrauchsverzicht Kapital zu bilden und Selbstverwaltungsinstitutionen der Kapitalverfügung zu schaffen. Innerbetrieblich findet das in einer Mitbestimmung seinen Ausdruck, welche nicht zuletzt auch in der Organisation des Produktionsprozesses die Würde des Arbeitenden zur Durchsetzung bringt. Für die erfolgreichste Form des Kampfes der Arbeiterbewegung hält Heimann die Sozialpolitik. Er spricht von ihrem konservativ-revolutionären Doppelwesen. Schritt für Schritt baut sie den Kapitalismus ab und rettet so doch dessen jeweils verbleibenden Rest. Sie expandiert die Partizipationsfreiheit nur so weit, wie der Lohnabhängige sie auch zu handhaben weiß und verhindert so, daß errungene Freiheit „von oben" heteronom verwaltet wird. Die rechtliche Neuordnung der Eigentumsordnung steht am Ende dieses Prozesses; ratifiziert wird damit nur noch, was schon längst zur produktionspolitischen Notwendigkeit geworden ist.

Einleitung

In Konsequenz einer theologischen und politischen Neubesinnung rückt der „Religiöse Sozialismus“ wieder stärker ins Blickfeld der Wissenschaft und der Öffentlichkeit; aber die Rezeptionsperspektive ist verzerrt. Die vor allem in der Sozialdemokratie mit Vehemenz aufgebrochene Diskussion über die theoretischen Grundlagen und die Zielvorstellungen eines „demokratischen Sozialismus" nimmt das geistige Erbe der Weimarer Republik und den bereits dort geführten Disput nur unzulänglich zur Kenntnis; sie begibt sich damit der Chance, Irrwege und dogmatische Verengungen zu vermeiden. Hinter der inflationären Rede von den geschichtlichen Bedingungen verbirgt sich auch hier — höchst modern und symptomatisch — eine Bewußtseinslage der Ahistorizität. Konsequent reproduziert sich die Geschichte: Den politischen Ideologen, denen ein voluntaristischer Marxismus wider Willen zum Heilsersatz gerinnt, stehen jene gegenüber, die mit Berufung auf einen zur Begründung verbindlicher politischer Praxis unfähigen Weltanschauungspluralismus nur ihren dürftigen Pragmatismus verschleiern. Daß ernsthaft eine kritische Theorie religionsphilosophischer Prägung in diesem Di-lemma Abhilfe oder wenigstens Klarheit des Geistes schaffen könnte, und zwar mit Konsequenzen bis aut die Ebene ökonomischer Grundsatzentscheidungen, vermag anscheinend keine der beiden Seiten so recht für möglich zu halten.

Die Theologie ihrerseits, und hier vor allem die evangelische, herausgefordert durch den politischen Konflikt und mit ihm konfrontiert, erinnert sich der so lang vergessenen Tradition aus den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts. Jedoch: in einem sklavischen Respekt vor den eingefahrenen Bahnen wissenschaftlicher Arbeitsteilung und Disziplingrenzen verharrt das Interesse bei den Fachtheologen jener Zeit (genannt seien hier nur Paul Tillich und Georg Wünsch) oder den Praktikern der Bewegung: den sozialdemokratisch oder kommunistisch engagierten Ge-meindepfarrern. Infolge dieser Einseitigkeit des Interesses in der Theologie hier und der Skepsis gegenüber dem Anspruch der Religion auf politische Relevanz ihrer Konzeptionen dort versinkt eine große, auch gegenwärtig entschieden erinnernswerte Anstrengung des Denkens in Vergessenheit.

Wer war Eduard Heimann?

Geboren am 11. Juli 1889 als Sohn des Reichstagsabgeordneten und späteren Berliner Ehrenbürgers Hugo Heimann studierte Eduard Heimann von 1908 bis 1912 Sozial-und Wirt-Schaftswissenschaften in Heidelberg, Wien und Berlin. Seine Lehrer waren Alfred Weber und Franz Oppenheimer. 1919 war er Generalsekretär der ersten Sozialisierungskommission, 1921 bis 1922 Sekretär der zweiten Sozialisierungskommission für Reparations-und Steuerfragen. Dadurch trat er in nähere Beziehung zu Walter Rathenau. 1922 in Köln habi-litiert, wurde er 1925 als o. Professor für Wirtschafts-und SozialWissenschaften nach Hamburg berufen. Von 1930 bis 1933 gab er, zusammen mit Fritz Klatt, August Rathmann und Paul Tillich, die „Neuen Blätter für den Sozialismus“ heraus. 1933 mußte er emigrieren; er lehrte in der Folgezeit an der New School for Social Research in New York und wurde 1950 Dozent am Union Theological Seminary in New York. Seit 1951 Emeritus an der Universität Hamburg und außerdem später Honorarprofessor in Bonn, verlegte er 1962 seinen Wohnsitz wieder nach Hamburg. Er starb dort am 31. Mai 1967

Innerhalb der religiös-sozialistischen Bewegung gehörte Heimann zur Gruppe um Paul Tillich. Dieser war zweifellos die führende Persönlichkeit; er hatte einer selbstgefälligen, sozial blinden und in ihren dogmatischen Gehäusen eingeschlossenen Theologie abgesagt und bemühte sich nun um eine religionsphilosophische Theorie, die sich angesichts der Realitäten von Klassenkampf, Nationalismus und heraufziehendem Faschismus „bewähren“ sollte. Obwohl Tillich das Verdienst zukommt, Heimann den generellen theoretischen Rahmen vorgegeben zu haben, so war es doch erst der Nationalökonom Heimann, der diesen immer noch abstrakten Denkansatz umformte, indem er ihn mit einer empirisch-gehaltvollen Theorie sozialistischer ökonomischer und politischer Praxis, als Einlösung der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, vermittelte und ihn damit auch erst als wissenschaftlichen Versuch der Falsifizierbarkeit aussetzte.

Dieses Stadium im Denken Heimanns bis zu seiner Emigration 1933 soll hier vorgestellt werden — nicht zuletzt als historischer Beitrag zur Erinnerung an die innovativen Kräfte, die in der religiös-sozialistischen Bewegung freigesetzt und nach dem Ende des Nationalsozialismus nur völlig unzureichend vergegenwärtigt wurden. In diesen zum Teil bruchstückhaften Arbeiten bekundet sich noch der Geist der Hoffnung, die geschichtliche Gegenwart sei unmittelbar bereit für die Realisierung einer humanen Gestalt des Sozialismus

In dem Bestreben, mit Heimann einen auch heute tragfähigen Begriff sozialer Freiheit zu umreißen, wird die ökonomische Detailproblematik nur so weit erörtert, wie davon — auch als Problem der Organisation — die Überwindung der Heteronomie, die reale Durchsetzung von Autonomie und Freiheit abhängt. Die Position einer bloß rechtlich-politischen Freiheit, welche durch die reale ökonomische Organisation und Praxis beständig desavouiert wird, soll überholt werden durch die Entfaltung jener Maximen und Organisationsprinzipien, die allein eine freiheitliche Ordnung insgesamt sichern können — wenn selbstverständlich auch sie vor ihrer eigenen Pervertierung nicht gefeit sind.

Gegenwärtig wächst die Einsicht in unsere beschränkten ökonomischen Möglichkeiten; „Wirtschaftlichkeit“ als technischer Maßstab wird mithin noch unverzichtbarer. Doch „technischer Maßstab" ist nicht zu verwechseln mit „Maxime des Handelns und Verhaltens“ im Bereich von Ökonomie und Ökologie. Indem Eduard Heimann darauf drang, im Rahmen der durch politische Auseinandersetzungen und Konsens gewonnenen allgemeinverbindlichen Orientierungen das volkswirtschaftliche Rechensystem nicht zu vernachlässigen und gleichzeitig doch unablässig die Aufmerkamkeit darauf lenkte, daß in die scheinbar so technisch neutralen Wirtschaftsrechnungen höchst folgenreiche Wertentscheidungen eingehen, hat er die Ausbildung eines problem-adäquaten gesamtgesellschaftlichen Bewußtseins durch seine Arbeiten theoretisch vorbereitet. Daß Planung in dieser geschichtlichen Situation unumgänglich geworden ist, bestreitet kein vernünftiger Mensch mehr. Doch wie läßt sich dieser Zwang zur öffentlichen Planung real durchsetzen, wie ohne Terror mit dem individuellen Freiheitsbedürfnis und -recht vermitteln, wie gegen das subjektive oder gar kollektive Interesse behaupten, das eine Ausbeutung der Natur durch den kurz-oder mittelfristigen Vorteil, der sich daraus ziehen läßt, für gerechtfertigt zu halten scheint und freiwillig jedenfalls nicht abdanken wird? Hinter einer bombastischen Wand aus Feiertagsreden über „Lebensqualität" setzt sich die Destruktion der Lebensbedingungen durch einen sich mehr oder weniger selbst überlassenen technischen Fortschritt durch.

Die unvermeidliche Reform des handelnden Ich wie der gesellschaftlichen Institutionen läßt sich natürlich programmatisch postulieren. Welches aber sind die subjektiven und intersubjektiven Bedingungen der Realisierung dieses Postulats? Welches sind die Konturen eines Begriffs der Politik und der Politisierung, der nicht von der Subjektivität abstrahiert oder sie gar absorbiert, der sie auch nicht in eine Freund-Feind-Polarisierung zwingt, der vielmehr die unsere Selbsterhaltung bedrohende Gegenstellung von Politik und sogenannter rationaler Sachgesetzlichkeit überwunden hat? Trifft es zu, daß vielleicht noch keine geschichtliche Revolution vergleichbare Eingriffe in die Lebensgewohnheiten, auch in das Ziel-und Wertgefüge des einzelnen mit sich gebracht hat, wie sie für die anstehende Veränderung sich abzeichnen? Wird man erst recht für Hegels Wort Beachtung reklamieren müssen, Voraussetzung solcher Umwälzungen und ihres Gelingens sei eine wahrhafte Reformation? In diesem Problemhorizont ist Eduard Heimanns Sozialphilosophie zu situieren.

Das liberale Erbe — Annahme und Kritik

Liberalimus und Kapitalismus sind nicht identisch. Das Eigentum an der eigenen Arbeitskraft wurde im Liberalismus zum Rechtsgut des einzelnen und damit zur Bedingung sozialer Freiheit. Die Ausbildung des Kapitalismus und der großbetrieblichen Organisation mit den bekannten Entfremdungskonsequenzen verkehrt die liberalen Zielsetzungen: statt der freien Arbeit dominiert nun der Kapitalbesitz, statt der Gleichheit das Privileg in der Klassengesellschaft. Dieser Umschlag ist zwangsläufig: Der Liberalismus hing einem Begriff natürlicher „Vernunft“ an, der zu Ignoranz und Ohnmacht angesichts irrationaler Macht-durchsetzung sowie entfesselter Technik verurteilte. Politik verkam zum Appendix der Ökonomie, die ihrerseits mit dem Monopol unangefochten die Negation des Konkurrenz-prinzips ausbilden konnte.

Welche Bedeutung und Leistung in der geschichtlichen Entwicklung dem Kapitalismus zugemessen wird, danach wird sich nicht nur die Schärfe der Kritik, sondern auch die Erkenntnis dessen richten, was dem Sozialismus als geschichtliche Aufgabe zugemutet wird. In dieser Perspektive gerät nun Heimanns Theorie in eine scheinbar paradoxe Situation: Auf der einen Seite „rettet" sie z. B.den Markt in den Sozialismus hinein; auf der anderen Seite unterwirft sie den Marxismus einer radikalen Kritik, weil er in den ökonomisch relevanten Prämissen den bürgerlich-kapitalistischen Vorstellungen viel zu sehr verhaftet ist, als daß deren verheißene Über-windung im praktischen Vollzug dieser Theorie wirklich gelingen könnte.

Den bürgerlichen Liberalismus würdigt Heimann als den ersten Schritt aus der .selbstverschuldeten Unmündigkeit'des Subjekts; ihm verdankt auch die Gegenwart ihr — politisch und gesamtgeschichtlich unbestritten machtvolles — Verständnis von Freiheit und Selbstverantwortung. Er verstand seine „individualistische Freiheitsforderung" im universalen Sinn, und dies bedingte prinzipiell, „daß eine partielle Freiheit die verheißene Harmonie notwendig verfehlen muß" Heimann legt alles Gewicht auf die saubere Unterscheidung der „ursprünglichen Absichten des Liberalismus" und der tatsächlichen Entwicklung vom Liberalismus zum Kapitalismus

Der Liberalismus bleibt unüberholbar aktuell, insofern er die wirtschaftliche Interaktion der Menschen unter die Gesetze der Zweck-Mittel-Rationalität stellte, den einzelnen damit aus rational nicht legitimierten geschichtlichen, natürlichen und naturanalogen Vorgegebenheiten löste und eine nicht zu überschätzende Voraussetzung für die Emanzipation schuf: Er stattete das einzelne Individuum mit dem Rechtsgut des Eigentums an der eigenen Arbeitskraft aus. Auf dieser Basis erstrebte der Liberalismus durchaus eine nicht nur rechtliche, sondern auch soziale Freiheit. Im „Gewimmel selbständiger Existenzen“, geordnet nach dem Gesetz des Marktes, sollte sich das politische Organisationsprinzip einer dergestalt kleinbetrieblichen Demokratie, die Verbindung von sozialer Freiheit und wirtschaftlicher Harmonie, niederschlagen. Die „beherrschende Stellung der Arbeit“ als „Bedingung der sozialen Freiheit" und der Chancengleichheit für alle Wettbe5) werbet sollte den wirtschaftlichen Erfolg auch unabhängig von den ungleichmäßig verteilten Sachwerten sicherstellen Die Überlegenheit und Effizienz des Kleinbetriebes gegenüber der von Fremdherrschaft doch abhängigen großbetrieblichen Organisation schien auf der Hand zu liegen: Wie sollten auch fremde, uninteressierte und widerspenstige Arbeitskräfte so gut produzieren können wie die über ihre eigene Arbeit und ihr Arbeitsprodukt im eigenen persönlichen Interesse Verfügenden?

Der Umschlag in die spezifische Form „Kapitalismus" war freilich dennoch unvermeidbar, der Glaube des Liberalismus an seine eigene „Vernunft" nur allzu abstrakt. Die im Liberalismus zur Herrschaft gelangte Zweck-Mittel-Rationalität trieb eine technische Entwicklung der Produktivkräfte hervor, die schließlich den heteronom arbeitsteilig organisierten Großbetrieb als die einzig zukunftsträchtige Organisationsform obsiegen ließ. In dieser „Wendung zum Großbetrieb“ Vollzug sich nach Heimann die „Zerschlagung der Frei-heitslehre", entlarvte sich die neue Rationalität — die technische der Maschine, die kommerzielle der Buchführung und die praktische des Marktes — als geschichtlich geprägt durchs „schlechthin Irrationale" Der Freiheitstraum des Liberalismus, nach dem der Arbeitende, „ohne einen Herrn über sich zu haben, unmittelbar dem Vernunftgesetz des Marktes gehorchen und aus ihm seine Freiheit zurückempfangen sollte", war ausgeträumt Eine faktisch an die neu sich ausbildenden Herrschaftsformen gebundene Eigentumsverteilung setzte sich als Kapitalismus durch, und damit eine Umwertung aller ökonomisch wie sozial belangvollen Werte. Im Zuge des alles Entscheidenden: der Entwürdigung der Arbeit zu einem reinen Mittel, zur Nichts-als-Produktivkraft, reduzierten sich konsequent die sozialen Fragen auf bloße Probleme der Güterausstattung. Die vorgeblich neutrale Zweck-Mittel-Rationalität koin-zidierte mit einer keineswegs „wertneutralen“ Ausformung ökonomischer Sachgesetzlichkeit. In dieser historischen Entwicklungsphase erwies sich der wirtschaftliche Prozeß der Ausbeutung und Beherrschung der Natur als elementar strukturiert durch die „Gesetzmäßigkeiten“ einer antagonistischen Klassengesellschaft Politische Herrschaft nahm fast zwangsläufig den Charakter eines bloßen Vollzugsorgans der alle Kräfte vereinnahmenden Wirtschaftsorganisation an. Kriterien einer Kritik der Klassenordnung, Hinweise auf Potentiale, die sich für den Abbau von Herrschaft mobilisieren ließen, waren aus diesem von der Ökonomie naiv-unmittelbar abhängigen Politikverständnis nicht mehr abzuleiten.

Nun, da nicht mehr der Faktor Arbeit, sondern der Besitz die Einkommensverteilung bestimmte, gelangten die historischen Ausgangslagen der Besitzverteilung zu ausschlaggebender'Bedeutung: Die willkürlichen, soge-nannten „wilden" Anfänge des Kapitalismus, die Herkunft des Kapitals aus Beutekriegen, Inflationen, Bauernlegen u. ä., wirkten sich aus und das Seltenheitsverhältnis von Kapital und Arbeit wurde von nun an sozial bedeutsam und entscheidend. Unter diesen Bedingungen wurden bereits frühzeitig die Voraussetzungen einer allgemeinen freien Konkurrenz durch eine Quasi-Feudalordnung ersetzt. Die Zunahme sozialer Ungleichheiten war die nun unvermeidliche Folge und damit einhergehend die geschichtliche Ausbildung eines gesamtgesellschaftlichen Status quo, in dem die bestehende Ungleichheit dem gesellschaftlichen Funktionszusammenhang scheinbar sogar noch zum Nutzen ausschlug und somit dessen instabile Stabilität gewährleistete. — Die daraus abgeleitete apologetische These, bei aller sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit gewährleiste dieses System mithin, daß sich mit der Durchsetzung des partikularen Interesses unmittelbar auch das Interesse der Allgemeinheit (als Interesse der Verbraucher) realisiere, wird durch eine entscheidende Struktureigenschaft des Kapitalismus selbst widerlegt: Mit der Ausbildung von Mo nopolen negiert der Kapitalismus die eigenen Systemfundamente und bricht endgültig aus dem Dienst am Verbraucher aus; die Regulationen des Marktes werden ausgeschaltet, es dominiert das (auch „hinterrücks" nicht mehr sozial umfunktionierte) reine Profitinteresse.

Die Analyse der Faktoren, die die „Entartung" des Liberalismus zum Kapitalismus herbeiführten, hat bisher freilich die Gründe noch nicht zur Sprache kommen lassen, die für die hier vorausgesetzte Schwäche des Liberalismus verantwortlich sind: Der Liberalismus gründet auf einer großen zerstörerisch-verhängnisvollen Illusion; er wird getragen von dem deistisch-rationalistischen Glauben an die prinzipielle 'Vernünftigkeit der Weltordnung und die Triebkraft einer natürlichen Vernunft. Geschichtlich verhängnisvoll mußte sich dieser fundamentale Glauben insofern auswirken, als er ein entscheidendes Essential menschlicher Existenz ignorierte oder auszuschalten suchte: die Macht. Dip Transposition der versachlichenden, verdinglichenden instrumentellen Vernunft (Zweck-Mittel-Ratio) auf das soziale Ganze sollte der Eliminierung der Macht und das heißt: irrationaler Machteingriffe/dienen; erreicht wurde indes damit nur die Verhüllung wirklichen, aufgrund subjektiver Interessen-und Triebstruktur stets wirksamen Machtstrebens. Aus der in ihrer Eigengesetzlichkeit freigelassenen Wirtschaft selbst kann dann nur die nun allerdings unkontrollierte Entstehung von Macht und Übermacht resultieren. Die totalisierte instrumentelle Vernunft wird zum Deckmantel für eine durchs Prinzip Herrschaft bestimmte ökonomische und politische Entwicklung und die Formel vom .freien Spiel der Kräfte'entpuppt sich als ideologisches Instrument zur Abwehr von Eingriffen in eben diese herrschaftsbestimmte Entwicklung.

Die Technik, deren den Kapitalismus voll auslösende Kraft Heimann registrierte, ist integraler Bestandteil dieses Geflechts von totalisierter instrumentaler Vernunft und freige-setzter Wirtschaft. Als bloßer Schein ist nun die Ansicht entlarvt, die Funktion der Tech7 nik für den Übergang vom Liberalismus zum Kapitalismus (zum kapitalistischen Großbetrieb) sei gleichsam zufällig; nun leuchtet ein, daß jene Dominanz der Technik das notwendige Korrelat dieser geschichtsmächtig gewordenen „Vernunft" ist. Beider Geschichtslosigkeit reflektiert sich in dem nach puren Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten organisierten System der Interessen und Bedürfnisse und ihrer Befriedigung. Die Bedeutung historischer Vorgegebenheiten (siehe die „wilden Anfänge des Kapitalismus") bleibt notgedrungen außer acht im Gefolge einer entpersönlichenden, verdinglichenden Rationalität, die in Wahrheit, wie Heimann eindringlich analysiert, ungeheuere Gewalt verleiht über die Menschen, insbesondere über ihre Arbeit.

In der Geschichte des Liberalismus schlägt sich die Ambivalanz der neuzeitlichen Vernunftkonzeption nieder: Auf der einen Seite befreit sie den Menschen aus allen vorgegebenen, natürlichen bzw. naturanalogen Herr-Knecht-Verhältnissen, übereignet den Menschen sich selbst, indem sie ihn zum Eigentümer seiner Arbeit(skraft) einsetzt, auf der anderen Seite zerstört diese Ratio radikal alle persönlichen und doch nicht-privaten Vertrauensund Loyalitätsverhältnisse, die im Idealfall eben auch Verantwortungsverhältnisse waren.

So heilsam und zerstörerisch wie diese Ratio ist auch ihre handfeste Materialisierung in Gestalt der Technik: Nur kraft ihres Einsatzes kann die optimale Versorgung aller erreicht werden; als ungezügelte jedoch gefährdet sie die personale geistige Integrität ebenso wie die physische Selbsterhaltung des Menschen.

„Vernunft" als Herrschaftslegitimation und wahre Identität in Geschichte

Die herrschende „Vernunft'ist strukturell Herrschaftsvernunft; sie verschleiert die gesellschaftliche Gewalt. Der ungeschichtliche Schein, der Endgültigkeitsanspruch dieser instrumenteilen Vernunft ist zu durchstoßen. Schwerlich gelingt dies einer bloß regressiven Mobilisierung unmittelbarer vorgeistiger Vitalität. Irrationaler Herrschaftsanspruch und entpersönlichte Masse sind Korrelate. Zwischen leerer Rationalität und Entpersonalisierung vollzieht sich der risikoreiche Prozeß personaler Identitätsbildung.

Die herrschende Vernunft ist als Herrschaftsvernunft radikal zu kritisieren und in die Grenzen einer humanen, aber durchaus machtbewußten Theorie und Praxis einzufügen. Etwas so Machtvolles wie diese neuzeitliche Entwicklung zu zügeln und dabei ihre positiven Leistungen aufzubewahren und nicht zu zerstören, ist nur möglich mittels einer noch größeren Macht höherer Intelligibi-lität. Im Gewände einer heute zu Recht Skep-sis auslösenden lebensphilosophischen Terminologie und auf der Basis der theologisch formulierten grundsätzlichen Affirmation hat Heimann bereits jene Vernunftkritik formuliert, die später auf so subtile, aber auch aporetische Weise von Adorno in der „Negativen Dialektik" vorgetragen worden ist.

Er hat die bürgerliche Vernunft als jene rechnerisch-kalkulatorische Instanz charakterisiert, die, als „Wissenschaft vom Beweisbaren", das Leben zurichtet und ihren mechanischen Veranstaltungen unterordnet und die als praktische ihren zerstörenden Charakter nur mühsam verbirgt; darum gipfelt seine Vernunftkritik in dem Appell, die „gewalttätigen Mächte aufzudecken, die — unter dem Schleier der bürgerlichen Vernünftigkeit den Vergewaltigten unerkennbar — das soziale wie das individuelle Leben zerstören" Im Prinzip der an den „Stoff" der Erkenntnis von außen herangetragenen Methode manifestiert sich der herrschaftliche Charakter dieser Wissenschaft, die dem „Leben" die konstruktiven, „aus dem Denken stammenden Kategorien" auferlegt, nicht zuletzt, um auf diese Weise endgültig an ihr Ziel: Gewißheit, zu gelangen. Dieser Rationalismus aber erreicht seine Ziele nur um den Preis einer fundamentalen Verkehrung: So bewirkt er in seiner Manifestation als Kapitalismus zwar eine ungeheuere Entfaltung und Entwicklung der Produktivkräfte; Hand in Hand damit aber potenziert sich die Herrschaft von Menschen über Menschen ins Maßlose: „Die Mächte des Lebens rächen sich an der Hybris des Rationalismus ..

Die Kritik des reduzierten Vernunftbegriffs hat den Blick vor allem zu schärfen für die Konsequenzen, die aus dieser Konstellation für Theorie und Praxis des Sozialismus erwachsen. Dem Sozialismus droht nämlich ständig die Gefahr, in seinem Selbstverständnis diese Vernunft gleichfalls zu reproduzieren: sei es, daß sie despotisch „realisiert" wird, sei es, daß das Proletariat bei zunehmendem Wohlstand in seinem revolutionären Impuls erschlafft, verspießert und sich tröstet mit dem in diesem Sinne ebenfalls „rationalistischen" Glauben an die „blinde, sinnlose Notwendigkeit“, die den Untergang des Kapitalismus schon herbeiführen wird. Aus seiner freilich nur ansatzweise entwickelten radikalen Kritik dieses Verhältnisses von Geist und Realität hat Heimann unmißverständlich Schlüsse bezüglich der politischen Programmatik gezogen: Ein wie immer progressives Programm, das der bestehenden Wirklichkeit und den jetzt und hier lebenden und handelnden Subjekten völlig unvermittelt vorgesetzt wird, ist zum Scheitern verurteilt Der Prozeß der Umwandlung, Verwandlung, Revolution verlangt für sein Gelingen die Respektierung der Freiheit, der freien, aus Einsicht resultierenden selbständigen Partizipation.

Das ethische Ideal oder Programm, die Theorie (im eingeschränkten Sinne) kann also durchaus „machtvoller und unentbehrlicher Halt" sein, die „Eigenexistenz" des Geistigen gewinnen und „Richtpunkt" für die Praxis werden. „Denn das Leben ist blind und wird sehend erst durch den Geist." Das Ideal muß demnach sogar dem Leben gegenübertreten, das immer in Gefahr steht, in Bequemlichkeit und Erstarrung zu versinken. Nie jedoch darf das ethische Ideal in seinem ahistorischen Schein, in seinem Anschein von Endgültigkeit beanspruchen, selbst die Grundlegung zu sein Die Definition des vernünftig-ethischen Ideals ist also selber noch eine instrumentale: „Vernunft, Überlegung und Kritik" sind darum „unentbehrliche Werkzeuge" Ihrer bedarf das Ich, soll es sich zur „Persönlichkeit" bilden; „die unmittelbare Fülle und Gegebenheit des Lebens, die doch zugleich immer unmittelbare Einbezogenheit in das Leben ist wie beim Tier", muß überschritten werden, als „Erhebung des Lebens über sich selbst und Ergreifung seiner selbst in einem freien Akt der Gestaltung" Diese Freiheit zur Verwirklichung der einmaligen „Besonderheit und Würde" der Person schließt die Möglichkeit der Selbst-Verfehlung ein — eine Gefahr, welche die gängige Lebensphilosophie, in bloßer Gegenstellung zur „Entleerung durch die Rationalisierung" vergeblich zu vermeiden trachtet durch Konzessionen an „die vorgeistige Ungebrochenheit des bloßen Vitalprozesses".

Gelingende Identität — weder Regression als Entpersonalisierung noch „Hybris der herrschaftlichen Übersteigerung“ — ist das allerschwerste: „ein Gleichgewicht auf des Messers Schneide". Für die konstruktive Kritik Heimanns am Sozialismus ist vor allem die zweite Möglichkeit belangvoll, der Umschlag von „Erhebung ... über das bloße vitale Sein'in „Uberhebung": „Das formende Prinzip wird überlastet und das geformte entwertet... die Dinge der Welt und des Lebens einschließlich unseres eigenen Lebens (werden) ... zu einem bloßen Gegenstand für willkürliche Formung entmächtigt" und „als Mittel in jene Welt der Mittel einbezogen“. Die Konsequenz: „Überhebung“ verkehrt sich in Entpersonalisierung. Weiß das Ich sich „nicht mehr als Repräsentant der Gemeinschaft", fällt es der „blinden Gewalt“ der Natur anheim. Der irrationale Herrschaftsanspruch und die „entmächtigte entpersönlichte Masse'sind Korrelate Einen nur irrigen Ausweg aus diesem Dilemma versperrt Heimann von vornherein: Zwar treibt der Geist des Sozialismus an zu innovativer Aktivität im objektiven Bereich der Institutionen; deren nur abgeleiteter Charakter ist jedoch in Erinnerung zu rufen: „Vom Organisatorischen her kann keine Gewißheit für neue Personwer-dung gegeben werden, selbst wenn Gewißheit für das Organisatorische bestünde. Aber diese rationale Gestaltung ist die allein denkbare Grundlage“ für die Konstitution freier „Persönlichkeit“

Glaube, Ideologie und das Problem geschichtlicher Innovation

Die vernünftige Organisation der Gesellschaft bedarf der Fundierung durch ein Wissen aus Glauben. Dieses Wissen reflektiert die spezifische Wahrheit des einzelnen als Selbstüberwindung, seine Selbsterfahrung als „Solidarität des Leidens“, seine essentielle Unabhängigkeit von der eigenen natürlichen Interessenstruktur und damit seine Überlegenheit gegenüber der kapitalistischen Güterideologie. Desillusioniert über das eigene Ich und doch von Gott zu gutem Handeln ermutigt und verpflichtet, ist aus diesem Engagement für eine offene sozialistische Gesellschaft jede Gewaltsamkeit ausgeschlossen — freilich auch jede opportunistische Anpassung. Die „gesetzlose“ geschichtliche Allgemeinheit drückt sich in einer religiösen Symbolik aus: Sie gründet Solidarität und weist der Ratio Grenze und Richtung. Erkenntnis und Parteinahme bedingen sich.

Die Grundlegung einer zukunftsträchtigen, humanen gesellschaftlichen Praxis obliegt nicht der Kapazität endlicher Ratio, sondern einer anders qualifizierten Dimension des Denkens. Heimann spricht vom Wissen des Glaubens, der die Vernunft umgreift und trägt. Dieses Wissen ist kein nominalistisches Denken, kein subsumierendes; es richtet sich auf das Besondere, Einzelne, Zeitliche d. h. auf das dem rationalen kategorialen Begriff per se entzogene Nichtidentische; es thematisiert gerade „die letzte Wahrheit für jedes Einzelsein" seine jede Sicherheit und Gewißheit entbehrende Kontingenz.

Ein ethischer Sozialismus, der diese Wahrheitsbegründung einlöst, wird folglich ebenfalls auf jede Sicherheit und Gewißheit, auf die Endgültigkeit eines gewissen Abschlusses der geschichtlichen Entwicklung zu verzichten haben. Eine solche Grundlage verleiht auch der Überzeugung Gewicht, „daß wir alle den Sozialismus nicht erdacht und errechnet haben ..." Für die Kraft, die den einzelnen in seiner besonderen Subjektivität — grundsätzlich auch jenseits aller Klassenlagen — in der Gegenwart zum Engagement für den Sozialismus motiviert, bedient sich Heimann der Bezeichnung „Gnade Gottes“. Diese Kraft bricht alle Determinationen und überführt alle rationalen Schutzkonstruktionen jedweder Art ihres stets relativen Charakters. Zu Rettung und Umkehr befähigt danach, trotz aller unübersehbaren Verzerrungen und Perversionen, die christliche Religion. Sie bricht, sofern sie Handeln und Selbsterfah-rung des einzelnen wirklich bestimmt, die Identität des einzelnen mit seiner natürlichen Interessenstruktur und dem darauf basierenden sozialen und politischen Funktionszusammenhang. Wird diese Gebrochenheit bereits als „Zeichen der göttlichen Herkunft und Bestimmung“ interpretiert, dann bedeutet Anpassung an den Kapitalismus — wo sie nicht aus Not, sondern vielmehr mit gutem Gewissen, gar mit der Sanktionierung christlicher Kirchen erfolgt — Einwilligung in den praktischen Atheismus Vermittels der „Solidarität des Leidens" gewinnt die religiös begründete sozialistische Bewegung ihre „Kraft und Größe". Diese Erfahrung des Leidens gilt es, als gemeinsame Erfahrung bewußt zu machen. Ohne diese Erfahrungsbasis bliebe das bloße Wunsch-Gegenbild einer besseren, gerechteren Gesellschaft ohnmächtig und vermöchte befreiende Kräfte nicht zu mobilisieren.

Als die besondere Fatalität der sozialen Bewegung geißelt Heimann die Gefangenschaft vieler sozialistischer Wortführer in der kapitalistischen Güterideologie: eine Mentalität, die zwar wortreich die Herrschaft der Sachen über den Menschen beklagt, politisch geforderte Verstöße aber gegen „das Ideal einer in Gütern rechnenden Produktivität ... niemals zu bekennen" wagt und darum stets durch die Behauptung auch günstiger wirtschaftlicher Wirkungen zu beglaubigen sucht Angesichts des Angebots einer besseren Organisation der Gesellschaft wird solches Denken eine Kostenrechnung aufmachen, deren Ergebnis von vornherein feststeht: Der unabsehbar hohe Preis für die Riskierung des Bestehenden und vom einzelnen Erarbeiteten wird eine jede wirklich qualitativ verändernd eingreifende Politik verhindern. Als Alternative verbleibt dann: hier möglichst optimales Krisenmanagement im bestehenden System — dort der terroristische Oktroi.

Die Konstitution einer Subjektivität, die zu befreiender, solidarischer Praxis fähig sein soll, setzt die Selbst-Überwindung des eigenen, privat-egozentrischen Interesses voraus. Dieser innere, fundamental den einzelnen betreffende Prozeß wird in den religiösen Symbolen artikuliert: „Die letzte Wahrheit für jedes Einzelsein gegenüber dem unerschöpflichen Schoß des Ursprungs ist das Kreuz, die Bereitschaft, sich selbst aufzuheben." Statt einer Logik der Selbstbehauptung und Selbst-durchsetzung, statt des Willens zur Macht: Überwindung seiner selbst, Überwindung der Fixierung auf die Werte und Errungenschaften eines gesellschaftlichen Zustandes, dessen Inhumanität veränderndes Handeln provoziert: „Dies ist im historisch-politischen Raum die Anwendung und Vergegenwärtigung der christlichen Liebes-und Todeslehre. ... Sie verlangt die Preisgabe dessen, was man hat, und das Wagnis des neuen und ungewissen Lebens." Die Logik des Symbols ist eine eschatologische; in ihr wird erfragt, was eigentlich die Kraft zur Selbstveränderung und zu innovativem Handeln verleiht. Die nicht einmal sich selbst total verfügbare Subjektivität soll gerade zu einer solidarischen Kommunikation befähigt sein! Usurpatorische Verfügung über andere, Vereinsamung, Über-zeugung von der eigenen als der quasi-a priori humansten Praxis — all dies ist hier prinzipiell ausgeschlossen. Das Ich entbehrt gerade der Selbstgewißheit im Sinne irgendeiner Selbstevidenz, es kann zu höchst — im desillusionierenden Wissen um seine bornierte Egoität — darauf vertrauen, dennoch zum guten Handeln befähigt zu sein bzw. zu werden.

Dieses Selbstverständnis entsagt dem Anspruch, die geschichtliche Gegenwart und Zukunft in den Griff einer ahistorischen, konstruktiven Ratio zu bekommen; verzichtet wird auf die Gewißheit des Geschichtswissens. Nur eine gegenüber Vergangenheit und Zukunft so wenig /gewaltsame Einstellung wird auch die Gegenwart gestalten können ohne Verrat, ohne Verzweiflung am Sinn des Lebens, ohne terroristische Agitation und Aktion, d. h. ohne Gewalt, ohne Vereinnahmung — ohne Anpassung freilich auch. In dieser Sicht erscheint das Ineinander von Negativität und Versöhnung keineswegs als chaotisch. Der Gott in der Geschichte, der den einzelnen absolut würdigt und ihm zutraut, Subjekt und nicht Objekt der Geschichte zu sein, dieser Gott ist hier gegenwärtig als Rechtfertigung dessen, was ist, und — in seiner Verborgenheit — als vernichtendes Urteil über den Verlust der Spannkraft humanen, freiheitlich-solidarischen Handelns. Die Meta-Theo-rie der symbolischen Kommunikation, in der allein sich der Glaube, politische und gesellschaftliche Macht sei nicht vom Bösen, ihren destruktiven und konstruktiven Möglichkeiten sich zu stellen sei Pflicht, rechtfertigen läßt, soll die Herrschaft der Ratio eingrenzen, nicht etwa die Stringenz der logischen Argumentation außer Kraft setzen. Dieser Einstellung zur Geschichte, die ausgeht von dem Wissen um die eigene Unfähigkeit, die geschichtlich vorgegebenen Determinationen aus sich selbst heraus zu überwinden, vereinnahmt nicht dogmatisch, sondern im Gegenteil: sie gibt keinen Menschen (und keine Gruppe) preis, wenn er anscheinend irrt Nicht zuletzt auch „in der Bewahrung der Rangordnung zwischen dem Leben überhaupt und dem Sozialismus" bezeugt sich die kritische Potenz dieser christlichen Symbolik; denn niemals darf nach Heimann der Sozialismus den Rang eines letztgültigen, unüberholbaren geschichtlichen Zieles — mit allen tendenziell-totalitären Ansprüchen, die das für die Subjektivität bedeuten könnte — usurpieren. Sobald Wissenschaft ihre Defizienz . vergißt', sobald sie nicht mehr wahrhaben will, daß sie „in ihrer konkreten Gestalt aus einer konkreten Lebenslage“ stammt und darum letztlich den Auftrag der jeweiligen Sozialgestalt „systematisiert", versteinert sie zur Ideologie und dient nur noch zur Verteidigung verjährter oder unrealisierbarer Ansprüche Die rational-abstrakte Allgemeinheit definiert das Einzelsein als Element und Fall. Dem setzt Heimann jenen Begriff einer geschichtlichen Allgemeinheit entgegen, deren Symbole allen verständlich sind; sie gründen Gemeinschaft, „unabhängig von den größeren oder geringeren Kenntnissen". Das heißt, sie sind anti-elitär. „An solchen Symbolen richten die Menschen sich gemeinsam auf und wachsen daran über sich selbst hinaus. — Wo sie fehlen, ... entscheidet die Ungleichheit der positiven Kenntnisse genauso über Ansehen und Würde der einzelnen, wie in der wirtschaftlichen Sphäre die Ungleichheit des Besitzes an Gütern." Diese Symbolsprache fundiert erst alle rationalen politischen Programme und begrifflichen Konstruktionen. Denn: „Die Lehre ist nur rationaler Niederschlag dessen, was mehr ist als sie, was zwar für den Wissenden durch ihre Begriffe hindurchleuchtet, nie aber in sie vollständig eingefangen werden kann ..."

Ohne diese Basis einer substantiellen Kommunikation in Solidarität wird die Ratio stets nur in möglichst perfekter Planung das Individuum unter ein Allgemeines unterwerfen, und sei es die Allgemeinheit seines vermeintlichen Glücks — erpreßte Versöhnung also. In einem religiös fundierten Geist-Horizont von Praxis aber besteht Aussicht, daß „die Freiheit des einen ,.. zur Garantie für die Freiheit des anderen" wird und daß Institutionen geschaffen werden können, die dies sicherstellen, ohne in Despotie und neue Herrschaftssicherung umzuschlagen: „Das im Kreuz symbolisierte Prinzip der Überwindung um des neuen Lebens willen ... mahnt ... zugleich, ihres nur historischen Charakters ein-gedenk zu sein.'Das philosophische Denken artikuliert und begreift die Symbolgehalte und übersetzt sie auf die Ebene gesellschaftlicher Verhältnisse: . dieser Bereitschaft gegenüber der Möglichkeit einer neuen wesen-haften Lebenswandlung entspricht die demokratische Elastizität der Institutionen, die für Unvorhergesehenes Raum läßt .. Diese Begründung, die auf jeden »Historizismus'verzichtet, kennt konsequenterweise „keine allgemeinen Gesetze", sondern „nur die konkreten, historisch einmaligen Anforderungen, die uns aus den Dingen des Lebens entgegentreten". Erkenntnis weiß sich hier stets eins mit der „freien Tat der Liebe", einer besonderen Form also wohl der — Parteinahme

Interesse, Klassenkampf und trügerische „Solidarität"

Die Identität von Ökonomie und Politik wird dem Marxismus zum Verhängnis. Die Annahme, das Proletariat als Klasse sei iür die geschichtliche Neuordnung essentiell qualifiziert, weist Heimann zurück. Marx bleibe auf die Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft fixiert: den subjektiven grenzenlosen Macht-, Geltungsund Genußtrieb; er bewerte das Pathologische als normal. Aus dem partikularen Interesse lasse sich per se kein solidarisches Bündnis mit universalem Ziel herstellen. Systemtranszendente Handlungsressourcen werden nicht erschlossen. Der Zerfall des Bündnisses, das nur auf gleichgerichteten ego-zentrischen Interessen basiert, ist für den Fall des Sieges vorprogrammiert: Schwindet der Gegner, sind die neuen Gruppengegensätze absehbar.

Seine theologisch geprägte Perspektive hat Heimann in die Lage versetzt, mit schneidender Schärfe die Bedingungen der Möglichkeit des Scheiterns eines rein marxistischen Sozialismus zu analysieren. Für diese seine Marx-Kritik sind zwei Begriffe von herausragender Bedeutung: „Klassenkampf" und „Interesse". Sie verweisen auf das grundsätzliche Scheitern nicht des in seinen unüberholten humanen Impulsen, sondern vor allem in seiner To-talisierung der Ökonomie akzeptierten Marxismus. Selbstverständlich stimmt Heimann mit Karl Marx darin überein, „daß der Kapitalismus auf der Vergewaltigung ,..der Arbeiter beruht und daß die Befreiung der Arbeiterklasse das Werk der Arbeiterklasse selbst sein muß .. . * Aber nach dem zuvor Dargestellten kann es nicht mehr verwundern, daß Heimann dem Proletariat als Klasse eine essentielle Qualität für die geschichtliche Neuordnung abspricht; seine gegenwärtig ideologisch bevorzugte Stellung resultiere nämlich nicht daraus, daß „etwa sein Interesse mit der sittlichen Idee zusammenfiele", sondern daraus, daß es „unter dieser Ordnung weniger Nutzen und mehr Leiden erfährt als die anderen Schichten"

Heimann beschreibt das Interesse als ein natürliches Streben synonym mit Trieb bzw. Urtrieb. Dieses natürliche Triebleben hat noch nichts mit Herrschaft oder Kontrollvernunft zu tun. An sich selbst und isoliert betrachtet, ist diese Triebstruktur ungeformt, ist „Rausch und Leidenschaft", anders ausgedrückt: Interesse/Trieb ist grenzenlos und so von sich selbst her dazu angelegt, mit elementarer Kraft jeden Form-und Sinnzusam32 menhang zu sprengen. Eine Konkretisierung dieser Interessenstruktur ist der natürliche grenzenlose Macht-, Geltungs-und Genußtrieb

Seit der Zerstörung der hierarchischen Lebensordnung durch den bürgerlichen Rationalismus sah sich die politische Philosophie genötigt, nicht mehr eine wie auch immer begründete Sitte oder Sittlichkeit, sondern das natürliche Ich als unüberholbare Gegebenheit vorauszusetzen. Zu lösen bleibt für eine solche „atomistische" Theorie dann nur noch das technische Problem: Wie läßt sich verhindern, daß diese Individuen einander permanent mit Mord bedrohen? Die Einheit von Rechts-und Polizeistaat wird geschichtlich hervorgetrieben; das formale Recht findet als Prinzip einer Ordnung Anerkennung, die auf der optimalen Freisetzung des privaten Interesses und deren allgemeiner Verbindlichkeit basiert. Aus den einzelnen Atomen wird ein gesellschaftliches Ganzes konstruiert Zurückgeworfen auf seine Natürlichkeit und die Priorität genießende Privatheit seines Interesses, setzt sich allein der reine Geltungstrieb des Ich ungebrochen und unformiert durch, als zunächst zügelloser Wille zur Macht. Vor dieser Realität versteht Heimann die „Vernunft" des Bürgertums nur als „Fassade".

Das Privatinteresse erscheint in der Wirtschaft als Streben nach Gewinn; die Privatheit des Interesses korreliert somit stringent mit der Privatheit des Eigentums. Das Streben nach Herrschaft über Menschen und Dinge als Folge des wirtschaftlichen Strebens nach Gewinn verdrängt sogar die Befriedigung des Genußtriebes; das asketische Moment obsiegt über das hedonistische. Freilich ließe sich auch von einer Umformung des hedonistischen Genußtriebes sprechen: Genuß als wirtschaftliche Macht. Allgemeiner findet die Grenzenlosigkeit des Interesses ihren Ausdruck im grundsätzlichen „Verlangen nach Geltung", nach einem der Sanktionierung des 35

Privateigentums entsprechenden „Ansehen eines hohen Einkommens" und, wie wir folgern können, dem dadurch motivierten Streben nach immer neuen Statussymbolen. Diese „antisoziale" Triebfreiheit sichert das Funktionieren des kapitalistischen Zweck-Mittel-Gefüges. So wie per definitionem für jeden der andere nur Gegenstand seines Interesses, Mittel seiner Triebbefriedigung ist, so berücksichtigt auch der darauf beruhende Funktionszusammenhang den einzelnen nur als Gegenstand, als Bedürfniswesen jener grenzenlosen Expansivität. Einmal zum Prinzip und zur Prämisse dieses Systems geworden, gibt es für das einzelne Ding-Ich kein Entrinnen mehr: versagt individuell aus beliebigen Gründen das Streben nach Macht und Gewinn, tritt die Existenzangst als Furcht vor Verlust in die Lücke „und führt zum gleichen wirtschaftlichen Erfolge" Das Gegeneinander der interessebestimmten Individuen wird ausgetragen im Kampf auf dem Arbeitsmarkt und im Kampf um wirtschaftliche Güter. Die Herrschaft des Interesses als Prinzip bedingt notwendig Verfeindung und Kampf Aus der prinzipiellen Privatisierung des Interesses folgt also als ökonomisches Prinzip das Privateigentum, als politisches Prinzip aber das der Selbstgewinnung durch Feindschaft.

Dem Anspruch des Marxismus wird Heimann durch die Unterscheidung der an sich grenzenlosen Kraft des Interesses von den bestimmten, historisch sich wandelnden soge-nannten Interessenlagen gerecht Während letztere begrenzt sind, ist das Interesse selbst grenzenlos. Näherhin kann man unter dem Begriff der Interessenlage einmal — in einer Art epochaler Perspektive — das Gesamtgefüge des bürgerlichen Rechtsstaates verstehen, der die Möglichkeiten der Expansion des privaten Interesses stabilisiert; zum anderen können damit die geschichtlich-faktisch sehr unterschiedlichen Korrelationen von Interesse und privatem Eigentum bezeichnet werden: die Gleichrichtung der Interessen als Konsequenz jeweiliger Vermögens-und damit Herrschaftsverhältnisse (z. B.: die Interessenlage der Unternehmer im Gegensatz zu derjenigen der Lohnabhängigen). Im Rahmen des Markt-systems ist dieser Kampf von Marktbündnissen völlig legitim; beiden Interessenlagen liegt die prinzipielle Anerkennung der Herrschaft des privaten Interesses zugrunde.

Heimanns zentraler Einwand gegen den Marxismus lautet nun: Die Anerkennung des im bürgerlich-revolutionären Zeitalter in die unumschränkte Herrschaft eingesetzten Interesses habe auch Marx nicht in Frage gestellt. Mit seinem „Appell an das proletarische Interesse als Antrieb auf dem Wege zum Sozialismus" sei er dem Grundübel einer tatsächlichen Rechtfertigung des Egoismus verhaftet geblieben. Bei Erreichen des „Kampfzweckes" werde der Proletarier seinem Partikularinteresse folgen und sich auch aus der „Klassen-front''wieder lösen; nirgends nämlich werde „dem Primat der Interessen über die Solidarität“ eine begründete Absage erteilt Marx habe das Interesse gegen die von diesem selbst geschaffene Ordnung aufgerufen, und das müsse allein schon aus logischen Gründen scheitern; allerdings nicht — wie eine etwas vorschnelle Kritik vielleicht meinen könnte —, weil hier einem Teil die Verantwortung für das Ganze des Gemeinwesens zugesprochen werde, sondern weil Marx hier der illusionären Vorstellung frönt, daß „der Teil dadurch für das Gänze sorgt, daß er unmittelbar für sich selber sorgt" Keineswegs zieht Heimann die Berechtigung solcher Interessenverfolgung in Zweifel; ein „, Mitnehmen'anderer Interessen“ aus Zweckmäßigkeitsgründen kann sinnvoll sein; die neue wirtschaftliche Sittlichkeit des wahrhaften Sozialismus aber ist „grundsätzlich aller Interessenverfolgung entgegengesetzt“, „weil es kein Interesse an Selbstbescheidung gibt, sondern nur eine Verumständung, eine Interessenlage, in der Selbstbescheidung das Klügste ist und die man zur Verdeutlichung auch als eine interessenwidrige Lage bezeichnen kann“ Bei aller Sympathie urteilt Heimann scharf: Der „empirische ... Anlaß: die sozialistische Sehnsucht des Proletariats“, wird im Marxismus nicht nur „theoretisch mißdeutet“, sondern „zugleich praktisch verdorben“ Theorie und Praxis seien hier gegen den bloßen Gedanken eines „Element(s) der Umkehr", einer „verborgene(n) Gegenkraft gegen das Interesse* abgeschirmt; Heimann geißelt darum das von Marx für normal Befundene als „durch und durch pathologi-sche(n) Tatbestand" Nach einem proletarischen Sieg würde die gesellschaftliche Triebkraft des privaten, immer nur vorläufig begrenzten Interessenstrebens neue Ziele und neue Mittel suchen und finden und sich in neuen Gruppeninteressen-Antagonismen niederschlagen, in neuen Interessenlagen also; am Ende stünde nur die „Neueinstudierung des alten Stückes mit neuer Rollenbesetzung“. Die so begründete „Klassensolidarität" sei nur ein als „Marktbündnis“ organisiertes „Bündnis gleichgerichteter Interessen", das auf gemeinsamer Feindschaft beruht; es steht und fällt mit dem Dasein eines gemeinsamen Gegners Schwindet der Gegner, erledigt sich auch die Klassensolidarität von selbst, übrig bleibt dann das Interesse des einzelnen Proletariers als Antrieb seines wirtschaftlichen Handelns. Das Klasseninteresse verwandelte und spaltete sich somit, gäbe es die alten Klassen nicht mehr, in die verschiedenen, sich z. B. durch die Art der Teilnahme am Produktionsprozeß ausbildenden Gruppeninteressen. Diese Klassensolidarität vermag darum nur an den Sozialismus heranzuführen und bricht dann zusammen, oder, in fast schon zynischer Konsequenz: „das an sich schon nicht eindeutige Interesse des Proletariats am Sozialismus reicht genau so weit, als er nicht durchgeführt ist" Der Klassen-* kampf als Interessenkampf, als Gegeneinander von Marktbündnissen, kann zwar Schichtungen ändern, nicht aber den Geist der Epoche, dem er verhaftet bleibt

Eine politische Praxis, die in ihrem innersten Movens nur dem Prinzip der Feindschaft und der Feinderklärung folgt, widerstreitet dem wahren Sozialismus; partizipiert sie doch an einer Form der Politik, in der sich auch das Handeln des Gegners vollzieht. Die Unmittelbarkeit der Trieb-und Bedürfnisstruktur ist — wie sich mit Carl Schmitt demonstrieren läßt — einem Politikbegriff zugeordnet, der in der Freund-Feind-Konfrontation sein Wesen hat: Wo ein borniertes Selbsterhaltungsinteresse die Lebenspraxis bestimmt, herrschen die Mechanismen einer auf den politischen Feind angewiesenen politischen Gruppen-, Klassen-und auch Staaten-Einheitsbildung.

Energisch allerdings verwahrt sich Heimann gegen das Unterfangen, diese Fixiertheit auf eine . verbogene und verdorbene'Gestalt des Handelns ausgerechnet den Subjekten anzulasten, die nur als Objekte „das revolutionäre Wesen der bürgerlichen Weltepoche" (so Heimann mit Marx) erleiden, das sie nicht selbst bestimmen, geschweige denn durchschauen. Der Klassenkampf ist als eine Reaktion „im psychologischen Sinne" verständlich, als „eine reaktiv-emotionale Bewegung, die unter dem Druck gewisser typischer Erlebnisse unmittelbar aus den Trieben und Leidenschaften der Menschen hervorbricht". Sind also im Klassenkampf „Recht und Unrecht unlösbar miteinander verknüpft", wäre es ein Frevel des überlegenen, sich über das Unrechtmäßige und Verbohrte zu ereifern, anstatt bestrebt zu sein, „unter dem Schutt der anfechtbaren Äußerungsformen das heilige Recht der Menschenwürde zu entdek-ken"

Soll der Sozialismus, soll die Bildung wahrhaft solidarischen Bewußtseins gelingen, ist Selbstkritik, Kritik der eigenen Theorie und Praxis, erstes Erfordernis. Heimann hat den Nachweis geführt, wie trügerisch der Anspruch einer Totalkritik des kapitalistischen Systems sein kann, wenn die Frage nach den nidit-systemkonformen Bedingungen der Möglichkeit einer qualitativen Überwindung „des" Systems, präziser: die Frage nach Identität und Differenz von einer Solidarität, die markt-und interessenbedingt ist, und einer authentisch sozialistischen, verfehlt wird. Soll die Destruktivität der elementaren natürlichen Trieb-und Interessenkräfte gebannt werden, bedarf es deren sinn-voller Formierung Der ursprüngliche Freiheitsdrang ist „dunkel"; die Idee der sozialen Freiheit stellt die ins Bewußtsein gehobene Intention dieses Dranges dar, der nun in geist-bestimmter Spontaneität auf die Realisierung einer sozialen Freiheitsordnung gerichtet ist

„Ausbeutung" und die Kritik der dogmatischen Ausbeutungstheorie

Ausbeutung ist primär eine soziale Kategorie, ökonomisch begründet sie nicht die Klassen-scheidung (im Grenzfall entrichten die Kapitalisten nach Heimann den Profit selbst). Kapital und Zins haben eine produktive Funktion; mit der Frage des Privateigentums ist das nicht zu verwechseln. Auf die Verfügung übers Kapital kommt es an. Das Problem der Mehrwertaneignung ist demgegenüber marginal

und allemal ungeeignet, den Sozialismus zu begründen. — Aufgrund der Überlegenheit des Erzeugerinteresses gegenüber dem Verbraucherinteresse besteht sogar im Sozialismus die Gefahr einer Ausbeutung von Arbeitern durch Arbeiter. Was stellt Marx der ruinösen Konsequenz des Syndikalismus entgegen? Heimann stellt — gegen Marx — die These auf, Ausbeutung sei primär keine ökonomische, sondern eine soziale Kategorie. Eine ökonomische „Theorie, welche den Grad der individuellen Ausbeutung feststellen würde", sei für die soziale Beurteilung überflüssig Nicht die Tatsache der Ausbeutung wird also bestritten, sondern der theoretische Stellenwert, der ihr in der Marxschen Theorie zuzukommen scheint. Unbestreitbar gibt es arbeitsloses Einkommen, das Menschen zufließt, „die keine persönliche Gegenleistung dafür zur allgemeinen Güterversorgung beigetragen haben". Feststeht indessen auch: „Das Kapital übt eine produktive Funktion aus; d. h. mit Kapital ausgerüstet kann der Arbeiter mehr produzieren als ohne solches. Daraus ergibt sich, daß die ökonomische Theorie dem Kapital einen gewissen Anteil an dem gemeinsamen Produkt von Arbeit und Kapital . zurechnet', daß also dieser Anteil als der Mitwirkung des Kapitals verdankt erscheint." Eine besondere Verteilung der Einkommen allerdings, etwa der Zinsbezug durch eine besondere Klasse, sei der Funktion von Kapital mit und Zins keineswegs gerechtfertigt. Alles komme auf die Verfügung über das Kapital und den dazugehörigen Zinsbezug an; erst auf dieser Basis lasse sich dann theoretisch sinnvoll die Kategorie der „Ausbeutung" wieder einführen: „Insofern man nämlich den Anspruch einer bestimmten Menschengruppe auf einen Anteil an dem Gütervorrat aus sozialen Gründen mißbilligt, ist um diesen Anteil der Güterbezug und Güterverbrauch der anderen Menschen, deren Anspruch gerechtfertigt erscheint, offenbar verkürzt, sie sind durch jene ausgebeutet."

Das Kapital selbst kann unmöglich aus dem Produktionsprozeß eliminiert werden, ebenso-wenig wie der Zins „als Wertausdruck für den Nutzen der Kapitalverwendung". Denn dem Kapital obliegt es, Zeit zu überbrücken und so die Produktion von Erzeugnissen mit langen Produktionswegen zu ermöglichen. Diese produktive Funktion des Kapitals müsse streng von der Frage des Privateigentums getrennt werden; zur Bindung des Interessen-anreizes an das Privateigentum bestehe kein Anlaß Die bemerkenswerte Tatsache einer regelmäßigen Akkumulation durch die Kapitalisten ist keineswegs moralisch verdienstvoll, „da es sich in jedem Fall um eine Steigerung der privaten Macht handelt"

So gesehen geht es also vor allem um die Verfügung über das Kapital, um die durch Kapitaleigentum vermittelte Kapitalherrschaft, nicht aber um einen Krieg um Beute, deren Größe, auf alle verteilt, ohnehin nur Enttäuschung hervorrufen müßte. Die Frage der Aneignung des Mehrwerts wird marginal, sie wird zum Menetekel, wenn sie den Sozialismus begründen soll: Hinter der kurzfristig vielleicht erfolgreichen Manipulation, durch pseudowissenschaftliche Nachweise phantastischer Mehrwert-Höhen „Erbitterung zu schaffen, die Massen der Ausgebeuteten zum gemeinsamen Befreiungskämpfe zusammenzuscharen", steht dann die destruktive Möglichkeit, „daß ... die fanatisierten Massen sich jenen Glaubenssatz nicht durch profane Tüfteleien rauben lassen, daß sie den Klassenkampf mit unverminderter Wucht bis zum bitteren und daß im Augenblick Ende fortsetzen, des Sieges die grenzenlose Enttäuschung zur Selbstzerstörung des Sozialismus führt"

Welchen radikalen, an die Wurzeln reichenden Gefährdungen der Sozialismus ausgesetzt ist, wenn er auf das Profitinteresse der privaten Proletarier sich gründet, wird aus der Beobachtung ersichtlich, daß auch die Arbeit zur Grundlage eines Monopols gemacht werden kann. Denn ganz generell, und das heißt: nicht allein bezogen auf das Kapital, gilt:, «das Monopol ist die stärkste Waffe des wirtschaftlichen Egoismus Als persönliches Beschaffungsgut ist die Arbeit „untrennbar mit ihrem Träger verknüpft; sie kann nicht enteignet werden, und damit bleibt Ausbeutung durch ein Arbeitsmonopol in jeder Wirtschaftsordnung grundsätzlich möglich. Ja, gerade durch Sozialisierung wächst diese Ausbeutungsgefahr; denn die sozialistische Ordnung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie die verschiedenen Erzeugergruppen in sich zusammenschließt, den Wettbewerb der einzelnen und Zusammenhalt der aufhebt dem Gruppe gesetzlichen Schutz verleiht.“ Unbeschadet des Gegensatzes von und Kapital Arbeit können sich also die Produzenteninteressen eines Sektors die Ausbeutungsmechanismen des Warenmarktsystems zunutze machen. Durch den Hinweis auf solche Arten des arbeitslosen Einkommens, „die nicht dem Proletariat als solchem vom Arbeitslohn abgezogen sind“ und „die sich in das marxistische Klassenschema nicht einordnen lassen", unterstreicht Heimann die Möglichkeit der direkten Verbraucherausbeutung. Er sieht diese „unmittelbare Ausbeutung der Verbraucher ..., insbesondere in Wirtschaftszweigen mit Grundrente", auch durch die Eriahrungen im Verlauf der Revolution belegt: „Wenn in den Kriegs-und Revolutionsjahren, die den Versorgungsstand des ganzen Volkes so reißend herabgedrückt haben, einzelne Arbeitergruppen in bevorzugter Machtstellung ihren Versorgungsstand beibehalten oder gar erhöht haben, indem sie höhere Löhne durchsetzten, die dann in den Verkaufspreisen ihrer Erzeugnisse auf die Käufer abgewälzt wurden, so liegt Ausbeutung der Verbraucher durch jene Arbeitergruppen vor.“ Den verschiedenen Sozialisierungsplänen der damaligen Zeit rechnet Heimann vor, keine probate Antwort auf diese herausfordernde Tatsache ge-funden zu haben, daß „das Erzeugerinteresse dem Verbraucherinteresse an Stoßkraft überlegen ist, da jenes mit voller Wucht auf dem jeweiligen einen Markte zur Geltung kommt, während dieses sich über die Gesamtheit aller Genußmärkte ausbreitet und daher auf dem einen Markte verhältnismäßig schwach auftritt” An diesem Übergewicht der Erzeuger und der Möglichkeit des monopolistischen Mißbrauchs ändere sich durch bloße Sozialisierung noch gar nichts.

Mit der Marxschen Theorie geht Heimann an diesem Punkt besonders hart ins Gericht: Sie fördere zwangsläufig die Entstehung solcher Rentenarten: „Keineswegs ... läßt sich vor dem materialistischen Forum die Forderung rechtfertigen, daß eine Arbeiterschicht zugunsten einer anderen, also etwa die Ruhrbergleute zugunsten sächsischer Textilarbeiter auf die ihnen winkende Rente verzichten sollen. Denn das wäre ein Appell an den freien sittlichen Entschluß ... Unzweifelhaft ist die Marxsche ökonomische Theorie, weil sie die . Anarchie'überwinden will und Vergesellschaftung fordert, dem Gruppeninteresse der bevorzugten Arbeitergruppen, dem Syndikalismus, feindlich. Dennoch aber mündet der Marxismus kraft seiner politisch-soziologischen Theorie schließlich doch in den Syndikalismus ein."

Ferner lautet einer der schwerwiegendsten Einwände gegen die Marxsche Arbeitswertlehre, in ihr werde die Tatsache überhaupt nicht begriffen, daß es die Käufer sind, die über den Markt den Profitausgleich zwischen an sich zu gering rentierenden und an sich zu hoch rentierenden Waren vermitteln; anders gesagt: die den „Mehrwertüberschuß der lohnenderen Industrie ... an die weniger lohnenden Industrien weiterleiten" Wenn „die stillschweigende Annahme", die Käufer seien in beiden Fällen die gleichen Personen, nicht zutrifft — und „nichts. spricht für sie" — wird, Marx-immanent argumentiert, „die in der Produktion vollzogene Ausbeutung der Arbeiter in der Zirkulation entweder durch einen Zuschlag auf Kosten der Arbeiterkäufer verstärkt oder durch eine Verbilligung zu ihren Gunsten rückgängig gemacht; beides ist gleicherweise verhängnisvoll für das System“ Mit solchen Erwägungen, die den Markt mit seiner Eigengesetzlichkeit gegenüber der Produktion nachdrücklich in den Blickpunkt rücken, soll zwar die Inkonsistenz der Marxschen Theorie verdeutlicht, nicht jedoch bestritten werden, daß auch auf dem Arbeitsmarkt und im Produktionsprozeß die Arbeiter ausgebeutet werden können. Bemerkenswert sei jedoch, daß Beiträge mit Mehrwertcharakter vorab im Warenverkehr entstehen und zumal bei Gütern des gehobenen Bedarfs „Teile des Profits — im Grenzfall der ganze Profit — von den Kapitalisten selbst oder von arbeitenden und voll entlohnten bürgerlichen Schichten entrichtet werden“ Heimann hat aus dieser Einsicht die prinzipielle Folgerung gezogen: „Die Ausbeutung, so zweifellos sie besteht, begründet also in keinem Falle die Klassenscheidung.“

Der Begriff „Ausbeutung" taugt auch deshalb nicht für die Begründung sozialistischer Theorie, „weil mit ihm sein Gegenteil, der volle Arbeitsertrag, ... nicht anders als marktmäßig vorgestellt werden kann“: „Um z. B.den Grad der Ausbeutung durch das Monopol festzustellen, können wir theoretisch nur so vorgehen, daß wir den Konkurrenz-preis als den gerechtfertigten Preis dem Monopolpreis gegenüberstellen und die Differenz berechnen!" Ethisch liegt dieser Argumentation die liberale „Vorstellung von einem gerechten Marktpreis und vom Recht auf den vollen Ertrag" zugrunde. Das Ergebnis des Marktkampfes steht aber grundsätzlich „im Widerspruch zu jeder denkbaren GerechtigkeitsVorstellung"

Das Eigentumsproblem und die Bedeutung des Mittelstandes für den Sozialismus

Großkapital und Kleineigentum sind wesens-verschieden. Darüber täuscht der Trick hinweg, Besitzlose der einheitlichen Masse der Besitzenden gegenüberzustellen. Für den Mittelstand ist die Korrespondenz von Arbeit und Eigentum aufgelöst. Das Privateigentum an den Produktionsmitteln negiert gerade ein . allgemeines Individualeigentum'! Der bloß emotionale Protest des Mittelstandes könnte auch die Arbeiterschaft sensibilisieren, falsche Frontstellungen aufzugeben. Nur gemeinsam könnten Mittelstand und Arbeiterschaft die Plutokratie im Gewände der Demokratie ablösen und so den Faschismus abwehren.

Eine sozialistische Theorie, für die das Klein-eigentum „wesensgleich“ mit dem Großkapi-* tal ist und die darum beides „schematisch mit der Enteignung bedroht", hält Heimann für borniert. Die angebliche Demokratisierung, als die die Ausbreitung des Kleinbesitzes ausgegeben wird, entlarvt er als bloß scheinbare; in Wirklichkeit unterstützt und „verbilligt" sie noch die kapitalistische Herrschaft, die durch die kleinen Kapitalbeträge der Sparer erweitert und verstärkt wird: „Die wirtschaftliche Verfügungsgewalt und die in ihr beschlossene soziale Herrschaft wird konzentriert, ohne daß der Vermögensbesitz konzentriert zu werden braucht. Die Loslösung der Herrschaft vom Eigenkapital der Herrschenden, ihre Erstreckung über die Grenzen des Eigenkapitals hinaus wird gerade durch die , Demokratisierung'des Besitzes erreicht. Die Basis der Pyramide der Vermögensschichtung verbreitert sich, aber ihre Proportionen bleiben unverändert, und eben dadurch hebt sich die herrschaftliche Spitze" — eine Struktur, in welcher die Kleinsparer zudem mehr am Risiko als am Gewinn der Unternehmung beteiligt sind

Der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung des Mittelstandes hat Heimann im Gegensatz zu den meisten Theoretikern des Sozialismus in seiner Zeit besondere Aufmerksamkeit gezollt. Hinter seiner Frage, ob das gleiche kapitalistische Schicksal auch anders als in der Form der Eigentumslosigkeit erlebt werden kann, steht zum einen die Einsicht in eine Dialektik von Freiheit und Eigentum — deren Unbegriffensein in den ideologischen Nachhutgefechten unserer eigenen Gegenwart fortdauert —, zum anderen die historische Erfahrung des heraufziehenden Nationalsozialismus. Weil „Eigentumslosigkeit ... das Kennzeichen nur für einen Teil der gegenwärtigen antikapitalistischen Wirklichkeit" ist, warnt Heimann, in Übereinstimmung mit seiner Kritik einer sozialistischen Übernahme des politischen Prinzips . Feindschaft', vor einer allzu vorschnellen Erledigung des Problems: „Die gemeinsame Gegnerschaft gegen den Kapitalismus als den Quell des Leidens ist das Problem und nicht etwa die Problemlösung.“

Heimann rekapituliert die Vorstellungen des Frühliberalismus: Von Arbeit als „eigener Sache des Arbeitenden" kann gesprochen werden, „wenn die Arbeitsstätte, die Arbeitsmittel und das Arbeitserzeugnis sein Eigentum sind“; durch eine Scheindemokratisierung der Besitzverteilung wird genau dieser Zusammenhang verschleiert: „Das eigene Arbeitsleben des Sparers wird von der Tatsache seines Spareigentums in keiner Weise berührt...". Es gilt, die Identifizierung von geradezu Gegensätzlichem zu bekämpfen: Von „Eigentum" und „Privateigentum" In seiner Forderung nach wirklicher Wiederherstellung des individuellen Eigentums glaubt sich Heimann mit Marx einig, das Privateigentum erweise sich historisch als „die Negation dieses allge66) meinen Individualeigentums Im Kapitalismus sichert das einmal errungene Eigentum uneinholbare soziale Vorteile, „begründet der einmalige Erfolg die Wahrscheinlichkeit weiterer Erfolge auf Lebenszeit und bis in spätere Generationen hinein“. Und in der systematischen Rationalität des Kapitalismus rechtfertigt sich die Herrschaft des Eigentums durch positive wirtschaftliche Funktionen — um den Preis allerdings der sozialen Freiheit: „es ist eine wirkliche Durchbrechung des liberalen Prinzips durch das Prinzip des Privilegs" Wobei sich dieser Privilegcharakter des Eigentums unabhängig von dem besonderen Entstehungsgrund des einzelnen Vermögens einstellt und sich auch nicht durch die Scheindemokratisierung des Aktienwesens abschaffen läßt.

Auf diesen Erwägungen zum Verhältnis von Arbeit und Eigentum beruht die auch für die derzeitig geführte Diskussion aktuelle Mahnung, sich vom Gemeineigentum nicht zuviel zu versprechen: „Die Gemeinwirtschaft wäre gerichtet, wenn sie in der Sphäre der Gesamtplanung und der Betriebsverwaltung hängen bliebe und nicht bis in die Sphäre des arbeitenden Einzelmenschen durchstieße; seinen Lebensraum muß sie verwandeln und erfüllen.“ Insofern dieser Lebensraum der Arbeitswelt beim sparenden Mittelstand, den kleinen Geschäftsleuten und auch den Massen der kleinen Bauern von dem abgespaltenen ersparten Eigentum nicht tangiert wird, ist all diesen Schichten gemeinsam, daß sie „ihre Funktion und Position ... bewahren und doch deren Gehalt ... verlieren. Und all diese Gruppen bleiben als besondere soziale Gruppen bestehen und werden nicht etwa in das Proletatriat eingeschmolzen"

Eine rein ökonomische Analyse verfehlt unweigerlich diese Realität, denn „ökonomisch macht es keinen Unterschied, ob der Zins auf eine Staatsanleihe dem Großbourgeois oder dem kleinen Angestellten zufließt, weil ja beide eben . gespart'haben .. Die ökonomischen Kategorien erweisen sich in diesem Sinne als ungeeignet zur Erklärung der Klassenscheidung. Will man den Zinsbezug des kleinen Sparers, „entsprechend dem von ihm bei der Ersparnis gebrachten Opfer und dem daraus entspringenden Nutzen der Gesamtwirtschaft, als gerechtfertigt anerkennen, zusammen mit dem Arbeitseinkommen, aus dem die Ersparnis stammt, und im Gegensatz zu dem großen kapitalistischen Gewinn" wird man sich auf andere als ökonomische Grundlagen besinnen müssen.

Der Sozialismus wird von Heimann davor gewarnt, sich auf eine Ebene mit der „unheimlichen" kapitalistischen Rationalität zu begeben. Abbau von politisch gefährlichen Vorurteilen, Brechung der „quälend falschen Fronten“ gegenüber Bauern und Mittelstand und Bewußtmachung der gemeinsamen Solidaritätsbasis gegen die Herrschaft des Kapitals ist das Ziel: „Durch die objektive Entleerung ihres Eigentums vom persönlichen Gehalt werden die Mittelständler zu Opfern des Kapitalismus, wie die Arbeiter durch den Verlust ihres bürgerlichen Eigentums ... beide stehen im Gesamtzusammenhang der kapitalistischen Institutionen" Wo der Sozialismus ignoriert, daß es in Wahrheit drei Klassen gibt, nämlich Arbeiter, Mittelstand und Plutokratie, betreibt er ungewollt die Geschäfte der Plutokraten, die den Mittelstand vor ihren Wagen spannen durch den von der sozialistischen Theorie solange undurchschauten Trick, nämlich „den Besitzlosen eine einheitliche Masse der Besitzenden gegenüberzustellen" ; dieser Sachverhalt wiederum bedeute »eine vollkommen einleuchtende Erklärung der an sich höchst rätselhaften Erscheinung, daß wir in der Form der Demokratie plutokratisch regiert werden“

Angesichts dieser falschen Frontstellungen im Präfaschismus ist für Heimann das Debakel der Sozialisten absehbar. Verzweifelt predigt er die Forderung, den revolutionären Impuls der mittelständischen Massen zu verstehen, anzuerkennen und in die eigene Konzeption der Politik zu integrieren. Nur so werde der Sozialismus diese Massen „ihren ideenlosen Führern und ihren gar nicht revolutionären Geldgebern entreißen" können Mit Blick auf den emotionalen Aspekt der faschistischen Eruptionen legt Heimann es den Sozialisten nahe, den Faschismus als „die Belehrung der Geschichte über das, was wir ihr schuldig geblieben sind", zu verstehen. Gegen den rationalistischen Anspruch plädiert Heimann indirekt für eine neue Sensibilität; das aber hindert ihn nicht, dem bloßen Protest der „zurückgestauten Vitalität" gegen die In-korporationen der Ratio (Institutionen, industrielle Arbeitswelt, technischen Fortschritt u. ä.) als einer Position des „Selbstbetrugs" eine deutliche Absage zu erteilen Denn auch ein neues Verhältnis von Emotionalität und Ratio ist auf seine Objektivierung durch Institutionalisierung angewiesen. Der bloß emotionale antikapitalistische Protest scheitert nicht zuletzt an der Skepsis des institutionenbewußten Proletariats. Soll sich also die „bedrohte Vitalität" nicht regressiv verwirklichen, sondern geradezu als eine hoffnungsvolle Kraft auswirken, setzt dies Bewußtsein und Bewußtmachung voraus

So muß auch der Nation-Begriff — der eine für Heimann unzweifelhaft „elementare Wirklichkeit“ bezeichnet'— von der konservativen, abstrakt-politischen Definition befreit werden; zu betreiben ist die Übersetzung in eine neue, den eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen angemessene Konzeption: „Ihre Form muß sich ändern, wenn das wirkliche Leben des Volkes sich ändert; darum ist der Wille zur Erhaltung einer bestimmten zeitgebundenen Form mit der Dauer und Zukunftskraft der Nation nicht vereinbar. Nation, das ist das seiner selbst bewußte und seiner selbst mächtige Volk." Die Nation in ihrer neuen Form muß erst werden, und zwar in Reaktion auf die nach innen gewendete Frage nach der sozialen Lebensqualität, auf „die Frage: wie das Volk lebt“ oder wie das „Arbeitsleben neuen Inhalt finden kann"

Sozialistische Marktwirtschaft

Die an sich sozial neutrale Marktwirtschaft ist ein hervorragendes, billiges technisches Instrument zur Anzeige der tatsächlichen Versorgungs-und Bedarfslage, dem der asoziale Kapitalismus trotz allem seine große Leistungskraft verdankt. Es sichert bereits als solches dem Subjekt einen großen Freiheitsraum. Allerdings: der Einbau dieses Instruments in einen sozialistischen Rahmen erfordert neue Konzepte: Elemente der Gemeinwirtschaft, der politischen Verfügung über den Gewinn und einer nicht ausschließlich profitorientierten Konjunktursteuerung und Einkommenspolitik müssen zusammengeschlossen werden mit den Regeln der Konkurrenzwirtschaft und eines freien „Verbraucherwettbewerbs*, insgesamt: mit den Bedingungen marktmäßiger Preisbildung.

Obwohl im Kapitalismus die Arbeit zur Ware degradiert wird, weiß Heimann doch auch dessen unbestreitbare Verdienste zu würdigen. Die enorme Leistungskraft des Geltungstriebes ist von der kapitalistischen Erfolgs-wirtschaft demonstriert worden. Mit der ungeheuren Entwicklung der Produktivkräfte ging eine bedeutende Verbesserung des allgemeinen Versorgungsstandes einher; der Kapitalismus erwies seine Möglichkeiten im Dienste der Erhaltung einer stark zunehmenden Bevölkerung. Die Ablehnung des gesellschaftliche Antagonismen provozierenden Privateigentums an Produktionsmitteln schließt nicht die Anerkennung des der Gesellschaft förderlichen Leistungsimpulses aus. Nichts ist in der Wirklichkeit (die Heimann stets als Schöpfungswirklichkeit wertet) ganz und total dem Verdikt purer Negativität zu unterwerfen: Während Marx die Geschichte eher formalis-tisch einer Gesetzlichkeit unterwarf, deren Maß am Zustand der ausgebeuteten Klasse in seiner Gegenwart gewonnen war, insistiert Heimann darauf, die geschichtliche Aufgabe des Kapitalismus zu ergründen und im Sinne des dialektischen Begriffs der „Aufhebung“ anzueignen

In der interessenmotivierten Propagierung einer Identität von Marktwirtschaft und Kapitalismus sieht Heimann eine besonders infame Ideologie, „weil dann die technische Unentbehrlichkeit der Marktwirtschaft das soziale Herrschaftssystem des Kapitalismus verhüllt und schützt" Aus technischen und prinzipiellen, die Freiheit des einzelnen betreffenden Gründen ist der Markt in Heimanns Perspektive für den humanen Sozialismus unverzichtbar. Marx habe, so wirft Heimann ihm (gewiß nicht als erster) vor, die Revolution ausdrücklich als soziale Revolution, nicht als ökonomische begriffen: „Die Betriebsformen, in denen eine sozialistische Wirtschaft vorgestellt wird, sind daher auch durchweg die vom Kapitalismus geschaffenen ..." Und ausführlicher: „Sein Glaube an die organisierende Leistung des Kapitalismus war so groß, daß er auch glauben konnte, der Sozialismus brauche bei der Übernahme der Wirtschaft eigene Leistungen überhaupt nicht mehr zu vollbringen ... Nur so ist es verständlich, warum der Marxismus so sehr für die Monopolbildungen in der kapitalistischen Wirtschaft eingenommen ist: er glaubt, daß ... durch die monopolistische Vereinheitlichung zugleich eine Vereinfachung der Wirtschaft gewonnen werde. Nur so ist auch die Marx-80) sehe Revolutionstheorie verständlich, da sie der Arbeiterschaft nur die einmalige politische Gewaltleistung der Revolution zumutet ... besondere Aufgaben sind eben nicht mehr da, und so kann das Volk alles unmittelbar selber machen und kann den Beamtenapparat , absterben'lassen"

Neben dieser optimistischen Sicht der vorgegebenen Leistungen des Kapitalismus steht eine, die nur Verachtung für ihn übrig hat und für die das Schlagwort von der „Anarchie“ des Kapitalismus bezeichnend ist. Nicht minder illusionär als die erste, zieht sie sich gleichfalls Heimanns Kritik zu: „Wenn es selbst in wirtschaftstechnischer, in organisatorischer Beziehung so um den Kapitalismus stand, so genügte es offenbar, ihn zu verachten; so hatte es keinen Sinn, seine Einrichtungen daraufhin zu untersuchen, welchen Aufgaben sie dienten, da diese Aufgaben wohl nur in der anarchischen, niemals aber in einer wohlorganisierten Wirtschaft auftreten konnten" Dieser Aspekt der marxistischen Einschätzung des Kapitalismus verschiebt die Grundproblematik nur unwesentlich: Als Ursache der „Anarchie der Produktion“ und damit der Krisen gilt ja auch hier wie für die Entstehung des Mehrwerts, das Privateigentum an den Beschaffungsgütern, und es reduziert sich dann doch alles auf die eine, monomanisch verkündete „Therapie": Beseitigung des Privateigentums.

Heimann unterscheidet den Markt als ein „in sozialer Beziehung neutrales technisches Prinzip" und als „historisch-soziale Konstellation des konkreten Marktablaufs" Im Sinne der kapitalistischen Wettbewerbswirtschaft funktioniert der Markt — als Kampf der privaten Interessen — nur, wenn er sich selbst überlassen bleibt. Dann erscheint der arbeitende Mensch nur als Kostenfaktor in der Rechnung, und „wie bei einem ... würdelosen Ding wechselt je nach der Marktlage der Preis, den er für seine Arbeit erzielt* schließlich muß das 'auftreten, was man „die Kurzsichtigkeit* des Marktes genannt hat, ein auf die Dauer verderblicher, im Augenblick aber rentabler Raubbau an den Naturkräften, ein unübersehbares Auseinanderfallen des marktmäßig und des langfristig Vorteilhaften.

Es kommt also darauf an, Bedingungen für einen Marktablauf zu setzen, „der niemanden aus der Teilnahme an der Verantwortung entläßt und daher auch niemandem die Herrschaft gestattet". Vor aller Konkretion bedarf es jedoch der Deskription des technischen Instruments „Markt*. Dieses besteht einfach darin, „daß die Verbraucherschaft ihr Einkommen frei verausgabt, daß in den freien Güterpreisen sich daher die Dringlichkeit des Bedarfs nach den einzelnen Gütern und die Bedarfsverschiebungen ausdrücken, und daß die Produktion sich dem anpaßt, ohne durch einen statistischen Behördenapparat unterrichtet und durch einen planwirtschaftlichen Behördenapparat gezwungen zu werden.“ In dieser Sicht reduziert sich der Markt auf einen „technischen Apparat von unersetzbarer Vollkommenheit und Billigkeit*. Diesem Gesichtspunkt ist indessen ein anderer in seiner politisch-institutionellen, reale Freiheit betreffenden Bedeutung weit überlegen; aus dem technischen Prinzip folgt nämlich ein organisatorisches: das der antibürokratischen Dezentralisation. Jeder, der diesem System unterworfen ist und seinen Gesetzen ge-

horcht, „hat einen Spielraum der Freiheit und Entscheidung und ist mit einer Teilverantwortung belastet, der er sich nicht entziehen kann und die es ihm unmöglich macht, sich hinter einem zentralen Befehl zu verschanzen" Das Interesse an realer, auch ökonomisch abgesicherter Freiheit vor allem steht hinter der Warnung vor dem despotischen Charakter solcher planwirtschaftlicher Systeme, die im Grunde die gesamte Weltwirtschaft „als eine ungeheuere Maschine* betreiben müßten. Die Dezentralisierung der Verantwortung („in dem Rahmen, den die Konjunkturregelung und der monopolistische Einkommensausgleich erlauben“ bliebe auch bei einer gesellschaftlichen Neuordnung mit einer stärkeren Berücksichtigung des Gemeineigentums ein sinnvolles Ziel.

Der Verbrauchernutzen verlangt nach Heimann auch den Fortbestand des Arbeitsmarktes — gegen sozialistische Theoretiker, die einfach dekretieren, „daß ... eine Arbeitsstunde ebenso entlohnt werden soll wie eine ebenso qualifizierte in anderer Verwendung". Der Nutzen „hängt von der jeweils richtigen Verteilung der Arbeit auf die einzelnen Produktionszweige ab und läßt sich nur an freien Preisen ablesen" „nicht wieviel Arbeitsstunden aufgewendet worden sind, sondern ob sie in der richtigen Richtung aufgewendet wurden, das ist die Frage der Wirtschaftsrechnung“ Das Geld, nicht die Arbeitsstunde, muß deshalb als einheitlicher Maßstab möglichst exakter Wirtschaftsrechnung fungieren. Impliziert ist damit keineswegs, daß im Sozialismus für alle Waren und Leistungen Marktpreise zu verlangen sind. Nur: Jede Maßnahme hat wirtschaftlich ihren Preis, den man kennen muß, will man langfristige Wirkungen absehen und die Wirtschaftlichkeit kontrollieren; Wertrechnung und Einkommensbildung sind zwei Größen, die logisch und praktisch unterscheidbar sind. Gerade dann, wenn Wirtschaftlichkeit nicht der einzige oder der oberste Gesichtspunkt sein soll, wenn man vielmehr beabsichtigt, „ihn um anderer höherer Zwecke willen zu verletzen", wenn z. B.der Maßstab für die Dringlichkeit eines Bedürfnisses und seiner Befriedigung nicht allein oder gar ausschließlich die Ausstattung mit Kaufkraft sein darf (wie das in einer sich selbst überlassenen Marktwirtschaft der Fall ist), gerade dann darf man nicht blindlings verfahren, vielmehr „muß man die Größe dieses Opfers genau (d. h. kostenmäßig, d. Verf.) feststellen können, um sie gegen den erstrebten außerwirtschaftlichen Zweck abzuwägen“

Um eine Verabsolutierung des Bedarfs-und des Zuteilungsprinzips zu verhindern, geht Heimann so weit, die Benutzung des Tantieme-und Akkordsystems zu empfehlen, „um den Erfolgswillen der in Gemeineigentum stehenden Betriebe anzuspornen und sachlich richtige Preise zu bilden"; Überschüsse könnten dann von den Betrieben erwirtschaftet werden, „die durch ihre Produktionsrichtung und Produktionsmethode der Versorgungslage am genauesten entsprechen" Daß solcher Anreiz der Einkommensdifferenzierung genau kontrolliert und begrenzt bleiben und ein Konzept der Annäherung der Einkommens-größen im Sozialismus erarbeitet werden muß, versteht sich von selbst.

Bliebe unter sozialistischen Bedingungen der Marktmechanismus erhalten, würde auch der Zusammenhang zwischen den einzelnen Betrieben wie im Kapitalismus funktionieren; der „Zusammenhang zwischen der freien Preisbildung auf dem Markte und dem unentbehrlichen Kontrollmittel jeder rationellen Wirtschaft, der Buchführung", bliebe gewahrt. Gegen eine mit willkürlich festgesetzten Kostengrößen operierende Planwirtschaft setzt also Heimann den sozialistischen Wettbewerb, der die tatsächliche Versorgungs-und Bedarfslage der Volkswirtschaft berücksichtigt. In einem solchen Sozialismus gäbe es nur „einen Generalkapitalisten, die organisierte Gemeinschaft". Ihre Institutionen hätten verantwortlich zum Wohle der Gesamtgesellschaft über den Kapitalgewinn zu verfügen

Dogmatische Sozialisierungs-Strategen ignorieren häufig auch ein anderes, nach Heimann aber bedeutsames Problem: Gerade im Zuge der fortschreitenden Trennung von Betriebsleitung und Eigentum obliegt den vom finanziellen Interesse bestimmten Eigentümern weiterhin die Auswahl der leitenden Angestellten; nach einer Enteignung käme diese „ganz neue Aufgabe von größter Verantwortungsschwere" auf die Vertreter der Arbeiter, Angestellten und Verbraucher zu, Heimann geht so weit, in rein volkswirtschaftlich-technischer (also nicht moralischer) Perspektive die Dividende mit einem „Akkordlohn für bessere oder schlechtere Lösung jener Aufgabe“ zu vergleichen. Durch „die Umwandlung der schwankenden Dividende in eine feste Rente anläßlich der Enteignung" streicht man nach Heimann nur „die Leistung der Privaten und beläßt ihnen die Gegenleistung der Allgemeinheit“. Marx habe diesen volkswirtschaftlichen Zusammenhang übersehen; sein Moralismus zeitige den Rückfall in eine schlechte Utopie enteignender Sozialisierung

Gemeineigentum — kein Allheilmittel

„Verstaatlichung", die dann in Wirklichkeit sich als Beamtenwirtschaft herausstellt, hat nichts mit Sozialismus zu tun. Der dogmatische Glaube an die Sozialisierung trübt gerade den Blick für die sinnvolle Verwendung des Gemeineigentums, — Der Sozialismus bekämpft das Monopol; in ihm widerlegt der Kapitalismus sich selbst: Das Erwerbsinteresse bricht aus dem Dienst am Verbraucher aus. In einer sozialistischen Gesellschaft hingegen kann Monopolisierung in bestimmten Fällen ökonomisch sinnvoll sein. Die Freiheit des Konsumenten muß indessen gewahrt bleiben: Nur eine freiwillige Neuorientierung der Arbeiterschaft böte die Möglichkeit, aus Lohn bzw. Konsumverzicht Kapital zu bilden und in Selbstverwaltungskörperschaften über dessen Einsatz eigenverantwortlich zu disponieren, und so den sozialen Gegensatz von Kapital und Arbeit zu überwinden.

Mannigfache Erfahrungen lassen für Heimann die Forderung nach Überführung der Produktionsmittel in Gemeineigentum sinnvoll erscheinen. Insofern aber der Sozialismus der Illusion anhing, die Überführung des Privateigentums in Gemeineigentum werde die Lösung aller politisch-ökonomischen Probleme bringen, wird er von Heimann zur Selbstkritik aufgerufen: Auch „wenn wir die von uns erstrebte Ordnung des Gemeineigentums noch so lückenlos durchführen, die Menschen aber durch Rationalisierung und Bürokratisierung um den menschlichen Sinn dieser Neuordnung bringen, so erhebt sich notwendig gegen die sozialistische Ordnung die Revolution von rechts und wird sie hinwegfegen ... Ge-meineigentum ist zwar unerläßliche Bedingung, enthält aber das Ziel keineswegs automatisch in sich, sondern fordert Handhabung der Verfügungsgewalt in menschlicher Richtung."

Heimann hat die desillusionierenden Analysen Max Webers bezüglich der fortschreitenden Bürokratisierung auch inmitten der Demokratien sehr ernst genommen und sich zur Warnung vor dem bloßen Austausch der Herrschaftsschichten veranlaßt gesehen. Kaum werde zur Kenntnis genommen, daß öffentliche Wirtschaft zunächst einmal nicht demokratisierte Wirtschaft, sondern Beamten-wirtschaft bedeutet, die man gewiß nicht „ohne weiteres als einen Fortschritt in sozialistischer Richtung" begrüßen kann Die Befürchtung sei nicht so abwegig, daß uns „eines Tages die leere Form der öffentlichen Wirtschaft... äfft und der sozialistische Geist daraus entflohen ist"

Heimanns Kritik des dogmatischen Glaubens an die Sozialisierung macht erst den Blick frei für das nüchterne Abwägen des Für und Wider, bezogen auf die Struktur der einzelnen wirtschaftlichen Gebiete. Heimann rät dringend eine Konzentration auf die Schaltstellen der Verfügungsmacht, die Kapitalbetriebe, an, „weil sie und nur sie der Sitz der wirtschaftlichen Dynamik und damit der Krisengefahr sind" Der technische Fortschritt verdrängt kontinuierlich menschliche Arbeit aus der Produktion; mit dem kontrollierten technischen Fortschritt muß das Ausmaß der Kapitalbildung in Einklang gebracht werden; in der Privatwirtschaft bleibt die Herstellung dieser Relation dem Zufall überlassen, die Krisen sind gleichsam vorprogrammiert

Der Kampf des demokratischen Sozialismus erfordert eine anti-monopolistische Politik. Im Monopol manifestiert sich für Heimann die „Selbstwiderlegung des Kapitalismus", insofern hier „das Erwerbsinteresse aus dem Dienst an den Verbrauchern ausbricht" und ausbeuterische Macht über sie gewinnt. Diese Aufhebung des volkswirtschaftlichen Sinnes des Kapitalismus durch das Monopol inhäriert diesem selbst als Ziel, als „der letzte und endgültige Sieg, den der Wettbewerber erhofft“ der volkswirtschaftliche Erfolg schlägt um in einen lediglich noch privatwirtschaftlichen. Denn das Monopol ermöglicht grundsätzlich, „aus schlechterer Leistung mehr zu verdienen als aus der guten und reichlicheren“ und ermöglicht damit „Herrschaft grundsätzlich auch ohne die Beglaubigung durch eine Leistung“ Durch die einheitliche Zusammenfassung des Angebots einer Ware und die damit einhergehende Produktionseinschränkung läßt sich der Gewinn auf Kosten des Verbrauchers künstlich erhöhen. Da sich die Kapitalzufuhren an dieser Rentabilitätserhöhung orientieren, drohen langfristig Fehlinvestitionen Losgelöst von den kapitalistischen Rahmenbedingungen erscheint das Monopol hingegen „als ein wichtiges Werkzeug sozialistischer Politik überhaupt", als anwendbar für „neuartige, zukunftsweisende Zwecke". Es ergänzt mit seinen Möglichkeiten der Produktionskostensenkung und Rationalisierung auf bestimmten Gebieten die sozialistische Konkurrenzwirt-schaft 104a).

Audi bei einer monopolistischen Organisation der Produktionsseite bliebe in Heimanns Konzept sozialistischer Marktwirtschaft der harmlose Wettbewerb der Verbraucher bestehen. Von ihm hängt nicht allein der technische Vorteil ab, daß die divergierenden Verbraudierentscheidungen die Seltenheits-und Bedarfs-verhältnisse anzeigen; vielmehr läßt sich auch nur unter dieser Voraussetzung die Möglichkeit wahren, durch eine sittlich motivierte, aus freiem Entschluß vollzogene „Umgestaltung der Verbraudisgewohnheiten“ einschneidende Veränderungen des Wirtschaftssystems herbeizuführen. Eine solche Neuorientierung der Gesellschaft in ihrem Konsumverhalten böte die Möglichkeit, das bis heute ungelöste Problem der Kapitalherrschaft zu bewältigen. „Wer das neue Kapital bildet, das ist für die Kapitalausstattung der Produktion gleichgültig; nur auf die Menge des Kapitals kommt es an. Aber für die Güterverteilung und darüber hinaus für die soziale Verfassung überhaupt ist die Frage nach dem Subjekt der Kapitalbildung alles andere als gleichgültig ... Es gibt von der Kapitalbildung her keinen Grund gegen eine Lohnerhöhung, wenn die Arbeiterbewegung aus den erhöhten Löhnen ebensoviel Kapital bildet, wie sonst die Unternehmer aus den höheren Gewinnen bilden können.“ Das Ziel, „die Selbstverwaltung der arbeitenden Gemeinschaft", die auf der „eigenen Verwaltung der eigenen Arbeitsmittel" beruht, wird also nur erreicht werden, wenn die Arbeiterbewegung aus den erhöhten Löhnen entsprechend viel Kapital bildet und damit die bisher selbstverständliche Zuordnung von Kapitalbildung und Kapitalgewinn aufgibt Während „in einer obrigkeitlich geregelten kommunistischen Wirtschaft" als „Quelle der Kapitalbildung" zu Zwecken der Produktionserweiterung stets und grundsätzlich „die erzwungene Verbrauchseinschränkung aller'dienen muß, plädiert Heimann, seinem Verständnis von freiheitlichem Sozialismus gemäß, für eine Kapitalbildung aus freiwilligen Ersparnissen In ihr fände eine Verbrauchsdifferenzierung ihren Niederschlag, der eine Differenzierung der Bedürfnisse korrespondiere, wie sie für eine Gesellschaft nicht gleichgeschalteter Subjekte unabdingbar ist.

Entscheidend kommt es darauf an, daß Institutionen der Verfügung über das so durch Verbrauchsverzicht angehäufte Kapital ge-schaffen werden, in denen diejenigen, die die Entstehung des Kapitals ermöglichten, an der Verfügungsmacht partizipieren; nur so „können sie ihrer Verantwortung klar bewußt werden und haben sie ohne Beimischung den Nutzen oder Schaden zu tragen, der sich aus ihrem Entschluß ergibt". Eine so konzipierte sozialistische Wirtschaftspolitik tötet die Einzelenergien und die Einzelverantwortlichkeit nicht ab, sondern ermöglicht sie gerade erst

Arbeitswürde“ oder: die Humanisierung der Arbeit

Nicht „Freiheit von der Arbeit“ und Teilnahme an den bürgerlichen Bildungsgütern, sondern . Freiheit und Würde in der Arbeit'lautet Heimanns Devise für eine sozialistische Selbst-verwaltungsgesellschaft. Der Primat ökonomisch-technischer Kriterien darf nicht mehr für die Gestaltung des Produktionsprozesses, des Arbeitslebens insgesamt bestimmend sein. Die innerbetriebliche Mitbestimmung der Arbeiter wird einer Zerstörung der „lebendigen“ Arbeitsgänge durch Rationalisierung entgegenwirken. Moderne Erkenntnisse der Arbeitswissenschaft (wie Job-Rotation) sind hier schon projektiert.

Heimann hat Hie Idee des Aufbaus einer freiheitlichen sozialistischen Gesellschaft emphatisch mit dem aller technisch-ökonomischen Argumentation übergeordneten Begriff „Arbeitswürde“ benannt und dies schärfer gefaßt als die „Idee von der herrschaftslosen freiheitlichen Disziplin der Arbeit" „Herrschaftslosigkeit" kennzeichnet also bei Heimann noch präzis die Ablehnung heteronomer Fremdbestimmung und der kapitalistischen Versklavung des Menschen durch die Arbeit; da er, gut Hegelisch, am Konzept der Selbstverwirklichung in der Arbeit festhielt, kam es ihm nicht in den Sinn, die mit dem Begriff „Disziplin der Arbeit" als unerläßlich anerkannte, sachlich begründete Ordnung des Arbeitslebens ebenfalls als heteronom zu verwerfen.

Dieses Programm einer „gestufte(n) Selbstverwaltung der größeren und kleineren Gruppen mit möglichst weitgehender Verantwortung für ihren eigenen Arbeitsbereich und in mannigfachen verschiedenen Verfassungen...", das den Verkehr zwischen den Einheiten nach den Gesetzen des Markt-Wettbewerbs regelt, ist selbstverständlich auf „die Klammer des einheitlichen Gemeineigentums in irgend einer Form“ angewiesen, will man nicht nur „die Willkür und Zusammenhanglosigkeit des Privateigentums durch die Willkür und Zusammenhanglosigkeit von Gruppeneigentum ersetzen" Gegen die Verlegung sinnvollen Existierens in das Jenseits der Produktionssphäre — nach der Devise „Freiheit von der Arbeit" — meldet Heimann schärfsten Protest an. Angesichts bourgeoiser Schlaraffenland-Träume und der Charakterisierung der Arbeit als bloß notwendiges Übel sei darauf zu insistieren, daß menschliche Würde in Güterherstellung, Güterbesitz und Güterverbrauch zur Realität gelangen muß Man* mißverstünde Heimann, wenn man ihm Skepsis gegenüber technisch möglicher Arbeitszeitreduktion unterstellte. Was er verurteilt, ist — um an Marxsche Kategorien einmal anzuknüpfen — eine platte, unvermittelte Absonderung des „Reichs der Notwendigkeit"

vom „Reich der Freiheit“. Die passiv-rezeptive Bildung, wohl gedacht als Teilnahme an den Bildungsgütern der bürgerlichen Gesellschaft, wird von Heimann dort, wo mittels ihrer die zentrale Rolle der Arbeit verdrängt werden soll, als unerträglich antiquierte liberale Vorstellung denunziert und mit der wirklichen Bildung konfrontiert, die man erwirbt durch verantwortliche Teilnahme am Arbeitsprozeß. Die Notwendigkeit, der Arbeitsgestaltung und Behandlung des Menschen im Betrieb besondere Aufmerksamkeit zu widmen, ist unverständlicherweise lange übersehen worden. Um eine dem Werk treu ergebene Arbeiterschaft heranzubilden, haben die Unternehmer als erste dies durch mannigfache Einrichtungen nachdrücklich in Angriff genommen. Ohne den sozialen Wert dieser Fürsorgeleistungen zu verketzern, entlarvt Heimann doch die politischen Motive dieser Aktivität: Solche Einrichtungen stellen einen groß angelegten „Versuch der Herrschaftssicherung“ dar: „Patriarchalische Leitung in der Verfassung des Betriebes nach innen", „ungehemmte Freiheit in der Wirtschaftsführung nach außen, das ist das klar ausgesprochene Ziel"

Eine soziale Betriebsarbeit, welche „die Arbeiterschaft zur solidarischen Selbstverwal-tung ihres Arbeitslebens heranzubilden" hat, berücksichtigt zwar auch ökonomisch-technische Kriterien . (wie z. B. Produktionssteigerung), aber sie bestreitet energisch und radikal ihren Primat. Die Neuordnung der Arbeit hat sich nach jenem Maßstab der Arbeitswürde zu bemessen.

Es entspräche nur der Idee der Maschine, wenn ihr alle mechanischen Produktionsabläufe zufielen, die heute noch der Mensch besorgen muß; dieser wäre freigestellt für die geistigere Tätigkeit der Überwachung

Insofern es aber tendenziell möglich ist, zum Zweck der Verbilligung der Produktion die Rationalisierung und Mechanisierung bis zur Zerstörung eines lebendigen Arbeitsvollzuges zu treiben, stellt Heimann mit Nachdruck die Forderung auf, daß „in einer Welt der gemeinschaftlichen Arbeit die Senkung der Produktionskosten keineswegs der alleinige und entscheidende Gesichtspunkt für die Auswahl der Arbeitsmethoden sein“ kann Verworfen wird damit eine instrumentale Anpassung des Menschen an den Arbeitsgang; zu fordern ist eine Durchgestaltung des Arbeitsganges, welche diesen „mit den menschlichen Besonderheiten in Beziehung setzt" und eine „freiheitliche Gestaltung des Arbeitslebens, Selbstverwaltung der Arbeiterschaft im Arbeitsgang, Gruppierung und Umgruppierung der Menschen an den Maschinen je nach den Erfordernissen und Bedürfnissen" auf diese Weise verwirklicht Aufgabe einer nicht profitorientierten Arbeitswissenschaft wäre es, die Bedürfnisse der Arbeitenden, die geistigen nicht zuletzt, „für den Bau und die Einrichtung der Maschine selbst richtunggebend'werden zu lassen, um ihm eine sinnvolle Beziehung zu den technischen Produktionsmitteln zu gestatten 1. Gegen das Mißverständnis romantischer Beschönigung der Arbeitswelt setzt sich Heimann von vornherein zur Wehr. Dennoch hält er fest: Erst wenn der Mensch in dieser Sphäre, mit der „immer ... viel stumpf machende Mühe, viel dumpfe Plage unausweichlich... verbunden" bleibt, seinen „Anspruch auf Selbstachtung und auf die Achtung der anderen“ einlösen kann, wenn es die Erfahrung des Erfolgs und den berechtigten Stolz darauf gibt, erst dann sei Arbeit wahrhaft individuelles Eigentum j Die Beteiligung an der Selbstverwaltung wird dem Arbeiter das Gefühl der eigenen Geltung und Würde vermitteln. Ein Problem dabei ist die für jede arbeitsteilige Wirtschaftweise notwendige Betriebshierarchie, ein anderes deren mißbräuchliche Expansion, »unabhängig von den sachlichen Notwendigkeiten“.

Wird Mitbestimmung auf die gesamtbetrieblichen Globalentscheidungen eingeschränkt, wird dem Arbeiter eine verantwortliche Mitbestimmung im Arbeitsprozeß selbst aber verwehrt, so muß man sich nicht wundern, wenn auch die sachlich notwendige Betriebsordnung als bloßer Herrschaftsmißbrauch angegriffen wird

Verpflichtung zur Sozialpolitik

Sozialpolitik ist die illusionsloseste und erfolgreichste Form des Kampfes der Arbeiterbewegung. Sie verwirklicht rechtlich-institutionell kontinuierlich das Freiheitsstreben des Arbeiters innerhalb des kapitalistischen Systems und höhlt die Verfügungsmacht der Kapitaleigner aus; sie verlagert so zugunsten der Arbeit die Gewichte — und rettet dadurch doch den Kapitalismus vor seinem Untergang. Sie ist konservativ und revolutionär zugleich. Begrenzt wird sie vom politischen Durchsetzungsvermögen und der Partizipationsfähigkeit des Arbeiters. Sozialpolitik verwirklicht nur soviel an Freiheit, wie in der gegebenen Situation praktizierbar ist und verhindert damit die heteronome Verwaltung einmal errungener Freiheiten. Heimann sieht auch die Möglichkeit ab, daß der sozialistische Elan in einem verspießerten Bewußtsein versackt.

Eine humane, freiheitlich-sozialistische Konzeption muß jede Vertröstung der Massen auf den Sankt-Nimmerleinstag des Eintritts in das sozialistische Paradies ebenso als obsolet betrachten wie die zynische Absicht, zugunsten des dadurch vielleicht beförderten Zusammenbruchs des kapitalistischen Systems sich jeden Versuchs einer Überwindung des physischen oder geistigen Elends hic et nunc zu enthalten. Trotz des Risikos einer Erschlaffung des sozialistischen Elans wird die Entscheidung für Sozialpolitik innerhalb der bestehenden kapitalistischen Gesellschaft als nüchterne, selbstverständliche Aufgabe aus der Verpflichtung durch die „soziale Freiheitsidee" betrachtet — in kaum noch überbietbarer Illusionslosigkeit: Diese unentbehrliche Sozialpolitik geht „nicht nach einem vorbedachten Plan" vor, sondern fordert jeweils Abhilfe, wenn die Arbeitenden „bald hier, bald dort ihre Unfreiheit besonders drük-kend empfinden" Sie reicht „in ihren Wirkungen nirgends über den Rahmen dessen hinaus, was in der Idee dieses Systems liegt. Sie mildert den Kapitalismus nicht immer, vielmehr ermöglicht sie ihn erst, da er bei noch größerer Schärfe an wirtschaftlichen Unvollkommenheiten und sozialen Spannungen zugrunde gehen würde. Mit ihm aber würde die Gesellschaft überhaupt zugrunde gehen, im physischen Sinne, und ohne einen Ansatz zu neuem Aufbau zurück zu lassen. Die Sozialpolitik ist eine so nüchterne, illusionslose, Angelegenheit, wie das System, zu dem sie gehört; sie ist nicht Sozialismus. Aber jeder muß sie wollen, dem, unbeschadet aller Hoffnungen und Arbeit für eine andere Zukunft, das Leben der Menschen hier und jetzt am Herzen liegt“ Beträfe die jeweilige sozialpolitische Neuerung nicht stets auch produktionspolitische Notwendigkeiten, würde sie sicherlich unterbleiben.

Der formale Mechanismus des kapitalistischen Wirtschaftssystems bleibt also intakt; aufgrund des Macht-vollen Drucks innerhalb des Systems verlagern sich indes die Gewichte und Verantwortlichkeiten. Ziel der letztlich auf Überwindung des Kapitalismus gerichte-118) ten systemimmanenten Aktionen ist es, die Selbstbestimmungsmöglichkeiten des Arbeiters kontinuierlich auszubauen und dennoch das ökonomische Selbsterhaltungssystem der Gesellschaft in der gegebenen Verfaßtheit aufrechtzuerhalten — bis zu dem geschichtlichen Zeitpunkt, an dem dann auch der institutionelle rechtliche Rahmen ohne Gefährdung der ökonomischen Versorgung durch die demokratisch legitimierten Verfassungsorgane neu geordnet und den veränderten Bedingungen angepaßt werden kann. „Produktionspolitische Notwendigkeit“ darf also nicht zu eindimensional verstanden werden; in ihr drückt sich gerade der Freiheitsdrang der Arbeiter aus.

Sozialpolitik ist dem Wesen des Kapitalismus gänzlich zuwider, denn sie „baut den Kapitalismus stückweise ab und rettet dadurch seinen jeweils verbleibenden Rest ... Dies ist ihr konservativ-revolutionäres Doppelwesen“ Diese Wesenswidrigkeit mag tatsächlich nicht mehr klar zu durchschauen sein. Der Kapitalismus überläßt der Sozialpolitik , von unten'jedoch nicht passiv-reaktiv die Initiative. Er schafft sich zur eigenen Stärkung selbst zentralistische Instrumente der Konjunkturstabilisierung (z. B. öffentliche Bankmacht), Instrumente des Eingriffs öffentlicher Organe in das freie Spiel der privaten Kräfte auf dem Markt. Man hat diese funktionalistische Technik „formalen Sozialismus" genannt (Leopold von Wiese). Heimann begrüßt auch diese Entwicklung, aber warnt gleichzeitig vor selbstbetrügerischer Euphorie: „Der Ausbau der Festung erleichtert ihre Eroberung nicht."

Mit Blick auf die nur immanent-ökonomisch paradox erscheinende Tatsache, daß — im radikalsten sozialpolitischen Modell — „eine Schädigung der Wirtschaft zur Bedingung für die Fortdauer der Wirtschaft wird", hat Heimann versucht, drei Typen der Sozialpolitik zu unterscheiden: „die eine ist bereits wirtschaftlich notwendig, obgleich sie dann sozialen Schaden stiftet (das Verbot der Frauen-und Kinderarbeit bedeutete zeitweilig einen Rückgang des Familieneinkommens, weil sich dadurch das gesamte Lohneinkommen auf den zu geringen Ausgangsstand senkte, d. Verf. jj die zweite verschiebt den Wirtschaftsablauf zugunsten der Arb/eiter und zuungunsten der Herren und macht daraus eine Bedingung für die weitere Mitwirkung der Arbeiter, also wieder eine produktionspolitische Notwendigkeit; die dritte schädigt den Wirtschaftsablauf um sozialer und menschlicher Gesichtspunkte willen und wird auch wieder zur Bedingung für die Mitwirkung der Arbeiter und in diesem Sinne zur Lebensfrage für die Wirtschaft." Als Maßstab für die Zuordnung einer Maßnahme zu einer dieser Typen und für deren Beurteilung kann der reine kapitalistische Wirtschaftsablauf dienen, den man sich aller sozialpolitischen Notwendigkeiten entledigt vorstellen müßte; „... allgemein läßt sich die jeweilige Grenze der Sozialpolitik nur als die jeweilige Grenze der sozialen Macht angeben", als Grenze, die durch die Macht des Gegners gesetzt ist Im kontinuierlichen Auf-und Ausbau des Arbeiterschutzes und des Arbeitsrechts sieht Heimann die fortschreitende Garantie für ein Recht des Arbeiters an seiner Arbeit institutionalisiert, „auch wenn er sie verkauft und somit die Verfügungsgewalt über sie nach Marktgrundsätzen verlieren würde“

Erweist sich auch jeder Schritt der Sozialpolitik als vermittelbar mit einem fortschrittlichen Kapitalismus, stellt sie insgesamt doch die erfolgreichste Variante des Kampfes der Arbeiterbewegung dar. Langsam aber stetig höhlen die Maßnahmen der Sozialpolitik das reine Privateigentum an den Produktionsmitteln aus und beschneiden seine Verfügungsmacht. Tatsächlich vollzieht sich so eine Sozialisierung Schritt für Schritt. Die Durchsetzung sozialer Freiheit muß schließlich durch eine soziale Eigentumsordnung, d. h. eine Neuregelung der Verfügung über Sachgüter, fortgesetzt, ergänzt und vollendet werden. Die Substanz des Liberalismus — daß Eigentum zur Sicherung der Freiheit notwendig ist — bliebe so gerade gewahrt. Eine gleichsam von oben verordnete Eigentumsänderung hingegen, wie sie vielen Sozialisten vorschwebt, kann durchaus ohne Auswirkungen auf die reale Freiheit bleiben

Dieses Plädoyer für den Weg der Sozialpolitik gründet in einer Ablehnung aller Strategien, die den einzelnen in seiner Partizipationsfähigkeit überfordern und die lebensfremd dekretieren, wie und was sozialistische Praxis zu sein hat. Gegen diese faktisch emanzipationsfeindliche Politikauffassung besteht Heimann auf dem immer wieder mißachteten Postulat, daß verantwortete Freiheit „gekonnt'werden muß: „sonst wird nicht die Freiheit verwirklicht, nur die Herrschaft gewechselt.'Das Vakuum würde mit Sicherheit ausgefüllt: Die Ausbildung einer neuen besonderen Herreriklasse wäre die unvermeidliche Folge: „Es genügt nicht, die Freiheit zu erkämpfen, man muß sie auch zu handhaben wissen, wenn sie nicht alsbald wieder verloren sein soll." Wird die Partizipationsfähigkeit und -Willigkeit als begrenztes Potential einfach übersprungen, so resultiert nicht Selbstverwaltung, sondern Verwaltung der sozialen Errungenschaften durch Außenstehende; hierfür hat Heimann nur die abfällige Qualifizierung „Wohlfahrtspflege“ oder „herrschaftliche Fürsorge" übrig

Auch die Möglichkeit einer Verschlechterung der Sozialpolitik, als „Verrat am Sozialismus", stand Heimann vor Augen: „Es könnte immer noch sein, daß die Arbeiter sich durch Sozialpolitik als Bürger legitimieren lassen, daß sie — vom entgegengesetzten Standpunkt aus gesehen — für das Linsengericht der sozialpolitischen Milderung im Kapitalismus ihr geschichtliches Recht auf Neugestaltung der Welt aus dem Geiste der sozialen Freiheit verkaufen."

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die biographischen Daten sind entnommen dem „Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik", 4. jg. 1959, „Zur Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft", Festausgabe für Eduard Heimann zum 70. Geburtstag, S. 342.

  2. Unter dem Titel „Eduard Heimann. Sozialökonom, Sozialist und Christ" hat Heinz-Dietrich Ort-lieb Leben und Werk Heimanns — „Ein Stüde Zeit-und Dogmengeschichte des Sozialismus“ — gewürdigt; er zitiert Adolph Lowe: „Mit Heimann hat eine einzigartige Tradition der Sozialwissenschaften, die im 19. Jahrhundert in Deutschland entstand und die in den Werken der beiden Weber, in dem von Franz Oppenheimer und später in dem von Joseph Schumpeter gipfelte, einen ihrer letzten Vertreter verloren: einen Fachgelehrten, der zu einer wissenschaftlichen Gesamtschau und ... sogar zu einer Theologie der Kultur vordrang." über die Schrift „Mehrwert und Gemeinwirtschaft“ urteilen Ortlieb und Lowe: „Er war der erste, der mit dieser Pionierarbeit. über die Wirtschaftsrechnung in einer sozialistischen Gesellschaft für eine sozialistische Marktwirtschaft ein Modell schuf. Damit war er mehr als zehn Jahre den Werken von Taylor, Dikinson und Lange voraus." (In: „Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik", 13. Jg. 1968, S. 250— 266; Zitate S. 250 und 253).

  3. Die großen Werke Heimanns, die nach dem Krieg erschienen, verdienen nicht weniger Beachtung; in ihnen zeigt sich ein Denken von überzeugender synthetisch-konstruktiver Kraft, die unter Sozialwissenschaftlern und Theologen heute ihresgleichen sucht. Um so bedauerlicher ist das Ausbleiben einer nennenswerten Resonanz. — Zum Gesamtwerk vgl. die zitierte Arbeit von H. D. Ortlieb sowie die Aufsätze in der Heimann zu Ehren erschienenen Festschrift (siehe Anm. 1).

  4. Diese Ausführungen stützen sich auf den Aufsatz „Liberalismus und Kapitalismus", in der Aufsatzsammlung; Kapitalismus und Sozialismus. Reden und Aufsätze zur Wirtschafts-und Geistes-lage, Potsdam 1931, S. 9— 18.

  5. Soziale Theorie des Kapitalismus. Theorie der Sozialpolitik, Tübingen 1929, S. 6.

  6. Ebd., S. 13.

  7. Ebd., S. 29.

  8. Ebd., S. 56 f.

  9. Ebd., S. 24

  10. Die sittliche Idee des Klassenkampfes und die Entartung des Kapitalismus, Berlin 1926, S. 44.

  11. Vgl.: Die Begründung des Sozialismus, in: Kapitalismus und Sozialismus .... S. 173.

  12. Ebd., S 191 f.

  13. Religion und Sozialismus, in: Kapitalismus und Sozialismus ..., S. 159.

  14. Sozialwissenschaft und Wirklichkeit. Zwei soziologische Vorträge, Tübingen 1932, S. 43.

  15. Ebd., S. 64.

  16. Ebd., S. 43— 45.

  17. Ebd., S. 66.

  18. Vgl. Religion und Sozialismus .... S. 157f.

  19. Ebd., S. 161.

  20. Ebd., S. 163.

  21. Vgl: Der Sozialismus als sittliche Idee und die materialistische Geschichtstheorie. Ein Versuch, anläßlich neuer Schriften von Steinbüchel, Radbruch, Wilbrandt und Tillich, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd. 52 (1924), S. 173.

  22. Soziale Theorie ..., S. 149 f.

  23. Religion und Sozialismus ..., S. 161.

  24. Soziale Theorie ..., S. 134.

  25. Heimanns Einstellung zum Nationalsozialismus wird hier denkwürdig: Die Borniertheit und dumm-reaktionäre Verblendung wird klr benannt, was aber überwiegt, ist das bohrende Forschen und Fragen danach, worin er selbst, die eigene Gruppe, die eigene Klasse versagt hat! Bloße Bekämpfung, als Reaktion, bliebe der politischen Perspektive der Interessenherrschaft verhaftet: dem Prinzip Feindschaft.

  26. Die Begründung des Sozialismus ..., Anm. L, S. 252.

  27. Sozialwissenschaft und Wirklichkeit ..., S. 5 f.

  28. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 42.

  29. Soziale Theorie .... S. 103.

  30. Ebd., S. 111.

  31. Die Begründung des Sozialismus ..., S. 252.

  32. Materialistische Geschichtsauffassung, in: Kapitalismus und Sozialismus ., S. 207. Aus dem Begriffs-und Erklärungsarsenal der instrumenteilen Ratio läßt sich fatalerweise auch eine Pseudo-Symbolik konstruieren: als Beispiel nennt Heimann das Festhalten an der „Verelendungstheorie" im ursprünglich Marxschen Sinne und an der Behauptung phantastischer Größen des Mehrwerts wider besseres Wissen. Rationale Erklärungshypothesen sind hier zu Symbolen einer Klassenassoziation geworden, die prinzipiell — aus ganz anderen als bloß technisch-rationalen Gründen — Weltveränderung will, und das nach Heimann durchaus zu Recht! Dennoch muß diese falsche, weil täuschende Symbolik entlarvt werden, da sie unübersehbar den Kriterien einer humanen Praxis der Subjekte gerade widerstreitet; Solidarität wird hier mit Schein-argumenten erkauft, die an das Eigeninteresse appellieren.

  33. Soziale Theorie ..., S. 104 f.

  34. Der Sozialismus als sittliche Idee ..., S. 1741.

  35. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 34 bis 37.

  36. Ebd., S. 13.

  37. Ebd., S. 49.

  38. Ebd., S. 36.

  39. Ebd., S. 7 f.

  40. Ebd., S. 26.

  41. Der Sozialismus als sittliche Idee .... S. 154.

  42. Ebd., S. 151.

  43. Ebd., S. 152.

  44. Ebd., S. 167 f.

  45. Ebd., S. 172.

  46. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 26.

  47. Der Sozialismus als sittliche Idee ..., S. 154.

  48. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 28 und 46.

  49. Zitate: Ebd., S. 7— 11.

  50. Vgl. ebd., S. 34.

  51. Vgl.: Soziale Theorie ..., S. 232.

  52. Vgl.: über den sozialethischen Begriff und den ökonomischen Tatbestand der Ausbeutung (Antwort auf einen offenen Brief von Arnold Wolfers), in: Blätter für Religiösen Sozialismus 4/1923, S. 13.

  53. Zum Vorigen: Katholizismus und Sozialismus, in: Kapitalismus und Sozialismus ... S. 144.

  54. über Konkurrenz, Monopol und sozialistische Wirtschaft, in: Kapitalismus und Sozialismus ..., Anm. aa, S. 224 f.

  55. Mehrwert und Gemeinwirtschaft. Kritische und positive Beiträge zur Theorie des Sozialismus, Berlin 1922, S. 8— 9.

  56. Die geistige Krise des Sozialismus. W. Rathenau, dem Erneuerer des Sozialismus, zu trauerndem und treuem Gedächtnis, in: Die Tat, 14. Jg. (1922/23), S. 368.

  57. Mehrwert ..., S. 130.

  58. Siehe zum vorigen: Die geistige Krise ..., S. 368 bis 369. Zum Verhalten der Arbeitervertreter in den nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenen Gemeinschaftskörperschaften für Kohle und Eisen vgl. Mehrwert..., S. 129 ff.

  59. Mehrwert .... S. 131.

  60. Die geistige Krise ..., S. 372.

  61. Mehrwert .... S. 65.

  62. Karl Marx'Bedeutung für die Entwicklung der Nationalökonomie, in: Kapitalismus und Sozialismus ..., Anm. b, S. 248.

  63. Mehrwert ..., S. 66.

  64. Ebd., S. 116.

  65. Über ... Ausbeutung, S. 13 f.

  66. Vgl.: Sozialisierung, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 1. Jg. (1930), S. 17 f.

  67. Sozialismus und Mittelstand, in: Neuwerk, 14. Jg. (1932/33), S. 163— 164.

  68. Ebd, S. 166— 168.

  69. Sozialistische Wirtschaftsund Arbeitsordnung (Die Sozialistische Aktion, H. 1), Potsdam 1932, S. 52.

  70. Soziale Theorie ..., S. 34 f.

  71. Sozialismus und Mittelstand, S. 174.

  72. Ebd., S. 169.

  73. über ... Ausbeutung, S. 15.

  74. Ebd., S. 13.

  75. Sozialismus und Mittelstand, S. 170 f.

  76. über ... Ausbeutung, S. 13) vgl. auch S. 15.

  77. Sozialismus und Mittelstand, S. 173 f.

  78. Warum SPD?, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 2. Jg. (1931), S. 592 f.

  79. Sozialismus und Mittelstand, S. 170 f.

  80. Ebd., S. 176.

  81. Die differenzierte Einschätzung des Unternehmers ist bezeichnend für diesen Unterschied zwischen Marx und Heimann. Vgl. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 24, sowie: Karl Marx'Bedeutung ..., S. 169.

  82. Sozialisierung, S. 27.

  83. ‘Ebd., S. 25.

  84. S. 22— 23.

  85. geistige Krise ..., S. 370 f.

  86. Sozialisierung, S. 26.

  87. Oie sittliche Idee des Klassenkampfes .., S. 29.

  88. Zitate: Sozialisierung, S. 26— 28.

  89. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 49.

  90. Sozialisierung, S. 26.

  91. über Konkurrenz. Monopol ..., S. 29.

  92. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 45.

  93. Ebd., S. 14.

  94. Zitate: Ebd., S. 10— 12.

  95. Vgl. zu diesem Abschnitt: Mehrwert .... S. 141 bis 146.

  96. Warum SPD?, S. 593 f.

  97. Sozialisierung, S. 20 f.

  98. Ebd„ S. 24.

  99. Sozialismus und Mittelstand, S. 175.

  100. Vgl.: Warum SPD?, S. 601.

  101. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 72.

  102. Soziale Theorie .... S. 46.

  103. Ebd., S. 51.

  104. Warum SPD?, S. 601. — Zu Heimanns Kritik an Marx mit Bezug auf die Monopoltheorie vgl. u. a.: Karl Marx’ Bedeutung ..., Anm. b, S. 249 und: Soziale Theorie ..., S. 40 f.

  105. Kapitalbildung und Arbeiterschaft, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 1. Jg. (1930), S. 131 f.

  106. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 26.

  107. Vgl. ebd., S. 38— 40. Zu dem Einwand, die Gemeinschaft könne doch unter diesen Bedingungen nur allzuleicht wieder in die Abhängigkeit von privaten Gläubigern geraten, vgl.. S. 27 f.

  108. Soziale Betriebsarbeit II, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 1. Jg. (1930), S. 226.

  109. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 10— 11.

  110. Religion und Wirtschaft. Eine Auseinandersetzung mit der gleichnamigen Schrift von Georg Wünsch, in: Theologische Blätter, 5. Jg. (1926), Spalte 44.

  111. Vgl. zu diesem Abschnitt: Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 56— 58.

  112. Soziale Theorie ..., S. 92.

  113. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 54; Hervorhebung vom Verfasser.

  114. Vgl. Soziale Betriebsarbeit II, S. 223— 225.

  115. Die sittliche Idee des Klassenkampfes ..., S. 33 bis 34.

  116. Sozialistische ... Arbeitsordnung, S. 53.

  117. Vgl.: Die sittliche Idee des Klassenkampfes .... S. 37— 39.

  118. Soziale Theorie ..., S. 156.

  119. Marktwirtschaft, Klassengesellschaft und Sozialpolitik. Uber die wissenschaftliche Grundlegung der Sozialpolitik und ihr Schrifttum, in: Kölner Sozialpolitische Vierteljahresschrift, 3. Jg. (1924), S. 71.

  120. Ebd., S. 122.

  121. Ebd., S. 220.

  122. Vgl. ebd., S. 153— 155.

  123. Ebd., S. 181.

  124. Ebd., S. 214 f.

  125. Ebd., S. 225 f.

  126. Ebd., S. 229 und 233.

  127. Ebd., S. 230.

Weitere Inhalte

Klaus -M. Kodalle, Dr. phil., geb. 1943, Wiss. Assistent an der Universität Regensburg; Studium der Philosophie, Pädagogik und Germanistik in Köln. Veröffentlichungen: Thomas Hobbes — Logik der Herrschaft und Vernunft des Friedens (Münchener Studien zur Politik, Bd. 20), München 1972; Politik als Macht und Mythos. Carl Schmitts „Politische Theologie", Stuttgart 1973; Negative Dialektik und die Idee der Versöhnung. Eine Kontroverse über Theodor W. Adorno, Stuttgart 1973 (mit T. Koch und H. Schweppenhäuser). — Aufsätze in philosophischen und theologischen Fachzeitschriften.