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Patt im Mittelmeer | APuZ 51-52/1975 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 51-52/1975 Die sowjetischen Interessen im Nahen Osten seit 1917 Patt im Mittelmeer Die amerikanisch-sowjetischen Auseinandersetzungen um den Indischen Ozean

Patt im Mittelmeer

Gregor M. Manousakis

/ 49 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Sieg der Spanier in der Seeschlacht von Navpaktos (Lepanto) 1571 begründete die europäische Herrschaft über das Mittelmeer. Die u. a. auch durch den „Drang nach Süden“ gekennzeichnete Politik Peters des Großen erhob den ersten russischen Anspruch auf dieses Gebiet. Die Sowjetunion, die konsequent die großrussische Politik des zaristischen Rußlands verfolgt, bemühte sich ab 1945 durch Ansprüche auf die „Verwaltung" von Teilen des heutigen Libyen um ihre Etablierung am „weichen Unterleib" Europas; ihre Forderungen wurden von den Westmächten abgewiesen. Die Sowjetunion mußte sich fügen, zumal in jener Zeit das Mittelmeer noch das „mare nostrum" des Westens war: Die Verkündung der Truman-Doktrin und der Beitritt Griechenlands und der Türkei zur NATO festigten hier die Positionen des Westens, zumal auch die USA durch die 6. US-Flotte hier eine beachtliche militärische Präsenz aufbauten. Die Wende kam mit dem Suez-Abenteuer Frankreichs, Englands und Israels und die damit zusammenhängende Hinwendung Nassers zur Sowjetunion. Diese begann mit dem Aufbau einer Mittelmeerflotte, die bereits 1968 etwa die heutige Stärke erreichte. Die 3. Eskadra ist in der Lage, im Ernstfall die 6. US-Flotte an der Durchführung ihres militärischen Auftrages zu hindern. Langfristige militärische Operationen im Mittelmeer durchzuführen, ist sie allerdings nicht in der Lage, weil sie über keinen Stützpunkt verfügt, der ihr Schutz und Versorgung bieten könnte. Viele westliche Kommentatoren neigen auch heute noch zu der Annahme, daß die sowjetisch-arabische Annäherung -die UdSSR in den Besitz eines solchen Stützpunktes im südlichen Teil des Mittelmeeres bringen könnte. Diese Befürchtung hat sich bis heute nicht bewahrheitet,, da die Araber sich nicht freiwillig in eine zweite koloniale Ära begeben werden. Die Konzentration der Aufmerksamkeit des Westens auf die vermeintlichen Möglichkeiten der UdSSR in der arabischen Welt hat zur Folge, daß ihre Chancen bei den Nordanrainern des Mittelmeeres unterschätzt werden. Doch sind hier Chancen durchaus gegeben infolge der schwierigen und nicht voraussehbaren politischen Entwicklungen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal.

Für das frühe Altertum war das Mittelmeer noch eine unüberwindliche Barriere. Sowohl die nahöstlichen Reiche mit Mesopotamien als Mittelpunkt wie auch Ägypten blühten neben großen Wasserströmen auf, konnten jedoch keine Beziehung zum Meer entwickeln. Ägypter mögen hin und wieder die Küsten des Ostmittelmeeres umschifft haben, aber das Land blieb immer in Sichtnähe; zum Seefahrer wurden sie nicht Das erste Seereich im Mittelmeer entfaltete sich auf den ägäischen Inseln mit Kreta als Mittelpunkt. Es war der erste europäische Staat, dessen Macht sich hauptsächlich auf das Meer und das Schiff stützte. Sein Machtbereich erstreckte sich über die gesamte Ägäis, und auch kontinentale Städte waren ihm tributpflichtig; die Sage von Minotaurus und Theseus zeugt davon.

Der Machtschwund Ägyptens und der vorderasiatischen Großreiche schaffte ein Vakuum, das den Phöniziern die Möglichkeit gab, ihre Städte zu verlassen und sich um die Jahrtausendwende v. Chr. auf das offene Meer zu wagen. Sie verwandelten das Mittelmeer in einen Seeweg, auf welchem fortan Waren, Einflüsse und Kulturen hin und her gelangten. Aus Sidon und Tyros kommend, wurden die Phönizier auf dem südlichen Zypern, Kreta, Malta, West-Sizilien, Korsika und an der Küste Spaniens bis hin zum Atlantik ansässig. Am nachhaltigsten war ihr Einfluß in Nordafrika; hier entstand Karthago, ihre berühmteste Kolonie. Die phönizischen Niederlassungen waren auf das Meer hin ausgerichtet; das Hinterland blieb für sie terra in-cognita. Wenn man den unterschiedlichen Verhältnissen Rechnung trägt, so ist der Vergleich zwischen dem phönizischen und dem venezianischen „Imperium" statthaft.

Die Situation änderte sich, als die Griechen erschienen. Zunächst traten auch sie als Händler, später aber als Kolonisatoren auf und brachten überall ihre staatliche Organisation — die Polis — und vor allem ihr Machtbewußtsein mit. Kreta, Zypern, die klein-asiatische Küste, das Schwarze Meer, die Ägäis, die Adria, Süd-Italien, Sizilien und Südfrankreich bis hin zu Spanien zählten zu ihrem unangefochtenen Einflußbereich. Diese Ausbreitung ging nicht so kampflos vonstatten, wie es bei den Phöniziern der Fall gewesen war

Indem die Griechen den Sieg davontrugen, führten sie eine machtpolitische Prämisse ein, die bis heute ihre Gültigkeit besitzt: das Mittelmeer wird von dem beherrscht, der seine beiden Küsten fest in der Hand hat. Ob Karthago, das Römische Imperium oder Byzanz — alle mußten erfahren, daß der Verlust der jeweils gegenüberliegenden Küste der Beginn des Niederganges war. über zwei Jahrtausende lang wurde daher das Mittelmeer die Drehscheibe, auf der der Gang der europäischen Geschichte mitbestimmt wurde. Nur in der Zeit des Machtzerfalls des Byzantinischen Reiches verlor das Mittelmeer an machtpolitischer Bedeutung, es wurde zur umstrittenen Domäne der Handelsstädte Venedigs und arabischer Piraten. Der europäische Nordwesten erkannte das Vakuum nicht; er bestritt vorerst seinen weltpolitischen Machtanspruch durch die Kreuzzüge auf dem Lande — und verlor.

Erst durch den Sieg der Spanier in der Seeschlacht von Navpaktos (Lepanto) 1571 über die Türken kam das Mittelmeer wieder unter die Herrschaft eines europäischen Staates. Mehr als ein Jahrhundert später vertrieb Peter der Große die Türken vom Norden des Schwarzen Meeres, um die Meerengen zu beherrschen und sich den freien Zugang zum Mittelmeer zu sichern. Der russische Zar konnte allerdings sein Ziel nicht verwirklichen. Im 18. und 19. Jahrhundert blieb daher das Mittelmeer vor allem zwischen Großbritannien und Frankreich umstritten. Nach der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte England eine Pax Britannica im Mittelmeer durchsetzen mit Gibraltar, Malta, Zypern, später Ägypten und dem Suez-Kanal als Haupt-stützpunkten. Eines der Hauptanliegen britischer Macht im Ostmittelmeer war die Stützung des morschen Osmanischen Reiches als Riegel gegen den nach wie vor vorhandenen Drang Rußlands zum Süden *

I. Die Bedeutung des Mittelmeeres für die Verteidigung des Westens

Abbildung 1

„Im Bereich des Mittelmeeres befinden sich täglich rund 2 600 Handelsschiffe, davon etwa 1 500 auf See und 1 100 in den Häfen. Von den 1 500 auf See fahren etwa 1 200 unter der Flagge westlicher oder dem Westen verbundener Länder (die übrigen von neutralen Ländern oder dem Ostblock). Diese 1 200 Schiffe befördern für die Küstenländer lebenswichtige Güter." Schon aus dieser Perspektive der Versorgungsstraße wird die Wichtigkeit des Mittelmeeres für seine Anrainer erkennbar. Für Griechenland, die Türkei und Israel erhält dieser Aspekt einen absoluten Wert, denn im Ernstfall kann ihre Versorgung fast nur vom Meer her erfolgen. Griechenland und die Türkei sind von Westeuropa durch kommunistische Staaten getrennt und Israel hat vom Lande her vorerst nichts zu erwarten.

Selbst wenn man den Versorgungsaspekt außer acht läßt, ist es dennoch leicht ersichtlich, daß die Verteidigung Europas ohne das Mittelmeer nicht möglich ist. Italien, Griechenland und die Türkei sind Halbinseln, die tief ins Meer hineinragen. Vor allem die beiden ersteren haben eine uralte maritime Tradition und sind sowohl als Völker wie auch als Staaten dem Meer zugewandt; ihre großen Bevölkerungs-, Verkehrs-und Industriezentren liegen in der unmittelbaren Nähe der Küste; dies ist auch bei Spanien nicht viel anders. Aus diesem Grunde kommt für sie nur dann eine Front an ihren Landgrenzen in Frage, wenn die maritimen sicher sind. Die beiden Weltkriege haben diesen Grundsatz bestätigt. Ohne die Mittelmeeranrainer ist Europa daher in jeder Hinsicht ein Torso. Die Sperriegelfunktion Deutschlands gegen einen eventuellen Angriff vom Osten kann nur mit sicheren Flanken erfüllt werden. Dazu gehört das Mittelmeer.

Ulrich de Maiziere, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, sagte im April 1971, daß „die amerikanische Präsenz im Mittelmeer, dargestellt vor allem durch die sechste amerikanische Flotte, für die Erhaltung des Gleichgewichts im europäischen Raum von gleicher Wichtigkeit ist wie die Anwesenheit amerikanischer Truppen in Mitteleuropa" Und im Januar 1974 konnte man feststellen, „das Zentrum des Ost-West-Konfliktes sei von Mitteleuropa ins Mittelmeer gerückt" Die Bedeutung des Mittelmeeres erschöpft sich jedoch nicht in der Interdependenz der Verteidigung zwischen ihm und Zentraleuropa. Darüber hinaus schafft das Mittelmeer die „Brücke", die Europa mit Afrika verbindet. In Ost-West-Richtung stellt das Mittelmeer außerdem eine Durchgangsstraße dar, die über den Suez-Kanal den Weg von Europa zum Indischen Ozean um drei Wochen gegenüber der Route um das Kap der Guten Hoffnung verkürzt.

Um so weniger kann ein Weltmachtanspruch mit europäischen Interessen ohne eine starke militärische Präsenz im Mittelmeer begründet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg traf dies insbesondere auf die USA zu. Im Bereich des Mittelmeeres hatten sie eine ganze Reihe von Verbündeten zu schützen. Völlig erschöpft und ausgeblutet waren diese allein nicht in der Lage, sich dem die Hegemonie über ganz Europa anstrebenden sowjetischen Imperialismus zu widersetzen.

II. Das Mittelmeer — ein westliches Binnenmeer

Am 21. Februar 1947 teilte die Regierung S. M.des Königs Georg VI. vom Vereinigten Königreich der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika überraschend mit, daß sie die Belastungen, die ihr aus der kommunistischen Rebellion in Griechenland erwüchsen, nicht mehr tragen könne. Sie sehe sich daher genötigt, sich schon am 1. April 1947 aus Griechenland militärisch zurückzuziehen. Am 12. März 1947 hielt Truman, um seine Forderung nach einer Finanzhilfe von 250 Mill. Dollar an Griechenland zu untermauern, vor dem Kongreß eine Rede, die bald gemeinhin als die „Truman-Doktrin" in die Ge-schichte eingegangen ist Wenn es um die Fixierung des genauen Zeitpunktes des Verzichts Englands auf die Rolle einer Welt-macht und des Einzuges der USA ins Mittelmeer gehen soll, so muß jener 21. Februar 1947 als Datum gelten. Bis dahin und für einige Jahre danach gab es im gesamten Mittelmeer einen einzigen Unruheherd: eben Griechenland, das aber dank der großzügigen militärischen Hilfe der USA im Sommer 1949 jene kommunistische Rebellion niederwerfen konnte.

Ansonsten war das Mittelmeer noch das „mare nostrum“ des Westens, ein friedliches Binnenmeer, vom Winde des Kalten Krieges, der in Zentral-Europa und in Berlin bereits heftig blies, unberührt. Noch hielten die Engländer hier Positionen wie Suez, Zypern, Ägypten, Malta und Gibraltar fest; Marokko und Algerien lagen in französischer Hand, Libyen unter König Idris stellte ebenso kein Problem dar wie auch der Libanon und Syrien. Griechenland, Italien und Frankreich erholten sich mit Hilfe des Marshallplanes und bildeten zusammen mit den USA eine einheitliche Front gegen jeden weiteren Expansionsversuch der Sowjetunion in Europa. Dazu kam die Türkei, die — erschrocken über russische territoriale Forderungen in Anatolien — Schutz bei der westlichen Welt suchte und fand. Jugoslawien löste sich aus dem Machtbereich der UdSSR. Im Westen fand man es nun doch besser, daß 1936 die Volksfront in Spanien nicht gesiegt hatte; bereitwillig holte man damals Franco aus der Isolierung. Obendrein herrschte über das Mittelmeer die 6. US-Flotte. Von Suez bis Gibraltar und von den europäischen bis zu den afrikanischen Gestaden gab es nichts, was ihr die Vorherrschaft streitig machen konnte. Ihr Auftrag ist, „Gegenschläge im Rahmen der NATO-Planung mit taktischen Atomwaffen auf den südlichen und südöstlichen Teil des sowjetischen Staatsgebietes“ durchzuführen. Daneben sollte sie „mit ihren U-Bootjägern auch zur Sicherung des Mittel-meeres, kraft einer Verstärkung des Dardanellen-Riegels, beitragen und im übrigen im gesamten Mittelmeerraum begrenzte Interventionen mit Luftstreitkräften und kleinen Truppenlandungen an fremden Küsten ausführen können"

Entsprechend ihrem Auftrag ist auch die Stärke der Flotte. Sie umfaßt zwei Flugzeugträger mit 180— 200 Flugzeugen, einen Hubschrauberträger, einen Lenkwaffen-(Flaggschiff „Little Rock") und zwei herkömmliche Kreuzer, etwa fünf Lenkwaffenzerstörer, 20 sonstige Zerstörer, etwa 40 U-Boote (ohne „Polaris") und um die 15 sonstige Einheiten samt einem amphibischen Verband mit 1 800 Marinesoldaten. Die auf den beiden Flugzeugträ-5 gern stationierten Maschinen sind für den Atomeinsatz vorgesehen

Die 6. US-Flotte untersteht nicht der NATO, sondern dem Hauptquartier der USA-Streit-kräfte für Europa in Stuttgart bzw.seinem Marine-Kommando (USNAVEUR) in London Die NATO selbst ist vor allem im Ostmittelmeer durch das Kommando der Alliierten Streitkräfte Europa-Süd (AFSOUTH) mit Sitz in Neapel vertreten. Diesem Kommando unterstanden früher amerikanische, britische, griechische, italienische und türkische Verbände. Inzwischen aber ist Griechenland aus der militärischen Integration der NATO ausgetreten und weite Teile der türkischen Streitkräfte sind seiner Zuständigkeit entzogen. Besonders wichtig für die Überwachung der russischen Flotte im Mittelmeer ist das dieser Befehlszentrale unterstehende Kommando der Alliierten Luftstreitkräfte Südeuropa (AIRSOUTH). Es gliedert sich in die 5. und 6. Alliierte Taktische Luftwaffe (ATAF) mit Sitz in Verona bzw. Smyrna. Aufgabe beider taktischen Luftwaffen ist die Überwachung des gesamten Bereichs Europa-Süd, der Italien, Griechenland, die Türkei und das Ostmittelmeer — insgesamt 25 Millionen Quadratkilometer See und Land — umfaßt. Seit 1968 ist außerdem ein Teilkommando unter der Bezeichnung „Maraimed“ in Neapel gebildet, dessen besondere Aufgabe die Überwachung der Ortung der gefürchteten russischen U-Boote im Mittelmeer ist.

III. Der Griff der Sowjetunion nach dem Mittelmeer

Im Dezember 1967 hat die Regierung der USA enthüllt, daß 1945 — während der Londoner Konferenz der Außenminister der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Frankreichs, der Sowjetunion und Chinas — Molotow beharrlich die sowjetische Kontrolle über Tripolitanien'— den westlichen Teil der früheren italienischen Kolonie Libyen — im Rahmen der Treuhandbestimmungen verlangte. Gleichzeitig erklärte er, „nach Ansicht derSowjetunion sei es selbstverständlich, daß auch die Vereinigten Staaten und England je eine der italienischen Kolonien verwalten sollten“. Der damalige amerikanische Außenminister Byrnes wies diese Forderung der Sowjets zurück, was jedoch Stalin nicht daran hinderte, später in Moskau auch Bevin mit demselben Ansinnen zu konfrontieren; auch dieser winkte jedoch ab

Die Sowjetunion mußte die Ablehnung der Westmächte akzeptieren. Die damals bereits einsetzenden Spannungen in Zentraleuropa, die zunächst ihren Höhepunkt in der Berlin-Blockade hatten, absorbierten ihr Engagement vollauf, zumal auch die bereits beschriebene Entwicklung im Südosten Europas den russischen Interessen äußerst abträglich war. Was für sie im Mittelmeer übrig blieb, war lediglich Albanien. Für eine maritime Präsenz ohne feste Basen, wie wir sie heute kennen, reichte damals die Potenz der UdSSR nicht aus. Ihre Anstrengungen galten erst der Über-windung des nuklearen Rückstandes gegenüber den USA; der Bau einer starken Flotte mußte notwendigerweise zurückgestellt werden.

Die Wende für eine maritime Expansion der Sowjetunion im Mittelmeer setzte Mitte der fünfziger Jahre ein, als im September 1955 der ägyptische Staatschef Abd el Nasser überraschend erklärte, er werde ein Waffenangebot des Ostblocks annehmen. Für die Sowjetunion bedeutete dies die erste vielversprechende Lichtung an den Gestaden des Mittelmeeres. Den Durchbruch brachten die britisch-französischen Operationen am Suez-Kanal. Am 5. November 1956, als die arabische Niederlage feststand, sandte Marschall Bulganin — damaliger Ministerpräsident der UdSSR — nach Paris, London, Tel Aviv und Washington gleichlautende Noten, in denen es hieß: „Ich betrachte es als meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß die Regierung der Sowjetunion fest entschlossen ist, zur Vernichtung der Aggressoren und Wiederherstellung des Friedens im Orient Gewalt anzuwenden.“ Die UdSSR hatte 1954 ihre erste Wasserstoffbombe zünden können. Die USA ließen daher sofort die Verbündeten Frankreich, Großbritannien und Israel wissen, daß ihre Operationen am Suez-Kanal von den Vereinigten Staaten nicht mehr gedeckt würden; sie zogen sich hastig zurück und das ganze Unternehmen wurde damit zu einem großen Fiasko. Die Sowjetunion ersetzte unverzüglich den von Syrien und Ägypten erlittenen Verlust an Kriegsmaterial und empfahl sich fortan als „Schutzmacht der arabischen Welt"

Inzwischen hatte die Sowjetunion mit einer gigantischen Anstrengung den Bau einer hochseefähigen Flotte betrieben. Nach dem Kriege konnte sie binnen sechs Jahren 19 Kreuzer in Dienst stellen; sie „brauchte nur vier Jahre, um 73 Einheitszerstörer zu bauen, und neun Jahre für die Fertigstellung von 260 U-Booten. Dazu kamen noch zahlreiche Kleinkampfschiffe. Ab Mitte der fünfziger Jahre konstruierte man Groß-Zerstörer und bestückte sie mit Flugkörpern zur Bekämpfung von Schiffs-und Luftzielen. Ferner gingen Atlantik-U-Boote in Serie. Und schließlich kopierte man das amerikanische Vorbild; es wurden Lenkwaffen auf konventionellen und nukleargetriebenen U-Booten installiert"

Einen schweren Rückschlag erlitt die maritime Politik der UdSSR im Mittelmeer jedoch, als sie 1961 von Albanien aufgefordert wurde, ihre U-Boot-Basis im Hafen Avion (Flora) und auf der gegenüberliegenden Felsinsel Sason (Sazanit) zu räumen. Das Kuba-Abenteuer 1962 muß jedoch auch die letzten Zweifler in Moskau davon überzeugt haben, daß die Sowjetunion ihrem Weltmachtanspruch nicht allein aus ihrem Territorium Nachdruck verleihen kann, es sei denn, sie wäre bereit, Interkontinentale Raketen mit atomaren Sprengköpfen einzusetzen Bezeichnenderweise wurde unmittelbar nach der Kuba-Krise das sowjetische „Mittelmeer-Detachement der Schwarzmeerflotte" formiert, das etwa 20 bis 25 Schiffe, darunter einen modernen Raketen-kreuzer und sechs bis acht U-Boote, umfaßte.

Im Gegensatz zu der Festigung der Position der Sowjetunion in arabischen Ländern hatten schon zu jener Zeit die Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei um Zypern die Südostflanke der Atlantischen Allianz geschwächt. Diese Situation veranlaßte die NATO, sich in ihrer Brüsseler Konferenz 1968 mit der Lage im Ostmittelmeer zu befassen. In Punkt 14 ihres Kommuniques heißt es: „Die Bündnispartner werden mit besonderer Aufmerksamkeit die Verteidigungsprobleme der exponierten Gebiete, z. B.der Südostflanke, prüfen. In dieser Hinsicht weist die gegenwärtige Situation im Mittelmeer Probleme auf, wobei zu berücksichtigen ist, daß die augenblickliche Krise im Nahen Osten in die Zuständigkeiten der Vereinten Nationen fällt."

Der Ostblock reagierte auffallend heftig und nervös auf diese Absichtserklärung der NATO. Die zur gleichen Zeit stattgefundene Nahostkonferenz der Außenminister der osteuropäischen Staaten in Warschau hatte sich mit der Frage beschäftigt und es ist wahrscheinlich, daß hier — ohne die Einbeziehung des jugoslawischen Außenministers — die „politische Plattform zur Begründung und Rechtfertigung des Einsatzes einer sowjetischen Flotte im Mittelmeer" ausgearbeitet wurde Unbestreitbar ist jedoch, daß unmittelbar danach, gleich zu Beginn des Jahres 1968, die maritime Präsenz der UdSSR im Mittelmeer rasch vergrößert wurde und in etwa ihre jetzige Stärke erreichte. Charakteristisch für die Bedeutung, die inzwischen die maritime Komponente in der Gesamtstrategie der UdSSR erhielt, ist, daß während der 50-Jahr-Feier der Oktoberrevolution Admiral Gorschkow zum „Admiral der Flotte der Sowjetunion" ernannt wurde. „Zum erstenmal in der russischen Geschichte wurde damit der Flottenbefehlshaber dem Marschall der Landstreitkräfte gleichgestellt."

Die Fluktuation der russischen Mittelmeer-flotte ist sehr stark; über Gibraltar und die Dardanellen ist ein ständiges Kommen und Gehen von Kampf-und Versorgungsschiffen zu beobachten. Dennoch hat sich sehr bald der Kern ihrer Streitmacht herauskristallisiert: Er besteht aus ein bis vier Raketenkreuzern, zwei Raketen-und sechs bis acht herkömmlichen Zerstörern oder Fregatten, ein bis zwei Atom-U-Booten, soweit feststellbar bis dreizehn konventionellen U-Booten undetwa 12 bis 15 Versorgungsschiffen Seit dem 22. September 1968 ist die russische Mittelmeerflotte auch um einen 20 000 Tonnen Hubschrauber-Träger mit 30 Maschinen an Bord, die „Moskwa", verstärkt worden. Die „Moskwa" oder ihr später fertiggestelltes Schwesternschiff „Leningrad" halten sich oft im Mittelmeer auf und sollen vor allem durch ihre Hubschrauber der U-Bootbekämpfung dienen.

Maßstab der Präsenz einer Flotte sind ihre Seetage. Zieht man in Betracht, daß zwischen der Mitte der sechziger Jahre und 1968 (Abschluß des Aufbaues der 3. Eskadra in etwa ihrer heutigen Stärke) die Seetage der russischen Kampfeinheiten im Mittelmeer um 1 000 Prozent gestiegen sind, kann man leicht die Wandlung ermessen, die hier lautlos vor sich gegangen ist. Dadurch wuchs die maritime Präsenz der UdSSR weit über den Rahmen eines bloßen Detachements hinaus. In Europa hat sich die sowjetische Bezeichnung „ 3. Eskadra der Sowjetmarine" eingebürgert; die Amerikaner hingegen sprechen von der 5. Sowjetischen Flotte (neben der Nordmeer-Flotte, der Baltischen Flotte, der Fernost-Flotte und der Schwarzmeer-Flotte).

Obwohl sich die Sowjets in einigen arabischen Ländern Hafenrechte gesichert haben, ist die 3. Eskadra im Mittelmeer weitgehend auf sich allein gestellt. Ihre Versorgung und kleine Reparaturen erfolgen auf offenem Meer mittels Troßschiffen; für überholungsarbeiten fahren die Schiffe zu den Werften im Schwarzen Meer. Zudem benutzt die 3. Eskadra einige Ankerzonen in den Untiefen des Mittelmeeres wie vor der spanischen Insel Alboran, vor der östlichen Küste von Tunis, südlich von Kreta und vor der Insel Kythera an der Südspitze des Peloponnes.

Schon von Anbeginn des Erscheinens einer starken maritimen Formation der Sowjetunion im Mittelmeer galt es für den Westen, eine Antwort auf die Frage zu finden, was wohl die Aufgabe einer solchen Streitmacht sein könnte. Die Frage drängt sich vor allem deshalb auf, weil die 3. Eskadra hier ohne feste Stützpunkte ist; dies bedeutet, daß sie im Ernstfall keinen langfristigen militärischen Auftrag erledigen kann. Wegen der absoluten Luftüberlegenheit der NATO im gesamten Mittelmeerbereich, aber auch wegen der 6. US-Flotte mit ihren beiden Flugzeugträgern ist — vom rein militärischen Standpunkt aus gesehen — die Versenkung der 3. Eskadra binnen weniger Stunden kein Problem. Aus diesem Grunde neigt man im Westen dazu, die Antwort auf diese Frage nicht so sehr auf dem militärischen, sondern mehr auf dem politisch-psychologischen Sektor zu suchen. Admiral Rivero sagte 1968: „Durch die sowjetische Absicht, eine Flotte zu unterhalten, die den Mittelmeerländern die militärische Kapazität Moskaus vor Augen hält, die ein Gegengewicht zu den NATO-Flotten bildet und die dazu dient, politisch-psychologischen Druck auf die Länder an der Mittelmeerküste auszuüben, sind wir mit neuen Problemen konfrontiert." Und noch 1974 meinte Herbert Kremp, die Aufgabe der 3. Eskadra im Mittelmeer ebenfalls in diesem Rahmen sehen zu können. Mit Blick auf die arabische Welt schrieb er: „Die Eskadra ist ... nicht die Hauptsache, nicht Machtträger, sondern Zeichen der Präsenz. Sie soll die Küstenbewohner beeindrucken und die amerikanische Flotte beschäftigen.“

In diesem Zusammenhang muß unterstrichen werden, daß die Sowjetunion selbst große Anstrengungen unternommen hat, um diese politisch-psychologische Aufgabe der Eskadra in den Vordergrund zu stellen. Im April 1968, als ihre maritime Präsenz aus dem Stand des Detachements in die Größe einer Flotte wuchs, schrieb die „Prawda": „Hinter dem böswilligen Lärm wegen der . sowjetischen Anwesenheit'stehen ... aggressive Pläne des amerikanischen Imperialismus und das Bestreben, dieses Gebiet dem eigenen Einfluß unterzuordnen und dort den eigenen Willen zu diktieren ...der Traum der Imperialisten war und bleibt, daß die arabischen Völker, die ein neues Leben aufbauen, allein bleiben sollen, ohne die gemeinsame Front der Solidarität und ohne die Unterstützung anderer antiimperialistischer Kräfte. Die israelische Aggression, die auch jetzt fortgesetzt wird, hat noch mehr die Lebenswichtigkeit und Notwendigkeit der Geschlossenheit der nationalen Befreiungsbewegung mit der sozialistischen Gemeinschaft unterstrichen." Einige Monate später kam die Prawda auf das Thema zurück: „Die NATO-Strategen ... halten ... die Anwesenheit der sowjetischen Flotte dort für unpassend, obwohl die UdSSR ein Mittelmeerstaat ist und ihre Flotte sich im Mittelmeer befindet, um die Stabilität und den Frieden in diesem Gebiet zu fördern."

Demselben Ziel der politisch-psychologischen Begründung der Anwesenheit der sowjetischen Flotte im Mittelmeer diente auch die „Konferenz der progressistischen und antiimperialistischen Parteien des Mittelmeerraumes" in Rom im Frühjahr 1968. Diese Konferenz, an der 17 Parteien teilnahmen, wurde zunächst von Belgrad initiiert letztlich aber unter der Führung des früheren General-sekretärs der kommunistischen Partei Italiens, Luigi Longo, in Rom durchgeführt. In ihrem Kommunique forderte die Konferenz die „Beseitigung der amerikanischen und britischen Militärbasen im Mittelmeer, sowohl im Rahmen der NATO als auch anderer Vereinbarungen und Verträge, durch die die Mittelmeerländer an die USA gebunden sind". Die Konferenz befand außerdem, daß der russischen Flotte im Mittelmeer eine „antiimperialistische Rolle" zukäme und daß es nur durch ihre Präsenz zu einem „Meer des Friedens" werden könne Demgegenüber hatte Lothar Ruehl bereits im Herbst 1967 die militärische Bedeutung der russischen Flotte im Mittelmeer hervorgehoben, als er darauf hinwies, daß sie hier die meisten Grundannahmen der NATO-Verteidigung in Frage stellt und sie zu vollkommen neuen Planungen unter verschlechterten Bedingungen zwingt, die dann einen erheblich höheren militärischen und finanziellen Aufwand notwendig machen würden Und Wolfgang Höpker, der durch eine Reihe von Publikationen die Ziele der expansiven maritimen Politik der Sowjetunion der deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, schrieb 1971: „Die von westlichen Kommentatoren hartnäckig verfochtene These, das seit Mitte der sechziger Jahre im Mittelmeer kreuzende Geschwader der roten Kriegsmarine sei im Sinne der . Kanonenboot-Diplomatie" nur ein Instrument politischer Machtdemonstration, ist brüchig geworden, wenn nicht schon überholt. Die sowjetischen Seestreitkräfte im Mittelmeer sind neben ihrem politischen Engagement mehr und mehr in militärische Dimensionen hinausgewachsen." Auch Admiral Rivero meinte 1970 in ähnlicher Weise: „Die sowjetischen Verbände haben psychologische und politische Aspekte. Zur gleichen Zeit aber eine militärische Bedeutung. Alle zusammengenommen ergeben das richtige Bild."

Tatsächlich kann hier der Auftrag einer Flotte von etwa 50 bis 60 Einheiten, bestückt mit modernsten Lenkwaffen und mindestens zehn zum Teil atombetriebenen und -bewaffneten U-Booten, nicht nur als ein „Zeichen der Präsenz“ gesehen werden. Dagegen spricht zunächst der Umstand, daß in der Zeit des letzten israelisch-arabischen Krieges die 3. Eska-dra binnen weniger Tage auf 90 Einheiten vergrößert wurde Dieser Krieg im Zusammenhang mit dem Ölembargo gegen den Westen hat gewiß den Weltfrieden nicht sicherer gemacht. Die Gefahr einer militärischen Intervention der USA in einem Ölland und die anschließende Möglichkeit eines Weltbrandes war in jenen Tagen größer als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seit der Kuba-Krise.

Um so fragwürdiger wird jedoch die Verharmlosung der 3. Eskadra zu einem vorwiegend politischen Instrument, denn dies impliziert die unhaltbare Schlußfolgerung, daß in jenen Tagen die UdSSR eine Flotte von etwa 90 Schiffen der Gefahr der schnellen und rühmlosen Versenkung aussetzte. Auch eine andere Erfahrung stellte die Theorie des vorwiegend politischen Instruments in Frage. Vor allem bei NATO-Manövern operieren aie Schiffe der 3. Eskadra ständig in der Nähe der Einheiten der 6. US-Flotte. Die russischen Kampfschiffe sind jedoch durchweg mit der gefürchteten STYX-Rakete bewaffnet, gegen welche die USA noch keine Gegenwaffe besitzen. Die Effektivität dieses W attensystems ist im Oktober 1967 durch die Versenkung des israelischen Kriegsschiffes „Eilath" vor Port Said durch ein ägyptisches Raketen-schnellboot vorgeführt worden Dies bedeutet, daß eine ähnlich wie beim Yom-Kippur-Krieg verstärkte 3. Eskadra im Mittelmeer in zweifacher Hinsicht militärisch wirksam werden kann. Erstens: die 6. Flotte wird in der unmittelbaren Zeit nach einem bewaffneten Konflikt gezwungen sein, ihre ganze Kraft zur Eliminierung der Schlagkraft der russischen Verbände aufzubieten. Dafür wer-den außerdem auch Luftstreitkräfte der NATO-Anrainer notwendig sein, die dann an der kontinentalen Front fehlen werden. Unabhängig davon, wie niedrig man die Chancen der 3. Eskadra im Mittelmeer im Ernstfall einschätzt, kann nicht davon ausgegangen werden, daß die 6. US-Flotte aus einem Duell mit ihr intakt hervorgehen wird. Dies trifft insbesondere zu, wenn man naheliegenderweise annimmt, daß die 3. Eskadra ihre Feuerkraft auf einige wenige Einheiten, etwa die Flugzeugträger und die Raketenkreuzer, konzentrieren wird. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß — wie noch gezeigt wird — die Annahme, die 3. Eskadra würde im Ernstfall im Mittelmeer ohne Luftunterstützung bleiben, falsch ist.

Damit wird aber die Abschreckungsfunktion der 6. Flotte als Atomwaffenträger ebenso fragwürdig wie ihre Aufgabe, Europa von Süden her abzuschirmen. Das Patt der Flotten der Großmächte im Mittelmeer ist damit gegeben.

VI. Die arabische Welt

Die Wandlungen, die die arabische Welt in den letzten 25 Jahren vollzogen hat, sind für das Kräfteverhältnis im Mittelmeer nicht minder bedeutungsvoll als die Etablierung der russischen 3. Eskadra. Noch zu Beginn der fünfziger Jahre lag Nordafrika von Suez bis Gibraltar ebenso fest in europäischer Hand wie das gesamte Mittelmeer, mit Großbritannien und Frankreich als Vormächten.

Mit dem erfolgreichen Militärputsch General Nagibs in Ägypten 1952, der schnell von Oberst Gamal Abd el Nasser abgelöst wurde, erzielte der seit langem aufgeflammte arabische Nationalismus seinen ersten durchschlagenden Erfolg. Er löste einen Prozeß aus, der binnen zehn Jahren zur Befreiung aller arabischen Mittelmeeranrainer führte. Die hier gegen die ehemaligen Kolonialherren angestauten Ressentiments hatten zur Folge, daß die befreiten arabischen Staaten sofort auf Distanz zu ihren früheren Herren gingen, wenn sie nicht sogar eine feindliche Position gegen Europa bezogen. Die anfänglich durchweg positive Haltung Westeuropas gegenüber dem jungen Staat Israel war zudem wenig geeignet, das Verhältnis zu den Arabern zu verbessern; sie wirkte vielmehr als Katalysator der Trennung.

Die freundschaftlichen Beziehungen, die Ägypten bereits seit Mitte der fünfziger Jahre zu der UdSSR geknüpft hatte, waren für westliche Kommentatoren ein schlüssiger Beweis dafür, daß die russische Mittelmeerflotte hier rasch die Stützpunkte finden würde, die sie im Mittelmeer benötigte. Die Spekulationen, die in der westlichen Presse in diesem Zusammenhang angestellt wurden, sind schier unübersehbar. Latakia, Port Said, Alexandria, Tripolis, Algier wurden oft als feste sowjetische Marinestützpunkte präsentiert oder zumindest vermutet; und wer kennt nicht den ehemaligen französischen Stützpunkt Mers el Kebir in Algerien, der nach 1968 ob seiner angeblichen Besitznahme durch die Russen Militärkommentatoren und westliche Stäbe beunruhigte? Schaut man jedoch genau hin, muß man feststellen, daß die Erfolge der Sowjetunion in der arabischen Welt im Hinblick der Erlangung von Stützpunkten, die auch im Ernstfall tatsächlich der 3. Eskadra Schutz und Versorgung gewähren könnten, sich bescheiden ausnehmen.

Die diesbezüglichen Spekulationen implizieren vor allem eine Unterschätzung der Araber. Man hält sie für einfältig genug, sich ein zweitesmal — und nun auch noch freiwillig — in koloniale Abhängigkeit zu begeben. Man kann es jedoch getrost vorwegnehmen: dazu wird es nicht kommen. Der Geist, der die arabische Welt heute ebenso wie gestern durchdringt, ist auf Unabhängigkeit, Nationalismus und Einheit gerichtet. Der Raum für Unterwürfigkeit ist hier heute denkbar klein, zumal die Araber seit Oktober 1973 genau das Rezept kennen, mit dem sie der Welt, wenn auch nicht ganz ihren Willen, so doch ihre Preise diktieren können. Dies schließt jedoch nicht aus, daß die UdSSR in der Zukunft ebenso wie in der Vergangenheit hin und wieder hier einen Erfolg zu verzeichnen haben wird. Nationalismus und Streben nach Einheit, Unversöhnlichkeit zum Staate Israel, soziale Unfertigkeit und die ungleiche Verteilung des Ol-reichtums in den verschiedenen arabischen Staaten werden noch für lange Zeit der Sowjetunion ein breites Feld zum Lavieren geben. Daraus wird sie immer wieder die Möglichkeit erhalten, irgendwelche militärischen Installationen in irgendeinem arabischen Staat anzubringen, die das „Leben" der 3. Eskadra im Mittelmeer angenehmer machen werden. Dies wird aber nur solange ein Erfolg bleiben, wie er auch den Interessen des betreffenden arabischen Staates dient und das gestärkte arabische Selbstbewußtsein berücksichtigt. Andernfalls müssen die Russen gehen. Ihr „Rausschmiß" aus Ägypten 1972 ist das vorläufig krasseste Beispiel dafür.

Charakteristisch in diesem Zusammenhang ist die Rede des ägyptischen Präsidenten Anwar el Sadat am 29. 9. 1974 vor dem Zentralkomitee der Einheitspartei Arabische Sozialistische Union (ASU) in Kairo. Sadat sagte, „die Sowjets hätten auf Anfragen nicht geantwortet, Waffen nur nach ihren eigenen Vorstellungen geliefert oder die Lieferungen verzögert. Ein Schiff, das am Vortag des Angriffs im Oktoberkrieg in Alexandria einlaufen sollte, habe sich „auf hoher See verirrt und sei mit fünf Tagen Verspätung eingetroffen". Das gemeinsame Kommunique nach dem Besuch des Präsidenten Nixon in Moskau, in dem „militärische Entspannung“ im Vorderen Orient gefordert wurde, hat dann nach den Worten Sadats genügt, „das Faß zum überlaufen" zu bringen, denn vorher stimmten die Sowjets mit den Ägyptern darüber überein, daß „nur ein Krieg das Nahost-Problem voranbringen könne" Wenn der sowjetische Einfluß in der arabischen Welt nicht überschätzt werden soll, so darf er aber auch nicht bagatellisiert werden. Gerade die Unstetigkeit der sowjetischen Einflußnahme in Arabien sowie ihre sich hier im ständigen Fluß befindlichen Möglichkeiten zur Installierung militärischer Einrichtungen erschweren und desorientieren die westliche Aufklärung, was in einem konkreten Fall zu unangenehmen Überraschungen führen kann.

Syrien gehört zu den politisch exponiertesten arabischen Mittelmeeranrainern. In der Auseinandersetzung mit Israel zählt es zu den „Konfrontationsstaaten". Sein auf dem linksradikalen Flügel der Baath-Partei fußendes Regime versteht sich als Vorreiter des arabischen Sozialismus und Verfechter der arabischen Einheit. Der sowjetische Einfluß ist jedoch vor allem Folge der Abhängigkeit Syriens von Waffenlieferungen für seinen Kampf gegen Israel. Durch die großzügige Auslegung des Vertrages von Montreux (1936) über die Meeresengen am Bosporus und die Dardanellen durch die Türkei unterhält Syrien zusammen mit dem Irak über dessen östlichen Zipfel eine kurze, direkte Luftverbindung mit der UdSSR. Für die „Konfrontationsstaaten"

Syrien und den Irak ist diese von der Türkei gewährte Erleichterung von entscheidender Bedeutung, denn sie ermöglicht ihnen rasche Versorgung mit Waffen und Munition.

Alle syrischen Waffengattungen sind mit zum Teil modernsten sowjetischen Waffen ausgerüstet. Die Marine umfaßte 1974/75 drei Minensucher, zwei Patrouillen-Schiffe, sechs Schnellboote der KOMAR-und OSA-Klasse mit STYX-Raketen sowie zwölf Torpedoboote der P-4-Klasse. Der Mittelmeerhafen Latakia dient seit Mitte der sechziger Jahre als Ol-versorgungshafen der 3. Eskadra. Auffallend ist es jedoch, daß ihre Schiffe sich hier nur für kurze Zeit aufhalten

Der Libanon galt lange als der unproblematischste arabische Anrainer des Mittelmeeres. Seine Hauptstadt Beirut war das bedeutendste Handels-und Finanzzentrum des Vorderen Orients mit internationaler Ausstrahlung. Trotz seiner gemeinsamen Grenze mit Israel ließ er sich nicht in den arabisch-israelischen Konflikt hineinziehen, obwohl die palästinensischen Guerillas mit ihren Aktionen von libanesischem Gebiet aus sich nach Kräften darum bemühten. Im April 1975 begann jedoch eine offene bewaffnete Auseinandersetzung zwischen den bis dahin friedlich nebeneinander lebenden Christen und den Moslems des Landes, die trotz allseitiger Versuche bisher nicht beigelegt werden konnten. Die Möglichkeit einer Trennung des Landes in einen christlichen und einen muslimischen Rumpf-staat ist nicht mehr auszuschließen Diese Eventualität ist von unabsehbarer Bedeutung: Der muslimische Staat, der hieraus hervorgehen kann, wird unweigerlich unter die Kontrolle der im Libanon stark vertretenen linksradikalen und gut bewaffneten Palästinenser geraten. Die Vorteile, die dann für die UdSSR im Mittelmeer erwachsen können, -liegen auf der Hand. Ägypten gilt nicht nur wegen seiner zentralen Lage als das Scharnier der gesamten arabisch-islamischen Welt. Es ist ihr bevölkerungsreichster Staat und stellt ihren kulturellen und politischen Mittelpunkt dar. Der verstorbene ägyptische Staatschef Gamal Abd el Nasser konnte wie kein anderer arabischer Führer die gesamte arabische Welt ansprechen und sie in schwärmerische Sehnsucht nach Einheit versetzen. Derselbe Nasser war es aber auch, der in seinem blinden, fanatischen Kampf für die Vernichtung Israels die Russen an den Nil holte und ihnen gleichzeitig den Weg zu vielen arabischen Mittelmeeranrainern ebnete. Hier empfahlen sie sich als „Schutzmacht der Araber“ und ließen den Kommunismus als das „Schwert des Islams“ im Kampf gegen Israel erscheinen. Doch Nasser hat sehr bald erkannt, daß die zahlreichen „Berater“ und „Ausbilder", die die Sowjets in seinem Lande unterhielten, im Zusammenhang mit der 3. Es-

kadra zu einem Gewicht wurden, das Ägypten wieder in einen kolonialen Status abgleiten lassen konnte. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb schon 1968 in diesem Zusammenhang:

„Man braucht die Sowjets, kann sich jedoch, gerade weil das Abhängigkeitsverhältnis spürbar zu werden beginnt, nicht enthalten, allmählich einen Teil der alten antikoloniali-

stischen Ressentiments auf sie zu übertragen.

Plötzlich werden die Sowjets als eine Bedrohung empfunden.“

Die Abhängigkeit Ägyptens von Waffenlieferungen setzte aber dem ägyptischen Unmut gegen die Sowjets Grenzen. Der hieraus folgende ägyptische Zwang zur Loyalität gegenüber der Sowjetunion hat ihr erhebliche Vorteile in Ägypten und im gesamten Mittelmeer eingebracht. Port Said und Alexandria wurden Häfen, die fast ständig sowjetische Kriegsschiffe beherbergten. In Baltim an der Mittelmeerküste konnten die Sowjets außerdem ein großes Radarzentrum aufbauen. Die Flughäfen bei Monsura am östlichen Arm des Nildeltas, bei Kairo, bei Beni Suef und Assuan in Süd-Ägypten waren russische Luftbasen, auf denen die TU16 (Mittelschwere Langstreckenbomber und -aufklärer, ca.

1 000 km Aktionsradius) sowie MiG-Abfangjäger stationiert waren

Das Ausmaß der sowjetischen militärischen Präsenz in Ägypten wurde erst im Sommer 1972 ersichtlich, als Präsident Sadat am 18. Juli vor dem Zentralkomitee der Arabischen Sozialistischen Union die Russen aufforderte, Ägypten zu verlassen. Miksche, der bekannte französische Militärsachverständige, schätzte noch 1972 die Zahl des sowjetischen Personals in Ägypten auf höchstens 10 000 bis 15 000 Mann und wies Schätzungen, die von über 20 000 sprachen, als übertrieben zurück Erst nach dem „Hinauswurf" hat es sich jedoch herausgestellt, daß hier annähernd 22 000 Mann stationiert gewesen waren. Zudem war Miksche der Ansicht, daß die Sowjetunion in Ägypten MiG-23 (Abfangjäger) unterhielt, was jedoch ebenfalls nicht stimmte. Sadat stellte im August 1972 selbst klar, daß diese in der NATO gefürchteten Maschinen ihm wohl versprochen wurden, Ägypten sie aber niemals erhalten habe

Solche Fehlleistungen der westlichen Aufklärung in den arabischen Staaten können eines Tages zu den Überraschungen führen, von denen bereits die Rede war.

Der Rückschlag der sowjetischen Mittelmeer-politik in Ägypten ist verschmerzbar. Die ägyptischen Häfen bleiben nach wie vor für die 3. Eskadra offen und der Abzug der TU-16 reißt kein Loch in die sowjetische Aufklärung. Sie wird lückenlos von der 3. Eskadra selbst und den russischen „Fischdampfern"

mit ihrer hochmodernen elektronischen Ausrüstung besorgt. Von Interesse ist auch, daß sowohl Ägypten wie auch die UdSSR geneigt waren, den Vorfall zu bagatellisieren und nach wie vor die gegenseitige Freundschaft zu betonen

Weitaus wichtiger als dieses Vorkommnis ist daher für die Sowjetunion die Wiedereröffnung des Suez-Kanals, denn dadurch bekommt sie die Möglichkeit, ihre maritime Präsenz im Roten Meer, im Persischen Golf und im Indischen Ozean zu intensivieren und aufzubauen Man kann davon ausgehen, daß auch künftig die UdSSR alles daran setzen wird, um ein gutes Verhältnis mit Ägypten zu unterhalten. Dies gilt auch umgekehrt, denn die ägyptischen Streitkräfte sind fast ausschließlich mit sowjetischen Waffen und Material gerüstet. Dieser Sachverhalt wird auch aus der Armierung der ägyptischen Marine ersichtlich. Sie umfaßte 1974/75: zwölf U-Boote, fünf Zerstörer (davon einen alten britischen und vier sowjetische der Skory-Klasse), drei Geleitboote, zwölf U-Bootjäger der SOI-Klasse, acht OSA-und sechs KO-MAR-Schnellboote mit STYX-Raketen, zwölf Minensucher, 40 Torpedo-und 14 Landungsboote. Präsident Sadat bemüht sich nach seiner Annäherung an die USA zunehmend um die Einführung von westlichen Waffensyste-men. Diese Absicht darf jedoch nicht überschätzt werden. Die Umrüstung der ägyptischen Streitkräfte mit westlichen Waffen würde Milliarden von Dollar verschlingen und dazu lange Jahre in Anspruch nehmen. Die ägyptische Abhängigkeit von der UdSSR wird demnach vorerst bestehen bleiben.

Bis Ende der sechziger Jahre galt Libyen als sichere westliche Position an der Südküste des Mittelmeeres. Den von Großbritannien 1953 übernommenen Luftstützpunkt Camp Wheelus in der libyschen Wüste unweit der Mittelmeerküste haben die USA zu einer Basis für strategische Bomber (Atomwaffenträger) ausgebaut, der bis in die sechziger Jahre hinein ein wichtiges Glied in der amerikanischen Stützpunktkette, die die Sowjetunion umschloß, darstellte. Durch die Fortentwicklung der Raketen hat jedoch dieser Stützpunkt an Bedeutung verloren. Um so leichter konnten daher die USA und die NATO seinen Verlust verschmerzen, als das neue Regime in Libyen (1968) unter dem Obersten Omar Mohammar el Gaddhafi die Amerikaner von Wheelus und die Briten von dem Stützpunkt El Adem zum Abzug zwang

Mehr als jeder andere arabische Führer versteht sich Gaddhafi als Promotor der arabischen Einheit — ein Ziel, das er nicht immer mit effektiven und durchschaubaren Mitteln verfolgt. Je mehr die ägyptische Schwenkung von der arabisch-pro-sowjetischen Front offensichtlich wurde, desto mehr versteifte sich Gaddhafi in der Rolle des Einpeitschers für die Einigung der Araber. Dazu bedient er sich der linksradikalen Gruppen in den verschiedenen arabischen Ländern, vor allem aber der Palästinenser. Dadurch geriet er in Gegensatz zu Sadat, der sich inzwischen zu einer erbitterten persönlichen Feindschaft zwischen den beiden Männern entwickelt hat. Das war ein Grund mehr für die Sowjetunion, in Libyen das Terrain wettzumachen, das sie im benachbarten Ägypten verlor.

Am 23. Mai 1975 berichtete die Kairoer halbamtliche Zeitung „al-Ahram" unter Berufung auf Informationen aus Beirut, daß Libyen von der UdSSR eine Hilfe in Höhe von vier Mrd. Dollar erhalten werde. Später sickerte jedoch durch, daß das diesbezügliche Abkommen, das beim Besuch des sowjetischen Ministerpräsidenten Kossygin in Libyen vereinbart worden war, eine Militärhilfe von zwölf Milliarden Dollar vorsehen soll Danach werde die UdSSR „Tausende von Panzern und Raketen liefern, um die strategischen und politischen Ziele der militärischen Zusammenarbeit südlich des Mittelmeeres zu gewährleisten“ Bedingung des Abkommens war die Aufnahme von sowjetischen Militärexperten in Libyen „auf allen Ebenen zur Schulung und Einweisung in die sowjetische Rüstung"

Die ungewöhnliche Höhe der Militärhilfe zwingt zu einigen Überlegungen. Eines kann vorweggenommen werden: Das knapp drei Millionen Einwohner zählende Libyen verfügt nicht über das Menschenpotential, das zur sinnvollen Verwendung einer zwölf Milliarden Dollar entsprechenden Militärausrüstung erforderlich ist. Bezeichnenderweise soll in dieser Summe die Lieferung von sechs U-Booten vorgesehen sein; mehr kann die libysche Marine nicht verkraften. Ihr Wert kann kaum eine Milliarde Dollar überschreiten. Die Sowjetunion kann sicherlich außerdem „Tausende von Panzern" nach Libyen liefern, aber wer soll sie hier in Bewegung setzen und wer soll sie warten? Die Annahme, die Sowjetunion werde vornehmlich moderne, hochwertige Raketenausrüstung aller Gattungen liefern (sie könnte vielleicht die 12 Mrd. Dollar rechtfertigen), ist abwegig, denn dies bedeutet eine unerlaubte Unterschätzung der Einsicht des Kremls über die Unzuverlässigkeit des unberechenbaren Gaddhafi: Die ägyptische Schlappe kann sich in Libyen unter Gaddhafi wiederholen. Ebenso abwegig ist aber auch die Annahme, daß die Russen große Mengen von Rüstungsmaterial angeblich nach Libyen „liefern", es in Wirklichkeit aber in der Hand ihrer „Militärexperten" behalten. Zum einen könnte in diesem Fall kaum von „Militärhilfe“ gesprochen werden, zum anderen ist die Zahl des zur Bedienung eines derartigen Rüstungspotentials erforderlichen russischen Personals sehr groß;

seine Anwesenheit in Libyen würde daher quasi einer militärischen Okkupation des Landes gleichkommen. Dies wiederum würde eine unerlaubte Unterschätzung Gaddhafis bedeuten. Er beansprucht die Führung der Einigung Arabiens und kann sich nicht auf diese Weise den Russen ausliefern.

Gerade dieser Führungsanspruch des libyschen Staatschefs läßt aber eine pausible Er-klärung für die von der Sowjetunion avisierte Rüstungsmenge zu: Gaddhafi will sie für diesen Zweck bereitstellen und die Araber, die für sein Ziel eintreten, können sich bei ihm mit Waffen bedienen. Eine weitere plausible Erklärung wäre, daß Gaddhafi um den Preis der Loyalität und Unterstützung seiner panarabischen Ziele andere arabische Staaten mit Waffen beliefert. Eine Zeitlang war sogar in diesem Zusammenhang von der Türkei die Rede; mittlerweile sind jedoch Gerüchte dieser Art leiser geworden. Wie es auch immer sein mag, die Fragen, die sich bei diesem Waffengeschäft anhäufen, können vorerst nicht definitiv beantwortet werden. Es kann jedoch mit Sicherheit gesagt werden, daß diese Rüstungsmenge in der Hand Libyens nicht ohne schwerwiegende Folgen im Mittelmeer bleiben kann. Ob sie dazu verwendet wird, einige arabische Mittelmeeranrainer in einen Hexenkessel zu verwandeln, wie z. B.den Libanon, oder ob Gaddhafi mit ihr solche Staaten unter seinen Einfluß bringen will, sie wird sich gegen die Interessen des Westens im Mittelmeer auswirken.

Dazu muß berücksichtigt werden, daß die Anwesenheit sowjetischer „Militärexperten" in Libyen für die 3. Eskadra eine neue Ausgangsbasis schafft. Die dem sowjetisch-libyschen Akkord innewohnende Chance, an den langen, menschenleeren libyschen Gestaden den langersehnten Stützpunkt zu erhalten, ist reeller, als sie es jemals in Ägypten war. Tunesien mit knapp sechs Millionen Einwohnern und einem Jahreseinkommen von ca. 500 Dollar pro Kopf spürt bereits die Anziehungskraft des benachbarten reichen Libyens. Im allgemeinen wird angenommen, daß das Ableben des jetzigen tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba der auslösende Moment für eine libysche Intervention zur Einverleibung des kleinen, armen Landes sein wird. Bourguiba ist Zögling französischer Kultur, pro-westlich orientiert und der einzige arabische Führer, der das Eindringen der Sowjets ins Mittelmeer als „Störung des Gleichgewichts" empfindet. Insofern ist Tunesien bisweilen ein für den Westen problemloses Land. Sollte jedoch der Zugriff Gaddhafis gelingen, wird die Situation hier sofort sehr problematisch für die 6. US-Flotte. Der ehemalige französische Marinestützpunkt Bizerta liegt kaum mehr als 140 km von Sizilien fentfernt.

Es gibt kaum einen arabischen Führer, der die Ressentiments Boumediennes gegen den Westen übertrifft. Entsprechend fällt auch die Politik des Staatschefs des flächenmäßig größten arabischen Staates in Nordafrika, Algerien, aus. Er empfiehlt sich nicht nur als Vorreiter der arabischen Einheit und kompromißlosen Feind Israels, sondern auch als treibende Kraft eines Zusammenschlusses aller rohstoffexportierenden Länder gegen die Industrienationen. Unter ihm ist Algerien pro-sowjetisch orientiert und die Armierung seiner Marine: sechs U-Bootjäger der SOI-Klasse, zwei Minenleger (T-43), sechs KOMARund drei OSA-Schnellboote mit STYX-Raketen sowie zwölf Torpedoboote der P-6-Klasse, ist ausschließlich russischer Herkunft.

Dies reicht aber nicht aus, um Algerien zu veranlassen, den Russen den Stützpunkt Mers el Kebir zur Verfügung zu stellen Die Schiffe der 3. Eskadra werden sicherlich auch in der Zukunft die Möglichkeit haben, algerische Häfen anzulaufen, aber einen Stützpunkt werden sie nach bisherigem Ermessen in Algerien nicht erhalten.

Marokko, der „Magreb al aqsa", der „äußerste Westen" der arabischen Ausbreitung in Nordafrika, betreibt eine gegenüber Ost und West ausgewogene Politik. Es erhielt schon 1961 30 Mill. Dollar Militärhilfe aus der UdSSR, obwohl die USA damals drei große Luftbasen auf seinem Territorium unterhielten. Der diesbezügliche Vertrag lief 1963 aus; in beiderseitigem Einvernehmen wurde er nicht verlängert. Marokko wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit Zustimmung Madrids die spanische Sahara nach dem Abzug der Spanier erhalten Dafür hat König Hassan seine Forderung nach der Räumung der Hafenstädte Ceuta und Melilla zurückgestellt, hält aber irredentistische Ansprüche gegen Algerien aufrecht. Eben deshalb haben beide Länder 1963 Krieg gegeneinander geführt, wozu es im Hinblick auf ihre beiderseitigen Besitzansprüche auf Spanisch-Sahara auch noch einmal kommen könnte.

Die geopolitische Stellung Marokkos als Mittelmeer-und atlantisches Land ist offenkundig. So lange König Hassan an der Macht bleibt, hat jedoch der Westen nichts zu befürchten. Seine Stellung scheint heute unangefochten zu sein. Man darf jedoch nicht vergessen, daß er zu Beginn der siebziger Jahre zwei Putsche linksgerichteter Offiziere blutig niederschlagen mußte. Ein Grund mehr, um zu erkennen, daß die Sowjetunion nichts unterlassen wird, um das Land am Eingang des Mittelmeeres unter ihren Einfluß zu bringen. * Zwanzig Jahre dauernde Bemühungen der UdSSR haben nicht gereicht, um an der arabischen Küste des Mittelmeeres eine politisch sichere und militärisch feste Marine-und Luftbasis zu erhalten. Der Reichtum, der nunmehr in einigen arabischen Ländern fließt, sowie das Ausscheren Ägyptens aus der starren Front der „Konfrontationsstaaten" signalisieren unmißverständlich das Ende der großen arabischen Abhängigkeit von der Sowjetunion. Aus diesen Gründen kann man annehmen, daß di« künftigen Bemühungen der UdSSR hier nicht erfolgreicher sein werden als in der Vergangenheit. Doch dies bedeutet nicht, daß das Mittelmeer noch das „mare nostrum" des Westens ist. Die aufstrebende arabische Welt erhebt hier ihre Ansprüche. Von Gibraltar bis Suez und südlich der Linie Alboran, Malta und Kreta ist es ihr Meer, ob mit oder ohne die Sowjets.

V. Die Nordanrainer des Mittelmeeres

Die beschriebene Situation im Mittelmeer muß als einmalig in der europäischen Geschichte erkannt werden. Niemals zuvor war Rußland in der Lage, am „weichen Unterleib" Europas so starke Streitkräfte zu unterhalten wie jetzt. Die Konzentrierung des Blicks auf die arabische Welt ob der Möglichkeiten der Einrrichtung von sowjetischen Basen hat den europäischen Süden in den Hintergrund des Blickfeldes verwiesen. Doch hier ist eine Erosion im Gange, die die westlichen Positionen viel schneller erschüttert, als die Sowjetunion ihre eigenen in der arabischen Welt aufbauen kann.

Das Wort vom „roten Kleeblatt" Griechenland, Italien und Portugal ist bereits gefallen Sicherlich ist es noch eine Übertreibung; zumindest verfügen noch Griechenland und Italien über Reserven, die ihr Abgleiten in den Neutralismus oder gar in die sowjetische Einflußsphäre abwenden können. Doch das innenpolitische Bild im gesamten Südeuropa wird zunehmend von hohen Inflationsraten, Arbeitslosigkeit, Auslandsverschuldung und innenpolitischen Unruhen bestimmt. Die Kräfte, die diese Entwicklung abwenden sollen, unterliegen einem zunehmenden Verschleiß. Es sind dieselben Kräfte, die die Westorientierung dieser Länder garantieren. Dies ist eine Realität in Südeuropa, die nicht übersehen werden darf. Die Herausstellung der ökonomischen Aspekte in der Atlantischen Allianz durch Bundeskanzler Helmut Schmidt bei der letzten Frühjahrstagung der NATO in Brüssel darf vor allem für den europäischen Süden nicht ohne Folgen bleiben

Die Erfolge der Sowjetunion im Mittelmeer sind nicht so sehr auf eine „bessere Politik" des Kremls als auf die Unterlassungen des Westens zurückzuführen. Als Menetekel hierfür steht Zypern. Einst Wächter der britischen Interessen von hohem strategischen Wert über den Suezkanal und das Ostmittelmeer wurde die Insel Mitte der fünfziger Jahre zum Zankapfel zwischen Griechenland und der Türkei. In unserer schnellebigen Zeit ist es bereits in Vergessenheit geraten, daß die türkisch-griechischen Auseinandersetzungen um Zypern nicht zwangsläufig waren. Vielmehr meinte damals Großbritannien, noch mit dem Prinzip „divide et impera" Politik machen zu können und setzte die türkische Karte als Gegengewicht zur griechischen Freiheitsbewegung ein Seitdem wurde und blieb Zypern bis heute eine schwärende Wunde, die letztlich den Einsturz der Südost-Flanke der Atlantischen Allianz verursacht hat. Ihr einst hoher strategischer Wert bleibt unausgenützt, denn der zypriotische Präsident, Erzbischof Makarios, hat sich wegen der Haltung der NATO im Zypernkonflikt gegen jegliche militärische Verwendung der Insel gesperrt. Selbst die beiden exterritorialen Militärbasen, die Großbritannien bei der Unabhängigkeit Zyperns für sich behielt, sind nun durch den Konflikt in Mitleidenschaft gezogen. Ihre Nutzlosigkeit ist durch die türkische Invasion im Sommer 1974 offenkundig geworden. Zutreffend schrieb der kürzlich verstorbene Giselher Wirsing: „Nur zur Evakuierung der Touristen taugen sie noch." Somit hat der Westen im Ostmittelmeer eine strategische Position verloren, die eine beherrschende Rolle übernehmen konnte. Zudem ist Zypern heute durch die Anwesenheit der türkischen Truppen zu einem Pulverfaß geworden, daß jederzeit das Fanal eines griechisch-türkischen Krieges setzen kann. Bei einer solchen Entwicklung erwachsen jedoch der Sowjetunion hier ungeahnte Möglichkeiten. Die griechisch-zypriotische kommunistische Partei (AKEL) vereinigt mehr als 30 v. H.der Stimmen auf sich und der türkischzypriotische Widerstand gegen die türkischen Truppen auf Zypern formiert sich unter dem früheren Vizepräsidenten der Republik, Kütschück.

Die Innenpolitik der Türkei steht seit Beginn der fünziger Jahre im Zeichen der Zurück-drängung der Reformen Atatürks und der laizistischen Staatsordnung. Das Interesse des Westens war allein von dem kurzfristigen Vorteil, den ihm diese Entwicklung einbrachte, bestimmt. In dem wachsenden Einfluß der islamischen Religion sah er lediglich die antikommunistische Immunisierung der türkischen Bevölkerung. Die gleichzeitige nationalistische Infizierung, die durch die Besinnung auf die osmanische Tradition ausgelöst wurde, hat er übersehen, obwohl bei diesem Prozeß augenscheinlich das Zypernproblem als Katalysator gewirkt hat Damit wurde aber die Basis der von Kemal Atatürk mit eiserner Hand und großer Voraussicht betriebenen Westausrichtung der Türkei immer schmäler. Heute wird sie von breiten Schichten der türkischen Bevölkerung abgelehnt und starke Parteien treten für eine Hinwendung des Landes zu der nunmehr reichen arabischen Welt ein. Diese Perspektive eröffnet der Türkei eine tragfähige Alternative zu ihren jetzigen außenpolitischen Bindungen, die kein anderer Nordanrainer des Mittelmeeres hat. Die Perspektiven aber, die hieraus dem Westen erwachsen, sind deprimierend. Die türkischen Landmassen versperren der Sowjetunion den Weg sowohl zum Mittelmeer als auch zu den arabischen Ölquellen. Obschon dieser Sperriegel für die sowjetischen Lufttransporte zur Versorgung der arabischen Staaten mit Rüstungsmaterial von der türkischen Regierung durchlässig gemacht worden ist — was auch zur Erhöhung der Bedrohung des Mittelmeeres durch die sowjetische Luft-waffe geführt hat —, konnte der Westen seit über 30 Jahren auf diese Funktion der Türkei bauen.

Im Blick auf die maritime Präsenz der Sowjetunion im Mittelmeer gewinnen die Meeresengen am Bosporus und die Dardanellen eine große Bedeutung. Auf Grund des Vertrages von Montreux ist die Türkei in Friedenszeiten verpflichtet, die freie und ungehinderte Durchfahrt auch von Kriegsschiffen zu garantieren. Die Existenz der 3. Eskadra beruht vornehmlich auf dieser Möglichkeit und erleichtert zudem wegen des Suez-Kanals den Aufbau einer maritimen Präsenz der Sowjetunion im Indischen Ozean. Im Gegensatz zu der Meinung vieler westlicher Kommentatoren muß jedoch hier darauf hingewiesen werden, daß in der militärischen Planung beider Blökke die Meeresengen keinen allzu großen Wert haben können, weil sie sehr verwundbar sind. Vor allem die Dardanellen sind zu lang, zu eng und zu flach. Da die Nahtstellen zwischen den beiden Blöcken wenige Kilometer von ihnen entfernt sind, können sie viel eher zu einer Falle als zu einer Passage für die Kriegsschiffe werden. Zudem kann ein sich selbstversenkender Frachter mit geeigneter Ladung die Dardanellen vorerst sperren. Auch diese Möglichkeit richtet sich nicht nur gegen den Ostblock, sondern auch gegen die Türkei selbst, denn eine Sperrung der Dardanellen liefert sie der Übermacht der Sowjetunion im Schwarzen Meer aus.

Vor allem nach der türkischen Invasion auf Zypern und dem damit zusammenhängenden amerikanischen Waffenembargo bereitet die Türkei der Atlantischen Allianz zunehmend Sorgen. Die antiamerikanischen Strömungen in der türkischen Bevölkerung — sowohl durch die islamische Bewegung wie auch durch die Linke nach Kräften gefördert — sind stärker geworden. Die auf einer hauchdünnen parlamentarischen Mehrheit fußende Regierung Süleyman Demirels sah sich daher genötigt, die Funktion der amerikanischen Basen in der Türkei radikal einzuschränken. Sowohl in der amerikanischen wie auch in der atlantischen militärischen Planung erfüllen sie jedoch wichtige Funktionen. Von gro-ßer Bedeutung sind hier vor allem die Großradar-und Fernaufklärungsanlagen an der türkischen Schwarzmeerküste. Sie sind in der Lage, tief in die Sowjetunion hinein zu »sehen" und zu „hören"

Griechenland, einst treuer Anhänger der NATO, hat sich im vergangenen Sommer aus seiner militärischen Integration gelöst. Die vielfältigen militärischen Installationen der USA und der NATO sind deshalb aber nicht besonders in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch ist ihre Stellung in Griechenland erschüttert. Der Austritt aus der NATO sowie die Kündigung des Vertrages für Heimathafenrechte für sechs amerikanische Zerstörer in der Bucht von Eleusis war der vorläufige Höhepunkt einer innenpolitischen Entwicklung, die zu Beginn der sechziger Jahre begann. Bis dahin wurde die Atlantische Allianz von der Gesamtheit der Nation getragen mit Ausnahme der Kommunisten, die nur gelegentlich mehr als 15 Prozent der Wählerschaft auf sich vereinigen konnten. Danach änderte sich die Lage jedoch sehr rasch. Die außen-und sicherheitspolitischen Bindungen des Landes — und nicht nur diese — gerieten unter den demagogischen Druck sozialistischer und neutralistischer Verheißungen und begannen abzubröckeln. Die Diktatur vermochte nicht, diesen Prozeß zu beenden. Die Militärs erwiesen sich als unfähig, eine tragfähige Basis für einen neuen Anfang und für die Wiederherstellung der Loyalität des Landes gegenüber der NATO zu schaffen. Auch Konstantin Karamanlis vermochte dies seit dem Sommer 1974 vor allem deshalb nicht, weil das Bündnis seinerseits nicht in der Lage war, Griechenland eine Antwort auf die Frage zu geben: was ist mit der Atlantischen Allianz, wenn zwei ihrer Mitglieder in einen Krieg gegeneinander geraten

Heute erscheint die Wiederherstellung der Bindung Griechenlands an die NATO schwieriger denn je, denn Karamanlis konnte das konservative Lager des Landes nicht Zusammenhalten. Die 54prozentige Mehrheit, die er bei den Wahlen vom Herbst 1974 auf sich vereinigt hat, ist nicht mehr existent. Die Prozesse gegen die Junta und ihre Mitläufer, vor allem aber die Abschaffung der Monarchie haben diese Mehrheit auseinander fallen lassen. Ohne dieses Lager ist jedoch eine sichere atlantische Orientierung Griechenlands nicht möglich. Dies schließt aber schwerwiegende Perspektiven nicht nur für Griechen-* land, sondern für ganz Westeuropa ein. Die Ägäis, die durch ihre vielen Inseln als Wasserstraße leicht kontrollierbar ist, stellt einen sicheren Verbindungsweg zwischen der Türkei und den übrigen NATO-Ländern dar als der schmale griechische Landstreifen zwischen der Nord-Ägäis und der bulgarischen Grenze. Denn hier liegt ohnehin die Achillesferse der griechischen Verteidigung gegen den Norden. Die Hafenstadt Kawalla ist kaum 30 km Luftlinie von der über 474 km langen griechisch-bulgarischen Grenze entfernt. Eine aussichtsreiche Abwehr eines massiven Vorstoßes der gut ausgerüsteten und voll mechanisierten bulgarischen Streitkräfte nach Süden setzt hier eine griechisch-türkische Kooperation voraus. Diese ist jedoch vorerst nicht in Sicht. Ein erfolgreicher bulgarischer. Durchbruch würde gleichzeitig den freien Durchgang der sowjetischen Luftwaffe und die Sicherung eines Hafens (Kawalla) für die 3. Eskadra im Mittelmeer bedeuten. Viele Kommentatoren unterschätzen die Möglichkeiten, die im Ernstfall die sowjetische Luftwaffe zur Unterstützung der 3. Eskadra hier hat.

Im griechischen Raum ist außerdem die Insel Kreta von großem strategischen Wert. Etwa auf der Mitte des Weges zwischen Europa und Afrika nimmt sie eine beherrschende Stellung im Ostmittelmeer ein. Die großen griechischen und amerikanischen Marine-und Luftbasen auf der Insel, vor allem aber die Raketen-Basis bei der Souda-Bucht, deuten darauf hin, daß ihr eine strategische Drehsdieiben-Funktion zugedacht ist, die die militärischen Operationen in ihrer näheren und weiteren Umgebung kontrollieren kann.

Insgesamt riegelt der griechische Raum zusammen mit der Türkei nicht nur den Ostblock von Mittelmeer ab, sondern stellt auch auf dem Lande und zur See die geographische Kontinuität der Atlantischen Allianz her. Ohne Griechenland wird diese Kontinuität unterbrochen, die Versorgung und Unterstützung der Türkei durch die NATO stellt sich dann im Ernstfall als ein Problem mit vielen Unbekannten.

Selten sind so viele Spekulationen über Leben und Tod eines Mannes angestellt worden wie im Falle des 83jährigen jugoslawischen Staatspräsidenten Tito. Er kann demnach mit Recht von sich sagen, daß er der einzige kommunistische Führer ist, um dessen Leben und Gesundheit selbst eingefleischte Antikommunisten ehrlich bangen. Der Grund dafür ist einleuchtend: Eine Rückkehr Jugoslawiens in den Warschauer Pakt wird die militärische Lage nicht nur im Mittelmeer, sondern in Gesamt-europa verändern. Tito wird eine solche Schwenkung Jugoslawiens nicht vollziehen.

Seine Bindungen zum Westen sind in der letzten Zeit auch auf wirtschaftlichem Gebiet sehr gewachsen; so hat er Präsident Ford bei seinem Anfang August stattgefundenen Besuch in Belgrad um die Lieferung von modernen amerikanischen Waffen gebeten Die Frage nach der Zukunft Jugoslawiens stellt sich jedoch um so dringlicher nach seinem Tode. Wie fast jeder große politische Führer hinterläßt auch Tito keinen ebenbürtigen Nachfolger. Die Integrationskraft, die von ihm ausgeht und den föderativen Vielvölkerstaat Jugoslawien zusammenhält, wird mit seinem Ableben erlöschen. Die kommunistische Partei Jugoslawiens besitzt diese Integrationskraft nicht. Die scharfen und zum Teil offen ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Völkerschaften legen ein beredtes Zeugnis darüber ab. Es ist daher keine Prophetie, wenn man sagt, daß eine künftige Intervention der UdSSR in Jugoslawien am wahrscheinlichsten diesen Hintergrund als Vorwand benutzen wird. Die „Rückführung" Jugoslawiens in den Ostblock bedeutet jedoch gleichzeitig das Ende der exotischen Orientierung Albaniens; die „Disziplinierung" seiner extravaganten Führung unter Enver Hodscha wird dann kein Problem mehr sein.

Die Sowjetunion an der Adria bedeutet den Bruch der geographischen Kontinuität der NATO bei gleichzeitiger Ausflankierung sowohl Italiens wie auch Griechenlands. Griechenland wird zudem eine 967 km lange Grenze mit dem Ostblock haben; ihre Verteidi-gung wird seine Möglichkeiten übersteigen. Das Vordringen der Warschauer Paktstaaten an die Adria bedeutet ferner zweierlei: zum einen wird von hier die sowjetische Luftwaffe Zugang zum Zentrum des Mittelmeeres finden; zum anderen kann die durch ihre vielen Inseln in ihrer geographischen Beschaffenheit einzigartige jugoslawische Küste einer ganzen Flotte Schutz gewähren. Die Kontrolle über die Straße von Otranto kann dann entscheidend für das Schicksal der 3. Eskadra werden. Schon hier wird die Funktion Italiens im Kalkül der NATO-Verteidigung ersichtlich. Der tief ins Meer hineinragende italienische Stiefel mit dem ihm vorgelagerten Sizilien trennt praktisch das Mittelmeer in der Mitte. Von Italien aus kann die Straße von Otranto vor allem für überwasserschiffe wirksam kontrolliert werden. Italien kann daher bei einem Verlust der jugoslawischen Neutralität nicht nur die Adria für die 3. Eskadra unbrauchbar machen, sondern auch eine letzte Verteidigungslinie für Westeuropa im Mittelmeer darstellen, denn anders als in der Ägäis liegt das nördliche adriatische Ufer sehr nah am Herzen Europas — und Norditalien ist bereits Zentraleuropa. Der Versuch des amerikanischen Präsidenten bei seinem Besuch in Rom im Juli 1975, Italien strategisch aufzuwerten, deutet bereits auf seine modifizierte Beurteilung im amerikanischen strategischen Konzept hin. Ford ließ durchblicken, daß angesichts der Situation im Ostmittelmeer wegen des griechisch-türkischen Streites Italien heute „für die Amerikaner der vielleicht wichtigste Angelpunkt ihrer Mittelmeerpolitik" geworden ist

Doch angesichts der innenpolitischen Situation des Landes ist ein solcher Plan unrealistisch. Die italienische Demokratie — in der unmittelbaren Nachkriegszeit in ihrer Liberalität und in der Effektivität ihrer Wirtschaftspolitik ein Vorbild für ganz Europa — hat sich letztlich als unfähig erwiesen, die veralteten gesellschaftlichen Strukturen des Landes zu überwinden. Der arme Süden blieb in seiner agrarischen Ordnung stecken und im reichen Norden wurden die herkömmlichen sozialen Bindungen unter dem explosionsartigen wirtschaftlichen Wachstum weitgehend zerstört. Der schiefe Turm ist somit nicht nur das Wahrzeichen von Pisa, er ist Sinnbild für ganz Italien geworden.

Selbst die Gewerkschaften paßten sich nicht den veränderten wirtschaftlichen Strukturen an. Trotz ihrer hohen Mitgliederzahlen sind sie kaum über den Status der Arbeitervereine des 19. Jahrhunderts hinausgewachsen mit der Folge, daß heute eine Minderheit von Arbeitern ganze Wirtschaftszweige lahmlegen kann. Zwischen 1971 und 1973 haben je 1 000 Arbeiter 3 909 Stunden, d. h. etwa 90 Arbeitswochen, gestreikt; Ergebnis: Leerlauf der Wirtschaft und letztlich der Demokratie und Ruf nach dem „historischen Kompromiß" zwischen Kommunisten und Christdemokraten. Die derzeitige innenpolitische Entwicklung Italiens schließt einen solchen Kompromiß nicht aus. Bei einer solchen Eventualität ist jedoch nicht nur das Gleichgewicht im Mittelmeer, sondern in ganz Europa unwiderruflich zu Gunsten der Sowjets aus den Angeln gehoben. Die Beteuerungen des italienischen kommunistischen Führers Berlinguer, Italien würde auch unter einer kommunistischen Regierung der Atlantischen Allianz treu bleiben, hat geringen Wert; die militärische Planung der NATO kann sich nicht darauf verlassen.

Auch Malta, einst der vielleicht bedeutendste Angelpunkt englischer Mittelmeerpolitik, ist zu einem Fragezeichen für den Westen geworden. Nach wie vor spielt es eine bedeutende Rolle im militärischen Kalkül der NATO und der USA. Auf Malta befindet sich die Zentrale des Kommandos „Seestreitkräfte Europa-Süd (NAVSOUTH) Außerdem ist Großbritannien hier noch präsent. Die Labour-Regierung will jedoch bis 1979 alle englischen Truppen von der Insel zurückziehen. Dann aber wird die Frage der Zukunft Maltas sehr akut werden, denn die Erwerbsquellen der kleinen, überbevölkerten Insel (350 000 Einwohner) sind sehr begrenzt. Kaum begrenzt sind jedoch die Möglichkeiten Maltas als Marine-und Luftwaffenstützpunkt. Es verfügt nicht nur über ausgedehnte Hafenanlagen, sondern über fünf große Docks für größere Schiffsreparaturen. Eben deshalb übt die Insel „eine magnetische Anziehungskraft"

auf die Sowjets aus, denn Malta könnte sehr viele Probleme der 3. Eskadra im Mittelmeer lösen.

Die düstere Perspektive der Entwicklung in Italien hat Frankreich nicht unbeeindruckt gelassen. Der Friedensvertrag von Evian 1962 war die letzte Liquiditätsakte der französischen Besitzungen in Afrika und gleichzeitig der Beginn seines weitgehenden Disengagements im Mittelmeer. Ein Jahr später mußte es auf Drängen Tunesiens den befestigten Seehafen Bizerta räumen und im gleichen Jahr schickte General de Gaulle das Gros der französischen Flotte von Toulon nach Brest. 1968 räumte er in Algerien vorzeitig den Stützpunkt Mers el Kebir, obwohl Frankreich ihn vertragsgemäß bis 1975 behalten konnte. Es ist nicht ohne Interesse, zu wissen, daß die Unterhaltung seiner Anlagen lediglich 4 Millionen Dollar jährlich kostete Das einst mächtige Dreieck der Marinestützpunkte Bizerta—Mers el Kebir—Toulon, das weitgehend die französische Seemacht im Mittelmeer begründete, war damit vollends liqui-diert. De Gaulle rechtfertigte die Hinwendung seiner Seestreitmacht zum Atlantik mit dem Schlagwort: „Die französische Flotte braucht Raum." In Wirklichkeit stand aber hinter dem französischen Rückzug aus dem Mittelmeer ein Bündel von politischen und militärischen Überlegungen, die Teil des Gesamtkonzeptes der Politik de Gaulles waren. Er begünstigte den arabischen Standpunkt im arabisch-israelischen Konflikt und neigte deshalb auch dazu, die Anwesenheit der 3. Eskadra im Mittelmeer zu bagatellisieren. Durch diese Politik gelang es ihm, trotz herkömmlicher antifranzösischer Ressentiments in Nordafrika, die dortige wirtschaftliche Position Frankreichs zu erhalten.

Die militärische Rechtfertigung des französischen Rückzuges aus dem Mittelmeer ist komplexer: Das zwischen den USA und der UdSSR erreichte atomare Patt im Zusammenhang mit der Entspannungspolitik beider Supermächte hat die Glaubwürdigkeit der nuklearen Abschreckung der Vereinigten Staaten erschüttert. Frankreich sah in dieser Entwicklung eine zunehmende Abhängigkeit vom amerikanischen Atomschirm, die seine Handlungsfreiheit stark einschränkte. Dies war jedoch mit dem Großmachtanspruch Frankreichs unter de Gaulle nicht vereinbar. Auf diesen Überlegungen fußte die Entscheidung zum Austritt aus der NATO und zum Aufbau der „Force de frappe", deren Ziel es ist, das zu stabil gewordene Gleichgewicht der Supermächte aufzulockern und einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor für eine eventuelle Aggression des Ostens darzustellen Bei einem derart globalen strategischen Konzept konnte Frankreich nicht die Hauptmacht seiner Flotte in einem. Binnenmeer wie dem Mittelmeer belassen, sie mußte hinaus auf die Weltmeere; ihre Stationierung in Brest an der Ost-küste des Atlantiks konnte dies am besten demonstrieren.

Zu beachten ist, daß Frankreich auch bei dieser Strategie niemals auf den Schutz des Atomschirms der USA verzichtet hat Dies war um so leichter, als es weit entfernt von den Nahtstellen der Blöcke lag und infolgedessen aus einer relativ sicheren Position heraus ein eigenes Verteidigungskonzept entwickeln konnte. Die mögliche Reintegrierung Jugoslawiens in den Ostblock im Zu-sammenhang mit der Lage in Italien macht jedoch diese grundsätzliche Voraussetzung der französischen Strategie fragwürdig. Die Möglichkeit, daß Frankreich sich eines Tages an der Grenze eines kommunistischen oder zumindest vom Osten her ausflankierten Italiens sieht, ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Frankreich in der letzten Zeit nicht nur seine Beziehungen zur NATO einer vorsichtigen Revision unterzieht, sondern auch seine Mittelmeerpolitik zu ändern beginnt. Im Frühjahr 1975 entschloß es sich, einen bedeutenden Teil seiner in Brest stationierten Flotte, darunter zwei Flugzeugträger mit je 40 Flugzeugen, zum Mittelmeer — nach Toulon — zurückzubeordern. Das schon seit einigen Jahren bestehende Engagement Frankreichs in Griechenland wurde bei dem Besuch des französischen Präsidenten Giscard d'Estaing in Athen im September 1975 zu einer französischen Sicherheitsgarantie für Griechenland fortentwickelt Es ist daher anzunehmen, daß die „Rückkehr" Frankreichs ins Mittelmeer auf einem langfristigen Konzept beruht. Diese durchaus erfreuliche Entwicklung der französischen Politik im Mittelmeer und gegenüber der NATO wird jedoch von den Ergebnissen der letzten Wahlen in Frankreich getrübt. Man sollte nicht vergessen, daß Präsident Giscard d'Estaing lediglich durch einen Vorsprung von weniger als zwei Prozent den Kandidaten der französischen Volksfront, Francois Mitterand, geschlagen hat. Die weltweite wirtschaftliche Rezession und Inflation liefern den Boden, aus dem ein Machtwechsel in Frankreich erwachsen könnte. Was eine solche Eventualität für Europa und besonders für die Bundesrepublik Deutschland bedeuten würde, liegt auf der Hand. Zudem ist unerwarteterweise in den letzten Monaten im französischen Raum ein Fragezeichen entstanden. Korsika — ein Paradies im Mittelmeer für individualistisch geprägte Urlauber — rückte durch eine Autonomiebewegung in den Blick der Weltöffentlichkeit

Die hervorragende geopolitische Lage als Mittelmeer-und atlantischer Staat sowie als Brückenkopf zwischen Europa und Afrika hat nicht gereicht, um Spanien in die Atlantische Allianz aufzunehmen. Bewirkt wurde dies durch die politisch bestimmte Abneigung einiger europäischer Bündnispartner, aber auch durch die wegen der Pyrenäen begünstigte Abkapselungsneigung der Spanier. Gleichwohl wurde Spanien bereits 1953 durch ein Abkommen mit den USA indirekt in die NATO einbezogen. Spanien kann mit seinen Brückenköpfen Ceuta und Melilla in Nordafrika, Gibraltar sowie weite Teile des Atlantiks und des Mittelmeeres kontrollieren. Die Situation in Portugal erhöht diesen Wert Spaniens, denn man muß sich darüber im klaren sein, daß der Abfall einer der beiden iberischen Staaten in den sowjetischen Machtbereich den Verlust der „Gegenküste“ bedeuten würde. Dessen voll bewußt, ließen sich die USA wenig vom politischen Lärm um Spanien beeindrucken und haben hier tragfähige militärische Einrichtungen installiert. Der Besuch von Präsident Ford in Madrid im August 1975 hat das Interesse der USA an Spanien noch einmal demonstriert

Die USA unterhalten in Spanien Flugbasen bei Madrid und Sevilla, denen nach der Räumung der US-Luftstützpunkte in Marokko erhöhte Bedeutung zukommt. Weitaus wichtiger ist jedoch die Marine-und Luftbasis Rota im Golf von Cadiz. Rota dient gleichzeitig als logistischer Stützpunkt und Einsatz-Flughafen für die 6. US-Flotte und ist zudem die bedeutendste Basis für Polaris-U-Boote im Mittelmeerbereich. Zudem beginnt in Rota eine 800 km lange Pipeline, die Sevilla, Madrid und Saragossa mit Treibstoff versorgen kann.

Die jüngsten Entwicklungen in der spanischen Innenpolitik, vor allem aber das Ab-leben Francos, lassen die Möglichkeit zu, daß hier eine zweite Auflage des portugiesischen Experiments vonstatten gehen könnte. Befriedigend ist es jedoch, daß der Tod Francos in Spanien kein Chaos ausgelöst hat; der König hat damit die Chance bekommen, seinen Thron auf eine breitere Basis zu stellen. Es wird nicht leicht sein. Der wirkliche Machtfaktor ist auch nach Franco die Armee, und Juan Carlos I. wird sich zumindest auf absehbare Zeit nur auf sie verläßlich stützen können, d. h., er muß sich mit ihr abstimmen. Andere Wege sind wenig ratsam; sein Schwager, König Konstantin II. von Griechenland, wird ihm sicherlich einiges in diesem Zusammenhang zu sagen haben. Das Ausmaß der Ablehnung, die das spanische Regime findet, darf jedoch nicht die Erkenntnis ver-drängen, daß ein kommunistisches Spanien jede Verteidigungsanstrengungen in Europa und im Mittelmeer an den Rand der Sinnlosigkeit bringen wird. Dazu kommt ein anderer Aspekt: die USA — zwischen den beiden größten Ozeanen der Erde gelegen — sind in ihrer seemännischen Tradition auf Weiträumigkeit ausgerichtet. Die Beharrlichkeit, mit der sie ihre Position im engen Mittelmeer behaupten, läuft eigentlich dieser Tradition zuwider. Man kann nur rätselraten, was noch im Mittelmeer geschehen muß, um die USA auf die Idee zu bringen, daß hier langsam der „Lebensraum" für eine ganze Flotte mit zwei großen Flugzeugträgern zu klein wird und das Sicherheitsrisiko für die 6. Flotte zu groß. Es muß z. B. angenommen werden, daß ein Abfall Spaniens und der damit zusammenhängende Verlust der Kontrolle über Gibraltar das Signal für den Abzug des bedeutendsten Teiles der 6. US-Flotte setzen könnte. Damit würde die Sowjetunion eines ihrer „größten politisch-strategischen Ziele" erreichen: die Vertreibung der USA aus dem Mittelmeer.

Wem gehört das Mittelmeer? Nach der Darstellung seiner geopolitischen und militärstrategischen Bedeutung drängt sich diese Frage auf. Es ist nicht mehr das „mare nostrum" des Westens, aber auch eine „pax sowjetica" ist noch nicht in Sicht. Zudem wird das Mittelmeer und damit Europa künftig immer mehr den Machtanspruch arabischer Staaten zu spüren bekommen. Will Europa überleben, muß es dem Mittelmeer seine Aufmerksamkeit verstärkt zuwenden. An der arabischen Beherrschung des Gebietes südlich der Linie Gibraltar—Alboran—Malta—Kreta—Suez ist allerdings nicht mehr zu rütteln. Um so mehr müssen die Anstrengungen Europas vornehmlich der „Sanierung" Südeuropas gelten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Margaret Boveri, Das Weltgeschehen am Mittelmeer, Zürich 1936, S. 18 ff. Es handelt sich um eine ältere, aber dennoch interessante Darstellung der Geschichte des Mittelmeeres.

  2. Arnold J. Toynbee, Der Gang der Weltgeschichte, Bd. II: Kulturen im Übergang, München 1970 (dtv), S. 260 ff.

  3. Vgl. Christoph von Imhoff, Duell im Mittelmeer, Freiburg 1968, S. 9 ff.

  4. Wolfgang Höpker, Wie rot ist das Mittelmeer?, Stuttgart 1968, S. 13.

  5. Die Auswärtige Politik der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Auswärtigen Amt, Köln 1972, S. 815.

  6. Herbert Kremp, Mittelmeer — Raum der Entscheidungen, in: Die Welt, 6. 1. 1974.

  7. Harry Truman, Memoiren, 2 Bde„ Stuttgart 1955 bis 1956, Bd. 2: Jahre der Bewährung und des Hoffens (1946— 1955), S. 108 ff., S. 113 ff.

  8. So Lothar Ruehl in: Die Welt, 30. 9. 1967.

  9. Vgl. Ferdinand Otto Miksche, Rüstungswettlauf, Ursachen und Auswirkungen, Stuttgart 1972, S. 365. Empfehlenswert ist auch eine Artikelserie von Joachim Kannicht in der Stuttgarter Zeitung 1970, hier 13. 3. 1970.

  10. Emil Obermann. Verteidigung. Idee, Gesellschatt, Weltstrategie, Bundeswehr, Stuttgart 1970, S. 381.

  11. J. Kannicht, a. a. O„ 13. 3. 1970.

  12. Die Welt, 29. 12. 1967.

  13. Vgl. Andr Beaufre, Die Suez-Expedition. Analyse eines verlorenen Sieges, Berlin 1967, S. 169.

  14. F. O. Miksche, a. a. O., S. 352.

  15. E. Obermann, a. a. O., S. 433.

  16. Admiral Horacio Rivero, ehemaliger Oberkommandeur der Alliied Forces Southern Europe (AFSOUTH) in Neapel, hat einmal in diesem Zusammenhang gesagt: „Ich bin fest davon überzeugt, daß die damalige Unfähigkeit, eine weitentfernte Situation zu handhaben, die Sowjets dazu gebracht haben muß, an den Aufbau einer größeren Flottenstreitmacht zu denken." Tagesspiegel, Berlin, 31. 5. 1968.

  17. NATO, Tatsachen und Dokumente, Hrsg. Informationsabteilung der NATO, Brüssel 1969, S. 370.

  18. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 20. 2. 1967..

  19. E. Obermann, a. a. O., S. 433.

  20. F. O. Miksche, a. a. O„ S. 364.

  21. Tagesspiegel, 31. 5. 1968. Sehr aufschlußreich über die Beurteilung der 3. Eskadra durch Admiral Rivero ist auch sein am 13. 5. 1968 veröffentlichtes Interview in: Der Spiegel.

  22. Die Welt, 8. 1. 1974.

  23. Zitiert nach der Neuen Zürcher Zeitung, 9. 4. 1968.

  24. Die Welt, 26. 11. 1968.

  25. FAZ, 30. 12. 1967.

  26. Bayernkurier, 4. 5. 1968.

  27. Die Welt, 30. 9. 1967.

  28. Wolfgang Höpker, Weltmacht zur See. Die Sowjetunion auf allen Meeren, Stuttgart 1971, S. 47— 48.

  29. J. Kannicht, a. a. O., hier 6. 3. 1970.

  30. Wolfgang Höpker, in: Der General-Anzeiger, Bonn, 13. 6. 1975.

  31. Mehr darüber in: FAZ, 30. 9. 1975.

  32. W. Höpker, Wie rot ist das Mittelmeer?, a. a. O.

  33. Uber die gegenwärtige Lage im Libanon, FAZ, 22. 9. 1975.

  34. NZZ, 8. 12. 1968.

  35. Münchner Merkur, 3. 8. 1972.

  36. F. O. Miksche, a. a. O., S. 352.

  37. Münchner Merkur, 3. 8. 1972.

  38. NZZ, 22. 7. 1972.

  39. S. darüber das kürzlich erschiene Buch von Wolfgang Höpker, Wetterzone der Weltpolitik. Der Indische Ozean im Kräftespiel der Mächte, Stuttgart 1975, sowie der Beitrag von H. Heinzlmeir in diesem Heft.

  40. Darüber bei Kannicht, a. a. O., hier 11. 4. 1970.

  41. So Wolfgang Höpker, Fußnote 30.

  42. FAZ, 24. 5. 1975.

  43. Ebenda.

  44. S. F. O. Miksche, a. a. O., S. 346.

  45. S. Rheinischer Merkur, 14. 11. 1975.

  46. So Heinz Gstrein in einem Bericht im Rheinischen Merkur, 3. 10. 1975.

  47. FAZ, 31. 5. 1975.

  48. S. hierzu Peter Härlin, Prüfstein der Demokratie, Stuttgart 1956.

  49. Giselher Wirsing, Der abwendbare Untergang. Die Herausforderung an Menschen und Mächte, Düsseldorf 1975, S. 390. Vergleiche auch in diesem Zusammenhang Lothar Ruehl in: Das Parlament, 20. 9. 1975; diese Ausgabe der Wochenzeitung enthält außerdem zahlreiche Artikel, die das Problem Zypern aktuell darstellen.

  50. Mehr darüber in meinem Artikel „Griechenland, USA und die NATO," in: Sicherheitspolitik heute, Bad Honnef, Heft 4/1974, S. 599 ff.

  51. So Fred M. Dean, Kommandierender General der Luftstreitkräfte Südeuropa, s. J. Kannicht, a. a. O., hier 13. 3. 1970.

  52. FAZ, 12. 8. 1975.

  53. Die diesbezügliche Problematik ist in meinem bereits angegebenen Artikel (Fußnote 50) dargestellt worden.

  54. FAZ, 4. 8. 1975.

  55. Die Welt, 4. 6. 1975.

  56. S. W. Höpker, Fußnote 28, S. 64.

  57. So W. Höpker, Fußnote 28. S. 62.

  58. F. O. Miksche, a. a. O., S. 346.

  59. S. W. Höpker, Fußnote 4, S. 41.

  60. So Andre Beaufre, Die NATO und Europa, Stuttgart 1967, S. 100.

  61. A. Beaufre, a. a. O., S. 106.

  62. FAZ, 23. 9. 1975.

  63. FAZ, 25. 8. 1975.

  64. Dazu FAZ, 2. 7. 1975.

  65. So G. Wirsing, a. a. O., S. 391.

Weitere Inhalte

Gregor M. Manousakis, Dr. phil., geb. 1935 in Rethymnon auf Kreta, 1955 auf der Militärakademie der Luftwaffe, 1958 Studium der Volkswirtschaft, Politikwissenschaft und der Alten Geschichte in Bonn. Veröffentlichungen u. a.: Das Verhältnis von Militär und Politik in Griechenland seit 1900, Bad Godesberg 1966; Konservative Elemente in der praktischen griechischen Politik, in: Gerd-Klaus Kaltenbrunner, Konservatismus international, Stuttgart 1973.