Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Carter und der amerikanische Kongreß Die ersten sechs Monate | APuZ 33-34/1977 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 33-34/1977 Carter und der amerikanische Kongreß Die ersten sechs Monate Das interamerikanische Verhältnis seit dem Amtsantritt Carters John F. Kennedy und die Kuba-Krise 1962. Zur Revision und Bestandsaufnahme der Ereignisse vor 15 Jahren Artikel 1

Carter und der amerikanische Kongreß Die ersten sechs Monate

Ernest A. Menze

/ 71 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz bringt eine Bestandsaufnahme des legislativen Programms der Regierung Carter nach sechsmonatiger Amtszeit. Die Auseinandersetzungen mit dem Kongreß über die Innenpolitik werden dabei hervorgehoben. Ferner wird Carters politischer Stil untersucht, besonders im Hinblick auf die Frage, ob dieser — wie von Kritikern behauptet — auf Kosten der Substanz seiner Politik überbetont wird. Die sich stetig ändernden Beziehungen von Exekutive und Legislative werden im Licht der Verfassungsgeschichte erörtert. Carters Verhalten im Wahlkampf um den Posten wie im Amt als Gouverneur Georgias wird mit seinem Verhalten im Wahlkampf um das Präsidentenamt und seiner bisherigen Tätigkeit als Präsident verglichen. Es wird berücksichtigt, daß dieser Präsident zwar einen mehrheitlich demokratischen Kongreß zur Verfügung hat, daß aber dieser Kongreß sehr auf seine Unabhängigkeit von der Exekutive bedacht ist. Die kurze „Lehrzeit" Carters im Umgang mit dem Kongreß zeigt sich im Wechsel von Konflikt und Kompromiß, überall sieht der Präsident sich genötigt, die Versprechen des Wahlkampfes mit den Forderungen der Gegenwart zu vereinbaren. Ob es sich um Wahlreformgesetzgebung, Ämterpatronage oder Lobbygesetzgebung handelt: der Präsident sieht sich zwischen reformerischen Impulsen und realpolitischen Erfordernissen hin-und hergerissen. Doch offenbart sich der Kern aller Probleme der Carter-Regierung im Versuch, den Staatshaushalt innerhalb der ersten vier Amtsjahre auszugleichen. Steuerreform, Sozialpolitik, Energiepolitik sowie die meisten weiteren innenpolitischen Programme werden von Carter in die Zwangsjacke des Haushaltsausgleichs gesteckt. Dadurch verschlechtert sich das für ihn im Wahlkampf so entscheidend wichtige Verhältnis zu den Minoritäten, den Gewerkschaften und den liberalen Intellektuellen. Die Frage, ob Carter ein konservativer Demokrat, ein „verkleideter Rockefeller-Republikaner" oder der Gründer einer neuen politischen Koalition ist, wird im Hinblick auf den Zwiespalt in seiner politischen Natur, zwischen südstaatlich-konservativen Instinkten und im Norden von ihm übernommenen Manager-Neigungen, erörtert.

Erwartungen

Die Erwartungen der Amerikaner vor Amtsantritt der Carter-Regierung lassen sich nur im Zusammenhang mit den Erschütterungen der Nixon-und Ford-Jahre verstehen. Doch erscheinen die von Carter erweckten Hoffnungen im Rahmen der amerikanischen politischen Traditionen wiederum auch nicht als außergewöhnlich: Schon bald nach der Gründung der Republik entstand das sich in von den Verfassungsvätern eigentlich unerwünschten Parteien niederschlagende Gegner-prinzip der amerikanischen Politik, welches die neue Regierung immer als Retter des Landes von den Sünden der Gegenpartei erscheinen läßt. Zur Zeit von Carters Amtsantritt sahen diese Sünden außergewöhnlich groß aus, so daß sich die Hoffnungen auf „Erlösung“ dementsprechend steigerten und die Enttäuschungen proportional ausfallen dürften. Dieser Aufsatz soll eine Bestandsaufnahme des ersten halben Jahres der Regierung Carter sein. Hier sollen besonders die Auseinandersetzungen mit dem Kongreß über innenpolitische Programme hervorgehoben werden, soweit dies in Hinsicht auf ihre enge Verknüpfung mit außenpolitischen Faktoren möglich ist.

Im Juni des Wahljahres 1976, kurz vor den entscheidenden demokratischen Vorwahlen im Staate Ohio, erschien der meteorisch zum Favoriten aufgestiegene Erdnußfarmer aus Georgia den meisten Amerikanern als ein Rätsel. Einem Korrespondenten der New York Times schien dies ein sorgsam gezüchtetes Rätsel zu sein Der Entwurf von Carters Wahlprogramm hatte besonderen politischen keiner Einsicht bedurft. Wie alle demokratischen Kandidaten spielte er eine Variante des Themas „anders als bisher" in einem -Wahl kampf, den die Demokraten angesichts der vorhergehenden Skandale nicht verlieren konnten. Das Geheimnis von Carters Erfolg lag in seiner Fähigkeit, mit minimaler Festlegung auf positive Programme „anders“ zu sein: weder liberal noch konservativ, weder Rassist noch religiöser Fanatiker, nicht der Bürokratie Washingtons verpflichtet, aber auch nicht der typisch „bornierte“ Südstaatler, im ganzen aber hauptsächlich „nicht wie die anderen" 2). Obwohl diese negative Definition die Mehrheit der Wähler befriedigte, ließ sich selbst für einen so geschickten Kandidaten wie Carter die Festsetzung bestimmter Prioritäten auf die Dauer nicht vermeiden. Diese zeichneten sich schon vor seiner Nominierung durch den demokratischen Parteikonvent ab.

Überwindung der den Vorrang hatte die von Republikanern verursachten wirtschaftlichen Flaute durch Zusammenarbeit der staatlichen und privaten Sektoren. Als „Outsider" konnte Carter sich von den Unzulänglichkeiten des den Demokraten beherrschten 94. Kongresses absetzen, der offensichtlich am Stand der Dinge nicht ganz schuldlos war. Obwohl er Intensivierung der die Arbeitsbeschaffung durch staatliche Vorhaben versprach, ließ er keinen Zweifel, daß sich die erwünschte Reduzierung der Arbeitslosenzahl auf 4, 5 °/o nur durch die volle Auslastung des Privatsektors erreichen lassen würde Carter verstand es, scheinbar unvereinbare Gegensätze wie Inflationsbekämpfung und Wirtschaftsstimulierung, Haushaltsausgleich und Befriedigung der sozialen und militärischen Belange der Nation miteinander zu vereinbaren.

Die Widersprüchlichkeit von im Wahlkampf geäußerten Plänen stören Politiker selten. Der erfolgreiche Kandidat weiß die Widersprüchlichkeit seiner Versprechen vor der skeptischen Gesellschaft zu verschleiern. Carter* schaffte es, weil er sich als schlichter, leistungsfähiger Manager gab, dessen Brillanz und Sparsamkeit die offensichtliche Diskrepanz von Einkommen und Unkosten, Forderungen und Möglichkeiten, Ideal und Wirklichkeit überwinden werde. Hatte nicht schon Alexander Hamilton als „die wahre Prüfung einer guten Regierung"...... ihre Fähigkeit und Neigung zu administrativer Wirkungskraft" bezeichnet? Für den Durchschnittsamerikaner gibt es kein eindrucksvolleres Vorbild als das des „self-made" Geschäftsmannes, der durch Willenskraft und Organisationsfähigkeit den Nachteil seines „Außenseitertums" und den Widerstand von Interessengruppen überwindet. Diese seine Fähigkeiten versprach Carter in den Dienst des Volkes zu stellen, um so die Bürokratie Washingtons in seinen Bann zu zwingen und das scheinbar Unmögliche zu vollbringen. Carters Versprechen, die langjährige, auf Kosten der Legislative wachsende Machtanmaßung der Exekutive zu beendigen, wird sich schwerlich halten lassen, da nur die ständige Herausforderung des schwerfälligen amerikanischen Kongresses durch die Exekutive die Durchsetzung seines eigenen Regierungsprogramms möglich machen kann.

Das Verhältnis von Präsident und Kongreß

Kurz vor Carters Wahl veröffentlichte die angesehene „Brookings Institution" einen Band, der sich mit den nationalen Prioritäten der nächsten zehn Jahre befaßte. Der das Verhältnis von Kongreß und Präsident untersuchende Beitrag kam zu einem überraschend optimistischen Schluß: „Die Aussicht auf Zusammenarbeit der Regierungsgewalten — solange Präsident und Kongreßmehrheit der gleichen Partei angehören — sind so gut, daß sich kein heute lebender Mensch auf bessere entsinnen kann, und sie werden im Laufe der weiteren Homogenisierung der Parteien noch besser werden. Verantwortliche Parteiregierung unter Leitung des Präsidenten als Parteiführer wird möglich sein, nicht nur zu Zeiten außerordentlicher Mehrheiten, wie derjenigen, die das , New Deal'und die , Great Society'hervorbrachten, sondern auf kontinuierlicher Basis. Man muß bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen, um dies von der einen oder der anderen Partei sagen zu können." Dieser Optimismus des Autors wurde besonders durch die „Watergate" folgenden internen Reformen des Kongresses erweckt. Doch stellte er die Frage, ob die neuen, vom Kongreß zum Zweck der Konfrontierung eines Präsidenten der Gegenpartei geschaffenen Mittel nicht auch eine Neigung zur Konfrontierung eines Präsidenten der eigenen Partei nähren würden. Das Verhältnis von Präsident und Kon-greß während der ersten sechs Monate der Carter-Regierung scheint diesen Gedanken des Autors zu bestätigen. Inwieweit hat sich nun die Zusammenarbeit dieser beiden Regierungsgewalten anders gestaltet, als von den Verfassungsvätern vorgesehen?

Der Entwurf des die Exekutive bestimmenden Artikels der amerikanischen Verfassung machte den „Gründern der Nation" viel zu schaffen. „Es schien, im weitesten Sinne des Wortes, das schwierigste der zu lösenden Probleme zu sein.“ Eine Exekutive war zu schaffen, die stark genug war, die gerechte Anwendung der Gesetze des Bundes im ganzen Lande durchzusetzen, ohne jedoch die Vorrechte der anderen Regierungsgewalten und die föderalistischen Prinzipien der Republik zu verletzen. Es zeigte sich, daß die Gründer eine starke Exekutive weniger fürchten, als man auf Grund ihrer Erfahrungen als Untertanen des englischen Königs annehmen konnte Die von den Mitgliedern der verfassunggebenden Versammlung vorgesehene indirekte Wahl der Präsidenten wird weithin kritisiert Die endgültige Abschaffung des Wahlmännerkollegiums, welches seine vorgesehenc Funktion sowieso nicht erfüllt, wird von Präsident Carter und anderen Demokraten ernsthaft betrieben.

Bemühten sich die Verfasser um die Schaffung einer starken Exekutive, so war ihnen gleich-zeitig auch am Gleichgewicht der Kräfte gelegen, die sie durch gegenseitige Machteinschränkung der drei Regierungsgewalten („checks and balances") zu erreichen suchten. Das Verhältnis von Präsident und Kongreß wurde durch die Entwicklung des von den Gründern nicht vorgesehenen Zweiparteiensystems kompliziert, da dem Präsidenten damit auch die weitere Rolle des Parteiführers zufiel. Als Parteiführer mußte sich der Präsident mit der Rolle seiner Parteigenossen als Mitglieder einer verfassungsmäßig ihm ebenbürtigen Regierungsgewalt abfinden. Die Mitglieder des amerikanischen Kongresses sahen es von Anfang an als ihre Pflicht, vor allem die regionalen Interessen ihrer Wähler zu vertreten, so daß Parteitreue zu einem untergeordneten Prinzip wurde. So kam es in der amerikanischen Geschichte eigentlich selten vor, daß ein Präsident, dessen Partei die Mehrheit im Kongreß besaß, sich auf diese in der Durchsetzung seines legislativen Programms unbedingt verlassen konnte. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte lassen sich nur wenige Jahre enger und erfolgreicher Zusammenarbeit von Präsident und Mehrheitspartei anführen. Diese Jahre werden als beispielgebend im Sinne wirklich erneuernder und dynamischer Gesetzgebung bezeichnet Doch liegt die Hoffnung auf Bewältigung der enormen in der Zusammenarbeit eben des der Kongreß-Mehrheit. mit Der große Wahlsieg der Demokraten in den Kongreßwahlen schien Präsident Carter eine Mehrheit zur Verfügung zu stellen. Trotz der internen Reform-maßnahmen des Kongresses stellen sich einer solchen Zusammenarbeit aber weithin institutionelle Hindernisse entgegen. Diese müssen unter Berücksichtigung des Einflusses der Persönlichkeit des Präsidenten erörtert werden, bevor die bisher von und dem 95. Kongreß geleistete Arbeit gewertet werden kann.

„Das den Charakter des Präsidentenamtes umreißende Schlüsselwort ist . Einheit': Einheit der Wählerschaft, Einheit der Repräsentation, Einheit der Mitgliedschaft, Einheit der Autorität.“ Der Kongreß andererseits rekrutiert sich aus 485 verschiedenen Wählerschaften, von denen 435 alle zwei Jahre die Mitglieder des Repräsentantenhauses wählen, während in weiteren 50 — den Einzelstaaten — alle zwei Jahre ein Drittel der 100 Senatoren gewählt wird. Dabei vertritt jeder Repräsentant und jeder Senator einen unterschiedlichen Interessenbereich. „Das den Charakter des Kongresses umreißende Schlüsselwort ist . Mannigfaltigkeit': Mannigfaltigkeit der Wählerschaft, Mannigfaltigkeit der Repräsentation, Mannigfaltigkeit der Mitgliedschaft, Mannigfaltigkeit der Autorität."

Die Mannigfaltigkeit der Interessen und die zeitraubende Notwendigkeit, Kompromisse zu erarbeiten, führten zu der institutionellen Schwerfälligkeit des Kongresses, die es den Präsidenten ermöglichte, ihre von der Verfassung nur vage definierte Macht zu erweitern. Dabei führten nationale Notstände verschiedentlich zu sprunghaftem Machtzuwachs, dem der Kongreß ohne weiteres zustimmen mußte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts waren es besonders die Präsidenten Jackson, Polk und Lincoln, die den Machtbereich ihres Amtes durch Ausnutzung von Krisensituationen erweiterten Besonders Lincolns Ausübung von nur im Kriegszustand zulässigen Maßnahmen — ohne das'ein solcher bestand — und ihre nachträgliche Legalisierung durch den Kongreß verwandelten das Präsidentenamt Zwar wehrte sich der Kongreß und versuchte besonders zu Zeiten schwacher Amtsinhaber, die Machtanmaßung der Präsidenten zurück-zuschrauben. Der Anteil des Kongresses an der Regierungsgewalt steigerte sich besonders, wenn die Mehrheitspartei in Schwerpunkten der Politik einig war und von starken Persönlichkeiten im Kongreß dominiert wurde. Solche Einigkeit ergab sich jedoch nur selten; der absoluten Dominierung der Kammern durch starke Persönlichkeiten — wie die Sprecher des Repräsentantenhauses Senats Cannon und Reed sowie Führer der -majorität wie Aldrich — wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein Ende bereitet Ob-wohl das persönliche Prestige von Politikern wie seinerzeit der Texaner Sam Rayburn und Lyndon B. Johnson sowie der jetzigen Leiter der Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat, „Chip" O'Neill und Robert Byrd, sich in beträchtlichen legislativen Einfluß ummünzen läßt, wurde die aktuelle Macht der Kongreßleitung durch die Kollektivierung des Systems der Ausschußpostenverteilung beschränkt. Gleichzeitig wurde die Rolle der Komiteevorsitzenden gestärkt. Anstatt jedoch die von den Reformern vorgesehene Verbesserung der legislativen Leistung zu erreichen, erschwerte die größere Machtzersplitterung in den Kammern des Kongresses die Durchsetzung von innenpolitischen Regierungsprogrammen. Nur wenn es dem Präsidenten möglich war, die Repräsentanten der Mehrheitspartei auf eine Linie zu verpflichten, wurde die Politik des Weißen Hauses unverändert durchgesetzt. Doch zeigt der amerikanische Kongreß im ganzen wenig Neigung zu solch in Europa nicht seltener Parteidisziplin. Daher schlugen die Versuche von Wilson, F. D. Roosevelt und Truman — trotz beträchtlicher innenpolitischer Erfolge, die sich durch besondere Umstände erklären lassen —, dem Kongreß ihren Willen aufzuzwingen, auf die Dauer fehl. Die Machtanmaßung der Präsidenten erstreckte sich deshalb vornehmlich auf das Gebiet der Außenpolitik. Die Beschleunigung des Tempos der internationalen Beziehungen und der Aufstieg Amerikas zur Weltmacht zwangen die Präsidenten, über ihre verfassungsmäßigen Funktionen hinausgehende Initiativen zu ergreifen, denen der Kongreß, und in Zweifelsfällen auch der Verfassungsgerichtshof, schwerlich widersprechen konnten. Der Weg nach Vietnam und Watergate war offen.

Machte also die Entwicklung der amerikanischen Verfassung unter dem Zwang geschichtlicher Vorgänge den Machtzuwachs des Präsidentenamtes gegenüber der Legislative zumindest in der Außenpolitik unvermeidbar, so richtete sich der Grad der Ausnutzung dieser Entwicklung je nach der im Weißen Hause residierenden Persönlichkeit. Die Persönlichkeit der Präsidenten steht jetzt, angesichts der durch Nixon offenbar gewordenen Gefahren, mehr im Brennpunkt des öffentlichen Interesses als je zuvor. Die von James David Barber schon 1972 vorgelegte Theorie einer Typologie des persönlichen Charakters der amerikanischen Präsidenten ist nicht nur historisch interessant, sondern läßt auch vorsichtige Schlüsse über das zu erwartende politische Verhalten von neugewählten Inhabern des hohen Amtes zu Die geballte institutioneile Macht des Präsidentenamtes und die oft prekären Persönlichkeitsfaktoren der Amtsinhaber ergeben eine explosive Mischung. Eine Untersuchung dieses Verhältnisses war lange angebracht. Barber schuf ein Schema, in das er die Präsidenten je nach ihren Eigenschaften einordnete. Persönlich zieht er den „aktiv-positiven" Typ des Präsidenten (z. B. F. D. Roosevelt, J. F. Kennedy) den anderen Typen vor Die von Barber entwickelten Grundlinien (aktives oder passives Verhalten im Amt, positive oder negative Einstellung zum Amt) und die sich daraus ergebenden Kombinationen ermöglichen eine Reihe von Verhaltenspsychogram-men. Diese lassen — unter Berücksichtigung anderer Faktoren wie der institutionellen „Schwerkraft" des Amtes und der Wirkung von „pressure groups", den Medien und den Mythen der Geschichte — einen Ausblick auf die Zukunft zu.

Dem Kongreß, der sich selbst durch die Über-eignung verschiedener seiner Vorrechte auf den Präsidenten im Laufe vieler Jahre zunehmend entmachtete, fiel es schwer, seine Ansprüche wieder geltend zu machen. Durch Skandale im eigenen Lager angeschlagen und wie üblich durch Interessenpolitik gespalten, eröffneten Nixons kollossale Fehler dem schwächlichen demokratischen Kongreß dann doch die Möglichkeit, einen Grad des öffentlichten Ansehens zurückzugewinnen, die gröbsten Machterweiterungen der Präsidenten zu beschneiden und interne Reformen einzuleiten. Ob diese jedoch die Stellung des Kongresses auf die Dauer gefestigt haben, muß sich zeigen. Nach verfassungsgeschichtlicher Theorie fließt die Macht derjenigen Regierungsgewalt zu, die sie unter gebenen Umständen benötigt Die außergewöhnlichen Probleme dieser Generation — Energiekrise, Inflation, chronische Arbeitslosigkeit, Ost-West-wie Nord-Süd-Konflikt, vielerorts schwelende Kriegszustände — drängen die Macht auf die Seite des Präsidenten. Carters „aktivpositive“ Persönlichkeit verstärkt diesen Trend. Die Gegenwaffe des Kongresses bleibt seine Schwerfälligkeit und interessenhörige Mannigfaltigkeit. Zusammenarbeit von Exekutive und Legislative ist deshalb nur bedingt möglich und auch, zum Wohle der ver-fassungsmäßigen Integrität, zeitweise unerwünscht. Wie will Carter den Widerspruch von Gewaltenteilung und Aufgabenbewältigung überwinden? Wie sehen die Resultate aus?

Die Exekutive unter Carter

Als der 94. Kongreß am 2. Oktober 1976 seine Arbeit einstellte, um seine Mitglieder zum Wahlkampf nach Hause zu entlassen, waren die Anfang 1975 ausgesprochenen legislativen Erwartungen der Demokraten — trotz großer Überlegenheit in beiden “ Kammern — nur unvollkommen erfüllt. Dank Präsident Fords erfolgreicher Vetopolitik auf der einen und der Unwilligkeit des Kongresses, dem republikanischen Präsidenten im Wahljahr die Durchsetzung seiner Prioritäten zu gestatten, auf der anderen Seite, machten weder die wichtigeren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Programme des Kongresses noch die des Präsidenten nennenswerte Fortschritte. Der Präsidentschaftskandidat Carter machte die Kritik dieses unproduktiven Stillstandes zu einem Grundpfeiler seines Wahlpro-gramms und versprach, als Präsident Abhilfe zu schaffen. Indem er seine Kampagne hauptsächlich auf die schon von F. D. Roosevelt erfolgreich eingespannte Wahlkoalition der Demokraten des Südens und des industriellen Nordostens, der Gewerkschaften, Minoritäten und Liberalen konzentrierte, gelang ihm der — wenn auch knappe — Wahlsieg. Dabei pochte er immerzu auf seine Unabhängigkeit von der Bürokratie Washingtons und versprach mehr, als er halten konnte. Diese Versprechen wurden schon im März des Wahljahres „traurige Lügen" genannt Es wurde Carter vorgeworfen, daß für ihn Stil vor Substanz komme und die Mittel den Zweck heiligten. Der von Steven Brill vorgenommene Vergleich von Carters Verhalten in den Wahl-kämpfen von 1970 und 1976 versucht diese These zu untermauern.

In seiner 1970 gegen die Städte, Bürokraten und Spezialinteressen gerichteten Kampagne für den Gouverneursposten von Georgia gab sich Carter als konservativer Demokrat und erhielt demgemäß nur 7 °/o der schwarzen Stimmen in der Stichwahl der demokratischen Vorwahlen Er scheute keine Mittel, inklusive der Charakterisierung seines Gegners als „ultraliberal" und „Humphrey-freundlich", während er sich selbst nicht von radikalen Rassisten wie George Wallace und Lester Maddox absetzte, sondern „stolz" war, den letzteren, „der das innerste Wesen der demokratischen Partei" verkörpere, als Kandidat für den Vizegouverneursposten zur Seite zu haben Als Gouverneur setzte Carter jedoch Programme durch, die die Minoritäten Georgias wie nie zuvor förderten. Diese Wandlung Carters interpretierte Brill jedoch nicht als Ausdruck seiner politischen Überzeugung, sondern als politischen Opportunismus. Demnach zielte Carter, der in Georgia 1974 nicht wiedergewählt werden konnte, schon seit spätestens September 1972 auf das Präsidentenamt Nachdem er den Gouverneursposten als konservativer Demokrat gewonnen hatte, benutzte er das neugewonnene Amt, um sich zum Führer des „Neuen Südens", des transformierten, industrialisierten, ja progressiven Sonnengürtels der Vereinigten Staaten zu machen. Es drängt sich die Frage auf, ob Carter eine ähnliche Verschiebung der Prioritäten während seines Präsidentenamtes vornimmt, um seine Wiederwahl 1980 sicherzustellen — diesmal jedoch in umgekehrter Richtung, da er die siegreiche Wahlkoalition von 1976 sowieso nicht befriedigen kann.

Im Wahlkampf mit Ford berief sich Carter auf seine in Georgia gemachten Erfahrungen und versprach, die dort erfolgreich durchgeführ-ten Reformen auf die nationale Bühne xu übertragen. Obwohl sich Carters Behauptungen über das in Georgia Geleistete nach Brills Ansicht bei genauer Hinsicht als, gelinde gesagt, bestreitbar herausgestellt haben, dienten sie als Schablone für den Stil und das Programm des Präsidentschaftskandidaten und, nach der Wahl, des Amtsinhabers So versprach er auch auf nationaler Ebene eine drastische Reduzierung der Bürokratie bei steigender Effizienz, Ausgleichung des Staatshaushalts, Reform des Wohlfahrtswesens und Steuersystems, umwälzende Änderungen im Gesundheitswesen inklusive einer nationalen Krankenversicherung, ein zielstrebiges Umweltschutz-und Energieprogramm, Handwaffenkontrolle, Durchsetzung der Kartellgesetzgebung, Stärkung der Bundesaufsichtsbehörden („regulatory agencies"), Aufhebung der die Gewerkschaften in ihrer Organisationstätigkeit behindernden Gesetzgebung, Nicht-fortsetzung des B-l-Bomber-Programms, Amnestie der Vietnamkriegsdienstverweigerer — immer geschickt die Wünsche bestimmter Gruppen in Rechnung stellend. Die Unbestimmtheit („fuzziness") von Carters Programm wurde weithin kritisiert. Am Wahltag herrschte so viel Verwirrung, daß ihm die im Sommer sicher erscheinende Wahl fast verloren ging.

Carters Wahl des von F. D. Roosevelt gegründeten Kurorts Warm Springs in Georgia als Ausgangspunkt seiner Reise nach Washington sollte den Ton der Carter-Regierung setzen. Wie schwach es jedoch schon am Antrittstag um das Vertrauen in Carters Fähigkeit stand, ein zweites . New Deal" zu schaffen, ergibt sich aus der Reaktion der New Republic, die an Warm Springs als Roosevelts Sterbeort — und nicht Ausgangspunkt seiner Reformen — erinnerte und die Besetzung des Carter-Kabinetts abwertend mit der des Vorbilds verglich Obwohl er sich im Weißen Hause mit engen Freunden aus Georgia umgab und auch Minoritäten und Frauen berücksichtigte, wählte Carter doch für die wichtigsten Kabinettsposten erfahrene und langjährig mit Washington vertraute Staats-diener. Den sich sogleich regenden Befürchtungen, daß sich deshalb in Washington nicht viel ändern werde — „business as usual" —, suchte Carter durch einen entschieden energischen und demonstrativ demokratischen Stil zu begegnen. Angefangen mit dem weithin beachteten Antrittsspaziergang am 20. Januar über die persönlichen Besuche in den Ministerien und „auf dem Lande" bis zur informellen Garderobe und Manier sollte überall der Eindruck frischen Windes erweckt werden. Auch die Ernennung eines konservativen Südstaatlers — Griffin Bell — zum Attorney General wie die des radikalen Schwanen Andrew Young zum UNO-Botschafter diente mehr dem Stil als der Substanz seiner Politik. Er bot den Gegnern beider Männer die Stirn und hoffte, daß ihm sein politischer Mut überall hoch angerechnet würde. Doch schneidet in diesem „Ausgleich* die konservative Seite besser ab: Young hat keinen nachhaltigen Einfluß auf die amerikanische Außenpolitik; diese wird durch das nationale Interesse bestimmt. Bells Gegenwart wirkt sich dagegen täglich auf die Anwendung der Gesetze des Landes aus. Für viele liberale Wähler bleibt die Frage, inwieweit die Befriedigung von Spezialinteressen notwendig und unvermeidbar ist und inwieweit Carters Bereitschaft, die Einhaltung seiner Wahlversprechen zu verschieben oder sogar zu vergessen, eine Besorgnis erregende Labilität oder auch tiefsitzende konservative Instinkte widerspiegelt. Es wird auch befürchtet, daß Carters sorgfältig in die Watte südstaatlichen Charms verpackter „innerer Stahl" zur Durchsetzung verdrehter Prioritäten benutzt werden wird. Nur eine unparteiische Untersuchung der bisher geleisteten Arbeit der Carter-Regierung in Zusammenarbeit oder auch im Konflikt mit dem demokratischen Kongreß läßt vorsichtige Antworten auf diese Fragen zu.

Von Anfang an wurde bezweifelt, ob Carter das Ausmaß der Bürokratie schmälern könne Kaum eine Woche im Amt, versuchte der Präsident, die Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion in Gang zu bringen, ohne dabei den notwendigen Takt zu wahren. Gleichzeitig leitete er seine „Menschenrechtsoffensive" ein — zuversichtlich, daß diese Fragen getrennt erörtert werden können. Gleichzeitig unternahm er auch die ersten Schritte, um den Kongreß von der Durchführbarkeit seiner innenpolitischen Programme zu überzeugen. Hatten Kommentatoren ein Jahr vorher „Jimmy wer" gefragt, so fragten sie nun „Jimmy wie?" 25). Wie sollte Carter die angestrebte Einigung der Nation vornehmen, ohne die verschiedenen im Wahlkampf erweckten Hoffnungen zu enttäuschen? Schon sein erster Akt als Präsident, die Amnestie der Vietnam-kriegsdienstverweigerer, zwang ihn, die Ehrgefühle der Veteranen dieses Krieges und ihrer Angehörigen zu verletzen. Das den Amtsantritt begleitende allgemeine Hochgefühl und der Stil des versöhnenden Landesvaters schwächten die Erbitterung, beseitigten sie aber nicht. Die negative Nachwirkung der Aktion wurde auf das Konto »Offenheit“ des Regimes verbucht. Auf dieses Konto kam auch der Plan, die Kabinettssitzungen der Presse zugänglich zu machen und die Minister nach englischer Sitte periodisch einer Fragestunde im Kongreß zu unterwerfen. Carter mußte schnell lernen, daß derartige kosmetische Reformen sich nicht mit der Realität der amerikanischen Politik verbinden lassen. Auch sein Versuch, die „Kennedy-Mystique" durch die Ernennung von Theodore Sorensen als Chef der Central Intelligence Agency hervorzuzaubern, schlug fehl.

Die ersten Wochen der Carter-Regierung, obwohl hauptsächlich der Pflege des Stils gewidmet, wurden auch zur Einleitung der ersten legislativen Schritte zur Reorganisation der Bundesregierung, zur Einführung eines Energieprogramms und zur Stimulierung der Wirtschaft benutzt. Außenpolitisch setzte Vizepräsident Mondales blitzartige Weltreise den Ton und stellte den Versuch dar, die Bundesgenossen mit den Zielen der Regierung Carter vertraut zu machen. Doch schon vor Ablauf eines Monats bewölkte sich der Himmel über dem Parlament. Carter mußte einige Fehler in seiner Haltung dem Kongreß gegenüber zugeben und Besserung versprechen. Dabei handelte es sich nicht nur um Formfehler, sondern um tiefliegende politische Streitfragen. Der Korrespondent der New York Times sah richtig voraus, daß Carter den Kongreß sozialpolitisch wahrscheinlich um weniger bitten würde, als die Mehrzahl seiner Mitglieder zu geben bereit sind, während das Verhältnis außenpolitisch umgekehrt aussehen dürfte Auf die Alternative hinweisend, die ihm im Falle einer Nichterfüllung seiner Forderungen zur Verfügung stehe, nämlich sich direkt ans Volk zu wenden, versuchte Carter von Anfang an, den Kongreß zur Durchführung seiner Politik zu zwingen; die herkömmliche Abstimmung von gegenseitig annehmbaren Pro-grammen durch Kompromisse schien ihm anfangs nicht zu liegen.

Zweifellos gelang es Carter mit seiner Schlichtheit, eine neue Stimmung in Washington und auch in der Weite des Landes zu schaffen Doch befriedigte der Umfang der von ihm vorgelegten sozialpolitischen Programme die meisten seiner Wähler nicht. Carters Bemühen, seinen „Langsamgang“ auf diesem Gebiet durch energische Betreibung außenpolitischer Initiativen auszugleichen, wogen dies Zukurzkommen nicht auf. So sah die politische Bilanz nach 80 Tagen im Amt letztlich unbefriedigend aus. James Reston, der erfahrene Kommentator der New York Times, betrachtete Carters Rezept „nett zu jedermann, doch abhängig von niemand" zwar als das zum politischen Erfolg in Amerika sicherste, doch überraschte ihn des Präsidenten gleichzeitige Herausforderung aller gültigen Bedingungen der Innenpolitik, ja sogar der Weltpolitik Demnach bestehen für Carter zwischen Republikanern und Demokraten, Liberalen und Konservativen, der kommunistischen und der kapitalistischen Welt, den reichen industriellen Nationen des Nordens und den armen agrarischen Nationen des Südens keine unvermeidbaren Konflikte Carters Zuversicht, das Vertrauen der sich widersprechenden Interessen gewinnen zu können, wird durch die bisherige Entwicklung in Zweifel gezogen; vielmehr mußte er lernen, daß nicht einmal der Verlust von Vertrauen auf der einen Seite, wie z. B.der Gewerkschaften, notwendigerweise einen Zuwachs auf der anderen, z. B.der Geschäftswelt, mit sich bringt.

Als Carters Führung nach hundert Tagen mit dem von ihm nachgeeiferten Vorbild der „First Hundred Days“ von F. D. Roosevelt verglichen wurde, fiel der Vergleich nicht schmeichelnd aus Doch konnte er sich mit der 16 Jahre vorher für John F. Kennedy noch schlechter ausfallenden Zensur trösten: Der hatte nach hundert Tagen nur das Schweinebucht-Fiasko aufzuweisen Daß Carters Betonung des Stils über die Substanz nicht Zufall, sondern Mittelpunkt einer groß-angelegten Vorbereitung auf die Wiederwahl 1980 ist, wurde durch die Veröffentlichung des Carter im Dezember unterbreiteten Patrick-Caddell-Memorandums verdeutlicht, welches den politischen Stil zum Allheilmittel erhob und die rechtzeitige Entlarvung und Abschätzung möglicher politischer Feinde im eigenen Lager (E. Kennedy, McGovern, Udall, Jerry Brown) nahelegte Anfang Mai 1977 ging der „honeymoon" der Regierung Carter zu Ende: Das linksliberale Lager der Demokratischen Partei unter Senator McGovern ging zum Angriff auf das sozialpolitische und wirtschaftliche Programm des Präsidenten über. Am 12. Mai setzte sich der Präsident auf einer Pressekonferenz mit seinen Kritikern auseinander. Die Betonung des Stils sei notwendig, meinte er, um seine politische Basis zu erweitern, da diese ja bekanntlich nur zu einer Mehrheit von ein paar Millionen Stimmen gereicht habe; ein Stil, der Offenheit und die ehrliche Zugabe von Fehlern einschließe, sei außerdem ein Mittel, um das zur Führung der Nation unerläßliche Vertrauen des Volkes zu gewinnen. Dieser „nicht künstliche" Stil gehöre zur seiner Politik Substanz und werde gute Resultate bringen. Dabei mache er sich weder über die Kritik der oft unzufriedenen Liberalen noch über seine Unfähigkeit, die Gewerkschaften bislang zu befriedigen, unnötige Sorgen.

Gerade von seiner Europareise zurückgekehrt, die ihm eine gute Presse gebracht hatte, gab sich Carter mit unverwüstlichem Optimismus und schien entschlossen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen Die Weigerung Carters, den politischen Realitäten Rechnung zu tragen, brachte ihn Ende Mai auf Kollisionskurs mit dem Kongreß. Während die Presse und Kritiker wie McGovern und Gerald Ford die Diskrepanz in der Planung und Ausführung seiner Programme kritisierten, lasen ihm die in der Öffentlichkeit re-spektvoll gegenübertretenden demokratischen Führer des Kongresses privat die Leviten Obwohl die Demokraten einen offenen Streit vermeiden wollten, zeigten sie sich in entscheidenden Dingen recht unnachgiebig. Der demokratische Kongreß bestand auf Ausgaben, die vom Präsidenten als inflationistisch angesehen wurden und ihn zur Vetoandrohung veranlaßten Ausschußabstimmungen, die das Energieprogramm des Präsidenten in Frage stellten, führten zu bitteren gegenseitigen Beschuldigungen überraschend war hier nicht nur, daß sich der Kongreß dem Präsidenten widersetzte, sondern daß sich zu diesem Zweck Politiker zusammentaten, die gewöhnlich nicht miteinander auskommen. Carters Unerfahrenheit in Washington und seine bewußte Herausforderung politischer Konventionen schien ihn eine verläßliche Mehrheit im Kongreß gekostet zu haben

sein Streit den Demokraten im Obwohl mit Kongreß hauptsächlich durch seine unerwartet konservative Wirtschaftsund Finanzpolitik verursacht wurde, stand ihm Geschäftswelt nach wie vor mißtrauisch gegenüber Trotz aller Bemühungen gelang es dem Präsidenten bislang nicht, Wall Street von der Ernsthaftigkeit seiner antiinflationistischen Wirtschaftspolitik zu überzeugen. Carter weiß, wie wichtig das Vertrauen des Unternehmertums für die Finanzierung aller kostspieligen Programme ist, da ohne das Vertrauen der Investoren das notwendige Steueraufkommen vorhanden einfach nicht sein wird. Daher versuchte er seine verschwenderischen demokratischen Parteigenossen im Kongreß durch die Androhung des Vetos in Schach zu halten, während er gleichzeitig seine Machtstellung benutzte, die von McGovern 1972 vor den Kopf gestoßene Geschäftswelt von der Nützlichkeit einer Zu-sammenarbeit mit den Demokraten zu überzeugen

Da der Präsident und die Demokraten im Kongreß in künftigen Wahlen zusammen der Kritik der Opposition ausgesetzt sind — zum ersten Male seit langen Jahren können die Republikaner ihr Feuer auf beide richten—, bahnte sich Anfang Juni ein Kompromiß zwischen Carter und seinen Parteigenossen an Doch erledigt sich damit das grundsätzliche Problem Carters mit dem verfassungsmäßig und — nach Nixon — auch politisch unabhängig gesinnten amerikanischen Kongreß nicht. Da Carter keine ideologische Richtung vertritt, steht ihm im Kongreß auch kein verläßlicher ideologischer Block zur Verfügung Carters ideologische Ungebundenheit sollte jedoch nicht als Ziellosigkeit verstanden werden; vielmehr scheint ihr der zielstrebige Bau einer neuen Koalition zugrunde zu liegen. Die genauen Umrisse des Carterschen Schemas sind noch unbekannt, über den Erfolg oder den Fehlschlag seiner politischen Pläne wird sich erst in einigen Jahren urteilen lassen. Doch deutet sich die Richtung der neuen Politik in den Einzelheiten des legislativen Programms der Regierung Carter an. Diese können jedoch nur im Rahmen des legislativen Bereichs erörtert werden. Wie sieht der „neue" Kongreß, der 95.der amerikanischen Geschichte, aus?

Die Arena der Gesetzgebung: der „neue" Kongreß

Für den Zyniker gibt es am „Capitol Hill“ Washington nie etwas wirklich Neues; zwar zeigen sich neue Gesichter, doch am System ändert sich nicht viel, da die wichtigen Posten von langjährig ansässigen und erfahrenen Politikern innegehalten werden. Diese Politiker gestalten mit Hilfe der ebenso auf Seniorität bedachten Bürokraten des „Civil Service" und der Veteranen des sehr empfindlichen Pressekorps die „Landschaft“ Washingtons und sind weder von einem neuen Präsidenten noch von seinen Ministern und Helfern sehr beeindruckt: Sie haben schon zu viele kommen und gehen gesehen. Daran wurde Präsident Carter erst vor kurzem deutlich erinnert Langjähriger Aufenthalt in Washington rüstet besonders die Mitglieder des Kongresses mit allerlei Vorteilen aus Traditionsgemäß fällt den „incumbents" (Amtsinhabern) die Wiederwahl leicht. Dies war 1976 besonders im Repräsentantenhaus der Fall, da nur 13 von Hunderten der sich einer Wiederwahl stellenden Repräsentanten geschlagen wurden, während diesmal überraschenderweise ein Drittel der ihre Wiederwahl suchenden Senatoren von Neuankömmlingen aus ihren Posten verdrängt wurden In der Regel setzen sich also neue Richtungen im Kongreß nur langsam durch. Wenn sich auch dieses dampfwalzenartige Kontinuum der legislativen Maschinerie nicht abstreiten läßt — ja, wenn sich darin sogar eine gewisse verfassungsmäßig geplante Bremse gegen unüberlegte Neuerungen abzeichnet —, so ist ein schon vom 94. Kongreß angefachter, nun mit größerer Stärke vom „Capitol Hill" wehender frischer Wind zu spüren. Neues und Altes im Kongreß soll hier kurz skizziert werden.

Da die 67 neuen Mitglieder des Repräsentantenhauses und die 18 neuen Senatoren jünger sind als die ausgeschiedenen, verschob sich das Durchschnittsalter des Kongresses weiter nach unten von 51 auf 48 Jahre Jünger, unabhängiger und auf der demokratischen Seite nach der Wahl eines Präsidenten der eigenen Partei mit einem gewissen Sendungsbewußtsein versehen, macht sich der 95. Kongreß an die Arbeit, neue Führer zu wählen und die Ausschüsse zu besetzen. Der Sieg des verhältnismäßig konservativen Senators Robert C. Byrd über den liberalen Recken Hubert Humphrey, der in letzter Minute aufgab, verweist auf den praktischen politischen Sinn der Senatoren und die dort zu erwartende Politik. Die wie erwartet ausgefallene Wahl von Thomas P. O'Neill als Sprecher des Repräsentantenhauses führte einen Mann an die Spitze, der die Tradition ehrt: O’Neill lebt nach dem Motto „if you want to get along, go along“ („mitkommen heißt mitmachen")

Gleichzeitig wurden aber auch Pläne für interne Reformen gemacht und neue, straffere Verhaltensmaßregeln („ethics Codes") für die Mitglieder getroffen: Die Nachwehen der Watergate-Affäre, die Präsident Carter zum Erlaß strenger Verhaltensmaßregeln für die Angestellten der Exekutive veranlaßten, und die große Anzahl der in den letzten Jahren krimineller Vergehen angeschuldigten Mitglieder des Kongresses ließen auch hier die Einführung und Überwachung von ethischen Maximen als dringend notwendig erscheinen Das Mißtrauen der Öffentlichkeit hat jedoch Ausmaße erreicht, die eine Minderung durch die vorgesehenen Maßnahmen kaum erwarten läßt. Die Durchsetzung einer 29prozentigen Diätenerhöhung kurz nach Jahresbeginn und ihre Bestätigung durch das Repräsentanten-haus nach vielerlei politischen Manövern half hier nicht, obwohl die neuen „ethics Codes“ das Einkommen der Mitglieder des Kongresses aus anderen Quellen stark beschränkt haben

Der neue „Ethics Code“ des Repräsentanten-hauses wurde am 2. März 1977 mit überwältigender Mehrheit angenommen. Seine Bedingungen begrenzen nicht nur das über die Diäten hinausgehende Einkommen auf 15 Prozent der Diäten, sondern führte auch weitere strenge Regeln über die Veröffentlichung der persönlichen Finanzen der Mitglieder und ihrer Angehörigen, etwaige Interessenkonflikte usw. ein Der Senat folgte am 1. April mit einem ähnlichen „Ethics Code“, ging jedoch hinsichtlich des persönlichen Verhaltens der Senatoren noch über die vom Haus erlassenen Vorschriften hinaus Obwohl erfahrene Beobachter der Szene auch von diesen Regeln keine Wunder erwarten, dürfte der klare Wortlaut der von beiden Kammern erlassenen Verhaltensmaßregeln zur „Sanierung“ der durch Watergate und weitere — beide Parteien betreffende — Enthüllungen angeschlagenen amerikanischen Politik beitragen.

Die schon 1974 begonnene und 1977 fortgesetzte Reorganisation der Ausschüsse erleichtert es neugewählten Kongreßmitgliedern, Ausschußposten zu erhalten und sich wirkungsvoller für ihre Wähler einzusetzen; gleichzeitig verschob sich das „Gleichgewicht der Kräfte" „Es ist einer kleinen Anzahl von . Senioren'nicht länger möglich, im Namen ihrer Kollegen geheime Verabredungen zu treffen, noch können Ausschußvorsitzende es sich erlauben, ausgedehnte Ferien zu machen, anstatt ihnen nicht schmackhafte Gesetze zur Beratung vorzulegen."

Wahlreformgesetzgebung

Die Machtstellung der „Senioren“ beruht auf ihrer Fähigkeit, die Finanzierung ihrer Wiederwahl immer wieder mit Hilfe von Interessengruppen sicherzustellen. Die größere Unabhängigkeit der jüngeren Mitglieder des Kongresses von der Führerschaft muß deshalb auch im Zusammenhang mit der Wahlreformgesetzgebung erörtert werden. Urft ihre Wiederwahl ohne Abhängigkeit von Privatspenden sicherstellen zu können, müssen die auf ihre Unabhängigkeit bedachten Kongreßmitglieder die Finanzierung der Kongreßwahlen durch öffentliche Gelder erreichen. Die 1976 zum ersten Male durchgeführte öffentliche Finanzierung der Präsidentschaftswahlen hat sich bewährt. Die zur Zeit dieser Reform vorgeschlagene öffentlich? Wahlkampffinanzie-rung für alle Bundesämter stößt jedoch auf Widerstand. Den Befürwortern der öffentlichen Finanzierung von Kongreßwahlen, die auf den Druck, der Interessengruppen hinweisen, antworten die Gegner, indem sie die durch diese Reform erwartete „Bereinigung“ der Politik, als eine Illusion bezeichnen

Präsident Carter schloß die öffentliche Finanzierung von Kongreßwahlen in sein am 22. März vorgelegtes Wahlreformprogramm ein, welches außerdem die Vereinfachung des Registrierungsverfahrens für Bundeswahlen („sameday registration"), Direktwahl des Präsidenten, die Erlaubnis für Bundesangestellte, am Wahlkampf teilzunehmen, und Modifizierung der Finanzierung der Präsidentschaftswahlen vorschlug Trotz hartnäckigen Widerstandes machte das die öffentliche Finanzierung der Kongreßwahlen betreffende Gesetz im Senat anfangs gute Fortschritte, und auch im Repräsentantenhaus wurden keine unüberwindlichen Schwierigkeiten erwartet. Inzwischen hat sich das Tempo des Fortschritts jedoch verlangsamt, und es fragt sich, ob diese Reform noch bis zur nächsten Kongreßwahl im Jahre 1978 durchgesetzt werden kann

Eine Vereinfachung des Wahlregistrierungsverfahrens würde besonders den von den Demokraten angesprochenen Bevölkerungsschichten zugute kommen. Deshalb sind für die Annahme dieser Reform schwere Kämpfe mit den Republikanern zu erwarten Da jedoch kein Politiker sich öffentlich gegen die Steigerung der in Amerika ohnehin erschreckend niedrigen Wahlbeteiligung aussprechen kann, erheben die Gegner der Vereinfachung des Re-gistrierungsverfahrens andere Einwände, wie z. B. die Möglichkeit der Wahlfälschung. Doch haben die Befürworter der Maßnahme auch dafür Antworten bereit

Präsident Carter hat ein persönliches Interesse an der Abschaffung der Wahlmännerkollegien und der Einführung der Direktwahl des Präsidenten, da das indirekte System ihn trotz einer Stimmenmehrheit von zwei Millionen fast die Wahl gekostet hätte. Das Wahlmännerkollegium wurde in die Verfassung eingebaut, um „Amerika von den einfachen Leuten zu retten" Dieses System schreibt dem Gewinner der Mehrheitsstimmen eines Einzel-staates die Gesamtzahl der Wahlmänner dieses Staates zu, so daß die richtige Kombination von Einzelstaaten den Sieg eines in der Gesamtstimmenzahl unterlegenen Präsidentschaftskandidaten bedeuten kann. Doch weisen die Gegner der Abschaffung darauf hin, daß dieses System auf der anderen Seite den mit hauchdünnen Mehrheiten gewählten Präsidenten oft psychologisch wichtige solide Mehrheiten im Wahlmännerkollegium verschafft und sich auch sonst im Laufe der amerikanischen Geschichte im allgemeinen bewährt habe Dieser Teil des Wahlreformprogramms kommt im Kongreß nur langsam vorwärts und die Durchsetzung des notwendigen Verfassungszusatzes vor 1980 ist fraglich

Die „Emanzipation" der Angestellten des öffentlichen Dienstes stellt ebenfalls ein politisch brisantes Thema dar. Die Anzahl der Bürger, die durch den „Hatch Act“ von 1939 weder kandidieren noch sich am Wahlkampf beteiligen dürfen, hat sich seitdem von 950 000 auf 2, 8 Millionen erhöht Da diese Staats-diener fast durchgehend gewerkschaftlich organisiert sind, erwarten sich die Demokraten von ihrer Beteiligung am Wahlkampf große Vorteile, vom Interesse der „Labor Lobby“ ganz zu schweigen. Die Opposition zu dieser Maßnahme beschränkt sich nicht nur auf die erwartungsgemäß erbitterten Republikaner, sondern sie erstreckt sich auch auf viele andere, die „Druck von oben“ und unlautere Parteinahme von Mitgliedern des öffentlichen Dienstes befürchten 64). Das klare Votum des Repräsentantenhauses für die Abschaffung des „Hatch Act“ am 7. Juni (244 : 164) wird allgemein als ein Sieg der Gewerkschaften gewertet 65). Zwar dürfte dieser Teil von Carters Programm im Senat auf größere Schwierigkeiten stoßen, doch sind die Aussichten auf endgültige Verabschiedung nicht hoffnungslos 66). Die von Präsident Carter vorgeschlagene Modifizierung der öffentlichen Finanzierung der Präsidentschaftswahlen, die eine größere Beteiligung der Einzelwähler am Wahlkampf ermöglichen soll und die Erhöhung der den Kandidaten zukommenden Beträge vorsieht, ist weniger kontrovers.

Lobbygesetzgebung und Ämterpatronage

Obwohl sich das Ausmaß und die Wirkung dieser Wahlreformgesetzgebung auf den Kongreß noch nicht abschätzen läßt, dürfte sie zur Erneuerung des Kongresses beitragen. Doch enthalten die von Carter vorgeschlagenen Reformen auch „realpolitische“ Elemente, die nach Parteipolitik krassester Art schmekken und von der Bürgerlobby „Common Cau-se" heftig bekämpft werden. Der „alte“ Kongreß regt sich auch im Kampf um die Lobby-Gesetzgebung und im Streit um Carters Behandlung der Ämterpatronage. Beim Streit um die Lobby-Gesetzgebung handelt es sich nicht nur um die Bekanntgabe der Identität und die Kontrolle der im Kongreß tätigen Lobbyisten, sondern auch um die Ausdehnung des Gesetzes auf die Exekutive, wo die Ausgabe von außerordentlichen Summen durch unkontrollierte Lobbies beeinflußt wird Der schleppende Fortgang dieses Gesetzes macht den Einfluß der Lobbies auf die sie selbst betreffenden Vorlagen deutlich. Die Sache kompliziert sich, da nicht nur die Lobbies von Spezialinteressen, sondern auch die das öffentliche Interesse vertretenden Organisationen wie „Common Cause“, die „American Civil Liberties Union“, der „Sierra Club“ usw. als Lobbies eingestuft werden und durch das Gesetz in ihrer Arbeit behindert werden würden. Der Konflikt von „neu" und „alt“ im amerikanischen Kongreß offenbart sich besonders in der langwierigen und „skandalgeladenen“ Untersuchung der Korea-Lobby. Kongreß-Neulinge beschweren sich, daß die Erhebungen zu langsam durchgeführt werden; ihnen scheint die Sache das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen, da prominente Kongreßmitglieder beider Parteien mit dem immer breitere Kreise ziehenden Skandal in Verbindung gebracht werden Daher geht die Carter-Regierung hier vorsichtig vor; das Endresultat läßt sich noch nicht ablesen Carters Behandlung der Ämterpatronage hat unter den siegreichen Demokraten viel Unwillen hervorgerufen Die Kongreßmitglieder der siegreichen Partei beklagen sich, weil „ihr" Präsident ihre Ersuchen ignoriert. Ohne die Möglichkeit, einflußreiche Gruppen ihrer Heimatstaaten auf sich zu verpflichten, verliert die Politik für viele ihren Sinn, da so ihre Wiederwahl in Frage gestellt ist. So mußte Carter sich einige Lektionen die traditionelle Einflußpolitik erteilen lassen, da der im Kongreß erregte Unwillen seine eigenen legislativen Programme, gefährdete. Die im Kongreß zirkulierenden „Schreckensgeschichten" über die unempfängliche Haltung der Carter-Regierung zermürbte die ohnehin lokkere Parteidisziplin, so daß die demokratischen Parteimitglieder zunehmend ihren eigenen Weg gehen

Ein Beispiel hartnäckiger Patronatspolitik gab der Senat kürzlich selber, als er nach vierjährigem Verzug ein Gesetz zur Schaffung von 148 neuen Bundesrichterstellen verabschiedete, welches es dem demokratischen Präsidenten ermöglichte, sie mit demokratischen Kandidaten zu besetzen. Obwohl Präsident Carter während des Wahlkampfes versprochen hatte, daß für die Ernennung die Qualifikation und Verdienste des Kandidaten ausschlaggebend sein würden, scheint er diesem Prinzip nur im Falle der Besetzung der 35 neuen Appellationsrichterstellen folgen zu wollen; die restlichen 113 Bezirksrichterstellen werden damit zu Pfründen der zuständigen Senatoren

Der „neue“ 95. Kongreß ist also durch eine Mischung von reformerischen Impulsen und hartnäckiger Traditionsgebundenheit gekennzeichnet, die sich in internen Streitigkeiten und einem größeren Verlangen nach Unabhängigkeitausdrückt. Dieser Unabhängigkeitsdrang beschränkt sich nicht nur auf die Neulinge. Vielmehr stellt er eine allgemeine Charakteristik dar, die Präsident Carter mehr politischen Takt, als er bisher gezeigt hat, abverlangt. Da sich die Vertretung unabhängiger Ansichten von Seiten der Kongreßmitglieder auch auf die Außenpolitik erstreckt, wird auch auf diesem Gebiet das Verhältnis der Regierungsgewalten zueinander noch weiter kompliziert Bisher verfolgte Carter in seiner Kongreßpolitik einen Wechselkurs. Nach Mahnungen der demokratischen Führer scheint er kompromißbereiter zu werden. Doch dann scheut er sich wiederum nicht, in der B-l-Bom-berfrage den Fehdehandschuh in die Arena zu werfen. Einzelfälle von Kompromiß und Konfrontation sollen im Anschluß an die Untersuchung der fast allen Fragen zugrunde liegenden Finanzpolitik Carters behandelt werden.

Carter, der Kongreß und der Staatshaushalt

Präsident Carter scheint nach wie vor fest entschlossen, den Staatshaushalt bis 1981 auszugleichen. Die Verwirklichung dieses Plans vertraute er seinem Freund Bert Lance, Bankier aus Georgia, an, den er zum Direktor des „Office of Management and Budget" der Bundesregierung machte. Bis 1974 war der Kongreß auf die von diesem Büro zur Verfügung gestellten Ziffern angewiesen, um seine Entscheidung über den Staatshaushalt zu treffen. Obwohl die Verfassung amerikanische die Regulierung der Staatsausgaben fest in die Zuständigkeit des Kongresses legt, standen ihm Mittel, den Vorschlägen die notwendigen der Exekutive mit einem umfassenden eigenen Programm zu begegnen, nicht zur Verfügung. Gegenvorschläge zu Einzelposten des von der Regierung vorgelegten Staatshaushalts wurden von den zuständigen Ausschüssen erarbeitet, doch fehlte eben ein zentrales Planungsamt. Dies wurde 1974 durch die Schaffung des „Congressional Budget Of7 fice“ geändert, das unter die Aufsicht von gleichzeitig geschaffenen Haushaltsausschüssen des Kongresses gestellt wurde. Dieses Büro versieht die Mitglieder des Kongresses mit Informationen, die ihnen eine unabhängige Urteilsbildung und die Ergreifung von Initiativen in Haushaltsfragen erleichtern.

Der Etat für das Haushaltsjahr 1978 wurde noch von Präsident Ford vorgelegt, man erwartete, daß sein Nachfolger von seinem Recht, Änderungen vorzunehmen, ausgiebig Gebrauch würde. Ausgaben, als machen „Höhere sein Vorgänger gewünscht hatte, besonders auf dem Gebiet der Sozialfürsorge“, wurden von der New York Times vorhergesagt Doch regten sich schon jetzt Zweifel, ob Carter seinen Plan der Ausgleichung des Bundeshaushalts innerhalb von vier Jahren mit der Durchführung der von ihm versprochenen Programme vereinbaren könne. Carters Berater erhofften, durch die Einführung der „zero-base" -Etatpla-nung für 1979 und die weiteren Jahre Einsparungen zu ermöglichen, die bei zufriedenstellendem wirtschaftlichem Wachstum zur Erreichung des versprochenen Ziels führen würden Der von Carter vorgelegte abgeänderte Staatshaushalt für 1978 belief sich auf 19, 4 Milliarden Dollar mehr als der von Ford geplante, wobei Mehrausgaben besonders für Arbeitsplatzbeschaffung und Wirtschaftsstimulierung, aber nicht für größere neue Sozialprogramme vorgesehen waren Das Fehlen von neuen Sozialprogrammen läßt sich nicht auf Zeitdruck und die schon stattgefundene Festlegung der Ausgaben erklären, da auch für das zweite fiskalische Jahr der Carter-Regierung Gelder für solche neuen Programme nicht bereitgestellt worden sind Der Präsident wertet die Inflationsfurcht der Bevölkerung höher als den Wunsch nach Verwirklichung neuer, durch Defizite finanzierter Programme. Während Carter gleich nach seinem Amtsantritt einen allgemeinen Steuerrabatt von 50 Dollar pro Steuerzahler verlangt hatte, um die Wirtschaft zu stimulieren, ließ er sich diesen Plan bald ausreden, da er die Über-zeugung gewann, daß sich die Wirtschaft auch ohne den Nachlaß erhole Der am 16. Mai 1977 verabschiedete vorläufige Etat für 1978 liegt um 1, 2 Milliarden Dollar höher als Carters Vorlage, wobei die Steigerung von Seiten des Kongresses zumeist zugunsten der militärischen Ausgaben stattfand. Ob der Vorteil der unabhängigen kongressionellen Gesamtübersicht des Etats die strukturellen und politischen Nachteile des Systems auf die Dauer aufwiegen wird — der Einfluß der einzelnen für die Ausgaben zuständigen Ausschüsse und ihrer Vorsitzenden wurde vermindert—, muß sich noch zeigen. Jedenfalls steht schön fest, daß die Termin-und Kompetenzkonflikte, die die unabhängige Gesamthaushaltsplanung des Kongresses mit sich bringt, eine Belastung darstellt, die zu weiteren Änderungen des Systems führen kann

Nach sechsmonatiger Amtszeit scheint Carters Entschlossenheit, den Etat bis 1981 auszugleichen -— allen Zweiflern zum Trotz —, nicht nur unerschütteft, sondern sogar intensiver zu sein Da die Carter-Regierung gezwungen war, das Defizit für 1978 um 13 Milliarden Dollar über den von Ford projektierten Stand hinaus zu 'erhöhen, und da diese Tatsache die Geschäftswelt, besonders die Börse, stark beunruhigt hat, wird das folgende Haushaltsjahr als kritisches Testjahr der Carterschen Etatpolitik betrachtet Carter ist sich der ihm bevorstehenden Prüfung bewußt. Die von allen Abteilungen der Bundesregierung verlangte „zero-base" -Etatplanung stört die Bürokratie und stößt auf heftige Kritik

Der zweite Grundpfeiler der Carterschen Finanzpolitik ist die Steuerreform. „Unsere Steuerstruktur ist eine Schande und muß reformiert werden”, entschied Jiinmy Carter im Schlußwort seiner dritten Fernsehdebatte mit Präsident Ford am 22. Oktober 1976 in Williamsburg Steuerreform ist schon lange ein beliebtes Schlagwort der amerikanischen Politik. Steuerreduzierung und Vereinfachung des Systems sprechen den Wähler an, doch stehen der Durchführung ohne Verlust von Regierungseinkommen große Schwierigkeiten entgegen. Schon am 23. Mai 1977 wurde der erste Teil von Carters Steuerreformprogramm, der „Tax Reduction and Simplification Act of 1977" verabschiedet. Im Laufe von 28 Monaten soll sich die vorgesehene Steuerermäßigung auf 34, 2 Milliarden Dollar belaufen, die besonders Steuerzahlern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zugute kommen soll. Gleichzeitig vereinfacht das Gesetz die Steuererklärung für die Mehrzahl der Steuerzahler. Gegen Carters Willen setzte der Kongreß gleichzeitig eine Steuerbegünstigung für Unternehmer durch, die neue Arbeitskräfte einstellen. Fernerhin wurde wirtschaftlich notleidenden Einzelstaaten und Städten Hilfe gewährt

Carter betrachtete die Verabschiedung dieses Gesetzes nur als den ersten Schritt auf dem Weg zu der versprochenen grundlegenden Reform des Steuersystems. Durch die verhältnismäßig schnelle Bewältigung des ersten Schrittes ermutigt, entschloß sich der Präsident, den Fahrplan für die Abfertigung des weiteren Steuerreformprogramms vorzuverlegen. Es wird angenommen, daß Carters Entschluß, die Generalüberholung des Steuersystems schon so kurz nach seinem Amtsantritt anzuschneiden, mit der Notwendigkeit, die zur Energieeinsparung unvermeidbaren Sondersteuern baldmöglichst durch den Kongreß zu schleusen, zusammenhängt Sollte es möglich sein, die von den Unternehmern gewünschten Steuererleichterungen — wie z. B.

die Abschaffung der zweifachen Besteuerung der Dividenden — durchzusetzen und so das Vertrauen der Geschäftswelt zu gewinnen, werden die steuerpolitischen Sparmaßnahmen auf dem Energiesektor, so heißt es, auf weniger Widerstand treffen Reduzierung der Unternehmersteuern stellt für die Liberalen im Kongreß ein äußerst brisantes Thema dar, da sie um die Fundierung der ohnehin nicht ausreichenden Sozialprogramme besorgt sind.

Obwohl Präsident Carter noch auf seiner Pressekonferenz vom 11. Mai 1977 seiner Hoffnung Ausdruck gab, die Reduzierung des Staatseinkommens durch Steuerermäßigungen zu vermeiden, schien er sich bereits einen Monat später damit abzufinden, seine Berater sagten einen Ausgleich der Verluste durch die zu erwartenden erhöhten Investierungen der Geschäftswelt voraus

Der Secretary of the Treasury, W. Michael Blumenthal, stellte drei Ziele der Steuerreformen Carters heraus: „Größere Gerechtigkeit, Vereinfachung des Systems, größerer Anreiz zur Kapitalbildung.“ Die Unternehmer machen sich Sorgen über Pläne des „Treasury Department", wonach die auf einem Gebiet erlittenen Verluste auf einem anderen wieder ausgeglichen werden sollen; die Regierung stellt jedoch derartige Pläne in Abrede Die Gewerkschaften stellten bald fest, daß sich auch nach Fords Weggang in Washington nicht viel geändert hatte. Nach Ansicht von Gewerkschaftsführern „hofiert“ Carter den „busi-nessman" und findet sich mit hohen Arbeitslosenzahlen ab. George Meany, der langjährige Präsident der „American Federation of Labor", kommentierte, daß Fords Wirtschaftsberater Alan Greenspan nach wie vor, aber unter dem neuen Namen von Charlie Schultze (Carters Chef des „Council of Economic Advisors"), in Washington die Festung halte Kritisierten die Gewerkschaften Carters Steuerprogramm schon vor Verabschiedung des „Tax Reduction and Simplification Act" im Mai, so sahen sie auch in seinen Einzelheiten und den weiteren Plänen keinen Grund für mehr Optimismus Auch um die nicht mit der Steuerreform zusammenhängenden legislativen Prioritäten der Gewerkschaften sah es zeitweise sehr schlecht aus. Doch bahnen sich in letzter Zeit einige Kompromisse an

Carters eigentlich konservatives Steuerprogramm, der Grundstein seiner Wirtschaftspolitik, beruht auf seiner philosophischen Einstellung und auch auf neugewonnenen Einsichten über die Realität der Kongreß-Politik.

Die immer noch recht mächtigen Vorsitzenden der entscheidenden Ausschüsse, Senator Long („Senate Finance Committee“) und der Abgeordnete Ullmann („House Ways and Means Committee"), sind seine Lehrmeister Aus politischen Gründen wurde den Beziehern von mittleren Einkommen eine Ermäßigung der Steuern in Aussicht gestellt Doch sieht es um eine Bereinigung des Mißverhältnisses von Ausgaben und Einkommen durch die Steuerreform bisher noch recht zweifelhaft aus.

Carter und die „pork-barrel" -Gesetzgebung

Die „pork barrel“ -Gesetzgebung, die Verabschiedung von Gesetzen, die bestimmten Bundesstaaten Vorteile bringen, stellt einen wichtigen Bestandteil der traditionellen amerikanischen Politik dar. Diese Praxis erstreckt sich über alle Ebenen der amerikanischen Politik. Im Kongreß handelt es sich meistens um Projekte, die die Ausgabe von Bundesgeldern zugunsten einzelstaatlicher Bedürfnisse betreffen. Doch erreichen einige dieser Vorhaben Ausmaße, die weit über die Interessen einzelner Staaten hinausgehen und das wirtschaftliche Wohlergehen des ganzen Landes, ja sogar die nationale Sicherheit betreffen. Hier sollen nur zwei hervorragende Beispiele erörtert werden. Gleich zu Anfang seiner Amtszeit mußte sich Präsident Carter mit der Finanzierung einer Anzahl von Wasserbauvorhaben befassen, deren Fertigstellung zahlreichen Kongreßmitgliedern aus verschiedenen Staaten dringend am Herzen lag. Gegen die Fertigstellung dieser Vorhaben lagen etatmäßige und umweltschutzbedingte Bedenken vor. Die Teton-Staudammkatastrophe, der im vergangenen Jahr elf Menschen zum Opfer fielen und Präsident Carters eigene Erfahrungen mit unnötigen Staudämmen in Georgia bestärken seine Opposition Statt sich der sogleich lautstark vorgetragenen Einwände des Kongresses gegen die von ihm vorgeschlagenen Sparmaß-nahmen zu beugen, ging Carter zum Angriff über und erhöhte die Anzahl der in Frage gestellten Projekte von 19 auf 30. Damit hob ein geradezu klassischer Konflikt an, der eventuell durch einen Kompromiß beendet werden sollte. Präsident Carter benutzte die Gelegenheit, als umweltschutzbedachter und von der Washingtoner Kamarilla unabhängiger Präsident zu erscheinen, während die Kongreßmitglieder sich unverblümt für die Interessen ihres Heimatstaates einsetzten. Auf Carters Vetoandrohung antwortete der Sprecher des Repräsentantenhauses, O'Neill, daß Carter die Unterstützung des Kongresses benötige und daß weder Kennedy noch Johnson die Veto-waffe gegen einen demokratischen Kongreß benutzt hätten, und daß der Kongreß das Veto eines demokratischen Präsidenten selbst nur äußerst ungern überstimmt sähe Trotz O’Neills Rat an alle, die Konfrontierung zu vermeiden und das bisher in Zusammenarbeit Geschaffene zu schätzen, spitze sich die Lage immer mehr zu Als sich herausstellte, daß in der Gesetzesvorlage Staatsgelder für 53 weitere Projekte vorgesehen waren, die die Steuerzahler in künftigen Haushaltsjahren weitere 5 Milliarden US-Dollar kosten konnten, schien der Zusammenstoß unvermeidlich Zwar verlor Carter die entscheidende Abstimmung im Haus (194 : 218), doch konnte er die Niederlage als einen Sieg betrachten, da die Befürworter der Wasserbauvorhaben die Zweidrittelmehrheit zur Uberstimmung seines Vetos nicht erreich-ten Der Senat lernte schnell, besonders da durchsickerte, daß die jetzt zurückgestellten Vorhaben zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingebracht werden können Obwohl der die Gesetzgebung im Senat vorwärts-treibende Senator John C. Stennis einen „Handel" mit dem Präsidenten abstritt, sieht es auf allen Fronten nach Kompromiß aus Die Demokraten vermeiden das Veto; Carter spart fürs erste wenigstens einen Teil der ursprünglich vorgesehenen Ausgaben. Unwillen in den betroffenen Staaten wird zwar nicht vermieden, jedoch durch die Hoffnung auf Wiederherstellung der abgesagten Vorhaben gedämpft.

Ging es bei den Wasserbauvorhaben um unverfälschte „pork barrel" -Politik, so läßt sich die Erörterung des B-l-Bomber-Programms unter dieser Rubrik nur mit Vorbehalten verantworten. Hier ergänzten sich Stil und Substanz von Carters Politik in einem unnachahmlichen Manöver von äußerster Tragweite. Auf dem Spiel standen fast 200 000 Arbeitsplätze in wahlpolitisch kritischen Staaten, Milliardenausgaben, die die Ausgleichung des Bundeshaushalts gefährdeten, Kernfragen der Abrüstung und Außenpolitik, ja, es wurde sogar gesagt, die Zukunft der amerikanischen Luftwaffe. Konnte Carter dem vereinten Druck dieser Interessen widerstehen?

Schon im Wahlkampf hatte sich Carter gegen die Einführung dieses Superbombers geäußert, der die 25 Jahre alte B-52 ersetzen sollte Nach mehr als sechsjähriger Vorent-Wicklung — die Anfänge des Programms lassen sich sogar bis 1962 zurückverfolgen — lagen 1977 die ersten großen Ausgabenposten für das volle B-l-Programm vor Amerikanische Planer waren sich der Schwierigkeiten bewußt, die die steil steigenden Kosten der technologisch hochgezüchteten, bemannten strategischen Bomber mit sich brachten. Aus Haushaltsgründen mußte mit einer Verringerung der Anzahl der einsatzfähigen Bomber gerechnet werden, sollte der qualitative Vorsprung gewahrt bleiben. Doch, so kommentierte eine Gruppe von Fachleuten, „kommt der Punkt, an dem der Tausch von Quantität für Qualität unvorteilhaft sein mag" Unbemannte Waffen von Typ der „cruise missiles" boten sich seit langem als Alternative an und wurden auch von Fachleuten befürwortet Für Präsident Carter muß besonders die von der „Brookings Institution" 1976 errechnete Einsparung von 10 bis 15 Milliarden US-Dollar im Laufe der nächsten zehn Jahre attraktiv gewesen sein Carters Ablehnung des B-l-Bomber-Programms wurde deshalb zu Beginn seiner Amtszeit mit Bestimmtheit erwartet Doch dann machte sich die „pork barrel" -Politik bemerkbar.

Rockwell International Inc., der Hersteller des Bombers, ließ wissen, daß insgesamt 192 000 Arbeitsplätze in über 47 Staaten (5200 Firmen) von der Durchführung des Programms abhängen Da schon im Entwicklungsstadium drei Milliarden Dollar investiert wurden und der im Vergleich zur B-52 schnellere, kleinere, aber trotzdem tragfähigere und vielseitigere B-l-Bomber vielerorts als für die amerikanische Sicherheit unerläßlich betrachtet wurde, schienen strategische Rücksichten die innenpolitischen Vorteile des Programms noch zu verstärken Doch als der Tag der Entscheidung sich näherte, gab sich Carter unentschieden. Er traf sich mit den Befürwortern und den Gegnern des Programms und hörte sich ihre Argumente an Nun wurden die wirtschaftlichen Konsequenzen einer Absage des B-l-Bomber-Programms immer mehr in den Vordergrund der Debatte gebracht Außerdem bedrängten die Befürworter des Bombers den Präsidenten, nicht an seiner in der Hitze des Wahlkampfes und ohne fachmännische Beratung abgegebenen Erklärung zum Nachteil der nationalen Sicherheit festzuhalten. Die Gegner wiesen andererseits auf die „verdrehten Prioritäten" dieser Mischung von „pork barrel“ und Wettrüstungspolitik hin Doch schien die praktische Politik kaum einen anderen Ausweg als zumindest die teilweise Finanzierung dieses „teuersten Arbeitsbeschaffungsprojekts seit dem Bau der großen Pyramiden Ägyptens" zuzulassen, um unter anderem 30 000 Arbeitsplätze in Los Angeles zu retten und den mächtigen Block der Kongreßmitglieder, deren Interessen auf dem Spiel standen, zufriedenzustellen

Am Tag vor Carters Entscheidung erlitten die Gegner des Bombers im Repräsentantenhaus eine Niederlage, da das Geld zum Bau von fünf Exemplaren nach heftiger Debatte mit einer Mehrheit von 342 : 178 bewilligt wurde. Carters Zustimmung und die Fortführung des Programms schien unausbleiblich Dann ließ Carter seine eigene „Bombe" fallen: Die sorgfältig genährten Hoffnungen der Befürworter dieser Waffe wurden jäh zerstört. Die vom Fernsehen übertragene Pressekonferenz diente Carter als Bühne. Sein Auftreten war eindrucksvoll und der Effekt durchschlagend. Carter erschien als der allen Interessengruppen wiederstehende, verantwortungsbewußte Präsident, der vernünftige Etatplanung und Inflationsbekämpfung vor private Interessen stellt und dem zu erwartenden Sturm der Entrüstung mutig in die Augen schaut. Stil und Substanz seiner Politik vereinigten sich in einem Meisterstück; „public relations" und Staatskunst ergänzten einander. Hier meldete sich „der richtige Jimmy Carter" Eine Entscheidung hatte getroffen werden müssen. In dieser so überaus wichtigen Frage, in der überzeugende Argumente von beiden Seiten vorgetragen wurden, wäre eine Kompromißlösung allgemein annehmbar gewesen. Hier zeigte Carter seinen „inneren Stahl". Er verliert nicht gerne und liebt Kompromisse nicht, wenn er sich auch hier und da dazu zwingen läßt. Doch ist der Kampf um den B-l noch nicht vorüber. Schon am nächsten Tage weigerte sich das Repräsentantenhaus, die zum Bau von fünf Bombern bereitgestellten Gelder zu streichen Doch werden sich Carters Gegner im Kongreß mit dieser Niederlage abfinden müssen, da mit einer Fortführung des Programms wohl vorläufig nicht gerechnet werden kann. Für den Carter-Beobachter stellt die B-l-Affäre ein interessantes Modell dar, aus dem sich weitere Schritte ablesen lassen.

Die bisher vom 95. Kongreß verabschiedeten und vom Präsidenten unterzeichneten bzw. in Kürze erwarteten Gesetze standen alle unter dem Zeichen der antiinflationistischen Politik Carters. Zwar bestand der Kongreß verschiedentlich auf Mehrausgaben und stellte Carters Etatpläne in Frage, doch verstand es der Präsident, die Ausgaben so niedrig zu halten, daß sich viele seiner Wähler enttäuscht fühlten. Der . Public Works Act“, das Steuerermäßigungsgesetz, und die . Omnibus Farm — Food Bill“, um nur die wichtigsten herauszugreifen, stopften nur die Löcher einer sich langsam erholenden Wirtschaft. Ernsthafte Abhilfe des vielerorts andauernden Notstandes brachten sie nicht, auch deuten sich diesbezügliche durchschlagendere Pläne der Carter-Regierung nicht an. Vielleicht werden ihn die New Yorker Unruhen und Plünderungen anläßlich des Stromausfalls Mitte Juli sich eines Besseren besinnen lassen. Bisher hat sich Carter durch Wahlversprechen offenbar nur insoweit gebunden gefühlt, als ihre Erfüllung dem Allgemeininteresse heute, seinen Zukunftsplänen und seiner Wiederwahl nicht entgegenstehen.

Minoritäten und Gewerkschaften

Der knappe Wahlsieg Carters machte klar, wie wichtig die überwältigende Parteinahme der Minoritäten und Gewerkschaften für ihn gewesen war. In einem „offenenBrief" zum Amtsantritt des Präsidenten mahnte der schwarze Dichter James Baldwin: . Zu viele von uns sind im Gefängnis, mein Freund; zu viele von uns hungern, zu viele von uns finden keine offenen Türen Baldwin kritisierte Lage die der Minoritäten und die Ungerechtigkeiten, unter denen sie nach wie vor leiden, in schärfster Weise. Aber er drückte auch die Größe der Hoffnungen indem er gehegten aus, schloß: „Ehrenhalber muß ich hinzufügen, daß ich schreibe, weil ich unser Land liebe: Und, solange ich lebe, sind Sie der einzige Präsident, dem ich geschrieben hätte." Schon nach wenigen Wochen machte sich Enttäuschung breit. Nur ein Mitglied der Minoritäten war ins Kabinett berufen worden, während die Ernennung des Südstaatlers Griffin Bell als Attorney General als ein bedenkliches Omen betrachtet wurde Wenn auch die Carter-Regierung Anstalten zu machen schien, die Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums zu stärken, wurde es doch zunehmend klar, daß Rassengleichheit auf dem Wege wirtschaftlicher Gleichheit erreicht werden muß; der Rechtsweg stellt nur einen bescheidenen Teil der Antwort dar

den Carters Entschlossenheit, Staatshaushalt baldmöglichst auszugleichen, schien eine Beseitigung der Armut mit Hilfe von Regierungsprogrammen für die nähere Zukunft in Frage zu stellen. Aber selbst die Versuche der Carter-Regierung, die Beachtung der bestehenden „Civil Rights" -Gesetzgebung zu erzwingen, stieß im 95. Kongreß auf Schwierigkeiten. Als die Regierung Anfang Juni die Bundesunterstützung unzureichend integrierter Schulbezirke vom Schüleraustausch per Schulbus („busing") abhängig machen wollte, zeigte der Kongreß schnell seine Farben Innerhalb weniger Wochen hatten das Repräsentantenhaus und der Senat die betreffende „Labor, Health, Education and Welfare" -Gesetzvorlage mit Zusatzklauseln versehen, die derartige Maßnahmen ausdrücklich verboten Damit wurde die Erzwingung der Schulintegrierung wieder ausschließlich den Gerichten überlassen; dies dürfte, so äußerten sich besorgt die Redakteure der New York Times, einen kostspieligen und langwierigen Rechtsstreit mit der Hoffnung auf nur vereinzelte Erfolge notwendig machen 123). Kein Wunder also, daß sich die Vorstandsvorsitzende der „National Association for the Advance-ment of Colored People“ (NAACP) sehr kritisch über die bisherige Minoritätenpolitik des Kongresses und der Regierung Carter äußerte. In ihrer Ansprache vor der Jahresversammlung dieser Organisation beklagte sich Margaret Bush Wilson über Präsident Carters Streben, den Staatshaushalt — koste es, was es wolle — auszugleichen, da dies den Interessen der Schwarzen des Landes zuwiderlaufe. Weder seine zögernde Unterstützung der „Humphrey-Hawkins“ -Vollbeschäftigungs- gesetzesvorlage noch seine Einstellung zur Wohnungsbaupolitik lasse auf richtige Prioritäten schließen, da er in beiden Fällen die Not des Volkes der Haushaltsausgleichung unterordne. Da Carter erst sechs Monate im Amt sei, setzte Mr. Wilson auf einer späteren Pressekonferenz hinzu, zwinge sie sich noch eine gewisse Zurückhaltung auf, erinnerte aber daran, daß es eben die Millionen Bewohner rattenverseuchter Miethäuser gewesen waren, die Carter seinen Wahlsieg brachten Die Erbitterung der Schwarzen wird noch durch ihre Entfremdung von ihren ältesten Bundesgenossen im Bürgerrechtskampf, den Gewerkschaften, intensiviert. Diese schon seit geraumer Zeit bestehende Entfremdung wurde durch zwei im Sinne der Gewerkschaften getroffenen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtshofs herbeigeführt, die das Senioritätssystem der Gewerkschaften auf Kosten der Minoritäten und Frauen schützen Der gewerkschaftliche Sachbearbei123) ter der NAACP scheute sich darum auch nicht, die Gewerkschaften als Feinde der Minoritäten zu bezeichnen, und der neugewählte „Executive Director" der Organisation betonte, daß Politik, Pläne und Programme der Carter-Regierung kritisch geprüft würden Den Gewerkschaften ist die kritische Reaktion der Minoritäten zwar peinlich, doch kamen ihnen die gewerkschaftsfreundlichen Gerichtsentscheidungen nach einer Reihe von Mißerfolgen und Enttäuschungen sehr gelegen. Wie die Minoritäten so wurden auch die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter Amerikas bisher nicht für ihre Unterstützung Carters ausreichend belohnt. Vielmehr erlitten sie schon im März durch eine Kongreßentscheidung eine empfindliche Niederlage, da es ihnen unmöglich war, die „Common-site Picket Bill" durchzusetzen, die ihnen das Aufstellen von Streikposten gegen alle an einem Bauvorhaben beteiligten Unternehmer im Streitfälle mit nur einem ermöglicht hätte Auch die weiteren, bisher vorliegenden sozial-und wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Carter-Regierung bleiben hinter den Erwartungen der Gewerkschaften zurück. Doch scheinen die bitteren Klagen nicht ganz unbeachtet von Weißen Haus geblieben zu sein, da sich im Juli eine Wiederannäherung von Präsident Carter und den Gewerkschaften feststellen läßt. Ob Carter die Erwartungen der Gewerkschaften befriedigen kann, muß sich noch zeigen. Letztlich wurden 71, 3% der von den Gewerkschaften unterstützten Kandidaten im November gewählt. Entsprechend groß sind ihre Ansprüche

Sozialpolitik

„Noch gibt es Armut inmitten des Reichtums . . . Ich sehe ein Amerika, in dem jeder Mann und jede Frau, die arbeiten können, Arbeit haben, und in dem diejenigen, die nicht arbeiten können, ein anständiges Auskommen haben .. — So sprach Jimmy Carter, als er die Umrisse seiner Sozialpolitik im Juni 1976 im Wahlkampf vorstellte. Er versprach eine neue Epoche „ehrlicher, mitfühlender und verständnisvoller Regierungstätigkeit", die besonders die sozialen Ungerechtigkeiten tilgen solle. Ob Arbeitslosigkeit, Altersfürsorge, Krankenversicherung oder Erziehungsbeihilfe — Carter versprach überall zu helfen. Besonders die Reform des entwürdigenden Wohlfahrtssystems lag ihm am Herzen; seine Wahlkampfrede stellten die Erneuerung dieses Systems im Laufe des ersten Amtsjahres immer wieder in Aussicht

über die Ziele der Wohlfahrtspolitik gibt es unter den Politikern wenig Streit. Ein Programm, welches die Behebung der Not und die Verwirklichung eines würdigen Daseins für alle zum Mittelpunkt hat, ohne jedoch die Arbeitsfähigen von der Arbeit abzuhalten, findet überall Anklang. Kommt es jedoch zur Finanzierung und Durchführung eines solchen Programms, so ergeben sich schnell Zwistigkeiten. Im Wahlkampf schien Carter der Einführung der „negativen Einkommenssteuer" zuzuneigen, die die Abschaffung der Vielzahl von wirkungslosen Einzelprogrammen durch Zusammenfassung aller Zuschüsse in einer Zahlung pro Empfänger ermöglichen sollte Doch mußte der Präsident bald einsehen, wie schwierig und langwierig die Einführung einer solchen Reform sein würde. Als er Anfang Mai die Prinzipien seiner Wohlfahrtspolitik vorlegte, die in bezug auf Erfüllungstermin und Umfang weit hinter den Erwartungen der Betroffenen zurückblieben, zog er die Kritik seiner liberalen Parteigenossen auf sich Carters Entschlossenheit, die Kosten der Wohlfahrt nicht zu erhöhen, was die Festsetzung der Zahlungen unterhalb des offiziell definierten Pegelstandes der Armut nötig machte, führte ihn auf Kollisionskurs mit dem Gewissen Amerikas. Der vorgesehene Arbeitszwang für Arbeitsfähige und die allgemein strenger ausfallende Auslese der Bedürftigen sollen die Einsparungen bringen für eine großzügigere Behandlung der wirklich Bedürftigen — ohne Erhöhung der Gesamtkosten Zwar wird selbst von den verantwortlichen Kabinettsmitgliedern der Carter-Regierung vor einer Überschätzung der durch eine strenge Regulierung zu erwartenden Einsparnisse gewarnt, doch der Präsident will an seiner antiinflationistischen Sozialpolitik festhalten Das im August im Kongreß erwartete Wohlfahrtsprogramm der Carter-Regierung stützt sich auf politische, philosophische und etatbedingte Faktoren, enthält aber auch irrationale Vorurteile; alle Faktoren erwarten eine strenge Prüfung durch die Gesetzgeber Wenn auch Präsident Carters „Nüchternheit" von seinen Kritikern als kaltblütige politische Kalkulation interpretiert wird („die Armen wählen sowieso demokratisch!"), lassen sich die Realitäten Amerikas, die den Präsidenten bewegen, nicht so leicht von der Hand weisen. Selbst wenn sich der Präsident wider Erwarten entschließen sollte, auf die Gefahr einer weiter steigenden Inflation hin vom Haushaltsausgleich abzusehen und die notwendigen Gelder bereitzustellen, stehen der ausreichenden Finanzierung einer wirklich modernen Sozialpolitik die individualistischen Traditionen und Werte der amerikani23 sehen Gesellschaft entgegen. Der Durchschnittsamerikaner und der ihn vertretende amerikanische Kongreß sind einfach nicht bereit, die notwendigen Steuergelder aufzubringen.

Dies zeigt sich auch im Rahmen der Diskussion über das wachsende Defizite aufweisende „Social Security System", d. h. die von F. D. Roosevelt in den dreißiger Jahren eingeführte Bundesaltersversorgung. Dieses bisher ausschließlich durch Lohnabzüge und Unternehmerbeiträge finanzierte Rentensystem, welches nach europäischen Maßstäben sowieso unzureichend ist, war von Anfang an nur als Zuschuß zum individuell Ersparten oder auf Privatversicherung beruhendem Alters-einkommen der Amerikaner gedacht. Das so-genannte „intergenerational System", in dem die ältere Generation von den Einzahlungen der jüngeren Generation zehrt und weit mehr bezieht als sie eingezahlt hat, ist dem an das Privatversicherungsprinzip gewöhnten Amerikaner immer noch fremd. Die bisher von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu gleichen Teilen getragenen, wegen der volkswirtschaftlichen Misere der vergangenen Jahre aber knapper als erwartet ausgefallenen Einzahlungen reichen nicht aus, die steigenden Defizite zu decken.

Anfang Mai schlug Carter daher die Revision des Systems vor, die die Erhöhung des Arbeitnehmerbeitrags, eine verhältnismäßig größere Belastung der Arbeitgeber und teilweise Deckung der Defizite durch Beiträge aus dem allgemeinen Steuereinkommen der Bundesregierung vorschlug Die nun sogleich ansetzende Diskussion zeigte nicht nur, wie unvollkommen die Öffentlichkeit über den modus operandi dieser Sozialversicherung informiert ist, sondern auch, wie schwierig es sein wird, die Finanzierung des Systems sicherzustellen. Präsident Carter sah sich gezwungen, Zuschüsse aus der Staatskasse und die Erhöhung des Unternehmerbeitrags vorzuschlagen, da er dem amerikanischen Arbeitnehmer den zur ausreichenden Fundierung benötigten und in anderen Ländern weitaus höheren Lohnabzug einfach nicht zumuten kann. Dem amerikanischen Arbeiter scheint der noch unter 6 °/0 liegende Abzug schon jetzt als zu hoch. Die großen Gewerkschaften unterstützen Carters Plan, da er die Arbeiter weniger als die Unternehmer belastet und das System zu sanieren sucht In der Geschäftswelt trifft Carters Plan auf scharfe Kritik. Man befürchtet, daß die erhöhten Unternehmer-beiträge das ohnehin unzureichende Investierungskapital weiter beschränken werden und daß die Benachteiligung der privaten Versicherungsindustrie den von ihr abhängigen Kapitalmarkt weiter beeinträchtigen wird Pressehinweise auf gleichartige Probleme in anderen Ländern bringen wenig Trost. Das Verlangen nach sozialer Sicherheit und die Bereitschaft, die geforderten Opfer zu bringen, sind in Amerika ungleichmäßig entwickelt. Von konservativer Seite wird gehofft, daß die „Schröpfung" der Staatskasse, um das „Social Security System" -zu sanieren, genug Ärger bringen und deshalb auch die Anwendung des gleichen Prinzips auf weitere Sozialversicherungen verhindern wird Da der Kongreß sich in diesem Jahr noch mit Carters Energieprogramm und der Reform des Wohlfahrts-und Steuersystems befassen soll, wird sein „Social Security " -Plan wohl kaum auf die Agenda kommen

Steht es also nicht so gut um die Wohlfahrt und Altersversorgung in Amerika, so sehen die Aussichten auf eine nationale Kranken-Versicherung und Stabilisierung der Krankenhauskosten noch schlechter aus. Die stetig steigenden Krankenhauskosten werden für die allgemein außerordentlich große Inflationsrate der Gesundheitspflegekosten verantwortlich gemacht. Präsident Carter und seine Berater waren sich von Anfang an klar, daß ohne ihre Kontrolle eine bundesweite Krankenversicherung nicht durchführbar ist Als Carter vor dem im Mai tagenden Nationalkonvent der „United Automobile Workers" noch einmal seine Entschlossenheit betonte, ein durchführbares nationales Kran-senversicherungssystem stufenweise in Betrieb zu setzen", erntete er zwar begeisterten Beifall, war jedoch gezwungen, gleichzeitig auf seine Haushaltspläne hinzuweisen und um Maßhalten zu bitten: „Wir können es uns nicht erlauben, alles zu tun." Wenn er auch auf die Unterstützung der liberalen Kongreßmitglieder zählen kann, so wird diese doch reichlich durch den Einfluß der mächtigen „American Medical Association" und ihre Freunde innerhalb und außerhalb des Kongresses ausgewogen Außerdem läßt sich nicht abstreiten, daß eben ein großer Teil des Kostenzuwachses im Gesundheitssektor auf der Anschaffung teurer Apparate beruht und mit unvermeidbaren Lohnerhöhungen verbunden ist Auch auf dem Gebiet der Erziehungspolitik, welches hier nicht weiter erörtert werden soll, scheinen Haushaltsrücksichten die Einführung neuer Programme durch die Regierung Carter zu verhindern

Carters Sozialpolitik ist in der Sackgasse unzureichender Steuereinkommen steckengeblieben. Solange Inflation und Wirtschaftswachstum sich’ gegenseitig aufheben, kann — selbst unter der Führung eines „Supermanagers" wie Carter — mit ausreichendem Mehr-einkommen zur Erweiterung der Sozialprogramme ohne Haushaltsdefizite nicht gerechnet werden. Substantive Einkommensteuererhöhung, Einführung einer Mehrwertsteuer und dergleichen sind politisch vollkommen ausgeschlossen. Es bleibt nur die Hoffnung auf das Energieprogramm Carters und die hier erwarteten Sondersteuern, die nicht nur die Sozialpolitik beflügeln, sondern den Lebensstil, die Umwelt, ja, das Gewissen der Menschen beeinflussen sollen. Alles hängt von der Lösung der Energiefrage ab. Daher also Carters „Kriegserklärung".

Energiepolitik

Statt einer Stunde oder einen Tag brauchte Jimmy Carter eine ganze Woche, um die Energiekrise zum „Energiekrieg" zu erheben. In der Woche vom 17. bis zum 24. April 1977 versuchte der Präsident, seinen Landsleuten mit Hilfe eines „Medien-Blitzes" klarzumachen, daß dieser Krieg nur zu Hause gewonnen werden kann und daß es ein Kampf sein wird, in dem jeder Opfer bringen muß. Schon im Frühstadium des Wahlkampfes hatte er das Thema „Energiekrise" aufgegriffen: „Unsere nationale Energiepolitik ist zu simplizistisch. Sie ist nicht auf den Verbraucher zugeschnitten, sondern von und zugunsten der großen Erdölgesellschaften entworfen, und Präsident Ford ist ihr Sprecher. Sie heißt: . Treibt die Olpreise hoch, so schnell wie möglich und so hoch wie möglich. ’ Das ist alles." So ging es weiter, von Ansprache zu Ansprache, mit Variationen, aber immer wieder die Dringlichkeit der Frage betonend. Nach Amtsantritt stellte die Regierung Carter ein über 100 Seiten umfangreiches, 113 Punkte behandelndes Energieprogramm auf Zum Planen und Vollstrecken seiner Ideen holte Carter sich den Republikaner James Schlesinger, der schon unter Nixon und Ford im Verteidigungsministerium und anderen hohen Positionen gedient hatte und sich des Rufes eines zähen Kämpfers erfreute. Die beiden Männer verstanden sich vom ersten Augenblick an, und was von ihnen in der Woche zum 24. April der Nation vorgelegt wurde, war beiden bitterer Ernst. Die Einzelheiten des Programms brauchen hier nicht wiedergegeben zu werden, doch müssen die bisherigen Fortschritte und Fehlzündungen der Carterschen Energie-politik kurz skizziert werden, da sich daraus die weiteren Aussichten der Regierung Carter am besten ablesen lassen.

Zuerst mußte ein Energieministerium geschaffen werden, um die vielen mit Energiefragen befaßten Bundesinstanzen unter einem Dach zu vereinen. Da man diese allgemein als wünschenswert betrachtete administrative Maßnahme von der Substanz der Energiepolitik trennte, lief die entsprechende Gesetzgebung ziemlich reibungslos durch den Kongreß. Beide Kammern verabschiedeten bis Anfang Juni nur geringfügig voneinander abweichende Vorlagen, die sich von Carters Vorschlag nur durch Schwächung der preisregulierenden Funktion des Energieministers unterschieden. Da die Kammern sich über die Machtspanne und Funktionen des zu schaffenden Energie-ministeriums grundsätzlich einig waren stand der Ernennung von James Schlesinger als Energieminister nichts mehr im Wege.

Mit Carters substantivem Energieprogramm sieht es jedoch anders aus: Kaum waren die Einzelheiten bekanntgegeben, so fragten sich die Eingeweihten, wie das Tauschgeschäft wohl aussehen wird? Von allen Ecken des Landes kamen Beschwerden und die verschiedensten Spezialinteressen klagten im voraus über die von ihnen erwarteten Benachteiligungen. Die Regierung bestritt die

Unterstellung der Republikaner, daß die durch Energieverbrauchersteuern eingenommenen Summen für Wohlfahrtsund andere Regierungsprogramme vorgesehen seien und versprach, die ohnehin nicht umfangreichen Summen durch Steuernachlässe an die Steuerzahler zurückzuerstatten Die radikale Kritik verwarf das Programm Carters vor allem, da es davor zurückscheue, die Struktur der Erdölindustrie zu verändern, die „Automobilkultur" Amerikas unberührt lasse und höhere Profite für die Energieerzeuger auf Kosten der Verbraucher,, besonders der Armen, garantiere. Statt der Axt benutze Carter nach Ansicht seiner Kritiker schlaffe Halb-maßnahmen, um den Knoten der sich widersprechenden Ansprüche zu lösen Von konservativer Seite wurde ihm unter anderem vorgeworfen, seine Maßnahmen liefen auf Subvention der OPEC-Länder hinaus; auch seine Weigerung, die Naturgaspreise freizugeben, stieß auf Entrüstung.

Kaum hat das Programm den zuständigen Kongreßausschüssen vorgelegen, da zeigte sich, daß ungefähr ein Drittel seiner wichtigsten Bestandteile substantiell geändert oder ganz abgelehnt werden dürften Die Benzinsteuer wurde entschieden abgelehnt; die geplante Besteuerung der großen benzinvergeudenden Wagen wurde stark reduziert, die Idee, Kleinwagen steuerlich zu begünstigen, wurde verworfen, der Plan, die „schnellen Brüter" auszuschalten, machte nicht die erwünschten Fortschritte, und die zur Umstellung der Industrie auf Kohle vorgesehenen Sondersteuern dürften Kompromisse nötig machen. Carter mußte die Erfolglosigkeit seines „Medienblitzkrieges" bald einsehen; die Opferbereitschaft der Öffentlichkeit schien nicht erhöht. Vielmehr wurde der Kongreß durch die Lobbyisten und die Furcht der Wähler vor Unkosten und Unbequemlichkeiten in die entgegengesetzte Richtung gedrängt Carter sah sich gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen, da ein neuer Lebensstil und ein neues Wertesystem nicht über Nacht herbeigeführt werden können. Ein . Erschöpfungskrieg" deutete sich an, der nur mit Hilfe des Kongresses gewonnen werden kann

Obwohl Carters „Ehergiezar" James Schlesinger die zur Durchführung des Programms notwendigen außergewöhnlichen Qualitäten des Managers besitzt, geht ihm die Fähgikeit, es auf der Straße und im Kongreß an den Mann zu bringen, ab. Zwar kennt er seine Schwächen und bekennt seine Arroganz: „Ich kann dumme Fragen nicht ausstehen ..." 157), doch sind es eben die „dummen Fragen“, die der Lösung des Energieproblems im Wege stehen: Anfang Juni war die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung noch nicht einmal über Amerikas Abhängigkeit von importiertem Ol informiert Die massive Propaganda der Erdölgesellschaften, die die Bevorzugung von Konservierungsmaßnahmen über den Produktionszuwachs von seiten der Carter-Regierung beklagen, hilft hier nicht Da die verschiedensten Interessengruppen aus manchmal sehr ungleichen Gründen das Energie-programm der Regierung bekämpfen und Carter selbst seine Lehre im Fach „Kongreßmanagement" noch nicht abgeschlossen hat, sieht es um die Durchsetzung eines Wirklich wirkungsvollen Programms bisher fraglich aus Sollten die Amerikaner unter Carters Ansporn lernen, daß sie mit Weit weniger Energieverbrauch — wie die Deutschen und Schweden — produktiv und konkurrenzfähig bleiben können, dürfte es zur Sanierung ihrer Energiewirtschaft noch nicht zu spät sein 161). Sonst stehen nicht nur die Eckpfeiler des legislativen Programms der Carter-Regierung, sondern die Rolle Amerikas als Führer der freien Weitaus dem Spiel 162).

Ausblick

Außenpolitisch stechen Carters Menschenrechts-Offensive und die damit verbundene Verschlechterung des Verhältnisses zur Sowjetunion heraus. Carters menschenrechtliche Initiativen mögen zwar den Opfern bisher wenig geholfen haben, doch haben sie seiner Beliebtheit in Amerika nicht geschadet 163). Wenn sich dadurch auch das Verhältnis zu alten Freunden wie Brasilien und Chile getrübt hat, so zahlt sich die ständige Anprangerung noch nicht nur in innenpolitischer Münze, sondern auch in der Befriedigung tief-empfundener Wünsche aus. Der Missions-drang der Amerikaner ist nach wie vor stark, und in dem Baptisten Georgias schlummert unter dem Manager der Missionar. Zwar streitet man sich, ob Carters missionarischer Eifer den „unamerikanischen" Schuldgefühlen seiner südstaatlichen Heimat oder der von ihm adoptierten puritanischen »Unschuld* der »Yankee" -Tradition des Nordens entspringt Jedenfalls beeinflussen dieser Eifer und das Bewußtsein, im Recht zu sein, den politischen Stil Carters.

Da die Substanz seiner Politik durch den Rahmen der geschichtlichen Möglichkeiten begrenzt ist und auch unter anderen Präsidenten nicht viel anders aussehen dürfte, eben ist der Stil so wichtig, um sie bis zur Grenze des Möglichen zu dehnen. Doch fragten sich schon die Redakteure des Wall Street Journal bei der »Halbjahresbilanz'der Regierung Carter: »Während Substanz allein keinen erfolgreichen Politiker schaffen wird, bezweifeln wir sehr, ob Stil allein es tun wird. Bald werden die Leute fragen „Ja, warum hat er sich um das mächtigste Amt im Lande beworben? Zu welchem Zweck will er es benutzen? 1“ Ist Carter ein »Rockefeller-Republikaner', ein Demokrat vom Schlage Franklin D. Roosevelts, Woodrow Wilsons, Grover Clevelands oder Harry Trumans, oder hat er einen eigenen Typ des Demokraten geschaffen? Schon zu Jahresbeginn hörte sich Carter wie ein Republikaner an, berichtete Time Magazi ne. Heute handelt er nicht nur wie ein Repu. blikaner, sagen andere, sondern er freut sich über ihre Unterstützung Obwohl Carter selbst das Andenken von F. D. Roosevelt heraufzubeschwören sucht, sich in der Außenpolitik wie ein zweiter Woodrow Wilson gibt und Harry Trumans Motto »the buck stops here" (etwa »von hier aus kann nichts mehr nach oben weitergereicht werden“) gern zitiert, sehen erfahrene Beobachter in politische ihm mehr den konservativen Demokraten Grover Cleveland Ist es eine Politik des Optimismus oder Politik eine der Illusionen, die der Mann aus Georgia betreibt? Läßt er sich als Opportunist im Strom der amerikanischen Politik nach rechts treiben oder setzt er einen neuen Kurs für die Nation?“

Der Kurs Amerikas wurde durch seine Geschichte, Traditionen und — in der Neuzeit — seine Stellung als Weltmacht fixiert. Selbst wenn er die Macht dazu hätte, würde Carter von der Konstellation, die den Kurs bestimmt, nicht abweichen. Als unideologischer Mann der Mitte ist er zwar bereit, die Substanz seiner Politik auf einzelnen Gebieten drastisch zu verändern, doch nur solange dies die ihm durch die Geschichte vermittelte Marschrichtung der Nation nicht verschiebt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. James T. Wooten, „The Well-planned Enigma of Jimmy Carter“, The New York Times Magazine, 6. Juni 1976, S. 16, 76— 89.

  2. Ebenda, S. 89.

  3. The Federalist, No. 67— 77, zitiert in Charles C, Thach, jr., The Creation of the Presidency, Baltimore, Md., 1923, 1969, S. 12.

  4. James L. Sundquist, Congress and the President: Enimies or Partners?, in: Henry Owen und Charles L. Schultze (Hrsg.), Setting National Prio-rities: The Next Ten Years, Washington, D. C., 1976, S. 583— 618, 617.

  5. Charles C. Thach, jr., The Creation of the Presidency, a. a. O., S. 76.

  6. Ebenda, S. 77.

  7. Joseph E. Kallenbach, The Presidency and the Constitution: A Look Ahead, in: Norman C. Thomas (Hrsg.), The Presidency in Contemporary Context, New York 1975, S. 33— 54, 34.

  8. James L. Sundquist, Congress and the President: Enemies or Partners, a. a. O., S. 615.

  9. William G. Andrews, The Presidency, Congress, and Constitutional Theory, in: Norman C. Thomas, The Presidency in Contemporary Context, a-a. O., S. 13— 33, 31.

  10. Ebenda.

  11. James Morton Smith, A More Perfect Union: The American Government, in: William T. Alderson (Hrsg.), American Issues, Nashville, Tenn., r 976, S. 49— 64, 58.

  12. Ebenda.

  13. Thomas Bracket Reed (1839— 1902), einflußreicher Politiker aus dem Staate Maine, war Mitglied des Repräsentantenhauses von 1876 bis 1899; Joseph Gurney Cannon (1836— 1926), republikanischer Politiker aus dem Staate Illinois, war Mitglied des Repräsentantenhauses von 1873 bis 1891 und von 1893 bis 1913 von 1903 an war er Sprecher des Hauses; er wurde wegen seiner scharfen und autokratischen Haltung bekannt.

  14. James David Barber, The Presidential Charac-ter: Predicting Performance in the White House, Englewood, Cliffs, N. J., 1972, Zweite erw. Ausg. 1977.

  15. Ebenda, S. 11— 14.

  16. Andrews, The Presidency, Congress, and Constitutional Theory, a. a. O., S. 32.

  17. Steven Brill, Jimmy Carter's Pathetic Lies, Har-Per's, Bd. 252, Nr. 1510, März 1976, S. 77— 88.

  18. Ebenda, S. 79.

  19. Ebenda, S. 79- 80; als sich 1972 eine Frau aus Alabama darüber beschwerte, daß Jimmy Carter Henry Jackson und nicht George Wallace auf dem Parteikonvent des Jahres 1972 unterstützt hatte, antwortete Carter: „... es gibt Zeiten, in denen zwei Männer, die auf das gleiche Ziel hinarbeiten, mehr erreichen können, wenn sie nicht vollkommen aneinander gebunden sind (ebenda, S. 87).

  20. Ebenda, S. 88; „Close-up: Georgia Governor Jimmy Carter", Life, 29. Jan. 1971, S. 30- 31; „A New Day A'Coming in the South“, Time Magazine, 31. Mai 1971, S. 14- 20; „Georgia: A New Day“, Newsweek, 15. Febr. 1971, S. 33.

  21. Brill, a. a. O., S. 80.

  22. „No Laurel Wreaths Yet", The New Republic, Bd. 176, Nr. 4, 22. Jan. 1977, S. 5— 10.

  23. Hedrick Smith, „The Man From Plains and the Imperial Presedency“, The New York Times, 23. Jan. 1977, S. 1.

  24. Charles Mohr, „President and Congress May Have Trouble Staying in Stop“, The New York Times, 13. Febr. 1977, S. 1.

  25. Hedrick Smith, „Carter So Far: Mix of Symbol and Substance", The New York Times, 6. März 1977, S. 2; siehe auch John Osborne, „Carter on Show", The New Republic, Bd. 176, Nr. 14, 2. April 1977, S. 13— 17.

  26. James Reston, „Carter’s First 80 Days“, The New York Times, 10. April 1977, S. 17.

  27. Ebenda

  28. Martin Peretz, „The First Hundred Days“, The New Republic, Bd. 176, Nr. 18, 30. April 1977, S. 44.

  29. Ebenda.

  30. James T. Wooten, „Pre-Inaugrual Memo Urged Carter to Emphacize Style over Substance", The New York Times, 4. Mai 1977, S. 20.

  31. Diesen „nicht künstlichen" Stil erörterte Barry Jagoda, Carters Fernsehberater, wie folgt: „Jeh will Verwundbarkeit kreieren, die Leute müssen wissen, daß Carter verwundbar ist. Verwundbarkeit gibt Glaubwürdigkeit — sie bringt Vertrauen." Richard Reeves, „The Prime Time President", The New York Times Magazine, 15. Mai 1977, S. 17— 18.

  32. . Transcript of the President’s News Conference on Foreign and Domestic Matters", The New York Times, 13. Mai 1977, S. 12.

  33. Adam Clymer, „McGovern Charges Carter Has Broken Economic and Welfare Pledges“, The New York Times, 8. Mai 1977, S. 14; Martin Tolchin, „O’Neill Asks Carter to Avoid Veto Clash", The New York Times, 3. Juni 1977, S. 14.

  34. Godfrey Sperling, jr., „Carter Spending Curbs: Bargaining Position?", The Christian Science Monitor, 27. Mai 1977, S. 1.

  35. Charles Mohr, „President Suggests Energy Industries Swayed Legislators", The New York Times, 11. Juni 1977, S. 1.

  36. Adam Clymer, „Carter's Woes With Con-gress", The New York Times, 6. Juni 1977, S. 13.

  37. Clyde H. Farnsworth, „Business is not Confi-dent About Carter's Economics", The New York Times, 12. Juni 1977, S. 3; Walter W. Heller, „Productivity and GNP Potential", The Wall Street Journal, 29. Juni 1977, S. 14.

  38. John B. Oakes, „Democrat’s Nest Egg", The New York Times, 21. Juni 1977, S. 33.

  39. „Congress, Carter Compromise on Spending“, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 25, 18. Juni 1977, S. 1199.

  40. Hendrick Smith, „Carter s Support in Con-gress“, The New York Times, 18. Juni 1977, S. 7.

  41. Vermont Royster, „The Washington Landscape“, The Wall Street Journal, 1. Juni 1977, S. 16.

  42. Lewis Perdue, „The Million-Dollar Advantage of Incumbency", The Washington Monthly, Bd. IX, Nr. 1, März 1977, S. 50— 54.

  43. Robert A. Diamond (Hrsg.), Congressional Quarterly Guide to Current American Government; Spring 1977, Washington, D. C. 1977, S. 5, 13.

  44. Characteristics of Members of 95th Congress, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 1, 1. Jan. 1977, S. 19.

  45. Adam Clymer, „Younger Democrats are a Force in House“, The New York Times, 23. Juni 1977, S. 16; „Ungewöhnlich unabhängig“ und „skeptisch”, so Clymer.

  46. Ebenda.

  47. Anthony Mario, „Congressional Ethics and the Need for Basic Reform, The New York Times, 30. Januar 1977, S. 3.

  48. Martin Tolchin, „House Defeats Move to Roll Back $12, 900 Pay Rise By 241— 181 Vote“, The New York Times, 30. Juni 1977, S. 10.

  49. Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 10, 5. März 1977, S. 390 f.

  50. Ebenda, Bd. XXXV, Nr. 14, 2. April 1977, S. 591.

  51. Thomas P. Southwick, „Senate Approves Committee Changes", ebenda, Nr. 7, 12. Febr. 1977, S. 279— 84. Neue Ausschüsse wurden geschaffen, andere wurden abgeschafft und die Zuständigkeit bestehender Ausschüsse umdefiniert. Die Gesamtzahl der Ausschüsse wurde zunächst von 31 auf 25, bis Ende 1978 auf 21 verringert. Die Anzahl der Ausschüsse, denen ein Senator angehören oder vorstehen durfte, wurde begrenzt und somit die Möglichkeit der Ernennung von „Junioren“ begünstigt. Der Anteil von Minoritäten an Komiteeposten wurde festgesetzt und ein Komputersystem zur Vermeidung von Terminkonflikten eingeführt.

  52. Martin Tolchin, „Leaders in Congress Get to Do Less Leading“, The New York Times, 20. März 1977, S. 4.

  53. Mercer Cross, „Carter Proposes Broad Election Reform", Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 13, 26. März 1977, S. 561— 63, 561. Siehe auch Rhodes Cook, „Senators Open New Push for Public Financing of Congressional Races", ebenda, Nr. 11, 12. März 1977, S. 438.

  54. Ebenda. Siehe auch Rhodes Cook, „Is Carter s Election Package Dead?", ebenda, Nr. 22, 28. Mai 1977, S. 1034 f.

  55. Rhodes Cook, „Panel Approves Public Funding of Campaigns", ebenda, Nr. 25, 18. Juni 1977, S. 1249 s.; Warren Weaver jr., „Carter's Proposais Held Up in Congress“, The New York Times, 17. Juli 1977, S. 1.

  56. Warren Weaver jr., „Registration Reform: It's All Politics“, The New York Times, 15. Mai 1977, 8. 1; ders., „Voting Day Registration: Enthusiasm, Then Reflection“, The New York Times, 25. Mai 1977, S. 18; Albert R. Hunt, „Carter Blunders Likely to Kill Registration Bill“, The Wall Street Journal, 9. Juni 1977, S. 16; Rhodes Cook, „Republicans will Fight Carter Election Plan“, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 21, 21. Mai 1977, S. 996, 1016.

  57. Warren Weaver jr., „Hand Stamp Called Vote Fraud Solution", The New York Times, 10. Juni 1977, S. 28. Ein mit unsichtbarer Tinte angebrachter Stempel, der unter Spezialbeleuchtung sichtbar wird, soll mehrmaliges Wählen desselben Wählers verhindern.

  58. „TRB From Washington“, The New Republic, Bd. 176, Nr. 14, 2. April 1977, S. 2.

  59. Paul M. Perkins, „What's Good About the Electoral College“, The Washington Monthly, Bd. IX, Nr. 2, April 1977, S. 40 f.

  60. Warren Weaver jr., „Plan to End Electoral College Survives Close Vote", The New York Times, 23. Juni 1977, S. 12; Mercer Cross, „Carter Proposes Broad Election Reforms", a. a. O., S. 563.

  61. Warren Weaver jr., „Federal Workers'Political Role Rest on Hatch Act’s Fate", The New York Times, 13. Juni 1977, S. 23. Siehe auch ders., „Politically, U. S. Employees May Soon be Free“, ebenda, 29. Mai 1977, S. 4.

  62. Barry Hager, „House Resumes Work on Lobby Disclosure“, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 15, 9. April 1977, S. 683f.; ders., „Success Eludes Groups Seeking Mutually Acceptable Lobbying Disclosure Bill", ebenda, Nr. 17, 23. April 1977, S. 745.

  63. Richard Halloran, „ 2 in House Say Chiefs Minder Korea Inquiry", The New York Times, 4. Juli 1977, S. 4; Anthony Marro, „Republican Ties to Korea Lobby Under Scrutiny", The New York Times, 2. Juni 1977, S. 1.

  64. Warren Weaver jr., „Congress Wrestles With Problem of Writing an Effective Lobby Law“, The New York Times, 6. Juni 1977, S. 20; Don Edwards, „Lobbying, the Wrong Remedy", The New York Times, 20. Juni 1977, S. 27; Edwards, ein Mitglied des Repräsentantenhauses, macht auf die bleibenden Verdienste der „Lobby" von Hamilton, Madison und Jay aufmerksam, deren „Federalist Papers“ die amerikanische Geschichte auf lange Sicht beeinflußten.

  65. Martin Tolchin, „Carter Has Acted as if Patronage Doesn't Count", The New York Times, 22. Mai 1977, S. 3; Godfrey Sperling jr., „Democra-tic Chiefs Unheard?", The Christian Science Monitor, 19. Mai 1977, S. 34.

  66. „House Democrats Say Carter’s Patronage Policy Saps Party Discipline“, The New York Times, 15. Juni 1977, S. 15.

  67. Martin Tolchin, „ 148 Judgeships Approved by Senate“, The New York Times, 25. Mai 1977, S. 21; siehe auch „New Judgeships Approved", Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 22, 28. Mai 1977, S. 1069 f.

  68. Adam Clymer, „Congress is Flexing New Muscles in Foreign Policy“, The New York Times, 3. Juli 1977, S. 3.

  69. „Congress is Getting a Hybrid Budget", The New York Times, 20. Febr. 1977, S. 2.

  70. Clyde H. Farnsworth, „Zero Base Budgeting", The New York Times, 27. Febr. 1977, S. 2; Carter gab an, er habe mit dieser . Nullpunkt-Etatplanung" in Georgia gute Erfahrungen gemacht und erhebliche Einsparungen ermöglicht.

  71. . Budget is ä Lot of Fotd, With Carter Accessories", The New York Times, 27. Febr. 1977, S. 2.

  72. Harry B. Ellis, „Aiming för Balance in " 81: Carter’s " 79 Budget Allows för Little New Spen-ding", The Christian Science Monitor, 6. Juni 1977, S. 1.

  73. Ebenda,

  74. Adam Clymer, „Budget Watching is a Strain on Congress“, The New York Times, 15. Mai 1977, S. 3.

  75. Herbert Stein, „The Fine-Tuning Game Lives On“, The Wall Street Journal, 31. Mai 1977, S. 16; Stein, der vormalige Vorsitzende des „Council of Economic Advisors" unter Nixon und Ford, sieht in Carters Aufgabe des Steuerrabatts und anderen Sparmaßnahmen keine Anzeichen einer wirklich neuen Wirtschaftspolitik mit dem Ziel des Haushaltsausgleichs; „für den ist sowieso wirklich niemand; wir werden das alte Spiel weiterspielen und an der Feineinstellungsskala der fünktionellen Finanzpolitik weiterdrehen, nicht weil es ein gutes Spiel ist, sondern weil es Washingtons einzige vorhandene Drehscheibe ist.“ Siehe auch Joseph A. Pechmann, „A Criticäl Look at Carter's Budget", The N. Y. Times, 17. Juli 1977, S. 14.

  76. Clyde H. Farnsworth, „Carter Begins Talks on Tightening Budget for 1979", The New York Times, 25. Juni 1977, S. 7.

  77. Ebenda. Die Börse traut den Wirtschaftsexperten nicht, die optimistische Prognosen abgeben, und die Börse hat öfter Retht als Unrecht „The Foxes vs. the Heagehog", The Wall Street Journal, 14. Juni 1977, S. 24.

  78. Farnsworth, „Carter Begins Talks ön Tightening Budget for 1979", a. a. O., S. 7.

  79. Jimmy Carter, A Government as Goöd as its Peöple, New York 1977, S. 240.

  80. James T. Wooten, „$34 Billion Tax Cut Signed by President; Returns Simplified", The New York Times, 24. Mai 1977, S. 1, 18.

  81. Clyde H. Farnsworth, „Tax Reform is Getting a Big White House Rush", The New York Times, 22. Mai 1977, S. 1.

  82. Ebenda.

  83. „Transcript of the President’s News Conference on Foreign and Domestic Affaifs“, The New York Times, 13. Mai 1977, S. 12; Clyde H. Farnsworth, „Revenue Loss Seen in Tax Reform Plan", The New York Times, 10. Juni 1977, S. 1.

  84. Thomas E. Mullaney, „The Tax Reform Program: Task and Problems Huge", The New York Times, 10. Juni 1977, S. 1.

  85. Ebenda.

  86. Robert Lekachman, „Jobs, Prices and Energy: Grading Carter's Economic Offensive“, The New Leader, Bd. 60, Nr. 10, 9. Mai 1977, S. 5— 7.

  87. Thomas E. Mullaney, „The Tax Reform Program: Task and Problems Huge", a. a. O., S. 1.

  88. James C. Hyatt, „Labor Striking Out on Capitol Hill“, The Wall Street Journal, 2. Juni 1977, S. 12.

  89. Adam Clymer, „Washington and Business: Senator Long on Tax Reform", The New York Times, 9. Juni 1977, S. 1. Senator Long ist ... „vielleicht der zweitmächtigste Mann" in der Machtstruktur Amerikas, da er das Finanzkomitee des Senats klarer beherrscht als sein Gegenspieler Ullmann das entsprechende Komitee im Haus und da die Durchsetzung aller wichtigen Programme — Energie, Wohlfahrt, Steuerreform, Krankenversicherung und „social security" — von diesen Ausschüssen bearbeitet werden (Adam Clymer, „Senator Long, as Head of Finance Panel, Holds Key to Carter s Legislative Program“, The New York Times, 25. Mai 1977, S. 14.

  90. Harry B. Ellis, „Tax Relief for Middle Incomes Sighted", The Christian Science Monitor, 17. Juni 1977, S. 1, 30.

  91. Grace Lichtenstein, „Dams Are an Endangered Species“, The New York Times, 27. März 1977, S. 3.

  92. John Herbers. „The Carter - Congress Rift May Just Have Started", The New York Times, 27. März 1977, S. 3; Adam Clymer, „President is Wamed by House Democrats", ebenda, 24. Mai 1977, S. 1, 16.

  93. 3A*d*am* *Clymer, „House Panel Defies Carter on Water Projects“, The New York Times, 26. Mai 1977, S. 14.

  94. John Dillin, „Hidden‘ Water Projects Could Cost Billions", The Christian Science Monitor, 3. Juni 1977, S. 1, 24. Oft werden viele Millionen Dollar ausgegeben, um nur einigen wenigen Groß-grundbesitzern bessere Ernten zu ermöglichen, betonte die Redaktion des Wall Street Journal („Vote on the Water Projects“, The Wall Street Journal, 13. Juni 1977, S. 18).

  95. Adam Clymer, „Carter Backers Lose Bid in House to Kill 16 Water Projects", The New York Times, 15. Juni 1977, S. 1.

  96. Ders., „Senate Compromises With Carter on Killing Dams", ebenda, 1. Juli 1977, S. 1; ders., „Senate Panel Seeks Water Compromise", ebenda, 16. Juni 1977, S. 13. Zwar wies Senator Stennis Vorwürfe einer „pork barrel" -Politik entrüstet zurück, doch ließ sich das für diese Politik typische log-rolling" („einer hilft dem anderen") nicht überblicken.

  97. James R. Wagner, „Senate Drops Nine Water Projects", Congressional Quarterly Weekly Reports, Bd. XXXV, Nr. 27, 2. Juli 1977, S. 1338 f.; Martin Tolchin, „Conferees Approve 9 Water Projects“, The New York Times, 21. Juli 1977, S. 11; das Haus gab nach und die Konferenz entschied sich für die kleinere und Präsident Carter genehmere Version dieser „pork-barreI" -Gesetzgebung; ein nicht unbeträchtlicher Erfolg Carters.

  98. Hier handelt es sich nicht um eines der vielen „auf Durchreise“ gegebenen Wahlkampfversprechen, sondern um eine gezielte Erklärung vor dem „Platform Committee“ des demokratischen Parteikonvents; Carter erklärte, „der B-l-Bomber stellt ein exotisches Waffensystem dar, welches

  99. Barry M. Blechman with Robert P. Berman, Martin Binkin and Robert G. Weinland, „Toward a New Consensus in U. S. Defense Policy", in: Henry Owen and Charles L. Schultze, Setting National Priorities: The Next Ten Years, a. a. O., S. 59— 128, 88.

  100. Ebenda, S. 103.

  101. Ebenda. Siehe auch Alexander R. Vershbow, „The Cruise Missile: The End of Arms Control?", Foreign Affairs, Bd. 55, Nr. 1, Okt. 1976, S. 122— 46.

  102. Alton H. Quanbeck and Archie L. Wood, with the assistance of Louisa Thoron, Modernizing the Strategie Bomber Force: Why and How, Washington, D. C., 1976, S. 97; die hier entwickelte klare Ablehnung des B-l-Bomber-Programms muß besonders in Hinsicht auf den’ Druck gewertet werden, der von Seiten des Pentagon ausgeübt wird. Die Frage der „vested interests“ in Amerika wie auch in der Sowjetunion erörtert treffend Ava Myrdal, The Game of Disarmament, New York 1976, S. 11.

  103. Siehe den Spezialbericht der New York Times, „Can Carter Stop the Arms Race?“, The New York Times Magazine, 27. Febr. 1977, S. 15— 19, 26— 36, 54— 55, mit Beiträgen von Walter Laqueur, „Perils of Detente", Richard Barnet, „Promise of Disarmament" und Gerard C. Smith, „Negotiating with the Soviets".

  104. Kenneth H. Bacon, „The B-l Decision: Will Carter Change His Mind?“, The Wall Street Journal, 3. Juni 1977, S. 8.

  105. Ebenda.

  106. „Carter Called , Open to Argument’ on B-l After Talks With Proponents of Bomber", The Wall Street Journal, 8. Juni 1977, S. 3; Bernard Weinraub, „Carter Will Decide This Month on Fate of B-l Bomber", The New York Times, 8. Juni 1977, S. 13; ders., „Two Critics of B-l Conclude Carter is Leaning to Limited Production", The New York Times, 11. Juni 1977, S. 7.

  107. „Carter's B-l Decision“, The Christian Science Monitor, 17. Juni 1977, S. 31.

  108. John Dillin, „Security vs. Credibility in Carter B-l Debate", The Christian Science Monitor, 13. Juni 1977, S. 3; „B-l: The Unneeded Weapon“, The New York Times, 29. Juni 1977, S. 22.

  109. Joseph C. Harsh, „The President and the Bomber", The Christian Science Monitor, 16. Juni 1977, S. 31.

  110. Pat Towell, „House Refuses to Drop Funds for B-l", a. a. O., S. 1354; Bernard Weinraub, „House Votes 243: 178 To Build B-l Plane; Carter Action Near", The New York Times, 29. Juni 1977, S. 1; ders., „Carter to Announce B-l Decision Today; Approval Indicated", The New York Times, 30. Juni 1977, S. 8.

  111. „Der Präsident benimmt sich anders als die meisten Politiker; er wählte den nüchternen Schritt statt den Kompromiß", (Charles Mohr, „Carter in the Role of Manager", The New Yorker Times, 1. Juli 1977, S. 11); als Resultat der Entscheidung wurden grundlegende strategische Machtverschiebungen und Planveränderungen vorhergesagt, (Drew Middleton, „B-l Decision Seen as a Basic Shift in Strategie Doctrine“, The New York Times, 1. Juli 1977, S. 11; Daniel Southerland, „Cruise Missiles Trigger New Questions", The Christian Science Monitor, 5. Juli 1977, S. 3; George J. Keegan jr., „How to Keep the Russians Away", The New York Times, 6. Juli 1977, S. 19). Expräsident Ford reagierte scharf, („Ford Calls B-l Ruling a Mistaken Gamble”, The New York Times, 1. Juli 1977, S. 11); die wirtschaftlich Betroffenen konnten den Schlag kaum fassen, (Robert Lindsey, „Carter's Decision on Bomber Jars Rockwell and Its Workers", The New York Times, 1. Juli 1977, S. 1; Judith Frutig, Aerospace Workers Wait B-l Ripple Effect", The Christian Science Monitor, 5. Juli 1977, S. 1, 7); weiter siehe auch: Bernard Weinraub, „Defense Chief Sees a Saving of Billions By Dropping the B-l", The New York Times, 2. Juli 1977, S. 1; Tom Wicker, „A-l on the B-l", The New York times, 3. Juli 1977, S. 13; Christopher S. Wren, „Soviet Sharpens Criticism of U. S. Plans for Cruise Missile System", The New York Times, 11. Juli 1977, S. 1; „The B-l Decision", The Wall Street Journal, 1. Juli 1977, S. 4.

  112. Pat Towell, „House Refuses to Drop Funds for B-l", a. a. O., S. 1354.

  113. James Baldwin, „An Open Letter to Mr. Carter“, The New York Times, 23. Jan. 1977, S. 17.

  114. Ebenda.

  115. Im Mai 1976 hatte Carter die von den Schwarzen geforderte 25°/oige Beteiligung am Carter-Kabinett als ... „vielleicht ein bißchen zu hoch, vielleicht aber auch ein bißchen zu niedrig'bezeichnet; „Mobilizing the Black Bloc“, Time Magazine, 17. Mai 1976, S. 30— 31.

  116. David E. Rosenbaum, „Civil Rights: An Active White House?", The New York Times, 6. März 1977, S. 2.

  117. David E. Rosenbaum, „New Carter Policy May Require Busing to Get School Funds", The New York Times, 7. Juni 1977, S. 1; R. V. Denne-berg und Caroline Rand Herron, „Mr. Carter on Desegregation", The New York Times, 12. Juni 1977, S. 2.

  118. Mary Eisner Eccles, „Compromise Reached on Labor-HEW Funds, $61, 3 Billion Approved“, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 25, 18. Juni 1977, S. 1200 f„ 1243— 45; dieselbe, „Abortion, Senate Votes Ex-ceptions to Ban", ebenda, Nr. 27, 2. Juli 1977, S. 1340— 44, 1396— 97; Adam Clymer, „Senate Votes to Block Carter From Forcing Schools to Bus Their Pupils", The New York Times, 29. Juni 1977, S. 13.

  119. „Struggling with School Desegregation", The New York Times, 28. Juni 1977, S. 30.

  120. Paul Delaney, „N. A. A. C. P. Aide Says Carter Disappoints Blacks", The New York Times, 28. Juni 1977, S. 12.

  121. A. H. Raskin, „Labour-Rights Groups Friction", The New York Times, 4. Juni 1977, S. 46.

  122. Paul Delaney, N. A. A. C. P. Offical Asserts Labor is Enemy of Minorities", The New York Times, 29. Juni 1977, S. 14; Luix Overbea, „Hook Fires Up NAACP", The Christian Science Monitor, 5. Juli 1977, S. 9.

  123. Barry Hager, „Labor Lost to „Intense’ Target-ed Lobbying“, Congressial Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 13, 26. März 1977, S. 522; Mary Eisner Eccles, „House Rejects Labor Backed Picketing Bill, ebenda, S. 521, 523 f.

  124. James C. Hyatt, „Labor Striking Out on Capitol Hill", The Wall Street Journal, 2. Juni 1977, S. 12; doch bemühen sich Carters Berater, den beträchtlichen Schwund an gewerkschaftlicher Unterstützung durch neue Initiativen wettzumachen. Die Gesetzgebung, die das Rekrutieren von Gewerkschaftsmitgliedern erleichtern soll, wird nach neuesten Berichten die Zustimmung des Präsidenten finden, (Laura Foreman, „Carter is Expected to Back Union Drive for New Labor Laws", The New York Times, 12. Juli 1977, S. 1); eine Kompromißlösung über die Erhöhung des Mindestlohns wird erwartet, (Philip Shabecoff, „Carter and Labor Back a 35 c Rise to Make the Minimum Wage $2, 65", The New York Times, 13. Juli 1977, S. 2).

  125. Jimmy Carter, A Government As Good As Its People, a. a. O., S. 113 f.

  126. David E. Rosenbaum, „It is Much Easier to Criticize Welfare Than to Reform it“, The New York Times, 1. Mai 1977, S. 2.

  127. Ebenda.

  128. Adam Clymer, „McGovern Charges Carter Has Broken Economic and Welfare Pledges", The New York Times, 8. Mai 1977, S. 14; David E. Rosenbaum, „Moynihan Criticizes Carter on Welfare“, The New York Times, 13. Mai 1977, S. 13.

  129. David E. Rosenbaum, „Carter Reaffirms Welfare Ceiling Despite Warnings“, The New York Times, 27. Mai 1977, S. 11; ders., „Califano Outli-nes Welfare Aid Linked to Job Requirement", ebenda, 26. Mai 1977, S. 1, 18; ders., „Carter Aides Predict a Savings of Billions in New Welfare Plan", ebenda, 2. Juni 1977, S. 1, 15; von Seiten des Unternehmertums wird der Arbeitszwang für Arbeitsfähige zwar begrüßt, doch wird auf die unzähligen Schwierigkeiten hingewiesen, die einem solchen System im Wege stehen, (Leslie Lenkows-ky, „The Gaps in Carter's Welfare Plan", The Wall Street Journal, 7. Juli 1977, S. 12).

  130. Joseph A. Califano (Secretary of Health, Edu-cation and Welfare) und Ray Marshall (Secretary of Labor), bemühen sich, die hartnäckigsten Mythen über die Gründe, das Ausmaß und die Konsequenzen des „Wohlfahrtsschummels" zu zerstreuen (David E. Rosenbaum, „Officials Are Up Against the Myths of Welfare", The New York Times, 22. Mai 1977, S. 3).

  131. -David E. Rosenbaum, „Much More Than Dollars Figure in Welfare Costs", The New York Times, 26. Juni 1977, S. 3.

  132. Edward Cowan, „Carter Asks Tax Rises, Funding Shift to Ease Social Security Drain, The New York Times, 10. Mai 1977, S. 1, 20; Rückblick und Ausblick liefert Martin Feldstein, „Pacing the Social Security Crisis", The Public Interest, Spring 1977.

  133. Ebenda.

  134. „More on Social Security', The Wall Street Journal, 24. Juni 1977, S. 10; Michael C. Jensen, „Carter Payroll Tax Plan is Opposed by Business", The New York Times, 11. Mai 1977, S. 7; auch Expräsident Ford war rasch mit seiner Kritik zur Hand und bezeichnete Carters Plan als „einen der gefährlichsten und kurzsichtigsten Pläne, die ich mir vorstellen kann", The New York Times, 25. Mai 1977, S. 19.

  135. Craig R. Whitney, „Social Security Major Issue Troubling West", The New York Times, 17. Mai 1977, S. 1, 14; David R. Francis, „Friedman Examines Social Security Concepts", The Christian Science Monitor, 6. Juni 1977, S. 36.

  136. Aber auch auf weite Sicht bezweifelt der Vorsitzende des wichtigen „Ways and Means" -Ausschusses des Repräsentantenhauses, Al Ullmann, die Ratsamkeit einer weiteren Belastung des „einfachen Mannes“ durch die Finanzierung von „Social Security" mit Hilfe der Einkommensteuer. Vielmehr deutete er die Möglichkeit der Einführung einer in Amerika bislang verpönten bundesweiten Mehrwertsteuer an (Edward Cowan, „Calisano Says Shift on Social Security Could be Permanent", The New York Times, 11. Mai 1977, S. 1, 18); doch lehnte Carters „Secretary of the Treasury“, Blumenthal, die Einführung einer „Mehrwertsteuer, Verbrauchersteuer, oder anderer exotischer Möglichkeiten* kategorisch ab („Blumenthal Outlines Choices Carter Faces for Tax Package", The Wall Street Journal, 30. Juni 1977, S. 2).

  137. Controlling Hospital Costs", The New York Times, 20. Febr. 1977, S. 2.

  138. James T. Wooten, „Carter Renews Vow for U. S. Health Plan", The New York Times, 18. Mai 1977, S. 15.

  139. David E. Rosenbaum, „Kennedy Backs Curb on Hospitals'Costs", The New York Times, 25. Mai 1977, S. 13; Les Ledbetter, „Califano’s Cri-ticism Challenged by A. M. A.', The New York Times, 21. Juni 1977, S. 17; Joann S. Lublin, „A. M. A. Focuses on Health-Care Cost Crisis and Labor Or-ganizing by Young Doctors", The Wall Street Journal, 24. Juni 1977, S. 6. .

  140. Joann S. Lublin, „Hospital Costs and Federal Control", The Wall Street Journal, 13. Juni 1977, S. 18.

  141. Carters „Commissioner of Education“, Ernest L. Boyer, „gibt jedoch zu, daß wegen der Entschlossenheit der Carter-Regierung, den Staatshaushalt auszugleichen, , wir nicht bereit sind, uns zu neuen Richtungen zu verpflichten’, die substantiv erhöhte Ausgaben notwendig machen würden ... Gelder für neue Programme können wahrscheinlich nur durch das schrittweise Ausscheiden oder die Umstellung bestehender Programme beschafft werden.“ (Cheryl M. Fields, „Washington's Top Two in Education", The Chronicle of Higher Education, Bd. XIV, Nr. 18, 11. Juli 1977, S. 3); Carters Wahlkampfversprechen, ein Bundeserziehungsministerium zu schaffen und die Dienlichkeit einer solchen Einrichtung erörtert Gerald E. Srou-fe, „The Case Against a Federal Department of Education", The Phil Delta Kappan, April 1977.

  142. Jimmy Carter, „I Intend to Win", Ansprache vor Studenten der Florida State University, 25. Sept. 1976, in: A Government As Good As Its People, a. a. O., S. 61.

  143. The Executive Office of the President, Energy Policy and Planing, National Energy Plan, Washington, D. C., 1977.

  144. Bob Rankin, »Energy Department: Key House Change", Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXXV, Nr. 23, 4. Juni 1977, S. 1099 f.

  145. Hedrick Smith, »Carter to Date: A Moderate Centrist, Active Idealist", The New York Times, 24. April 1977, S. 1.

  146. „Energy: The Early Bursts of Resistance“, The New York Times, l. Mai 1977, S. 2; nun soll Carter sich entschlossen haben, die aus erhöhten Benzinsteuern anfallenden Mehrbeträge zur Verbesserung der öffentlichen Massenverkehrseinrichtungen zu benutzen (Steven Rattner, „Carter Re-ported Agreeing to Seek Gasoline Tax Rise of up to 5 Cents", The New York Times, 20. Juli 1977, S. A 1, B 2).

  147. Alexander Cockburn und James Ridgeway, „Carter's Powerless Energy Policy“, The New York Review of Books, 26. Mai 1977, S. 31— 36.

  148. „Mr. Carter’s OPEC Subsidy", The Wall Street Journal, 13. Juni 1977, S. 18; „Jimmy Carter on the Run“, The Wall Street Journal, 14. Juni 1977, S. 24. Das Wall Street Journal kritisiert Carters Wortbrudi, der er die Wahl in Texas und Louisiana mit seinem Versprechen, die Naturgaspreise zu verändern, gewonnen habe.

  149. Peter C. Stuart, „Haw Carter Energy Plan is Faring", The Christian Science Monitor, 16. Juni 1977, S. 1, 19.

  150. Enttäuscht ließ Carter sich zu Äußerungen hinreißen, die unlauteren Einfluß von Seifen der Industrie auf die Gesetzgeber beklagten (Charles Mohr, „President Suggests Energy Industries Swayed Legislators", The New York Times, 11. Juni 1977, S. 1, 32).

  151. Senator Robert C. Byrd, der Führer der demokratischen Majorität, riet Carter, die Beanstandungen seines Energieprogramms durch den Kongreß hinzunehmen, da es einige unbrauchbare Ideen enthalte und zum Teil auf unklaren Vorstellungen beruhe (Edward Cowan, „Carter Energy Plan Termed in Fair Shape“, The New York Times, 12. Juni 1977, S. 26). Daß die Energiekrise in starkem Masse ein politisches Problem ist und daß es lange Jahre dauern wird, bevor die notwendige Umerziehung beendet ist, stand schon vor Carters Wahl fest (Amory B. Lovins, „Energy Strategy:桥⁒潡搠乯琠呡步渿∬⁆敩杮⁁晦慩牳Ⱐ䉤⸠㔵Ⱐ乲⸠ㄬ⁏歴⸠ㄹ㜶Ⱐ匮‶㕼— 96).

  152. „Only About Half of Public Knows U. S. Has to Import Oil, Gallup Survey Shows", the New York Times, 2. Juni 1977, S. 17.

  153. Siehe z. B. die vollseitige Anzeige der Monil Ölgesellschaft in der New York Times, die „jene” herausforderte, die von der Unvermeidbarkeit einer langfristigen Energieknappheit sprechen und das Vorhandensein „reichlicher Energiequellen" behauptete (13. Juli 1977, S. 20).

  154. Die Vielseitigkeit der Opposition zu Carters Energieprogramm ergibt sich aus einer (unvollständigen) Liste der Gegner: Nicht nur die Automobilproduzenten und Gewerkschaften sowie die Energie-Industrien, sondern auch mächtige 뽖 Statt sich der sogleich lautstark vorgetragenen Einwände des Kongresses gegen die von ihm vorgeschlagenen Sparmaß-nahmen zu beugen, ging Carter zum Angriff über und erhöhte die Anzahl der in Frage gestellten Projekte von 19 auf 30. Damit hob ein geradezu klassischer Konflikt an, der eventuell durch einen Kompromiß beendet werden sollte. Präsident Carter benutzte die Gelegenheit, als umweltschutzbedachter und von der Washingtoner Kamarilla unabhängiger Präsident zu erscheinen, während die Kongreßmitglieder sich unverblümt für die Interessen ihres Heimatstaates einsetzten. Auf Carters Vetoandrohung antwortete der Sprecher des Repräsentantenhauses, O'Neill, daß Carter die Unterstützung des Kongresses benötige und daß weder Kennedy noch Johnson die Veto-waffe gegen einen demokratischen Kongreß benutzt hätten, und daß der Kongreß das Veto eines demokratischen Präsidenten selbst nur äußerst ungern überstimmt sähe 97). Trotz O’Neills Rat an alle, die Konfrontierung zu vermeiden und das bisher in Zusammenarbeit Geschaffene zu schätzen, spitze sich die Lage immer mehr zu 98). Als sich herausstellte, daß in der Gesetzesvorlage Staatsgelder für 53 weitere Projekte vorgesehen waren, die die Steuerzahler in künftigen Haushaltsjahren weitere 5 Milliarden US-Dollar kosten konnten, schien der Zusammenstoß unvermeidlich 99). Zwar verlor Carter die entscheidende Abstimmung im Haus (194 : 218), doch konnte er die Niederlage als einen Sieg betrachten, da die Befürworter der Wasserbauvorhaben die Zweidrittelmehrheit zur Uberstimmung seines Vetos nicht erreich-

  155. William Lee Miller, »The Yankee From Georgia“, The New York Times Magazine, 3. Juli 1977, S. 16— 20, 35. Godfrey Sperling jr., »Rural Pride in Jimmy Carter“, The Christian Science Monitor, 13. Juni 1977, S. 27; die Tradition der Selbsthilfe des Südens kämpft in Carter mit seiner Neigung, den Armen des Landes Beistand zu leisten. (Hedrick Smith, „Carter’s Political Dichotomy“, The New York Times, 16. Juli 1977, S. 22); anläßlich einer Pressekonferenz wurde erwähnt, daß reiche Frauen sich Abtreibungen erlauben können, während die Armen ohne Regierungsunterstützung unfähig sind, dieselbe Hilfeleistung zu erhalten. Carter verteidigte seine Weigerung, Regierungsgelder für medizinisch nicht als angebracht betrachtete Abtreibungen zur Verfügung zu stellen mit dem Hinweis, daß es im Leben viele Ungerechtigkeiten gebe, daß er es jedoch nicht für die Aufgabe der Regierung halte, in solchen Dingen für Ausgleich zu sorgen („News Conference Text“, Congressional Quarterly Weekly Report, Bd. XXXV, Nr. 29, 16. Juli 1977, S. 1465— 68).

  156. »The Carter Presidency“, The Wall Street Journal, 30. Juni 1977, S. 12.

  157. Joseph C. Harsh, »The Anatomy of a Carter Democrät“, The Christian Science Monitor, 28. Juni 1977, S. 31. Harsh definiert den „Carter Demokraten" als einen Menschen, der nicht zur Rechten, noch zur Linken, noch zur Mitte gehört und das öffentliche Interesse über die Spezialinteressen stellt.

  158. »Man of the Year:, I’m Jimmy Carter and...“, times Magazine, 3. Jan. 1977, S. 11— 22; Christopher Lydon, „Carter Revealed: He's a Rok-kefeller Republican", The Atlantic Monthly, Juli 1977, S. 50— 57.

  159. Tom Wicker, „Grover Cleveland Redivivus", The New York Times, 3. Juni 1977, S. 23; Wicker meint, daß Carter Clevelands Muster folgt und daß Cleveland der letzte demokratische Präsident war, der das Vertrauen der Geschäftswelt behielt. Arthur Schlesinger jr. wunderte sich über die Entrüstung, die Carters Wirtschaftspolitik in Gewerkschaftskreisen hervorrief, da man doch wohl etwas anderes von diesem möglicherweise konservativsten demokrat. Präsidenten seit Cleveland nicht erwarten könne (Arthur Schlesinger jr., „Jimmy Carter, an Original“, Besprechung von „A Government As Good As Its People“, The New York Times Book Review, 5. Juni 1977, S. 1, 38— 39.

  160. Daniel Southerland, „Rise of the Carter Optimists", The Christian Science Monitor, 10. Juni 1977, S. 1, 34.

  161. Alan L. Otten, „Politics and People; Tilting Right?“, The Wall Street Journal, 7. Juli 1977, S. 13; für diesen Korrespondenten besteht kein Zweifel über den Rechtstrend in der amerikanischen Politik, der alle Schichten der Bevölkerung einbeziehe. Arthur Schlesinger jr. beschuldigt Carter der absichtlichen „Mystifizierung" der Leute, was „als Regierungstechnik seine Grenzen hat, es sei dann, man ist ein de Gaulle ...'(„The Politics of Confusion“, The Wall Street Journal, 6. Juni 1977, S. 16).

Weitere Inhalte

Ernest A. Menze, geb. 192? in Bremen; Ph. D., Professor für Geschichte am Jona College, New Rochelle, N. Y. Veröffentlichungen u. a.: Land der begrenzten Möglichkeiten. Eine Amerika-kunde, Heidelberg 1975 (UTB 270); zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Über-setzungen; ständiger Amerikakorrespondent der Zeitschrift Tribüne.