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Moderne Geschichtswissenschaft und Technik | APuZ 30/1979 | bpb.de

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APuZ 30/1979 Artikel 1 Zum Exodus Jugendlicher Jugend und Militär Zur Sozialgeschichte militärischer Erziehungsinstitutionen in Deutschland Moderne Geschichtswissenschaft und Technik

Moderne Geschichtswissenschaft und Technik

Alfred Heggen

/ 34 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die moderne Geschichtswissenschaft wird seit einigen Jahren von einer Anzahl Historikern in der Bundesrepublik Deutschland als „Historische Sozialwissenschaft''verstanden, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben des Menschen und die Bedingungen seines Handelns vor dem Hintergrund der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse zu erforschen. In diesem Rahmen bemüht sich die Technikgeschichte um eine Beschreibung und Analyse der sozialen Funktion und Bedingtheit der Technik insbesondere seit der Mitte des 18. Jahrhunderts: Sie ist damit als ein Teil der Sozialgeschichte mit dem besonderen Gegenstandsbereich der Technik definiert. Dabei befaßt sich die Technikgeschichte nicht vornehmlich mit den technisch-wirtschaftlichen Entwicklungen an sich, sondern stellt die Frage nach dem „Warum", nach den sozio-ökonomischen, politischen und organisatorischen Bedingungen und Motiven einer technischen Neuerung (Innovation) sowie nach ihrer Verbindung mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen. Ziel der technikgeschichtlichen Forschung ist es, die Rolle der Technik vornehmlich für die Geschichte der Industrialisierung stärker herauszustellen und im wechselseitigen Kontakt mit der Wirtschafts-und Sozialgeschichte einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Analyse der geschichtlichen Wandlungen des 19. und 20. Jahrhunderts zu leisten. Der weitere Ausbau technischer Museen und die Erhaltung technischer Kulturdenkmäler finden in der Öffentlichkeit zunehmend breitere Resonanz, und auch dem Geschichtsunterricht bieten sich Möglichkeiten, die historische Dimension unserer heutigen technisierten Umwelt darzustellen, um so dem Schüler ein angemessenes Gegenwartsbewußtsein zu vermitteln.

I. Einleitung

Der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler prägte 1973 den. Begriff „Geschichte als Historische Sozialwissenschaft" und verkündete damit programmatisch einen neuen Ansatz in der deutschen Geschichtswissenschaft: Nicht mehr das herkömmliche Verständnis einer „verstehenden" Geisteswissenschaft sollte das „erkenntnisleitende Interesse" der Historiker sein, vielmehr definiert die „Historische Sozialwissenschaft" ihren Erkenntnisbereich als die Wissenschaft von der Veränderung des Menschen in seinen gesellschaftlichen Verhältnissen in der historischen Zeit. Alle Bereiche menschlicher Erfahrung und menschlichen Handelns wurden damit zum Gegenstand historischer Forschung, wie auch Theorien der Sozialwissenschaften in die Frage nach den geschichtlichen Zuständen und ihren Wandlungsprozessen einbezogen wurden. In einem 1977 erschienenen Sammelband „Historische Sozialwissenschaft" finden sich Überlegungen zur Bevölkerungsgeschichte, zur historischen Bildungsforschung und zur Gesellschaftsgeschichte der Familie, und die von Wehler seit 1975 herausgegebene Zeitschrift „Geschichte und Gesellschaft — Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft" befaßte sich u. a. schwerpunktmäßig mit Themen wie „Soziale Schichtung und Mobilität in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert", „Sozialer Protest", „Religion und Gesellschaft im 19. Jahrhundert", „Analyse sozialer Strukturen", „Sozialgeschichte der Technik" und „Arbeiterkultur im 19. Jahrhundert". Diese und andere einzelne Aspekte sollen schließlich münden in eine Erklärung der Struktur und der Entwicklung des gesellschaftlichen Ganzen. Das konnte bislang aber noch nicht geleistet werden.

In diesem neuen geschichtswissenschaftlichen Konzept nimmt die Entwicklung der Technik — vornehmlich im Zeitalter der sogenannten Industriellen Revolution — eine wichtige Stellung ein. Die Mechanisierung bereits bestehender Produktionszweige (z. B. Tuchherstellung) und die Veränderung der Produktionsorganisation (Handwerk/Manufaktur/Fabrik) sowie das Aufkommen ganz neuer« industrieller Sektoren (Elektrotechnik, Chemie u. a.) veränderten das gesamte soziale, wirtschaftliche und auch soziokulturelle Leben der Menschen im 19. und 20. Jahrhundert nachhaltiger als vieles andere, z. B. als politische Ereignisse.

Die historische Einzigartigkeit des Industrialisierungsprozesses in Westeuropa und Amerika seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ließ schon früh die Frage nach den Ursachen dieses Phänomens aufkommen. Der Soziologe und Wirtschaftshistoriker Max Weber formulierte 1905 seine bis heute vieldiskutierte These vom Zusammenhang zwischen der „protestantischen Ethik" und der „kapitalistischen Wirtschaftsgesinnung". Doch sind sich die Historiker noch längst nicht einig über die Frage, „wer Prometheus entfesselte". Diese Einigkeit wird auch wohl dann erst zu erzielen sein, wenn die Geschichtswissenschaft im Sinne der oben definierten „Historischen Sozialwissenschaft" weitere Ergebnisse über dieses Problem vorlegt.

Das Interesse an technikgeschichtlichen Fragen ist im letzten Jahrzehnt spürbar gewachsen. Neben einer breiter werdenden Forschungstätigkeit im universitären Rahmen findet die Erhaltung technischer „Kulturdenkmäler" einen spürbaren öffentlichen Widerhall. Und nicht zuletzt rückte 1977 der Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte — Sozialgeschichte des Alltags" mit dem Thema „Arbeitswelt und Technik im Wandel" die Technikgeschichte stärker in den Mittelpunkt des Interesses.

II. Die „ältere Technikgeschichte" als Wissenschaftsdisziplin

Die Anfänge des Faches Technikgeschichte liegen an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert der Göttinger Professor Johann Beckmann (1739— 1811) stellte das Fach Technologie in den Rahmen der Kameralwissenschaften und veröffentlichte in diesem Zusammenhang auch ein fünfbändiges Werk „Beyträge zur Geschichte der Erfindungen" Zur gleichen Zeit formulierte der Göttinger Historiker und Publizist August Ludwig Schlözer (1735 bis 1809) daß technische Erfindungen eine ähnliche Bedeutung hätten wie politische Ereignisse Johann Heinrich Moritz von Poppe (1776— 1854) und Karl Karmarsch (1803 bis 1879) untersuchten in ihren wissenschaftsgeschichtlichen Veröffentlichungen die Entwicklung von Technik und Technologie als Wissenschaftsdisziplin. Den beiden letztgenannten Untersuchungen ist gemeinsam, daß sie die Entwicklung technischer Erfindungen technikimmanent betrachten und die Wechselbeziehungen zum sozio-ökonomischen Umfeld außer acht lassen.

Die vereinzelten Anfänge der Technikgeschichte im 19. Jahrhundert verdichten sich um die Wende zum 20. Jahrhundert zu einem eigenen Forschungsfeld, das aber weniger von Vertretern der Geschichtswissenschaft als von Ingenieuren bearbeitet wird Neben mehreren wichtigen Einzelstudien zu technologischen Leitsektoren des 19. Jahrhunderts (Dampfmaschine, Eisen-und Stahlgewinnung, Maschinenbau) erschienen seit 1909 auch zwei Zeitschriften ausschließlich zur Technik-und Naturwissenschaftsgeschichte Dieser Höhepunkt einer technikimmanent ausgerichteten Technikgeschichte ist besonders mit der Person Conrad Matschoß verbunden, der aber schon die Einbindung technikhistorischer Erkenntnisse in die „große Geschichte der menschlichen Kultur" forderte, ohne daß jedoch aus diesem Postulat Konsequenzen gezogen wurden.

Diese Bedeutung der Technik im gesamtgesellschaftlichen Prozeß hatte allerdings schon Karl Marx (1818— 1883) in historischer Perspektive erfaßt: „Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den urmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen." Die Produktivkraft Maschine wird in Marx’ Theorie zum entscheidenden Faktor beim Übergang zur kapitalistischen Produktionsweise, die Theorie des historischen Materialismus als Modell für die historisch zwangsläufige Entwicklung zum Sozialismus basiert auf der entwickelten Produktivkraft Technik, kurz, alle sozio-ökonomischen Veränderungsprozesse beruhen nach Marx auf einer Weiterentwicklung der Produktivkräfte

Ganz allgemein rückt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Technik als gesellschaftsverändernde Kraft stärker in das öffentliche Bewußtsein — eine Folge der technischen, ökonomischen und sozialen Umwälzungen der „Industriellen Revolution". Eine faszinierte Technik-und Zukunftsgläubigkeit greift um sich, wie sie der Dichter Arno Holz 1885 formuliert „Mir schwillt die Brust, mir schlägt das Herz Und mir ins Auge schießt der Tropfen, Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen Auf Stahl und Eisen, Stein und Erz.

Denn süß klingt mir die Melodie aus diesen zukunftsschwangern Tönen. Die Hämmer senken sich und dröhnen: schau her, auch dies ist Poesie!" — Als Gegenbewegung entsteht eine dezidierte Kultur-und Zivilisationskritik, wie sie beispielsweise bei Oswald Spengler oder bei dem Dichter Georg Heym anklingt . Doch insgesamt überwiegt um die Jahrhundertwende die Apologie der Technik, was sich an einer bislang von den Technikhistorikern vernachlässigten Quellengruppe zeigen läßt: der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer populärer werdenden Science-Fiction-Literatur . War die Technik in den utopischen Staats-romanen des 16. bis 18. Jahrhunderts eher Bei-werk eines Idealstaates, so wird sie in den Science-Fiction-Romanen zur Grundlage der Handlung. Die Bücher von Jules Verne, Kurd Laßwitz und H. G. Wells dokumentieren vor dem Hintergrund einer wachsenden Leserschaft ein verändertes gesellschaftliches Verhältnis zur Technik. Nicht allein der Inhalt der Romane spiegelt Zukunfts-und Fortschrittsgläubigkeit (wobei man etwas differenzieren muß), sondern noch mehr das wachsende Leserinteresse an dieser Gattung Literatur.

Die schon erwähnte antitechnische Kulturkritik drückte sich u. a. in einer Aversion gesell-schaftlicher Führungsgruppen in Deutschland gegenüber Technikern und Technik aus wie sie z. B.der Eisenbahningenieur Max Maria Freiherr von Weber beschrieb Soziale Mißachtung des Technikers und die vermeintliche „Dämonie der Technik" sind zwei wichtige Faktoren, die das soziale Selbstverständnis des Ingenieurs belasteten

Hier liegen die Gründe, warum gerade zu diesem Zeitpunkt — um die Jahrhundertwende — die Technikgeschichte sich als Wissenschaftsdisziplin etabliert, jedoch nicht als Teilbereich der Geschichtswissenschaft, sondern, von ihr nahezu unbeachtet, als eigenständige, von Ingenieuren betriebene Forschungsrichtung

1. Die Techniker schrieben die Geschichte ihres eigenen Faches, um den Stellenwert von Technik und Technologie im Rahmen der Entwicklung der menschlichen Kultur bzw. Zivilisation herauszustellen.

2. Damit wird auch der Beitrag der Techniker als Berufsstand zur Entwicklung der modernen Industriegesellschaft dokumentiert. Es handelt sich hierbei um den Versuch, die soziale Stellung des Technikers in der wilhelminischen Gesellschaft durch das Aufzeigen der vergangenen und gegenwärtigen Leistungen zu stärken. 3. Die Technikgeschichte sollte den Technikern helfen, in der Auseinandersetzung mit der Technik der Vergangenheit und deren Leistungen Vertrauen in die zukünftigen Möglichkeiten zu gewinnen. Der in allen technikhistorischen Spezialdarstellungen mehr oder minder mitschwingende Fortschrittsglaube verdeutlicht dies.

Eine Integration dieses neuen Forschungsansatzes in die Geschichtswissenschaft gelang auch deshalb nicht, weil die historische Forschung dieser Zeit unter dem Primat der politischen Geschichte stand und sich gegenüber wirtschafts-, sozial-und kulturgeschichtlichen Ansätzen ablehnend verhielt, wie der bekannte Lamprecht-Streit zeigt Einzig Franz Schnabel räumte in seiner „Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert" (1934) der Technik einen wichtigen Platz ein

Die Integration der Rolle der Technik in die allgemeinen historischen Prozesse und die strukturelle Verknüpfung zu Wirtschaft, Politik und Sozialsystem zu vollziehen, den Stellenwert der Technik in der Geschichte, vornehmlich bei der Ausbildung der modernen westeuropäischen Industriegesellschaft, zu bestimmen, bleibt die Aufgabe einer noch zu definierenden modernen Technikgeschichtsforschung.

III. Gegenstand und Methodologie der modernen Technikgeschichte

Der Stand der Theoriediskussion über die Problemfelder, Fragestellungen und methodischen Wege der neueren Technikgeschichte ist bis heute mit dem Attribut einer „reflektierten Vorläufigkeit" zu bezeichnen. Folgende Aspekte bedürfen einer genauen Klärung, bevor der Aufgabenbereich der Technikgeschichte überhaupt klar eingegrenzt werden kann: 1. Was ist unter dem Begriff „Technik" zu verstehen, wo liegen die Abgrenzungen zur Naturwissenschaft, wo die Verbindungen zur Wirtschaft? 2. Die Frage „Welche Rolle spielt die Technik im historischen Prozeß?" ist unvollständig formuliert. Gefragt werden muß nicht nur, was gemacht und wie etwas gemacht wurde, sondern vor allem, warum technische Entwicklungen vonstatten gehen Damit wird die Position der älteren Technikgeschichte — der bloß beschreibende Nachvollzug der technischen Entwicklung, die nur allzuleicht als Erfolgsgeschichte des technischen Fortschritts verstanden wurde — überwunden. Die Frage nach den Gründen für technische Neuerungen führt unweigerlich zu außertechnologischen Aspekten, deren wichtigster m. E. das ökonomische Motiv ist. 3. In dem Wort „Technik-Geschichte" kommen zwei traditionell unterschiedliche Wissenschaftsbereiche mit unterschiedlichen erkenntnistheoretischen und erkenntnisleitenden Prämissen zusammen: die exakte Natur-und Technikwissenschaft und die Geisteswissenschaft. Die Verständigung zwischen beiden Bereichen ist wegen der unterschiedlichen Denk-und Arbeitsmethoden, der Fachsprache und der häufig unterschiedlichen gesellschaftlichen Einschätzung des eigenen Tuns problematisch Das erschwert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Historikern und Ingenieurwissenschaftlern, die zur Aufarbeitung technikhistorischer Probleme unabdingbar ist, denn der Historiker bedarf der exakten technisch-technologischen Interpretation von technikgeschichtlichen Quellen, die er aufgrund seiner Ausbildung gar nicht leisten kann; demgegenüber ist der Ingenieur-wissenschaftler nicht mit den Methoden der Geschichtswissenschaft vertraut, und er wird dazu neigen — wie die ältere Technikgeschichte ja ausreichend belegt —, nur technikimmanente Entwicklungen von Entdeckungen, Erfindungen und Innovationen darzustellen, ohne den Versuch einer Integration in die allgemeine Sozialgeschichte zu machen.

Ideal wäre natürlich eine Spezialausbildung, die die genaue Kenntnis einer technischen Dis-ziplin vermittelt und zudem noch ein umfassendes historisches Studium umfaßt. Doch das scheint praktisch undurchführbar. So bleibt nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Historikern und Ingenieuren zu intensivieren, um fachlichen Dilettantismus zu vermeiden.

Schon die Frage nach dem Gegenstand der Technikgeschichte läßt sich nur schwer beantworten: Wie definieren wir den Begriff „Technik"? überholt ist sicherlich die Definition „angewandte (Natur-) Wissenschaft denn sie gibt nur völlig unzureichend den Sachverhalt wieder. George H. Daniels umschreibt den Begriff „Technologie" zu Recht folgendermaßen: „Zunächst wollen wir für unsere Zwecke Technologie nicht als , Art und Weise, wie Dinge getan oder hergestellt werden', definieren; vielmehr verstehen wir unter Technologie außer diesem auch noch, warum Dinge überhaupt hergestellt werden und warum sie auf diese Weise und nicht auf einem möglichen anderen Wege hergestellt werden, und schließlich, was diese Unterschiede . . . für eine bestimmte Gesellschaft bedeuten."

Während also Technologie das Wissen um die Funktion und die Auswirkungen von Maschinen und Werkzeugen meint, bezeichnet das Wort „Technik" mehr die realen Manifestationen der Technologie, also die Maschinen und Arbeitsmittel selbst

Die Frage nach der Rolle der Technik im historischen Prozeß der gesellschaftlichen Totalität umfaßt daher ein ganzes Problembündel: Einerseits muß der Technikhistoriker den Zustand der Produktivkraftentwicklung zu einem bestimmten Zeitpunkt beschreiben, die Maschinen und Arbeitsgeräte im Produktionsprozeß; zum zweiten muß er fragen, welche naturwissenschaftlichen Vorbedingungen diesen Zustand ermöglicht haben und welche außer-technischen Motive der Einführung einer Technologie zugrunde liegen (z. B. Gewinnerwartung durch „Füllen einer Marktlücke"); als drittes muß analysiert werden, welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Konsequenzen sich ergeben. Dabei darf nicht un-berücksichtigt bleiben, daß ökonomische oder soziale Veränderungen ihrerseits wieder Veränderungen in der Produktivkraftentwicklung verursachen. Insofern ist die Technik Subjekt und Objekt gesellschaftlichen Wandels. Sie beeinflußt den sozialen Zustand bzw. Veränderungsprozeß an einer zentralen Stelle: der Arbeitsorganisation. 1. Die Etablierung der modernen Technik-geschichte in der Bundesrepublik Deutschland 1965 die internationale Forschung seit und Das Jahr 1965 markiert den Beginn der „modernen" Technikgeschichtsforschung in der Bundsrepbulik Deutschland: In diesem Jahr erschien wieder, herausgegeben von Wilhelm Treue, einem bekannten Vertreter der deutschen Technik-und Unternehmensgeschichte, und Friedrich Klemm, dem Leiter der Forschungsstelle für die exakten Naturwissenschaften am Deutschen Museum in München, die Zeitschrift „Technikgeschichte" als Fortsetzung der zwischen 1909 und 1941 erschienenen „Technikgeschichte, Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie". Im Vorwort wird das Erkenntnisziel der neu zu etablierenden Wissenschaft formuliert: „Die Zeitschrift veröffentlicht Beiträge über die geschichtliche Entwicklung der Technik und Industrie sowie deren naturwissenschaftliche Voraussetzungen. Es ist ihr Ziel, die Gebiete in die Darstellung der allgemeinen Geschichte einzuordnen." Diese Zielformulierung blieb bis 1976 bestehen, obwohl sie schon längst nicht mehr den theoretischen Erkenntnisstand der Technikgeschichte widerspiegelte, wie sie auch die Herausgeber der Zeitschrift verstehen Von daher war eine Neuformulierung auf der Basis der bisher erreichten Theorie-diskussion unbedingt nötig. In ihr wurde die Verknüpfung von Technik, Wirtschaft, Sozial-system und Politik wesentlich stärker akzentuiert.

Doch auch die jetzige Zielformulierung: „Die Zeitschrift veröffentlicht Beiträge über die geschichtliche Entwicklung der Technik in ihren wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen" — ist noch zu ungenau. Eine Präzisierung könnte lauten: Die Technikgeschichte befaßt sich mit der Entwicklung der Arbeitsgeräte und -prozesse, den Gründen, Abläufen solcher Folgen Entwicklungen. faßt und Sie insbesondere die naturwissenschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Vorbedingungen und Begleitumstände ins Auge. Ihr Ziel ist es, die Bedeutung der Technik im Rahmen einer allgemeinen Gesellschaftsgeschichte herauszuarbeiten.

Die moderne Theoriediskussion, begonnen 1965 mit einem Aufsatz von Wilhelm Treue ist noch nicht abgeschlossen, obwohl die methodologischen und theoretischen Vorüberlegungen schon einen beachtlichen Umfang angenommen haben Eine Bestandsaufnahme, jedoch mit einigen Lücken bzw. Verkürzungen, bietet Rammert in seinem Forschungsbericht 1975 Insgesamt läßt sich feststellen, daß bislang noch keine durchgebildete und einheitliche Theorie und Methodologie der Technikgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland existiert, die zu Forschungszwek-ken operationalisiert werden könnte. Nichtsdestoweniger ist die Zahl der Monographien und Aufsätze, die den Problemkreis Technik und Geschichte zum Gegenstand haben, nahezu unübersehbar. Dabei überwiegen zwar bei weitem die Darstellungen, welche die geschichtliche Entwicklung von Maschinen bzw. Werkzeugen und deren naturwissenschaftliche Vorbedingungen behandeln, doch bahnt sich — wie man bei der Sichtung des Aufsatz-und Rezensionsteils der Zeitschrift „Technikgeschichte" erkennt — hier seit einigen Jahren ein Wandel an

Rammert unterscheidet in der bisherigen technikhistorischen Literatur drei Ansätze:

1. Instrumenten-und verfahrensgeschichtlicher Ansatz, 2. ideen-und kulturgeschichtlicher Ansatz (Technik und soziokulturelle Entwicklung), 3. wirtschafts-und sozialgeschichtlicher Ansatz (im Zentrum steht die Innovationsproblematik). Zum jetzigen Zeitpunkt wird der letzte Ansatz von den Vertretern des Faches Technikgeschichte mehr und mehr in den Mittelpunkt der Theoriediskussion gerückt, mit dem Ziel der Ausdifferenzierung und Operationalisierung für weitere Forschungen. Erfolgversprechend erscheint diese Fragerichtung schon deshalb, weil sie die sachlich unabdingbare Verknüpfung zur Wirtschafts-und Sozialgeschichte betont. Auf der anderen Seite muß unterstrichen werden, daß auch rein Instrumenten-bzw. verfahrensgeschichtliche Untersuchungen wertvolles Basismaterial für die dritte Fragestellung bieten. Es gibt in den deutschen Archiven, insbesondere im Zentralen Staatsarchiv Merseburg (DDR), noch Tausende unausgewerteter Akten rein technischen Inhalts deren Aufarbeitung nach technischen und wirtschaftlichen bzw. unternehmensgeschichtlichen Aspekten Voraussetzung für eine umfassende Geschichte der Technik im Rahmen der Gesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts ist.

Der Stand der internationalen Technikgeschichtsforschung ist unterschiedlich In den USA kam es 1958 zur Gründung der „Society for the History of Technology", deren Fachzeitschrift „Technology and Culture" seit 1960 eine international herausragende Stellung einnimmt. Die der Intensivierung amerikanischen „History of Technology" fällt nicht zufällig in den Zeitraum des beginnenden Raketen-und Rüstungswettlaufs. Es handelt sich deutlich um einen Nebenaspekt der großen technologischen Anstrengungen der fünfziger und sechziger Jahre: Der Ausbau der technikhistorischen Forschung spiegelte die wachsende gesellschaftliche Bedeutung von Technologie und Technik wider.

Dabei kam man — vor allem seit Mitte der sechziger Jahre — zu der inzwischen fast trivial gewordenen Einsicht, daß der technische Fortschritt angesichts der wachsenden ökologischen Belastung unserer Umwelt nicht gleichbedeutend mit sozialem Fortschritt ist. Für die Technikgeschichte wandelte sich damit ihr Erkentnisziel: Statt des Nachvollzugs technisch-wirtschaftlicher Prozesse — oft genug eine reine Erfolgsgeschichte der Technik — stand nun die Frage des „Warum" und „Wohin" stärker im Vordergrund. „Technikgeschichtliche Forschung konnte . . . zum Beispiel dazu beitragen, das Verständnis für technische Zwänge einerseits und gesellschaftliche Entscheidungen andererseits zu verbessern oder die Beziehungen zwischen technischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum zu präzisieren; sie konnte mithelfen, den Schein des Automatismus technisch-gesellschaftlicher Entwicklungen zu zerstören, Interessen und Entscheidungsmechanismen bloßzulegen und damit schließlich die Voraussetzungen für gesellschaftlich verantwortliches Handeln in der Gegenwart zu verbessern."

Noch ein weiterer Aspekt machte die Technik-geschichte interessant: die Entwicklungspolitik der industrialisierten Staaten gegenüber den Ländern der Dritten Welt. So fragte Knut Borchardt 1967: „Europas Wirtschaftsgeschichte — ein Modell für Entwicklungsländer?" und er warnte vor einer undifferenzierten Übertragung des europäischen Industrialisierungsmodells auf die sogenannten Entwicklungsländer.

In der Sowjetunion nahm die Geschichte der Naturwissenschaften und Technik von Anfang an im Hinblick auf die Bedeutung der Produktivkräfte im System des historischen Materialismus (menschliche Arbeit, Maschinen, Produktionsorganisation und Wissenschaft) einen wichtigen Platz ein. Doch wurde das 1932 gegründete „Institut für Geschichte der Wissenschaft und Technik" im Zuge der Stalinschen Säuberungen aufgelöst und erst 1953 wieder eingerichtet, so daß die sowjetische Forschung zurückgeworfen wurde. Auch heute steht sie noch unter politisch-weltanschaulicher Bevormundung

Die in der DDR zu verzeichnenden Ansätze scheinen zu stagnieren während die polnische Forschung umfangreiche Ergebnisse vorzuweisen hat

In Frankreich hat die Geschichte der Technik seit langem einen anerkannten Platz innerhalb der Geschichtswissenschaft, vor allen Dingen der Schule der „Annales" Der Mitbegründer der gleichnamigen Zeitschrift, Lucien Febvre, formulierte schon 1935 einen strukturgeschichtlichen Ansatz für die Rolle der Technik in der Geschichte, wobei er jedoch die eigengesetzliche Entwick-Jungdieses Phänomens betont und den Verknüpfungen zur Wirtschaft und Gesellschaft nur eine sekundäre Rolle zuweist

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Stand der nationalen und internationalen Technikgeschichtsforschung bereits weit fortgeschritten ist, daß bislang aber keine einheitliche (oder dominierende) Theorie über Gegenstand und Methodologie dieses Problembereichs entwickelt werden konnte. Stark verkürzt lassen sich vielleicht alle hier kurz skizzierten Standorte in die Aussage zusammenziehen, daß die Technikgeschichte Platz, Wirkungsgrad und Wirkungsart der Technik im Rahmen der Geschichte der menschlichen Gesellschaft bestimmen will. 2. Quellen und Problembereiche der Technik-geschichte

Die Quellenlage des Technikhistorikers entspricht dem spezifischen Gegenstandsbereich: Die schriftlichen Quellen technischen Inhalts, die überkommenen Werkzeuge und Maschinen und nicht zuletzt die technischen Kultur-denkmäler erfordern die Zusammenarbeit mit Technikern und Ingenieuren, weil die Quellen-methodik des Historikers hier nicht ausreicht. Die handschriftlichen Quellen, die in den deutschen Staats-und Werksarchiven aufbewahrt werden, sind erst zum geringen Teil bearbeitet bzw. bekannt Es handelt sich hier u. a. um Patentgesuche bis 1877, danach wurden diese Akten beim Reichs-bzw. Bundespatentamt in Berlin, seit 1950 in München archiviert. Die Werksarchive enthalten oft detaillierte schriftliche Überlieferungen über den Vorgang der Einführung einer technischen Neuerung.

Zu den gedruckten technikgeschichtlichen Quellen zählen u. a. Maschinenbücher des 18. Jahrhunderts technische Zeitschriften des 19. Jahrhunderts technische Fachbücher und Lexika daneben Monographien technischen Inhalts, aber auch Unternehmnerbiographien und vieles mehr.

Aufschlüsse über die Arbeitsorganisation erhalten wir aus zeitgenössischen Bildern, Karten, Zeichnungen und Grubenrissen, deren Informationsgehalt allerdings anhand schriftlicher Quellen überprüft werden sollte, um Fehl-deutungen zu vermeiden bzw. Ungenauigkeiten auszugleichen. Ein Beispiel dafür ist Adolf von Menzels Bild „Eisenwalzwerk", welches mehr einen impressionistischen Ausschnitt aus der Arbeitswelt liefert als genaue Vorstellungen vom Ablauf der Arbeit selbst. Doch gerade, weil dieses Bild einen Eindruck schwer-arbeitender Menschen vermittelt, ist es eine wertvolle Ergänzung zu rein sachlichen Quellen über das Eisenwalzen im 19. Jahrhundert.

In diese Richtung gehen auch die Sachquellen wie Maschinen und Modelle, die in den zahlreichen technischen Museen der Bundesrepublik und des Auslandes gesammelt worden sind. Genannt seien hier nur die beiden bekanntesten, das Deutsche Museum in München und das Bergbaumuseum in Bochum.

In den letzten Jahren hat noch eine neue Gattung von Sachquellen an Bedeutung gewonnen, nämlich die technischen Kulturdenkmäler. Es sind typische Gebäude, Produktionsanlagen und Verkehrsmittel bzw. auch Kommunikationssysteme zumeist aus dem 19. Jahrhundert, welche die Entwicklung industrieller Prozesse veranschaulichen. Mit ihrer wissenschaftlichen Auswertung befaßt sich die neu entstandene Industriearchäologie In einem noch zu schreibenden Handbuch der Technik-geschichte müßten alle diese Quellengattungen systematisch aufgelistet und für die zu-künftige Technikgeschichtsforschüng bereitgestellt weden

Antike und Mittelalter sind recht gut erforscht, und auch die Rolle von Naturwissenschaft und Technik im 16. — 18. Jahrhundert ist schon Gegenstand umfangreicher Untersuchungen gewesen, wobei jedoch in beiden Bereichen noch zahlreiche offene Fragen bestehen.

Der Forschungsschwerpunkt liegt dagegen eindeutig in der Zeit der sogenannten Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Das hat seinen Grund in der Tatsache, daß von diesem Zeitraum an die Technik ein wesentlicher, gesellschaftlich determinierender Faktor geworden ist, der alle Bereiche historischen Geschehens mitbeeinflußt. Diese Forschungspräferenz erscheint sinnvoll, weil die Technikgeschichte den Zustand der gegenwärtigen Welt miterklären kann: Sie zeigt die Gründe für technologische Entwicklungen auf, deren Verläufe und ihre positiven wie negativen Begleiterscheinungen.

Die folgenden thematischen Komplexe im 19. und 20. Jahrhundert gilt es noch näher zu erforschen, wobei angesichts der Vielfalt der Problembereiche und Gegenstände ein Uber-einkommen über die Frage notwendig erscheint, was vorrangig zu behandeln ist 1. Die naturwissenschaftlichen Vorbedingungen für technische Erfindungen Gemeinhin wird angenommen, daß alle technologischen Fortschritte im Bereich der Werkzeuge, Maschinen und Verfahren auf Erkenntnissen der Naturwissenschaft beruhen, daß Technik angewandte Naturwissenschaft sei, eine „Auswertung und Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Befriedigung materieller Lebensbedürfnisse Diese Anschauung hatte zur Folge, daß das Sozialprestige des Technikers eindeutig unter dem des Wissenschaftlers lag

In den letzten nun mehrere Untersuchungen haben gezeigt, daß der technisch-industrielle Fortschritt sich häufig losgelöst vom naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt vollzogen hat, daß aber die Vorstellung vom wissenschaftlich ungebildeten Praktiker, der nur durch Versuche zu technischen Neuerungen kommt, falsch ist. Technologische Kenntnisse wurden durch „wissenschaftliche Gesellschaften" und Zeitschriften verbreitet, und Techniker, Industrielle und Wissenschaftler standen häufig in einem regen Erfahrungsaustausch. Doch von einer bewußten Übernahme naturwissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Technologie kann bis etwa 1850 nur zum Teil die Rede sein; erst das breitere Aufkommen der Elektrotechnik und chemischen Industrie verknüpfte wissenschaftliche Grundlagenforschung und industrielle Anwendüng in immer stärkerem Maße und führte schließlich zur Einrichtung von Forschungslaboratorien als wesentlichem Teil chemischer Industriebetriebe Neue Stoffe und Verfahren wurden nun systematisch gesucht und auf ihre wirtschaftliche Nutzanwendung getestet.

In diesem Bereich von naturwissenschaftlichem Erkentnisfortschritt und industrieller Nutzanwendung bleiben noch zahlreiche Probleme zu lösen. Es fehlt bislang an einer umfassenden Geschichte der chemischen Industrie unter Einbeziehung der chemischen Grundlagenforschung die ihrerseits wieder zahlreiche Impulse durch ökonomisch motivierte Forschung erhielt Auch die -für Be reiche Eisen und Stahl und Elektrotechnik ist die entsprechende Aufarbeitung noch nicht geleistet.

Zu den wissenschaftlichen Vorbedingungen des technologischen Fortschritts gehört untrennbar der Bereich des technischen Ausbildungswesens. Hier ist in einigen aufschlußreichen Studien schon viel Klarheit über dessen Rolle und Bedeutung geschaffen worden 2. Die Einführung neuer Werkzeuge und Verfahren Das in der neueren Technikgeschichtsschreibung vielgebrauchte Schlagwort „Innova-tion" umfaßt ein ganzes Problembündel technischer und wirtschaftlicher Fragen. Der Begriff selbst wird in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen mit ganz unterschiedlichem Inhalt gefüllt gemeinsame Kriterien sind die Neuheit einer Sache und deren allmähliche Durchsetzung. Technische Neuerungen bei Arbeitsgeräten, Maschinen, Produktionsverfahren, im Verkehrswesen usw. müssen u. a. auf folgende Aspekte hin untersucht werden: a) Wie kommt es zu der betreffenden Innovation? Zur Beantwortung dieser Frage gibt es vier wichtige unterschiedliche, im konkreten Fall aber durchaus zusammenhängende Theorien b) Welche Faktoren beeinflussen die Einführung einer technischen Neuerung, bzw. in welchen Phasen geht der Innovationsprozeß vor sich? c) Daran schließt sich die Frage nach der raum-zeitlichen Ausbreitung einer Neuerung an, nach der sogenannten Innovationsdiffusion nach den ökonomischen und technischen, evtl, auch politischen Faktoren, die diesen Prozeß beeinflussen. d) An dieser Stelle kann dann die Bedeutsamkeit einer Innovation im Rahmen des jeweiligen sozio-ökonomischen bzw. technischen Systems bestimmt werden: Handelt es sich um eine Basis-oder Verbesserungsinnovation? Deren jeweiliger ökonomischer Stellenwert ist allerdings damit noch nicht festgelegt. So können Folgeinnovationen wirtschaftlich durchaus wichtiger sein als Basisinnovationen. e) Welche Auswirkungen haben technische Neuerungen im Bereich der Arbeitsorganisation und der Betriebsstruktur? f) Welche Wirkung geht von ihnen auf das wirtschaftliche Wachstum eines Industriesektors aus, bzw. wie hängen Innovationen und gesamtwirtschaftliches Wachstum zusammen? g) Welche sozialen Veränderungen resultieren aus einer neuen Situation im Bereich der Arbeitsorganisation und der wirtschaftlichen Verhältnisse? h) Welche Beziehungen bestehen zwischen Technik und Politik?

Alle diese Fragen münden in einer einzigen: Welche Rolle und Bedeutung kommt dem Stand der Technik innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer Gesellschaft zu?

Die Zahl technikgeschichtlicher Untersuchungen, die nach dem vorstehenden Fragenkatalog angelegt sind, ist z. Z. noch klein

IV. Die Verbindung zwischen Technikgeschichte und Wirtschafts-und Sozialgeschichte

Aus den bisherigen Erörterungen mag deutlich geworden sein, daß die Betrachtung der Technikgeschichte nur in ihrem jeweiligen ökonomischen und sozialen Kontext sinnvoll ist, daß Fragestellungen und Erkenntnisse der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte zur Deutung technikhistorischer Entwicklungen herangezogen werden müssen und daß umgekehrt jene Fachdisziplinen nicht ohne den Beitrag der Technikgeschichte auskommen können.

Da die Wirtschaftswissenschaften sich seit etwa zwei Jahrzehnten bemühen, den technischen Fortschritt als Faktor für das Wirtschaftswachstum exakt zu bestimmen, und da auch die Soziologie den Problembereich Technik als wesentlich erkannt hat (sozialer Wandel, Industriesoziologie u. a.), wäre es nur folgerichtig, wenn auch die Wirtschafts-und Sozialgeschichte die Technik in ihre Fragestellungen einbezieht Doch ist unter den Wirtschaftshistorikern der Stellenwert technischer Erfindungen und Innovationen im Rahmen ökonomischer Entwicklungen noch umstritten weil die Gretchenfrage: Wo liegt der entscheidende Impulsgeber für sozio-ökonomische Entwicklungen? für das 19. Jahrhundert letztlich noch nicht beantwortet werden kann.

Einerseits scheint der Impuls für technische Erfindungen im 19. und 20. Jahrhundert zumeist im wirtschaftlichen Bereich zu liegen. Gewinnerwartung ist vielfach das Hauptmotiv für technologische Aktivitäten. So hat der amerikanische Wirtschaftshistoriker Jacob Schmookler anhand umfangreichen Daten-materials feststellen können, daß die Zahl der Patentanmeldungen steigt, wenn sich der entsprechende Industriesektor in einem Aufwärtstrend befindet: Steigender Waren-Output und eine steigende Gewinnquote ziehen eine steigende Zahl von Erfindungen bzw. Patenten nach sich, weil die technologische Aktivität durch die vorhandene Gewinnerwartung verstärkt wird. Eine weitere Expansion des Industriesektors wird vorausgesetzt.

Andererseits haben grundlegende Erfindungen bzw. Innovationen im Prozeß der quantitativen wie qualitativen Ausbildung eines Industriesektors häufig die Funktion einer Initial-zündung Die wirtschaftliche Expansion ist dann das sekundäre Moment. Folgeerscheinung: Der Erfolg hängt dann von den Markt-gegebenheiten ab. Begleitet wird sie fast immer von einer Reihe von Verbesserungs-oder Sekundärinnovationen, die die Arbeits-bzw. Kapitalproduktivität erhöhen sollen.

Als ein Beispiel für eine wichtige Innovation soll hier die 1856 erstmals in die industrielle Praxis erfolgreich eingeführte Bessemer-Birne zur Stahlherstellung genannt werden. Der steigende Stahlbedarf u. a. für den Eisenbahnbau (den „Schlagadern der Industrialisierung") forcierte das Streben nach einer technischen Neuerung, die das qualitativ wie quantitativ veraltete Puddel-Verfahren ablösen sollte. Dennoch dauerte es eine Reihe von Jahren, bis sich diese Innovation auf breiter Basis durchgesetzt hatte. Die technikgeschichtliche Forschung hat hier nun die Aufgabe, diesen Problemkreis von seiner technisch-(betriebs-) wirtschaftlichen Seite aufzuarbeiten und die Ergebnisse einzuordnen in die bereits bestehenden wirtschaftsgeschichtlichen Erkenntnisse über die „Industrielle Revolution".

Der Aspekt der sozialen Folgen der Technik im 19. Jahrhundert ist schon Gegenstand unübersehbarer Untersuchungen gewesen deshalb sollen hier nur einige Stichworte genannt werden. Die Mechanisierung der Arbeitsplätze wirkt sich auf die Arbeitstätigkeit und Qualifikation der Arbeiter aus; sie ver-langt eine andere Arbeitsdisziplin als in handwerklichen Betrieben

Während im ländlichen Familienbetrieb oder im Handwerk des 18. Jahrhunderts noch eine gewisse persönliche Zeiteinteilung möglich war, diktierte mit dem Aufkommen der mechanisierten Fabrik die Maschine das Arbeitstempo. Regelmäßigkeit und steigende Intensität der Arbeitsanforderungen verlangten von den Fabrikarbeitern eine wesentlich höhere Arbeitsdisziplin. Die erhöhte und in der qualitativen Ausformung ungewohnte physische und auch psychische Belastung führte u. a. zu einem Ansteigen der Trunksucht unter der Industriearbeiterschaft. Jedoch ist der Alkoholismus, der sich im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden sozialen Problem auswächst, nicht nur darauf zurückzuführen, sondern auch auf die menschenunwürdigen Wohnverhältnisse und die allgemein elenden Lebensbedingungen. Der Ausbau industrieller Produktionsstätten verändert die Sozialstruktur der Städte, ja legt eigentlich erst den Grundstein für die Entstehung und Ausbreitung moderner Großstädte: die Urbanisierung geht einher mit der Proletarisierung breiter städtischer Bevölkerungsschichten. Damit verbunden ist zur Zeit der „Industriellen Revolution“ eine breit angelegte Binnenwanderung bzw. Auswanderung. Am Beispiel der Zuwanderung von Tausenden von Arbeitern aus den östlichen Teilen des Deutschen Reiches in das Ruhrgebiet läßt sich erkennen, welche sozialen Probleme dieser Vorgang für die Betroffenen beinhaltete. Wert-und Normvorstellungen sowie Interaktionsformen und Lebensstil einer ländlich orientierten Schicht wurden hier mit der industriellen Lebensform konfrontiert, was zwangsläufig zu Konflikten bzw. Anpassungsschwierigkeiten führen mußte. Den Zuwanderern standen in ihrer neuen Umwelt drei Reaktionsalternativen zur Verfügung: 1. Beibehaltung des eigenen Wertesystems und Lebensstils mit der Gefahr von Konflikten, 2. langsame Anpassung, 3. schnelle bewußte Verinnerlichung der industriellen Lebensform. An diesem Beispiel mag andeutungsweise klar werden, wie die Veränderung der Umwelt durch die Arbeitsorganisation (industrielle Produktionstechnik und wirtschaftliche Organisation) die Lebensverhältnisse der Menschen beeinflußt.

Die daraus entspringende „Sociale Frage" im 19. Jahrhundert verknüpft schließlich die Bereiche Technik, Wirtschaft und Sozialsystem mit dem Bereich Politik: Arbeiterbewegung und Sozialgesetzgebung mögen hier als Hinweise genügen.

V. Technikgeschichte im Geschichtsunterricht

Die Vertreter der westdeutschen Technikgeschichte haben sich bis 1975 noch nicht mit der Stellung ihres Faches im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I und II auseinander-gesetzt, wohl aus der Erkenntnis heraus, daß eine erkenntnistheoretisch wie methodologisch noch unfertige Wissenschaftsdisziplin sich nicht auf den immer noch schwankenden Boden der Geschichtsdidaktik begeben soll.

Auch die Verfasser von Lehrbüchern für den Geschichtsunterricht behandeln die Rolle der Technik im historischen Prozeß recht stiefmütterlich was aber durch die bislang unzureichenden fachwissenschaftlichen Ergeb-nisse und die Bedeutungslosigkeit der Technikgeschichte als Universitätsfach erklärbar ist. Eine Ausnahme unter den Geschichtsbüchern bildet die für die Sekundarstufe I konzipierte „Reise in die Vergangenheit“ von Ebeling /Birkenfeld (Bd. 3, Westermann-Verlag, Braunschweig), wo zum einen der Technik im Prozeß der Industrialisierung eine entscheidende Rolle zugesprochen wird und zum anderen die methodisch-didaktische Konzeption aufgrund des Textes, der Quellen, Abbildungen und Arbeitsaufgaben vorbildlich genannt werden muß.

Von Seiten der Geschichtsdidaktik her wird erst seit kurzem die Bedeutung der Technik im 19. Jahrhundert stärker akzentuiert Die didaktische Legitimation dieses Problemkreises ergibt sich aus folgender Überlegung des Bremer Technikhistorikers Ludwig: „Die Tech-nik hat seit dem 19. Jahrhundert das Leben der Gesellschaft unseres Kulturkreises entscheidend mitgestaltet. Die Fortschritte der Natur-und Ingenieurwissenschaften haben sich ebenso wie deren industrielle Auswertung und die allgemeine Technisierung der Umwelt im Geschichtsverlauf erkennbar ausgewirkt . . . Gewonnene Erkentnisse über die Rolle der Technik in der Geschichte verhelfen aber zu einem Verständnis der Gegenwart und der Aspekte zukünftiger Entwicklung."

Hierbei darf die Aufhellung des geschichtlich Gewordenen unserer heutigen technisierten Umwelt nicht als bloße Erfolgsgeschichte des technischen Fortschritts erscheinen, darf die Technik auch nicht als unveränderbarer Sachzwang dargestellt werden, sondern als von menschlicher Entscheidung abhängig. Gerade unter dem Eindruck der jüngsten technischen Entwicklungen muß die unkritisch gebrauchte Gleichsetzung von technischem und gesellschaftlichem Fortschritt in Frage gestellt werden, wobei andererseits natürlich eine pauschale Negation keineswegs gerechtfertigt wäre.

Ein oberstes Lernziel ließe sich etwa so formulieren: Die Schüler sollen erkennen, daß Technik und Wirtschaft immer stärker historische Prozesse und ihre eigene Gegenwart beeinflussen und daß sie Bereitschaft zur Auseinandersetzung diesen aufbringen mit Faktoren und dazu die nötigen Kenntnisse erwerben müssen. Gleichzeitig ist diese stärkere wirtschafts-, technik-und sozialhistorische Akzentuierung des 19. und 20. Jahrhunderts ein Beitrag zur Korrektur des bislang vermittelten eindimensionalen, weil nahezu ausschließlich an den politischen Ereignissen orientierten Geschichtsbildes bzw. -bewußtseins.

Einige Grobziele technikgeschichtlichen Unterrichts in Verbindung mit wirtschafts-und sozialgeschichtlichen Aspekten seien hier angeführt: 1. Die Schüler sollen die industrielle Gesellschaft der Gegenwart in ihren wichtigen Erscheinungen kennenlernen, um eine eigene Standortbestimmung und kritische Auseinandersetzung zu ermöglichen. 2. Sie sollen dazu befähigt werden, indem sie neben der Gegenwartsanalyse auch die historische Dimension erfassen lernen, ohne die ein fundiertes Verständnis der Gegenwart nicht möglich ist. 3. Sie sollen die Bereitschaft entwickeln, sich mit dem Problem des technischen Fortschritts sachkundig und kritisch auseinanderzusetzen. Dazu ist es notwendig, anhand historischer Beispiele zu erfahren, daß technischer Fortschritt von Menschen mit bestimmten, zumeist wirtschaftlichen Motiven „gemacht" wird. Ebenso lassen sich die sozialen Folgen positiver wie negativer Art von Technik am geschichtlichen Beispiel erklären. 4. Die Schüler sollen erkennen, daß die Lebens-und Arbeitsbedingungen einer industriellen Gesellschaft immer stärker von der Technik diktiert werden, daß ihr eigenes Dasein von ihr beeinflußt wird. Jedoch muß ihnen bewußt gemacht werden, daß die Technik nichts Unveränderbares, ein den Menschen beherrschender Sachzwang ist, sondern im Dienst der menschlichen Bedürfnisse steht und von ihm gelenkt wird. 5. Dem Schüler muß allerdings auch bewußt gemacht werden, daß die gesellschaftlich wünschbaren und möglichen Fortschritte der Technik oft unterbleiben, weil innerhalb des privatkapitalistischen Systems die Anwendung von Technik weitgehend von den Kapitalverwertungsbedingungen, d. h.den Profit-möglichkeiten gesteuert wird.

Es bleibt abschließend nur die Hoffnung auszusprechen, daß in der Geschichtswissenschaft und im Geschichtsunterricht der Rolle von Technik und Wirtschaft vornehmlich für das 19. und 20. Jahrhundert der Platz eingeräumt wird, der sachlich angemessen erscheint. Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung war 1977 der Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte — Sozialgeschichte des Alltags" mit dem Thema: „Arbeitswelt und Technik im Wandel", der, getragen von der Kurt-A. -Körber-Stiftung Hamburg, um den Preis des Bundespräsidenten ging. Hier heißt es zur Begründung der Wichtigkeit des Themas: „Eine Betrachtung von Arbeitswelt und Technik in der Vergangenheit zeigt Unterschiede und Parallelen zu unserer heutigen Lebensweise. Indem man die Voraussetzungen, Bedingungen und Entwicklungen des Alltags-lebens untersucht, wird das Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Verhaltens in der Gesellschaft gefördert."

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hans-Ulrich Wehler, Geschichte als Historische Sozjalwissenschaft, Frankfurt 1973; Reinhard Rürup (Hrsg.), Historische Sozialwissenschaft — Beiträge zur Einführung in die Forschungspraxis, Göttingen 1977; W. Schulze, Soziologie und Geschichtswissenschaft. Einführung in die Probleme der Kooperation beider Wissenschaften, München 1974.

  2. Ulrich Troitzsch, Zu den Anfängen der deutschen Technikgeschichtsschreibung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, in: Technikgeschichte 40, 1973, S. 33— 57.

  3. Zu Beckmann vgl. Albrecht Timm, Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 31 ff.; Ulrich Troitzsch, Ansätze technologischen Denkens bei den Kameralisten des 17. und 18. Jahrhunderts, Berlin 1966; ADB II, S. 238: unvollständige Biographie.

  4. Johann Beckmann, Beyträge zur Geschichte der Erfindungen, Bd. 1— 5, Leipzig 1780— 1805.

  5. Zu Schlözer vgl. F. Fürst, August Ludwig von Schlözer — Ein deutscher Aufklärer im 18. Jahrhundert, 1928; ADB 31, S. 567; Beutin/Kellenbenz, Grundlagen des Studiums der Wirtschaftsgeschichte, Köln/Wien 1973, S. 145; Bernd Warlich, August Ludwig von Schlözer 1735— 1809 zwischen Reform und Revolution. Ein Beitrag zur Pathogenese frühliberalen Staatsdenkens im späten 18. Jhdt., Erlangen/Nürnberg 1972.

  6. Ulrich Troitzsch, Die historische Funktion der Technik aus der Sicht der Geschichtswissenschaften, in: Technikgeschichte 43, 1976, S. 93.

  7. J. H. M. von Poppe, Geschichte der Technologie seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des 18. Jhdts., 3 Bde., Göttingen 1807/1810. Zu Poppe vgl. die Einleitung von W. Treue u. A. Timm zu J. H. M. von Poppe, Geschichte aller Erfindungen und Entdeckungen im Bereiche der Gewerbe . . ., Hildesheim 1971 (Frankfurt 1847).

  8. Karl Karmarsch, Geschichte der Technologie seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, München 1872. Zu Karmarsch vgl. Albrecht Timm, Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 59 f.; Friedrich Klemm, Technik. Eine Geschichte ihrer Probleme, Freiburg/München 1954, S. 439 (dort weitere Literaturangaben. Die Biographie in der ADB, 15, 400 ist veraltet).

  9. Moderne Technikgeschichte, hrsg. von Karin Hausen und Reinhard Rürup, Köln 1975, S. 11 ff.; Troitzsch, a. a. O. (Anmerk. 6), S. 94; Friedrich Klemm, Der Ertrag der naturwissenschafts-und technikgeschichtlichen Forschung für die Wissenschaften im allgemeinen, in: Technikgeschichte. Voraussetzung für Forschung und Planung in der Industriegesellschaft, Düsseldorf 1972, S. 46 f. (DTVSchriften Nr. 2).

  10. Conrad Matschoß, Die Entwicklung der Dampfmaschine. Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomotive, 2 Bde, Berlin 1908; Ludwig Beck, Die Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung, 5 Bde, Braunschweig 1884- 1905; Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaus, Berlin 1899 (ND Hildesheim 1969); Conrad Matschoß, Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau, Berlin 1919; Ludwig Darmstädter, Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und Technik, Berlin 1908; Franz Maria Feldhaus, Die Technik der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker, Leipzig 1914 (ND München 1965).

  11. Im Auftrag des „Vereins Deutscher Ingenieure" wurde seit 1909 die Zeitschrift „Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie" herausgegeben, ab Jg. 22, 1932, bis Jg. 30, 1940, führte sie den Namen „Technikgeschichte", seit 1965 (Jg. 33) erscheint sie wieder unter gleichem Namen. Das „Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und Technik" erschien ebenfalls 1909 erstmals, 1931 stellte die Zeitschrift das Erscheinen ein. Die „Geschichtsblätter für Technik, Industrie und Gewerbe" (1914- 1927) und die „Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik" (1902- 1942) befassen sich ebenfalls in mehreren Aufsätzen mit technikgeschichtlichen Problemen.

  12. Zu Matschoß vgl. Wilhelm Treue, Conrad Matschoß. 100 Jahre, in: Technikgeschichte 38, 1971, S. 87- 92; Friedrich Haßler, Conrad Matschoß'Weg zur Technikgeschichte, in: Sudhoffs Archiv 42, 1958, S. 16- 26.

  13. Conrad Matschoß, Literaturbericht zur Geschichte der Technik, in: Archiv für Kulturgeschichte 11, 1914, S. 495.

  14. Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 23: Das Kapital Bd. 1, Berlin (Ost) 1969 (= MEW 23), S. 393.

  15. Dazu sehr anschaulich Marx, Das Kapital 1, Kap. 13: Maschinerie und große Industrie (vgl. Anm. 14); ergänzend dazu: Sozialismus — Technik — Fachliteratur. Sammelband zu einigen Problemen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Technik und der technischen Fachliteratur in den Arbeiten von Marx, Engels und Lenin, Leipzig 1974. Darin: A. A. Kusin, Karl Marx und Probleme der Technik (russ. Moskau 1968), Leipzig 1970, S. 11 ff.

  16. Arno Holz, Buch der Zeit (1886), in: Werke, Bd. 5, Berlin 1925 S. 21— 28; zuerst erschienen Zürich 1886.

  17. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd. 2, München 1972, S. 1183 ff.: „...die Wirtschaftswelt der Maschinenindustrie. Sie zwingt den Unternehmer wie den Fabrikarbeiter zum Ge-horsam. Beide sind Sklaven, nicht Herren der Ma-schine, die ihre teuflische geheime Macht erst jetzt entfaltet." (1191) Wenige Zeilen später spricht er vom „Satanismus der Maschine". Vgl. auch ders., Der Mensch und die Technik. Beitrag zu einer Phi-losophie des Lebens, München 1971, S. 42 ff., bes. S. 54: „Die Mechanisierung der Welt ist in ein Stadium gefährlichster Überspannung getreten."

  18. Martin Schwonke, Vom Staatsroman zur Science Fiction. Eine Untersuchung über Geschichte und Funktion der naturwissenschaftlich-technischen Utopie, Stuttgart 1957, S. 32 ff.

  19. Martin Schwonke, Vom Staatsroman zur Science Fiction. Eine Untersuchung über Geschichte und Funktion der naturwissenschaftlich-technischen Utopie, Stuttgart 1957, S. 32 ff.

  20. Alfred Heggen, Die „ars volandi" in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Technikgeschichte 42, 1975, S. 327- 337.

  21. Gert Hortleder, Das Gesellschaftsbild des Ingenieurs. Zum politischen Verhalten der Technischen Intelligenz in Deutschland, Frankfurt/M. 1970, S. 83; Troitzsch, Zu den Anfängen der deutschen Technik-geschichtsschreibung, a. a. O., S. 94.

  22. Max Maria Freiherr von Weber, Die Stellung der deutschen Techniker im staatlichen und sozialen Leben, in: Populäre Erörterungen von Eisenbahn-Zeitfragen, Kap. VI, Wien — Pest — Leipzig 1877, S. 5: „Es giebt wie in der bürgerlichen Gesellschaft so auch im Völkerleben Emporkömmlinge. Dort sind es Individuen, hier Berufsclassen. Dort wie hier, sind jene wie diese nicht wohl angesehen, oft werden sie gefürchtet, überall erlangen sie schwer und langsam Geltung und Ebenbürtigkeit. Ein solcher Emporkömmling ... ist die Berufsclasse der Techniker. Die uralten Stände . .. wissen sie nicht recht in ihre Reihen einzurangieren, die Facultäts-Wissenschaften betrachten sie als Eindringling, den Regierungen ist sie ein unbequemes Neu-Element im Staatsmechanismus. Alle nennen sie, im Herzen wenigstens, ein notwendiges Übel."

  23. Hortleder 1970, S. 84 f.

  24. Rürup/Hausen 1975, S. 12 f.

  25. George G. Iggers, Deutsche Geschichtswissenschaft, München 1971, S. 256 ff.; Troitzsch in TG 43, 1976, S. 94; Hans-Josef Steinberg, Karl Lamprecht, in: Deutsche Historiker, Bd. 1, hrsg. von Hans-Ulrieh Wehler, Göttingen 1971, S. 58 ff.; E. Kehr, Neuere deutsche Geschichtsschreibung, in: Der Primat der Innenpolitik. Gesammelte Aufsätze zur preußisch-deutschen Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Berlin 1970-.

  26. Franz Schnabel, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Bd. 3: Erfahrungswissenschaften und Technik, Freiburg 1934. Die Einbeziehung von Wirtschaft, Wissenschaft und „Kultur" in den Geschichtsunterricht fordert schon Fritz Friedrich, Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen, Leipzig—Berlin 1915, S. 7.

  27. Dieser schöne Ausdruck stammt von Eike Hennig, Thesen zur deutschen Sozial-und Wirtschaftsgeschichte 1933 bis 1938, Frankfurt/M. 1973, S. 7.

  28. Rürup/Hausen (Anm. 9), S. 20.

  29. Troitzsch 1976, S. 99 (Anm. 5); C. P. Snow, Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz, Stuttgart 1967. Vgl. auch Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse, in: ders., Technik und Wissenschaft als „Ideologie", Frankfurt 19747, S. 157.

  30. Rürup/Hausen, a. a. O., S. 14.

  31. George H. Daniels, Hauptfragen der amerikanischen Technikgeschichte, in: Rürup/Hausen, a. a. O., S. 46— 65, zit. S. 46 f.

  32. Eine klare begriffliche Definition des Wortes „Technik" ist sehr schwierig. Vgl. Reinhard Rürup, Die Geschichtswissenschaft und die moderne Technik. Bemerkungen zur Entwicklung und Problematik der technikgeschichtlichen Forschung, in: Aus Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft. Festschrift für Hans Herzfeld zum 80. Geburtstag,

  33. Troitzsch, a. a. O. (Anm. 5). Vgl. auch die verschiedenen Beiträge in Technikgeschichte 43/1976 über die historische Funktion und Bedeutung der Technik aus der Sicht verschiedener Wissenschaftsdisziplinen.

  34. Wilhelm Treue, Technikgeschichte und Technik in der Geschichte, in: Technikgeschichte 32, 1965, S. 3— 18.

  35. Eine kurze Auswahl: Karl-Heinz Ludwig, Technikgeschichte als Beitrag zur Strukturgeschichte, in: Technikgeschichte 33, 1966, S. 182— 196; Kurt Borchardt, Technikgeschichte im Lichte der Wirtschaftsgeschichte, in: Technikgeschichte 34, 1967, S. 1— 13; Albrecht Timm, Geschichte der Technik und Technologie — Grundsätzliches vom Standort des Historikers, in: Technikgeschichte 35, 1968, S. 1— 13; sachlich ergänzungsbedürftig der Versuch von Albrecht Timm, Einführung in die Technikgeschichte, Berlin—New York 1972; vgl. dazu die Rezension von Seubert/Kipp, Zum Elend der bürgerlichen Technikgeschichte, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 18, 1973, S. 159 ff., und Rürup/Hausen, S. 30 (Anm. 9). Eine Zusammenfassung bieten Ulrich Troitzsch und Wolf-hart Weber, Methodologische Überlegungen für eine künftige Technikhistorie, in: Wilhelm Treue (Hrsg.), Deutsche Technikgeschichte. Vorträge vom 31. Historikertag 1976, Göttingen 1977, S. 99— 122.

  36. Werner Rammert, Technik, Technologie und technische Intelligenz in Geschichte und Gesellschaft. Eine Dokumentation und Evaluation historischer, soziologischer und ökonomischer Forschung zur Begründung einer sozialwissenschaftlichen Technikforschung, Bielefeld 1975 (= Wissenschaftsforschung Report No. 3). Die Rezension von Wolf-hart Weber in Technikgeschichte 43, 1976, S. 65, wird der Arbeit von Rammert nicht in allen Punkten gerecht.

  37. Vgl. insbesondere Technikgeschichte 42, 1975, und 43, 1976 und den Literaturbericht von Albrecht Timm in: GWU 26, 1976, S. 782— 786.

  38. Rammert, a. a. O., S. 29 ff.

  39. Alfred Heggen, Technikgeschichtliche Quellen im Zentralen Staatsarchiv Merseburg, in: Technik-geschichte 41, 1974, S. 245— 248; Heinrich Wald-mann, Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe. Ein Beitrag zu seiner Geschichte und ein Überblick über die in den Akten des Ministeriums vorhandenen Materialien zur Wirtschafts-, Technik-und Sozialgeschichte, in: Archivmitteilungen 1955, H. 2, S. 2— 7.

  40. Zum folgenden Rürup/Hausen, a. a. O., S. 16 ff.

  41. Ebenda, S. 17.

  42. Knut Borchardt, Euopas Wirtschaftsgeschichte — ein Modell für Entwicklungsländer?, in: Braun/Fischer, Gesellschaft in der industriellen Revolution, Köln 1973, S. 343 ff.

  43. Vgl. das Vorwort zu: Sozialismus — Technik —• Fachliteratur. Sammelband zu einigen Problemen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Technik und der technischen Fachliteratur in den Arbeiten von Marx, Engels und Lenin, hrsg. von S. W. Schuchardin und E. Walter, Leipzig 1974. Zur Geschichte der Technikgeschichtsforschung in der Sowjetunion vgl.: N. A. Figurowski, 40 Jahre Geschichte der Naturwissenschaft und der Technik in der UdSSR, in: ders., Sowjetische Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaft, Berlin (Ost) 1960, S. 1— 17.

  44. Der 1957 gegründete „Arbeitskreis Geschichte der Produktivkräfte" veröffentlichte 1969 als erstes umfangreiches Werk: Die Produktivkräfte in der Geschichte, Bd. 1, hrsg. von Wolfgang Jonas, Valentine Linsbauer und Helga Marx, Berlin (Ost) 1969. Der 2. Bd. ist bislang noch nicht erschienen, obwohl er angeblich längst fertiggestellt ist. Vgl. auch Wolfgang Jonas im Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1960, I, S. 165 ff., und Rürup/Hausen, a. a. O., S. 23, Anm. 18 und S. 29, Anm. 6. — Als neueste Arbeit aus der DDR: B. Brentjes, S. Richter und R. Sonnemann, Geschichte der Technik, Köln 1978.

  45. Rürup/Hausen, a. a. O., S. 15; Kwartalnik Historii Nauki i Techniki, Warschau 1956 ff.

  46. Volker Rittner, Ein Versuch systematischer Aneignung von Geschichte: Die „Schule der Annales", in: Ansichten einer künftigen Geschichtswissenschaft 1, hrsg. von Immanuel Geiss und Reiner Tamchina, München 1974, S. 153— 172.

  47. Maurice Daumas, Technikgeschichte: ihr Gegenstand, ihre Grenzen, ihre Methoden, in: Rürup /Hausen, a. a. O., S. 31— 45, bes. S. 31 u. 41.

  48. Alfred Heggen, Technikgeschichtliche Quellen im Zentralen Staatsarchiv Merseburg, in: Technik-geschichte 41, 1974, S. 245— 248. Auf folgende Werksarchive sei ausdrücklich verwiesen: August Thyssen-Hütte Werksarchiv Duisburg, Werksarchiv des Bochumer Vereins, heute Fried. Krupp, Henkel-Werksarchiv, Siemens-Werksarchiv. Das Bergbau-Archiv beim Bergbaumuseum Bochum bewahrt zahlreiche Firmenakten.

  49. Ulrich Troitzsch, Zum Stande der Forschung über Jacob Leupold (1674— 1727), in: Technikgeschichte 42, 1975, S. 263— 286. Eine Auswahl bei Erwin Rupp, Mechanismen des 18. Jahrhunderts, Heidelberg 1970.

  50. Ulrich Troitzsch, Zur Entwicklung der (poly-) technischen Zeitschriften in Deutschland 1820 bis 1850, in: Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. •Wilhelm Treue zum 60. Geburtstag, München 1969.

  51. Eine gute Zusammenstellung bei Friedrich Klemm, Technik. Eine Geschichte ihrer Probleme, Freiburg/München 1954.

  52. Vgl. die verschiedenen Jahrgänge der Zeitschrift „Tradition" 1956 ff.

  53. Akos Paulinyi, Industriearchäologie: Neue Aspekte der Wirtschafts-und Technikgeschichte, Dortmund 1975 (= Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte 19); Rainer Slotta, Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Bochum 1975; R. A. Buchanan (Ed.), The Theory and Practise of Industrial Archaeology, Bath 1968; K. Hudson, A Guide to the Industrial Archaeology of Europe, Bath 1971.

  54. Ein Beispiel für eine unklare Darstellung technikgeschichtlicher Quellen ist Albrecht Timm, Einführung in die Technikgeschichte, Berlin/New York 1972, S. 10— 29. Der Leser erhält hier viele Einzelinformationen ohne einen durchgehenden gedanklichen Zusammenhang. Unklar bleibt z. B., was Timm mit „linguistischen" Quellen meint (S. 13), offensichtlich hat er den Begriff von E. Eckermann/H. Mohr, Einführung in das Studium der Geschichte, Berlin (Ost) 1966, aus dem Inhaltsverzeichnis übernommen.

  55. H. Diels, Antike Technik, Leipzig 19243; Spenglers Verdikt über Diels — „ein umfangreiches Nichts" (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd. 2, München 1972, S. 1186), kann den sachlichen Gehalt des Werkes nicht schmälern. Vgl. ebenso: A. Rehm, Zur Rolle der Technik in der griechisch-römischen Antike, in: Archiv für Kulturgeschichte 28, 1938, S. 135 ff.; F. M. Feldhaus, Die Technik der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker, München 19652; R. I. Forbes, Studies in ancient technology, 11 Bde., Leiden 1955 ff.; L. Sprague de Camp, Ingenieure der Antike, Düsseldorf 1964; F. Kretzschmer, Bilddokumente römischer Technik, Düsseldorf 19642; F. Kiechle, Sklavenarbeit und technischer Fortschritt im Römischen Reich, Wiesbaden 1969; Friedrich Freise, Geschichte der Bergbau-und Hüttentechnik, Bd. 1: Das Altertum, Berlin 1908.

  56. Lynn White jr., Die mittelalterliche Technik und der Wandel der Gesellschaft, München 1968; C. von Klinckowstroem, Knaurs Geschichte der Technik, München 1959; Albrecht Timm, Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964.

  57. George H. Daniels, Hauptfragen der amerikanischen Technikgeschichte, in: Rürup/Hausen, Moderne Technikgeschichte, Köln 1975, S. 46 ff., weist auf diese Aufgabe hin und bietet als Lösung den schon häufiger genannten Gedanken an, das auch die Technikgeschichte zum Verständnis des Wie und Warum des Funktionierens einer Gesellschaft beitragen soll.

  58. Rürup/Hausen, a. a. O., S. 68.

  59. Gert Hortleder, Das Gesellschaftsbild des Ingenieurs. Zum Politischen Verhalten der Technischen Intelligenz in Deutschland, Frankfurt 1970, S. 83 ff. u. a.

  60. Peter Mathias, Wer entfesselte Prometheus? Naturwissenschaft und technischer Wandel von 1600 bis 1800, in: Rürup/Hausen, a. a. O., S. 73 ff; Hans-Joachim Braun, Technologische Beziehungen zwischen Deutschland und England von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Düsseldorf 1974. Vgl. dazu die Rez. von H. J. Teuteberg, in: Journal of the Royal Society Dec. 1975, S. 38/34; W. Kroker, Wege zurVerbreitung technologischer Kenntnisse zwischen England und Deutschland in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Berlin 1971; C. S. Smith, Technology and Science. Notes on their historical Interactions, in: Technology and Culture 11, 1970, S. 493— 549.

  61. John J. Beer, Die Teerfarbenindustrie und die Anfänge des industriellen Forschungslaboratoriums, in: Rürup/Hausen, a. a. O., S. 106 ff.

  62. Für Deutschland fehlt bislang eine vergleichbare Studie, wie sie bereits für die USA vorliegt: W. Haynes, American Chemical Industry, 6 Bde, New York 1945- 1954. Unzureichend ist die populärwissenschaftliche Darstellung von Ernst Bäumler, Ein Jahrhundert Chemie, Düsseldorf-Wien 1963. Recht aufschlußreiche Quellen bilden die „Dokumente aus Höchster Archiven - Beiträge zur Geschichte der Chemie", hrsg. von H. W. Flemming (Farbwerke Hoechst AG). Zahlreiche Einzel-studien bei W. Treue, in: Handbuch der deutschen Geschichte 3, S. 484/85.

  63. L. F. Haber, The Chemical Industry during the Nineteenth Century. A Study of the Economic Aspect of Applied Chemistry in Europe and North America, Oxford 19692.

  64. H. Blankertz, Bildung im Zeitalter der großen Industrie. Pädagogik, Schule und Berufsausbildung im 19. Jahrhundert, Hannover 1969; A. Lipsmeier, Technik und Schule. Die Ausformung . . ., Wiesbaden 1971; K. H. Manegold, Universität, Hochschule und Industrie, Berlin 1970; P. Lundgreen, Bildung und Wirtschaftswachstum im Industrialisierungsprozeß des 19. Jahrhunderts, Berlin 1973.

  65. Frank R. Pfetsch (Hrsg.), Innovationsforschung als multidisziplinäre Aufgabe, Göttingen 1975; darin S. 9— 24: Zum Stand der Innovationsforschung.

  66. Z. B. G. Wehle, Innovation — Modewort oder erziehungswissenschaftlicher Begriff, in: Westermanns Pädagogische Beiträge 26, 1974, S. 123 ff.

  67. H. G. Barnett, Innovation — The Basis of Cul-tural Change, New York/Toronto/London 1953.

  68. G. Mensch, Das technologische Patt. Innovationen überwinden die Depression, Frankfurt/M. 1975. Vgl. die Rez. von K. G. Tempel, in: Das Parlament 1976, Nr. 5.

  69. T. Hägerstrand; Innovation Diffusion as a Spatial Process, Chicago/London 1967.

  70. G. Hardach, Technik und Industriearbeit. Zur Sozialgeschichte der französischen Hüttenarbeiter in der Industriellen Revolution, in: Rürup/Hausen, a. a. O„ S. 249 ff.; J. Kocka, Von der Manufaktur zur Fabrik. Technik und Werkstattverhältnisse bei Siemens 1847— 1873, in: dies., a. a. O„ S. 267 ff.

  71. Vgl. das ausführliche Literaturverzeichnis bei Rürup/Hausen, a. a. O., S. 397— 400.

  72. O. Neuloh, Sozialer Wandel und Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Versuch eines Ordnungsschemas, in: Rüegg/Neuloh, Zur soziologischen Theorie und Analyse des 19. Jahrhunderts, Göttingen 1971, S. 65— 80; Literaturverzeichnis bei Rürup/Hausen, a. a. O., S. 400 f.

  73. Z. B. K. -H. Ludwig, Techniker und Ingenieure im 3. Reich, Düsseldorf 1974.

  74. Neuere Beispiele: U. Troitzsch, Untersuchungen zum Innovationsproblem in der Eisenbahnindustrie des Ruhrgebiets zwischen 1850 und 1870, Habil. -Schrift, Bochum 1972 (Ms.); daraus ders.: Die Einführung des Bessemer-Verfahrens in Preußen — ein Innovationsprozeß in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, in: Pfetsch, a. a. O. (Anm. 65), S. 209 bis 240. W. Weber, Innovationen im frühindustriellen deutschen Bergbau und Hüttenwesen. Friedrich Anton von Heynitz, Göttingen 1976.

  75. Rürup/Hausen, a. a. O., S. 17.

  76. Karl Hardach, Wirtschaftsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, Göttingen 1976, vertritt in seinem Buch die These, daß wesentlich politische bzw. wirtschaftspolitische Entscheidungen das ökonomische Geschehen geprägt haben (S. 7): „Von der materialistischen Geschichtsauffassung trennt sie (die Wirtschaftsgeschichte) nicht nur die Abneigung gegen jede intellektuelle Monokultur, sondern vor allem die Überzeugung, daß nicht die Wirtschaft, sondern die Politik das Schicksal bestimmt. Der wirtschaftliche Apparat hat einen weitgehend instrumentalen Charakter und kann vielen Herren zu Diensten sein." — Hardach vergißt aber m. E., daß erst die Technik Grundlagen des Wirtschaftens bereitstellt und daß zudem sich die ökonomischen Interessen politischen Einfluß schaffen.

  77. Jacob Schmookler, Ökonomische Ursachen der Erfindungstätigkeit, in: Rürup/Hausen, a. a. O., S. 136— 157.

  78. Ludwig Bress, Das Verhältnis von Wirtschaft und Technik aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften, in: Technikgeschichte 43, 1976, S. 149: Hier referiert Bress kurzgefaßt die Schumpetersche Konjunkturtheorie, welche die „langen Wellen" (Kondratieff-Zyklen) als Technologieschübe begreift. Vgl. dazu auch Mensch, a. a. O. (Anm. 68).

  79. H. -U. Wehler, Bibliographie zur modernen deutschen Sozialgeschichte, Göttingen 1976.

  80. K. Marx, Das Kapital, Bd. 1, 13. Kap.: Maschinerie und große Industrie (MEW 23), Berlin (Ost) 1969.

  81. Alfred Heggen, Technikgeschichte und Geschichtsunterricht, in: GWU 26, 1975, S. 752 ff., und ders., Sozial-, Wirtschafts-und Technikgeschichte im Gemeinschaftskundeunterricht der reformierten Oberstufe — ein Kursmodell, in: Technikgeschichte 45, 1978, S. 321— 335.

  82. Horst Silbermann, Die Industrielle Revolution. Ein Unterrichtsmodell für die Sekundarstufe II, Würzburg 1976; Hans Pfahlmann, Die Industrielle Revolution. Soziale Probleme der Industriegesell-

  83. Ludwig (Anm. 82), S. 1 u. 4.

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Alfred Heggen, Dr. phil., geb. 1949; Studium der Fächer Geschichte, Germanistik, Pädagogik und Philosophie an der Ruhruniversität Bochum; seit 1974 im höheren Schuldienst an der Holstenschule Neumünster. Veröffentlichungen u. a.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen 1793 bis 1877, Göttingen 1975, zgl. Diss. Bochum 1974; Technikgeschichte und Geschichtsunterricht, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 26, 1975, S. 749— 770; Zur parlamentarischen Vorgeschichte des Reichspatentgesetzes von 1877, in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht 1977, Sonderheft Juni: Ein Jahrhundert gewerblicher Rechtsschutz; Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, Paderborn 1978 (= Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte Bd. 17); Wirtschafts-, Sozial-und Technikgeschichte im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II — Ein Kursmodell, in: Technikgeschichte 45, 1978, S. 321— 335.